Goethe, Wolfgang von
Faust: Eine Trag&o;die
Goethes Werke. Erich Trunz, ed. 1st ed. Hamburg, German: Christian Wegner Verlag, 1949
1806
GoeFausZueignung
Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten,
Die fr&u;h sich einst dem tr&u;ben Blick gezeigt.
Versuch' ich wohl, euch diesmal festzuhalten?
F&u;hl' ich mein Herz noch jenem Wahn geneigt?
Ihr dr&a;ngt euch zu! nun gut, so m&o;gt ihr walten,
Wie ihr aus Dunst und Nebel um mich steigt;
Mein Busen f&u;hlt sich jugendlich ersch&u;ttert
Vom Zauberhauch, der euren Zug umwittert.
Ihr bringt mit euch die Bilder froher Tage,
Und manche liebe Schatten steigen auf;
Gleich einer alten, halbverklungnen Sage
Kommt erste Lieb' und Freundschaft mit herauf;
Der Schmerz wird neu, es wiederholt die Klage
Des Lebens labyrinthisch irren Lauf,
Und nennt die Guten, die, um sch&o;ne Stunden
Vom Gl&u;ck get&a;uscht, vor mir hinweggeschwunden.
Sie h&o;ren nicht die folgenden Ges&a;nge,
Die Seelen, denen ich die ersten sang;
Zerstoben ist das freundliche Gedr&a;nge,
Verklungen, ach! der erste Widerklang.
Mein Leid ert&o;nt der unbekannten Menge,
Ihr Beifall selbst macht meinem Herzen bang,
Und was sich sonst an meinem Lied erfreuet,
Wenn es noch lebt, irrt in der Welt zerstreuet.
Und mich ergreift ein l&a;ngst entw&o;hntes Sehnen
Nach jenem stillen, ernsten Geisterreich,
Es schwebet nun in unbestimmten T&o;nen
Mein lispelnd Lied, der &A;olsharfe gleich,
Ein Schauer fa&ss;t mich, Tr&a;ne folgt den Tr&a;nen,
Das strenge Herz, es f&u;hlt sich mild und weich;
Was ich besitze, seh' ich wie im Weiten,
Und was verschwand, wird mir zu Wirklichkeiten.
vorspiel auf dem theater
direktor
Ihr beiden, die ihr mir so oft,
In Not und Tr&u;bsal, beigestanden,
Sagt, was ihr wohl in deutschen Landen
Von unsrer Unternehmung hofft?
Ich w&u;nschte sehr der Menge zu behagen,
Besonders weil sie lebt und leben l&a;&ss;t.
Die Pfosten sind, die Bretter aufgeschlagen,
Und jedermann erwartet sich ein Fest.
Sie sitzen schon, mit hohen Augenbraunen,
Gelassen da und m&o;chten gern erstaunen.
Ich wei&ss;, wie man den Geist des Volks vers&o;hnt;
Doch so verlegen bin ich nie gewesen:
Zwar sind sie an das Beste nicht gew&o;hnt,
Allein sie haben schrecklich viel gelesen.
Wie machen wir's, da&ss; alles frisch und neu
Und mit Bedeutung auch gef&a;llig sei?
Denn freilich mag ich gern die Menge sehen,
Wenn sich der Strom nach unsrer Bude dr&a;ngt
Und mit gewaltig wiederholten Wehen
Sich durch die enge Gnadenpforte zw&a;ngt,
Bei hellem Tage, schon vor vieren,
Mit St&o;&ss;en sich bis an die Kasse ficht
Und, wie in Hungersnot um Brot an B&a;ckert&u;ren,
Um ein Billett sich fast die H&a;lse bricht.
Dies Wunder wirkt auf so verschiedne Leute
Der Dichter nur; mein Freund, o tu es heute!
dichter
O sprich mir nicht von jener bunten Menge,
Bei deren Anblick uns der Geist entflieht.
Verh&u;lle mir das wogende Gedr&a;nge,
Das wider Willen uns zum Strudel zieht.
Nein, f&u;hre mich zur stillen Himmelsenge,
Wo nur dem Dichter reine Freude bl&u;ht,
Wo Lieb' und Freundschaft unsres Herzens Segen
Mit G&o;tterhand erschaffen und erpflegen.
Ach! was in tiefer Brust uns da entsprungen,
Was sich die Lippe sch&u;chtern vorgelallt,
Mi&ss;raten jetzt und jetzt vielleicht gelungen,
Verschlingt des wilden Augenblicks Gewalt.
Oft, wenn es erst durch Jahre durchgedrungen,
Erscheint es in vollendeter Gestalt.
Was gl&a;nzt, ist f&u;r den Augenblick geboren,
Das Echte bleibt der Nachwelt unverloren.
lustige person
Wenn ich nur nichts von Nachwelt h&o;ren sollte.
Gesetzt, da&ss; ich von Nachwelt reden wollte,
Wer machte denn der Mitwelt Spa&ss;?
Den will sie doch und soll ihn haben.
Die Gegenwart von einem braven Knaben
Ist, d&a;cht' ich, immer auch schon was.
Wer sich behaglich mitzuteilen wei&ss;,
Den wird des Volkes Laune nicht erbittern;
Er w&u;nscht sich einen gro&ss;en Kreis,
Um ihn gewisser zu ersch&u;ttern.
Drum seid nur brav und zeigt euch musterhaft,
La&ss;t Phantasie mit allen ihren Ch&o;ren,
Vernunft, Verstand, Empfindung, Leidenschaft,
Doch, merkt euch wohl! nicht ohne Narrheit h&o;ren!
direktor
Besonders aber la&ss;t genug geschehn!
Man kommt zu schaun, man will am liebsten sehn.
Wird vieles vor den Augen abgesponnen,
So da&ss; die Menge staunend gaffen kann,
Da habt Ihr in der Breite gleich gewonnen,
[Ihr seid ein vielgeliebter Mann.
Die Masse k&o;nnt Ihr nur durch Masse zwingen,
Ein jeder sucht sich endlich selbst was aus.
Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen;
Und jeder geht zufrieden aus dem Haus.
Gebt Ihr ein St&u;ck, so gebt es gleich in St&u;cken!
Solch ein Ragout, es mu&ss; Euch gl&u;cken;
Leicht ist es vorgelegt, so leicht als ausgedacht.
Was hilft's, wenn Ihr ein Ganzes dargebracht,
Das Publikum wird es Euch doch zerpfl&u;cken.
dichter
Ihr f&u;hlet nicht, wie schlecht ein solches Handwerk sei!
Wie wenig das dem echten K&u;nstler zieme!
Der saubern Herren Pfuscherei
Ist, merk' ich, schon bei Euch Maxime.
direktor
Ein solcher Vorwurf l&a;&ss;t mich ungekr&a;nkt:
Ein Mann, der recht zu wirken denkt,
Mu&ss; auf das beste Werkzeug halten.
Bedenkt, Ihr habet weiches Holz zu spalten,
Und seht nur hin, f&u;r wen Ihr schreibt!
Wenn diesen Langeweile treibt,
Kommt jener satt vom &u;bertischten Mahle,
Und, was das Allerschlimmste bleibt,
Gar mancher kommt vom Lesen der Journale.
Man eilt zerstreut zu uns, wie zu den Maskenfesten,
Und Neugier nur befl&u;gelt jeden Schritt;
Die Damen geben sich und ihren Putz zum besten
Und spielen ohne Gage mit.
Was tr&a;umet Ihr auf Eurer Dichterh&o;he?
Was macht ein volles Haus Euch froh?
Beseht die G&o;nner in der N&a;he!
Halb sind sie kalt, halb sind sie roh.
Der, nach dem Schauspiel, hofft ein Kartenspiel,
Der eine wilde Nacht an einer Dirne Busen.
Was plagt ihr armen Toren viel,
Zu solchem Zweck, die holden Musen?
Ich sag' Euch, gebt nur mehr und immer, immer mehr,
So k&o;nnt Ihr Euch vom Ziele nie verirren.
Sucht nur die Menschen zu verwirren,
Sie zu befriedigen, ist schwer - -
Was f&a;llt Euch an? Entz&u;ckung oder Schmerzen?
dichter
Geh hin und such dir einen andern Knecht!
Der Dichter sollte wohl das h&o;chste Recht,
Das Menschenrecht, das ihm Natur verg&o;nnt,
Um deinetwillen freventlich verscherzen!
Wodurch bewegt er alle Herzen?
Wodurch besiegt er jedes Element?
Ist es der Einklang nicht, der aus dem Busen dringt
Und in sein Herz die Welt zur&u;cke schlingt?
Wenn die Natur des Fadens ew'ge L&a;nge,
Gleichg&u;ltig drehend, auf die Spindel zwingt,
Wenn aller Wesen unharmon'sche Menge
Verdrie&ss;lich durcheinander klingt,
Wer teilt die flie&ss;end immer gleiche Reihe
Belebend ab, da&ss; sie sich rhythmisch regt?
Wer ruft das Einzelne zur allgemeinen Weihe,
Wo es in herrlichen Akkorden schl&a;gt?
Wer l&a;&ss;t den Sturm zu Leidenschaften w&u;ten?
Das Abendrot im ernsten Sinne gl&u;hn?
Wer sch&u;ttet alle sch&o;nen Fr&u;hlingsbl&u;ten
Auf der Geliebten Pfade hin?
Wer flicht die unbedeutend gr&u;nen Bl&a;tter
Zum Ehrenkranz Verdiensten jeder Art?
Wer sichert den Olymp? vereinet G&o;tter?
Des Menschen Kraft, im Dichter offenbart.
lustige person
So braucht sie denn, die sch&o;nen Kr&a;fte,
Und treibt die dichtrischen Gesch&a;fte,
Wie man ein Liebesabenteuer treibt.
Zuf&a;llig naht man sich, man f&u;hlt, man bleibt,
Und nach und nach wird man verflochten;
Es w&a;chst das Gl&u;ck, dann wird es angefochten,
Man ist entz&u;ckt, nun kommt der Schmerz heran,
Und eh' man sich's versieht, ist's eben ein Roman.
La&ss;t uns auch so ein Schauspiel geben!
Greift nur hinein ins volle Menschenleben!
Ein jeder lebt's, nicht vielen ist's bekannt,
Und wo ihr's packt, da ist's interessant.
In bunten Bildern wenig Klarheit,
Viel Irrtum und ein F&u;nkchen Wahrheit,
So wird der beste Trank gebraut,
Der alle Welt erquickt und auferbaut.
Dann sammelt sich der Jugend sch&o;nste Bl&u;te
Vor eurem Spiel und lauscht der Offenbarung,
Dann sauget jedes z&a;rtliche Gem&u;te
Aus eurem Werk sich melanchol'sche Nahrung,
Dann wird bald dies, bald jenes aufgeregt,
Ein jeder sieht, was er im Herzen tr&a;gt.
Noch sind sie gleich bereit, zu weinen und zu lachen,
Sie ehren noch den Schwung, erfreuen sich am Schein;
Wer fertig ist, dem ist nichts recht zu machen;
Ein Werdender wird immer dankbar sein.
dichter
So gib mir auch die Zeiten wieder,
Da ich noch selbst im Werden war,
Da sich ein Quell gedr&a;ngter Lieder
Ununterbrochen neu gebar,
Da Nebel mir die Welt verh&u;llten,
Die Knospe Wunder noch versprach,
Da ich die tausend Blumen brach,
Die alle T&a;ler reichlich f&u;llten.
Ich hatte nichts und doch genug;
Den Drang nach Wahrheit und die Lust am Trug.
Gib ungeb&a;ndigt jene Triebe,
Das tiefe, schmerzenvolle Gl&u;ck,
Des Hasses Kraft, die Macht der Liebe,
Gib meine Jugend mir zur&u;ck!
lustige person
Der Jugend, guter Freund, bedarfst du allenfalls,
Wenn dich in Schlachten Feinde dr&a;ngen,
Wenn mit Gewalt an deinen Hals
Sich allerliebste M&a;dchen h&a;ngen,
Wenn fern des schnellen Laufes Kranz
Vom schwer erreichten Ziele winket,
Wenn nach dem heft'gen Wirbeltanz
Die N&a;chte schmausend man vertrinket.
Doch ins bekannte Saitenspiel
Mit Mut und Anmut einzugreifen,
Nach einem selbstgesteckten Ziel
Mit holdem Irren hinzuschweifen,
Das, alte Herrn, ist eure Pflicht,
Und wir verehren euch darum nicht minder.
Das Alter macht nicht kindisch, wie man spricht,
Es findet uns nur noch als wahre Kinder.
direktor
Der Worte sind genug gewechselt,
La&ss;t mich auch endlich Taten sehn!
Indes ihr Komplimente drechselt,
Kann etwas N&u;tzliches geschehn.
Was hilft es viel von Stimmung reden?
Dem Zaudernden erscheint sie nie.
Gebt ihr euch einmal f&u;r Poeten,
So kommandiert die Poesie.
Euch ist bekannt, was wir bed&u;rfen:
Wir wollen stark Getr&a;nke schl&u;rfen;
Nun braut mir unverz&u;glich dran!
Was heute nicht geschieht, ist morgen nicht getan,
Und keinen Tag soll man verpassen.
Das M&o;gliche soll der Entschlu&ss;
Beherzt sogleich beim Schopfe fassen,
Er will es dann nicht fahren lassen
Und wirket weiter, weil er mu&ss;.
Ihr wi&ss;t, auf unsern deutschen B&u;hnen
Probiert ein jeder, was er mag;
Drum schonet mir an diesem Tag
Prospekte nicht und nicht Maschinen.
Gebraucht das gro&ss;' und kleine Himmelslicht,
Die Sterne d&u;rfet ihr verschwenden;
An Wasser, Feuer, Felsenw&a;nden,
An Tier und V&o;geln fehlt es nicht.
So schreitet in dem engen Bretterhaus
Den ganzen Kreis der Sch&o;pfung aus
Und wandelt mit bed&a;cht'ger Schnelle
Vom Himmel durch die Welt zur H&o;lle.
prolog im himmel
raphael
Die Sonne t&o;nt nach alter Weise
In Brudersph&a;ren Wettgesang,
Und ihre vorgeschriebne Reise
Vollendet sie mit Donnergang.
Ihr Anblick gibt den Engeln St&a;rke,
Wenn keiner sie ergr&u;nden mag;
Die unbegreiflich hohen Werke
Sind herrlich wie am ersten Tag.
gabriel
Und schnell und unbegreiflich schnelle
Dreht sich umher der Erde Pracht;
Es wechselt Paradieseshelle
Mit tiefer, schauervoller Nacht;
Es sch&a;umt das Meer in breiten Fl&u;ssen
Am tiefen Grund der Felsen auf,
Und Fels und Meer wird fortgerissen
In ewig schnellem Sph&a;renlauf.
michael
Und St&u;rme brausen um die Wette,
Vom Meer aufs Land, vom Land aufs Meer,
Und bilden w&u;tend eine Kette
Der tiefsten Wirkung rings umher.
Da flammt ein blitzendes Verheeren
Dem Pfade vor des Donnerschlags;
Doch deine Boten, Herr, verehren
Das sanfte Wandeln deines Tags.
zu drei
Der Anblick gibt den Engeln St&a;rke,
Da keiner dich ergr&u;nden mag,
Und alle deine hohen Werke
Sind herrlich wie am ersten Tag.
mephistopheles
Da du, o Herr, dich einmal wieder nahst
Und fragst, wie alles sich bei uns befinde,
Und du mich sonst gew&o;hnlich gerne sahst,
So siehst du mich auch unter dem Gesinde.
Verzeih, ich kann nicht hohe Worte machen,
Und wenn mich auch der ganze Kreis verh&o;hnt;
Mein Pathos br&a;chte dich gewi&ss; zum Lachen,
H&a;ttst du dir nicht das Lachen abgew&o;hnt.
Von Sonn' und Welten wei&ss; ich nichts zu sagen,
Ich sehe nur, wie sich die Menschen plagen.
Der kleine Gott der Welt bleibt stets von gleichem Schlag,
Und ist so wunderlich als wie am ersten Tag.
Ein wenig besser w&u;rd' er leben,
H&a;ttst du ihm nicht den Schein des Himmelslichts gegeben;
Er nennt's Vernunft und braucht's allein,
Nur tierischer als jedes Tier zu sein.
Er scheint mir, mit Verlaub von Euer Gnaden,
Wie eine der langbeinigen Zikaden,
Die immer fliegt und fliegend springt
Und gleich im Gras ihr altes Liedchen singt;
Und l&a;g' er nur noch immer in dem Grase!
In jeden Quark begr&a;bt er seine Nase.
der herr
Hast du mir weiter nichts zu sagen?
Kommst du nur immer anzuklagen?
Ist auf der Erde ewig dir nichts recht?
mephistopheles
Nein, Herr! ich find' es dort, wie immer, herzlich schlecht.
Die Menschen dauern mich in ihren Jammertagen,
Ich mag sogar die armen selbst nicht plagen.
der herr
Kennst du den Faust? +
mephistopheles
Den doktor? +
der herr
Meinen Knecht!
mephistopheles
F&u;rwahr! er dient Euch auf besondre Weise.
Nicht irdisch ist des Toren Trank noch Speise.
Ihn treibt die G&a;rung in die Ferne,
Er ist sich seiner Tollheit halb bewu&ss;t;
Vom Himmel fordert er die sch&o;nsten Sterne
Und von der Erde jede h&o;chste Lust,
Und alle N&a;h' und alle Ferne
Befriedigt nicht die tiefbewegte Brust.
der herr
Wenn er mir jetzt auch nur verworren dient,
So werd' ich ihn bald in die Klarheit f&u;hren.
Wei&ss; doch der G&a;rtner, wenn das B&a;umchen gr&u;nt,
Da&ss; Bl&u;t' und Frucht die k&u;nft'gen jahre zieren.
mephistopheles
Was wettet Ihr? den sollt Ihr noch verlieren,
Wenn Ihr mir die Erlaubnis gebt,
Ihn meine Stra&ss;e sacht zu f&u;hren!
der herr
Solang' er auf der Erde lebt,
Solange sei dir's nicht verboten.
Es irrt der Mensch, solang' er strebt.
mephistopheles
Da dank' ich Euch; denn mit den Toten
Hab' ich mich niemals gern befangen.
Am meisten lieb' ich mir die vollen, frischen Wangen.
F&u;r einen Leichnam bin ich nicht zu Haus;
Mir geht es wie der Katze mit der Maus.
der herr
Nun gut, es sei dir &u;berlassen!
Zieh diesen Geist von seinem Urquell ab,
Und f&u;hr' ihn, kannst du ihn erfassen,
Auf deinem Wege mit herab,
Und steh besch&a;mt, wenn du bekennen mu&ss;t:
Ein guter Mensch in seinem dunklen Drange
Ist sich des rechten Weges wohl bewu&ss;t.
mephistopheles
Schon gut! nur dauert es nicht lange.
Mir ist f&u;r meine Wette gar nicht bange.
Wenn ich zu meinem Zweck gelange,
Erlaubt Ihr mir Triumph aus voller Brust.
Staub soll er fressen, und mit Lust,
Wie meine Muhme, die ber&u;hmte Schlange.
der herr
Du darfst auch da nur frei erscheinen;
Ich habe deinesgleichen nie geha&ss;t.
Von allen Geistern, die verneinen,
Ist mir der Schalk am wenigsten zur Last.
Des Menschen T&a;tigkeit kann allzuleicht erschlaffen,
Er liebt sich bald die unbedingte Ruh;
Drum geb' ich gern ihm den Gesellen zu,
Der reizt und wirkt und mu&ss; als Teufel schaffen. -
Doch ihr, die echten G&o;tters&o;hne,
Erfreut euch der lebendig reichen Sch&o;ne!
Das Werdende, das ewig wirkt und lebt,
Umfass' euch mit der Liebe holden Schranken,
Und was in schwankender Erscheinung schwebt,
Befestiget mit dauernden Gedanken.
mephistopheles
Von Zeit zu Zeit seh' ich den Alten gern,
Und h&u;te mich, mit ihm zu brechen.
Es ist gar h&u;bsch von einem gro&ss;en Herrn,
So menschlich mit dem Teufel selbst zu sprechen.
GoeFaus1.
der trag&o;die erster teil
1 nacht
faust
Habe nun, ach! Philosophie,
Juristerei und Medizin,
Und leider auch Theologie
Durchaus studiert, mit hei&ss;em Bem&u;hn.
Da steh' ich nun, ich armer Tor,
Und bin so klug als wie zuvor!
Hei&ss;e Magister, hei&ss;e Doktor gar,
Und ziehe schon an die zehen Jahr'
Herauf, herab und quer und krumm
Meine Sch&u;ler an der Nase herum -
Und sehe, da&ss; wir nichts wissen k&o;nnen!
Das will mir schier das Herz verbrennen.
Zwar bin ich gescheiter als alle die Laffen,
Doktoren, Magister, Schreiber und Pfaffen;
Mich plagen keine Skrupel noch Zweifel,
F&u;rchte mich weder vor H&o;lle noch Teufel -
Daf&u;r ist mir auch alle Freud' entrissen,
Bilde mir nicht ein, was Rechts zu wissen,
Bilde mir nicht ein, ich k&o;nnte was lehren,
Die Menschen zu bessern und zu bekehren.
Auch hab' ich weder Gut noch Geld,
Noch Ehr' und Herrlichkeit der Welt;
Es m&o;chte kein Hund so l&a;nger leben!
Drum hab' ich mich der Magie ergeben,
Ob mir durch Geistes Kraft und Mund
Nicht manch Geheimnis w&u;rde kund;
Da&ss; ich nicht mehr mit sauerm Schwei&ss;
Zu sagen brauche, was ich nicht wei&ss;;
Da&ss; ich erkenne, was die Welt
Im Innersten zusammenh&a;lt,
Schau' alle Wirkenskraft und Samen,
Und tu' nicht mehr in Worten kramen.
O s&a;hst du, voller Mondenschein,
Zum letztenmal auf meine Pein,
Den ich so manche Mitternacht
An diesem Pult herangewacht:
Dann &u;ber B&u;chern und Papier,
Tr&u;bsel'ger Freund, erschienst du mir!
Ach! k&o;nnt' ich doch auf Bergesh&o;hn
In deinem lieben Lichte gehn,
Um Bergesh&o;hle mit Geistern schweben,
Auf Wiesen in deinem D&a;mmer weben,
Von allem Wissensqualm entladen,
In deinem Tau gesund mich baden!
Weh! steck' ich in dem Kerker noch?
Verfluchtes dumpfes Mauerloch,
Wo selbst das liebe Himmelslicht
Tr&u;b durch gemalte Scheiben bricht!
Beschr&a;nkt von diesem B&u;cherhauf,
Den W&u;rme nagen, Staub bedeckt,
Den, bis ans hohe Gew&o;lb' hinauf,
Ein angeraucht Papier umsteckt;
Mit Gl&a;sern, B&u;chsen rings umstellt,
Mit Instrumenten vollgepfropft,
Urv&a;ter-Hausrat drein gestopft -
Das ist deine Welt! das hei&ss;t eine Welt!
Und fragst du noch, warum dein Herz
Sich bang in deinem Busen klemmt?
Warum ein unerkl&a;rter Schmerz
Dir alle Lebensregung hemmt?
Statt der lebendigen Natur,
Da Gott die Menschen schuf hinein,
Umgibt in Rauch und Moder nur
Dich Tiergeripp' und Totenbein.
Flieh! auf! hinaus ins weite Land!
Und dies geheimnisvolle Buch,
Von Nostradamus' eigner Hand,
Ist dir es nicht Geleit genug?
Erkennest dann der Sterne Lauf,
Und wenn Natur dich unterweist,
Dann geht die Seelenkraft dir auf,
Wie spricht ein Geist zum andern Geist.
Umsonst, da&ss; trocknes Sinnen hier
Die heil'gen Zeichen dir erkl&a;rt:
Ihr schwebt, ihr Geister, neben mir:
Antwortet mir, wenn ihr mich h&o;rt!
Ha! welche Wonne flie&ss;t in diesem Blick
Auf einmal mir durch alle meine Sinnen!
Ich f&u;hle junges, heil'ges Lebensgl&u;ck
Neugl&u;hend mir durch Nerv' und Adern rinnen.
War es ein Gott, der diese Zeichen schrieb,
Die mir das innre Toben stillen,
Das arme Herz mit Freude f&u;llen
Und mit geheimnisvollem Trieb
Die Kr&a;fte der Natur rings um mich her enth&u;llen?
Bin ich ein Gott? mir wird so licht!
Ich schau' in diesen reinen Z&u;gen
Die wirkende Natur vor meiner Seele liegen.
Jetzt erst erkenn' ich, was der Weise spricht:
"Die Geisterwelt ist nicht verschlossen;
Dein Sinn ist zu, dein Herz ist tot!
Auf, bade, Sch&u;ler, unverdrossen
Die ird'sche Brust im Morgenrot!"
Wie alles sich zum Ganzen webt,
Eins in dem andern wirkt und lebt!
Wie Himmelskr&a;fte auf und nieder steigen
Und sich die goldnen Eimer reichen!
Mit segenduftenden Schwingen
Vom Himmel durch die Erde dringen,
Harmonisch all das All durchklingen!
Welch Schauspiel! Aber ach! ein Schauspiel nur!
Wo fass' ich dich, unendliche Natur?
Euch Br&u;ste, wo? Ihr Quellen alles Lebens,
An denen Himmel und Erde h&a;ngt,
Dahin die welke Brust sich dr&a;ngt -
Ihr quellt, ihr tr&a;nkt, und schmacht' ich so vergebens?
Wie anders wirkt dies Zeichen auf mich ein!
Du, Geist der Erde, bist mir n&a;her;
Schon f&u;hl' ich meine Kr&a;fte h&o;her,
Schon gl&u;h' ich wie von neuem Wein,
Ich f&u;hle Mut, mich in die Welt zu wagen,
Der Erde Weh, der Erde Gl&u;ck zu tragen,
Mit St&u;rmen mich herumzuschlagen
Und in des Schiffbruchs Knirschen nicht zu zagen.
Es w&o;lkt sich &u;ber mir -
Der Mond verbirgt sein Licht -
Die Lampe schwindet!
Es dampft - Es zucken rote Strahlen
Mir um das Haupt - Es weht
Ein Schauer vom Gew&o;lb' herab
Und fa&ss;t mich an!
Ich f&u;hl's, du schwebst um mich, erflehter Geist.
Enth&u;lle dich!
Ha! wie's in meinem Herzen rei&ss;t!
Zu neuen Gef&u;hlen
All' meine Sinnen sich erw&u;hlen!
Ich f&u;hle ganz mein Herz dir hingegeben!
Du mu&ss;t! du mu&ss;t! und kostet' es mein Leben!
geist
Wer ruft mir? +
faust
Schreckliches Gesicht!
geist
Du hast mich m&a;chtig angezogen,
An meiner Sph&a;re lang' gesogen,
Und nun - +
faust
Weh! ich ertrag' dich nicht!
geist
Du flehst eratmend, mich zu schauen,
Meine Stimme zu h&o;ren, mein Antlitz zu sehn;
Mich neigt dein m&a;chtig Seelenflehn,
Da bin ich! - Welch erb&a;rmlich Grauen
Fa&ss;t &U;bermenschen dich! Wo ist der Seele Ruf?
Wo ist die Brust, die eine Welt in sich erschuf
Und trug und hegte, die mit Freudebeben
Erschwoll, sich uns, den Geistern, gleich zu heben?
Wo bist du, Faust, des Stimme mir erklang,
Der sich an mich mit allen Kr&a;ften drang?
Bist du es, der, von meinem Hauch umwittert,
In allen Lebenstiefen zittert,
Ein furchtsam weggekr&u;mmter Wurm?
faust
Soll ich dir, Flammenbildung, weichen?
Ich bin's, bin Faust, bin deinesgleichen!
geist
In Lebensfluten, im Tatensturm
Wall' ich auf und ab,
Webe hin und her!
Geburt und Grab,
Ein ewiges Meer,
Ein wechselnd Weben,
Ein gl&u;hend Leben,
So schaff' ich am sausenden Webstuhl der Zeit
Und wirke der Gottheit lebendiges Kleid.
faust
Der du die weite Welt umschweifst,
Gesch&a;ftiger Geist, wie nah f&u;hl' ich mich dir!
geist
Du gleichst dem Geist, den du begreifst,
Nicht mir!
faust
Nicht dir?
Wem denn?
Ich Ebenbild der Gottheit!
Und nicht einmal dir!
O Tod! ich kenn's - das ist mein Famulus -
Es wird mein sch&o;nstes Gl&u;ck zunichte!
Da&ss; diese F&u;lle der Gesichte
Der trockne Schleicher st&o;ren mu&ss;!
wagner
Verzeiht! ich h&o;r' Euch deklamieren;
[Ihr last gewi&ss; ein griechisch Trauerspiel?
In dieser Kunst m&o;cht' ich was profitieren,
Denn heutzutage wirkt das viel.
Ich hab' es &o;fters r&u;hmen h&o;ren,
Ein Kom&o;diant k&o;nnt' einen Pfarrer lehren.
faust
Ja, wenn der Pfarrer ein Kom&o;diant ist;
Wie das denn wohl zu Zeiten kommen mag.
wagner
Ach! wenn man so in sein Museum gebannt ist,
Und sieht die Welt kaum einen Feiertag,
Kaum durch ein Fernglas, nur von weiten,
Wie soll man sie durch &U;berredung leiten?
faust
Wenn ihr's nicht f&u;hlt, ihr werdet's nicht erjagen,
Wenn es nicht aus der Seele dringt
Und mit urkr&a;ftigem Behagen
Die Herzen aller H&o;rer zwingt.
Sitzt ihr nur immer! Leimt zusammen,
Braut ein Ragout von andrer Schmaus,
Und blast die k&u;mmerlichen Flammen
Aus eurem Aschenh&a;ufchen 'raus!
Bewundrung von Kindern und Affen,
Wenn euch darnach der Gaumen steht -
Doch werdet ihr nie Herz zu Herzen schaffen,
Wenn es euch nicht von Herzen geht.
wagner
Allein der Vortrag macht des Redners Gl&u;ck;
Ich f&u;hl' es wohl, noch bin ich weit zur&u;ck.
faust
Such' Er den redlichen Gewinn!
Sei Er kein schellenlauter Tor!
Es tr&a;gt Verstand und rechter Sinn
Mit wenig Kunst sich selber vor;
Und wenn's euch Ernst ist, was zu sagen,
Ist's n&o;tig, Worten nachzujagen?
Ja, eure Reden, die so blinkend sind,
In denen ihr der Menschheit Schnitzel kr&a;uselt,
Sind unerquicklich wie der Nebelwind,
Der herbstlich durch die d&u;rren Bl&a;tter s&a;uselt!
wagner
Ach Gott! die Kunst ist lang,
Und kurz ist unser Leben.
Mir wird, bei meinem kritischen Bestreben,
Doch oft um Kopf und Busen bang.
Wie schwer sind nicht die Mittel zu erwerben,
Durch die man zu den Quellen steigt!
Und eh' man nur den halben Weg erreicht,
Mu&ss; wohl ein armer Teufel sterben.
faust
Das Pergament, ist das der heil'ge Bronnen,
Woraus ein Trunk den Durst auf ewig stillt?
Erquickung hast du nicht gewonnen,
Wenn sie dir nicht aus eigner Seele quillt.
wagner
Verzeiht! es ist ein gro&ss; Ergetzen,
Sich in den Geist der Zeiten zu versetzen;
Zu schauen, wie vor uns ein weiser Mann gedacht,
Und wie wir's dann zuletzt so herrlich weit gebracht.
faust
O ja, bis an die Sterne weit!
Mein Freund, die Zeiten der Vergangenheit
Sind uns ein Buch mit sieben Siegeln.
Was ihr den Geist der Zeiten hei&ss;t,
Das ist im Grund der Herren eigner Geist,
In dem die Zeiten sich bespiegeln.
Da ist's denn wahrlich oft ein Jammer!
Man l&a;uft euch bei dem ersten Blick davon:
Ein Kehrichtfa&ss; und eine Rumpelkammer
Und h&o;chstens eine Haupt- und Staatsaktion
Mit trefflichen pragmatischen Maximen,
Wie sie den Puppen wohl im Munde ziemen!
wagner
Allein die Welt! des Menschen Herz und Geist!
M&o;cht' jeglicher doch was davon erkennen.
faust
Ja, was man so erkennen hei&ss;t!
Wer darf das Kind beim rechten Namen nennen?
Die wenigen, die was davon erkannt,
Die t&o;richt gnug ihr volles Herz nicht wahrten,
Dem P&o;bel ihr Gef&u;hl, ihr Schauen offenbarten,
Hat man von je gekreuzigt und verbrannt.
Ich bitt' Euch, Freund, es ist tief in der Nacht,
Wir m&u;ssen's diesmal unterbrechen.
wagner
Ich h&a;tte gern nur immer fortgewacht,
Um so gelehrt mit Euch mich zu besprechen.
Doch morgen, als am ersten Ostertage,
Erlaubt mir ein' und andre Frage.
Mit Eifer hab' ich mich der Studien beflissen;
Zwar wei&ss; ich viel, doch m&o;cht' ich alles wissen.
faust
Wie nur dem Kopf nicht alle Hoffnung schwindet,
Der immerfort an schalem Zeuge klebt,
Mit gier'ger Hand nach Sch&a;tzen gr&a;bt,
Und froh ist, wenn er Regenw&u;rmer findet!
Darf eine solche Menschenstimme hier,
Wo Geisterf&u;lle mich umgab, ert&o;nen?
Doch ach! f&u;r diesmal dank' ich dir,
Dem &a;rmlichsten von allen Erdens&o;hnen.
Du rissest mich von der Verzweiflung los,
Die mir die Sinne schon zerst&o;ren wollte.
Ach! die Erscheinung war so riesengro&ss;,
Da&ss; ich mich recht als Zwerg empfinden sollte.
Ich, Ebenbild der Gottheit, das sich schon
Ganz nah ged&u;nkt dem Spiegel ew'ger Wahrheit,
Sein selbst geno&ss; in Himmelsglanz und Klarheit,
Und abgestreift den Erdensohn;
Ich, mehr als Cherub, dessen freie Kraft
Schon durch die Adern der Natur zu flie&ss;en
Und, schaffend, G&o;tterleben zu genie&ss;en
Sich ahnungsvoll verma&ss;, wie mu&ss; ich's b&u;&ss;en!
Ein Donnerwort hat mich hinweggerafft.
Nicht darf ich dir zu gleichen mich vermessen!
Hab' ich die Kraft dich anzuziehn besessen,
So hatt' ich dich zu halten keine Kraft.
In jenem sel'gen Augenblicke
Ich f&u;hlte mich so klein, so gro&ss;;
Du stie&ss;est grausam mich zur&u;cke,
Ins ungewisse Menschenlos.
Wer lehret mich? was soll ich meiden?
Soll ich gehorchen jenem Drang?
Ach! unsre Taten selbst, so gut als unsre Leiden,
Sie hemmen unsres Lebens Gang.
Dem Herrlichsten, was auch der Geist empfangen,
Dr&a;ngt immer fremd und fremder Stoff sich an;
Wenn wir zum Guten dieser Welt gelangen,
Dann hei&ss;t das Be&ss;re Trug und Wahn.
Die uns das Leben gaben, herrliche Gef&u;hle,
Erstarren in dem irdischen Gew&u;hle.
Wenn Phantasie sich sonst mit k&u;hnem Flug
Und hoffnungsvoll zum Ewigen erweitert,
So ist ein kleiner Raum ihr nun genug,
Wenn Gl&u;ck auf Gl&u;ck im Zeitenstrudel scheitert.
Die Sorge nistet gleich im tiefen Herzen,
Dort wirket sie geheime Schmerzen,
Unruhig wiegt sie sich und st&o;ret Lust und Ruh;
Sie deckt sich stets mit neuen Masken zu,
Sie mag als Haus und Hof, als Weib und Kind erscheinen,
Als Feuer, Wasser, Dolch, und Gift;
Du bebst vor allem, was nicht trifft,
Und was du nie verlierst, das mu&ss;t du stets beweinen.
Den G&o;ttern gleich' ich nicht! Zu tief ist es gef&u;hlt;
Dem Wurme gleich' ich, der den Staub durchw&u;hlt,
Den, wie er sich im Staube n&a;hrend lebt,
Des Wandrers Tritt vernichtet und begr&a;bt.
Ist es nicht Staub, was diese hohe Wand
Aus hundert F&a;chern mir verenget,
Der Tr&o;del, der mit tausendfachem Tand
In dieser Mottenwelt mich dr&a;nget?
Hier soll ich finden, was mir fehlt?
Soll ich vielleicht in tausend B&u;chern lesen,
Da&ss; &u;berall die Menschen sich gequ&a;lt,
Da&ss; hie und da ein Gl&u;cklicher gewesen? -
Was grinsest du mir, hohler Sch&a;del, her,
Als da&ss; dein Hirn wie meines einst verwirret
Den leichten Tag gesucht und in der D&a;mmrung schwer,
Mit Lust nach Wahrheit, j&a;mmerlich geirret?
Ihr Instrumente freilich spottet mein
Mit Rad und K&a;mmen, Walz' und B&u;gel:
Ich stand am Tor, ihr solltet Schl&u;ssel sein;
Zwar euer Bart ist kraus, doch hebt ihr nicht die Riegel.
Geheimnisvoll am lichten Tag
L&a;&ss;t sich Natur des Schleiers nicht berauben,
Und was sie deinem Geist nicht offenbaren mag,
Das zwingst du ihr nicht ab mit Hebeln und mit Schrauben.
Du alt Ger&a;te, das ich nicht gebraucht,
Du stehst nur hier, weil dich mein Vater brauchte.
Du alte Rolle, du wirst angeraucht,
Solang' an diesem Pult die tr&u;be Lampe schmauchte.
Weit besser h&a;tt' ich doch mein weniges verpra&ss;t,
Als mit dem wenigen belastet hier zu schwitzen!
Was du ererbt von deinen V&a;tern hast,
Erwirb es, um es zu besitzen.
Was man nicht n&u;tzt, ist eine schwere Last,
Nur was der Augenblick erschafft, das kann er n&u;tzen.
Doch warum heftet sich mein Blick auf jene Stelle?
Ist jenes Fl&a;schchen dort den Augen ein Magnet?
Warum wird mir auf einmal lieblich helle,
Als wenn im n&a;cht'gen Wald uns Mondenglanz umweht?
Ich gr&u;&ss;e dich, du einzige Phiole,
Die ich mit Andacht nun herunterhole!
In dir verehr' ich Menschenwitz und Kunst.
Du Inbegriff der holden Schlummers&a;fte,
Du Auszug aller t&o;dlich feinen Kr&a;fte,
Erweise deinem Meister deine Gunst!
Ich sehe dich, es wird der Schmerz gelindert,
Ich fasse dich, das Streben wird gemindert,
Des Geistes Flutstrom ebbet nach und nach.
Ins hohe Meer werd' ich hinausgewiesen,
Die Spiegelflut ergl&a;nzt zu meinen F&u;&ss;en,
Zu neuen Ufern lockt ein neuer Tag.
Ein Feuerwagen schwebt auf leichten Schwingen
An mich heran! Ich f&u;hle mich bereit,
Auf neuer Bahn den &A;ther zu durchdringen,
Zu neuen Sph&a;ren reiner T&a;tigkeit.
Dies hohe Leben, diese G&o;tterwonne,
Du, erst noch Wurm, und die verdienest du?
Ja, kehre nur der holden Erdensonne
Entschlossen deinen R&u;cken zu!
Vermesse dich, die Pforten aufzurei&ss;en,
Vor denen jeder gern vor&u;berschleicht.
Hier ist es Zeit, durch Taten zu beweisen,
Da&ss; Mannesw&u;rde nicht der G&o;tterh&o;he weicht,
Vor jener dunkeln H&o;hle nicht zu beben,
In der sich Phantasie zu eigner Qual verdammt,
Nach jenem Durchgang hinzustreben,
Um dessen engen Mund die ganze H&o;lle flammt;
Zu diesem Schritt sich heiter zu entschlie&ss;en,
Und w&a;r' es mit Gefahr, ins Nichts dahinzuflie&ss;en.
Nun komm herab, kristallne reine Schale!
Hervor aus deinem alten Futterale,
An die ich viele Jahre nicht gedacht!
Du gl&a;nztest bei der V&a;ter Freudenfeste,
Erheitertest die ernsten G&a;ste,
Wenn einer dich dem andern zugebracht.
Der vielen Bilder k&u;nstlich reiche Pracht,
Des Trinkers Pflicht, sie reimweis zu erkl&a;ren,
Auf einen Zug die H&o;hlung auszuleeren,
Erinnert mich an manche Jugendnacht;
Ich werde jetzt dich keinem Nachbar reichen,
Ich werde meinen Witz an deiner Kunst nicht zeigen;
Hier ist ein Saft, der eilig trunken macht;
Mit brauner Flut erf&u;llt er deine H&o;hle.
Den ich bereitet, den ich w&a;hle,
Der letzte Trunk sei nun, mit ganzer Seele,
Als festlich hoher Gru&ss;, dem Morgen zugebracht!
chor der engel
Christ ist erstanden!
Freude dem Sterblichen,
Den die verderblichen,
Schleichenden, erblichen
M&a;ngel umwanden.
faust
Welch tiefes Summen, welch ein heller Ton
Zieht mit Gewalt das Glas von meinem Munde?
Verk&u;ndiget ihr dumpfen Glocken schon
Des Osterfestes erste Feierstunde?
Ihr Ch&o;re, singt ihr schon den tr&o;stlichen Gesang,
Der einst, um Grabes Nacht, von Engelslippen klang,
Gewi&ss;heit einem neuen Bunde?
chor der weiber
Mit Spezereien
Hatten wir ihn gepflegt,
Wir seine Treuen
Hatten ihn hingelegt;
T&u;cher und Binden
Reinlich umwanden wir,
Ach! und wir finden
Christ nicht mehr hier.
chor der engel
Christ ist erstanden!
Selig der Liebende,
Der die betr&u;bende,
Heilsam' und &u;bende
Pr&u;fung bestanden.
faust
Was sucht ihr, m&a;chtig und gelind,
Ihr Himmelst&o;ne, mich am Staube?
Klingt dort umher, wo weiche Menschen sind.
Die Botschaft h&o;r' ich wohl, allein mir fehlt der Glaube;
Das Wunder ist des Glaubens liebstes Kind.
Zu jenen Sph&a;ren wag' ich nicht zu streben,
Woher die holde Nachricht t&o;nt;
Und doch, an diesen Klang von Jugend auf gew&o;hnt,
Ruft er auch jetzt zur&u;ck mich in das Leben.
Sonst st&u;rzte sich der Himmelsliebe Ku&ss;
Auf mich herab, in ernster Sabbatstille;
Da klang so ahnungsvoll des Glockentones F&u;lle,
Und ein Gebet war br&u;nstiger Genu&ss;;
Ein unbegreiflich holdes Sehnen
Trieb mich, durch Wald und Wiesen hinzugehn,
Und unter tausend hei&ss;en Tr&a;nen
F&u;hlt' ich mir eine Welt entstehn.
Dies Lied verk&u;ndete der Jugend muntre Spiele,
Der Fr&u;hlingsfeier freies Gl&u;ck;
Erinnrung h&a;lt mich nun mit kindlichem Gef&u;hle
Vom letzten, ernsten Schritt zur&u;ck.
O t&o;net fort, ihr s&u;&ss;en Himmelslieder!
Die Tr&a;ne quillt, die Erde hat mich wieder!
chor der j&u;nger
Hat der Begrabene
Schon sich nach oben,
Lebend Erhabene,
Herrlich erhoben,
Ist er in Werdelust
Schaffender Freude nah:
Ach! an der Erde Brust
Sind wir zum Leide da.
Lie&ss; er die Seinen
Schmachtend uns hier zur&u;ck;
Ach! wir beweinen,
Meister, dein Gl&u;ck!
chor der engel
Christ ist erstanden,
Aus der Verwesung Scho&ss;;
Rei&ss;et von Banden
Freudig euch los!
T&a;tig ihn Preisenden,
Liebe Beweisenden,
Br&u;derlich Speisenden,
Predigend Reisenden,
Wonne Verhei&ss;enden
Euch ist der Meister nah,
Euch ist er da!
2 vor dem tor
einige handwerksburschen
Warum denn dort hinaus?
andre
Wir gehn hinaus aufs J&a;gerhaus.
die ersten
Wir aber wollen nach der M&u;hle wandern.
ein handwerksbursch
Ich rat' euch, nach dem Wasserhof zu gehn.
zweiter
Der Weg dahin ist gar nicht sch&o;n.
die zweiten
Was tust denn du? +
ein dritter
Ich gehe mit den andern.
vierter
Nach Burgdorf kommt herauf, gewi&ss; dort findet ihr
Die sch&o;nsten M&a;dchen und das beste Bier,
Und H&a;ndel von der ersten Sorte.
f&u;nfter
Du &u;berlustiger Gesell,
Juckt dich zum drittenmal das Fell?
