Wolfram von Eschenbach Lieder Karl Lachmann, ed. 6th edition. Berlin: Walter de Gruyter & Co. 1200 WolLied3 Den morgenblic bî wahters sange erkôs ein froue, dâ si tougen an ir werden friundes arme lac; dâ von si . . . . freuden vil verlôs. des muosen liehtiu ougen aver nazzen. si sprach "ôwê tac, wilde und zam daz frewet sich dîn und siht dich gerne, wan ich ein. wie sol iz mir ergên! nu enmac niht langer hie bî mir bestên mîn vriunt: den jaget von mir dîn schîn." Der tac mit kraft al durh diu venster dranc. vil slôze si besluzzen: daz half niht: des wart in sorge kunt. diu friundîn den vriunt vast an sich dwanc: ir ougen diu beguzzen ir beider wangel. sus sprach zim ir munt. "zwei herze und einen lîp hân wir gar ungescheiden: unser triwe mit ein ander vert. der grôzen liebe der bin ich vil gar verhert, wan sô du kumest und ich zuo dir." Der trûric man nam urloup balde alsus. ir liehten vel diu slehten kômen nâher. sus der tac erschein weindiu ougen, s&u;ezer frouen kus. WolLied4 sus kunden si dô vlehten ir munde, ir br&u;ste, ir arm, ir blankiu bein: swelh schiltaer entwurfe daz geselleclîche als si lâgn, des waere ouch dem genuoc. ir beider liebe doch vil sorgen truoc. si phlâgen minne ân allen haz. "Sîne klâwen durh die wolken sint geslagen, er stîget ûf mit grôzer kraft, ich sih in grâwen t&a;gelîch als er wil tagen, den tac, der im geselleschaft erwenden wil, dem werden man, den ich mit sorgen în verliez. ich bringe in hinnen, ob ich kan. sîn vil manegiu tugent michz leisten hiez." "Wahtaer, du singest daz mir manege freude nimt unde mêret mîne klage. maer du bringest, der mich leider niht gezimt, immer morgens gegen dem tage. diu solt du mir verswîgen gar. daz biut ich den triwen dîn: des lôn ich dir als ich getar. sô belîbet hie der selle mîn." "Er muoz et hinnen balde und âne sûmen sich: nu gib im urloup, s&u;ezez wîp. lâze in minnen her nâch sô verholne dich, daz er behalte êr und den lîp. er gab sich mîner triwe alsô, daz ih in braehte ouch wider dan. ez ist nu tac: naht was ez dô mit druck an brust dîn kus mirn an gewan." "Swaz dir gevalle, wahtaer, sinc, und lâ den hie, der minne brâht und minne enphienc. von dînem schalle ist er und ich erschrocken ie: WolLied5 sô ninder morgenstern ûf gienc ûf in, der her nâch minne ist komen, noch ninder lûhte tages lieht, du hâst in dicke mir benomen von blanken armen, und ûz herzen nieht." Von den blicken, die der tac tet durh diu glas, und dô der wahtaer warnen sanc, si muose erschricken durch den der dâ bî ir was. ir br&u;stelîn an brust si dwanc. der rîter ellens niht vergaz (des wold in wenden wahters dôn): urloup nâh un nâher baz mit kusse und anders gab in minne lôn. Ein wîp mac wol erlouben mir daz ich ir neme mit triuwen war. ich ger (mir wart ouch nie diu gir verhabet) mîn ougen swingen dar. wie bin ich sus iuwelnslaht? si siht mîn herze in vinster naht. Si treit den helfelîchen gruoz, der mich an vr&o;iden rîchen mac, dar ûf ich iemer dienen muoz. vil lîhte erschînet noch der tac daz man mir muoz vr&o;iden jehen. noch groezer wunder is geschehen. Seht waz ein storch den saeten schade: noch