Ich mag nicht hin, mir graut es vor dem Orte.
dienstm&a;dchen
Nein, nein! ich gehe nach der Stadt zur&u;ck.
andre
Wir finden ihn gewi&ss; bei jenen Pappeln stehen.
erste
Das ist f&u;r mich kein gro&ss;es Gl&u;ck;
Er wird an deiner Seite gehen,
Mir dir nur tanzt er auf dem Plan.
Was gehn mich deine Freuden an!
andre
Heut ist er sicher nicht allein,
Der Krauskopf, sagt er, w&u;rde bei ihm sein.
sch&u;ler
Blitz, wie die wackern Dirnen schreiten!
Herr Bruder, komm! wir m&u;ssen sie begleiten,
Ein starkes Bier, ein beizender Toback
Und eine Magd im Putz, das ist nun mein Geschmack.
b&u;rgerm&a;dchen
Da sieh mir nur die sch&o;nen Knaben!
Es ist wahrhaftig eine Schmach:
Gesellschaft k&o;nnten sie die allerbeste haben,
Und laufen diesen M&a;gden nach!
zweiter sch&u;ler
Nicht so geschwind! dort hinten kommen zwei,
Sie sind gar niedlich angezogen,
's ist meine Nachbarin dabei;
Ich bin dem m&a;dchen sehr gewogen.
Sie gehen ihren stillen Schritt
Und nehmen uns doch auch am Ende mit.
erster
Herr Bruder, nein! Ich bin nicht gern geniert.
Geschwind! da&ss; wir das Wildbret nicht verlieren.
Die Hand, die Samstags ihren Besen f&u;hrt,
Wird Sonntags dich am besten karessieren.
b&u;rger
Nein, er gef&a;llt mir nicht, der neue Burgemeister!
Nun, da er's ist, wird er nur t&a;glich dreister.
Und f&u;r die Stadt was tut denn er?
Wird es nicht alle Tage schlimmer?
Gehorchen soll man mehr als immer,
Und zahlen mehr als je vorher.
bettler
Ihr guten Herrn, ihr sch&o;nen Frauen,
So wohlgeputzt und backenrot,
Belieb' es euch, mich anzuschauen,
Und seht und mildert meine Not!
La&ss;t hier mich nicht vergebens leiern!
Nur der ist froh, der geben mag.
Ein Tag, den alle Menschen feiern,
Er sei f&u;r mich ein Erntetag.
andrer b&u;rger
Nichts Bessers wei&ss; ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespr&a;ch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der T&u;rkei,
Die V&o;lker auf einander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gl&a;schen aus
Und sieht den Flu&ss; hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried' und Friedenszeiten.
dritter b&u;rger
Herr Nachbar, ja! so la&ss; ich's auch geschehn,
Sie m&o;gen sich die K&o;pfe spalten,
Mag alles durch einander gehn;
Doch nur zu Hause bleib's beim alten.
alte
Ei! wie geputzt! das sch&o;ne junge Blut!
Wer soll sich nicht in euch vergaffen? -
Nur nicht so stolz! es ist schon gut!
Und was ihr w&u;nscht, das w&u;&ss;t' ich wohl zu schaffen.
b&u;rgerm&a;dchen
Agathe, fort! ich nehme mich in acht,
Mit solchen Hexen &o;ffentlich zu gehen;
Sie lie&ss; mich zwar in Sankt Andreas' Nacht
Den k&u;nft'gen Liebsten leiblich sehen -
die andre
Mir zeigte sie ihn im Kristall,
Soldatenhaft, mit mehreren Verwegnen;
Ich seh' mich um, ich such' ihn &u;berall,
Allein mir will er nicht begegnen.
soldaten
Burgen mit hohen
Mauern und Zinnen,
M&a;dchen mit stolzen
H&o;hnenden Sinnen
M&o;cht' ich gewinnen!
K&u;hn ist das M&u;hen,
Herrlich der Lohn!
Und die Trompete
Lassen wir werben,
Wie zu der Freude,
So zum Verderben.
Das ist ein St&u;rmen!
Das ist ein Leben!
M&a;dchen und Burgen
M&u;ssen sich geben.
K&u;hn ist das M&u;hen,
Herrlich der Lohn!
Und die Soldaten
Ziehen davon.
faust
Vom Eise befreit sind Strom und B&a;che
Durch des Fr&u;hlings holden, belebenden Blick;
Im Tale gr&u;net Hoffnungsgl&u;ck;
Der alte Winter, in seiner Schw&a;che,
Zog sich in rauhe Berge zur&u;ck.
Von dorther sendet er, fliehend, nur
Ohnm&a;chtige Schauer k&o;rnigen Eises
In Streifen &u;ber gr&u;nende Flur;
Aber die Sonne duldet kein Wei&ss;es:
&U;berall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlt's im Revier,
Sie nimmt geputzte Menschen daf&u;r.
Kehre dich um, von diesen H&o;hen
Nach der Stadt zur&u;ckzusehen.
Aus dem hohlen finstern Tor
Dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
Denn sie sind selber auferstanden,
Aus niedriger H&a;user dumpfen Gem&a;chern,
Aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
Aus dem Druck von Giebeln und D&a;chern,
Aus der Stra&ss;en quetschender Enge,
Aus der Kirchen ehrw&u;rdiger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.
Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge
Durch die G&a;rten und Felder zerschl&a;gt,
Wie der Flu&ss;, in Breit' und L&a;nge,
So manchen lustigen Nachen bewegt,
Und bis zum Sinken &u;berladen
Entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Kleider an.
Ich h&o;re schon des Dorfs Get&u;mmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet gro&ss; und klein.
Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein!
wagner
Mit Euch, Herr Doktor, zu spazieren,
Ist ehrenvoll und ist Gewinn;
Doch w&u;rd' ich nicht allein mich her verlieren,
Weil ich ein Feind von allem Rohen bin.
Das Fiedeln, Schreien, Kegelschieben
Ist mir ein gar verha&ss;ter Klang;
Sie toben wie vom b&o;sen Geist getrieben
Und nennen's Freude, nennen's Gesang.
bauern unter der linde
Der Sch&a;fer putzte sich zum Tanz,
Mit bunter Jacke, Band und Kranz,
Schmuck war er angezogen.
Schon um die Linde war es voll;
Und alles tanzte schon wie toll.
Juchhe! Juchhe!
Juchheisa! Heisa! He!
So ging der Fiedelbogen.
Er dr&u;ckte hastig sich heran,
Da stie&ss; er an ein M&a;dchen an
Mit seinem Ellenbogen;
Die frische Dirne kehrt' sich um
Und sagte: Nun, das find' ich dumm!
Juchhe! Juchhe!
Juchheisa! Heisa! He!
Seid nicht so ungezogen.
Doch hurtig in dem Kreise ging's,
Sie tanzten rechts, sie tanzten links,
Und alle R&o;cke flogen.
Sie wurden rot, sie wurden warm
Und ruhten atmend Arm in Arm,
Juchhe! Juchhe!
Juchheisa! Heisa! He!
Und H&u;ft' an Ellenbogen.
Und tu mir doch nicht so vertraut!
Wie mancher hat nicht seine Braut
Belogen und betrogen!
Er schmeichelte sie doch bei Seit',
Und von der Linde scholl es weit:
Juchhe! Juchhe!
Juchheisa! Heisa! He!
Geschrei und Fiedelbogen.
alter bauer
Herr Doktor, das ist sch&o;n von Euch,
Da&ss; Ihr uns heute nicht verschm&a;ht
Und unter dieses Volksgedr&a;ng',
Als ein so Hochgelahrter, geht.
So nehmet auch den sch&o;nsten Krug,
Den wir mit frischem Trunk gef&u;llt,
Ich bring' ihn zu und w&u;nsche laut,
Da&ss; er nicht nur den Durst Euch stillt:
Die Zahl der Tropfen, die er hegt,
Sei Euren Tagen zugelegt.
faust
Ich nehme den Erquickungstrank,
Erwidr' euch allen Heil und Dank.
alter bauer
F&u;rwahr, es ist sehr wohl getan,
Da&ss; Ihr am frohen Tag erscheint;
Habt Ihr es vormals doch mit uns
An b&o;sen Tagen gut gemeint!
Gar mancher steht lebendig hier,
Den Euer Vater noch zuletzt
Der hei&ss;en Fieberwut entri&ss;,
Als er der Seuche Ziel gesetzt.
Auch damals Ihr, ein junger Mann,
[Ihr gingt in jedes Krankenhaus;
Gar manche Leiche trug man fort,
[Ihr aber kamt gesund heraus;
Bestandet manche harte Proben;
Dem Helfer half der Helfer droben.
alle
Gesundheit dem bew&a;hrten Mann,
Da&ss; er noch lange helfen kann!
faust
Vor jenem droben steht geb&u;ckt,
Der helfen lehrt und Hilfe schickt.
wagner
Welch ein Gef&u;hl mu&ss;t du, o gro&ss;er Mann,
Bei der Verehrung dieser Menge haben!
O gl&u;cklich, wer von seinen Gaben
Solch einen Vorteil ziehen kann!
Der Vater zeigt dich seinem Knaben,
Ein jeder fragt und dr&a;ngt und eilt,
Die Fiedel stockt, der T&a;nzer weilt.
Du gehst, in Reihen stehen sie,
Die M&u;tzen fliegen in die H&o;h':
und wenig fehlt, so beugten sich die Knie,
Als k&a;m' das Venerabile.
faust
Nur wenig Schritte noch hinauf zu jenem Stein,
Hier wollen wir von unsrer Wandrung rasten.
Hier sa&ss; ich oft gedankenvoll allein
Und qu&a;lte mich mit Beten und mit Fasten.
An Hoffnung reich, im Glauben fest,
Mit Tr&a;nen, Seufzen, H&a;nderingen
Dacht' ich das Ende jener Pest
Vom Herrn des Himmels zu erzwingen.
Der Menge Beifall t&o;nt mir nun wie Hohn.
O k&o;nntest du in meinem Innern lesen,
Wie wenig Vater und Sohn
Solch eines Ruhmes wert gewesen!
Mein Vater war ein dunkler Ehrenmann,
Der &u;ber die Natur und ihre heil'gen Kreise
In Redlichkeit, jedoch auf seine Weise,
Mit grillenhafter M&u;he sann;
Der, in Gesellschaft von Adepten,
Sich in die schwarze K&u;che schlo&ss;
Und, nach unendlichen Rezepten,
Das Widrige zusammengo&ss;.
Da ward ein roter Leu, ein k&u;hner Freier,
Im lauen Bad der Lilie verm&a;hlt,
Und beide dann mit offnem Flammenfeuer
Aus einem Brautgemach ins andere gequ&a;lt.
Erschien darauf mit bunten Farben
Die junge K&o;nigin im Glas,
Hier war die Arzenei, die Patienten starben,
Und niemand fragte: wer genas?
So haben wir mit h&o;llischen Latwergen
In diesen T&a;lern, diesen Bergen
Weit schlimmer als die Pest getobt.
Ich habe selbst den Gift an Tausende gegeben,
Sie welkten hin, ich mu&ss; erleben,
Da&ss; man die frechen M&o;rder lobt.
wagner
Wie k&o;nnt Ihr Euch darum betr&u;ben!
Tut nicht ein braver Mann genug,
Die Kunst, die man ihm &u;bertrug,
Gewissenhaft und p&u;nktlich auszu&u;ben?
Wenn du, als J&u;ngling, deinen Vater ehrst,
So wirst du gern von ihm empfangen;
Wenn du, als Mann, die Wissenschaft vermehrst,
So kann dein Sohn zu h&o;hrem Ziel gelangen.
faust
O gl&u;cklich, wer noch hoffen kann
Aus diesem Meer des Irrtums aufzutauchen!
Was man nicht wei&ss;, das eben brauchte man,
Und was man wei&ss;, kann man nicht brauchen.
Doch la&ss; uns dieser Stunde sch&o;nes Gut
Durch solchen Tr&u;bsinn nicht verk&u;mmern!
Betrachte, wie in Abendsonneglut
Die gr&u;numgebnen H&u;tten schimmern.
Sie r&u;ckt und weicht, der Tag ist &u;berlebt,
Dort eilt sie hin und f&o;rdert neues Leben.
O da&ss; kein Fl&u;gel mich vom Boden hebt,
Ihr nach und immer nach zu streben!
Ich s&a;h' im ewigen Abendstrahl
Die stille Welt zu meinen F&u;&ss;en,
Entz&u;ndet alle H&o;hn, beruhigt jedes Tal,
Den Silberbach in goldne Str&o;me flie&ss;en.
Nicht hemmte dann den g&o;ttergleichen Lauf
Der wilde Berg mit allen seinen Schluchten;
Schon tut das Meer sich mit erw&a;rmten Buchten
Vor den erstaunten Augen auf.
Doch scheint die G&o;ttin endlich wegzusinken;
Allein der neue Trieb erwacht,
Ich eile fort, ihr ew'ges Licht zu trinken,
Vor mir den Tag und hinter mir die Nacht,
Den Himmel &u;ber mir und unter mir die Wellen.
Ein sch&o;ner Traum, indessen sie entweicht.
Ach! zu des Geistes Fl&u;geln wird so leicht
Kein k&o;rperlicher Fl&u;gel sich gesellen.
Doch ist es jedem eingeboren,
Da&ss; sein Gef&u;hl hinauf und vorw&a;rts dringt,
Wenn &u;ber uns, im blauen Raum verloren,
Ihr schmetternd Lied die Lerche singt;
Wenn &u;ber schroffen Fichtenh&o;hen
Der Adler ausgebreitet schwebt,
Und &u;ber Fl&a;chen, &u;ber Seen
Der Kranich nach der Heimat strebt.
wagner
Ich hatte selbst oft grillenhafte Stunden,
Doch solchen Trieb hab' ich noch nie empfunden.
Man sieht sich leicht an Wald und Feldern satt;
Des Vogels Fittich werd' ich nie beneiden.
Wie anders tragen uns die Geistesfreuden
Von Buch zu Buch, von Blatt zu Blatt!
Da werden Wintern&a;chte hold und sch&o;n,
Ein selig Leben w&a;rmet alle Glieder,
Und ach! entrollst du gar ein w&u;rdig Pergamen,
So steigt der ganze Himmel zu dir nieder.
faust
Du bist dir nur des einen Triebs bewu&ss;t;
O lerne nie den andern kennen!
Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust,
Die eine will sich von der andern trennen;
Die eine h&a;lt, in derber Liebeslust,
Sich an die Welt mit klammernden Organen;
Die andre hebt gewaltsam sich vom Dust
Zu den Gefilden hoher Ahnen.
O gibt es Geister in der Luft,
Die zwischen Erd' und Himmel herrschend weben,
So steiget nieder aus dem goldnen Duft
Und f&u;hrt mich weg, zu neuem, buntem Leben!
Ja, w&a;re nur ein Zaubermantel mein
Und tr&u;g' er mich in fremde L&a;nder!
Mir sollt' er um die k&o;stlichsten Gew&a;nder,
Nicht feil um einen K&o;nigsmantel sein.
wagner
Berufe nicht die wohlbekannte Schar,
Die str&o;mend sich im Dunstkreis &u;berbreitet,
Dem Menschen tausendf&a;ltige Gefahr,
Von allen Enden her, bereitet.
Von Norden dringt der scharfe Geisterzahn
Auf dich herbei, mit pfeilgespitzten Zungen;
Von Morgen ziehn, vertrocknend, sie heran
Und n&a;hren sich von deinen Lungen;
Wenn sie der Mittag aus der W&u;ste schickt,
Die Glut auf Glut um deinen Scheitel h&a;ufen,
So bringt der West den Schwarm, der erst erquickt,
Um dich und Feld und Aue zu ers&a;ufen.
Sie h&o;ren gern, zum Schaden froh gewandt,
Gehorchen gern, weil sie uns gern betr&u;gen;
Sie stellen wie vom Himmel sich gesandt,
Und lispeln englisch, wenn sie l&u;gen.
Doch gehen wir! Ergraut ist schon die Welt,
Die Luft gek&u;hlt, der Nebel f&a;llt!
Am Abend sch&a;tzt man erst das Haus. -
Was stehst du so und blickst erstaunt hinaus?
Was kann dich in der D&a;mmrung so ergreifen?
faust
Siehst du den schwarzen Hund durch Saat und Stoppel streifen?
wagner
Ich sah ihn lange schon, nicht wichtig schien er mir.
faust
Betracht' ihn recht? f&u;r was h&a;ltst du das Tier!
wagner
F&u;r einen Pudel, der auf seine Weise
Sich auf der Spur des Herren plagt.
faust
Bemerkst du, wie in weitem Schneckenkreise
Er um uns her und immer n&a;her jagt?
Und irr' ich nicht, so zieht ein feuerstrudel
Auf seinen Pfaden hinterdrein.
wagner
Ich sehe nichts als einen schwarzen Pudel;
Es mag bei Euch wohl Augent&a;uschung sein.
faust
Mir scheint es, da&ss; er magisch leise Schlingen
Zu k&u;nft'gem Band um unsre F&u;&ss;e zieht.
wagner
Ich seh' ihn ungewi&ss; und furchtsam uns umspringen,
Weil er, statt seines Herrn, zwei Unbekannte sieht.
faust
Der Kreis wird eng, schon ist er nah!
wagner
Du siehst! ein Hund, und kein Gespenst ist da.
Er knurrt und zweifelt, legt sich auf den Bauch.
Er wedelt. Alles Hundebrauch.
faust
Geselle dich zu uns! Komm hier!
wagner
Es ist ein pudeln&a;rrisch Tier.
Du stehest still, er wartet auf;
Du sprichst ihn an, er strebt an dir hinauf;
Verliere was, er wird es bringen,
Nach deinem Stock ins Wasser springen.
faust
Du hast wohl recht, ich finde nicht die Spur
Von einem Geist, und alles ist Dressur.
wagner
Dem Hunde, wenn er gut gezogen,
Wird selbst ein weiser Mann gewogen.
Ja, deine Gunst verdient er ganz und gar,
Er, der Studenten trefflicher Skolar.
3 studierzimmer
faust
Verlassen hab' ich Feld und Auen,
Die eine tiefe Nacht bedeckt,
Mit ahnungvollem, heil'gem Grauen
In uns die be&ss;re Seele weckt.
Entschlafen sind nun wilde Triebe
Mit jedem ungest&u;men Tun;
Es reget sich die Menschenliebe,
Die Liebe Gottes regt sich nun.
Sei ruhig, Pudel! renne nicht hin und wider!
An der Schwelle was schnoperst du hier?
Lege dich hinter den Ofen nieder,
Mein bestes Kissen geb' ich dir.
Wie du drau&ss;en auf dem bergigen Wege
Durch Rennen und Springen ergetzt uns hast,
So nimm nun auch von mir die Pflege,
Als ein willkommner stiller Gast.
Ach, wenn in unsrer engen Zelle
Die Lampe freundlich wieder brennt,
Dann wird's in unserm Busen helle,
Im Herzen, das sich selber kennt.
Vernunft f&a;ngt wieder an zu sprechen,
Und Hoffnung wieder an zu bl&u;hn,
Man sehnt sich nach des Lebens B&a;chen,
Ach! nach des Lebens Quelle hin.
Knurre nicht, Pudel! Zu den heiligen T&o;nen,
Die jetzt meine ganze Seel' umfassen,
Will der tierische Laut nicht passen.
Wir sind gewohnt, da&ss; die Menschen verh&o;hnen,
Was sie nicht verstehn,
Da&ss; sie vor dem Guten und Sch&o;nen,
Das ihnen oft beschwerlich ist, murren;
Will es der Hund, wie sie, beknurren?
Aber ach! schon f&u;hl' ich, bei dem besten Willen,
Befriedigung nicht mehr aus dem Busen quillen.
Aber warum mu&ss; der Strom so bald versiegen,
Und wir wieder im Durste liegen?
Davon hab' ich so viel Erfahrung.
Doch dieser Mangel l&a;&ss;t sich ersetzen:
Wir lernen das &U;berirdische sch&a;tzen,
Wir sehnen uns nach Offenbarung,
Die nirgends w&u;rd'ger und sch&o;ner brennt
Als in dem Neuen Testament.
Mich dr&a;ngt's, den Grundtext aufzuschlagen,
Mit redlichem Gef&u;hl einmal
Das heilige Original
In mein geliebtes Deutsch zu &u;bertragen.
Geschrieben steht: "im Anfang war das Wort!"
Hier stock' ich schon! Wer hilft mir weiter fort?
Ich kann das Wort so hoch unm&o;glich sch&a;tzen,
Ich mu&ss; es anders &u;bersetzten,
Wenn ich vom Geiste recht erleuchtet bin.
Geschrieben steht: Im Anfang war der Sinn.
Bedenke wohl die erste Zeile,
Da&ss; deine Feder sich nicht &u;bereile!
Ist es der Sinn, der alles wirkt und schafft?
Es sollte stehn: Im Anfang war die Kraft!
Doch, auch indem ich dieses niederschreibe,
Schon warnt mich was, da&ss; ich dabei nicht bleibe.
Mir hilft der Geist! Auf einmal seh' ich Rat
Und schreibe getrost: Im Anfang war die Tat!
Soll ich mit dir das Zimmer teilen,
Pudel, so la&ss; das Heulen,
So la&ss; das Bellen!
Solch einen st&o;renden Gesellen
Mag ich nicht in der N&a;he leiden.
Einer von uns beiden
Mu&ss; die Zelle meiden.
Ungern heb' ich das Gastrecht auf,
Die T&u;r ist offen, hast freien Lauf.
Aber was mu&ss; ich sehen!
Kann das nat&u;rlich geschehen?
Ist es Schatten? ist's Wirklichkeit?
Wie wird mein Pudel lang und breit!
Er hebt sich mit Gewalt,
Das ist nicht eines Hundes Gestalt!
Welch ein Gespenst bracht' ich ins Haus!
Schon sieht er wie ein Nilpferd aus,
Mit feurigen Augen, schrecklichem Gebi&ss;.
O! du bist mir gewi&ss;!
F&u;r solche halbe H&o;llenbrut
Ist Salomonis Schl&u;ssel gut.
geister
Drinnen gefangen ist einer!
Bleibet hau&ss;en, folg' ihm keiner!
Wie im Eisen der Fuchs,
Zagt ein alter H&o;llenluchs.
Aber gebt acht!
Schwebet hin, schwebet wider,
Auf und nieder,
Und er hat sich losgemacht.
K&o;nnt ihr ihm n&u;tzen,
La&ss;t ihn nicht sitzen!
Denn er tat uns allen
Schon viel zu Gefallen.
faust
Erst zu begegnen dem Tiere,
Brauch' ich den Spruch der viere:
Salamander soll gl&u;hen,
Undene sich winden,
Sylphe verschwinden,
Kobold sich m&u;hen.
Wer sie nicht kennte,
Die Elemente,
Ihre Kraft
Und Eigenschaft,
W&a;re kein Meister
&U;ber die Geister.
Verschwind in Flammen,
Salamander!
Rauschend flie&ss;e zusammen,
Undene!
Leucht in Meteoren-Sch&o;ne,
Sylphe!
Bring h&a;usliche Hilfe,
Incubus! Incubus!
Tritt hervor und mache den Schlu&ss;.
Keines der viere
Steckt in dem Tiere.
Es liegt ganz ruhig und grinst mich an;
Ich hab' ihm noch nicht weh getan.
Du sollst mich h&o;ren
St&a;rker beschw&o;ren.
Bist du Geselle
Ein Fl&u;chtling der H&o;lle?
So sieh dies Zeichen,
Dem sie sich beugen,
Die schwarzen Scharen!
Schon schwillt es auf mit borstigen Haaren.
Verworfnes Wesen!
Kannst du ihn lesen?
Den nie Entspro&ss;nen,
Unausgesprochnen,
Durch alle Himmel Gego&ss;nen,
Freventlich Durchstochnen?
Hinter den Ofen gebannt,
Schwillt es wie ein Elefant,
Den ganzen Raum f&u;llt es an,
Es will zum Nebel zerflie&ss;en.
Steige nicht zur Decke hinan!
Lege dich zu des Meisters F&u;&ss;en!
Du siehst, da&ss; ich nicht vergebens drohe.
Ich versenge dich mit heiliger Lohe!
Erwarte nicht
Das dreimal gl&u;hende Licht!
Erwarte nicht
Die st&a;rkste von meinen K&u;nsten!
mephistopheles
Wozu der L&a;rm? was steht dem Herrn zu Diensten?
faust
Das also war des Pudels Kern!
Ein fahrender Skolast? Der Casus macht mich lachen.
mephistopheles
Ich salutiere den gelehrten Herrn!
Ihr habt mich weidlich schwitzen machen.
faust
Wie nennst du dich? +
mephistopheles
Die Frage scheint mir klein
F&u;r einen, der das Wort so sehr verachtet,
Der, weit entfernt von allem Schein,
Nur in der Wesen Tiefe trachtet.
faust
Bei euch, ihr Herrn, kann man das Wesen
Gew&o;hnlich aus dem Namen lesen,
Wo es sich allzudeutlich weist,
Wenn man euch Fliegengott, Verderber, L&u;gner hei&ss;t.
Nun gut, wer bist du denn? +
mephistopheles
Ein Teil von jener Kraft,
Die stets das B&o;se will und stets das Gute schafft.
faust
Was ist mit diesem R&a;tselwort gemeint?
mephistopheles
Ich bin der Geist, der stets verneint!
Und das mit Recht; denn alles, was entsteht,
Ist wert, da&ss; es zugrunde geht;
Drum besser w&a;r's, da&ss; nichts entst&u;nde.
So ist denn alles, was ihr S&u;nde,
Zerst&o;rung, kurz das B&o;se nennt,
Mein eigentliches Element.
faust
Du nennst dich einen Teil, und stehst doch ganz vor mir?
mephistopheles
Bescheidne Wahrheit sprech' ich dir.
Wenn sich der Mensch, die kleine Narrenwelt,
Gew&o;hnlich f&u;r ein Ganzes h&a;lt -
Ich bin ein Teil des Teils, der anfangs alles war,
Ein Teil der Finsternis, die sich das Licht gebar,
Das stolze Licht, das nun der Mutter Nacht
Den alten Rang, den Raum ihr streitig macht,
Und doch gelingt's ihm nicht, da es, so viel es strebt,
Verhaftet an den K&o;rpern klebt.
Von K&o;rpern str&o;mt's, die K&o;rper macht es sch&o;n,
Ein K&o;rper hemmt's auf seinem Gange,
So, hoff' ich, dauert es nicht lange,
Und mit den K&o;rpern wird's zugrunde gehn.
faust
Nun kenn' ich deine w&u;rd'gen Pflichten!
Du kannst im Gro&ss;en nichts vernichten
Und f&a;ngst es nun im Kleinen an.
mephistopheles
Und freilich ist nicht viel damit getan.
Was sich dem Nichts entgegenstellt,
Das Etwas, diese plumpe Welt,
So viel als ich schon unternommen,
Ich wu&ss;te nicht ihr beizukommen,
Mit Wellen, St&u;rmen, Sch&u;tteln, Brand -
Geruhig bleibt am Ende Meer und Land!
Und dem verdammten Zeug, der Tier- und Menschenbrut,
Dem ist nun gar nichts anzuhaben:
Wie viele hab' ich schon begraben!
Und immer zirkuliert ein neues, frisches Blut.
So geht es fort, man m&o;chte rasend werden!
Der Luft, dem Wasser, wie der Erden
Entwinden tausend Keime sich,
Im Trocknen, Feuchten, Warmen, Kalten!
H&a;tt' ich mir nicht die Flamme vorbehalten,
Ich h&a;tte nichts Aparts f&u;r mich.
faust
So setzest du der ewig regen,
Der heilsam schaffenden Gewalt
Die kalte Teufelsfaust entgegen,
Die sich vergebens t&u;ckisch ballt!
Was anders suche zu beginnen,
Des Chaos wunderlicher Sohn!
mephistopheles
Wir wollen wirklich uns besinnen,
Die n&a;chsten Male mehr davon!
D&u;rft' ich wohl diesmal mich entfernen?
faust
Ich sehe nicht, warum du fragst.
Ich habe jetzt dich kennen lernen,
Besuche nun mich, wie du magst.
Hier ist das Fenster, hier die T&u;re,
Ein Rauchfang ist dir auch gewi&ss;.
mephistopheles
Gesteh' ich's nur! da&ss; ich hinausspaziere,
Verbietet mir ein kleines Hindernis,
Der Drudenfu&ss; auf Eurer Schwelle -
faust
Das Pentagramma macht dir Pein?
Ei sage mir, du Sohn der H&o;lle,
Wenn das dich bannt, wie kamst du denn herein?
Wie ward ein solcher Geist betrogen?
mephistopheles
Beschaut es recht! Es ist nicht gut gezogen;
Der eine Winkel, der nach au&ss;en zu,
Ist, wie du siehst, ein wenig offen.
faust
Das hat der Zufall gut getroffen!
Und mein Gefangner w&a;rst denn du?
Das ist von ungef&a;hr gelungen!
mephistopheles
Der Pudel merkte nichts, als er hereingesprungen,
Die Sache sieht jetzt anders aus:
Der Teufel kann nicht aus dem Haus.
faust
Doch warum gehst du nicht durchs Fenster?
mephistopheles
's ist ein Gesetz der Teufel und Gespenster:
Wo sie hereingeschl&u;pft, da m&u;ssen sie hinaus.
Das erste steht uns frei, beim zweiten sind wir Knechte.
faust
Die H&o;lle selbst hat ihre Rechte?
Das find' ich gut, da lie&ss;e sich ein Pakt,
Und sicher wohl, mit euch, ihr Herren, schlie&ss;en?
mephistopheles
Was man verspricht, das sollst du rein genie&ss;en,
Dir wird davon nichts abgezwackt.
Doch das ist nicht so kurz zu fassen,
Und wir besprechen das zun&a;chst;
Doch jetzo bitt' ich hoch und h&o;chst,
F&u;r dieses Mal mich zu entlassen.
faust
So bleibe doch noch einen Augenblick,
Um mir erst gute M&a;r zu sagen.
mephistopheles
Jetzt la&ss; mich los! Ich komme bald zur&u;ck,
Dann magst du nach Belieben fragen.
faust
Ich habe dir nicht nachgestellt,
Bist du doch selbst ins Garn gegangen.
Den Teufel halte, wer ihn h&a;lt!
Er wird ihn nicht so bald zum zweiten Male fangen.
mephistopheles
Wenn dir's beliebt, so bin ich auch bereit,
Dir zur Gesellschaft hier zu bleiben;
Doch mit Bedingnis, dir die Zeit
Durch meine K&u;nste w&u;rdig zu vertreiben.
faust
Ich seh' es gern, das steht dir frei;
Nur da&ss; die Kunst gef&a;llig sei!
mephistopheles
Du wirst, mein Freund, f&u;r deine Sinnen
In dieser Stunde mehr gewinnen
Als in des Jahres Einerlei.
Was dir die zarten Geister singen,
Die sch&o;nen Bilder, die sie bringen,
Sind nicht ein leeres Zauberspiel.
Auch dein Geruch wird sich ergetzen,
Dann wirst du deinen Gaumen letzen,
Und dann entz&u;ckt sich dein Gef&u;hl.
Bereitung braucht es nicht voran,
Beisammen sind wir, fanget an!
geister
Schwindet, ihr dunkeln
W&o;lbungen droben!
Reizender schaue
Freundlich der blaue
&A;ther herein!
W&a;ren die dunkeln
Wolken zerronnen!
Sternelein funkeln,
Mildere Sonnen
Scheinen darein.
Himmlischer S&o;hne
Geistige Sch&o;ne,
Schwankende Beugung
Schwebet vor&u;ber.
Sehnende Neigung
Folget hin&u;ber;
Und der Gew&a;nder
Flatternde B&a;nder
Decken die L&a;nder,
Decken die Laube,
Wo sich f&u;rs Leben,
Tief in Gedanken,
Liebende geben.
Laube bei Laube!
Sprossende Ranken!
Lastende Traube
St&u;rzt ins Beh&a;lter
Dr&a;ngender Kelter,
St&u;rzen in B&a;chen
Sch&a;umende Weine,
Rieseln durch reine,
Edle Gesteine,
Lassen die H&o;hen
Hinter sich liegen,
Breiten zu Seen
Sich ums Gen&u;gen
Gr&u;nender H&u;gel.
Und das Gefl&u;gel
Schl&u;rfet sich Wonne,
Flieget der Sonne,
Flieget den hellen
Inseln entgegen,
Die sich auf Wellen
Gauklend bewegen;
Wo wir in Ch&o;ren
Jauchzende h&o;ren,
&U;ber den Auen
Tanzende schauen,
Die sich im Freien
Alle zerstreuen.
Einige klimmen
&U;ber die H&o;hen,
Andere schwimmen
&U;ber die Seen,
Andere schweben;
Alle zum Leben,
Alle zur Ferne
Liebender Sterne,
Seliger Huld.
mephistopheles
Er schl&a;ft! So recht, ihr luft'gen zarten Jungen!
Ihr habt ihn treulich eingesungen!
F&u;r dies Konzert bin ich in eurer Schuld.
Du bist noch nicht der Mann, den Teufel festzuhalten!
Umgaukelt ihn mit s&u;&ss;en Traumgestalten,
Versenkt ihn in ein Meer des Wahns;
Doch dieser Schwelle Zauber zu zerspalten,
Bedarf ich eines Rattenzahns.
Nicht lange brauch' ich zu beschw&o;ren,
Schon raschelt eine hier und wird sogleich mich h&o;ren.
Der Herr der Ratten und der M&a;use,
Der Fliegen, Fr&o;sche, Wanzen, L&a;use
Befiehlt dir, dich hervorzuwagen
Und diese Schwelle zu benagen,
Sowie er sie mit &O;l betupft -
Da kommst du schon hervorgehupft!
Nur frisch ans Werk! Die Spitze, die mich bannte,
Sie sitzt ganz vornen an der Kante.
Noch einen Bi&ss;, so ist's geschehn. -
Nun, Fauste, tr&a;ume fort, bis wir uns wiedersehn.
faust
Bin ich denn abermals betrogen?
Verschwindet so der geisterreiche Drang,
Da&ss; mir ein Traum den Teufel vorgelogen,
Und da&ss; ein Pudel mir entsprang?
4 studierzimmer
faust
Es klopft? Herein! Wer will mich wieder plagen?
mephistopheles
Ich bin's. +
faust
Herein! +
mephistopheles
Du mu&ss;t es dreimal sagen.
faust
Herein denn! +
mephistopheles
So gef&a;llst du mir.
Wir werden, hoff' ich, uns vertragen!
Denn dir die Grillen zu verjagen,
Bin ich als edler Junker hier,
In rotem, goldverbr&a;mtem Kleide,
Das M&a;ntelchen von starrer Seide,
Die Hahnenfeder auf dem Hut,
Mit einem langen spitzen Degen,
Und rate nun dir, kurz und gut,
Dergleichen gleichfalls anzulegen;
Damit du, losgebunden, frei,
Erfahrest, was das Leben sei.
faust
In jedem Kleide werd' ich wohl die Pein
Des engen Erdelebens f&u;hlen.
Ich bin zu alt, um nur zu spielen,
Zu jung, um ohne Wunsch zu sein.
Was kann die Welt mir wohl gew&a;hren?
Entbehren sollst du! sollst entbehren!
Das ist der ewige Gesang,
Der jedem an die Ohren klingt,
Den, unser ganzes Leben lang,
Uns heiser jede Stunde singt.
Nur mit Entsetzen wach' ich morgens auf,
Ich m&o;chte bittre Tr&a;nen weinen,
Den Tag zu sehn, der mir in seinem Lauf
Nicht Einen Wunsch erf&u;llen wird, nicht Einen,
Der selbst die Ahnung jeder Lust
Mit eigensinnigem Krittel mindert,
Die Sch&o;pfung meiner regen Brust
Mit tausend Lebensfratzen hindert.
Auch mu&ss; ich, wenn die Nacht sich niedersenkt,
Mich &a;ngstlich auf das Lager strecken;
Auch da wird keine Rast geschenkt,
Mich werden wilde Tr&a;ume schrecken.
Der Gott, der mir im Busen wohnt,
Kann tief mein Innerstes erregen;
Der &u;ber allen meinen Kr&a;ften thront,
Er kann nach au&ss;en nichts bewegen;
Und so ist mir das Dasein eine Last,
Der Tod erw&u;nscht, das Leben mir verha&ss;t.
mephistopheles
Und doch ist nie der Tod ein ganz willkommner Gast.
faust
O selig der, dem er im Siegesglanze
Die blut'gen Lorbeern um die Schl&a;fe windet,
Den er, nach rasch durchrastem Tanze,
In eines M&a;dchens Armen findet!
O w&a;r' ich vor des hohen Geistes Kraft
Entz&u;ckt, entseelt dahingesunken!
mephistopheles
Und doch hat jemand einen braunen Saft,
In jener Nacht, nicht ausgetrunken.
faust
Das Spionieren, scheint's, ist deine Lust.
mephistopheles
Allwissend bin ich nicht; doch viel ist mir bewu&ss;t.
faust
Wenn aus dem schrecklichen Gew&u;hle
Ein s&u;&ss; bekannter Ton mich zog,
Den Rest von kindlichem Gef&u;hle
Mit Anklang froher Zeit betrog,
So fluch' ich allem, was die Seele
Mit Lock- und Gaukelwerk umspannt,
Und sie in diese Trauerh&o;hle
Mit Blend- und Schmeichelkr&a;ften bannt!
Verflucht voraus die hohe Meinung,
Womit der Geist sich selbst umf&a;ngt!
Verflucht das Blenden der Erscheinung,
Die sich an unsre Sinne dr&a;ngt!
Verflucht, was uns in Tr&a;umen heuchelt,
Des Ruhms, der Namensdauer Trug!
Verflucht, was als Besitz uns schmeichelt,
Als Weib und Kind, als Knecht und Pflug!
Verflucht sei Mammon, wenn mit Sch&a;tzen
Er uns zu k&u;hnen Taten regt,
Wenn er zu m&u;&ss;igem Ergetzen
Die Polster uns zurechtelegt!
Fluch sei dem Balsamsaft der Trauben!
Fluch jener h&o;chsten Liebeshuld!
Fluch sei der Hoffnung! Fluch dem Glauben,
Und Fluch vor allen der Geduld!
geisterchor
Weh! weh!
Du hast sie zerst&o;rt,
Die sch&o;ne Welt,
Mit m&a;chtiger Faust;
Sie st&u;rzt, sie zerf&a;llt!
Ein Halbgott hat sie zerschlagen!
Wir tragen
Die Tr&u;mmern ins Nichts hin&u;ber,
Und klagen
&U;ber die verlorne Sch&o;ne.
M&a;chtiger
Der Erdens&o;hne,
Pr&a;chtiger
Baue sie wieder,
In deinem Busen baue sie auf!
Neuen Lebenslauf
Beginne,
Mit hellem Sinne,
Und neue Lieder
T&o;nen darauf!
mephistopheles
Dies sind die Kleinen
Von den Meinen.
H&o;re, wie zu Lust und Taten
Altlug sie raten!
In die Welt weit,
Aus der Einsamkeit,
Wo Sinnen und S&a;fte stocken,
Wollen sie dich locken.
H&o;r auf, mit deinem Gram zu spielen,
Der, wie ein Geier, dir am Leben fri&ss;t;
Die schlechteste Gesellschaft l&a;&ss;t dich f&u;hlen,
Da&ss; du ein Mensch mit Menschen bist.
Doch so ist's nicht gemeint,
Dich unter das Pack zu sto&ss;en.
Ich bin keiner von den Gro&ss;en;
Doch willst du mit mir vereint
Deine Schritte durchs Leben nehmen,
So will ich mich gern bequemen,
Dein zu sein, auf der Stelle.
Ich bin dein Geselle,
Und mach' ich dir's recht,
Bin ich dein Diener, bin dein Knecht!
faust
Und was soll ich dagegen dir erf&u;llen?
mephistopheles
Dazu hast du noch eine lange Frist.
faust
Nein, nein! der Teufel ist ein Egoist
Und tut nicht leicht um Gottes willen,
Was einem andern n&u;tzlich ist.
Sprich die Bedingung deutlich aus;
Ein solcher Diener bringt Gefahr ins Haus.
mephistopheles
Ich will mich hier zu deinem Dienst verbinden,
Auf deinen Wink nicht rasten und nicht ruhn;
Wenn wir uns dr&u;ben wiederfinden,
So sollst du mir das gleiche tun.
faust
Das Dr&u;ben kann mich wenig k&u;mmern;
Schl&a;gst du erst diese Welt zu Tr&u;mmern,
Die andre mag darnach entstehn.
Aus dieser Erde quillen meine Freuden,
Und diese Sonne scheinet meinen Leiden;
Kann ich mich erst von ihnen scheiden,
Dann mag, was will und kann, geschehn.
Davon will ich nichts weiter h&o;ren,
Ob man auch k&u;nftig ha&ss;t und liebt,
Und ob es auch in jenen Sph&a;ren
Ein Oben oder Unten gibt.
mephistopheles
In diesem Sinne kannst du's wagen.
Verbinde dich; du sollst, in diesen Tagen,
Mit Freuden meine K&u;nste sehn,
Ich gebe dir, was noch kein Mensch gesehn.
faust
Was willst du armer Teufel geben?
Ward eines Menschen Geist, in seinem hohen Streben,
Von deinesgleichen je gefa&ss;t?
Doch hast du Speise, die nicht s&a;ttigt, hast
Du rotes Gold, das ohne Rast,
Quecksilber gleich, dir in der Hand zerrinnt,
Ein Spiel, bei dem man nie gewinnt,
Ein M&a;dchen, das an meiner Brust
Mit &A;ugeln schon dem Nachbar sich verbindet,
Der Ehre sch&o;ne G&o;tterlust,
Die, wie ein Meteor, verschwindet?
Zeig mir die Frucht, die fault, eh' man sie bricht,
Und B&a;ume, die t&a;glich neu begr&u;nen!
mephistopheles
Ein solcher Auftrag schreckt mich nicht,
Mit solchen Sch&a;tzen kann ich dienen.
Doch, guter Freund, die Zeit kommt auch heran,
Wo wir was Guts in Ruhe schmausen m&o;gen.
faust
Werd' ich beruhigt je mich auf ein Faulbett legen,
So sei es gleich um mich getan!
Kannst du mich schmeichelnd je bel&u;gen,
Da&ss; ich mir selbst gefallen mag,
Kannst du mich mit Genu&ss; betr&u;gen,
Das sei f&u;r mich der letzte Tag!
Die Wette biet' ich! +
mephistopheles
Topp! +
faust
Und Schlag auf Schlag!
Werd' ich zum Augenblicke sagen:
Verweile doch! du bist so sch&o;n!
Dann magst du mich in Fesseln schlagen,
Dann will ich gern zugrunde gehn!
Dann mag die Totenglocke schallen,
Dann bist du deines Dienstes frei,
Die Uhr mag stehn, der Zeiger fallen,
Es sei die Zeit f&u;r mich vorbei!
mephistopheles
Bedenk es wohl, wir werden's nicht vergessen.
faust
Dazu hast du ein volles Recht;
Ich habe mich nicht freventlich vermessen.
Wie ich beharre, bin ich Knecht,
Ob dein, was frag' ich, oder wessen.
mephistopheles
Ich werde heute gleich, beim Doktorschmaus,
Als Diener, meine Pflicht erf&u;llen.
Nur eins! - Um Lebens oder Sterbens willen
Bitt' ich mir ein paar Zeilen aus.
faust
Auch was Geschriebnes forderst du Pedant?
Hast du noch keinen Mann, nicht Manneswort gekannt?
Ist's nicht genug, da&ss; mein gesprochnes Wort
Auf ewig soll mit meinen Tagen schalten?
Rast nicht die Welt in allen Str&o;men fort,
Und mich soll ein Versprechen halten?
Doch dieser Wahn ist uns ins Herz gelegt,
Wer mag sich gern davon befreien?
Begl&u;ckt, wer Treue rein im Busen tr&a;gt,
Kein Opfer wird ihn je gereuen!
Allein ein Pergament, beschrieben und bepr&a;gt,
Ist ein Gespenst, vor dem sich alle scheuen.
Das Wort erstirbt schon in der Feder,
Die Herrschaft f&u;hren Wachs und Leder.
Was willst du b&o;ser Geist von mir?
Erz, Marmor, Pergament, Papier?
Soll ich mit Griffel, Mei&ss;el, Feder schreiben?
Ich gebe jede Wahl dir frei.
mephistopheles
Wie magst du deine Rednerei
Nur gleich so hitzig &u;bertreiben?
Ist doch ein jedes Bl&a;ttchen gut.
Du unterzeichnest dich mit einem Tr&o;pfchen Blut.
faust
Wenn dies dir v&o;llig G'n&u;ge tut,
So mag es bei der Fratze bleiben.
mephistopheles
Blut ist ein ganz besondrer Saft.
faust
Nur keine Furcht, da&ss; ich dies B&u;ndnis breche!
Das Streben meiner ganzen Kraft
Ist grade das, was ich verspreche.
Ich habe mich zu hoch gebl&a;ht,
In deinen Rang geh&o;r' ich nur.
Der gro&ss;e Geist hat mich verschm&a;ht,
Vor mir verschlie&ss;t sich die Natur.
Des Denkens Faden ist zerrissen,
Mir ekelt lange vor allem Wissen.
La&ss; in den Tiefen der Sinnlichkeit
Uns gl&u;hende Leidenschaften stillen!
In undurchdrungnen Zauberh&u;llen
Sei jedes Wunder gleich bereit!
St&u;rzen wir uns in das Rauschen der Zeit,
Ins Rollen der Begebenheit!
Da mag denn Schmerz und Genu&ss;,
Gelingen und Verdru&ss;
Mit einander wechseln, wie es kann;
Nur rastlos bet&a;tigt sich der Mann.
mephistopheles
[Euch ist kein Ma&ss; und Ziel gesetzt.
Beliebt's Euch, &u;berall zu naschen,
Im Fliehen etwas zu erhaschen,
Bekomm' Euch wohl, was Euch ergetzt.
Nur greift mir zu und seid nicht bl&o;de!
faust
Du h&o;rest ja, von Freud' ist nicht die Rede.
Dem Taumel weih' ich mich, dem schmerzlichsten Genu&ss;,
Verliebtem Ha&ss;, erquickendem Verdru&ss;.
Mein Busen, der vom Wissensdrang geheilt ist,
Soll keinen Schmerzen k&u;nftig sich verschlie&ss;en,
Und was der ganzen Menschheit zugeteilt ist,
Will ich in meinem innern Selbst genie&ss;en,
Mit meinem Geist das H&o;chst' und Tiefste greifen,
Ihr Wohl und Weh auf meinen Busen h&a;ufen,
Und so mein eigen Selbst zu ihrem Selbst erweitern,
Und, wie sie selbst, am End' auch ich zerscheitern.
mephistopheles
O glaube mir, der manche tausend Jahre
An dieser harten Speise kaut,
Da&ss; von der Wiege bis zur Bahre
Kein Mensch den alten Sauerteig verdaut!
Glaub unsereinem: dieses Ganze
Ist nur f&u;r einen Gott gemacht!
Er findet sich in einem ew'gen Glanze,
Uns hat er in die Finsternis gebracht,
Und euch taugt einzig Tag und Nacht.
faust
Allein ich will! +
mephistopheles
Das l&a;&ss;t sich h&o;ren!
Doch nur vor einem ist mir bang:
Die Zeit ist kurz, die Kunst ist lang.
Ich d&a;cht', Ihr lie&ss;et Euch belehren.
Assoziiert Euch mit einem Poeten,
La&ss;t den Herrn in Gedanken schweifen,
Und alle edlen Qualit&a;ten
Auf Euren Ehrenscheitel h&a;ufen,
Des L&o;wen Mut,
Des Hirsches Schnelligkeit,
Des Italieners feurig Blut,
Des Nordens Dau'rbarkeit.
La&ss;t ihn Euch das Geheimnis finden,
Gro&ss;mut und Arglist zu verbinden,
Und Euch, mit warmen Jugendtrieben,
Nach einem Plane zu verlieben.
M&o;chte selbst solch einen Herren kennen,
W&u;rd' ihn Herrn Mikrokosmus nennen.
faust
Was bin ich denn, wenn es nicht m&o;glich ist,
Der Menschheit Krone zu erringen,
Nach der sich alle Sinne dringen?
mephistopheles
Du bist am Ende - was du bist.
Setz dir Per&u;cken auf von Millionen Locken,
Setz deinen Fu&ss; auf ellenhohe Socken,
Du bleibst doch immer, was du bist.
faust
Ich f&u;hl's, vergebens hab' ich alle Sch&a;tze
Des Menschengeists auf mich herbeigerafft,
Und wenn ich mich am Ende niedersetze,
Quillt innerlich doch keine neue Kraft;
Ich bin nicht um ein Haar breit h&o;her,
Bin dem Unendlichen nicht n&a;her.
mephistopheles
Mein guter Herr, Ihr seht die Sachen,
Wie man die Sachen eben sieht;
Wir m&u;ssen das gescheiter machen,
Eh' uns des Lebens Freude flieht.
Was Henker! freilich H&a;nd' und F&u;&ss;e
Und Kopf und H--, die sind dein;
Doch alles, was ich frisch genie&ss;e,
Ist das drum weniger mein?
Wenn ich sechs Hengste zahlen kann,
Sind ihre Kr&a;fte nicht die meine?
Ich renne zu und bin ein rechter Mann,
Als h&a;tt' ich vierundzwanzig Beine.
Drum frisch! La&ss; alles Sinnen sein,
Und grad' mit in die Welt hinein!
Ich sag' es dir: ein Kerl, der spekuliert,
Ist wie ein Tier, auf d&u;rrer Heide
Von einem b&o;sen Geist im Kreis herumgef&u;hrt,
Und rings umher liegt sch&o;ne gr&u;ne Weide.
faust
Wie fangen wir das an? +
mephistopheles
Wir gehen eben fort.
Was ist das f&u;r ein Marterort?
Was hei&ss;t das f&u;r ein Leben f&u;hren,
Sich und die Jungens ennuyieren?
La&ss; du das dem Herrn Nachbar Wanst!
Was willst du dich das Stroh zu dreschen plagen?
Das Beste, was du wissen kannst,
Darfst du den Buben doch nicht sagen.
Gleich h&o;r' ich einen auf dem Gange!
faust
Mir ist's nicht m&o;glich, ihn zu sehn.
mephistopheles
Der arme Knabe wartet lange,
Der darf nicht ungetr&o;stet gehn.
Komm, gib mir deinen Rock und M&u;tze;
Die Maske mu&ss; mir k&o;stlich stehn.
Nun &u;berla&ss; es meinem Witze!
Ich brauche nur ein Viertelst&u;ndchen Zeit;
Indessen mache dich zur sch&o;nen Fahrt bereit!
mephistopheles
Verachte nur Vernunft und Wissenschaft,
Des Menschen allerh&o;chste Kraft,
La&ss; nur in Blend- und Zauberwerken
Dich von dem L&u;gengeist best&a;rken,
So hab' ich dich schon unbedingt -
Ihm hat das Schicksal einen Geist gegeben,
Der ungeb&a;ndigt immer vorw&a;rts dringt,
Und dessen &u;bereiltes Streben
Der Erde Freuden &u;berspringt.
Den schlepp' ich durch das wilde Leben,
Durch flache Unbedeutenheit,
Er soll mir zappeln, starren, kleben,
Und seiner Uners&a;ttlichkeit
Soll Speis' und Trank vor gier'gen Lippen schweben;
Er wird Erquickung sich umsonst erflehn,
Und h&a;tt' er sich auch nicht dem Teufel &u;bergeben,
Er m&u;&ss;te doch zugrunde gehn!
sch&u;ler
Ich bin allhier erst kurze Zeit;
Und komme voll Ergebenheit,
Einen Mann zu sprechen und zu kennen,
Den alle mir mit Ehrfurcht nennen.
mephistopheles
[Eure H&o;flichkeit erfreut mich sehr!
[Ihr seht einen Mann wie andre mehr.
Habt Ihr Euch sonst schon umgetan?
sch&u;ler
Ich bitt' Euch, nehmt Euch meiner an!
Ich komme mit allem guten Mut,
Leidlichem Geld und frischem Blut;
Meine Mutter wollte mich kaum entfernen;
M&o;chte gern was Rechts hierau&ss;en lernen.
mephistopheles
Da seid Ihr eben recht am Ort.
sch&u;ler
Aufrichtig, m&o;chte schon wieder fort:
In diesen Mauern, diesen Hallen
Will es mir keineswegs gefallen.
Es ist ein gar beschr&a;nkter Raum,
Man sieht nichts Gr&u;nes, keinen Baum,
Und in den S&a;len auf den B&a;nken
Vergeht mir H&o;ren, Sehn und Denken.
mephistopheles
Das kommt nur auf Gewohnheit an.
So nimmt ein Kind der Mutter Brust
Nicht gleich im Anfang willig an,
Doch bald ern&a;hrt es sich mit Lust.
So wird's Euch an der Weisheit Br&u;sten
Mit jedem Tage mehr gel&u;sten.
sch&u;ler
An ihrem Hals will ich mit Freuden hangen;
Doch sagt mir nur, wie kann ich hingelangen?
mephistopheles
Erkl&a;rt Euch, eh' Ihr weiter geht,
Was w&a;hlt Ihr f&u;r eine Fakult&a;t?
sch&u;ler
Ich w&u;nschte recht gelehrt zu werden,
Und m&o;chte gern, was auf der Erden
Und in dem Himmel ist, erfassen,
Die Wissenschaft und die Natur.
mephistopheles
Da seid Ihr auf der rechten Spur;
Doch m&u;&ss;t Ihr Euch nicht zerstreuen lassen.
sch&u;ler
Ich bin dabei mit Seel' und Leib;
Doch freilich w&u;rde mir behagen
Ein wenig Freiheit und Zeitvertreib
An sch&o;nen Sommerfeiertagen.
mephistopheles
Gebraucht der Zeit, sie geht so schnell von hinnen,
Doch Ordnung lehrt Euch Zeit gewinnen.
Mein teurer Freund, ich rat' Euch drum
Zuerst Collegium Logicum.
Da wird der Geist Euch wohl dressiert,
In spanische Stiefeln eingeschn&u;rt,
Da&ss; er bed&a;chtiger so fortan
Hinschleiche die Gedankenbahn,
Und nicht etwa, die Kreuz und Quer,
Irrlichteliere hin und her.
Dann lehret man Euch manchen Tag,
Da&ss;, was Ihr sonst auf einen Schlag
Getrieben, wie Essen und Trinken frei,
Eins! Zwei! Drei! dazu n&o;tig sei.
Zwar ist's mit der Gedankenfabrik
Wie mit einem Weber-Meisterst&u;ck,
Wo ein Tritt tausend F&a;den regt,
Die Schifflein her&u;ber schie&ss;en,
Die F&a;den ungesehen flie&ss;en,
Ein Schlag tausend Verbindungen schl&a;gt:
Der Philosoph, der tritt herein
Und beweist Euch, es m&u;&ss;t' so sein:
Das Erst' w&a;r' so, das Zweite so,
Und drum das Dritt' und Vierte so,
Und wenn das Erst' und Zweit' nicht w&a;r',
Das Dritt' und Viert' w&a;r' nimmermehr.
Das preisen die Sch&u;ler aller Orten,
Sind aber keine Weber geworden.
Wer will was Lebendigs erkennen und beschreiben,
Sucht erst den Geist heraus zu treiben,
Dann hat er die Teile in seiner Hand,
Fehlt leider! nur das geistige Band.
Encheiresin naturae nennt's die Chemie,
Spottet ihrer selbst und wei&ss; nicht wie.
sch&u;ler
Kann Euch nicht eben ganz verstehen.
mephistopheles
Das wird n&a;chstens schon besser gehen,
Wenn Ihr lernt alles reduzieren
Und geh&o;rig klassifizieren.
sch&u;ler
Mir wird von alle dem so dumm,
Als ging' mir ein M&u;hlrad im Kopf herum.
mephistopheles
Nachher, vor allen andern Sachen,
M&u;&ss;t Ihr Euch an die Metaphysik machen!
Da seht, da&ss;t Ihr tiefsinnig fa&ss;t,
Was in des Menschen Hirn nicht pa&ss;t;
F&u;r was drein geht und nicht drein geht,
Ein pr&a;chtig Wort zu Diensten steht.
Doch vorerst dieses halbe Jahr
Nehmt ja der besten Ordnung wahr.
F&u;nf Stunden habt Ihr jeden Tag;
Seid drinnen mit dem Glockenschlag!
Habt Euch vorher wohl pr&a;pariert,
Paragraphos wohl einstudiert,
Damit Ihr nachher besser seht,
Da&ss; er nichts sagt, als was im Buche steht;
Doch Euch des Schreibens ja beflei&ss;t,
Als diktiert' Euch der Heilig' Geist!
sch&u;ler
Das sollt Ihr mir nicht zweimal sagen!
Ich denke mir, wie viel es n&u;tzt;
Denn, was man schwarz auf wei&ss; besitzt,
Kann man getrost nach Hause tragen.
mephistopheles
Doch w&a;hlt mir eine Fakult&a;t!
sch&u;ler
Zur Rechtsgelehrsamkeit kann ich mich nicht bequemen.
mephistopheles
Ich kann es Euch so sehr nicht &u;bel nehmen,
Ich wei&ss;, wie es um diese Lehre steht.
Es erben sich Gesetz' und Rechte
Wie eine ew'ge Krankheit fort,
Sie schleppen von Geschlecht sich zum Geschlechte
Und r&u;cken sacht von Ort zu Ort.
Vernunft wird Unsinn, Wohltat Plage;
Weh dir, da&ss; du ein Enkel bist!
Vom Rechte, das mit uns geboren ist,
Von dem ist leider! nie die Frage.
sch&u;ler
Mein Abscheu wird durch Euch vermehrt.
O gl&u;cklich der, den Ihr belehrt!
Fast m&o;cht' ich nun Theologie studieren.
mephistopheles
Ich w&u;nschte nicht, Euch irre zu f&u;hren.
Was diese Wissenschaft betrifft,
Es ist so schwer, den falschen Weg zu meiden,
Es liegt in ihr so viel verborgnes Gift,
Und von der Arzenei ist's kaum zu unterscheiden.
Am besten ist's auch hier, wenn Ihr nur Einen h&o;rt;
Und auf des Meisters Worte schw&o;rt.
Im ganzen - haltet Euch an Worte!
Dann geht Ihr durch die sichre Pforte
Zum Tempel der Gewi&ss;heit ein.
sch&u;ler
Doch ein Begriff mu&ss; bei dem Worte sein.
mephistopheles
Schon gut! Nur mu&ss; man sich nicht allzu &a;ngstlich qu&a;len;
Denn eben wo Begriffe fehlen,
Da stellt ein Wort zur rechten Zeit sich ein.
Mit Worten l&a;&ss;t sich trefflich streiten,
Mit Worten ein System bereiten,
An Worte l&a;&ss;t sich trefflich glauben,
Von einem Wort l&a;&ss;t sich kein Jota rauben.
sch&u;ler
Verzeiht, ich halt' Euch auf mit vielen Fragen,
Allein ich mu&ss; Euch noch bem&u;hn.
Wollt Ihr mir von der Medizin
Nicht auch ein kr&a;ftig W&o;rtchen sagen?
Drei Jahr' ist eine kurze Zeit,
Und, Gott! das Feld ist gar zu weit.
Wenn man einen Fingerzeig nur hat,
L&a;&ss;t sich's schon eher weiter f&u;hlen.
mephistopheles
Ich bin des trocknen Tons nun satt,
Mu&ss; wieder recht den Teufel spielen.
Der Geist der Medizin ist leicht zu fassen;
Ihr durchstudiert die gro&ss;' und kleine Welt,
Um es am Ende gehn zu lassen,
Wie's Gott gef&a;llt.
Vergebens, da&ss; Ihr ringsum wissenschaftlich schweift,
Ein jeder lernt nur, was er lernen kann;
Doch der den Augenblick ergreift,
Das ist der rechte Mann.
[Ihr seid noch ziemlich wohl gebaut,
An K&u;hnheit wird's Euch auch nicht fehlen,
Und wenn Ihr Euch nur selbst vertraut,
Vertrauen Euch die andern Seelen.
Besonders lernt die Weiber f&u;hren;
Es ist ihr ewig Weh und Ach
So tausendfach
Aus einem Punkte zu kurieren,
Und wenn Ihr halbweg ehrbar tut,
Dann habt Ihr sie all' unterm Hut.
Ein Titel mu&ss; sie erst vertraulich machen,
Da&ss; Eure Kunst viel K&u;nste &u;bersteigt;
Zum Willkomm tappt Ihr dann nach allen Siebensachen,
Um die ein andrer viele Jahre streicht,
Versteht das P&u;lslein wohl zu dr&u;cken,
Und fasset sie, mit feurig schlauen Blicken,
Wohl um die schlanke H&u;fte frei,
Zu sehn, wie fest geschn&u;rt sie sei.
sch&u;ler
Das sieht schon besser aus! Man sieht doch, wo und wie.
mephistopheles
Grau, teurer Freund, ist alle Theorie,
Und gr&u;n des Lebens goldner Baum.
sch&u;ler
Ich schw&o;r' Euch zu, mir ist's als wie ein Traum.
D&u;rft' ich Euch wohl ein andermal beschweren,
Von Eurer Weisheit auf den Grund zu h&o;ren?
mephistopheles
Was ich vermag, soll gern geschehn.
sch&u;ler
Ich kann unm&o;glich wieder gehn,
Ich mu&ss; Euch noch mein Stammbuch &u;berreichen.
G&o;nn' Eure Gunst mir dieses Zeichen!
mephistopheles
Sehr wohl.
sch&u;ler
Eritis sicut Deus scientes bonum et malum.
mephistopheles
Folg' nur dem alten Spruch und meiner Muhme, der Schlange,
Dir wird gewi&ss; einmal bei deiner Gott&a;hnlichkeit bange!
faust
Wohin soll es nun gehn? +
mephistopheles
Wohin es dir gef&a;llt.
Wir sehn die kleine, dann die gro&ss;e Welt.
Mit welcher Freude, welchem Nutzen
Wirst du den Cursum durchschmarutzen!
faust
Allein bei meinem langen Bart
Fehlt mir die leichte Lebensart.
Es wird mir der Versuch nicht gl&u;cken;
Ich wu&ss;te nie mich in die Welt zu schicken.
Vor andern f&u;hl' ich mich so klein;
Ich werde stets verlegen sein.
mephistopheles
Mein guter Freund, das wird sich alles geben;
Sobald du dir vertraust, sobald wei&ss;t du zu leben.
faust
Wie kommen wir denn aus dem Haus?
Wo hast du Pferde, Knecht und Wagen?
mephistopheles
Wir breiten nur den Mantel aus,
Der soll uns durch die L&u;fte tragen.
Du nimmst bei diesem k&u;hnen Schritt
Nur keinen gro&ss;en B&u;ndel mit.
Ein bi&ss;chen Feuerluft, die ich bereiten werde,
Hebt uns behend von dieser Erde.
Und sind wir leicht, so geht es schnell hinauf;
Ich gratuliere dir zum neuen Lebenslauf!
5 auerbachs keller in leipzig
frosch
Will keiner trinken? keiner lachen?
Ich will euch lehren Gesichter machen!
Ihr seid ja heut wie nasses Stroh,
Und brennt sonst immer lichterloh.
brander
Das liegt an dir; du bringst ja nichts herbei,
Nicht eine Dummheit, keine Sauerei.
frosch
Da hast du beides! +
brander
Doppelt Schwein!
frosch
Ihr wollt es ja, man soll es sein!
siebel
Zur T&u;r hinaus, wer sich entzweit!
Mit offner Brust singt Runda, sauft und schreit!
Auf! Holla! Ho! +
altmayer
Weh mir, ich bin verloren!
Baumwolle her! der Kerl sprengt mir die Ohren.
siebel
Wenn das Gew&o;lbe widerschallt,
F&u;hlt man erst recht des Basses Grundgewalt.
frosch
So recht, hinaus mit dem, der etwas &u;bel nimmt!
A! tara lara da! +
altmayer
A! tara lara da!
frosch
Die Kehlen sind gestimmt.
Das liebe heil'ge R&o;m'sche Reich,
Wie h&a;lt's nur noch zusammen?
brander
Ein garstig Lied! Pfui! ein politisch Lied
Ein leidig Lied! Dankt Gott mit jedem Morgen,
Da&ss; ihr nicht braucht f&u;rs R&o;m'sche Reich zu sorgen!
Ich halt' es wenigstens f&u;r reichlichen Gewinn,
Da&ss; ich nicht Kaiser oder Kanzler bin.
Doch mu&ss; auch uns ein Oberhaupt nicht fehlen;
Wir wollen einen Papst erw&a;hlen.
Ihr wi&ss;t, welch eine Qualit&a;t
Den Ausschlag gibt, den Mann erh&o;ht.
frosch
Schwing dich auf, Frau Nachtigall,
Gr&u;&ss;' mir mein Liebchen zehentausendmal.
siebel
Dem Liebchen keinen Gru&ss;! ich will davon nichts h&o;ren!
frosch
Dem Liebchen Gru&ss; und Ku&ss;! du wirst mir's nicht verwehren!
Riegel auf! in stiller Nacht.
Riegel auf! der Liebste wacht.
Riegel zu! des Morgens fr&u;h.
siebel
Ja, singe, singe nur und lob' und r&u;hme sie!
Ich will zu meiner Zeit schon lachen.
Sie hat mich angef&u;hrt, dir wird sie's auch so machen.
Zum Liebsten sei ein Kobold ihr beschert!
Der mag mit ihr auf einem Kreuzweg sch&a;kern;
Ein alter Bock, wenn er vom Blocksberg kehrt,
Mag im Galopp noch gute Nacht ihr meckern!
Ein braver Kerl von echtem Fleisch und Blut
Ist f&u;r die Dirne viel zu gut.
Ich will von keinem Gru&ss;e wissen,
Als ihr die Fenster eingeschmissen!
brander
Pa&ss;t auf! pa&ss;t auf! Gehorchet mir!
Ihr Herrn, gesteht, ich wei&ss; zu leben;
Verliebte Leute sitzen hier,
Und diesen mu&ss;, nach Standsgeb&u;hr,
Zur guten Nacht ich was zum besten geben.
Gebt acht! Ein Lied vom neusten Schnitt!
Und singt den Rundreim kr&a;ftig mit!
Es war eine Ratt' im Kellernest,
Lebte nur von Fett und Butter,
Hatte sich ein R&a;nzlein angem&a;st't,
Als wie der Doktor Luther.
Die K&o;chin hatt' ihr Gift gestellt;
Da ward's so eng ihr in der Welt,
Als h&a;tte sie Lieb' im Leibe.
chorus
Als h&a;tte sie Lieb' im Leibe.
brander
Sie fuhr herum, sie fuhr heraus,
Und soff aus allen Pf&u;tzen,
Zernagt', zerkratzt' das ganze Haus,
Wollte nichts ihr W&u;ten n&u;tzen;
Sie t&a;t gar manchen &A;ngstesprung,
Bald hatte das arme Tier genung,
Als h&a;tt' es Lieb' im Leibe.
chorus
Als h&a;tt' es Lieb' im Leibe.
brander
Sie kam f&u;r Angst am hellen Tag
Der K&u;che zugelaufen,
Fiel an den Herd und zuckt' und lag,
Und t&a;t erb&a;rmlich schnaufen.
Da lachte die Vergifterin noch:
Ha! sie pfeift auf dem letzten Loch,
Als h&a;tte sie Lieb' im Leibe.
chorus
Als h&a;tte sie Lieb' im Leibe.
siebel
Wie sich die platten Bursche freuen!
Es ist mir eine rechte Kunst,
Den armen Ratten Gift zu streuen!
brander
Sie stehn wohl sehr in deiner Gunst?
altmayer
Der Schmerbauch mit der kahlen Platte!
Das Ungl&u;ck macht ihn zahm und mild;
Er sieht in der geschwollnen Ratte
Sein ganz nat&u;rlich Ebenbild.
mephistopheles
Ich mu&ss; dich nun vor allen Dingen
In lustige Gesellschaft bringen,
Damit du siehst, wie leicht sich's leben l&a;&ss;t.
Dem Volke hier wird jeder Tag ein Fest.
Mit wenig Witz und viel Behagen
Dreht jeder sich im engen Zirkeltanz,
Wie junge Katzen mit dem Schwanz.
Wenn sie nicht &u;ber Kopfweh klagen,
So lang' der Wirt nur weiter borgt,
Sind sie vergn&u;gt und unbesorgt.
brander
Die kommen eben von der Reise,
Man sieht's an ihrer wunderlichen Weise;
Sie sind nicht eine Stunde hier.
frosch
Wahrhaftig, du hast recht! Mein Leipzig lob' ich mir!
Es ist ein klein Paris, und bildet seine Leute.
siebel
F&u;r was siehst du die Fremden an?
frosch
La&ss;t mich nur gehn! Bei einem vollen Glase
Zieh' ich, wie einen Kinderzahn,
Den Burschen leicht die W&u;rmer aus der Nase.
Sie scheinen mir aus einem edlen Haus,
Sie sehen stolz und unzufrieden aus.
brander
Marktschreier sind's gewi&ss;, ich wette!
altmayer
Vielleicht. +
frosch
Gib acht, ich schraube sie!
mephistopheles
Den Teufel sp&u;rt das V&o;lkchen nie,
Und wenn er sie beim Kragen h&a;tte.
faust
Seid uns gegr&u;&ss;t, ihr Herrn! +
siebel
Viel Dank zum Gegengru&ss;.
Was hinkt der Kerl auf einem Fu&ss;?
mephistopheles
Ist es erlaubt, uns auch zu euch zu setzen?
Statt eines guten Trunks, den man nicht haben kann,
Soll die Gesellschaft uns ergetzen.
altmayer
Ihr scheint ein sehr verw&o;hnter Mann.
frosch
Ihr seid wohl sp&a;t von Rippach aufgebrochen?
Habt ihr mit Herren Hans noch erst zu Nacht gespeist?
mephistopheles
Heut sind wir ihn vorbeigereist!
Wir haben ihn das letzte Mal gesprochen.
Von seinen Vettern wu&ss;t' er viel zu sagen,
Viel Gr&u;&ss;e hat er uns an jeden aufgetragen.
altmayer
Da hast du's! der versteht's! +
siebel
Ein pfiffiger Patron!
frosch
Nun, warte nur, ich krieg' ihn schon!
mephistopheles
Wenn ich nicht irrte, h&o;rten wir
Ge&u;bte Stimmen Chorus singen?
Gewi&ss;, Gesang mu&ss; trefflich hier
Von dieser W&o;lbung widerklingen!
frosch
Seid Ihr wohl gar ein Virtuos?
mephistopheles
O nein! die Kraft ist schwach, allein die Lust ist gro&ss;.
altmayer
Gebt uns ein Lied! +
mephistopheles
Wenn ihr begehrt, die Menge.
siebel
Nur auch ein nagelneues St&u;ck!
mephistopheles
Wir kommen erst aus Spanien zur&u;ck,
Dem sch&o;nen Land des Weins und der Ges&a;nge.
Es war einmal ein K&o;nig,
Der hatt' einen gro&ss;en Floh -
frosch
Horcht! Einen Floh! Habt ihr das wohl gefa&ss;t?
Ein Floh ist mir ein saubrer Gast.
mephistopheles
Es war einmal ein K&o;nig,
Der hatt' einen gro&ss;en Floh,
Den liebt' er gar nicht wenig,
Als wie seinen eignen Sohn.
Da rief er seinen Schneider,
Der Schneider kam heran;
Da, mi&ss; dem Junker Kleider
Und mi&ss; ihm Hosen an!
brander
Verge&ss;t nur nicht, dem Schneider einzusch&a;rfen,
Da&ss; er mir aufs genauste mi&ss;t,
Und da&ss;, so lieb sein Kopf ihm ist,
Die Hosen keine Falten werfen!
mephistopheles
In Sammet und und in Seide
War er nun angetan,
Hatte B&a;nder auf dem Kleide,
Hatt' auch ein Kreuz daran,
Und war sogleich Minister,
Und hatt' einen gro&ss;en Stern.
Da wurden seine Geschwister
Bei Hof' auch gro&ss;e Herrn.
Und Herrn und Fraun am Hofe,
Die waren sehr geplagt,
Die K&o;nigin und die Zofe
Gestochen und genagt,
Und durften sie nicht knicken,
Und weg sie jucken nicht.
Wir knicken und ersticken
Doch gleich, wenn einer sticht.
chorus
Wir knicken und ersticken
Doch gleich, wenn einer sticht.
frosch
Bravo! Bravo! Das war sch&o;n!
siebel
So soll es jedem Floh ergehn!
brander
Spitzt die Finger und packt sie fein!
altmayer
Es lebe die Freiheit! Es lebe der Wein!
mephistopheles
Ich tr&a;nke gern ein Glas, die Freiheit hoch zu ehren,
Wenn eure Weine nur ein bi&ss;chen besser w&a;ren.
siebel
Wir m&o;gen das nicht wieder h&o;ren!
mephistopheles
Ich f&u;rchte nur, der Wirt beschweret sich;
Sonst g&a;b' ich diesen werten G&a;sten
Aus unserm Keller was zum besten.
siebel
Nur immer her! ich nehm's auf mich.
frosch
Schafft Ihr ein gutes Glas, so wollen wir Euch loben.
Nur gebt nicht gar zu kleine Proben;
Denn wenn ich judizieren soll,
Verlang' ich auch das Maul recht voll.
altmayer
Sie sind vom Rheine, wie ich sp&u;re.
mephistopheles
Schafft einen Bohrer an! +
brander
Was soll mit dem geschehn?
[Ihr habt doch nicht die F&a;sser vor der T&u;re?
altmayer
Dahinten hat der Wirt ein K&o;rbchen Werkzeug stehn.
mephistopheles
Nun sagt, was w&u;nschet Ihr zu schmecken?
frosch
Wie meint Ihr das? Habt Ihr so mancherlei?
mephistopheles
Ich stell' es einem jeden frei.
altmayer
Aha! du f&a;ngst schon an, die Lippen abzulecken.
frosch
Gut! wenn ich w&a;hlen soll, so will ich Rheinwein haben.
Das Vaterland verleiht die allerbesten Gaben.
mephistopheles
Verschafft ein wenig Wachs, die Pfropfen gleich zu machen!
altmayer
Ach, das sind Taschenspielersachen.
mephistopheles
Und Ihr! +
brander
Ich will Champagner Wein,
Und recht moussierend soll er sein!
brander
Man kann nicht stets das Fremde meiden,
Das Gute liegt uns oft so fern.
Ein echter deutscher Mann mag keinen Franzen leiden,
Doch ihre Weine trinkt er gern.
siebel
Ich mu&ss; gestehn, den sauren mag ich nicht,
Gebt mir ein Glas vom echten s&u;&ss;en!
mephistopheles
[Euch soll sogleich Tokayer flie&ss;en.
altmayer
Nein, Herren, seht mir ins Gesicht!
Ich seh' es ein, ihr habt uns nur zum besten.
mephistopheles
Ei! Ei! Mit solchen edlen G&a;sten
W&a;r' es ein bi&ss;chen viel gewagt.
Geschwind! Nur grad' heraus gesagt!
Mit welchem Weine kann ich dienen?
altmayer
Mit jedem! Nur nicht lang gefragt.
mephistopheles
Trauben tr&a;gt der Weinstock!
H&o;rner der Ziegenbock;
Der Wein ist saftig, Holz die Reben,
Der h&o;lzerne Tisch kann Wein auch geben.
Ein tiefer Blick in die Natur!
Hier ist ein Wunder, glaubet nur!
Nun zieht die Prfopfen und genie&ss;t!
alle
O sch&o;ner Brunnen, der uns flie&ss;t!
mephistopheles
Nur h&u;tet euch, da&ss; ihr mir nichts vergie&ss;t!
alle
Uns ist ganz kannibalisch wohl,
Als wie f&u;nfhundert S&a;uen!
mephistopheles
Das Volk ist frei, seht an, wie wohl's ihm geht!
faust
Ich h&a;tte Lust, nun abzufahren.
mephistopheles
Gib nur erst acht, die Bestialit&a;t
Wird sich gar herrlich offenbaren.
siebel
Helft! Feuer! helft! Die H&o;lle brennt!
mephistopheles
Sei ruhig, freundlich Element!
F&u;r diesmal war es nur ein Tropfen Fegefeuer.
siebel
Was soll das sein? Wart! Ihr bezahlt es teuer!
Es scheinet, da&ss; Ihr uns nicht kennt.
frosch
La&ss; Er das zum zweiten Male bleiben!
altm
Ich d&a;cht', wir hie&ss;en ihn ganz sachte seitw&a;rts gehn.
siebel
Was, Herr? Er will sich unterstehn,
Und hier Sein Hokuspokus treiben?
mephistopheles
Still, altes Weinfa&ss;! +
siebel
Besenstiel!
Du willst uns gar noch grob begegnen?
brander
Wart' nur, es sollen Schl&a;ge regnen!
altmayer
Ich brenne! ich brenne! +
siebel
Zauberei!
Sto&ss;t zu! der Kerl ist vogelfrei!
mephistopheles
Falsch Gebild und Wort
Ver&a;ndern Sinn und Ort!
Seid hier und dort!
altmayer
Wo bin ich? Welches sch&o;ne Land!
frosch
Weinberge! Seh' ich recht? +
siebel
Und Trauben gleich zur Hand!
brander
Hier unter diesem gr&u;nen Laube,
Seht, welch ein Stock! Seht, welche Traube!
mephistopheles
Irrtum, la&ss; los der Augen Band!
Und merkt euch, wie der Teufel spa&ss;e.
siebel
Was gibt's? +
altmayer
Wie? +
frosch
War das deine Nase?
brander
Und deine hab' ich in der Hand!
altmayer
Es war ein Schlag, der ging durch alle Glieder!
Schafft einen Stuhl, ich sinke nieder!
frosch
Nein, sagt mir nur, was ist geschehn?
siebel
Wo ist der Kerl? Wenn ich ihn sp&u;re,
Er soll mir nicht lebendig gehn!
altmayer
Ich hab' ihn selbst hinaus zur Kellert&u;re -
Auf einem Fasse reiten sehn - -
Es liegt mir bleischwer in den F&u;&ss;en.
Mein! Sollte wohl der Wein noch flie&ss;en?
siebel
Betrug war alles, Lug und Schein.
frosch
Mir deuchte doch, als tr&a;nk' ich Wein.
brander
Aber wie war es mit den Trauben?
altmayer
Nun sag' mir eins, man soll kein Wunder glauben!
6 hexenk&u;che
faust
Mir widersteht das tolle Zauberwesen!
Versprichst du mir, ich soll genesen
In diesem Wust von Raserei?
Verlang' ich Rat von einem alten Weibe?
Und schafft die Sudelk&o;cherei
Wohl drei&ss;ig Jahre mir vom Leibe?
Weh mir, wenn du nichts Bessers wei&ss;t!
Schon ist die Hoffnung mir verschwunden.
Hat die Natur und hat ein edler Geist
Nicht irgendeinen Balsam ausgefunden?
mephistopheles
Mein Freund, nun sprichst du wieder klug!
Dich zu verj&u;ngen, gibt's auch ein nat&u;rlich Mittel;
Allein es steht in einem andern Buch,
Und ist ein wunderlich Kapitel.
faust
Ich will es wissen. +
mephistopheles
Gut! Ein Mittel, ohne Geld
Und Arzt und Zauberei zu haben:
Begib dich gleich hinaus aufs Feld,
Fang an zu hacken und zu graben,
Erhalte dich und deinen Sinn
In einem ganz beschr&a;nkten Kreise,
Ern&a;hre dich mit ungemischter Speise,
Leb mit dem Vieh als Vieh, und acht es nicht f&u;r Raub,
Den Acker, den du erntest, selbst zu d&u;ngen;
Das ist das beste Mittel, glaub,
Auf achtzig Jahr dich zu verj&u;ngen!
faust
Das bin ich nicht gew&o;hnt, ich kann mich nicht bequemen,
Den Spaten in die Hand zu nehmen.
Das enge Leben steht mir gar nicht an.
mephistopheles
So mu&ss; denn doch die Hexe dran.
faust
Warum denn just das alte Weib!
Kannst du den Trank nicht selber brauen?
mephistopheles
Das w&a;r' ein sch&o;ner Zeitvertreib!
Ich wollt' indes wohl tausend Br&u;cken bauen.
Nicht Kunst und Wissenschaft allein,
Geduld will bei dem Werke sein.
Ein stiller Geist ist Jahre lang gesch&a;ftig,
Die Zeit nur macht die feine G&a;rung kr&a;ftig.
Und alles, was dazu geh&o;rt,
Es sind gar wunderbare Sachen!
Der Teufel hat sie's zwar gelehrt;
Allein der Teufel kann's nicht machen.
Sieh, welch ein zierliches Geschlecht!
Das ist die Magd! das ist der Knecht!
Es scheint, die Frau ist nicht zu Hause?
die tiere
Beim Schmause,
Aus dem Haus
Zum Schornstein hinaus!
mephistopheles
Wie lange pflegt sie wohl zu schw&a;rmen?
die tiere
So lange wir uns die Pfoten w&a;rmen.
mephistopheles
Wie findest du die zarten Tiere?
faust
So abgeschmackt, als ich nur jemand sah!
mephistopheles
Nein, ein Diskurs wie dieser da
Ist grade der, den ich am liebsten f&u;hre!
So sagt mir doch, verfluchte Puppen,
Was quirlt ihr in dem Brei herum?
die tiere
Wir kochen breite Bettelsuppen.
mephistopheles
Da habt ihr ein gro&ss; Publikum.
der kater
O w&u;rfle nur gleich
Und mache mich reich,
Und la&ss; mich gewinnen!
Gar schlecht ist's bestellt,
Und w&a;r' ich bei Geld,
So w&a;r' ich bei Sinnen.
mephistopheles
Wie gl&u;cklich w&u;rde sich der Affe sch&a;tzen,
K&o;nnt' er nur auch ins Lotto setzen!
der kater
Das ist die Welt;
Sie steigt und f&a;llt
Und rollt best&a;ndig;
Sie klingt wie Glas -
Wie bald bricht das!
Ist hohl inwendig.
Hier gl&a;nzt sie sehr,
Und hier noch mehr:
Ich bin lebendig!
Mein lieber Sohn,
Halt dich davon!
Du mu&ss;t sterben!
Sie ist von Ton,
Es gibt Scherben.
mephistopheles
Was soll das Sieb?
der kater
W&a;rst du ein Dieb,
Wollt' ich dich gleich erkennen.
Sieh durch das Sieb!
Erkennst du den Dieb,
Und darfst ihn nicht nennen?
mephistopheles
Und dieser Topf?
kater und k&a;tzin
Der alberne Tropf!
Er kennt nicht den Topf,
Er kennt nicht den Kessel!
mephistopheles
Unh&o;fliches Tier!
der kater
Den Wedel nimm hier
Und setz' dich in Sessel!
faust
Was seh' ich? Welch ein himmlisch Bild
Zeigt sich in diesem Zauberspiegel!
O Liebe, leihe mir den schnellsten deiner Fl&u;gel,
Und f&u;hre mich in ihr Gefild!
Ach! wenn ich nicht auf dieser Stelle bleibe,
Wenn ich es wage, nah zu gehn,
Kann ich sie nur als wie im Nebel sehn! -
Das sch&o;nste Bild von einem Weibe!
Ist's m&o;glich, ist das Weib so sch&o;n?
Mu&ss; ich an diesem hingestreckten Leibe
Den Inbegriff von allen Himmeln sehn?
So etwas findet sich auf Erden?
mephistopheles
Nat&u;rlich, wenn ein Gott sich erst sechs Tage plagt,
Und selbst am Ende Bravo sagt,
Da mu&ss; es was Gescheites werden.
F&u;r diesmal sieh dich immer satt;
Ich wei&ss; dir so ein Sch&a;tzchen auszusp&u;ren,
Und selig, wer das gute Schicksal hat,
Als Br&a;utigam sie heimzuf&u;hren!
Hier sitz' ich wie der K&o;nig auf dem Throne,
Den Zepter halt' ich hier, es fehlt nur noch die Krone.
die tiere
O sei doch so gut,
Mit Schwei&ss; und mit Blut
Die Krone zu leimen!
Nun ist es geschehn!
Wir reden und sehn.
Wir h&o;ren und reimen -
faust
Weh mir! ich werde schier verr&u;ckt.
mephistopheles
Nun f&a;ngt mir an fast selbst der Kopf zu schwanken.
die tiere
Und wenn es uns gl&u;ckt,
Und wenn es sich schickt,
So sind es Gedanken!
faust
Mein Busen f&a;ngt mir an zu brennen!
Entfernen wir uns nur geschwind!
mephistopheles
Nun, wenigstens mu&ss; man bekennen,
Da&ss; es aufrichtige Poeten sind.
die hexe
Au! Au! Au! Au!
Verdammtes Tier! verfluchte Sau!
Vers&a;umst den Kessel, versengst die Frau!
Verfluchtes Tier!
Was ist das hier?
Wer seid ihr hier?
Was wollt ihr da?
Wer schlich sich ein?
Die Feuerpein
Euch ins Gebein!
mephistopheles
Entzwei! entzwei!
Da liegt der Brei!
Da liegt das Glas!
Es ist nur Spa&ss;,
Der Takt, du Aas,
Zu deiner Melodei.
Erkennst du mich? Gerippe! Scheusal du!
Erkennst du deinen Herrn und Meister?
Was h&a;lt mich ab, so schlag' ich zu,
Zerschmettre dich und deine Katzengeister!
Hast du vorm roten Wams nicht mehr Respekt?
Kannst du die Hahnenfeder nicht erkennen?
Hab' ich dies Angesicht versteckt?
Soll ich mich etwa selber nennen?
die hexe
O Herr, verzeiht den rohen Gru&ss;!
Seh' ich doch keinen Pferdefu&ss;.
Wo sind denn Eure beiden Raben?
mephistopheles
F&u;r diesmal kommst du so davon;
Denn freilich ist es eine Weile schon,
Da&ss; wir uns nicht gesehen haben.
Auch die Kultur, die alle Welt beleckt,
Hat auf den Teufel sich erstreckt;
Das nordische Phantom ist nun nicht mehr zu schauen;
Wo siehst du H&o;rner, Schweif und Klauen?
Und was den Fu&ss; betrifft, den ich nicht missen kann,
Der w&u;rde mir bei Leuten schaden;
Darum bedien' ich mich, wie mancher junge Mann,
Seit vielen Jahren falscher Waden.
die hexe
Sinn und Verstand verlier' ich schier,
Seh' ich den Junker Satan wieder hier!
mephistopheles
Den Namen, Weib, verbitt' ich mir!
die hexe
Warum? Was hat er Euch getan?
mephistopheles
Er ist schon lang' ins Fabelbuch geschrieben;
Allein die Menschen sind nichts besser dran,
Den B&o;sen sind sie los, die B&o;sen sind geblieben.
Du nennst mich Herr Baron, so ist die Sache gut;
Ich bin ein Kavalier, wie andre Kavaliere.
Du zweifelst nicht an meinem edlen Blut;
Sieh her, das ist das Wappen, das ich f&u;hre!
die hexe
Ha! Ha! Das ist in Eurer Art!
[Ihr seid ein Schelm, wie Ihr nur immer wart!
mephistopheles
Mein Freund, das lerne wohl verstehn!
Dies ist die Art, mit Hexen umzugehn.
die hexe
Nun sagt, ihr Herren, was ihr schafft.
mephistopheles
Ein gutes Glas von dem bekannten Saft!
Doch mu&ss; ich Euch ums &a;ltste bitten;
Die Jahre doppeln seine Kraft.
die hexe
Gar gern! Hier hab' ich eine Flasche,
Aus der ich selbst zuweilen nasche,
Die auch nicht mehr im mindsten stinkt;
Ich will euch gern ein Gl&a;schen geben.
Doch wenn es dieser Mann unvorbereitet trinkt,
So kann er, wi&ss;t Ihr wohl, nicht eine Stunde leben.
mephistopheles
Es ist ein guter Freund, dem es gedeihen soll;
Ich g&o;nn' ihm gern das Beste deiner K&u;che.
Zieh deinen Kreis, sprich deine Spr&u;che,
Und gib ihm eine Tasse voll!
faust
Nein, sage mir, was soll das werden?
Das tolle Zeug, die rasenden Geb&a;rden,
Der abgeschmackteste Betrug,
Sind mir bekannt, verha&ss;t genug.
mephistopheles
Ei Possen! Das ist nur zum Lachen;
Sei nur nicht ein so strenger Mann!
Sie mu&ss; als Arzt ein Hokuspokus machen,
Damit der Saft dir wohl gedeihen kann.
die hexe
Du mu&ss;t verstehn!
Aus Eins mach Zehn,
Und Zwei la&ss; gehn,
Und Drei mach gleich,
So bist du reich.
Verlier die Vier!
Aus F&u;nf und Sechs,
So sagt die Hex',
Mach Sieben und Acht,
So ist's vollbracht:
Und Neun ist Eins,
Und Zehn ist keins.
Das ist das Hexen-Einmaleins.
faust
Mich d&u;nkt, die Alte spricht im Fieber.
mephistopheles
Das ist noch lange nicht vor&u;ber,
Ich kenn' es wohl, so klingt das ganze Buch;
Ich habe manche Zeit damit verloren,
Denn ein vollkommner Widerspruch
Bleibt gleich geheimnisvoll f&u;r Kluge wie f&u;r Toren.
Mein Freund, die Kunst ist alt und neu.
Es war die Art zu allen Zeiten,
Durch Drei und Eins, und Eins und Drei
Irrtum statt Wahrheit zu verbreiten.