minre schaden hânt mîn diu wîp. ir haz ich ungern ûf mich lade. diu nu den schuldenhaften lîp gegen mir treit, daz lâze ich sîn: ich wil nu pflegen der z&u;hte min. Der helden minne ir klage du sunge ie gegen dem tage, daz sûre nâch dem s&u;ezen. swer minne und wîplich gr&u;ezen alsô enpfienc daz si sich muosen scheiden, swaz du dô riete in beiden, dô ûf gienc der morgensterne, wahtaer, swîc, dâ von niht gerne sienc. WolLied6 Swer pfliget odr ie gepflac daz er bî liebe lac den merkern unverborgen, der darf niht durch den morgen dannen streben, er mac des tages erbeiten: man darf in niht ûz leiten ûf sîn leben. ein offen s&u;eze wirtes wîp kan s&o;lhe minne geben. "Von der zinnen wil ich gên, in tagewîse sanc verbern. die sich minnen tougenlîche, und obe si prîse ir minne wern, so gedenken sêre an sîne lêre, dem lîp und êre ergeben sîn. der mich des baete, dêswâr ich taete im guote raete und helfe schîn. ritter, wache, h&u;ete dîn. Niht verkrenken wil ich aller wahtaer triuwe an werden man. niht gedenken solt du, vrowe, an scheidens riuwe ûf k&u;nfte wân. ez waere unwaege, swer minne pflaege, daz ûf im laege meldes last. ein sumer bringet daz mîn munt singet: durch wolken dringet ein tagender glast. h&u;et dîn, wache, s&u;ezer gast." Er muos et dannen, der si klagen ungerne hôrte. dô sprach sîn munt "allen mannen trûren nie sô gar zerstôrte WolLied7 ir vr&o;iden funt." swie balde ez tagte, der unverzagte an ir bejagte daz sorge in flôch: unvr&o;medez rucken, gar heinlîch smucken, ir br&u;stel drucken und mêr dannoch urloup gap, des prîs was hôch. Ursprinc bluomen, loup ûz dringen, und der luft des meigen urbort vogel ir alten dôn: etswenn ich kan niuwez singen. sô der rîfe ligt, guot wîp, noch allez ân dîn lôn. die waltsinger und ir sanc nâch halben sumers teile in niemens ôre enklanc. Der bliclîchen bluomen glesten sol des touwes anehanc erliutern, swâ si sint: vogel die hellen und die besten, al des meigen zît si wegent mit gesange ir kint. dô slief niht diu nahtegal: nu wache abr ich und singe ûf berge und in dem tal. Mîn sanc wil genâde suochen an dich, g&u;etlich wîp: nu hilf, sît helfe ist worden nôt. dîn lôn dienstes sol geruochen, daz ich iemer biute und biute unz an mînen tôt. lâz mich von dir nemen den trôst daz ich ûz mînen langen klagen werde erlôst. Guot wîp, mac mîn dienst ervinden, ob dîn helfelîch gebot mich fr&o;iden welle wern, daz mîn trûren m&u;eze swinden und ein liebez ende an dir bejagen mîn langez gern? dîn g&u;etlîch gelâz mich twanc daz ich dir beide singe al kurz od wiltu lanc. Werdez wîp, dîn s&u;eziu g&u;ete und dîn minneclîcher zorn hât mir vil fr&o;ide erwert. maht du troesten mîn gem&u;ete? wan ein helfelîchez wort von dir mich sanfte ernert. mache wendic mir mîn klagen, sô daz ich werde grôz gemuot bî mînen tagen. Ez ist nu tac. - daz ich wol mac - mit wârheit jehen, ich wil niht langer sîn. diu vinster naht - hât uns nu brâht - ze leide mir den morgenlîchen schîn." WolLied8 "sol er von mir scheiden nuo, mîn friunt, diu sorge ist mir ze vruo: ich weiz vil wol, daz ist ouch ime, den ich in mînen ougen gerne