So schw&a;tzt und lehrt man ungest&o;rt;
Wer will sich mit den Narrn befassen?
Gew&o;hnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte h&o;rt,
Es m&u;sse sich dabei doch auch was denken lassen.
die hexe
Die hohe Kraft
Der Wissenschaft,
Der ganzen Welt verborgen!
Und wer nicht denkt,
Dem wird sie geschenkt,
Er hat sie ohne Sorgen.
faust
Was sagt sie uns f&u;r Unsinn vor?
Es wird mir gleich der Kopf zerbrechen.
Mich d&u;nkt, ich h&o;r' ein ganzes Chor
Von hunderttausend Narren sprechen.
mephistopheles
Genug, genug, o treffliche Sibylle!
Gib deinen Trank herbei, und f&u;lle
Die Schale rasch bis an den Rand hinan;
Denn meinem Freund wird dieser Trunk nicht schaden:
Er ist ein Mann von vielen Graden,
Der manchen guten Schluck getan.
mephistopheles
Nur frisch hinunter! Immer zu!
Es wird dir gleich das Herz erfreuen.
Bist mit dem Teufel du und du,
Und willst dich vor der Flamme scheuen?
mephistopheles
Nun frisch hinaus! Du darfst nicht ruhn.
die hexe
M&o;g' Euch das Schl&u;ckchen wohl behagen!
mephistopheles
Und kann ich dir was zu gefallen tun,
So darfst du mir's nur auf Walpurgis sagen.
die hexe
Hier ist ein Lied! wenn Ihr's zuweilen singt,
So werdet Ihr besondre Wirkung sp&u;ren.
mephistopheles
Komm nur geschwind und la&ss; dich f&u;hren;
Du mu&ss;t notwendig transpirieren,
Damit die Kraft durch Inn- und &A;u&ss;res dringt.
Den edlen M&u;&ss;iggang lehr' ich hernach dich sch&a;tzen,
Und bald empfindest du mit innigem Ergetzen,
Wie sich Cupido regt und hin und wider springt.
faust
La&ss; mich nur schnell noch in den Spiegel schauen!
Das Frauenbild war gar zu sch&o;n!
mephistopheles
Nein! Nein! Du sollst das Muster aller Frauen
Nun bald leibhaftig vor dir sehn.
Du siehst, mit diesem Trank im Leibe,
Bald Helenen in jedem Weibe.
7 strasse
faust
Mein sch&o;nes Fr&a;ulein, darf ich wagen,
Meinen Arm und Geleit Ihr anzutragen?
margarete
Bin weder Fr&a;ulein, weder sch&o;n,
Kann ungeleitet nach Hause gehn.
faust
Beim Himmel, dieses Kind ist sch&o;n!
So etwas hab' ich nie gesehn.
Sie ist so sitt- und tugendreich,
Und etwas schnippisch doch zugleich.
Der Lippe Rot, der Wange Licht,
Die Tage der Welt vergess' ich's nicht!
Wie sie die Augen niederschl&a;gt,
Hat tief sich in mein Herz gepr&a;gt;
Wie sie kurz angebunden war,
Das ist nun zum Entz&u;cken gar!
faust
H&o;r, du mu&ss;t mir die Dirne schaffen!
mephistopheles
Nun, welche? +
faust
Sie ging just vorbei.
mephistopheles
Da die? Sie kam von ihrem Pfaffen,
Der sprach sie aller S&u;nden frei;
Ich schlich mich hart am Stuhl vorbei.
Es ist ein gar unschuldig Ding,
Das eben f&u;r nichts zur Beichte ging;
&U;ber die hab' ich keine Gewalt!
faust
Ist &u;ber vierzehn Jahr doch alt.
mephistopheles
Du sprichst ja wie Hans Liederlich,
Der begehrt jede liebe Blum' f&u;r sich,
Und d&u;nkelt ihm, es w&a;r' kein' Ehr'
Und Gunst, die nicht zu pfl&u;cken w&a;r';
Geht aber doch nicht immer an.
faust
Mein Herr Magister Lobesan,
Lass' Er mich mit dem Gesetz in Frieden!
Und das sag' ich Ihm kurz und gut:
Wenn nicht das s&u;&ss;e junge Blut
Heut nacht in meinen Armen ruht,
So sind wir um Mitternacht geschieden.
mephistopheles
Bedenkt, was gehn und stehen mag!
Ich brauche wenigstens vierzehn Tag',
Nur die Gelegenheit auszusp&u;ren.
faust
H&a;tt' ich nur sieben Stunden Ruh',
Brauchte den Teufel nicht dazu,
So ein Gesch&o;pfchen zu verf&u;hren.
mephistopheles
[Ihr sprecht schon fast wie ein Franzos;
Doch bitt' ich, la&ss;t's Euch nicht verdrie&ss;en:
Was hilft's, nur grade zu genie&ss;en?
Die Freud' ist lange nicht so gro&ss;,
Als wenn Ihr erst herauf, herum,
Durch allerlei Brimborium,
Das P&u;ppchen geknetet und zugericht't,
Wie's lehret manche welsche Geschicht'.
faust
Hab' Appetit auch ohne das.
mephistopheles
Jetzt ohne Schimpf und ohne Spa&ss;.
Ich sag' Euch: mit dem sch&o;nen Kind
Geht's ein- f&u;r allemal nicht geschwind.
Mit Sturm ist da nichts einzunehmen;
Wir m&u;ssen uns zur List bequemen.
faust
Schaff mir etwas vom Engelsschatz!
F&u;hr mich an ihren Ruheplatz!
Schaff mir ein Halstuch von ihrer Brust,
Ein Strumpfband meiner Liebeslust!
mephistopheles
Damit Ihr seht, da&ss; ich Eurer Pein
Will f&o;rderlich und dienstlich sein,
Wollen wir keinen Augenblick verlieren,
Will Euch noch heut in ihr Zimmer f&u;hren.
faust
Und soll sie sehn? sie haben? +
mephistopheles
Nein!
Sie wird bei einer Nachbarin sein.
Indessen k&o;nnt Ihr ganz allein
An aller Hoffnung k&u;nft'ger Freuden
In ihrem Dunstkreis satt Euch weiden.
faust
K&o;nnen wir hin? +
mephistopheles
Es ist noch zu fr&u;h.
faust
Sorg du mir f&u;r ein Geschenk f&u;r sie!
mephistopheles
Gleich schenken? Das ist brav! Da wird er re&u;ssieren!
Ich kenne manchen sch&o;nen Platz
Und manchen altvergrabnen Schatz;
Ich mu&ss; ein bi&ss;chen revidieren.
8 abend
margarete
Ich g&a;b' was drum, wenn ich nur w&u;&ss;t',
Wer heut der Herr gewesen ist!
Er sah gewi&ss; recht wacker aus,
Und ist aus einem edlen Haus;
Das konnt' ich ihm an der Stirne lesen -
Er w&a;r' auch sonst nicht so keck gewesen.
mephistopheles
Herein, ganz leise, nur herein!
faust
Ich bitte dich, la&ss; mich allein!
mephistopheles
Nicht jedes M&a;dchen h&a;lt so rein.
faust
Willkommen, s&u;&ss;er D&a;mmerschein,
Der du dies Heiligtum durchwebst!
Ergreif mein Herz, du s&u;&ss;e Liebespein,
Die du vom Tau der Hoffnung schmachtend lebst!
Wie atmet rings Gef&u;hl der Stille,
Der Ordnung, der Zufriedenheit!
In dieser Armut welche F&u;lle!
In diesem Kerker welche Seligkeit!
O nimm mich auf, der du die Vorwelt schon
Bei Freud' und Schmerz im offnen Arm empfangen!
Wie oft, ach! hat an diesem V&a;terthron
Schon eine Schar von Kindern rings gehangen!
Vielleicht hat, dankbar f&u;r den heil'gen Christ,
Mein Liebchen hier, mit vollen Kinderwangen,
Dem Ahnherrn fromm die welke Hand gek&u;&ss;t.
Ich f&u;hl', o M&a;dchen, deinen Geist
Der F&u;ll' und Ordnung um mich s&a;useln,
Der m&u;tterlich dich t&a;glich unterweist,
Den Teppich auf den Tisch dich reinlich breiten hei&ss;t,
Sogar den Sand zu deinen F&u;&ss;en kr&a;useln.
O liebe Hand! so g&o;ttergleich!
Die H&u;tte wird durch dich ein Himmelreich.
Und hier! +
Was fa&ss;t mich f&u;r ein Wonnegraus!
Hier m&o;cht' ich volle Stunden s&a;umen.
Natur! hier bildetest in leichten Tr&a;umen
Den eingebornen Engel aus!
Hier lag das Kind, mit warmem Leben
Den zarten Busen angef&u;llt,
Und hier mit heilig reinem Weben
Entwirkte sich das G&o;tterbild!
Und du! Was hat dich hergef&u;hrt?
Wie innig f&u;hl' ich mich ger&u;hrt!
Was willst du hier? Was wird das Herz dir schwer?
Armsel'ger Faust! ich kenne dich nicht mehr.
Umgibt mich hier ein Zauberduft?
Mich drang's, so grade zu genie&ss;en,
Und f&u;hle mich in Liebestraum zerflie&ss;en!
Sind wir ein Spiel von jedem Druck der Luft?
Und tr&a;te sie den Augenblick herein,
Wie w&u;rdest du f&u;r deinen Frevel b&u;&ss;en!
Der gro&ss;e Hans, ach wie so klein!
L&a;g', hingeschmolzen, ihr zu F&u;&ss;en.
mephistoph
Geschwind! ich seh' sie unten kommen.
faust
Fort! Fort! Ich kehre nimmermehr!
mephistopheles
Hier ist ein K&a;stchen leidlich schwer,
Ich hab's wo anders hergenommen.
Stellt's hier nur immer in den Schrein,
Ich schw&o;r' Euch, ihr vergehn die Sinnen;
Ich tat Euch S&a;chelchen hinein,
Um eine andre zu gewinnen.
Zwar Kind ist Kind und Spiel ist Spiel.
faust
Ich wei&ss; nicht, soll ich? +
mephistopheles
Fragt Ihr viel?
Meint Ihr vielleicht den Schatz zu wahren?
Dann rat' ich Eurer L&u;sternheit,
Die liebe sch&o;ne Tageszeit
Und mir die weitre M&u;h' zu sparen.
Ich hoff' nicht, da&ss; Ihr geizig seid!
Ich kratz' den Kopf, reib' an den H&a;nden -
Nur fort! geschwind! - ,
Um Euch das s&u;&ss;e junge Kind
Nach Herzens Wunsch und Will' zu wenden;
Und Ihr seht drein,
Als solltet Ihr in den H&o;rsaal hinein,
Als st&u;nden grau leibhaftig vor Euch da
Physik und Metaphysika!
Nur fort!
margarete
Es ist so schw&u;l, so dumpfig hie,
Und ist doch eben so warm nicht drau&ss;.
Es wird mir so, ich wei&ss; nicht wie -
Ich wollt', die Mutter k&a;m' nach Haus.
Mir l&a;uft ein Schauer &u;bern ganzen Leib -
Bin doch ein t&o;richt furchtsam Weib!
Es war ein K&o;nig in Thule
Gar treu bis an das Grab,
Dem sterbend seine Buhle
Einen goldnen Becher gab.
Es ging ihm nichts dar&u;ber,
Er leert' ihn jeden Schmaus;
Die Augen gingen ihm &u;ber,
So oft er trank daraus.
Und als er kam zu sterben,
Z&a;hlt' er seine St&a;dt' im Reich,
G&o;nnt' alles seinem Erben,
Den Becher nicht zugleich.
Er sa&ss; beim K&o;nigsmahle,
Die Ritter um ihn her,
Auf hohem V&a;tersaale,
Dort auf dem Schlo&ss; am Meer.
Dort stand der alte Zecher,
Trank letzte Lebensglut,
Und warf den heiligen Becher
Hinunter in die Flut.
Er sah ihn st&u;rzen, trinken
Und sinken tief ins Meer,
Die Augen t&a;ten ihm sinken,
Trank nie einen Tropfen mehr.
Wie kommt das sch&o;ne K&a;stchen hier herein?
Ich schlo&ss; doch ganz gewi&ss; den Schrein.
Es ist doch wunderbar! Was mag wohl drinne sein?
Vielleicht bracht's jemand als ein Pfand,
Und meine Mutter lieh darauf.
Da h&a;ngt ein Schl&u;sselchen am Band,
Ich denke wohl, ich mach' es auf!
Was ist das? Gott im Himmel! Schau,
So was hab' ich mein' Tage nicht gesehn!
Ein Schmuck! Mit dem k&o;nnt' eine Edelfrau
Am h&o;chsten Feiertage gehn.
Wie sollte mir die Kette stehn?
Wem mag die Herrlichkeit geh&o;ren?
Wenn nur die Ohrring' meine w&a;ren!
Man sieht doch gleich ganz anders drein.
Was hilft euch Sch&o;nheit, junges Blut?
Das ist wohl alles sch&o;n und gut,
Allein man l&a;&ss;t's auch alles sein;
Man lobt euch halb mit Erbarmen.
Nach Golde dr&a;ngt,
Am Golde h&a;ngt
Doch alles. Ach wir Armen!
9 spaziergang
mephistopheles
Bei aller verschm&a;hten Liebe! Beim h&o;llischen elemente!
Ich wollt', ich w&u;&ss;te was &A;rgers, da&ss; ich's fluchen k&o;nnte!
faust
Was hast? was kneipt dich denn so sehr?
So kein Gesicht sah ich in meinem Leben!
mephistopheles
Ich m&o;cht' mich gleich dem Teufel &u;bergeben,
Wenn ich nur selbst kein Teufel w&a;r'!
faust
Hat sich dir was im Kopf verschoben?
Dich kleidet's, wie ein Rasender zu toben!
mephistopheles
Denkt nur, den Schmuck, f&u;r Gretchen angeschafft,
Den hat ein Pfaff hinweggerafft! -
Die Mutter kriegt das Ding zu schauen,
Gleich f&a;ngt's ihr heimlich an zu grauen:
Die Frau hat gar einen feinen Geruch,
Schnuffelt immer im Gebetbuch,
Und riecht's einem jeden M&o;bel an,
Ob das Ding heilig ist oder profan;
Und an dem Schmuck da sp&u;rt' sie's klar,
Da&ss; dabei nicht viel Segen war.
Mein Kind, rief sie, ungerechtes Gut
Bef&a;ngt die Seele, zehrt auf das Blut.
Wollen's der Mutter Gottes weihen,
Wird uns mit Himmels-Manna erfreuen!
Margretlein zog ein schiefes Maul,
Ist halt, dacht' sie, ein geschenkter Gaul,
Und wahrlich! gottlos ist nicht der,
Der ihn so fein gebracht hierher.
Die Mutter lie&ss; einen Pfaffen kommen;
Der hatte kaum den Spa&ss; vernommen,
Lie&ss; sich den Anblick wohl behagen.
Er sprach: So ist man recht gesinnt!
Wer &u;berwindet, der gewinnt.
Die Kirche hat einen guten Magen,
Hat ganze L&a;nder aufgefressen,
Und doch noch nie sich &u;bergessen;
Die Kirch' allein, meine lieben Frauen,
Kann ungerechtes Gut verdauen.
faust
Das ist ein allgemeiner Brauch,
Ein Jud' und K&o;nig kann es auch.
mephistopheles
Strich drauf ein Spange, Kett' und Ring',
Als w&a;ren's eben Pfifferling',
Dankt' nicht weniger und nicht mehr,
Als ob's ein Korb voll N&u;sse w&a;r',
Versprach ihnen allen himmlischen Lohn -
Und sie waren sehr erbaut davon.
faust
Und Gretchen? +
mephistopheles
Sitzt nun unruhvoll,
Wei&ss; weder, was sie will noch soll,
Denkt ans Geschmeide Tag und Nacht,
Noch mehr an den, der's ihr gebracht.
faust
Des Liebchens Kummer tut mir leid.
Schaff du ihr gleich ein neu Geschmeid'!
Am ersten war ja so nicht viel.
mephistopheles
O ja, dem Herrn ist alles Kindespiel!
faust
Und mach, und richt's nach meinem Sinn!
H&a;ng dich an ihre Nachbarin!
Sei, Teufel, doch nur nicht wie Brei,
Und schaff einen neuen Schmuck herbei!
mephistopheles
Ja, gn&a;d'ger Herr, von Herzen gerne.
mephistopheles
So ein verliebter Tor verpufft
Euch Sonne, Mond und alle Sterne
Zum Zeitvertreib dem Liebchen in die Luft.
10 der nachbarin haus
marthe
Gott verzeih's meinem lieben Mann,
Er hat an mir nicht wohl getan!
Geht da stracks in die Welt hinein,
Und l&a;&ss;t mich auf dem Stroh allein.
T&a;t ihn doch wahrlich nicht betr&u;ben,
T&a;t ihn, wei&ss; Gott, recht herzlich lieben.
Vielleicht ist er gar tot! - O Pein! - -
H&a;tt' ich nur einen Totenschein!
margarete
Frau Marthe! +
marthe
Gretelchen, was soll's?
margarete
Fast sinken mir die Kniee nieder!
Da find' ich so ein K&a;stchen wieder
In meinem Schrein, von Ebenholz,
Und Sachen herrlich ganz und gar,
Weit reicher, als das erste war.
marthe
Das mu&ss; Sie nicht der Mutter sagen;
T&a;t's wieder gleich zur Beichte tragen.
margarete
Ach seh' Sie nur! ach schau' Sie nur!
marthe
O du gl&u;cksel'ge Kreatur!
margarete
Darf mich, leider, nicht auf der Gassen,
Noch in der Kirche mit sehen lassen.
marthe
Komm du nur oft zu mir her&u;ber,
Und leg den Schmuck hier heimlich an;
Spazier ein St&u;ndchen lang dem Spiegelglas vor&u;ber,
Wir haben unsre Freude dran;
Und dann gibt's einen Anla&ss;, gibt's ein Fest,
Wo man's so nach und nach den Leuten sehen l&a;&ss;t.
Ein Kettchen erst, die Perle dann ins Ohr;
Die Mutter sieht's wohl nicht, man macht ihr auch was vor.
margarete
Wer konnte nur die beiden K&a;stchen bringen?
Es geht nicht zu mit rechten Dingen!
Ach Gott! mag das meine Mutter sein?
marthe
Es ist ein fremder Herr - Herein!
mephistopheles
Bin so frei, grad' hereinzutreten,
Mu&ss; bei den Frauen Verzeihn erbeten.
Wollte nach Frau Marthe Schwerdtlein fragen!
marthe
Ich bin's, was hat der Herr zu sagen?
mephistopheles
Ich kenne Sie jetzt, mir ist das genug;
[Sie hat da gar vornehmen Besuch.
Verzeiht die Freiheit, die ich genommen,
Will Nachmittage wiederkommen.
marthe
Denk, Kind, um alles in der Welt!
Der Herr dich f&u;r ein Fr&a;ulein h&a;lt.
margarete
Ich bin ein armes junges Blut;
Ach Gott! der Herr ist gar zu gut:
Schmuck und Geschmeide sind nicht mein.
mephistopheles
Ach, es ist nicht der Schmuck allein;
Sie hat ein Wesen, einen Blick so scharf!
Wie freut mich's, da&ss; ich bleiben darf.
marthe
Was bringt Er denn? Verlange sehr -
mephistopheles
Ich wollt', ich h&a;tt' eine frohere M&a;r!
Ich hoffe, Sie l&a;&ss;t mich's drum nicht b&u;&ss;en:
[Ihr Mann ist tot und l&a;&ss;t Sie gr&u;&ss;en.
marthe
Ist tot? das treue Herz! O weh!
Mein Mann ist tot! Ach, ich vergeh'!
margarete
Ach! liebe Frau, verzweifelt nicht!
mephistopheles
So h&o;rt die traurige Geschicht'!
margarete
Ich m&o;chte drum mein' Tag' nicht lieben,
W&u;rde mich Verlust zu Tode betr&u;ben.
mephistopheles
Freud' mu&ss; Leid, Leid mu&ss; Freude haben.
marthe
Erz&a;hlt mir seines Lebens Schlu&ss;!
mephistopheles
Er liegt in Padua begraben
Beim heiligen Antonius,
An einer wohlgeweihten St&a;tte
Zum ewig k&u;hlen Ruhebette.
marthe
Habt Ihr sonst nichts an mich zu bringen?
mephistopheles
Ja, eine Bitte, gro&ss; und schwer;
Lass' Sie doch ja f&u;r ihn dreihundert Messen singen!
Im &u;brigen sind meine Taschen leer.
marthe
Was! nicht ein Schaust&u;ck? Kein Geschmeid'?
Was jeder Handwerksbursch im Grund des S&a;ckels spart,
Zum Angedenken aufbewahrt,
Und lieber hungert, lieber bettelt!
mephistopheles
Madam, es tut mir herzlich leid;
Allein er hat sein Geld wahrhaftig nicht verzettelt.
Auch er bereute seine Fehler sehr,
Ja, und bejammerte sein Ungl&u;ck noch viel mehr.
margarete
Ach! da&ss; die Menschen so ungl&u;cklich sind!
Gewi&ss;, ich will f&u;r ihn manch Requiem noch beten.
mephistopheles
[Ihr w&a;ret wert, gleich in die Eh' zu treten:
[Ihr seid ein liebensw&u;rdig Kind.
margarete
Ach nein, das geht jetzt noch nicht an.
mephistopheles
Ist's nicht ein Mann, sei's derweil ein Galan.
's ist eine der gr&o;&ss;ten Himmelsgaben,
So ein lieb Ding im Arm zu haben.
margarete
Das ist des Landes nicht der Brauch.
mephistopheles
Brauch oder nicht! Es gibt sich auch.
marthe
Erz&a;hlt mir doch! +
mephistopheles
Ich stand an seinem Sterbebette,
Es war was besser als von Mist,
Von halbgefaultem Stroh; allein er starb als Christ,
Und fand, da&ss; er weit mehr noch auf der Zeche h&a;tte.
"Wie", rief er, "mu&ss; ich mich von Grund aus hassen,
So mein Gewerb, mein Weib so zu verlassen!
Ach, die Erinnrung t&o;tet mich.
Verg&a;b' sie mir nur noch in diesem Leben!"
marthe
Der gute Mann! ich hab' ihm l&a;ngst vergeben.
mephistopheles
"Allein, wei&ss; Gott! sie war mehr schuld als ich."
marthe
Das l&u;gt er! Was! am Rand des Grabs zu l&u;gen!
mephistopheles
Er fabelte gewi&ss; in letzten Z&u;gen,
Wenn ich nur halb ein Kenner bin.
"Ich hatte", sprach er, "nicht zum Zeitvertreib zu gaffen,
Erst Kinder, und dann Brot f&u;r sie zu schaffen,
Und Brot im allerweitsten Sinn,
Und konnte nicht einmal mein Teil in Frieden essen."
marthe
Hat er so aller Treu', so aller Lieb' vergessen,
Der Plackerei bei Tag und Nacht!
mephistopheles
Nicht doch, er hat Euch herzlich dran gedacht.
Er sprach:"Als ich nun weg von Malta ging,
Da betet' ich f&u;r Frau und Kinder br&u;nstig;
Uns war denn auch der Himmel g&u;nstig,
Da&ss; unser Schiff ein t&u;rkisch Fahrzeug fing,
Das einen Schatz des gro&ss;en Sultans f&u;hrte.
Da ward der Tapferkeit ihr Lohn,
Und ich empfing denn auch, wie sich geb&u;hrte,
Mein wohlgeme&ss;nes Teil davon."
marthe
Ei wie? Ei wo? Hat er's vielleicht vergraben?
mephistopheles
Wer wei&ss;, wo nun es die vier Winde haben.
Ein sch&o;nes Fr&a;ulein nahm sich seiner an,
Als er in Napel fremd umherspazierte;
Sie hat an ihm viel Lieb's und Treu's getan,
Da&ss; er's bis an sein selig Ende sp&u;rte.
marthe
Der Schelm! der Dieb an seinen Kindern!
Auch alles Elend, alle Not
Konnt' nicht sein sch&a;ndlich Leben hindern!
mephistopheles
Ja seht! daf&u;r ist er nun tot.
W&a;r ich nun jetzt an Eurem Platze,
Betraurt' ich ihn ein z&u;chtig Jahr,
Visierte dann unterweil nach einem neuen Schatze.
marthe
Ach Gott! wie doch mein erster war,
Find' ich nicht leicht auf dieser Welt den andern!
Es konnte kaum ein herziger N&a;rrchen sein.
Er liebte nur das allzuviele Wandern;
Und fremde Weiber, und fremden Wein,
Und das verfluchte W&u;rfelspiel.
mephistopheles
Nun, nun, so konnt' es gehn und stehen,
Wenn er Euch ungef&a;hr so viel
Von seiner Seite nachgesehen.
Ich schw&o;r' Euch zu, mit dem Beding
Wechselt' ich selbst mit Euch den Ring!
marthe
O es beliebt dem Herrn, zu scherzen!
mephistopheles
Nun mach' ich mich beizeiten fort!
Die hielte wohl den Teufel selbst beim Wort.
Wie steht es denn mit Ihrem Herzen?
margarete
Was meint der Herr damit? +
mephistopheles
Du gut's, unschuldig's Kind!
Lebt wohl, ihr Fraun! +
margarete
Lebt wohl! +
marthe
O sagt mir doch geschwind!
Ich m&o;chte gern ein Zeugnis haben,
Wo, wie und wann mein Schatz gestorben und begraben.
Ich bin von je der Ordnung Freund gewesen,
M&o;cht' ihn auch tot im Wochenbl&a;ttchen lesen.
mephistopheles
Ja. gute Frau, durch zweier Zeugen Mund
Wird allerwegs die Wahrheit kund;
Habe noch gar einen feinen Gesellen,
Den will ich Euch vor den Richter stellen.
Ich bring' ihn her. +
marthe
O tut das ja!
mephistopheles
Und hier die Jungfrau ist auch da? -
Ein braver Knab'! ist viel gereist,
Fr&a;uleins alle H&o;flichkeit erweist.
margarete
M&u;&ss;te vor dem Herren schamrot werden.
mephistopheles
Vor keinem K&o;nige der Erden.
marthe
Da hinterm Haus in meinem Garten
Wollen wir der Herrn heut' abend warten.
11 strasse
faust
Wie ist's? Will's f&o;rdern? Will's bald gehn?
mephistopheles
Ah bravo! Find' ich Euch in feuer?
In kurzer Zeit ist Gretchen Euer.
Heut' abend sollt Ihr sie bei Nachbar' Marthen sehn:
Das ist ein Weib wie auserlesen
Zum Kuppler- und Zigeunerwesen!
faust
So recht! +
mephistopheles
Doch wird auch was von uns begehrt.
faust
Ein Dienst ist wohl des andern wert.
mephistopheles
Wir legen nur ein g&u;ltig Zeugnis nieder,
Da&ss; ihres Ehherrn ausgereckte Glieder
In Padua an heil'ger St&a;tte ruhn.
faust
Sehr klug! Wir werden erst die Reise machen m&u;ssen!
mephistopheles
Sancta Simplicitas! darum ist's nicht zu tun;
Bezeugt nur, ohne viel zu wissen.
faust
Wenn Er nichts Bessers hat, so ist der Plan zerrissen.
mephistopheles
O heil'ger Mann! Da w&a;rt Ihr's nun!
Ist es das erstemal in Eurem Leben,
Da&ss; Ihr falsch Zeugnis abgelegt?
Habt Ihr von Gott, der Welt und was sich drin bewegt,
Vom Menschen, was sich ihm in Kopf und Herzen regt,
Definitionen nicht mit gro&ss;er Kraft gegeben?
Mit frecher Stirne, k&u;hner Brust?
Und wollt Ihr recht ins Innre gehen,
Habt Ihr davon, Ihr m&u;&ss;t es grad' gestehen,
So viel als von Herrn Schwerdtleins Tod gewu&ss;t!
faust
Du bist und bleibst ein L&u;gner, ein Sophiste.
mephistopheles
Ja, wenn man's nicht ein bi&ss;chen tiefer w&u;&ss;te.
Denn morgen wirst, in allen Ehren,
Das arme Gretchen nicht bet&o;ren
Und alle Seelenlieb' ihr schw&o;ren?
faust
Und zwar von Herzen. +
mephistopheles
Gut und sch&o;n!
Dann wird von ewiger Treu' und Liebe,
Von einzig &u;berallm&a;cht'gem Triebe -
Wird das auch so von Herzen gehn?
faust
La&ss; das! Es wird! - Wenn ich empfinde,
F&u;r das Gef&u;hl, f&u;r das Gew&u;hl
Nach Namen suche, keinen finde,
Dann durch die Welt mit allen Sinnen schweife,
Nach allen h&o;chsten Worten greieefe,
Und diese Glut, von der ich brenne,
Unendlich, ewig, ewig nenne,
Ist das ein teuflisch L&u;genspiel?
mephistopheles
Ich hab' doch recht! +
faust
H&o;r! merk dir dies -
Ich bitte dich, und schone meine Lunge -:
Wer recht behalten will und hat nur eine Zunge,
Beh&a;lt's gewi&ss;.
Und komm, ich hab' des Schw&a;tzens &U;berdru&ss;,
Denn du hast recht, vorz&u;glich weil ich mu&ss;.
12 garten
margarete
Ich f&u;hl' es wohl, da&ss; mich der Herr nur schont,
Herab sich l&a;&ss;t, mich zu besch&a;men.
Ein Reisender ist so gewohnt,
Aus G&u;tigkeit f&u;rlieb zu nehmen;
Ich wei&ss; zu gut, da&ss; solch erfahrnen Mann
Mein arm Gespr&a;ch nicht unterhalten kann.
faust
Ein Blick von dir, ein Wort mehr unterh&a;lt
Als alle Weisheit dieser Welt.
margarete
Inkommodiert Euch nicht! Wie k&o;nnt Ihr sie nur k&u;ssen?
Sie ist so garstig, ist so rauh!
Was hab' ich nicht schon alles schaffen m&u;ssen!
Die Mutter ist gar zu genau.
marthe
Und Ihr, mein Herr, Ihr reist so immer fort?
mephistopheles
Ach, da&ss; Gewerb' und Pflicht uns dazu treiben!
Mit wieviel Schmerz verl&a;&ss;t man manchen Ort,
Und darf doch nun einmal nicht bleiben!
marthe
In raschen Jahren geht's wohl an,
So um und um frei durch die Welt zu streifen;
Doch k&o;mmt die b&o;se Zeit heran,
Und sich als Hagestolz allein zum Grab zu schleifen,
Das hat noch keinem wohlgetan.
mephistopheles
Mit Grausen seh' ich das von weiten.
marthe
Drum, werter Herr, beratet Euch in Zeiten.
margarete
Ja, aus den Augen aus dem Sinn!
Die H&o;flichkeit ist Euch gel&a;ufig;
Allein Ihr habt der Freunde h&a;ufig,
Sie sind verst&a;ndiger, als ich bin.
faust
O Beste! glaube, was man so verst&a;ndig nennt,
Ist oft mehr Eitelkeit und Kurzsinn. +
margarete
Wie?
faust
Ach, da&ss; die Einfalt, da&ss; die Unschuld nie
Sich selbst und ihren heil'gen Wert erkennt!
Da&ss; Demut, Niedrigkeit, die h&o;chsten Gaben
Der liebevoll austeilenden Natur -
margarete
Denkt Ihr an mich ein Augeblickchen nur,
Ich werde Zeit genug an Euch zu denken haben.
faust
[Ihr seid wohl viel allein?
margarete
Ja, unsre Wirtschaft ist nur klein,
Und doch will sie versehen sein.
Wir haben keine Magd; mu&ss; kochen, fegen, stricken
Und n&a;hn, und laufen fr&u;h und spat;
Und meine Mutter ist in allen St&u;cken
So akkurat!
Nicht da&ss; sie just so sehr sich einzuschr&a;nken hat;
Wir k&o;nnten uns weit eh'r als andre regen:
Mein Vater hinterlie&ss; ein h&u;bsch Verm&o;gen,
Ein H&a;uschen und ein G&a;rtchen vor der Stadt.
Doch hab' ich jetzt so ziemlich stille Tage;
Mein Bruder ist Soldat,
Mein Schwesterchen ist tot.
Ich hatte mit dem Kind wohl meine liebe Not;
Doch &u;bern&a;hm' ich gern noch einmal alle Plage,
So lieb war mir das Kind. +
faust
Ein Engel, wenn dir's glich.
margarete
Ich zog es auf, und herzlich liebt' es mich.
Es war nach meines Vaters Tod geboren.
Die Mutter gaben wir verloren,
So elend wie sie damals lag,
Und sie erholte sich sehr langsam, nach und nach.
Da konnte sie nun nicht dran denken,
Das arme W&u;rmchen selbst zu tr&a;nken,
Und so erzog ich's ganz allein,
Mit Milch und Wasser; so ward's mein.
Auf meinem Arm, in meinem Scho&ss;
War's freundlich, zappelte, ward gro&ss;.
faust
Du hast gewi&ss; das reinste Gl&u;ck empfunden.
margarete
Doch auch gewi&ss; gar manche schwere Stunden.
Des Kleinen Wiege stand zu Nacht
An meinem Bett; es durfte kaum sich regen,
War ich erwacht;
Bald mu&ss;t' ich's tr&a;nken, bald es zu mir legen,
Bald, wenn's nicht schwieg, vom Bett aufstehn
Und t&a;nzelnd in der Kammer auf und nieder gehn,
Und fr&u;h am Tage schon am Waschtrog stehn;
Dann auf dem Markt und an dem Herde sorgen,
Und immer fort wie heut so morgen.
Da geht's, mein Herr, nicht immer mutig zu;
Doch schmeckt daf&u;r das Essen, schmeckt die Ruh.
marthe
Die armen Weiber sind doch &u;bel dran:
Ein Hagestolz ist schwerlich zu bekehren.
mephistopheles
Es k&a;me nur auf Euresgleichen an,
Mich eines Bessern zu belehren.
marthe
Sagt grad', mein Herr, habt Ihr noch nichts gefunden?
Hat sich das Herz nicht irgendwo gebunden?
mephistopheles
Das Sprichwort sagt: Ein eigner Herd,
Ein braves Weib sind Gold und Perlen wert.
marthe
Ich meine, ob Ihr niemals Lust bekommen?
mephistopheles
Man hat mich &u;berall recht h&o;flich aufgenommen.
marthe
Ich wollte sagen: ward's nie Ernst in Eurem Herzen?
mephistopheles
Mit Frauen soll man sich nie unterstehn zu scherzen.
marthe
Ach, Ihr versteht mich nicht! +
mephistopheles
Das tut mir herzlich leid!
Doch ich versteh' - da&ss; Ihr sehr g&u;tig seid.
faust
Du kanntest mich, o kleiner Engel, wieder,
Gleich als ich in den Garten kam?
marg
Saht Ihr es nicht? ich schlug die Augen nieder.
faust
Und du verzeihst die Freiheit, die ich nahm?
Was sich die Frechheit unterfangen,
Als du j&u;ngst aus dem Dom gegangen?
margarete
Ich war best&u;rzt, mir war das nie geschehn;
Es konnte niemand von mir &U;bels sagen.
Ach, dacht' ich, hat er in deinem Betragen
Was Freches, Unanst&a;ndiges gesehn?
Es schien ihn gleich nur anzuwandeln,
Mit dieser Dirne gradehin zu handeln.
Gesteh' ich's doch! Ich wu&ss;te nicht, was sich
Zu Eurem Vorteil hier zu regen gleich begonnte;
Allein gewi&ss;, ich war recht b&o;s' auf mich,
Da&ss; ich auf Euch nicht b&o;ser werden konnte.
faust
S&u;&ss; Liebchen! +
margarete
La&ss;t einmal! +
faust
Was soll das? Einen Strau&ss;?
margarete
Nein, es soll nur ein Spiel. +
faust
Wie? +
margarete
Geht! Ihr lacht mich aus.
faust
Was murmelst du? +
margarete
Er liebt mich - liebt mich nicht.
faust
Du holdes Himmelsangesicht!
marg
Liebt mich - Nicht - Liebt mich - Nicht - +
Er liebt mich!
faust
Ja, mein Kind! La&ss; dieses Blumenwort
Dir G&o;tterausspruch sein. Er liebt dich!
Verstehst du, was das hei&ss;t? Er liebt dich!
margarete
Mich &u;berl&a;uft's!
faust
O schaudre nicht! La&ss; diesen Blick,
La&ss; diesen H&a;ndedruck dir sagen,
Was unaussprechlich ist:
Sich hinzugeben ganz und eine Wonne
Zu f&u;hlen, die ewig sein mu&ss;!
Ewig! - Ihr Ende w&u;rde Verzweiflung sein.
Nein, kein Ende! Kein Ende!
margarete
Die Nacht bricht an. +
mephistopheles
Ja, und wir wollen fort.
marthe
Ich b&a;t' Euch, l&a;nger hier zu bleiben,
Allein es ist ein gar zu b&o;ser Ort.
Es ist, als h&a;tte niemand nichts zu treiben
Und nichts zu schaffen,
Als auf des Nachbarn Schritt und Tritt zu gaffen,
Und man kommt ins Gered', wie man sich immer stellt.
Und unser P&a;rchen? +
mephistopheles
Ist den Gang dort aufgeflogen.
Mutwill'ge Sommerv&o;gel! +
marthe
Er scheint ihr gewogen.
mephistopheles
Und sie ihm auch. Das ist der Lauf der Welt.
13 ein gartenhauschen
margarete
Er kommt! +
faust
Ach Schelm, so neckst du mich!
Treff' ich dich! +
margarete
Bester Mann! von Herzen lieb' ich dich!
faust
Wer da? +
mephistopheles
Gut Freund! +
faust
Ein Tier! +
mephistopheles
Es ist wohl Zeit zu scheiden.
marthe
Ja, es ist sp&a;t, mein Herr. +
faust
Darf ich Euch nicht geleiten?
margarete
Die Mutter w&u;rde mich - Lebt wohl! +
faust
Mu&ss; ich denn gehn?
Lebt wohl! +
marthe
Ade! +
margarete
Auf baldig Wiedersehn!
margarete
Du lieber Gott! was so ein Mann
Nicht alles, alles denken kann!
Besch&a;mt nur steh' ich vor ihm da,
Und sag' zu allen Sachen ja.
Bin doch ein arm unwissend Kind,
Begreife nicht, was er an mir find't.
14 wald und h&o;hle
faust
Erhabner Geist, du gabst mir, gabst mir alles,
Warum ich bat. Du hast mir nicht umsonst
Dein Angesicht im Feuer zugewendet.
Gabst mir die herrliche Natur zum K&o;nigreich,
Kraft, sie zu f&u;hlen, zu genie&ss;en. Nicht
Kalt staunenden Besuch erlaubst du nur,
Verg&o;nnest mir, in ihre tiefe Brust,
Wie in den Busen eines Freunds, zu schauen.
Du f&u;hrst die Reihe der Lebendigen
Vor mir vorbei, und lehrst mich meine Br&u;der
Im stillen Busch, in Luft und Wasser kennen.
Und wenn der Sturm im Walde braust und knarrt,
Die Riesenfichte st&u;rzend Nachbar&a;ste
Und Nachbarst&a;mme quetschend niederstreift,
Und ihrem Fall dumpf hohl der H&u;gel donnert,
Dann f&u;hrst du mich zur sichern H&o;hle, zeigst
Mich dann mir selbst, und meiner eignen Brust
Geheime tiefe Wunder &o;ffnen sich.
Und steigt vor meinem Blick der reine Mond
Bes&a;nftigend her&u;ber, schweben mir
Von Felsenw&a;nden, aus dem feuchten Busch
Der Vorwelt silberne Gestalten auf
Und lindern der Betrachtung strenge Lust.
O da&ss; dem Menschen nichts Vollkommnes wird,
Empfind' ich nun. Du gabst zu dieser Wonne,
Die mich den G&o;ttern nah und n&a;her bringt,
Mir den Gef&a;hrten, den ich schon nicht mehr
Entbehren kann, wenn er gleich, kalt und frech,
Mich vor mir selbst erniedrigt, und zu Nichts,
Mit einem Worthauch, deine Gaben wandelt.
Er facht in meiner Brust ein wildes Feuer
Nach jenem sch&o;nen Bild gesch&a;ftig an.
So tauml' ich von Begrierde zu Genu&ss;,
Und im Genu&ss; verschmacht' ich nach Begierde.
mephistopheles
Habt Ihr nun bald das Leben gnug gef&u;hrt?
Wie kann's Euch in die L&a;nge freuen?
Es ist wohl gut, da&ss; man's einmal probiert;
Dann aber wieder zu was Neuen!
faust
Ich wollt', du h&a;ttest mehr zu tun,
Als mich am guten Tag zu plagen.
mephistopheles
Nun, nun! ich lass' dich gerne ruhn.
Du darfst mir's nicht im Ernste sagen.
An dir Gesellen, unhold, barsch und toll,
Ist wahrlich wenig zu verlieren.
Den ganzen Tag hat man die H&a;nde voll!
Was ihm gef&a;llt und was man lassen soll,
Kann man dem Herrn nie an der Nase sp&u;ren.
faust
Das ist so just der rechte Ton!
Er will noch Dank, da&ss; er mich ennuyiert.
mephistopheles
Wie h&a;ttst du, armer Erdensohn,
Dein Leben ohne mich gef&u;hrt?
Vom Kribskrabs der Imagination
H dichab' ich doch auf Zeiten lang kuriert;
Und w&a;r' ich nicht, so w&a;rst du schon
Von diesem Erdball abspaziert.
Was hast du da in H&o;hlen, Felsenritzen
Dich wie ein Schuhu zu versitzen?
Was schlurfst aus dumpfem Moos und triefendem Gestein,
Wie eine Kr&o;te, Nahrung ein?
Ein sch&o;ner, s&u;&ss;er Zeitvertreib!
Dir steckt der Doktor noch im Leib.
faust
Verstehst du, was f&u;r neue Lebenskraft
Mir dieser Wandel in der &O;de schafft?
Ja, w&u;rdest du es ahnen k&o;nnen,
Du w&a;rest Teufel gnug, mein Gl&u;ck mir nicht zu g&o;nnen.
mephistopheles
Ein &u;berirdisches Vergn&u;gen!
In Nacht und Tau auf den Gebirgen liegen,
Und Erd' und Himmel wonniglich umfassen,
Zu einer Gottheit sich aufschwellen lassen,
Der Erde Mark mit Ahnungsdrang durchw&u;hlen,
Alle sechs Tagewerk' im Busen f&u;hlen,
In stolzer Kraft ich wei&ss; nicht was genie&ss;en,
Bald liebewonniglich in alles &u;berflie&ss;en,
Verschwunden ganz der Erdensohn,
Und dann die hohe Intuition -
Ich darf nicht sagen, wie - zu schlie&ss;en.
faust
Pfui &u;ber dich! +
mephistopheles
Das will Euch nicht behagen;
[Ihr habt das Recht, gesittet Pfui zu sagen.
Man darf das nicht vor keuschen Ohren nennen,
Was keusche Herzen nicht entbehren k&o;nnen.
Und kurz und gut, ich g&o;nn' Ihm das Vergn&u;gen.
Gelegentlich sich etwas vorzul&u;gen;
Doch lange h&a;lt Er das nicht aus.
Du bist schon wieder abgetrieben,
Und, w&a;hrt es l&a;nger, aufgerieben
In Tollheit oder Angst und Graus!
Genug damit! Dein Liebchen sitzt dadrinne,
Und alles wird ihr eng und tr&u;b.
Du kommst ihr gar nicht aus dem Sinne,
Sie hat dich &u;berm&a;chtig lieb.
Erst kam deine Liebeswut &u;bergeflossen,
Wie vom geschmolznen Schnee ein B&a;chlein &u;bersteigt;
Du hast sie ihr ins Herz gegossen,
Nun ist dein B&a;chlein wieder seicht.
Mich d&u;nkt, anstatt in W&a;ldern zu thronen,
Lie&ss;' es dem gro&ss;en Herren gut,
Das arme affenjunge Blut
F&u;r seine Liebe zu belohnen.
Die Zeit wird ihr erb&a;rmlich lang;
Sie steht am Fenster, sieht die Wolken ziehn
&U;ber die alte Stadtmauer hin.
Wenn ich ein V&o;glein w&a;r'! so geht ihr Gesang
Tage lang, halbe N&a;chte lang.
Einmal ist sie munter, meist betr&u;bt,
Einmal recht ausgeweint,
Dann wieder ruhig, wie's scheint,
Und immer verliebt.
faust
Schlange! Schlange!
mephistopheles
Gelt! da&ss; ich dich fange!
faust
Verruchter! hebe dich von hinnen,
Und nenne nicht das sch&o;ne Weib!
Bring die Begier zu ihrem s&u;&ss;en Leib
Nicht wieder vor die halb verr&u;ckten Sinnen!
mephistopheles
Was soll es denn? Sie meint, du seist entflohn,
Und halb und halb bist du es schon.
faust
Ich bin ihr nah, und w&a;r' ich noch so fern,
Ich kann sie nie vergessen, nie verlieren;
Ja, ich beneide schon den Leib des Herrn,
Wenn ihre Lippen ihn indes ber&u;hren.
mephistopheles
Gar wohl, mein Freund! Ich hab' Euch oft beneidet
Ums Zwillingspaar, das unter Rosen weidet.
faust
Entfliehe, Kuppler! +
mephistopheles
Sch&o;n! Ihr schimpft, und ich mu&ss; lachen.
Der Gott, der Bub und M&a;dchen schuf,
Erkannte gleich den edelsten Beruf,
Auch selbst Gelegenheit zu machen.
Nur fort, es ist ein gro&ss;er Jammer!
[Ihr sollt in Eures Liebchens Kammer,
Nicht etwa in den Tod.
faust
Was ist die Himmelsfreud' in ihren Armen?
La&ss; mich an ihrer Brust erwarmen!
F&u;hl' ich nicht immer ihre Not?
Bin ich der Fl&u;chtling nicht? der Unbehauste?
Der Unmensch ohne Zweck und Ruh',
Der wie ein Wassersturz von Fels zu Felsen brauste
Begierig w&u;tend nach dem Abgrund zu?
Und seitw&a;rts sie, mit kindlich dumpfen Sinnen,
Im H&u;ttchen auf dem kleinen Alpenfeld,
Und all ihr h&a;usliches Beginnen
Umfangen in der kleinen Welt.
Und ich, der Gottverha&ss;te,
Hatte nicht genug,
Da&ss; ich die Felsen fa&ss;te
Und sie zu Tr&u;mmern schlug!
Sie, ihren Frieden mu&ss;t' ich untergraben!
Du, H&o;lle, mu&ss;test dieses Opfer haben!
Hilf, Teufel, mir die Zeit der Angst verk&u;rzen!
Was mu&ss; geschehn, mag's gleich geschehn!
Mag ihr Geschick auf mich zusammenst&u;rzen
Und sie mit mir zugrunde gehn!
mephistopheles
Wie's wieder siedet, wieder gl&u;ht!
Geh ein und tr&o;ste sie, du Tor!
Wo so ein K&o;pfchen keinen Ausgang sieht,
Stellt er sich gleich das Ende vor.
Es lebe, wer sich tapfer h&a;lt!
Du bist doch sonst so ziemlich eingeteufelt.
Nichts Abgeschmackters find' ich auf der Welt
Als einen Teufel, der verzweifelt.
15 gretchens stube
gretchen
Meine Ruh' ist hin,
Mein Herz ist schwer;
Ich finde sie nimmer
Und nimmermehr.
Wo ich ihn nicht hab',
Ist mir das Grab,
Die ganze Welt
Ist mir verg&a;llt.
Mein armer Kopf
Ist mir verr&u;ckt,
Mein armer Sinn
Ist mir zerst&u;ckt.
Meine Ruh' ist hin,
Mein Herz ist schwer;
Ich finde sie nimmer
Und nimmermehr.
Nach ihm nur schau' ich
Zum Fenster hinaus,
Nach ihm nur geh' ich
Aus dem Haus.
Sein hoher Gang,
Sein' edle Gestalt,
Seines Mundes L&a;cheln,
Seiner Augen Gewalt,
Und seiner Rede
Zauberflu&ss;,
Sein H&a;ndedruck,
Und ach sein Ku&ss;!
Meine Ruh' ist hin,
Mein Herz ist schwer;
Ich finde sie nimmer
Und nimmermehr.
Mein Busen dr&a;ngt
Sich nach ihm hin.
Ach d&u;rft' ich fassen
Und halten ihn,
Und k&u;ssen ihn,
So wie ich wollt',
An seinen K&u;ssen
Vergehen sollt'!
16 marthens garten
margarete
Versprich mir, Heinrich! +
faust
Was ich kann!
margarete
Nun sag, wie hast du's mit der Religion?
Du bist ein herzlich guter Mann,
Allein ich glaub', du h&a;lst nicht viel davon.
faust
La&ss; das, mein Kind! Du f&u;hlst, ich bin dir gut;
F&u;r meine Lieben lie&ss;' ich Leib und Blut,
Will niemand sein Gef&u;hl und seine Kirche rauben.
margarete
Das ist nicht recht, man mu&ss; dran glauben!
faust
Mu&ss; man? +
margarete
Ach! wenn ich etwas auf dich k&o;nnte!
Du ehrst auch nicht die heil'gen Sakramente.
faust
Ich ehre sie. +
margarete
Doch ohne Verlangen.
Zur Messe, zur Beichte bist du lange nicht gegangen.
Glaubst du an Gott? +
faust
Mein Liebchen, wer darf sagen:
Ich glaub' an Gott?
Magst Priester oder Weise fragen,
Und ihre Antwort scheint nur Spott
&U;ber den Frager zu sein. +
margarete
So glaubst du nicht?
faust
Mi&ss;h&o;r mich nicht, du holdes Angesicht!
Wer darf ihn nennen?
Und wer bekennen:
Ich glaub' ihn.
Wer empfinden,
Und sich unterwinden
Zu sagen: ich glaub' ihn nicht?
Der Allumfasser,
Der Allerhalter,
Fa&ss;t und erh&a;lt er nicht
Dich, mich, sich selbst?
W&o;lbt sich der Himmel nicht dadroben?
Liegt die Erde nicht hierunten fest?
Und steigen freundlich blickend
Ewige Sterne nicht herauf?
Schau' ich nicht Aug' in Auge dir,
Und dr&a;ngt nicht alles
Nach Haupt und Herzen dir,
Und webt in ewigem Geheimnis
Unsichtbar sichtbar neben dir?
Erf&u;ll davon dein Herz, so gro&ss; es ist,
Und wenn du ganz in dem Gef&u;hle selig bist,
Nenn es dann, wie du willst,
Nenn's Gl&u;ck! Herz! Liebe! Gott!
Ich habe keinen Namen
Daf&u;r! Gef&u;hl ist alles;
Name ist Schall und Rauch,
Umnebelend Himmelsglut.
margarete
Das ist alles recht sch&o;n und gut;
Ungef&a;hr sagt das der Pfarrer auch,
Nur mit ein bi&ss;chen andern Worten.
faust
Es sagen's allerorten
Alle Herzen unter dem himmlischen Tage,
Jedes in seiner Sprache;
Warum nicht ich in der meinen?
margarete
Wenn man's so h&o;rt, m&o;cht's leidlich scheinen,
Steht aber doch immer schief darum;
Denn du hast kein Christentum.
faust
Liebs Kind! +
margarete
Es tut mir lang schon weh,
Da&ss; ich dich in der Gesellschaft seh'.
faust
Wieso? +
margarete
Der Mensch, den du da bei dir hast,
Ist mir in tiefer Seele verha&ss;t;
Es hat mir in meinem Leben
So nichts einen Stich ins Herz gegeben,
Als des Menschen widrig Gesicht.
faust
Liebe Puppe, f&u;rcht ihn nicht!
margarete
Seine Gegenwart bewegt mir das Blut.
Ich bin sonst allen Menschen gut;
Aber wie ich mich sehne, dich zu schauen,
Hab' ich vor dem Menschen ein heimlich Grauen,
Und halt' ihn f&u;r einen Schelm dazu!
Gott zerzeih' mir's, wenn ich ihm unrecht tu'!
faust
Es mu&ss; auch solche K&a;uze geben.
margarete
Wollte nicht mir seinesgleichen leben!
Kommt er einmal zur T&u;r herein,
Sieht er immer so sp&o;ttisch drein
Und halb ergrimmt;
Man sieht, da&ss; er an nichts keinen Anteil nimmt;
Es steht ihm an der Stirn geschrieben,
Da&ss; er nicht mag eine Seele lieben.
Mir wird's so wohl in deinem Arm,
So frei, so hingegeben warm,
Und seine Gegenwart schn&u;rt mir das Innre zu.
faust
Du ahnungsvoller Engel du!
margarete
Das &u;bermannt mich so sehr,
Da&ss;, wo er nur mag zu uns treten,
Mein' ich sogar, ich liebte dich nicht mehr.
Auch, wenn er da ist, k&o;nnt' ich nimmer beten,
Und das fri&ss;t mir ins Herz hinein;
Dir, Heinrich, mu&ss; es auch so sein.
faust
Du hast nun die Antipathie!
margarete
Ich mu&ss; nun fort. +
faust
Ach, kann ich nie
Ein St&u;ndchen ruhig dir am Busen h&a;ngen,
Und Brust an Brust und Seel' in Seele dr&a;ngen?
margarete
Ach, wenn ich nur alleine schlief'!
Ich lie&ss;' dir gern heut nacht den Riegel offen;
Doch meine Mutter schl&a;ft nicht tief,
Und w&u;rden wir von ihr betroffen,
Ich w&a;r' gleich auf der Stelle tot!
faust
Du Engel, das hat keine Not.
Hier ist ein Fl&a;schchen! Drei Tropfen nur
In ihren Trank umh&u;llen
Mit tiefem Schlaf gef&a;llig die Natur.
margarete
Was tu' ich nicht um deinetwillen?
Es wird ihr hoffentlich nicht schaden!
faust
W&u;rd' ich sonst, Liebchen, dir es raten?
margarete
Seh' ich dich, bester Mann, nur an,
Wei&ss; nicht, was mich nach deinem Willen treibt;
Ich habe schon so viel f&u;r dich getan,
Da&ss; mir zu tun fast nichts mehr &u;brig bleibt.
mephistopheles
Der Grasaff'! ist er weg? +
faust
Hast wieder spioniert?
mephistopheles
Ich hab's ausf&u;hrlich wohl vernommen,
Herr Doktor wurden da katechisiert;
Hoff', es soll Ihnen wohl bekommen.
Die M&a;dels sind doch sehr interessiert,
Ob einer fromm und schlicht nach altem Brauch.
Sie denken: duckt er da, folgt er uns eben auch.
faust
Du Ungeheuer siehst nicht ein,
Wie diese treue liebe Seele
Von ihrem Glauben voll,
Der ganz allein
Ihr selig machend ist, sich heilig qu&a;le,
Da&ss; sie den liebsten Mann verloren halten soll.
mephistopheles
Du &u;bersinnlicher sinnlicher Freier,
Ein M&a;gdelein nasf&u;hret dich.
faust
Du Spottgeburt von Dreck und Feuer!
mephistopheles
Und die Physiognomie versteht sie meisterlich:
In meiner Gegenwart wird's ihr, sie wei&ss; nicht wie,
Mein M&a;skchen da weissagt verborgnen Sinn;
Sie f&u;hlt, da&ss; ich ganz sicher ein Genie,
Vielleicht wohl gar der Teufel bin.
Nun, heute nacht - ? +
faust
Was geht dich's an?
mephistopheles
Hab' ich doch meine Freude dran!
17 am brunnen
lieschen
Hast nichts von B&a;rbelchen geh&o;rt?
gretchen
Kein Wort. Ich komm' gar wenig unter Leute.
lieschen
Gewi&ss;, Sibylle sagt' mir's heute!
Die hat sich endlich auch bet&o;rt.
Das ist das Vornehmtun!
gretchen
Wieso? +
lieschen
Es stinkt!
Sie f&u;ttert zwei, wenn sie nun i&ss;t und trinkt. +
gretchen
Ach!
lieschen
So ist's ihr endlich recht ergangen.
Wie lange hat sie an dem Kerl gehangen!
Das war ein Spazieren,
Auf Dorf und Tanzplatz F&u;hren,
Mu&ss;t' &u;berall die Erste sein,
Kurtesiert' ihr immer mit Pastetchen und Wein;
Bild't' sich was auf ihre Sch&o;nheit ein,
War doch so ehrlos, sich nicht zu sch&a;men,
Geschenke von ihm anzunehmen.
War ein Gekos' und ein Geschleck';
Da ist denn auch das Bl&u;mchen weg!
gretchen
Das arme Ding! +
lieschen
Bedauerst sie noch gar!
Wenn unsereins am Spinnen war,
Uns nachts die Mutter nicht hinunterlie&ss;,
Stand sie bei ihrem Buhlen s&u;&ss;,
Auf der T&u;rbank und im dunkeln Gang
Ward ihnen keine Stunde zu lang.
Da mag sie denn sich ducken nun,
Im S&u;nderhemdchen Kirchbu&ss;' tun!
gretchen
Er nimmt sie gewi&ss; zu seiner Frau.
lieschen
Er w&a;r' ein Narr! Ein flinker Jung'
Hat anderw&a;rts noch Luft genung.
Er ist auch fort. +
gretchen
Das ist nicht sch&o;n!
lieschen
Kriegt sie ihn, soll's ihr &u;bel gehn.
Das Kr&a;nzel rei&ss;en die Buben ihr,
Und H&a;ckerling streuen wir vor die T&u;r!
gretchen
Wie konnt' ich sonst so tapfer schm&a;len,
Wenn t&a;t ein armes M&a;gdlein fehlen!
Wie konnt' ich &u;ber andrer S&u;nden
Nicht Worte gnug der Zunge finden!
Wie schien mir's schwarz, und schw&a;rzt's noch gar,
Mir's immer doch nicht schwarz gnug war,
Und segnet' mich und tat so gro&ss;,
Und bin nun selbst der S&u;nde blo&ss;!
Doch - alles, was dazu mich trieb,
Gott! war so gut! ach war so lieb!
18 zwinger
gretchen
Ach neige,
Du Schmerzenreiche,
Dein Antlitz gn&a;dig meiner Not!
Das Schwert im Herzen,
Mit tausend Schmerzen
Blickst auf zu deines Sohnes Tod.
Zum Vater blickst du,
Und Seufzer schickst du
Hinauf um sein' und deine Not.
Wer f&u;hlet,
Wie w&u;hlet
Der Schmerz mir im Gebein?
Was mein armes Herz hier banget,
Was es zittert, was verlanget,
Wei&ss;t nur du, nur du allein!
Wohin ich immer gehe,
Wie weh, wie weh, wie wehe
Wird mir im Busen hier!
Ich bin, ach, kaum alleine,
Ich wein', ich wein', ich weine,
Das Herz zerbricht in mir.
Die Scherben vor meinem Fenster
Betaut' ich mit Tr&a;nen, ach,
Als ich am fr&u;hen Morgen
Dir diese Blumen brach.
Schien hell in meine Kammer
Die Sonne fr&u;h herauf,
Sa&ss; ich in allem Jammer
In meinem Bett schon auf.
Hilf! rette mich von Schmach und Tod!
Ach neige,
Du Schmerzenreiche,
Dein Antlitz gn&a;dig meiner Not!
19 nacht
valentin
Wenn ich so sa&ss; bei einem Gelag,
Wo mancher sich ber&u;hmen mag,
Und die Gesellen mir den Flor
Der M&a;glein laut gepriesen vor,
Mit vollem Glas das Lob verschwemmt -
Den Ellenbogen aufgestemmt
Sa&ss; ich in meiner sichern Ruh',
H&o;rt' all dem Schwadronieren zu,
Und streiche l&a;chelnd meinen Bart,
Und kriege das volle Glas zur Hand
Und sage: Alles nach seiner Art!
Aber ist eine im ganzen Land,
Die meiner trauten Gretel gleicht,
Die meiner Schwester das Wasser reicht?
Topp! Topp! Kling! Klang! das ging herum;
Die einen schrieen: Er hat recht,
Sie ist die Zier vom ganzen Geschlecht!
Da sa&ss;en alle die Lober stumm.
Und nun! - um's Haar sich auszuraufen
Und an den W&a;nden hinaufzulaufen! -
Mit Stichelreden, Naser&u;mppfen
Soll jeder Schurke mich beschimpfen!
Soll wie ein b&o;ser Schuldner sitzen,
Bei jedem Zufallsw&o;rtchen schwitzen!
Und m&o;cht' ich sie zusammenschmei&ss;en,
K&o;nnt' ich sie doch nicht L&u;gner hei&ss;en.
Was kommt heran? Was schleicht herbei?
Irr' ich nicht, es sind ihrer zwei.
Ist er's, gleich pack' ich ihn beim Felle,
Soll nicht lebendig von der Stelle!
faust
Wie von dem Fenster dort der Sakristei
Aufw&a;rts der Schein des ew'gen L&a;mpchens fl&a;mmert
Und schwach und schw&a;cher seitw&a;rts d&a;mmert,
Und Finsternis dr&a;ngt ringsum bei!
So sieht's in meinem Busen n&a;chtig.
mephistopheles
Und mir ist's wie dem K&a;tzlein schm&a;chtig,
Das an den Feuerleitern schleicht,
Sich leis' dann um die Mauern streicht;
Mir ist's ganz tugendlich dabei,
Ein bi&ss;chen Diebsgel&u;st, ein bi&ss;chen Rammelei.
So spukt mir schon durch alle Glieder
Die herrliche Walpurgisnacht.
Die kommt uns &u;bermorgen wieder,
Da wei&ss; man doch, warum man wacht.
faust
R&u;ckt wohl der Schatz indessen in die H&o;h',
Den ich dort hinten flimmern seh?
mephistopheles
Du kannst die Freude bald erleben,
Das Kesselchen herauszuheben.
Ich schielte neulich so hinein,
Sind herrliche L&o;wentaler drein.
faust
Nicht ein Geschmeide, nicht ein Ring,
Meine liebe Buhle damit zu zieren?
mephistopheles
Ich sah dabei wohl so ein Ding,
Als wie eine Art von Perlenschn&u;ren.
faust
So ist es recht! Mir tut es weh,
Wenn ich ohne Geschenke zu ihr geh'.
mephistopheles
Es sollt' Euch eben nicht verdrie&ss;en,
Umsonst auch etwas zu genie&ss;en.
Jetzt, da der Himmel voller Sterne gl&u;ht,
Sollt Ihr ein wahres Kunstst&u;ck h&o;ren:
Ich sing' ihr ein moralisch Lied,
Um sie gewisser zu bet&o;ren.
Was machst du mir
Vor Liebchens T&u;r,
Kathrinchen, hier
Bei fr&u;hem Tagesblicke?
La&ss;, la&ss; es sein!
Er l&a;&ss;t dich ein,
Als M&a;dchen ein,
Als M&a;dchen nicht zur&u;cke.
Nehmt euch in acht!
Ist es vollbracht,
Dann gute Nacht,
Ihr armen, armen Dinger!
Habt ihr euch lieb,
Tut keinem Dieb
Nur nichts zu Lieb',
Als mit dem Ring am Finger.
valentin
Wen lockst du hier? beim Element!
Vermaledeiter Rattenf&a;nger!
Zum Teufel erst das Instrument!
Zum Teufel hinterdrein den S&a;nger!
mephistopheles
Die Zither ist entzwei! an der ist nichts zu halten.
valentin
Nun soll es an ein Sch&a;delspalten!
mephistopheles
Herr Doktor, nicht gewichen! Frisch!
Hart an mich an, wie ich Euch f&u;hre.
Heraus mit Eurem Flederwisch!
Nur zugesto&ss;en! ich pariere.
valentin
Pariere den! +
mephistopheles
Warum denn nicht?
valentin
Auch den! +
mephistopheles
Gewi&ss;! +
valentin
Ich glaub', der Teufel ficht!
Was ist denn das? Schon wird die Hand mir lahm.
mephistopheles
Sto&ss; zu! +
valentin
O weh! +
mephistopheles
Nun ist der L&u;mmel zahm!
Nun aber fort! Wir m&u;ssen gleich verschwinden:
Denn schon entsteht ein m&o;rderlich Geschrei.
Ich wei&ss; mich trefflich mit der Polizei,
Doch mit dem Blutbann schlecht mich abzufinden.
marthe
Heraus! Heraus! +
gretchen
Herbei ein Licht!
marthe
Man schilt und rauft, man schreit und ficht.
volk
Da liegt schon einer tot!
marthe
Die M&o;rder, sind sie denn entflohn?
gretchen
Wer liegt hier? +
volk
Deiner Mutter Sohn.
gretchen
Allm&a;chtiger! welche Not!
valentin
Ich sterbe! das ist bald gesagt
Und b&a;lder noch getan.
Was steht ihr Weiber, heult und klagt?
Kommt her und h&o;rt mich an!
Mein Gretchen, sieh! du bist noch jung,
Bist gar noch nicht gescheit genung,
Machst deine Sachen schlecht.
Ich sag' dir's im Vertrauen nur:
Du bist doch nun einmal eine Hur';
So sei's auch eben recht.
gretchen
Mein Bruder! Gott! Was soll mir das?
valentin
La&ss; unsern Herr Gott aus dem Spa&ss;.
Geschehn ist leider nun geschehn,
Und wie es gehn kann, so wird's gehn.
Du fingst mit einem heimlich an,
Bald kommen ihrer mehre dran,
Und wenn dich erst ein Dutzend hat,
So hat dich auch die ganze Stadt.
Wenn erst die Schande wird geboren,
Wird sie heimlich zur Welt gebracht,
Und man zieht den Schleir der Nacht
Ihr &u;ber Kopf und Ohren;
Ja, man m&o;chte sie gern ermorden.
W&a;chst sie aber und macht sich gro&ss;,
Dann geht sie auch bei Tage blo&ss;,
Und ist doch nicht sch&o;ner geworden.
Je h&a;&ss;licher wird ihr Gesicht,
Je mehr sucht sie des Tages Licht.
Ich seh' wahrhaftig schon die Zeit,
Da&ss; alle brave B&u;rgersleut',
Wie von einer angesteckten Leichen,
Von dir, du Metzte! seitab weichen.
Dir soll das Herz im Leib verzagen,
Wenn sie dir in die Augen sehn!
Sollst keine goldne Kette mehr tragen!
In der Kirche nicht mehr am Altar stehn!
In einem sch&o;nen Spitzenkragen
Dich nicht beim Tanze wohlbehagen!
In eine finstre Jammerecken
Unter Bettler und Kr&u;ppel dich verstecken
Und, wenn dir dann auch Gott verzeiht,
Auf Erden sein vermaledeit!
marthe
Befehlt Eure Seele Gott zu Gnaden!
Wollt Ihr noch L&a;strung auf Euch laden?
valentin
K&o;nnt' ich dir nur an den d&u;rren Leib,
Du sch&a;ndlich kupplerisches Weib!
Da hofft' ich aller meiner S&u;nden
Vergebung reiche Ma&ss; zu finden.
gretchen
Mein Bruder! Welche H&o;llenpein!
valentin
Ich sage, la&ss; die Tr&a;nen sein!
Da du dich sprachst der Ehre los,
Gabst mir den schwersten Herzenssto&ss;.
Ich gehe durch den Todesschlaf
Zu Gott ein als Soldat und brav.
20 dom
b&o;ser geist
Wie anders, Gretchen, war dir's,
Als du noch voll Unschuld
Hier zum Altar tratst,
Aus dem vergriffnen B&u;chelchen
Gebete lalltest,
Halb Kinderspiele,
Halb Gott im Herzen!
Gretchen!
Wo steht dein Kopf?
In deinem Herzen
Welche Missetat?
Betst du f&u;r deiner Mutter Seele, die
Durch dich zur langen, langen Pein hin&u;berschlief?
Auf deiner Schwelle wessen Blut?
- Und unter deinem Herzen
Regt sich's nicht quillend schon
Und &a;ngstet dich und sich
Mit ahnungsvoller Gegenwart?
gretchen
Weh! Weh!
W&a;r' ich der Gedanken los,
Die mir her&u;ber und hin&u;ber gehen
Wider mich!
chor
Dies irae, dies illa
Solvet saeclum in favilla.
b&o;ser geist
Grimm fa&ss;t dich!
Die Posaune t&o;nt!
Die Gr&a;ber beben!
Und dein Herz,
Aus Aschenruh
Zu Flammenqualen
Wieder aufgeschaffen,
Bebt auf!
gretchen
W&a;r' ich hier weg!
Mir ist, als ob die Orgel mir
Den Atem versetzte,
Gesang mein Herz
Im Tiefsten l&o;ste.
chor
Judex ergo cum sedebit,
Quidquid latet adparebit,
Nil inultum remanebit.
gretchen
Mir wird so eng!
Die Mauernpfeiler
Befangen mich!
Das Gew&o;lbe
Dr&a;ngt mich! - Luft!
b&o;ser geist
Verbirg dich! S&u;nd' und Schande
Bleibt nicht verborgen.
Luft? Luft?
Weh dir!
chor
Quid sum miser tunc dicturus?
Quem patronum rogaturus?
Cum vix justus sit securus.
b&o;ser geist
Ihr Antlitz wenden
Verkl&a;rte von dir ab.
Die H&a;nde dir zu reichen,
Schauert's den Reinen.
Weh!
chor
Quid sum miser tunc dicturus?
gretchen
Nachbarin! Euer Fl&a;schchen! -
21 walpurgisnacht
mephistopheles
Verlangst du nicht nach einem Besenstiele?
Ich w&u;nschte mir den allerderbsten Bock.
Auf diesem Weg sind wir noch weit vom Ziele.
faust
So lang' ich mich noch frisch auf meinen Beinen f&u;hle,
Gen&u;gt mir dieser Knotenstock.
Was hilft's, da&ss; man den Weg verk&u;rzt! -
Im Labyrinth der T&a;ler hinzuschleichen,
Dann diesen Felsen zu ersteigen,
Von dem der Quell sich ewig sprudelnd st&u;rzt,
Das ist die Lust, die solche Pfade w&u;rzt!
Der Fr&u;hling webt schon in den Birken,
Und selbst die Fichte f&u;hlt ihn schon;
Sollt' er nicht auch auf unsre Glieder wirken?
mephistopheles
F&u;rwahr, ich sp&u;re nichts davon!
Mir ist es winterlich im Leibe,
Ich w&u;nschte Schnee und Frost auf meiner Bahn.
Wie traurig steigt die unvollkommne Scheibe
Des roten Monds mit sp&a;ter Glut heran,
Und leuchtet schlecht, da&ss; man bei jedem Schritte
Vor einen Baum, vor einen Felsen rennt!
Erlaub', da&ss; ich ein Irrlicht bitte!
Dort seh' ich eins, das eben lustig brennt.
He da! mein Freund! darf ich dich zu uns fodern?
Was willst du so vergebens lodern?
Sei doch so gut und leucht' uns da hinauf!
irrlicht
Aus Ehrfurcht, hoff' ich, soll es mir gelingen,
Mein leichtes Naturell zu zwingen;
Nur zickzack geht gew&o;hnlich unser Lauf.
mephistopheles
Ei! Ei! Er denkt's den Menschen nachzuahmen.
Geh' Er nur grad', in 's Teufels Namen!
Sonst blas' ich Ihm Sein Flackerleben aus.
irrlicht
Ich merke wohl, Ihr seid der Herr vom Haus,
Und will mich gern nach Euch bequemen.
Allein bedenkt! der Berg ist heute zaubertoll,
Und wenn ein Irrlicht Euch die Wege weisen soll,
So m&u;&ss;t Ihr's so genau nicht nehmen.
faust, meph, irrlicht
In die Traum- und Zaubersph&a;re
Sind wir, scheint es, eingegangen.
F&u;hr' uns gut und mach' dir Ehre,
Da&ss; wir vorw&a;rts bald gelangen
In den weiten, &o;den R&a;umen!
Seh' die B&a;ume hinter B&a;umen,
Wie sie schnell vor&u;berr&u;cken,
Und die Klippen, die sich b&u;cken,
Und die langen Felsennasen,
Wie sie schnarchen, wie sie blasen!
Durch die Steine, durch den Rasen
Eilet Bach und B&a;chlein nieder.
H&o;r' ich Rauschen? h&o;r' ich Lieder?
H&o;r' ich holde Liebesklage,
Stimmen jener Himmelstage?
Was wir hoffen, was wir lieben!
Und das Echo, wie die Sage
Alter Zeiten, hallet wider.
Uhu! Schuhu! t&o;nt es n&a;her,
Kauz und Kiebitz und der H&a;her,
Sind sie alle wach geblieben?
Sind das Molche durchs Gestr&a;uche?
Lange Beine, dicke B&a;uche!
Und die Wurzeln, wie die Schlangen,
Winden sich aus Fels und Sande,
Strecken wunderliche Bande,
Uns zu schrecken, uns zu fangen;
Aus belebten derben Masern
Strecken sie Polypenfasern
Nach dem Wandrer. Und die M&a;use
Tausendf&a;rbig , scharenweise,
Durch das Moos und durch die Heide!
Und die Funkenw&u;rmer fliegen
Mit gedr&a;ngten Schw&a;rmez&u;gen
Zum verwirrenden Geleite.
Aber sag' mir, ob wir stehen,
Oder ob wir weitergehen?
Alles, alles scheint zu drehen,
Fels und B&a;ume, die Gesichter
Schneiden, und die irren Lichter,
Die sich mehren, die sich bl&a;hen.
mephistopheles
Fasse wacker meinen Zipfel!
Hier ist so ein Mittelgipfel,
Wo man mit Erstaunen sieht,
Wie im Berg der Mammon gl&u;ht.
faust
Wie seltsam glimmert durch die Gr&u;nde
Ein morgenr&o;tlich tr&u;ber Schein!
Und selbst bis in die tiefen Schl&u;nde
Des Abgrunds wittert er hinein.
Da steigt ein Dampf, dort ziehen Schwaden,
Hier leuchtet Glut aus Dunst und Flor,
Dann schleicht sie wie ein zarter Faden,
Dann bricht sie wie ein Quell hervor.
Hier schlingt sie eine ganze Strecke
Mit hundert Adern sich durchs Tal,
Und hier in der gedr&a;ngten Ecke
Vereinzelt sie sich auf einmal.
Da spr&u;hen Funken in der N&a;he,
Wie ausgestreuter goldner Sand.
Doch schau! in ihrer ganzen H&o;he
Entz&u;ndet sich die Felsenwand.
mephistopheles
Erleuchet nicht zu diesem Feste
Herr Mammon pr&a;chtig den Palast?
Ein Gl&u;ck, da&ss; du's gesehen hast;
Ich sp&u;re schon die ungest&u;men G&a;ste.
faust
Wie rast die Windsbraut durch die Luft!
Mit welchen Schl&a;gen trifft sie meinen Nacken!
mephistopheles
Du mu&ss;t des Felsens alte Rippen packen,
Sonst st&u;rzt sie dich hinab in dieser Schl&u;nde Gruft.
Ein Nebel verdichtet die Nacht.
H&o;re, wie's durch die W&a;lder kracht!
Aufgescheucht fliegen die Eulen.
H&o;r', es splittern die S&a;ulen
Ewig gr&u;ner Pal&a;ste.
Girren und Brechen der &A;ste!
Der St&a;mme m&a;chtiges Dr&o;hnen!
Der Wurzeln Knarren und G&a;hnen!
Im f&u;rchterlich verworrenen Falle
&U;bereinander krachen sie alle,
Und durch die &u;bertr&u;mmerten Kl&u;fte
Zischen und heulen die L&u;fte.
H&o;rst du Stimmen in der H&o;he?
In der Ferne, in der N&a;he?
Ja, den ganzen Berg entlag
Str&o;mt ein w&u;tender Zaubergesang!
hexen im chor
Die Hexen zu dem Brocken ziehn,
Die Stoppel ist gelb, die Saat ist gr&u;n.
Dort sammelt sich der gro&ss;e Hauf,
Herr Urian sitzt oben auf.
So geht es &u;ber Stein und Stock,
Es f-t die Hexe, es stinkt der Bock.
stimme
Die alte Baubo kommt allein,
Sie reitet auf einem Mutterschwein.
chor
So Ehre denn, wem Ehre geb&u;hrt!
Frau Baubo vor! und angef&u;hrt!
Ein t&u;chtig Schwein und Mutter drauf,
Da folgt der ganze Hexenhauf.
stimme
Welchen Weg kommst du her? +
stimme
&U;bern Ilsenstein!
Da guckt' ich der Eule ins Nest hinein.
Die macht' ein Paar Augen! +
stimme
O fahre zur H&o;lle!
Was reitst du so schnelle!
stimme
Mich hat sie geschunden,
Da sieh nur die Wunden!
hexen im chor
Der Weg ist breit, der Weg ist lang,
Was ist das f&u;r ein toller Drang?
Die Gabel sticht, der Besen kratzt,
Das Kind erstickt, die Mutter platzt.
hexenmeister . halbes chor
Wir schleichen wie die Schneck' im Haus,
Die Weiber alle sind voraus.
Denn, geht es zu des B&o;sen Haus,
Das Weib hat tausend Schritt voraus.
andre h&a;lfte
Wir nehmen das nicht so genau,
Mit tausend Schritten macht's die Frau;
Doch, wie sie auch sich eilen kann,
Mit einem Sprunge macht's der Mann.
stimme
Kommmt mit, kommt mit, vom Felsensee!
stimmen
Wir m&o;chten gerne mit in die H&o;h'.
Wir waschen, und blank sind wir ganz und gar;
Aber auch ewig unfruchtbar.
beide ch&o;re
Es schweigt der Wind, es flieht der Stern,
Der tr&u;be Mond verbirgt sich gern.
Im Sausen spr&u;ht das Zauberchor
Viel tausend Feuerfunken hervor.
stimme
Halte! Halte!
stimme
Wer ruft da aus der Felsenspalte?
stimme
Nehmt mich mit! Nehmt mich mit!
Ich steige schon dreihundert Jahr,
Und kann den Gipfel nicht erreichen.
Ich w&a;re gern bei meinesgleichen.
beide ch&o;re
Es tr&a;gt der Besen, tr&a;gt der Stock,
Die Gabel tr&a;gt, es tr&a;gt der Bock;
Wer heute sich nicht heben kann,
Ist ewig ein verlorner Mann.
halbhexe
Ich tripple nach, so lange Zeit;
Wie sind die andern schon so weit!
Ich hab' zu Hause keine Ruh,
Und komme hier doch nicht dazu.
chor der hexen
Die Salbe gibt den Hexen Mut,
Ein Lumpen ist zum Segel gut,
Ein gutes Schiff ist jeder Trog;
Der flieget nie, der heut nicht flog.
beide ch&o;re
Und wenn wir um den Gipfel ziehn,
So streichet an dem Boden hin,
Und deckt die Heide weit und breit
Mit eurem Schwarm der Hexenheit.
mephistopheles
Das dr&a;ngt und st&o;&ss;t, das ruscht und klappert!
Das zischt und quirlt, das zieht und plappert!
Das leuchtet, spr&u;ht und stinkt und brennt!
Ein wahres Hexenelement!
Nur fest an mir! sonst sind wir gleich getrennt.
Wo bist du? +
faust
Hier! +
mephistopheles
Was! dort schon hingerissen?
Da werd' ich Hausrecht brauchen m&u;ssen.
Platz! Junker Voland kommt. Platz! s&u;&ss;er P&o;bel, Platz!
Hier, Doktor, fasse mich! und nun, in einem Satz,
La&ss; uns aus dem Gedr&a;ng' entweichen;
Es ist zu toll, sogar f&u;r meinesgleichen.
Dort neben leuchtet was mit ganz besondrem Schein,
Es zieht mich was nach jenen Str&a;uchen.
Komm, komm! wir schlupfen da hinein.
faust
Du Geist des Widerspruchs! Nur zu! du magst mich f&u;hren.
Ich denke doch, das war recht klug gemacht:
Zum Brocken wandeln wir in der Walpurgisnacht,
Um uns beliebig nun hieselbst zu isolieren.
mephistopheles
Da sieh nur, welche bunten Flammen!
Es ist ein muntrer Klub beisammen.
Im Kleinen ist man nicht allein.
faust
Doch droben m&o;cht' ich lieber sein!
Schon seh' ich Glut und Wirbelrauch.
Dort str&o;mt die Menge zu dem B&o;sen;
Da mu&ss; sich manches R&a;tsel l&o;sen.
mephistopheles
Doch manches R&a;tsel kn&u;pft sich auch.
La&ss; du die gro&ss;e Welt nur sausen,
Wir wollen hier im Stillen hausen.
Es ist doch lange hergebracht,
Da&ss; in der gro&ss;en Welt man kleine Welten macht.
Da seh' ich junge Hexchen nackt und blo&ss;,
Und alte, die sich klug verh&u;llen.
Seid freundlich, nur um meinetwillen;
Die M&u;h' ist klein, der Spa&ss; ist gro&ss;.
Ich h&o;re was von Instrumenten t&o;nen!
Verflucht Geschnarr! Man mu&ss; sich dran gew&o;hnen.
Komm mit! Komm mit! Es kann nicht anders sein,
Ich tret' heran und f&u;hre dich herein,
Und ich verbinde dich aufs neue.
Was sagst du, Freund? das ist kein kleiner Raum.
Da sieh nur hin! du siehst das Ende kaum.
Ein Hundert Feuer brennen in der Reihe;
Man tanzt, man schwatzt, man kocht, man trinkt, man liebt;
Nun sage mir, wo es was Bessers gibt;
faust
Willst du dich nun, um uns hier einzuf&u;hren,
Als Zaubrer oder Teufel produzieren?
mephistopheles
Zwar bin ich sehr gewohnt, inkognito zu gehn,
Doch l&a;&ss;t am Galatag man seinen Orden sehn.
Ein Knieband zeichnet mich nicht aus,
Doch ist der Pferdefu&ss; hier ehrenvoll zu Haus.
Siehst du die Schnecke da? Sie kommt herangekrochen;
Mit ihrem tastenden Gesicht
Hat sie mir schon was abgerochen.
Wenn ich auch will, verleugn' ich hier mich nicht.
Komm nur! von Feuer gehen wir zu Feuer,
Ich bin der Werber, und du bist der Freier.
Ihr alten Herrn, was macht ihr hier am Ende?
Ich lobt' euch, wenn ich euch h&u;bsch in der Mitte f&a;nde,
Von Saus umzirkt und Jugendbraus;
Genug allein ist jeder ja zu Haus.
general
Wer mag auf Nationen trauen,
Man habe noch so viel f&u;r sie getan;
Denn bei dem Volk, wie bei den Frauen,
Steht immerfort die Jugend oben an.
minister
Jetzt ist man von dem Rechten allzu weit,
Ich lobe mir die guten Alten;
Denn freilich, da wir alles galten,
Da war die rechte goldne Zeit.
parvenu
Wir waren wahrlich auch nicht dumm,
Und taten oft, was wir nicht sollten;
Doch jetzo kehrt sich alles um und um,
Und eben da wir's fest erhalten wollten.
autor
Wer mag wohl &u;berhaupt jetzt eine Schrift
Von m&a;&ss;ig klugem Inhalt lesen!
Und was das liebe junge Volk betrifft,
Das ist noch nie so naseweis gewesen.
mephistopheles
Zum j&u;ngsten Tag f&u;hl' ich das Volk gereift,
Da ich zum letzten Mal den Hexenberg ersteige,
Und weil mein F&a;&ss;chen tr&u;be l&a;uft,
So ist die Welt auch auf der Neige.
tr&o;delhexe
Ihr Herren, geht nicht so vorbei!
La&ss;t die Gelegenheit nicht fahren!
Aufmerksam blickt nach meinen Waren,
Es steht dahier gar mancherlei.
Und doch ist nichts in meinem Laden,
Dem keiner auf der Erde gleicht,
Das nicht einmal zum t&u;cht'gen Schaden
Der Menschen und der Welt gereicht.
Kein Dolch ist hier, von dem nicht Blut geflossen,
Kein Kelch, aus dem sich nicht, in ganz gesunden Leib,
Verzehrend hei&ss;es Gift ergossen,
Kein Schmuck, der nicht ein liebensw&u;rdig Weib
Verf&u;hrt, kein Schwert, das nicht den Bund gebrochen,
Nicht etwa hinterr&u;cks den Gegenmann durchstochen.
mephistopheles
Frau Muhme! Sie versteht mir schlecht die Zeiten.
Getan geschehn! Geschehn getan!
Verleg' Sie sich auf Neuigkeiten!
Nur Neuigkeiten ziehn uns an.
faust
Da&ss; ich mich nur nicht selbst vergesse!
Hei&ss;' ich mir das doch eine Messe!
mephistopheles
Der ganze Strudel strebt nach oben;
Du glaubst zu schieben und du wirst geschoben.
faust
Wer ist denn das? +
mephistopheles
Betrachte sie genau!
Lilith ist das. +
faust
Wer? +
mephistopheles
Adams erste Frau.
Nimm dich in acht vor ihren sch&o;nen Haaren,
Vor diesem Schmuck, mit dem sie einzig prangt.
Wenn sie damit den jungen Mann erlangt,
So l&a;&ss;t sie ihn so bald nicht wieder fahren.
faust
Da sitzen zwei, die Alte mit der Jungen;
Die haben schon was Rechts gesprungen!
mephistopheles
Das hat nun heute keine Ruh.
Es geht zum neuen Tanz; nun komm! wir greifen zu.
faust
Einst hatt' ich einen sch&o;nen Traum:
Da sah ich einen Apfelbaum,
Zwei sch&o;ne &A;pfel gl&a;nzten dran,
Sie reizten mich, ich stieg hinan.
die sch&o;ne
Der &A;pfelchen begehrt ihr sehr,
Und schon vom Paradiese her.
Von Freuden f&u;hl' ich mich bewegt,
Da&ss; auch mein Garten solche tr&a;gt.
mephistopheles
Einst hatt' ich einen w&u;sten Traum;
Da sah ich einen gespaltnen Baum;
Der hatt' ein - - -;
So - es war, gefiel mir's doch.
die alte
Ich biete meinen besten Gru&ss;
Dem Ritter mit dem Pferdefu&ss;!
Halt' Er einen - - bereit,
Wenn Er - - - nicht scheut.
proktophantasmist
Verfluchtes Volk! was untersteht ihr euch?
Hat man euch lange nicht bewiesen:
Ein Geist steht nie auf ordentlichen F&u;&ss;en?
Nun tanzt ihr gar, uns andern Menschen gleich!
die sch&o;ne
Was will denn der auf unserm Ball?
faust
Ei! der ist eben &u;berall.
Was andre tanzen, mu&ss; er sch&a;tzen.
Kann er nicht jeden Schritt beschw&a;tzen,
So ist der Schritt so gut als nicht geschehn.
Am meisten &a;rgert ihn, sobald wir vorw&a;rtsgehn.
Wenn ihr euch so im Kreise drehen wolltet,
Wie er's in seiner alten M&u;hle tut,
Das hie&ss;' er allenfalls noch gut;
Besonders wenn ihr ihn darum begr&u;&ss;en solltet.
proktophantasmist
Ihr seid noch immer da! Nein, das ist unerh&o;rt.
Verschwindet doch! Wir haben ja aufgekl&a;rt!
Das Teufelspack, es fragt nach keiner Regel.
Wir sind so klug, und dennoch spukt's in Tegel.
Wie lange hab' ich nicht am Wahm hinausgekehrt,
Und nie wird's rein; das ist doch unerh&o;rt!
die sch&o;ne
So h&o;rt doch auf, uns hier zu ennuyieren!
proktophantasmist
Ich sag's euch Geistern ins Gesicht,
Den Geistesdespotismus leid' ich nicht;
Mein Geist kann ihn nicht exerzieren.
Heut', seh' ich, will mir nichts gelingen;
Doch eine Reise nehm' ich immer mit
Und hoffe noch, vor meinem letzten Schritt,
Die Teufel und die Dichter zu bezwingen.
mephistopheles
Er wird sich gleich in eine Pf&u;tze setzen,
Das ist die Art, wie er sich soulagiert,
Und wenn Blutegel sich an seinem Stei&ss; ergetzen,
Ist er von Geistern und von Geist kuriert.
Was l&a;ssest du das sch&o;ne M&a;dchen fahren,
Das dir zum Tanz so lieblich sang?
faust
Ach! mitten im Gesange sprang
Ein rotes M&a;uschen ihr aus dem Munde.
mephistopheles
Das ist was Rechts! das nimmt man nicht genau;
Genug, die Maus war doch nicht grau.
Wer fragt darnach in einer Sch&a;ferstunde?
faust
Dann sah ich - +
mephistopheles
Was? +
faust
Mephisto, siehst du dort
Ein blasses, sch&o;nes Kind allein und ferne stehen?
Sie schiebt sich langsam nur vom Ort,
Sie scheint mit geschlo&ss;nen F&u;&ss;en zu gehen.
Ich mu&ss; bekennen, da&ss; mir deucht,
Da&ss; sie dem guten Gretchen gleicht.
mephistopheles
La&ss; das nur stehn! dabei wird's niemand wohl.
Es ist ein Zauberbild, ist leblos, ein Idol.
Ihm zu begegnen, ist nicht gut;
Vom starren Blick erstarrt des Menschen Blut;
Und er wird fast in Stein verkehrt,
Von der Meduse hast du ja geh&o;rt.
faust
F&u;rwahr, es sind die Augen eines Toten,
Die eine liebende Hand nicht schlo&ss;.
Das ist die Brust, die Gretchen mir geboten,
Das ist der s&u;&ss;e Leib, den ich geno&ss;.
mephistopheles
Das ist die Zauberei, du leicht verf&u;hrter Tor!