burge, m&o;hte ich in alsô behalten. mîn kumber wil sich breiten. ôwê des, wie kumt ers hin? der hôhste fride m&u;ez in noch wider an mînen arm geleiten." Daz guote wîp - ir vriundes lîp - vast umbevienc: der was entslâfen dô. dô daz geschah - daz er ersach - den grâwen tac, dô muose er sîn unfrô. an sîne br&u;ste dructe er sie, und sprach "jâne erkande ich nie kein trûric scheiden alsô snel. uns ist diu naht von hinnen alze balde: wer hât si sô kurz gemezzen? der tac wil niht erwinden. hât diu minne an saelden teil, diu helfe mir daz ich dich noch mit vr&o;iden m&u;eze vinden." Sie beide luste - daz er kuste - sie genuoc: gevluochet wart dem tage. urlop er nam, - daz dô wol zam; - nu merket wie: da ergienc ein schimpf bî klage. sie heten beide sich bewegen, ezn wart sô nâhe nie gelegen, des noch diu minne hât den prîs: obe der sunnen drî mit blicke waeren, sin m&o;hten zwischen si geliuhten. er sprach "nu wil ich rîten. dîn wîplich g&u;ete neme mîn war, und sî mîn schilt hiut hin und her, und her nâch zallen zîten." Ir ougen naz - dô wurden baz: - och twanc in klage: er muose dan von ir. si sprach hin zime - "urlop ich nime - zen vr&o;iden mîn: diu wil nu gar von mir, sît daz ich vermîden muoz dînen munt, der mangen gruoz mir bôt und och dîn s&u;ezen kus, als in dîn ûz erweltiu g&u;ete lêrte, und diu geselle dîn, diu triuwe. WolLied9 weme wilt du mich lâzen? nu kum schier wider ûf rehten trôst. ôwê dur daz enmac ich strenge sorge niht gemâzen." [Guot wîp, ich bite dich minne, ein teil dur daz, sît ich dir niht gebieten mac. du gib mir die gewinne, daz ich baz an dir gelebe noch lieben tac. snel f&u;r mich, wilder danne ein tier, mac mir dîn helfe entwenken. wilt an triuwe gedenken, saelic wîp, sô gîst ein liebez ende mier. Du treist sô vestez herze ûf mîne vlust: wie sol der site an dir zergên? ein mûzervalke, ein terze, dem mac brust niht baz dan dir diu dîne stên. dîn munt ist ûf den kus gestalt, dîn lachelîchez gr&u;ezen mac mir wol ges&u;ezen sûre nôt: sus hât dîn minne mîn gewalt. M&o;ht ich die saelde reichen, diu sô hôch ob mîner fr&o;ide stêt gezilt! got m&u;ez ir herze erweichen, sît ez noch der mîner swaere niht bevilt. man siht mich alze selten geil. ein vlins von donrestrâlen m&o;ht ich zallen mâlen hân erbeten, daz im der herte entwiche ein teil. Ir wengel wol gestellet sint gevar alsam ein towic rôse rôt. diu schoen mir wol gevellet, sist valsches bar. ir ougen bringent mich in nôt. si dringent in mîns herzen grunt: so enz&u;ndet mich ir minne, daz ich von ir brinne: an der stat bin ich von der s&u;ezenwunt. WolLied10 Ir schoene fr&o;ide machet. durliuhtic rôt ist ir munt als ein rubbîn. swem si von herzen lachet, des sorge ist tôt. sist mîn spilnder ougen schîn. ir fr&o;mde krenketz herze mîn: ich stirb, mir werde ir minne. Vênus diu gotinne, lebt si noch, si m&u;est bî ir verblichen sîn. Ich wil des mînen ougen sagen danc, daz si si vunden alsô guot. die ich dâ minne tougen sunder wanc, diu hât gehoehet mir den muot. daz schaffet mir ir rôter munt: ir minneclîchez lachen kan mir wol gemachen hôhen muot. dâ von mir wirt ein fr&o;ide kunt.]