Denn jedem kommt sie wie sein liebchen vor.
faust
Welch eine Wonne! welch ein Leiden!
Ich kann von diesem Blick nicht scheiden.
Wie sonderbar mu&ss; diesen sch&o;nen Hals
Ein einzig rotes Schn&u;rchen schm&u;cken,
Nicht breiter als ein Messerr&u;cken!
mephistopheles
Ganz recht! ich seh' es ebenfalls.
Sie kann das Haupt auch unterm Arme tragen;
Denn Perseus hat's ihr abgeschlagen. -
Nur immer diese Lust zum Wahn!
Komm doch das H&u;gelchen heran,
Hier ist's so lustig wie im Prater;
Und hat man mir's nicht angetan,
So seh' ich wahrlich ein Theater.
Was gibt's denn da? +
servibilis
Gleich f&a;ngt man wieder an.
Ein neues St&u;ck, das letzte St&u;ck von sieben;
So viel zu geben, ist allhier der Brauch.
Ein Dilettant hat es geschrieben,
Und Dilettanten spielen's auch.
Verzeiht, ihr Herrn, wenn ich verschwinde;
Mich dilettiert's, den Vorhang aufzuziehn.
mephistopheles
Wenn ich euch auf dem Blocksberg finde,
Das find' ich gut; denn da geh&o;rt ihr hin.
22 walpurgisnachtstraum
theatermeister
Heute ruhen wir einmal,
Miedings wackre S&o;hne.
Alter Berg und feuchtes Tal,
Das ist die ganze Szene!
herold
Da&ss; die Hochzeit golden sei,
Solln funfzig Jahr sein vor&u;ber;
Aber ist der Streit vorbei,
Das Golden ist mir lieber.
oberon
Seid ihr Geister, wo ich bin,
So zeigt's in diesen Stunden;
K&o;nig und die K&o;nigin,
Sie sind aufs neu verbunden.
puck
Kommt der Puck und dreht sich quer
Und schleift den Fu&ss; im Reihen,
Hundert kommen hinterher,
Sich auch mit ihm zu freuen.
ariel
Ariel bewegt den Sang
In himmlisch reinen T&o;nen;
Viele Fratzen lockt sein Klang,
Doch lockt er auch die Sch&o;nen.
oberon
Gatten, die sich vertragen wollen,
Lernen's von uns beiden!
Wenn sich zweie lieben sollen,
Braucht man sie nur zu scheiden.
titania
Schmollt der Mann und grillt die Frau,
So fa&ss;t sie nur behende,
F&u;hrt mir nach dem Mittag Sie,
Und Ihn an Nordens Ende.
orchester tutti
Fliegenschnauz' und M&u;ckennas'
Mit ihren Anverwandten,
Frosch im Laub und Grill' im Gras,
Das sind die Musikanten!
solo
Seht, da kommt der Dudelsack!
Es ist die Seifenblase.
H&o;rt den Schneckeschnickeschnack
Durch seine stumpfe Nase.
geist, der sich erst bildet
Spinnenfu&ss; und Kr&o;tenbauch
Und Fl&u;gelchen dem Wichtchen!
Zwar ein Tierchen gibt es nicht,
Doch gibt es ein Gedichtchen.
ein p&a;rchen
Kleiner Schritt und hoher Sprung
Durch Honigtau und D&u;fte;
Zwar du trippelst mir genung,
Doch geht's nicht in die L&u;fte.
neugieriger reisender
Ist das nicht Maskeraden-Spott?
Soll ich den Augen trauen,
Oberon den sch&o;nen Gott
Auch heute hier zu schauen!
orthodox
Keine Klauen, keinen Schwanz!
Doch bleibt es au&ss;er Zweifel:
So wie die G&o;tter Griechenlands,
So ist auch er ein Teufel.
nordischer k&u;nstler
Was ich ergreife, das ist heut
F&u;rwahr nur skizzenweise;
Doch ich bereite mich bei Zeit
Zur italien'schen Reise.
purist
Ach! mein Ungl&u;ck f&u;hrt mich her:
Wie wird nicht hier geludert!
Und von dem ganzen Hexenheer
Sind zweie nur gepudert.
junge hexe
Der Puder ist so wie der Rock
F&u;r alt' und graue Weibchen;
Drum sitz' ich nackt auf meinem Bock
Und zeig' ein derbes Leibchen.
matrone
Wir haben zu viel Lebensart,
Um hier mit euch zu maulen;
Doch, hoff' ich, sollt ihr jung und zart,
So wie ihr seid, verfaulen.
kapellmeister
Fliegenschnauz' und M&u;ckennas',
Umschw&a;rmt mir nicht die Nackte!
Frosch im Laub und Grill' im Gras,
So bleibt doch auch im Takte!
windfahne
Gesellschaft wie man w&u;nschen kann.
Wahrhaftig lauter Br&a;ute!
Und Junggesellen, Mann f&u;r Mann,
Die hoffnungsvollsten Leute.
windfahne
Und tut sich nicht der Boden auf,
Sie alle zu verschlingen,
So will ich mit behendem Lauf
Gleich in die H&o;lle springen.
xenien
Als Insekten sind wir da,
Mit kleinen scharfen Scheren,
Satan, unsern Herrn Papa,
Nach W&u;rden zu verehren.
hennings
Seht, wie sie in gedr&a;ngter Schar
Naiv zusammen scherzen!
Am Ende sagen sie noch gar,
Sie h&a;tten gute Herzen.
musaget
Ich mag in diesem Hexenheer
Mich gar zu gern verlieren;
Denn freilich diese w&u;&ss;t' ich eh'r
Als Musen anzuf&u;hren.
ci-devant genius der zeit
Mit rechten Leuten wird man was.
Komm, fasse meinen Zipfel!
Der Blocksberg, wie der deutsche Parna&ss;,
Hat gar einen breiten Gipfel.
neugieriger reisender
Sagt, wie hei&ss;t der steife Mann?
Er geht mit stolzen Schritten.
Er schnopert, was er schnopern kann.
"Er sp&u;rt nach Jesuiten."
kranich
In dem Klaren mag ich gern
Und auch im Tr&u;ben fischen;
Darum seht ihr den frommen Herrn
Sich auch mit Teufeln mischen.
weltkind
Ja f&u;r die Frommen, glaubet mir,
Ist alles ein Vehikel;
Sie bilden auf dem Blocksberg hier
Gar manches Konventikel.
t&a;nzer
Da kommt ja wohl ein neues Chor?
Ich h&o;re ferne Trommeln.
Nur ungest&o;rt! es sind im Rohr
Die unisonen Dommeln.
tanzmeister
Wie jeder doch die Beine lupft!
Sich, wie er kann, herauszieht!
Der Krumme springt, der Plumpe hupft
Und fragt nicht, wie es aussieht.
fideler
Das ha&ss;t sich schwer, das Lumpenpack,
Und g&a;b' sich gern das Restchen;
Es eint sie hier der Dudelsack,
Wie Orpheus' Leier die Bestjen.
dogmatiker
Ich lasse mich nicht irre schrein,
Nicht durch Kritik noch Zweifel.
Der Teufel mu&ss; doch etwas sein;
Wie g&a;b's denn sonst auch Teufel?
idealist
Die Phantasie in meinem Sinn
Ist diesmal gar zu herrisch.
F&u;rwahr, wenn ich das alles bin,
So bin ich heute n&a;rrisch.
realist
Das Wesen ist mir recht zur Qual
Und mu&ss; mich ba&ss; verdrie&ss;en;
Ich stehe hier zum ersten Mal
Nicht fest auf meinen F&u;&ss;en.
supernaturalist
Mit viel Vergn&u;gen bin ich da
Und freue mich mit diesen;
Denn von den Teufeln kann ich ja
Auf gute Geister schlie&ss;en.
skeptiker
Sie gehn den Fl&a;mmchen auf der Spur,
Und glaub'n sich nah dem Schatze.
Auf Teufel reimt der Zweifel nur,
Da bin ich recht am Platze.
kapellmeister
Frosch im Laub und Grill' im Gras,
Verfluchte Dilettanten!
Fliegenschnauz' und M&u;ckennas',
Ihr seid doch Musikanten!
die gewandten
Sanssouci, so hei&ss;t das Heer
Von lustigen Gesch&o;pfen;
Auf den F&u;&ss;en geht's nicht mehr,
Drum gehn wir auf den K&o;pfen.
die unbeh&u;lflichen
Sonst haben wir manchen Bissen erschranzt,
Nun aber Gott befohlen!
Unsere Schuhe sind durchgetanzt,
Wir laufen auf nackten Sohlen.
irrlichter
Von dem Sumpfe kommen wir,
Woraus wir erst entstanden;
Doch sind wir gleich im Reihen hier
Die gl&a;nzenden Galanten.
sternschnuppe
Aus der H&o;he scho&ss; ich her
Im Stern- und Feuerscheine,
Liege nun im Grase quer -
Wer hilft mir auf die Beine?
die massiven
Platz und Platz! und ringsherum!
So gehn die Gr&a;schen nieder,
Geister kommen, Geister auch
Sie haben plumpe Glieder.
puck
Tretet nicht so mastig auf
Wie Elefantenk&a;lber,
Und der Plumpst' an diesem Tag
Sei Puck, der Derbe, selber.
ariel
Gab die liebende Natur,
Gab der Geist euch Fl&u;gel,
Folget meiner leichten Spur,
Auf zum Rosenh&u;gel!
orchester
Wolkenzug und Nebelflor
Erhellen sich von oben.
Luft im Laub und Wind im Rohr,
Und alles ist zerstoben.
23 tr&u;ber tag . feld
faust
21003
Im Elend! Verzweifelnd! Erb&a;rmlich auf der Erde
lange verirrt und nun gefangen! Als Misset&a;terin im Kerker
zu entsetzlichen Qualen eingesperrt das holde unselige Gesch&o;pf!
Bis dahin! dahin! - Verr&a;terischer, nichtsw&u;rdiger
Geist, und das hast du mir verheimlicht! - Steh nur, steh!
W&a;lze die teuflischen Augen ingrimmend im Kopf herum!
Steh und trutze mir durch deine unertr&a;gliche Gegenwart!
Gefangen! Im unwiederbringlichen Elend! B&o;sen Geistern
&u;bergeben und der richtenden gef&u;hllosen Menschheit!
Und mich wiegst du indes in abgeschmackten Zerstreuungen,
verbirgst mir ihren wachsenden Jammer und l&a;ssest
sie h&u;lflos verderben!
mephistopheles
Sie ist die Erste nicht.
faust
Hund! abscheulIches Untier! - Wandle ihn, du
unendlicher Geist! wandle den Wurm wieder in seine Hundsgestalt,
wie er sich oft n&a;chtlicher Weile gefiel, vor mir herzutrotten,
dem harmlosen Wandrer vor die F&u;&ss;e zu kollern
und sich dem niederst&u;rzenden auf die Schultern zu h&a;ngen.
Wandl' ihn wieder in seine Lieblingsbildung, da&ss; er vor mir
im Sand auf dem Bauch krieche, ich ihn mit F&u;&ss;en trete, den
Verworfnen! - Die Erste nicht! - Jammer! Jammer! von
keiner Menschenseele zu fassen, da&ss; mehr als ein Gesch&o;pf
in die Tiefe dieses Elendes versank, da&ss; nicht das erste genug
tat f&u;r die Schuld aller &u;brigen in seiner windenden Todesnot
22001
vor den Augen des ewig Verzeihenden! Mir w&u;hlt es
Mark und Leben durch, das Elend dieser Einzigen; du grinsest
gelassen &u;ber das Schicksal von Tausenden hin!
mephistopheles
Nun sind wir schon wieder an der
Grenze unsres Witzes, da wo euch Menschen der Sinn &u;berschnappt.
Warum machst du Gemeinschaft mit uns, wenn
du sie nicht durchf&u;hren kannst? Willst fliegen und bist
vorm Schwindel nicht sicher? Drangen wir uns dir auf, oder
du dich uns?
faust
Fletsche deine gefr&a;&ss;igen Z&a;hne mir nicht so entgegen!
Mir ekelt's! - Gro&ss;er herrlicher Geist, der du mir
zu erscheinen w&u;rdigtest, der du mein Herz kennest und
meine Seele, warum an den Schandgesellen mich schmieden,
der sich am Schaden weidet und am Verderben sich letzt?
mephistopheles
Endigst du?
faust
Rette sie! oder weh dir! Den gr&a;&ss;lichsten Fluch
&u;ber dich auf Jahrtausende!
mephistopheles
Ich kann die Bande des R&a;chers nicht
l&o;sen, seine Riegel nicht &o;ffnen. - Rette sie! - Wer war's,
der sie ins Verderben st&u;rzte? Ich oder du?
mephistopheles
22022
Greifst du nach dem Donner? Wohl,
da&ss; er euch elenden Sterblichen nicht gegeben ward! Den
unschuldig Entgegnenden zu zerschmettern, das ist so
Tyrannenart, sich in Verlegenheiten Luft zu machen.
faust
Bringe mich hin! Sie soll frei sein!
mephistopheles
Und die Gefahr, der du dich aussetzest?
Wisse, noch liegt auf der Stadt Blutschuld von deiner Hand.
&U;ber des Erschlagenen St&a;tte schweben r&a;chende Geister
und lauern auf den wiederkehrenden M&o;rder.
faust
Noch das von dir? Mord und Tod einer Welt &u;ber
dich Ungeheuer! F&u;hre mich hin, sag' ich, und befrei sie!
mephistopheles
Ich f&u;hre dich, und was ich tun kann,
h&o;re! Habe ich alle Macht im Himmel und auf Erden? Des
T&u;rners Sinne will ich umnebeln, bem&a;chtige dich der
Schl&u;ssel und f&u;hre sie heraus mit Menschenhand! Ich
wache! die Zauberpferde sind bereit, ich entf&u;hre euch.
Das vermag ich.
faust
Auf und davon!
24 nacht.offen feld
faust
4399
Was weben die dort um den Rabenstein?
mephistopheles
Wei&ss; nicht, was sie kochen und schaffen.
faust
Schweben auf, schweben ab, neigen sich, beugen sich.
mephistopheles
Eine Hexenzunft.
faust
Sie streuen und weihen.
mephistopheles
Vorbei! Vorbei!
25 kerker
faust
Mich fa&ss;t ein l&a;ngst entwohnter Schauer,
Der Menschheit ganzer Jammer fa&ss;t mich an.
Hier wohnt sie, hinter dieser feuchten Mauer,
Und ihr Verbrechen war ein guter Wahn!
Du zauderst, zu ihr zu gehen!
Du f&u;rchtest, sie wiederzusehen!
Fort! Dein Zagen z&o;gert den Tod heran.
Meine Mutter, die Hur',
Die mich umgebracht hat!
Mein Vater, der Schelm,
Der mich gessen hat!
Mein Schwesterlein klein
Hub auf die Bein',
An einem k&u;hlen Ort;
Da ward ich ein sch&o;nes Waldv&o;gelein;
Fliege fort, fliege fort!
faust
Sie ahnet nicht, da&ss; der Geliebte lauscht,
Die Ketten klirren h&o;rt, das Stroh, das rauscht.
margarete
Weh! Weh! Sie kommen. Bittrer Tod!
faust
Still! Still! ich komme, dich zu befreien.
margarete
Bist du ein Mensch, so f&u;hle meine Not.
faust
Du wirst die W&a;chter aus dem Schlafe schreien!
margarete
Wer hat dir, Henker, diese Macht
&U;ber mich gegeben!
Du holst mich schon um Mitternacht.
Erbarme dich und la&ss; mich leben!
Ist's morgen fr&u;h nicht zeitig genung?
Bin ich doch noch so jung, so jung!
Und soll schon sterben!
Sch&o;n war ich auch, und das war mein Verderben.
Nah war der Freund, nun ist er weit;
Zerrissen liegt der Kranz, die Blumen zerstreut.
Fasse mich nicht so gewaltsam an!
Schone mich! Was hab' ich dir getan?
La&ss; mich nicht vergebens flehen,
Hab' ich dich doch mein Tage nicht gesehen!
faust
Werd' ich den Jammer &u;berstehen!
margarete
Ich bin nun ganz in deiner Macht.
La&ss; mich nur erst das Kind noch tr&a;nken.
Ich herzt' es diese ganze Nacht;
Sie nahmen mir's, um mich zu kr&a;nken,
Und sagen nun, ich h&a;tt' es umgebracht.
Und niemals werd' ich wieder froh.
Sie singen Lieder auf mich! Es ist b&o;s von den Leuten!
Ein altes M&a;rchen endigt so,
Wer hei&ss;t sie's deuten?
faust
Ein Liebender liegt dir zu F&u;&ss;en,
Die Jammerknechtschaft aufzuschlie&ss;en.
margarete
O la&ss; uns knien, die Heil'gen anzurufen!
Sieh! unter diesen Stufen,
Unter der Schwelle
Siedet die H&o;lle!
Der B&o;se,
Mit furchtbarem Grimme,
Macht ein Get&o;se!
fause
Gretchen! Gretchen!
margarete
Das war des Freundes Stimme!
Wo ist er? Ich hab' ihn rufen h&o;ren.
Ich bin frei! Mir soll niemand wehren.
An seinen Hals will ich fliegen,
An seinem Busen liegen!
Er rief: Gretchen! Er stand auf der Schwelle.
Mitten durchs Heulen und Klappen der H&o;lle,
Durch den grimmigen, teuflischen Hohn
Erkannt' ich den s&u;&ss;en, den liebenden Ton.
faust
Ich bin's! +
margarete
Du bist's! O sag' es noch einmal!
Er ist's! Er ist's! Wohin ist alle Qual?
Wohin die Angst des Kerkers? der Ketten?
Du bist's! Kommst, mich zu retten!
Ich bin gerettet! -
Schon ist die Stra&ss;e wieder da,
Auf der ich dich zum ersten Male sah.
Und der heitere Garten,
Wo ich und Marthe deiner warten.
faust
Komm mit! Komm mit!
margarete
O weile! +
Weil' ich doch so gern, wo du weilest.
faust
Eile!
Wenn du nicht eilest,
Werden wir's teuer b&u;&ss;en m&u;ssen.
margarete
Wie? du kannst nicht mehr k&u;ssen?
Mein Freund, so kurz von mir entfernt,
Und hast 's K&u;ssen verlernt?
Warum wird mir an deinem Halse so bang?
Wenn sonst von deinen Worten, deinen Blicken
Ein ganzer Himmel mich &u;berdrang,
Und du mich k&u;&ss;test, als wolltest du mich ersticken.
K&u;sse mich!
Sonst k&u;ss' ich dich!
O weh! deine Lippen sind kalt,
Sind stumm.
Wo ist dein Lieben
Geblieben?
Wer brachte mich drum?
faust
Komm! Folge mir! Liebchen, fasse Mut!
Ich herze dich mit tausendfacher Glut;
Nur folge mir! Ich bitte dich nur dies!
margarete
Und bist du's denn? Und bist du's auch gewi&ss;?
faust
Ich bin's ! Komm mit! +
margarete
Du machst die Fesseln los,
Nimmst wieder mich in deinen Scho&ss;.
Wie kommt es, da&ss; du dich vor mir nicht scheust? -
Und wei&ss;t du denn, mein Freund, wen du befreist?
faust
Komm! komm! schon weicht die tiefe Nacht.
margarete
Meine Mutter hab' ich umgebracht,
Mein Kind hab' ich ertr&a;nkt.
War es nicht dir und mir geschenkt?
Dir auch. - Du bist's! ich glaub' es kaum.
Gib deine Hand! Es ist kein Traum!
Deine liebe Hand! - Ach aber sie ist feucht!
Wische sie ab! Wie mich deucht,
Ist Blut dran.
Ach Gott! was hast du getan!
Stecke den Degen ein,
Ich bitte dich drum!
faust
La&ss; das Vergangne vergangen sein,
Du bringst mich um.
margarete
Nein, du mu&ss;t &u;brigbleiben!
Ich will dir die Gr&a;ber beschreiben.
F&u;r die mu&ss;t du sorgen
Gleich morgen;
Der Mutter den besten Platz geben,
Meinen Bruder sogleich darneben,
Mich ein wenig beiseit',
Nur nicht gar zu weit!
Und das Kleine mir an die rechte Brust.
Niemand wird sonst bei mir liegen!
Mich an deine Seite zu schmiegen,
Das war ein s&u;&ss;es, ein holdes Gl&u;ck!
Aber es will mir nicht mehr gelingen;
Mir ist's, als m&u;&ss;t' ich mich zu dir zwingen,
Als stie&ss;est du mich von dir zur&u;ck;
Und doch bist du's und blickst so gut, so fromm.
faust
F&u;hlst du, da&ss; ich es bin, so komm!
margarete
Dahinaus? +
faust
Ins Freie.
margarete
Ist das Grab drau&ss;,
Lauert der Tod, so komm!
Von hier ins ewige Ruhebett
Und weiter keinen Schritt -
Du gehst nun fort? O Heinrich, k&o;nnt' ich mit!
faust
Du kannst! So wolle nur! Die T&u;r steht offen.
margarete
Ich darf nicht fort; f&u;r mich ist nichts zu hoffen.
Was hilft es fliehn? Sie lauern doch mir auf.
Es ist so elend, betteln zu m&u;ssen,
Und noch dazu mit b&o;sem Gewissen!
Es ist so elend, in der Fremde schweifen,
Und sie werden mich doch ergreifen!
faust
Ich bleibe bei dir.
margarete
Geschwind! Geschwind!
Rette dein armes Kind.
Fort! Immer den Weg
Am Bach hinauf,
&U;ber den Steg,
In den Wald hinein,
Links, wo die Planke steht,
Im Teich.
Fa&ss; es nur gleich!
Es will sich heben,
Es zappelt noch!
Rette! rette!
faust
Besinne dich doch!
Nur einen Schritt, so bist du frei!
margarete
W&a;ren wir nur den Berg vorbei!
Da sitzt meine Mutter auf einem Stein,
Es fa&ss;t mich kalt beim Schopfe!
Da sitzt meine Mutter auf einem Stein
Und wackelt mit dem Kopfe;
Sie winkt nicht, sie nickt nicht, der Kopf ist ihr schwer,
Sie schlief so lange, sie wacht nicht mehr.
Sie schlief, damit wir uns freuten.
Es waren gl&u;ckliche Zeiten!
faust
Hilft hier kein Flehen, hilft kein Sagen,
So wag' ich's dich hinweg zu tragen.
margarete
La&ss; mich! Nein, ich leide keine Gewalt!
Fasse mich nicht so m&o;rderisch an!
Sonst hab' ich dir ja alles zu Lieb' getan.
faust
Der Tag graut! Liebchen! Liebchen!
margarete
Tag! Ja es wird Tag! der letzte Tag dringt herein;
Mein Hochzeittag sollt' es sein!
Sag niemand, da&ss; du schon bei Gretchen warst.
Weh meinem Kranze!
Es ist eben geschehn!
Wir werden uns wiedersehn;
Aber nicht beim Tanze.
Die Menge dr&a;ngt sich, man h&o;rt sie nicht.
Der Platz, die Gassen
K&o;nnen sie nicht fassen.
Die Glocke ruft, das St&a;bchen bricht.
Wie sie mich binden und packen!
Zum Blutstuhl bin ich schon entr&u;ckt.
Schon zuckt nach jedem Nacken
Die Sch&a;rfe, die nach meinem z&u;ckt.
Stumm liegt die Welt wie das Grab!
faust
O w&a;r' ich nie geboren!
mephistopheles
Auf! oder ihr seid verloren.
Unn&u;tzes Zagen! Zaudern und Plaudern!
Meine Pferde schaudern,
Der Morgen d&a;mmert auf.
margarete
Was steigt aus dem Boden herauf?
Der! der! Schick' ihn fort!
Was will der an dem heiligen Ort?
Er will mich! +
faust
Du sollst leben!
margarete
Gericht Gottes! dir hab' ich mich &u;bergeben!
mephistopheles
Komm! komm! Ich lasse dich mit ihr im Stich.
margarete
Dein bin ich, Vater! Rette mich!
Ihr Engel! Ihr heiligen Scharen,
Lagert euch umher, mich zu bewahren!
Heinrich! Mir graut's vor dir.
mephistopheles
Sie ist gerichtet! +
stimme
Ist gerettet! +
mephistopheles
Her zu mir!
stimme
Heinrich! Heinrich!
GoeFaus2.1
der trag&o;die zweiter teil
26 anmutige gegend
ariel
4613
Wenn der Bl&u;ten Fr&u;hlingsregen
&U;ber alle schwebend sinkt,
Wenn der Felder gr&u;ner Segen
Allen Erdgebornen blinkt,
Kleiner Elfen Geistergr&o;&ss;e
Eilet, wo sie helfen kann,
Ob er heilig, ob er b&o;se,
Jammert sie der Ungl&u;cksmann.
Die ihr dies Haupt umschwebt im luft'gen Kreise,
Erzeigt euch hier nach edler Elfen Weise,
Bes&a;nftiget des Herzens grimmen Strau&ss;,
Entfernt des Vorwurfs gl&u;hend bittre Pfeile,
Sein Innres reinigt von erlebtem Graus.
Vier sind die Pausen n&a;chtiger Weile,
Nun ohne S&a;umen f&u;llt sie freundlich aus.
Erst senkt sein Haupt aufs k&u;hle Polster nieder,
Dann badet ihn in Tau aus Lethes Flut;
Gelenk sind bald die krampferstarrten Glieder,
Wenn er gest&a;rkt dem Tag entgegenruht;
Vollbringt der Elfen sch&o;nste Pflicht,
Gebt ihn zur&u;ck dem heiligen Licht.
chor
Wenn sich lau die L&u;fte f&u;llen
Um den gr&u;numschr&a;nkten Plan,
S&u;&ss;e D&u;fte, Nebelh&u;llen
Senkt die D&a;mmerung heran.
Lispelt leise s&u;&ss;en Frieden,
Wiegt das Herz in Kindesruh;
Und den Augen dieses M&u;den
Schlie&ss;t des Tages Pforte zu.
Nacht ist schon hereingesunken,
Schlie&ss;t sich heilig Stern an Stern,
Gro&ss;e Lichter, kleine Funken
Glitzern nah und gl&a;nzen fern;
Glitzern hier im See sich spiegelnd,
Gl&a;nzen droben klarer Nacht,
Tiefsten Ruhens Gl&u;ck besiegelnd
Herrscht des Mondes volle Pracht.
Schon verloschen sind die Stunden,
Hingeschwunden Schmerz und Gl&u;ck;
F&u;hl es vor! Du wirst gesunden;
Traue neuem Tagesblick.
T&a;ler gr&u;nen, H&u;gel schwellen,
Buschen sich zu Schattenruh;
Und in schwanken Silberwellen
Wogt die Saat der Ernte zu.
Wunsch um W&u;nsche zu erlangen,
Schaue nach dem Glanze dort!
Leise bist du nur umfangen,
Schlaf ist Schale, wirf sie fort!
S&a;ume nicht, dich zu erdreisten,
Wenn die Menge zaudernd schweift;
Alles kann der Edle leisten,
Der versteht und rasch ergreift.
ariel
Horchet! horcht dem Sturm der Horen!
T&o;nend wird f&u;r Geistesohren
Schon der neue Tag geboren.
Felsentore knarren rasselnd,
Ph&o;bus' R&a;der rollen prasselnd,
Welch Get&o;se bringt das Licht!
Es trommetet, es posaunet,
Auge blinzt und Ohr erstaunet,
Unerh&o;rtes h&o;rt sich nicht.
Schl&u;pfet zu den Blumenkronen,
Tiefer, tiefer, still zu wohnen,
In die Felsen, unters Laub;
Trifft es euch, so seid ihr taub.
faust
Des Lebens Pulse schlagen frisch lebendig,
&A;therische D&a;mmerung milde zu begr&u;&ss;en;
Du, Erde, warst auch diese Nacht best&a;ndig
Und atmest neu erquickt zu meinen F&u;&ss;en,
Beginnest schon, mit Lust mich zu umgeben,
Du regst und r&u;hrst ein kr&a;ftiges Beschlie&ss;en,
Zum h&o;chsten Dasein immerfort zu streben. -
In D&a;mmerschein liegt schon die Welt erschlossen,
Der Wald ert&o;nt von tausendstimmigem Leben,
Tal aus, Tal ein ist Nebelstreif ergossen,
Doch senkt sich Himmelsklarheit in die Tiefen,
Und Zweig und &A;ste, frisch erquickt, entsprossen
Dem duft'gen Abgrund, wo versenkt sie schliefen;
Auch Farb' an Farbe kl&a;rt sich los vom Grunde,
Wo Blum' und Blatt von Zitterperle triefen -
Ein Paradies wird um mich her die Runde.
Hinaufgeschaut! - Der Berge Gipfelriesen
Verk&u;nden schon die feierlichste Stunde;
Sie d&u;rfen fr&u;h des ewigen Lichts genie&ss;en,
Das sp&a;ter sich zu uns hernieder wendet.
Jezt zu der Alpe gr&u;ngesenkten Wiesen
Wird neuer Glanz und Deutlichkeit gespendet,
Und stufenweis herab ist es gelungen; -
Sie tritt hervor! - und, leider schon geblendet,
Kehr' ich mich weg, vom Augenschmerz durchdrungen.
So ist es also, wenn ein sehnend Hoffen
Dem h&o;chsten Wunsch sich traulich zugerungen,
Erf&u;llungspforten findet fl&u;geloffen;
Nun aber bricht aus jenen ewigen Gr&u;nden
Ein Flammen&u;berma&ss;, wir stehn betroffen;
Des Lebens Fackel wollten wir entz&u;nden,
Ein Feuermeer umschlingt uns, welch ein Feuer!
Ist's Lieb'? ist's Ha&ss;? die gl&u;hend uns umwinden,
Mit Schmerz und Freuden wechselnd ungeheuer,
So da&ss; wir wieder nach der Erde blicken,
Zu bergen uns in jugendlichstem Schleier.
So bleibe denn die Sonne mir im R&u;cken!
Der Wassersturz, das Felsenriff durchbrausend,
Ihn schau' ich an mit wachsendem Entz&u;cken.
Von Sturz zu Sturzen w&a;lzt er jetzt in tausend,
Dann abertausend Str&o;men sich ergie&ss;end,
Hoch in die L&u;fte Schaum an Sch&a;ume sausend.
Allein wie herrlich, diesem Sturm ersprie&ss;end,
W&o;lbt sich des bunten Bogens Wechseldauer,
Bald rein gezeichnet, bald in Luft zerflie&ss;end,
Umher verbreitend duftig k&u;hle Schauer.
Der spiegelt ab das menschliche Bestreben.
Ihm sinne nach, und du begreifst genauer:
Am farbigen Abglanz haben wir das Leben.
27 kaiserliche pfalz . saal des thrones
kaiser
Ich gr&u;&ss;e die Getreuen, Lieben,
Versammelt aus der N&a;h' und Weite; -
Den Weisen seh' ich mir zur Seite,
Allein wo ist der Narr geblieben?
junker
Gleich hinter deiner Mantelschleppe
St&u;rzt' er zusammen auf der Treppe,
Man trug hinweg das Fettgewicht,
Tot oder trunken? wei&ss; man nicht.
zweiter junker
Sogleich mit wunderbarer Schnelle
Dr&a;ngt sich ein andrer an die Stelle.
Gar k&o;stlich ist er aufgeputzt,
Doch fratzenhaft, da&ss; jeder stutzt;
Die Wache h&a;lt ihm an der Schwelle
Kreuzweis die Hellebarden vor -
Da ist er doch, der k&u;hne Tor!
mephistopheles
Was ist verw&u;nscht und stets willkommen?
Was ist ersehnt und stets verjagt?
Was immerfort in Schutz genommen?
Was hart gescholten und verklagt?
Wen darfst du nicht herbeiberufen?
Wen h&o;ret jeder gern genannt?
Was naht sich deines Thrones Stufen?
Was hat sich selbst hinweggebannt?
kaiser
F&u;r diesmal spare deine Worte!
Hier sind die R&a;tsel nicht am Orte,
Das ist die Sache dieser Herrn. -
Da l&o;se du! das h&o;rt' ich gern.
Mein alter Narr ging, f&u;rcht' ich, weit ins Weite;
Nimm seinen Platz und komm an meine Seite.
gemurmel der menge
Ein neuer Narr - Zu neuer Pein -
Wo kommt er her? - Wie kam er ein? -
Der alte fiel - Der hat vertan -
Es war ein Fa&ss; - Nun ist's ein Span -
kaiser
Und also, ihr Getreuen, Lieben,
Willkommen aus der N&a;h' und Ferne!
Ihr sammelt euch mit g&u;nstigem Sterne,
Da droben ist uns Gl&u;ck und Heil geschrieben.
Doch sagt, warum in diesen Tagen,
Wo wir der Sorgen uns entschlagen,
Sch&o;nb&a;rte mummensch&a;nzlich tragen
Und Heitres nur genie&ss;en wollten,
Warum wir uns ratschlagend qu&a;len sollten?
Doch weil ihr meint, es ging' nicht anders an,
Geschehen ist's, so sei's getan.
kanzler
Die h&o;chste Tugend, wie ein Heiligenschein,
Umgibt des Kaisers Haupt; nur er allein
Vermag sie g&u;ltig auszu&u;ben:
Gerechtigkeit! - Was alle Menschen lieben,
Was alle fordern, w&u;nschen, schwer entbehren,
Es liegt an ihm, dem Volk es zu gew&a;hren.
Doch ach! Was hilft dem Menschengeist Verstand,
Dem Herzen G&u;te, Willigkeit der Hand,
Wenn's fieberhaft durchaus im Staate w&u;tet
Und &U;bel sich in &U;beln &u;berbr&u;tet?
Wer schaut hinab von diesem hohen Raum
Ins weite Reich, ihm scheint's ein schwerer Traum,
Wo Mi&ss;gestalt in Mi&ss;gestalten schaltet,
Das Ungesetz gesetzlich &u;berwaltet
Und eine Welt des Irrtums sich entfaltet.
Der raubt sich Herden, der ein Weib,
Kelch, Kreuz und Leuchter vom Altare,
Ber&u;hmt sich dessen manche Jahre
Mit heiler Haut, mit unverletztem Leib.
Jetzt dr&a;ngen Kl&a;ger sich zur Halle,
Der Richter prunkt auf hohem Pf&u;hl,
Indessen wogt in grimmigem Schwalle
Des Aufruhrs wachsendes Gew&u;hl.
Der darf auf Schand' und Frevel pochen,
Der auf Mitschuldigste sich st&u;tzt,
Und: Schuldig! h&o;rst du ausgesprochen,
Wo Unschuld nur sich selber sch&u;tzt.
So will sich alle Welt zerst&u;ckeln,
Vernichtigen, was sich geb&u;hrt;
Wie soll sich da der Sinn entwickeln,
Der einzig uns zum Rechten f&u;hrt?
Zuletzt ein wohlgesinnter Mann
Neigt sich dem Schmeichler, dem Bestecher,
Ein Richter, der nicht strafen kann,
Gesellt sich endlich zum Verbrecher.
Ich malte schwarz, doch dichtern Flor
Z&o;g' ich dem Bilde lieber vor.
Entschl&u;sse sind nicht zu vermeiden;
Wenn alle sch&a;digen, alle leiden,
Geht selbst die Majest&a;t zu Raub.
heermeister
Wie tobt's in diesen wilden Tagen!
Ein jeder schl&a;gt und wird erschlagen,
Und f&u;rs Kommando bleibt man taub.
Der B&u;rger hinter seinen Mauern,
Der Ritter auf dem Felsennest
Verschwuren sich, uns auszudauern,
Und halten ihre Kr&a;fte fest.
Der Mietsoldat wird ungeduldig,
Mit Ungest&u;m verlangt er seinen Lohn,
Und w&a;ren wir ihm nichts mehr schuldig,
Er liefe ganz und gar davon.
Verbiete wer, was alle wollten,
Der hat ins Wespennest gest&o;rt;
Das Reich, das sie besch&u;tzen sollten,
Es liegt gepl&u;ndert und verheert.
Man l&a;&ss;t ihr Toben w&u;tend hausen,
Schon ist die halbe Welt vertan;
Es sind noch K&o;nige da drau&ss;en,
Doch keiner denkt, es ging' ihn irgend an.
schatzmeister
Wer wird auf Bundsgenossen pochen!
Subsidien, die man uns versprochen,
Wie R&o;hrenwasser bleiben aus.
Auch, Herr, in deinen weiten Staaten
An wen ist der Besitz geraten?
Wohin man kommt, da h&a;lt ein Neuer Haus,
Und unabh&a;ngig will er leben,
Zusehen mu&ss; man, wie er's treibt;
Wir haben so viel Rechte hingegeben,
Da&ss; uns auf nichts ein Recht mehr &u;brigbleibt.
Auch auf Parteien, wie sie hei&ss;en,
Ist heutzutage kein Verla&ss;;
Sie m&o;gen schelten oder preisen,
Gleichg&u;ltig wurden Lieb' und Ha&ss;.
Die Ghibellinen wie die Guelfen
Verbergen sich, um auszuruhn;
Wer jetzt will seinem Nachbar helfen?
Ein jeder hat f&u;r sich zu tun.
Die Goldespforten sind verrammelt,
Ein jeder kratzt und scharrt und sammelt,
Und unsre Kassen bleiben leer.
marschalk
Welch Unheil mu&ss; auch ich erfahren!
Wir wollen alle Tage sparen
Und brauchen alle Tage mehr,
Und t&a;glich w&a;chst mir neue Pein.
Den K&o;chen tut kein Mangel wehe;
Wildschweine, Hirsche, Hasen, Rehe,
Welschh&u;hner, H&u;hner, G&a;ns' und Enten,
Die Deputate, sichre Renten,
Sie gehen noch so ziemlich ein.
Jedoch am Ende fehlt's an Wein.
Wenn sonst im Keller Fa&ss; an Fa&ss; sich h&a;ufte,
Der besten Berg' und Jahresl&a;ufte,
So schl&u;rft unendliches Ges&a;ufte
Der edlen Herrn den letzten Tropfen aus.
Der Stadtrat mu&ss; sein Lager auch verzapfen,
Man greift zu Humpen, greift zu Napfen,
Und unterm Tische liegt der Schmaus.
Nun soll ich zahlen, alle lohnen;
Der Jude wird mich nicht verschonen,
Der schafft Antizipationen,
Die speisen Jahr um Jahr voraus.
Die Schweine kommen nicht zu Fette,
Verpf&a;ndet ist der Pf&u;hl im Bette,
Und auf den Tisch kommt vorgegessen Brot.
kaiser
Sag, wei&ss;t du Narr nicht auch noch eine Not?
mephistopheles
Ich? Keineswegs. Den Glanz umher zu schauen,
Dich und die Deinen! - Mangelte Vertrauen,
Wo Majest&a;t unweigerlich gebeut,
Bereite Macht Feindseliges zerstreut?
Wo guter Wille, kr&a;ftig durch Verstand,
Und T&a;tigkeit, vielf&a;ltige, zur Hand?
Was k&o;nnte da zum Unheil sich vereinen,
Zur Finsternis, wo solche Sterne scheinen?
gemurmel
Das ist ein Schalk - Der's wohl versteht -
Er l&u;gt sich ein - So lang' es geht -
Ich wei&ss; schon - Was dahinter steckt -
Und was denn weiter? - Ein Projekt -
mephistopheles
Wo fehlt's nicht irgendwo auf dieser Welt?
Dem dies, dem das, hier aber fehlt das Geld.
Vom Estrich zwar ist es nicht aufzuraffen;
Doch Weisheit wei&ss; das Tiefste herzuschaffen.
In Bergesadern, Mauergr&u;nden
Ist Gold gem&u;nzt und ungem&u;nzt zu finden,
Und fragt ihr mich, wer es zutage schafft:
Begabten Manns Natur- und Geisteskraft.
kanzler
Natur und Geist - so spricht man nicht zu Christen.
Deshalb verbrennt man Atheisten,
Weil solche Reden h&o;chst gef&a;hrlich sind.
Natur ist S&u;nde, Geist ist Teufel,
Sie hegen zwischen sich den Zweifel,
Ihr mi&ss;gestaltet Zwitterkind.
Uns nicht so! - Kaisers alten Landen
Sind zwei Geschlechter nur entstanden,
Sie st&u;tzen w&u;rdig seinen Thron:
Die Heiligen sind es und die Ritter;
Sie stehen jedem Ungewitter
Und nehmen Kirch' und Staat zum Lohn.
Dem P&o;belsinn verworrner Geister
Entwickelt sich ein Widerstand:
Die Ketzer sind's! die Hexenmeister!
Und sie verderben Stadt und Land.
Die willst du nun mit frechen Scherzen
In diese hohen Kreise schw&a;rzen;
Ihr hegt euch an verderbtem Herzen,
Dem Narren sind sie nah verwandt.
mephistopheles
Daran erkenn' ich den gelehrten Herrn!
Was ihr nicht tastet, steht euch meilenfern,
Was ihr nicht fa&ss;t, das fehlt euch ganz und gar,
Was ihr nicht rechnet, glaubt ihr, sei nicht wahr,
Was ihr nicht w&a;gt, hat f&u;r euch kein Gewicht,
Was ihr nicht m&u;nzt, das, meint ihr, gelte nicht.
kaiser
Dadurch sind unsre M&a;ngel nicht erledigt,
Was willst du jetzt mit deiner Fastenpredigt?
Ich habe satt das ewige Wie und Wenn;
Es fehlt an Geld, nun gut, so schaff es denn.
mephistopheles
Ich schaffe, was ihr wollt, und schaffe mehr;
Zwar ist es leicht, doch ist das Leichte schwer;
Es liegt schon da, doch um es zu erlangen,
Das ist die Kunst, wer wei&ss; es anzufangen?
Bedenkt doch nur: in jenen Schreckensl&a;uften,
Wo Menschenfluten Land und Volk ers&a;uften,
Wie der und der, so sehr es ihn erschreckte,
Sein Liebstes da- und dortwohin versteckte.
So war's von je in m&a;chtiger R&o;mer Zeit,
Und so fortan, bis gestern, ja bis heut.
Das alles liegt im Boden still begraben,
Der Boden ist des Kaisers, der soll's haben.
schatzmeister
F&u;r einen Narren spricht er gar nicht schlecht,
Das ist f&u;rwahr des alten Kaisers Recht.
kanzler
Der Satan legt euch goldgewirkte Schlingen:
Es geht nicht zu mit frommen rechten Dingen.
marschalk
Schafft' er uns nur zu Hof willkommne Gaben,
Ich wollte gern ein bi&ss;chen Unrecht haben.
heermeister
Der Narr ist klug, verspricht, was jedem frommt;
Fragt der Soldat doch nicht, woher es kommt.
mephistopheles
Und glaubt ihr euch vielleicht durch mich betrogen,
Hier steht ein Mann! da, fragt den Astrologen!
In Kreis' um Kreise kennt er Stund' und Haus;
So sage denn: wie sieht's am Himmel aus?
gemurmel
Zwei Schelme sind's - Verstehn sich schon -
Narr und Phantast - So nah dem Thron -
Ein mattgesungen - Alt Gedicht -
Der Tor bl&a;st ein - Der Weise spricht -
astrolog
Die Sonne selbst, sie ist ein lautres Gold,
Merkur, der Bote, dient um Gunst und Sold,
Frau Venus hat's euch allen angetan,
So fr&u;h als spat blickt sie euch lieblich an;
Die keusche Luna launet grillenhaft;
Mars, trifft er nicht, so dr&a;ut euch seine Kraft.
Und Jupiter bleibt doch der sch&o;nste Schein,
Saturn ist gro&ss;, dem Auge fern und klein.
Ihn als Metall verehren wir nicht sehr,
An Wert gering, doch im Gewichte schwer.
Ja! wenn zu Sol sich Luna fein gesellt,
Zum Silber Gold, dann ist es heitre Welt;
Das &u;brige ist alles zu erlangen:
Pal&a;ste, G&a;rten, br&u;stlein, rote Wangen,
Das alles schafft der hochgelahrte Mann,
Der das vermag, was unser keiner kann.
kaiser
Ich h&o;re doppelt, was er spricht,
Und dennoch &u;berzeugt's mich nicht.
gemurmel
Was soll uns das? - Gedroschner Spa&ss; -
Kalenderei - Chymisterei -
Das h&o;rt' ich oft - Und falsch gehofft -
Und kommt er auch - So ist's ein Gauch -
mephistopheles
Da stehen sie umher und staunen,
Vertrauen nicht dem hohen Fund,
Der eine faselt von Alraunen,
Der andre von dem schwarzen Hund.
Was soll es, da&ss; der eine witzelt,
Ein andrer Zauberei verklagt,
Wenn ihm doch auch einmal die Sohle kitzelt,
Wenn ihm der sichre Schritt versagt.
Ihr alle f&u;hlt geheimes Wirken
Der ewig waltenden Natur,
Und aus den untersten Bezirken
Schmiegt sich herauf lebend'ge Spur.
Wenn es in allen Gliedern zwackt,
Wenn es unheimlich wird am Platz,
Nur gleich entschlossen grabt und hackt,
Da liegt der Spielmann, liegt der Schatz!
gemurmel
Mir liegt's im Fu&ss; wie Bleigewicht -
Mir krampft's im Arme - Das ist Gicht -
Mir krabbelt's an der gro&ss;en Zeh' -
Mir tut der ganze R&u;cken weh -
Nach solchen Zeichen w&a;re hier
Das allerreichste Schatzrevier.
kaiser
Nur eilig! du entschl&u;pfst nicht wieder,
Erprobe deine L&u;gensch&a;ume
Und zeig uns gleich die edlen R&a;ume.
Ich lege Schwert und Zepter nieder
Und will mit eignen hohen H&a;nden,
Wenn du nicht l&u;gst, das Werk vollenden,
Dich, wenn du l&u;gst, zur H&o;lle senden!
mephistopheles
Den Weg dahin w&u;&ss;t' allenfalls zu finden -
Doch kann ich nicht genug verk&u;nden,
Was &u;berall besitzlos harrend liegt.
Der Bauer, der die Furche pfl&u;gt,
Hebt einen Goldtopf mit der Scholle,
Salpeter hofft er von der Leimenwand
Und findet golden-goldne Rolle
Erschreckt, erfreut in k&u;mmerlicher Hand.
Was f&u;r Gew&o;lbe sind zu sprengen,
In welchen Kl&u;ften, welchen G&a;ngen
Mu&ss; sich der Schatzbewu&ss;te dr&a;ngen,
Zur Nachbarschaft der Unterwelt!
In weiten, altverwahrten Kellern
Von goldnen Humpen, Sch&u;sseln, Tellern
Sieht er sich Reihen aufgestellt;
Pokale stehen aus Rubinen,
Und will er deren sich bedienen,
Daneben liegt uraltes Na&ss;.
Doch - werdet ihr dem Kundigen glauben -
Verfault ist l&a;ngst das Holz der Dauben,
Der Weinstein schuf dem Wein ein Fa&ss;.
Essenzen solcher edlen Weine,
Gold und Juwelen nicht alleine
Umh&u;llen sich mit Nacht und Graus.
Der Weise forscht hier unverdrossen;
Am Tag erkennen, das sind Possen,
Im Finstern sind Mysterien zu Haus.
kaiser
Die lass' ich dir! Was will das D&u;stre frommen?
Hat etwas Wert, es mu&ss; zu Tage kommen.
Wer kennt den Schelm in tiefer Nacht genau?
Schwarz sind die K&u;he, so die Katzen grau.
Die T&o;pfe drunten, voll von Goldgewicht -
Zieh deinen Pflug und ackre sie ans Licht.
mephistopheles
Nimm Hack' und Spaten, grabe selber,
Die Bauernarbeit macht dich gro&ss;,
Und eine Herde goldner K&a;lber,
Sie rei&ss;en sich vom Boden los.
Dann ohne Zaudern, mit Entz&u;cken
Kannst du dich selbst, wirst die Geliebte schm&u;cken;
Ein leuchtend Farb- und Glanzgestein erh&o;ht
Die Sch&o;nheit wie die Majest&a;t.
kaiser
Nur gleich, nur gleich! Wie lange soll es w&a;hren!
astrolog
Herr, m&a;&ss;ige solch dringendes Begehren,
La&ss; erst vorbei das bunte Freudenspiel;
Zerstreutes Wesen f&u;hrt uns nicht zum Ziel.
Erst m&u;ssen wir in Fassung uns vers&u;hnen,
Das Untre durch das Obere berdienen.
Wer Gutes will, der sei erst gut;
Wer Freude will, bes&a;nftige sein Blut;
Wer Wein verlangt, der keltre reife Trauben;
Wer Wunder hofft, der st&a;rke seinen Glauben.
kaiser
So sei die Zeit in Fr&o;hlichkeit vertan!
Und ganz erw&u;nscht kommt Aschermittwoch an.
Indessen feiern wir, auf jeden Fall,
Nur lustiger das wilde Karneval.
mephistopheles
Wie sich Verdienst und Gl&u;ck verketten,
Das f&a;llt den Toren niemals ein;
Wenn sie den Stein der Weisen h&a;tten,
Der Weise mangelte dem Stein.
28 weitl&a;ufiger saal mit nebengem&a;chern
herold
Denkt nicht, ihr seid in deutschen Grenzen
Von Teufels-, Narren- und Totent&a;nzen;
Ein heitres Fest erwartet euch.
Der Herr, auf seinen R&o;merz&u;gen,
Hat, sich zu Nutz, euch zum Vergn&u;gen,
Die hohen Alpen &u;berstiegen,
Gewonnen sich ein heitres Reich.
Der Kaiser, er, an heiligen Sohlen
Erbat sich erst das Recht zur Macht,
Und als er ging, die Krone sich zu holen,
Hat er uns auch die Kappe mitgebracht.
Nun sind wir alle neugeboren;
Ein jeder weltgewandte Mann
Zieht sie behaglich &u;ber Kopf und Ohren;
Sie &a;hnelt ihn verr&u;ckten Toren,
Er ist darunter weise, wie er kann.
Ich sehe schon, wie sie sich scharen,
Sich schwankend sondern, traulich paaren;
Zudringlich schlie&ss;t sich Chor an Chor.
Herein, hinaus, nur unverdrossen;
Es bleibt doch endlich nach wie vor
Mit ihren hunderttausend Possen
Die Welt ein einzig gro&ss;er Tor.
g&a;rtnerinnen
Euren Beifall zu gewinnen,
Schm&u;ckten wir uns diese Nacht,
Junge Florentinerinnen
Folgten deutschen Hofes Pracht;
Tragen wir in braunen Locken
Mancher heitern Blume Zier;
Seidenf&a;den, Seidenflocken
Spielen ihre Rolle hier.
Denn wir halten es verdienstlich,
Lobensw&u;rdig ganz und gar,
Unsere Blumen, gl&a;nzend k&u;nstlich,
Bl&u;hen fort das ganze Jahr.
Allerlei gef&a;rbten Schnitzeln
Ward symmetrisch Recht getan;
M&o;gt ihr St&u;ck f&u;r St&u;ck bewitzeln,
Doch das Ganze zieht euch an.
Niedlich sind wir anzuschauen,
G&a;rtnerinnen und galant;
Denn das Naturell der Frauen
Ist so nah mit Kunst verwandt.
herold
La&ss;t die reichen K&o;rbe sehen,
Die ihr auf den H&a;upten traget,
Die sich bunt am Arme bl&a;hen,
Jeder w&a;hle, was behaget.
Eilig, da&ss; in Laub und G&a;ngen
Sich ein Garten offenbare!
W&u;rdig sind sie zu umdr&a;ngen,
Kr&a;merinnen wie die Ware.
g&a;rtnerinnen
Feilschet nun am heitern Orte,
Doch kein Markten finde statt!
Und mit sinnig kurzem Worte
Wisse jeder, was er hat.
olivenzweig mit fr&u;chten
Keinen Blumenflor beneid' ich,
Allen Widerstreit vermeid' ich;
Mir ist's gegen die Natur:
Bin ich doch das Mark der Lande
Und, zum sichern Unterpfande,
Friedenszeichen jeder Flur.
Heute, hoff' ich, soll mir's gl&u;cken,
W&u;rdig sch&o;nes Haupt zu schm&u;cken.
&a;hrenkranz
Ceres' Gaben, euch zu putzen,
Werden hold und lieblich stehn:
Das Erw&u;nschteste dem Nutzen
Sei als eure Zierde sch&o;n.
phantasiekranz
Bunte Blumen, Malven &a;hnlich,
Aus dem Moos ein Wunderflor!
Der Natur ist's nicht gew&o;hnlich,
Doch die Mode bringt's hervor.
phantasiestrauss
Meinen Namen euch zu sagen,
W&u;rde Theophrast nicht wagen;
Und doch hoff' ich, wo nicht allen,
Aber mancher zu gefallen,
Der ich mich wohl eignen m&o;chte,
Wenn sie mich ins Haar verfl&o;chte,
Wenn sie sich entschlie&ss;en k&o;nnte,
Mir am Herzen Platz verg&o;nnte.
rosenknospen
M&o;gen bunte Phantasieen
F&u;r des Tages Mode bl&u;hen,
Wunderseltsam sein gestaltet,
Wie Natur sich nie entfaltet;
Gr&u;ne Stiele, goldne Glocken,
Blickt hervor aus reichen Locken! -
Doch wir - halten uns versteckt:
Gl&u;cklich, wer uns frisch entdeckt.
Wenn der Sommer sich verk&u;ndet,
Rosenknospe sich entz&u;ndet,
Wer mag solches Gl&u;ck entbehren?
Das Versprechen, das Gew&a;hren,
Das beherrscht in Florens Reich
Blick und Sinn und Herz zugleich.
g&a;rtner
Blumen sehet ruhig sprie&ss;en,
Reizend euer Haupt umzieren;
Fr&u;chte wollen nicht verf&u;hren,
Kostend mag man sie genie&ss;en.
Bieten br&a;unliche Gesichter
Kirschen, Pfirschen, K&o;nigspflaumen,
Kauft! denn gegen Zung' und Gaumen
H&a;lt sich Auge schlecht als Richter.
Kommt, von allerreifsten Fr&u;chten
Mit Geschmack und Lust zu speisen!
&U;ber Rosen l&a;&ss;t sich dichten,
In die &A;pfel mu&ss; man bei&ss;en.
Sei's erlaubt, uns anzupaaren
Eurem reichen Jugendflor,
Und wir putzen reifer Waren
F&u;lle nachbarlich empor.
Unter lustigen Gewinden,
In geschm&u;ckter Lauben Bucht,
Alles ist zugleich zu finden:
Knospe, Bl&a;tter, Blume, Frucht.
mutter
M&a;dchen, als du kamst ans Licht,
Schm&u;ckt' ich dich im H&a;ubchen;
Warst so lieblich von Gesicht
Und so zart am Leibchen.
Dachte dich sogleich als Braut,
Gleich dem Reichsten angetraut,
Dachte dich als Weibchen.
Ach! Nun ist schon manches Jahr
Ungen&u;tzt verflogen,
Der Sponsierer bunte Schar
Schnell vorbeigezogen;
Tanztest mit dem einen flink,
Gabst dem andern feinen Wink
Mit dem Ellenbogen.
Welches Fest man auch ersann,
Ward umsonst begangen,
Pf&a;nderspiel und dritter Mann
Wollten nicht verfangen;
Heute sind die Narren los,
Liebchen, &o;ffne deinen Scho&ss;,
Bleibt wohl einer hangen.
holzhauer
Nur Platz! nur Bl&o;&ss;e!
Wir brauchen R&a;ume,
Wir f&a;llen B&a;ume,
Die krachen, schlagen;
Und wenn wir tragen,
Da gibt es St&o;&ss;e.
Zu unserm Lobe
Bringt dies ins reine;
Denn wirkten Grobe
Nicht auch im Lande,
Wie k&a;men Feine
F&u;r sich zustande,
So sehr sie witzten?
Des seid belehret!
Denn ihr erfr&o;ret,
Wenn wir nicht schwitzten.
pulcinelle
Ihr seid die Toren,
Geb&u;ckt geboren.
Wir sind die Klugen,
Die nie was trugen;
Denn unsre Kappen,
Jacken und Lappen
Sind leicht zu tragen;
Und mit Behagen
Wir immer m&u;&ss;ig,
Pantoffelf&u;&ss;ig,
Durch Markt und Haufen
Einherzulaufen,
Gaffend zu stehen,
Uns anzukr&a;hen;
Auf solche Kl&a;nge
Durch Drang und Menge
Aalgleich zu schl&u;pfen,
Gesamt zu h&u;pfen,
Vereint zu toben.
Ihr m&o;gt uns loben,
Ihr m&o;gt uns schelten,
Wir lassen's gelten.
parasiten
Ihr wackern Tr&a;ger
Und eure Schw&a;ger,
Die Kohlenbrenner,
Sind unsre M&a;nner.
Denn alles B&u;cken,
Bejahndes Nicken,
Gewundne Phrasen,
Das Doppelblasen,
Das w&a;rmt und k&u;hlet,
Wie's einer f&u;hlet,
Was k&o;nnt' es frommen?
Es m&o;chte Feuer
Selbst ungeheuer
Vom Himmel kommen,
G&a;b' es nicht Scheite
Und Kohlentrachten,
Die Herdesbreite
Zur Glut entfachten.
Da br&a;t's und prudelt's,
Da kocht's und strudelt's.
Der wahre Schmecker,
Der Tellerlecker,
Er riecht den Braten,
Er ahnet Fische;
Das regt zu Taten
An G&o;nners Tische.
trunkner
Sei mir heute nichts zuwider!
F&u;hle mich so frank und frei;
Frische Lust und heitre Lieder,
Holt' ich selbst sie doch herbei.
Und so trink' ich! Trinke, trinke!
Sto&ss;et an, ihr! Tinke, Tinke!
Du dorthinten, komm heran!
Sto&ss;et an, so ist's getan.
Schrie mein Weibchen doch entr&u;stet,
R&u;mpfte diesem bunten Rock,
Und, wie sehr ich mich gebr&u;stet,
Schalt mich einen Maskenstock.
Doch ich trinke! Trinke, trinke!
Angeklungen! Tinke, Tinke!
Maskenst&o;cke, sto&ss;et an!
Wenn es klingt, so ist's getan.
Saget nicht, da&ss; ich verirrt bin,
Bin ich doch, wo mir's behagt.
Borgt der Wirt nicht, borgt die Wirtin,
Und am Ende borgt die Magd.
Immer trink' ich! Trinke, trinke!
Auf, ihr andern! Tinke, Tinke!
Jeder jedem! so fortan!
D&u;nkt mich's doch, es sei getan.
Wie und wo ich mich vergn&u;ge,
Mag es immerhin geschehn;
La&ss; mich liegen, wo ich liege,
Denn ich mag nicht l&a;nger stehn.
chor
Jeder Bruder trinke, trinke!
Toastet frisch ein Tinke, Tinke!
Sitzet fest auf Bank und Span!
Unterm Tisch dem ist's getan.
satiriker
Wi&ss;t ihr, was mich Poeten
Erst recht erfreuen sollte?
D&u;rft' ich singen und reden,
Was niemand h&o;ren wollte.
aglaia
Anmut bringen wir ins Leben;
Leget Anmut in das Geben.
hegemone
Leget Anmut ins Empfangen,
Lieblich ist's, den Wunsch erlangen.
euphrosyne
Und in stiller Tage Schranken
H&o;chst anmutig sei das Danken.
atropos
Mich, die &A;lteste, zum Spinnen
Hat man diesmal eingeladen;
Viel zu denken, viel zu sinnen
Gibt's beim zarten Lebensfaden.
Da&ss; er euch gelenk und weich sei,
Wu&ss;t' ich feinsten Flachs zu sichten;
Da&ss; er glatt und schlank und gleich sei,
Wird der kluge Finger schlichten.
Wolltet ihr bei Lust und T&a;nzen
Allzu &u;ppig euch erweisen,
Denkt an dieses Fadens Grenzen,
H&u;tet euch! Er m&o;chte rei&ss;en.
klotho
Wi&ss;t, in diesen letzten Tagen
Ward die Schere mir vertraut;
Denn man war von dem Betragen
Unsrer Alten nicht erbaut.
Zerrt unn&u;tzeste Gespinste
Lange sie an Licht und Luft,
Hoffnung herrlichster Gewinste
Schleppt sie schneidend zu der Gruft.
Doch auch ich im Jugendwalten
Irrte mich schon hundertmal;
Heute mich im Zaum zu halten,
Schere steckt im Futteral.
Und so bin ich gern gebunden,
Blicke freundlich diesem Ort;
Ihr in diesen freien Stunden
Schw&a;rmt nur immer fort und fort.
lachesis
Mir, die ich allein verst&a;ndig,
Blieb das Ordnen zugeteilt;
Meine Weife, stets lebendig,
Hat noch nie sich &u;bereilt.
F&a;den kommen, F&a;den weifen,
Jeden lenk' ich seine Bahn,
Keinen lass' ich &u;berschweifen,
F&u;g' er sich im Kreis heran.
K&o;nnt' ich einmal mich vergessen,
W&a;r' es um die Welt mir bang;
Stunden z&a;hlen, Jahre messen,
Und der Weber nimmt den Strang.
herold
Die jetzo kommen, werdet ihr nicht kennen,
W&a;rt ihr noch so gelehrt in alten Schriften;
Sie anzusehn, die so viel &U;bel stiften,
Ihr w&u;rdet sie willkommne G&a;ste nennen.
Die Furien sind es, niemand wird uns glauben,
H&u;bsch, wohlgestaltet, freundlich, jung von Jahren;
La&ss;t euch mit ihnen ein, ihr sollt erfahren,
Wie schlangenhaft verletzen solche Tauben.
Zwar sind sie t&u;ckisch, doch am heutigen Tage,
Wo jeder Narr sich r&u;hmet seiner M&a;ngel,
Auch sie verlangen nicht den Ruhm als Engel,
Bekennen sich als Stadt- und Landesplage.
alekto
Was hilft es euch? ihr werdet uns vertrauen,
Denn wir sind h&u;bsch und jung und Schmeichelk&a;tzchen;
Hat einer unter euch ein Liebesch&a;tzchen,
Wir werden ihm so lang die Ohren krauen,
Bis wir ihm sagen d&u;rfen, Aug' in Auge:
Da&ss; sie zugleich auch dem und jenem winke,
Im Kopfe dumm, im R&u;cken krumm, und hinke
Und, wenn sie seine Braut ist, gar nichts tauge.
So wissen wir die Braut auch zu bedr&a;ngen:
Es hat sogar der Freund, vor wenig Wochen,
Ver&a;chtliches von ihr zu der gesprochen! -
Vers&o;hnt man sich, so bleibt doch etwas h&a;ngen.
meg&a;ra
Das ist nur Spa&ss;! denn, sind sie erst verbunden,
Ich nehm' es auf und wei&ss;; in allen F&a;llen,
Das sch&o;nste Gl&u;ck durch Grille zu verg&a;llen;
Der Mensch ist ungleich, ungleich sind die Stunden.
Und niemand hat Erw&u;nschtes fest in Armen,
Der sich nicht nach Erw&u;nschterem t&o;rig sehnte,
Vom h&o;chsten Gl&u;ck, woran er sich gew&o;hnte;
Die Sonne flieht er, will den Frost erwarmen.
Mit diesem allen wei&ss; ich zu gebaren
Und f&u;hre her Asmodi, den Getreuen,
Zu rechter Zeit Unseliges auszustreuen,
Verderbe so das Menschenvolk in Paaren.
tisiphone
Gift und Dolch statt b&o;ser Zungen
Misch' ich, sch&a;rf' ich dem Verr&a;ter;
Liebst du andre, fr&u;her, sp&a;ter
Hat Verderben dich durchdrungen.
Mu&ss; der Augenblicke S&u;&ss;tes
Sich zu Gischt und Galle wandeln!
Hier kein Markten, hier kein Handeln -
Wie er es beging', er b&u;&ss;t es.
Singe keiner vom Vergeben!
Felsen klag' ich meine Sache,
Echo! horch! erwidert: Rache!
Und wer wechselt, soll nicht leben.
herold
Belieb' es euch, zur Seite wegzuweichen,
Denn was jetzt kommt, ist nicht von euresgleichen.
Ihr seht, wie sich ein Berg herangedr&a;ngt,
Mit bunten Teppichen die Weichen stolz beh&a;ngt,
Ein Haupt mit langen Z&a;hnen, Schlangenr&u;ssel,
Geheimnisvoll, doch zeig' ich euch den Schl&u;ssel.
Im Nacken sitzt ihm zierlich-zarte Frau,
Mit feinem St&a;bchen lenkt sie ihn genau;
Die andre, droben stehend herrlich-hehr,
Umgibt ein Glanz, der blendet mich zu sehr.
Zur Seite gehn gekettet edle Frauen,
Die eine bang, die andre froh zu schauen;
Die eine w&u;nscht, die andre f&u;hlt sich frei.
Verk&u;nde jede, wer sie sei.
furcht
Dunstige Fackeln, Lampen, Lichter
D&a;mmern durchs verworrne Fest;
Zwischen diese Truggesichter
Bannt mich, ach! die Kette fest.
Fort, ihr l&a;cherlichen Lacher!
Euer Grinsen gibt Verdacht;
Alle meine Widersacher
Dr&a;ngen mich in dieser Nacht.
Hier! ein Freund ist Feind geworden,
Seine Maske kenn' ich schon;
Jener wollte mich ermorden,
Nun entdeckt schleicht er davon.
Ach wie gern in jeder Richtung
Fl&o;h' ich zu der Welt hinaus;
Doch von dr&u;ben droht Vernichtung,
H&a;lt mich zwischen Dunst und Graus.
hoffnung
Seid gegr&u;&ss;t, ihr lieben Schwestern!
Habt ihr euch schon heut' und gestern
In Vermummungen gefallen,
Wei&ss; ich doch gewi&ss; von allen:
Morgen wollt ihr euch enth&u;llen.
Und wenn wir bei Fackelscheine
Uns nicht sonderlich behagen,
Werden wir in heitern Tagen
Ganz nach unserm eignen Willen
Bald gesellig, bald alleine
Frei durch sch&o;ne Fluren wandeln,
Nach Belieben ruhn und handeln
Und in sorgenfreiem Leben
Nie entbehren, stets erstreben;
&U;berall willkommne G&a;ste,
Treten wir getrost hinein:
Sicherlich, es mu&ss; das Beste
Irgendwo zu finden sein.
klugheit
Zwei der gr&o;&ss;ten Menschenfeinde,
Furcht und Hoffnung, angekettet,
Halt' ich ab von der Gemeinde;
Platz gemacht! ihr seid gerettet.
Den lebendigen Kolossen
F&u;hr' ich, seht ihr, turmbeladen,
Und er wandelt unverdrossen
Schritt vor Schritt auf steilen Pfaden.
Droben aber auf der Zinne
Jene G&o;ttin, mit behenden
Breiten Fl&u;geln, zum Gewinne
Allerseits sich hinzuwenden.
Rings umgibt sie Glanz und Glorie,
Leuchtend fern nach allen Seiten;
Und sie nennet sich Viktorie,
G&o;ttin aller T&a;tigkeiten.
zoilo-thersites
Hu! Hu! da komm' ich eben recht,
Ich schelt' euch allzusammen schlecht!
Doch was ich mir zum Ziel ersah,
Ist oben Frau Viktoria.
Mit ihrem wei&ss;en Fl&u;gelpaar
Sie d&u;nkt sich wohl, sie sei ein Aar,
Und wo sie sich nur hingewandt,
Geh&o;r' ihr alles Volk und Land;
Doch, wo was R&u;hmliches gelingt,
Es mich sogleich in Harnisch bringt.
Das Tiefe hoch, das Hohe tief,
Das Schiefe grad, das Grade schief,
Das ganz allein macht mich gesund,
So will ich's auf dem Erdenrund.
herold
So treffe dich, du Lumpenhund,
Des frommen Stabes Meisterstreich!
Da kr&u;mm und winde dich sogleich! -
Wie sich die Doppelzwerggestalt
So schnell zum eklen Klumpen ballt! -
- Doch Wunder! - Klumpen wird zum Ei,
Das bl&a;ht sich auf und platzt entzwei.
Nun f&a;llt ein Zwillingspaar heraus,
Die Otter und die Fledermaus;
Die eine fort im Staube kriecht,
Die andre schwarz zur Decke fliegt.
Sie eilen drau&ss;en zum Verein;
Da m&o;cht' ich nicht der dritte sein.
gemurmel
Frisch! dahinten tanzt man schon -
Nein! Ich wollt', ich w&a;r' davon -
F&u;hlst du, wie uns das umflicht,
Das gespenstische Gez&u;cht? -
Saust es mir doch &u;bers Haar -
Ward ich's doch am Fu&ss; gewahr -
Keiner ist von uns verletzt -
Alle doch in Furcht gesetzt -
Ganz verdorben ist der Spa&ss; -
Und die Bestien wollten das.
herold
Seit mir sind bei Maskeraden
Heroldspflichten aufgeladen,
Wach' ich ernstlich an der Pforte,
Da&ss; euch hier am lustigen Orte
Nichts Verderbliches erschleiche,
Weder wanke, weder weiche.
Doch ich f&u;rchte, durch die Fenster
Ziehen luftige Gespenster,
Und von Spuk und Zaubereien
W&u;&ss;t' ich euch nicht zu befreien.
Machte sich der Zwerg verd&a;chtig,
Nun! dort hinten str&o;mt es m&a;chtig.
Die Bedeutung der Gestalten
M&o;cht' ich amtsgem&a;&ss; entfalten.
Aber was nicht zu begreifen,
W&u;&ss;t' ich auch nicht zu erkl&a;ren;
Helfet alle mich belehren! -
Seht ihr's durch die Menge schweifen?
Vierbespannt ein pr&a;chtiger Wagen
Wird durch alles durchgetragen;
Doch er teilet nicht die Menge,
Nirgend seh' ich ein Gedr&a;nge.
Farbig glitzert's in der Ferne,
Irrend leuchten bunte Sterne
Wie von magischer Laterne,
Schnaubt heran mit Sturmgewalt.
Platz gemacht! Mich schaudert's! +
knabe wagenlenker
Halt!
Rosse, hemmet eure Fl&u;gel,
F&u;hlet den gewohnten Z&u;gel,
Meistert euch, wie ich euch meistre,
Rauschet hin, wenn ich begeistre -
Diese R&a;ume la&ss;t uns ehren!
Schaut umher, wie sie sich mehren,
Die Bewundrer, Kreis um Kreise.
Herold auf! nach deiner Weise,
Ehe wir von euch entfliehen,
Uns zu schildern, uns zu nennen;
Denn wir sind Allegorien,
Und so solltest du uns kennen.
herold
W&u;&ss;te nicht, dich zu benennen;
Eher k&o;nnt' ich dich beschreiben.
knabe lenker
So probier's! +
herold
Man mu&ss; gestehn:
Erstlich bist du jung und sch&o;n.
Halbw&u;chsiger Knabe bist du; doch die Frauen,
Sie m&o;chten dich ganz ausgewachsen schauen.
Du scheinest mir ein k&u;nftiger Sponsierer,
Recht so von Haus aus ein Verf&u;hrer.
knabe lenker
Das l&a;&ss;t sich h&o;ren! fahre fort,
Erfinde dir des R&a;tsels heitres Wort.
herold
Der Augen schwarzer Blitz, die Nacht der Locken,
Erheitert von juwelnem Band!
Und welch ein zierliches Gewand
Flie&ss;t dir von Schultern zu den Socken,
Mit Purpursaum und Glitzertand!
Man k&o;nnte dich ein M&a;dchen schelten;
Doch w&u;rdest du, zu Wohl und Weh,
Auch jetzo schon bei M&a;dchen gelten,
Sie lehrten dich das ABC.
knabe lenker
Und dieser, der als Prachtgebilde
Hier auf dem Wagenthrone prangt?
herold
Er scheint ein K&o;nig reich und milde,
Wohl dem, der seine Gunst erlangt!
Er hat nichts weiter zu erstreben,
Wo's irgend fehlte, sp&a;ht sein Blick,
Und seine reine Lust zu geben
Ist gr&o;&ss;er als Besitz und Gl&u;ck.
knabe lenker
Hiebei darfst du nicht stehen bleiben,
Du mu&ss;t ihn recht genau beschreiben.
herold
Das W&u;rdige beschreibt sich nicht.
Doch das gesunde Mondgesicht,
Ein voller Mund, erbl&u;hte Wangen,
Die unterm Schmuck des Turbans prangen;
Im Faltenkleid ein reich Behagen!
Was soll ich von dem Anstand sagen?
Als Herrscher scheint er mir bekannt.
knabe lenker
Plutus, des Reichtums Gott genannt!
Derselbe kommt in Prunk daher,
Der hohe Kaiser w&u;nscht ihn sehr.
herold
Sag von dir selber auch das Was und Wie!
knabe lenker
Bin die Verschwendung, bin die Poesie;
Bin der Poet, der sich vollendet,
Wenn er sein eigenst Gut verschwendet.
Auch ich bin unerme&ss;lich reich
Und sch&a;tze mich dem Plutus gleich,
Beleb' und schm&u;ck' ihm Tanz und Schmaus,
Das, was ihm fehlt, das teil' ich aus.
herold
Das Prahlen steht dir gar zu sch&o;n,
Doch la&ss; uns deine K&u;nste sehn.
knabe lenker
Hier seht mich nur ein Schnippchen schlagen,
Schon gl&a;nzt's und glitzert's um den Wagen.
Da springt eine Perlenschnur hervor!
Nehmt goldne Spange f&u;r Hals und Ohr;
Auch Kamm und Kr&o;nchen ohne Fehl,
In Ringen k&o;stlichstes Juwel;
Auch Fl&a;mmchen spend' ich dann und wann,
Erwartend, wo es z&u;nden kann.
herold
Wie greift und hascht die liebe Menge!
Fast kommt der Geber ins Gedr&a;nge.
Kleinode schnippt er wie ein Traum,
Und alles hascht im weiten Raum.
Doch da erleb' ich neue Pfiffe:
Was einer noch so emsig griffe,
Des hat er wirklich schlechten Lohn,
Die Gabe flattert ihm davon.
Es l&o;st sich auf das Perlenband,
Ihm krabbeln K&a;fer in der Hand,
Er wirft sie weg, der arme Tropf,
Und sie umsummen ihm den Kopf.
Die andern statt solider Dinge
Erhaschen frevle Schmetterlinge.
Wie doch der Schelm so viel verhei&ss;t
Und nur verleiht, was golden glei&ss;t!
knabe lenker
Zwar Masken, merk' ich, wei&ss;t du zu verk&u;nden,
Allein der Schale Wesen zu ergr&u;nden,
Sind Herolds Hofgesch&a;fte nicht;
Das fordert sch&a;rferes Gesicht.
Doch h&u;t' ich mich vor jeder Fehde;
An dich, Gebieter, wend' ich Frag' und Rede.
Hast du mir nicht die Windesbraut
Des Viergespannes anvertraut?
Lenk' ich nicht gl&u;cklich, wie du leitest?
Bin ich nicht da, wohin du deutest?
Und wu&ss;t' ich nicht auf k&u;hnen Schwingen
F&u;r dich die Palme zu erringen?
Wie oft ich auch f&u;r dich gefochten,
Mir ist es jederzeit gegl&u;ckt:
Wenn Lorbeer deine Stirne schm&u;ckt,
Hab' ich ihn nicht mit Sinn und Hand geflochten?
plutus
Wenn's n&o;tig ist, da&ss; ich dir Zeugnis leiste,
So sag' ich gern: Bist Geist von meinem Geiste.
Du handelst stets nach meinem Sinn,
Bist reicher, als ich selber bin.
Ich sch&a;tze, deinen Dienst zu lohnen,
Den gr&u;nen Zweig vor allen meinen Kronen.
Ein wahres Wort verk&u;nd' ich allen:
Mein lieber Sohn, an dir hab' ich Gefallen.
knabe lenker
Die gr&o;&ss;ten Gaben meiner Hand,
Seht! hab' ich rings umher gesandt.
Auf dem und jenem Kopfe gl&u;ht
Ein Fl&a;mmchen, das ich angespr&u;ht;
Von einem zu dem andern h&u;pft's,
An diesem h&a;lt sich's, dem entschl&u;pft's,
Gar selten aber flammt's empor,
Und leuchtet rasch in kurzem Flor;
Doch vielen, eh' man's noch erkannt,
Verlischt es, traurig ausgebrannt.
weibergeklatsch
Da droben auf dem Viergespann
Das ist gewi&ss; ein Scharlatan;
Gekauzt da hintendrauf Hanswurst,
Doch abgezehrt von Hunger und Durst,
Wie man ihn niemals noch erblickt;
Er f&u;hlt wohl nicht, wenn man ihn zwickt.
der abgemagerte
Vom Leibe mir, ekles Weibsgeschlecht!
Ich wei&ss;, dir komm' ich niemals recht. -
Wie noch die Frau den Herd versah,
Da hie&ss; ich Avaritia;
Da stand es gut um unser Haus:
Nur viel herein und nichts hinaus!
Ich eiferte f&u;r Kist' und Schrein;
Das sollte wohl gar ein Laster sein.
Doch als in allerneusten Jahren
Das Weib nicht mehr gewohnt zu sparen,
Und, wie ein jeder b&o;ser Zahler,
Weit mehr Begierden hat als Taler,
Da bleibt dem Manne viel zu dulden,
Wo er nur hinsieht, da sind Schulden.
Sie wendet's, kann sie was erspulen,
An ihren Leib, an ihren Buhlen;
Auch speist sie besser, trinkt noch mehr
Mit der Sponsierer leidigem Heer;
Das steigert mir des Goldes Reiz:
Bin m&a;nnlichen Geschlechts, der Geiz!
hauptweib
Mit Drachen mag der Drache geizen;
Ist's doch am Ende Lug und Trug!
Er kommt, die M&a;nner aufzureizen,
Sie sind schon unbequem genug.
weiber in masse
Der Strohmann! Reich ihm eine Schlappe!
Was will das Marterholz uns dr&a;un?
Wir sollen seine Fratze scheun!
Die Drachen sind von Holz und Pappe,
Frisch an und dringt auf ihn hinein!
herold
Bei meinem Stabe! Ruh gehalten! -
Doch braucht es meiner H&u;lfe kaum;
Seht, wie die grimmen Ungestalten,
Bewegt im rasch gewonnenen Raum,
Das Doppel-Fl&u;gelpaar entfalten.
Entr&u;stet sch&u;tteln sich der Drachen
Umschuppte, feuerspeiende Rachen;
Die Menge flieht, rein ist der Platz.
herold
Er tritt herab, wie k&o;niglich!
Er winkt, die Drachen r&u;hren sich,
Die Kiste haben sie vom Wagen
Mit Gold und Geiz herangetragen,
Sie steht zu seinen F&u;&ss;en da:
Ein Wunder ist es, wie's geschah.
plutus
Nun bist du los der allzul&a;stigen Schwere,
Bist frei und frank, nun frisch zu deiner Sph&a;re!
Hier ist sie nicht! Verworren, scheckig, wild
Umdr&a;ngt uns hier ein fratzenhaft Gebild.
Nur wo du klar ins holde Klare schaust,
Dir angeh&o;rst und dir allein vertraust,
Dorthin, wo Sch&o;nes, Gutes nur gef&a;llt,
Zur Einsamkeit! - Da schaffe deine Welt.
knabe lenker
So acht' ich mich als werten Abgesandten,
So lieb' ich dich als n&a;chsten Anverwandten.
Wo du verweilst, ist F&u;lle; wo ich bin,
F&u;hlt jeder sich im herrlichsten Gewinn.
Auch schwankt er oft im widersinnigen Leben:
Soll er sich dir? soll er sich mir ergeben?
Die Deinen freilich k&o;nnen m&u;&ss;ig ruhn,
Doch wer mir folgt, hat immer was zu tun.
Nicht insgeheim vollf&u;hr' ich meine Taten,
Ich atme nur, und schon bin ich verraten.
So lebe wohl! Du g&o;nnst mir ja mein Gl&u;ck;
Doch lisple leis', und gleich bin ich zur&u;ck.
plutus
Nun ist es Zeit, die Sch&a;tze zu entfesseln!
Die Schl&o;sser treff' ich mit des Herolds Rute.
Es tut sich auf! schaut her! in ehrnen Kesseln
Entwickelt sich's und wallt von goldnem Blute,
Zun&a;chst der Schmuck von Kronen, Ketten, Ringen;
Es schwillt und droht, ihn schmelzend zu verschlingen.
wechselgeschrei der menge
Seht hier, o hin! wie's reichlich quillt,
Die Kiste bis zum Rande f&u;llt. -
Gef&a;&ss;e, goldne, schmelzen sich,
Gem&u;nzte Rollen w&a;lzen sich. -
Dukaten h&u;pfen wie gepr&a;gt,
O wie mir das den Busen regt -
Wie schau' ich alle mein Begehr!
Da kollern sie am Boden her. -
Man bietet's euch, benutzt's nur gleich
Und b&u;ckt euch nur und werdet reich. -
Wir andern, r&u;stig wie der Blitz,
Wir nehmen den Koffer in Besitz.
herold
Was soll's, ihr Toren? soll mir das?
Es ist ja nur ein Maskenspa&ss;.
Heut abend wird nicht mehr begehrt;
Glaubt ihr, man geb' euch Gold und Wert?
Sind doch f&u;r euch in diesem Spiel
Selbst Rechenpfennige zuviel.
Ihr T&a;ppischen! ein artiger Schein
Soll gleich die plumpe Wahrheit sein.
Was soll euch Wahrheit? - Dumpfen Wahn
Packt ihr an allen Zipfeln an. -
Vermummter Plutus, Maskenheld,
Schlag dieses Volk mir aus dem Feld.
plutus
Dein Stab ist wohl dazu bereit,
Verleih ihn mir auf kurze Zeit. -
Ich tauch' ihn rasch in Sud und Glut. -
Nun, Masken, seid auf eurer Hut!
Wie's blitzt und platzt, in Funken spr&u;ht!
Der Stab, schon ist er angegl&u;ht.
Wer sich zu nah herangedr&a;ngt,
Ist unbarmherzig gleich versengt. -
Jetzt fang' ich meinen Umgang an.
geschrei und gedr&a;ng
O weh! Es ist um uns getan. -
Entfliehe, wer entfliehen kann! -
Zur&u;ck, zur&u;ck, du Hintermann! -
Mir spr&u;ht er hei&ss; ins Angesicht. -
Mich dr&u;ckt des gl&u;henden Stabs Gewicht -
Verloren sind wir all' und all'. -
Zur&u;ck, zur&u;ck, du Maskenschwall!
Zur&u;ck, zur&u;ck, unsinniger Hauf'! -
O h&a;tt' ich Fl&u;gel, fl&o;g' ich auf. -
plutus
Schon ist der Kreis zur&u;ckgedr&a;ngt,
Und niemand, glaub' ich, ist versengt.
Die Menge weicht,
Sie ist verscheucht. -
Doch solcher Ordnung Unterpfand
Zieh' ich ein unsichtbares Band.
herold
Du hast ein herrlich Werk vollbracht,
Wie dank' ich deiner klugen Macht!
plutus
Noch braucht es, edler Freund, Geduld:
Es droht noch mancherlei Tumult.
geiz
So kann man doch, wenn es beliebt,
Vergn&u;glich diesen Kreis beschauen;
Denn immerfort sind vornenan die Frauen,
Wo's was zu gaffen, was zu naschen gibt.
Noch bin ich nicht so v&o;llig eingerostet!
Ein sch&o;nes Weib ist immer sch&o;n;
Und heute, weil es mich nichts kostet,
So wollen wir getrost sponsieren gehn.
Doch weil am &u;berf&u;llten Orte
Nicht jedem Ohr vernehmlich alle Worte,
Versuch' ich klug und hoff', es soll mir gl&u;cken,
Mich pantomimisch deutlich auszudr&u;cken.
Hand, Fu&ss;, Geb&a;rde reicht mir da nicht hin,
Da mu&ss; ich mich um einen Schwank bem&u;hn.
Wie feuchten Ton will ich das Gold behandeln,
Denn dies Metall l&a;&ss;t sich in alles wandeln.
herold
Was f&a;ngt der an, der magre Tor!
Hat so ein Hungermann Humor?
Er knetet alles Gold zu Teig,
Ihm wird es untern H&a;nden weich;
Wie er es dr&u;ckt und wie es ballt,
Bleibt's immer doch nur ungestalt.
Er wendet sich zu den Weibern dort,
Sie schreien alle, m&o;chten fort,
Geb&a;rden sich gar widerw&a;rtig;
Der Schalk erweist sich &u;belfertig.
Ich f&u;rchte, da&ss; er sich ergetzt,
Wenn er die Sittlichkeit verletzt.
Dazu darf ich nicht schweigsam bleiben,
Gib meinen Stab, ihn zu vertreiben.
plutus
Er ahnet nicht, was uns von au&ss;en droht;
La&ss; ihn die Narrenteidung treiben!
Ihm wird kein Raum f&u;r seine Possen bleiben;
Gesetz ist m&a;chtig, m&a;chtiger ist die Not.
get&u;mmel und gesang
Das wilde Heer, es kommt zumal
Von Bergesh&o;h' und Waldestal,
Unwiderstehlich schreitet's an:
Sie feiren ihren gro&ss;en Pan.
Sie wissen doch, was keiner wei&ss;,
Und dr&a;ngen in den leeren Kreis.
plutus
Ich kenn' euch wohl und euren gro&ss;en Pan!
Zusammen habt ihr k&u;hnen Schritt getan.
Ich wei&ss; recht gut, was nicht ein jeder wei&ss;,
Und &o;ffne schuldig diesen engen Kreis.
Mag sie ein gut Geschick begleiten!
Das Wunderlichste kann geschehn;
Sie wissen nicht, wohin sie schreiten,
Sie haben sich nicht vorgesehn.
wildgesang
Geputztes Volk du, Flitterschau!
Sie kommen roh, sie kommen rauh,
In hohem Sprung, in raschem Lauf,
Sie treten derb und t&u;chtig auf.
faunen
Die Faunenschar
Im lustigen Tanz,
Den Eichenkranz
Im krausen Haar,
Ein feines zugespitztes Ohr
Dringt an dem Lockenkopf hervor,
Ein stumpfes N&a;schen, ein breit Gesicht,
Das schadet alles bei Frauen nicht:
Dem Faun, wenn er die Patsche reicht,
Versagt die Sch&o;nste den Tanz nicht leicht.
satyr
Der Satyr h&u;pft nun hinterdrein
Mit Ziegenfu&ss; und d&u;rrem Bein,
Ihm sollen sie mager und sehnig sein,
Und gemsenartig auf Bergesh&o;hn
Belustigt er sich, umherzusehn.
In Freiheitsluft erquickt alsdann,
Verh&o;hnt er Kind und Weib und Mann,
Die tief in Tales Dampf und Rauch
Behaglich meinen, sie lebten auch,
Da ihm doch rein und ungest&o;rt
Die Welt dort oben allein geh&o;rt.
gnomen
Da trippelt ein die kleine Schar,
Sie h&a;lt nicht gern sich Paar und Paar;
Im moosigen Kleid mit L&a;mplein hell
Bewegt sich's durcheinander schnell,
Wo jedes f&u;r sich selber schafft,
Wie Leucht-Ameisen wimmelhaft;
Und wuselt emsig hin und her,
Besch&a;ftigt in die Kreuz und Quer.
Den frommen G&u;tchen nah verwandt,
Als Felschirurgen wohlbekannt;
Die hohen Berge schr&o;pfen wir,
Aus vollen Adern sch&o;pfen wir;
Metalle st&u;rzen wir zuhauf,
Mit Gru&ss; getrost: Gl&u;ck auf! Gl&u;ck auf!
Das ist von Grund aus wohlgemeint:
Wir sind der guten Menschen Freund.
Doch bringen wir das Gold zu Tag,
Damit man stehlen und kuppeln mag,
Nicht Eisen fehle dem stolzen Mann,
Der allgemeinen Mord ersann.
Und wer die drei Gebot' veracht't,
Sich auch nichts aus den andern macht.
Das alles ist nicht unsre Schuld;
Drum habt so fort, wie wir, Geduld.
riesen
Die wilden M&a;nner sind s' genannt,
Am Harzgebirge wohlbekannt;
Nat&u;rlich nackt in aller Kraft,
Sie kommen s&a;mtlich riesenhaft.
Den Fichtenstamm in rechter Hand
Und um den Leib ein wulstig Band,
Den derbsten Schurz von Zweig und Blatt,
Leibwacht, wie der Papst nicht hat.
nymphen im chor
Auch kommt er an! -
Das All der Welt
Wird vorgestellt
Im gro&ss;en Pan.
Ihr Heitersten, umgebet ihn,
Im Gaukeltanz umschwebet ihn:
Denn weil er ernst und gut dabei,
So will er, da&ss; man fr&o;hlich sei.
Auch unterm blauen W&o;lbedach
Verhielt' er sich best&a;ndig wach;
Doch rieseln ihm die B&a;che zu,
Und L&u;ftlein wiegen ihn mild in Ruh.
Und wenn er zu Mittage schl&a;ft,
Sich nicht das Blatt am Zweige regt;
Gesunder Pflanzen Balsamduft
Erf&u;llt die schweigsam stille Luft;
Die Nymphe darf nicht munter sein,
Und wo sie stand, da schl&a;ft sie ein.
Wenn unerwartet mit Gewalt
Dann aber seine Stimm' erschallt,
Wie Blitzes Knattern, Meergebraus,
Dann niemand wei&ss;, wo ein noch aus,
Zerstreut sich tapfres Heer im Feld,
Und im Get&u;mmel bebt der Held.
So Ehre dem, dem Ehre geb&u;hrt,
Und Heil ihm, der uns hergef&u;hrt!
deputation der gnomen
Wenn das gl&a;nzend reiche Gute
Fadenweis durch Kl&u;fte streicht,
Nur der klugen W&u;nschelrute
Seine Labyrinthe zeigt,
W&o;lben wir in dunklen Gr&u;ften
Troglodytisch unser Haus,
Und an reinen Tagesl&u;ften
Teilst du Sch&a;tze gn&a;dig aus.
Nun entdecken wir hieneben
Eine Quelle wunderbar,
Die bequem verspricht zu geben,
Was kaum zu erreichen war.
Dies vermagst du zu vollenden,
Nimm es, Herr, in deine Hut:
Jeder Schatz in deinen H&a;nden
Kommt der ganzen Welt zugut.
plutus
Wir m&u;ssen uns im hohen Sinne fassen
Und, was geschieht, getrost geschehen lassen,
Du bist ja sonst des st&a;rksten Mutes voll.
Nun wird sich gleich ein Greulichstes er&a;ugnen,
Hartn&a;ckig wird es Welt und Nachwelt leugnen:
Du schreib es treulich in dein Protokoll.
herold
Die Zwerge f&u;hren den gro&ss;en Pan
Zur Feuerquelle sacht heran;
Sie siedet auf vom tiefsten Schlund,
Dann sinkt sie wieder hinab zum Grund,
Und finster steht der offne Mund;
Wallt wieder auf in Glut und Sud,
Der gro&ss;e Pan steht wohlgemut,
Freut sich des wundersamen Dings,
Und Perlenschaum spr&u;ht rechts und links.
Wie mag er solchem Wesen traun?
Er b&u;ckt sich tief hineinzuschaun. -
Nun aber f&a;llt sein Bart hinein! -
Wer mag das glatte Kinn wohl sein?
Die Hand verbirgt es unserm Blick. -
Nun folgt ein gro&ss;es Ungeschick:
Der Bart entflammt und fliegt zur&u;ck,
Entz&u;ndet Kranz und Haupt und Brust,
Zu Leiden wandelt sich die Lust. -
Zu l&o;schen l&a;uft die Schar herbei,
Doch keiner bleibt von Flammen frei,
Und wie es patscht und wie es schl&a;gt,
Wird neues Flammen aufgeregt;
Verflochten in das Element,
Ein ganzer Maskenklump verbrennt.
Was aber, h&o;r' ich wird uns kund
Von Ohr zu Ohr, von Mund zu Mund!
O ewig ungl&u;cksel'ge Nacht,
Was hast du uns f&u;r Leid gebracht!
Verk&u;nden wird der n&a;chste Tag,
Was niemand willig h&o;ren mag;
Doch h&o;r' ich aller Orten schrein:
"Der Kaiser leidet solche Pein."
O w&a;re doch ein andres wahr!
Der Kaiser brennt und seine Schar.
Sie sei verflucht, die ihn verf&u;hrt,
In harzig Reis sich eingeschn&u;rt,
Zu toben her mit Br&u;llgesang
Zu allerseitigem Untergang.
O Jugend, Jugend, wirst du nie
Der Freude reines Ma&ss; bezirken?
O Hoheit, Hoheit, wirst du nie
Vern&u;nftig wie allm&a;chtig wirken?
Schon geht der Wald in Flammen auf,
Sie z&u;ngeln leckend spitz hinauf
Zum holzverschr&a;nkten Deckenband;
Uns droht ein allgemeiner Brand.
Des Jammers Ma&ss; ist &u;bervoll,
Ich wei&ss; nicht, wer uns retten soll.
Ein Aschenhaufen einer Nacht
Liegt morgen reiche Kaiserpracht.
plutus
Schrecken ist genug verbreitet,
Hilfe sei nun eingeleitet! -
Schlage, heil'gen Stabs Gewalt,
Da&ss; der Boden bebt und schallt!
Du, ger&a;umig weite Luft,
F&u;lle dich mit k&u;hlem Duft!
Zieht heran, umherzuschweifen,
Nebeld&u;nste, schwangre Streifen,
Deckt ein flammendes Gew&u;hl!
Rieselt, s&a;uselt, W&o;lkchen kr&a;uselt,
Schl&u;pfet wallend, leise d&a;mpfet,
L&o;schend &u;berall bek&a;mpfet,
Ihr, die lindernden, die feuchten,
Wandelt in ein Wetterleuchten
Solcher eitlen Flamme Spiel! -
Drohen Geister, uns zu sch&a;digen,
Soll sich die Magie bet&a;tigen.
29 lustgarten
faust
Verzeihst du, Herr, das Flammengaukelspiel?
kaiser
Ich w&u;nsche mir dergleichen Scherze viel. -
Auf einmal sah ich mich in gl&u;hnder Sph&a;re,
Es schien mir fast, als ob ich Pluto w&a;re.
Aus Nacht und Kohlen lag ein Felsengrund,
Von Fl&a;mmchen gl&u;hend. Dem und jenem Schlund
Aufwirbelten viel tausend wilde Flammen
Und flackerten in ein Gew&o;lb' zusammen.
Zum h&o;chsten Dome z&u;ngelt' es empor,
Der immer ward und immer sich verlor.
Durch fernen Raum gewundner Feuers&a;ulen
Sah ich bewegt der V&o;lker lange Zeilen,
Sie dr&a;ngten sich im weiten Kreis heran
Und huldigten, wie sie es stets getan.
Vom meinem Hof erkannt' ich ein und andern,
Ich schien ein F&u;rst von tausend Salamandern.
mephistopheles
Das bist du, Herr! weil jedes Element
Die Majest&a;t als unbedingt erkennt.
Gehorsam Feuer hast du nun erprobt;
Wirf dich ins Meer, wo es am wildsten tobt,
Und kaum betrittst du perlenreichen Grund,
So bildet wallend sich ein herrlich Rund;
Siehst auf und ab lichtgr&u;ne schwanke Wellen,
Mit Purpursaum, zur sch&o;nsten Wohnung schwellen
Um dich, den Mittelpunkt. Bei jedem Schritt,
Wohin du gehst, gehn die Pal&a;ste mit.
Die W&a;nde selbst erfreuen sich des Lebens,
Pfeilschnellen Wimmlens, Hin- und Widerstrebens.
Meerwunder dr&a;ngen sich zum neuen milden Schein,
Sie schie&ss;en an, und keines darf herein.
Da spielen farbig goldbeschuppte Drachen,
Der Haifisch klafft, du lachst ihm in den Rachen.
Wie sich auch jetzt der Hof um dich entz&u;ckt,
Hast du doch nie ein solch Gedr&a;ng' erblickt.
Doch bleibst du nicht vom Lieblichsten geschieden:
Es nahen sich neugierige Nereiden
Der pr&a;cht'gen Wohnung in der ew'gen Frische,
Die j&u;ngsten scheu und l&u;stern wie die Fische,
Die sp&a;tern klug. Schon wird es Thetis kund,
Dem zweiten Peleus reicht sie Hand und Mund. -
Den Sitz alsdann auf des Olymps Revier. . .
kaiser
Die luft'gen R&a;ume, die erlass' ich dir:
Noch fr&u;h genug besteigt man jenen Thron.
mephistopheles
Und, h&o;chster Herr! die Erde hast du schon.
kaiser
Welch gut Geschick hat dich hieher gebracht,
Unmittelbar aus Tausend Einer Nacht?
Gleichst du an Fruchtbarkeit Scheherazaden,
Versichr' ich dich der h&o;chsten aller Gnaden.
Sei stets bereit, wenn eure Tageswelt,
Wie's oft geschieht, mir widerlichst mi&ss;f&a;llt.
marschalk
Durchlauchtigster, ich dacht' in meinem Leben
Vom sch&o;nsten Gl&u;ck Verk&u;ndung nicht zu geben
Als diese, die mich hoch begl&u;ckt,
In deiner Gegenwart entz&u;ckt:
Rechnung f&u;r Rechnung ist berichtigt,
Die Wucherklauen sind beschwichtigt,
Los bin ich solcher H&o;llenpein;
Im Himmel kann's nicht heitrer sein.
heermeister
Abschl&a;glich ist der Sold entrichtet,
Das ganze Heer aufs neu' verpflichtet,
Der Landsknecht f&u;hlt sich frisches Blut,
Und Wirt und Dirnen haben's gut.
kaiser
Wie atmet eure Brust erweitert!
Das faltige Gesicht erheitert!
Wie eilig tretet ihr heran!
schatzmeister
Befrage diese, die das Werk getan.
faust
Dem Kanzler ziemt's, die Sache vorzutragen.
kanzler
Begl&u;ckt genug in meinen alten Tagen. -
So h&o;rt und schaut das schicksalschwere Blatt,
Das alles Weh in Wohl verwandelt hat.
"Zu wissen sei es jedem, der's begehrt:
Der Zettel hier ist tausend Kronen wert.
Ihm liegt gesichert, als gewisses Pfand,
Unzahl vergrabnen Guts im Kaiserland.
Nun ist gesorgt, damit der reiche Schatz,
Sogleich gehoben, diene zum Ersatz."
kaiser
Ich ahne Frevel, ungeheuren Trug!
Wer f&a;lschte hier des Kaisers Namenszug?
Ist solch Verbrechen ungestraft geblieben?
schatzmeister
Erinnre dich! hast selbst es unterschrieben;
Erst heute nacht. Du standst als gro&ss;er Pan,
Der Kanzler sprach mit uns zu dir heran:
"Gew&a;hre dir das hohe Festvergn&u;gen,
Des Volkes Heil, mit wenig Federz&u;gen."
Du zogst sie rein, dann ward's in dieser Nacht
Durch Tausendk&u;nstler schnell vertausendfacht.
Damit die Wohltat allen gleich gedeihe,
So stempelten wir gleich die ganze Reihe,
Zehn, Drei&ss;ig, Funfzig, Hundert sind parat.
Ihr denkt euch nicht, wie wohl's dem Volke tat.
Seht eure Stadt, sonst halb im Tod verschimmelt,
Wie alles lebt und lustgenie&ss;end wimmelt!
Obschon dein Name l&a;ngst die Welt begl&u;ckt,
Man hat ihn nie so freundlich angeblickt.
Das Alphabet ist nun erst &u;berz&a;hlig,
In diesem Zeichen wird nun jeder selig.
kaiser
Und meinen Leuten gilt's f&u;r gutes Gold?
Dem Heer, dem Hofe gn&u;gt's zu vollem Sold?
So sehr mich's wundert, mu&ss; ich's gelten lassen.
marschalk
Unm&o;glich w&a;r's, die Fl&u;chtigen einzufassen;
Mit Blitzeswink zerstreute sich's im Lauf.
Die Wechslerb&a;nke stehen sperrig auf:
Man honoriert daselbst ein jedes Blatt
Durch Gold und Silber, freilich mit Rabatt.
Nun geht's von da zum Fleischer, B&a;cker, Schenken;
Die halbe Welt scheint nur an Schmaus zu denken,
Wenn sich die andre neu in Kleidern bl&a;ht.
Der Kr&a;mer schneidet aus, der Schneider n&a;ht.
Bei "Hoch dem Kaiser!" sprudelt's in den Kellern,
Dort kocht's und br&a;t's und klappert mit den Tellern.
mephistopheles
Wer die Terrassen einsam abspaziert,
Gewahrt die Sch&o;nste, herrlich aufgeziert,
Ein Aug' verdeckt vom stolzen Pfauenwedel,
Sie schmunzelt uns und blickt nach solcher Schedel;
Und hurt'ger als durch Witz und Redekunst
Vermittelt sich die reichste Liebesgunst.
Man wird sich nicht mit B&o;rs' und Beutel plagen,
Ein Bl&a;ttchen ist im Busen leicht zu tragen,
Mit Liebesbrieflein paart's bequem sich hier.
Der Priester tr&a;gt's and&a;chtig im Brevier,
Und der Soldat, um rascher sich zu wenden,
Erleichtert schnell den G&u;rtel seiner Lenden.
Die Majest&a;t verzeihe, wenn ins Kleine
Das hohe Werk ich zu erniedern scheine.
faust
Das &U;berma&ss; der Sch&a;tze, das, erstarrt,
In deinen Landen tief im Boden harrt,
Liegt ungenutzt. Der weiteste Gedanke
Ist solchen Reichtums k&u;mmerlichste Schranke;
Die Phantasie, in ihrem h&o;chsten Flug,
Sie strengt sich an und tut sich nie genug.
Doch fassen Geister, w&u;rdig, tief zu schauen,
Zum Grenzenlosen grenzenlos Vertrauen.
mephistopheles
Ein solch Papier, an Gold und Perlen Statt,
Ist so bequem, man wei&ss; doch, was man hat;
Man braucht nicht erst zu markten, noch zu tauschen,
Kann sich nach Lust in Lieb' und Wein berauschen.
Will man Metall, ein Wechsler ist bereit,
Und fehlt es da, so gr&a;bt man eine Zeit.
Pokal und Kette wird verauktioniert,
Und das Papier, sogleich amortisiert,
Besch&a;mt den Zweifler, der uns frech verh&o;hnt.
Man will nichts anders, ist daran gew&o;hnt.
So bleibt von nun an allen Kaiserlanden
An Kleinod, Gold, Papier genug vorhanden.
kaiser
Das hohe Wohl verdankt euch unser Reich;
Wo m&o;glich sei der Lohn dem Dienste gleich.
Vertraut sei euch des Reiches innrer Boden,
Ihr seid der Sch&a;tze w&u;rdigste Kustoden.
Ihr kennt den weiten, wohlverwahrten Hort,
Und wenn man gr&a;bt, so sei's auf euer Wort.
Vereint euch nun, ihr Meister unsres Schatzes,
Erf&u;llt mit Lust die W&u;rden eures Platzes,
Wo mit der obern sich die Unterwelt,
In Einigkeit begl&u;ckt, zusammenstellt.
schatzmeister
Soll zwischen uns kein fernster Zwist sich regen,
Ich liebe mir den Zaubrer zum Kollegen.
kaiser
Beschenk' ich nun bei Hofe Mann f&u;r Mann,
Gesteh' er mir, wozu er's brauchen kann.
page
Ich lebe lustig, heiter, guter Dinge.
ein andrer
Ich schaffe gleich dem Liebchen Kett' und Ringe.
k&a;mmerer
Von nun an trink' ich doppelt be&ss;re Flasche.
ein andrer
Die W&u;rfel jucken mich schon in der Tasche.
bannerherr
Mein Schlo&ss; und Feld, ich mach' es schuldenfrei.
ein andrer
Es ist ein Schatz, den leg' ich Sch&a;tzen bei.
kaiser
Ich hoffte Lust und Mut zu neuen Taten;
Doch wer euch kennt, der wird euch leicht erraten.
Ich merk' es wohl: bei aller Sch&a;tze Flor,
Wie ihr gewesen, bleibt ihr nach wie vor.
narr
Ihr spendet Gnaden, g&o;nnt auch mir davon!
kaiser
Und lebst du wieder, du vertrinkst sie schon.
narr
Die Zauberbl&a;tter! ich versteh's nicht recht.
kaiser
Das glaub' ich wohl, denn du gebrauchst sie schlecht.
narr
Da fallen andere; wei&ss; nicht, was ich tu'.
kaiser
Nimm sie nur hin, sie fielen dir ja zu.
narr
F&u;nftausend Kronen w&a;ren mir zu Handen!
mephistopheles
Zweibeiniger Schlauch, bist wieder auferstanden?
narr
Geschieht mir oft, doch nicht so gut als jetzt.
mephistopheles
Du freust dich so, da&ss; dich's in Schwei&ss; versetzt.
narr
Da seht nur her, ist das wohl Geldes wert?
mephistopheles
Du hast daf&u;r, was Schlund und Bauch begehrt.
narr
Und kaufen kann ich Acker, Haus und Vieh?
mephistopheles
Versteht sich! Biete nur, das fehlt dir nie.
narr
Und Schlo&ss;, mit Wald und Jagd und Fischbach? +
mephistopheles
Traun!
Ich m&o;chte dich gestrengen Herrn wohl schaun!
narr
Heut abend wieg' ich mich im Grundbesitz! -
mephistopheles
Wer zweifelt noch an unsres Narren Witz!
30 finstere galerie
mephistopheles
Was ziehst du mich in diese d&u;stern G&a;nge?
Ist nicht da drinnen Lust genug,
Im dichten, bunten Hofgedr&a;nge
Gelegenheit zu Spa&ss; und Trug?
faust
Sag mir das nicht, du hast's in alten Tagen
L&a;ngst an den Sohlen abgetragen;
Doch jetzt dein Hin- und Widergehn
Ist nur, um mir nicht Wort zu stehn.
Ich aber bin gequ&a;lt zu tun:
Der Marschalk und der K&a;mmrer treibt mich nun.
Der Kaiser will, es mu&ss; sogleich geschehn,
Will Helena und Paris vor sich sehn;
Das Musterbild der M&a;nner so der Frauen
In deutlichen Gestalten will er schauen.
Geschwind ans Werk! ich darf mein Wort nicht brechen.
mephistopheles
Unsinnig war's, leichtsinnig zu versprechen.
faust
Du hast, Geselle, nicht bedacht,
Wohin uns deine K&u;nste f&u;hren;
Erst haben wir ihn reich gemacht,
Nun sollen wir ihn am&u;sieren.
mephistopheles
Du w&a;hnst, es f&u;ge sich sogleich;
Hier stehen wir vor steilern Stufen,
Greifst in ein fremdestes Bereich,
Machst frevelhaft am Ende neue Schulden,
Denkst Helenen so leicht hervorzurufen
Wie das Papiergespenst der Gulden. -
Mit Hexen-Fexen, mit Gespenst-Gespinsten,
Kielkr&o;pfigen Zwergen steh' ich gleich zu Diensten;
Doch Teufels-Liebchen, wenn auch nicht zu schelten,
Sie k&o;nnen nicht f&u;r Heroinen gelten.
faust
Da haben wir den alten Leierton!
Bei dir ger&a;t man stets ins Ungewisse.
Der Vater bist du aller Hindernisse,
F&u;r jedes Mittel willst du neuen Lohn.
Mit wenig Murmeln, wei&ss; ich, ist's getan;
Wie man sich umschaut, bringst du sie zur Stelle.
mephistopheles
Das Heidenvolk geht mich nichts an,
Es haust in seiner eignen H&o;lle;
Doch gibt's ein Mittel. +
faust
Sprich, und ohne S&a;umnis!
mephistopheles
Ungern entdeck' ich h&o;heres Geheimnis.
G&o;ttinnen thronen hehr in Einsamkeit,
Um sie kein Ort, noch weniger eine Zeit;
Von ihnen sprechen ist Verlegenheit.
Die M&u;tter sind es! +
faust
M&u;tter! +
mephistopheles
Schaudert's dich?
faust
Die M&u;tter! M&u;tter! - 's klingt so wunderlich!
mephistopheles
Das ist es auch. G&o;ttinnen, ungekannt
Euch Sterblichen, von uns nicht gern genannt.
Nach ihrer Wohnung magst ins Tiefste sch&u;rfen;
Du selbst bist schuld, da&ss; ihrer wir bed&u;rfen.
faust
Wohin der Weg? +
mephistopheles
Kein Weg! Ins Unbetretene,
Nicht zu Betretende; ein Weg ans Unerbetene,
Nicht zu Erbittende. Bist du bereit? -
Nicht Schl&o;sser sind, nicht Riegel wegzuschieben,
Von Einsamkeiten wirst umhergetrieben.
Hast du Begriff von &O;d' und Einsamkeit?
faust
Du spartest, d&a;cht' ich, solche Spr&u;che;
Hier wittert's nach der Hexenk&u;che,
Nach einer l&a;ngst vergangnen Zeit.
Mu&ss;t' ich nicht mit der Welt verkehren?
Das Leere lernen, Leeres lehren? -
Sprach ich vern&u;nftig, wie ich's angeschaut,
Erklang der Widerspruch gedoppelt laut;
Mu&ss;t' ich sogar vor widerw&a;rtigen Streichen
Zur Einsamkeit, zur Wildernis entweichen
Und, um nicht ganz vers&a;umt, allein zu leben,
Mich doch zuletzt dem Teufel &u;bergeben.
mephistopheles
Und h&a;ttest du den Ozean durchschwommen,
Das Grenzenlose dort geschaut,
So s&a;hst du dort doch Well' auf Welle kommen,
Selbst wenn es dir vorm Untergange graut.
Du s&a;hst doch etwas. S&a;hst wohl in der Gr&u;ne
Gestillter Meere streichende Delphine;
S&a;hst Wolken ziehen, Sonne, Mond und Sterne -
Nichts wirst du sehn in ewig leerer Ferne,
Den Schritt nicht h&o;ren, den du tust,
Nichts Festes finden, wo du ruhst.
faust
Du sprichst als erster aller Mystagogen,
Die treue Neophyten je betrogen;
Nur umgekehrt. Du sendest mich ins Leere,
Damit ich dort so Kunst als Kraft vermehre;
Behandelst mich, da&ss; ich, wie jene Katze,
Dir die Kastanien aus den Gluten kratze.
Nur immer zu! wir wollen es ergr&u;nden,
In deinem Nichts hoff' ich das All zu finden.
mephistopheles
Ich r&u;hme dich, eh' du dich von mir trennst,
Und sehe wohl, da&ss; du den Teufel kennst;
Hier diesen Schl&u;ssel nimm. +
faust
Das kleine Ding!
mephistopheles
Erst fa&ss; ihn an und sch&a;tz ihn nicht gering.
faust
Er w&a;chst in meiner Hand! er leuchtet, blitzt!
mephistopheles
Merkst du nun bald, was man an ihm besitzt?
Der Schl&u;ssel wird die rechte Stelle wittern,
Folg ihm hinab, er f&u;hrt dich zu den M&u;ttern.
faust
Den M&u;ttern! Trifft's mich immer wie ein Schlag!
Was ist das Wort, das ich nicht h&o;ren mag?
mephistopheles
Bist du beschr&a;nkt, da&ss; neues Wort dich st&o;rt?
Willst du nur h&o;ren, was du schon geh&o;rt?
Dich st&o;re nichts, wie es auch weiter klinge,
Schon l&a;ngst gewohnt der wunderbarsten Dinge.
faust
Doch im Erstarren such' ich nicht mein Heil,
Das Schaudern ist der Menschheit bestes Teil;
Wie auch die Welt ihm das Gef&u;hl verteure,
Ergriffen, f&u;hlt er tief das Ungeheure.
mephistopheles
Versinke denn! Ich k&o;nnt' auch sagen: steige!
's ist einerlei. Entfliehe dem Entstandnen
In der Gebilde losgebundne Reiche!
Ergetze dich am l&a;ngst nicht mehr Vorhandnen;
Wie Wolkenz&u;ge schlingt sich das Getreibe,
Den Schl&u;ssel schwinge, halte sie vom Leibe!
faust
Wohl! fest ihn fassend f&u;hl' ich neue St&a;rke,
Die Brust erweitert, hin zum gro&ss;en Werke.
mephistopheles
Ein gl&u;hnder Dreifu&ss; tut dir endlich kund,
Du seist im tiefsten, allertiefsten Grund.
Bei seinem Schein wirst du die M&u;tter sehn,
Die einen sitzen, andre stehn und gehn,
Wie's eben kommt. Gestaltung, Umgestaltung,
Des ewigen Sinnes ewige Unterhaltung.
Umschwebt von Bildern aller Kreatur;
Sie sehn dich nicht, denn Schemen sehn sie nur.
Da fa&ss; ein Herz, denn die Gefahr ist gro&ss;,
Und gehe grad' auf jenen Dreifu&ss; los,
Ber&u;hr ihn mit dem Schl&u;ssel! +
mephistopheles
So ist's recht!
Er schlie&ss;t sich an, er folgt als treuer Knecht;
Gelassen steigst du, dich erhebt das Gl&u;ck,
Und eh' sie's merken, bist mit ihm zur&u;ck.
Und hast du ihn einmal hierher gebracht,
So rufst du Held und Heldin aus der Nacht,
Der erste, der sich jener Tat erdreistet;
Sie ist getan, und du hast es geleistet.
Dann mu&ss; fortan, nach magischem Behandeln,
Der Weihrauchsnebel sich in G&o;tter wandeln.
faust
Und nun was jetzt? +
mephistopheles
Dein Wesen strebe nieder;
Versinke stampfend, stampfend steigst du wieder.
mephistopheles
Wenn ihm der Schl&u;ssel nur zum besten frommt!
Neugierig bin ich, ob er wiederkommt.
31 hell erleuchtete s&a;le
k&a;mmerer
[Ihr seid uns noch die Geisterszene schuldig;
Macht Euch daran! der Herr ist ungeduldig.
marschalk
Soeben fragt der Gn&a;digste darnach;
[Ihr! zaudert nicht der Majest&a;t zur Schmach.
mephistopheles
Ist mein Kumpan doch deshalb weggegangen;
Er wei&ss; schon, wie es anzufangen,
Und laboriert verschlossen still,
Mu&ss; ganz besonders sich beflei&ss;en;
Denn wer den Schatz, das Sch&o;ne, heben will,
Bedarf der h&o;chsten Kunst, Magie der Weisen.
marschalk
Was ihr f&u;r K&u;nste braucht, ist einerlei:
Der Kaiser will, da&ss; alles fertig sei.
blondine
Ein Wort, mein Herr! Ihr seht ein klar Gesicht,
Jedoch so ist's im leidigen Sommer nicht!
Da sprossen hundert br&a;unlich rote Flecken,
Die zum Verdru&ss; die wei&ss;e Haut bedecken.
Ein Mittel! +
mephistopheles
Schade! so ein leuchtend Sch&a;tzchen
Im Mai getupft wie eure Pantherk&a;tzchen.
Nehmt Froschlaich, Kr&o;tenzungen, kohobiert,
Im vollsten Mondlicht sorglich distilliert
Und, wenn er abnimmt, reinlich aufgestrichen,
Der Fr&u;hling kommt, die Tupfen sind entwichen.
braune
Die Menge dr&a;ngt heran, Euch zu umschranzen.
Ich bitt' um Mittel! Ein erfrorner Fu&ss;
Verhindert mich am Wandeln wie am Tanzen,
Selbst ungeschickt beweg' ich mich zum Gru&ss;.
mephistopheles
Erlaubet einen Tritt von meinem Fu&ss;.
braune
Nun, das geschieht wohl unter Liebesleuten.
mephistopheles
Mein Fu&ss;tritt, Kind! hat Gr&o;&ss;res zu bedeuten.
Zu Gleichem Gleiches, was auch einer litt;
Fu&ss; heilet Fu&ss;, so ist's mit allen Gliedern.
Heran! Gebt acht! Ihr sollt es nicht erwidern.
braune
Weh! Weh! das brennt! das war ein harter Tritt, +
Wie Pferdehuf.
mephistopheles
Die Heilung nehmt Ihr mit.
Du kannst nunmehr den Tanz nach Lust ver&u;ben,
Bei Tafel schwelgend f&u;&ss;le mit dem Lieben.
dame
La&ss;t mich hindurch! Zu gro&ss; sind meine Schmerzen,
Sie w&u;hlen siedend mir im tiefsten Herzen;
Bis gestern sucht' Er Heil in meinen Blicken,
Er schwatzt mit ihr und wendet mir den R&u;cken.
mephistopheles
Bedenklich ist es, aber h&o;re mich.
An ihn heran mu&ss;t du dich leise dr&u;chen;
Nimm diese Kohle, streich ihm einen Strich
Auf &A;rmel, Mantel, Schulter, wie sich's macht;
Er f&u;hlt im Herzen holden Reuestich.
Die Kohle doch mu&ss;t du sogleich verschlingen,
Nicht Wein, nicht Wasser an die Lippen bringen;
Er seufzt vor deiner T&u;r noch heute nacht.
dame
Ist doch kein Gift? +
mephistopheles
Respekt, wo sich's geb&u;hrt!
Weit m&u;&ss;tet Ihr nach solcher Kohle laufen;
Sie kommt von einem Scheiterhaufen,
Den wir sonst emsiger angesch&u;rt.
page
Ich bin verliebt, man h&a;lt mich nicht f&u;r voll.
mephistopheles
Ich wei&ss; nicht mehr, wohin ich h&o;ren soll.
M&u;&ss;t Euer Gl&u;ck nicht auf die J&u;ngste setzen.
Die Angejahrten wissen Euch zu sch&a;tzen. -
Schon wieder Neue! Welch ein harter Strau&ss;!
Ich helfe mir zuletzt mit Wahrheit aus;
Der schlechteste Behelf! Die Not ist gro&ss;. -
O M&u;tter, M&u;tter! La&ss;t nur Fausten los!
Die Lichter brennen tr&u;be schon im Saal,
Der ganze Hof bewegt sich auf einmal.
Anst&a;ndig seh' ich sie in Folge ziehn
Durch lange G&a;nge, ferne Galerien.
Nun! sie versammeln sich im weiten Raum
Des alten Rittersaals, er fa&ss;t sie kaum.
Auf breite W&a;nde Teppiche spendiert,
Mit R&u;stung Eck' und Nischen ausgeziert.
Hier braucht es, d&a;cht' ich, keine Zauberworte;
Die Geister finden sich von selbst zum Orte.
32 rittersaal
herold
Mein alt Gesch&a;ft, das Schauspiel anzuk&u;nden,
Verk&u;mmert mir der Geister heimlich Walten;
Vergebens wagt man, aus verst&a;ndigen Gr&u;nden
Sich zu erkl&a;ren das verworrene Schalten.
Die Sessel sind, die St&u;hle schon zur Hand;
Den Kaiser setzt man grade vor die Wand;
Auf den Tapeten mag er da die Schlachten
Der gro&ss;en Zeit bequemlichstens betrachten.
Hier sitzt nun alles, Herr und Hof im Runde,
Die B&a;nke dr&a;ngen sich im Hintergrunde;
Auch Liebchen hat, in d&u;stern Geisterstunden,
Zur Seite Liebchens lieblich Raum gefunden.
Und so, da alle schicklich Platz genommen,
Sind wir bereit; die Geister m&o;gen kommen!
astrolog
Beginne gleich das Drama seinen Lauf,
Der Herr befiehlt's, ihr W&a;nde tut euch auf!
Nichts hindert mehr, hier ist Magie zur Hand:
Die Teppiche schwinden, wie gerollt vom Brand;
Die Mauer spaltet sich, sie kehrt sich um,
Ein tief Theater scheint sich aufzustellen,
Geheimnisvoll ein Schein uns zu erhellen,
Und ich besteige das Proszenium.
mephistopheles
Von hier aus hoff' ich allgemeine Gunst,
Einbl&a;sereien sind des Teufels Redekunst.
Du kennst den Takt, in dem die Sterne gehn,
Und wirst mein Fl&u;stern meisterlich verstehn.
astrolog
Durch Wunderkraft erscheint allhier zur Schau,
Massiv genug, ein alter Tempelbau.
Dem Atlas gleich, der einst den Himmel trug,
Stehn reihenweis der S&a;ulen hier genug;
Sie m&o;gen wohl der Felsenlast gen&u;gen,
Da zweie schon ein gro&ss; Geb&a;ude tr&u;gen.
architekt
Das w&a;r' antik! Ich w&u;&ss;t' es nicht zu preisen,
Es sollte plump und &u;berl&a;stig hei&ss;en.
Roh nennt man edel, unbeh&u;lflich gro&ss;.
Schmalpfeiler lieb' ich, strebend, grenzenlos;
Spitzb&o;giger Zenit erhebt den Geist;
Solch ein Geb&a;u erbaut uns allermeist.
astrolog
Empfangt mit Ehrfurcht sterngeg&o;nnte Stunden;
Durch magisch Wort sei die Vernunft gebunden;
Dagegen weit heran bewege frei
Sich herrliche verwegne Phantasei.
Mit Augen schaut nun, was ihr k&u;hn begehrt,
Unm&o;glich ist's, drum eben glaubenswert.
astrolog
Im Priesterkleid, bekr&a;nzt, ein Wundermann,
Der nun vollbringt, was er getrost begann.
Ein Dreifu&ss; steigt mit ihm aus hohler Gruft,
Schon ahn' ich aus der Schale Weihrauchduft.
Er r&u;stet sich, das hohe Werk zu segnen;
Es kann fortan nur Gl&u;ckliches begegnen.
faust
In eurem Namen, M&u;tter, die ihr thront
Im Grenzenlosen, ewig einsam wohnt,
Und doch gesellig. Euer Haupt umschweben
Des Lebens Bilder, regsam, ohne Leben.
Was einmal war, in allem Glanz und Schein,
Es regt sich dort; denn es will ewig sein.
Und ihr verteilt es, allgewaltige M&a;chte,
Zum Zelt des Tages, zum Gew&o;lb der N&a;chte.
Die einen fa&ss;t des Lebens holder Lauf,
Die andern sucht der k&u;hne Magier auf;
In reicher Spende l&a;&ss;t er, voll Vertrauen,
Was jeder w&u;nscht, das Wunderw&u;rdige schauen.
astrolog
Der gl&u;hnde Schl&u;ssel r&u;hrt die Schale kaum,
Ein dunstiger Nebel deckt sogleich den Raum;
Er schleicht sich ein, er wogt nach Wolkenart,
Gedehnt, geballt, verschr&a;nkt, geteilt, gepaart.
Und nun erkennt ein Geister-Meisterst&u;ck!
So wie sie wandeln, machen sie Musik.
Aus luft'gen T&o;nen quillt ein Wei&ss;nichtwie,
Indem sie ziehn, wird alles Melodie.
Der S&a;ulenschaft, auch die Triglyphe klingt,
Ich glaube gar, der ganze Tempel singt.
Das Dunstige senkt sich; aus dem leichten Flor
Ein sch&o;ner J&u;ngling tritt im Takt hervor.
Hier schweigt mein Amt, ich brauch' ihn nicht zu nennen,
Wer sollte nicht den holden Paris kennen!
dame
O! welch ein Glanz aufbl&u;hender Jugendkraft!
zweite
Wie eine Pfirsche frisch und voller Saft!
dritte
Die fein gezognen, s&u;&ss; geschwollnen Lippen!
vierte
Du m&o;chtest wohl an solchem Becher nippen?
f&u;nfte
Er ist gar h&u;bsch, wenn auch nicht eben fein.
sechste
Ein bi&ss;chen k&o;nnt' er doch gewandter sein.
ritter
Den Sch&a;ferknecht glaub' ich allhier zu sp&u;ren,
Vom Prinzen nichts und nichts von Hofmanieren.
andrer
Eh nun! halb nackt ist wohl der Junge sch&o;n,
Doch m&u;&ss;ten wir ihn erst im Harnisch sehn!
dame
Er setzt sich nieder, weichlich, angenehm.
ritter
Auf seinem Scho&ss;e w&a;r' Euch wohl bequem?
andre
Er lehnt den Arm so zierlich &u;bers Haupt.
k&a;mmerer
Die Flegelei! Das find' ich unerlaubt!
dame
Ihr Herren wi&ss;t an allem was zu m&a;keln.
derselbe
In Kaisers Gegenwart sich hinzur&a;keln!
dame
Er stellt's nur vor! Er glaubt sich ganz allein.
derselbe
Das Schauspiel selbst, hier sollt' es h&o;flich sein.
dame
Sanft hat der Schlaf den Holden &u;bernommen.
derselbe
Er schnarcht nun gleich; nat&u;rlich ist's, vollkommen!
junge dame
Zum Weihrauchsdampf was duftet so gemischt,
Das mir das Herz zum innigsten erfrischt?
&a;ltere
F&u;rwahr! Es dringt ein Hauch tief ins Gem&u;te,
Er kommt von ihm! +
&a;lteste
Es ist des Wachstums Bl&u;te,
Im J&u;ngling als Ambrosia bereitet
Und atmosph&a;risch ringsumher verbreitet.
mephistopheles
Das w&a;r' sie denn! Vor dieser h&a;tt' ich Ruh';
H&u;bsch ist sie wohl, doch sagt sie mir nicht zu.
astrolog
F&u;r mich ist diesmal weiter nichts zu tun,
Als Ehrenmann gesteh', bekenn' ich's nun.
Die Sch&o;ne kommt, und h&a;tt' ich Feuerzungen! -
Von Sch&o;nheit ward von jeher viel gesungen -
Wem sie erscheint, wird aus sich selbst entr&u;ckt,
Wem sie geh&o;rte, ward zu hoch begl&u;ckt.
faust
Hab' ich noch Augen? Zeigt sich tief im Sinn
Der Sch&o;nheit Quelle reichlichstens ergossen?
Mein Schreckensgang bringt seligsten Gewinn.
Wie war die Welt mir nichtig, unerschlossen!
Was ist sie nun seit meiner Priesterschaft?
Erst w&u;nschenswert, gegr&u;ndet, dauerhaft!
Verschwinde mir des Lebens Atemkraft,
Wenn ich mich je von dir zur&u;ckgew&o;hne! -
Die Wohlgestalt, die mich voreinst entz&u;ckte,
In Zauberspiegelung begl&u;ckte,
War nur ein Schaumbild solcher Sch&o;ne! -
Du bist's, der ich die Regung aller Kraft,
Den Inbegriff der Leidenschaft,
Dir Neigung, Lieb', Anbetung, Wahnsinn zolle.
mephistopheles
So fa&ss;t Euch doch und fallt nicht aus der Rolle!
&a;ltere dame
Gro&ss;, wohlgestaltet, nur der Kopf zu klein.
j&u;ngere
Seht nur den Fu&ss;! Wie k&o;nnt' er plumper sein!
diplomat
F&u;rstinnen hab' ich dieser Art gesehn,
Mich deucht, sie ist vom Kopf zum Fu&ss;e sch&o;n.
hofmann
Sie n&a;hert sich dem Schl&a;fer listig mild.
dame
Wie h&a;&ss;lich neben jugendreinem Bild!
poet
Von ihrer Sch&o;nheit ist er angestrahlt.
dame
Endymion und Luna! wie gemalt!
derselbe
Ganz recht! Die G&o;ttin scheint herabzusinken,
Sie neigt sich &u;ber, seinen Hauch zu trinken;
Beneidenswert! - Ein Ku&ss;! - Das Ma&ss; ist voll.
duenna
Vor allen Leuten! Das ist doch zu toll!
faust
Furchtbare Gunst dem Knaben! - +
mephistopheles
Ruhig! still!
La&ss; das Gespenst doch machen was es will.
hofmann
Sie schleicht sich weg, leichtf&u;&ss;ig; er erwacht.
dame
Sie sieht sich um! Das hab' ich wohl gedacht.
hofmann
Er staunt! Ein Wunder ist's, was ihm geschieht.
dame
Ihr ist kein Wunder, was sie vor sich sieht.
hofmann
Mit Anstand kehrt sie sich zu ihm herum.
dame
Ich merke schon, sie nimmt ihn in die Lehre;
In solchem Fall sind alle M&a;nner dumm,
Er glaubt wohl auch, da&ss; er der erste w&a;re.
ritter
La&ss;t mir sie gelten! Majest&a;tisch fein! -
dame
Die Buhlerin! Das nenn' ich doch gemein!
page
Ich m&o;chte wohl an seiner Stelle sein!
hofmann
Wer w&u;rde nicht in solchem Netz gefangen?
dame
Das Kleinod ist durch manche Hand gegangen,
Auch die Verguldung ziemlich abgebraucht.
andre
Vom zehnten Jahr an hat sie nichts getaugt.
ritter
Gelegentlich nimmt jeder sich das Beste;
Ich hielte mich an diese sch&o;nen Reste.
gelahrter
Ich seh' sie deutlich, doch gesteh' ich frei:
Zu zweiflen ist, ob sie die rechte sei.
Die Gegenwart verf&u;hrt ins &U;bertriebne,
Ich halte mich vor allem ans Geschriebne.
Da les' ich denn, sie habe wirklich allen
Graub&a;rten Trojas sonderlich gefallen;
Und wie mich d&u;nkt, vollkommen pa&ss;t das hier:
Ich bin nicht jung, und doch gef&a;llt sie mir.
astrolog
Nicht Knabe mehr! Ein k&u;hner Heldenmann,
Umfa&ss;t er sie, die kaum sich wehren kann.
Gest&a;rkten Arms hebt er sie hoch empor,
Entf&u;hrt er sie wohl gar? +
faust
Verwegner Tor!
Du wagst! Du h&o;rst nicht! halt! das ist zu viel!
emphistopheles
Machst du's doch selbst, das Fratzengeisterspiel!
astrolog
Nur noch ein Wort! Nach allem, was geschah,
Nenn' ich das St&u;ck den Raub der Helena.
faust
Was Raub! Bin ich f&u;r nichts an dieser Stelle!
Ist dieser Schl&u;ssel nicht in meiner Hand!
Er f&u;hrte mich, durch Graus und Wog' und Welle
Der Einsamkeiten, her zum festen Strand.
Hier fass' ich Fu&ss;! Hier sind es Wirklichkeiten,
Von hier aus darf der Geist mit Geistern streiten,
Das Doppelreich, das gro&ss;e, sich bereiten.
So fern sie war, wie kann sie n&a;her sein!
Ich rette sie, und sie ist doppelt mein.
Gewagt! Ihr M&u;tter! M&u;tter! m&u;&ss;t's gew&a;hren!
Wer sie erkannt, der darf sie nicht entbehren.
astrolog
Was tust du, Fauste! Fauste! - Mit Gewalt
Fa&ss;t er sie an, schon tr&u;bt sich die Gestalt.
Den Schl&u;ssel kehrt er nach dem J&u;ngling zu,
Ber&u;hrt ihn! - Weh uns, Wehe! Nu! im Nu!
mephistopheles
Da habt ihr's nun! mit Narren sich beladen,
Das kommt zuletzt dem Teufel selbst zu Schaden.
GoeFaus2.2
33 hochgew&o;lbtes enges gotisches zimmer
mephistopheles
Hier lieg, Unseliger! verf&u;hrt
Zu schwergel&o;stem Liebesbande!
Wen Helena paralysiert,
Der kommt so leicht nicht zu Verstande.
Blick' ich hinauf, hierher, hin&u;ber,
Allunver&a;ndert ist es, unversehrt;
Die bunten Scheiben sind, so d&u;nkt mich, tr&u;ber,
Die Spinneweben haben sich vermehrt;
Die Tinte starrt, vergilbt ist das Papier;
Doch alles ist am Platz geblieben;
Sogar die Feder liegt noch hier,
Mit welcher Faust dem Teufel sich verschrieben.
Ja! tiefer in dem Rohre stockt
Ein Tr&o;pflein Blut, wie ich's ihm abgelockt.
Zu einem solchen einzigen St&u;ck
W&u;nscht' ich dem gr&o;&ss;ten Sammler Gl&u;ck.
Auch h&a;ngt der alte Pelz am alten Haken,
Erinnert mich an jene Schnaken,
Wie ich den Knaben einst belehrt,
Woran er noch vielleicht als J&u;ngling zehrt.
Es kommt mir wahrlich das Gel&u;sten,
Rauchwarme H&u;lle, dir vereint
Mich als Dozent noch einmal zu erbr&u;sten,
Wie man so v&o;llig recht zu haben meint.
Gelehrte wissen's zu erlangen,
Dem Teufel ist es l&a;ngst vergangen.
chor der insekten
Willkommen! willkommen,
Du alter Patron!
Wir schweben und summen
Und kennen dich schon.
Nur einzeln im stillen
Du hast uns gepflanzt;
Zu Tausenden kommen wir,
Vater, getanzt.
Der Schalk in dem Busen
Verbirgt sich so sehr,
Vom Pelze die L&a;uschen
Enth&u;llen sich eh'r.
mephistopheles
Wie &u;berraschend mich die junge Sch&o;pfung freut!
Man s&a;e nur, man erntet mit der Zeit.
Ich sch&u;ttle noch einmal den alten Flaus,
Noch eines flattert hier und dort hinaus. -
Hinauf! umher! in hunderttausend Ecken
Eilt euch, ihr Liebchen, zu verstecken.
Dort, wo die alten Schachteln stehn,
Hier im bebr&a;unten Pergamen,
In staubigen Scherben alter T&o;pfe,
Dem Hohlaug' jener Totenk&o;pfe.
In solchem Wust und Moderleben
Mu&ss; es f&u;r ewig Grillen geben.
Komm, decke mir die Schultern noch einmal!
Heut bin ich wieder Prinzipal.
Doch hilft es nichts, mich so zu nennen;
Wo sind die Leute, die mich anerkennen?
famulus
Welch ein T&o;nen! welch ein Schauer!
Treppe schwankt, es bebt die Mauer;
Durch der Fenster buntes Zittern
Seh' ich wetterleuchtend Wittern.
Springt das Estrich, und von oben
Rieselt Kalk und Schutt verschoben.
Und die T&u;re, fest verriegelt,
Ist durch Wunderkraft entsiegelt. -
Dort! Wie f&u;rchterlich! Ein Riese
Steht in Faustens altem Vliese!
Seinen Blicken, seinem Winken
M&o;cht' ich in die Kniee sinken.
Soll ich fliehen? Soll ich stehn?
Ach, wie wird es mir ergehn!
mephistopheles
Heran, mein Freund! - Ihr hei&ss;et Nikodemus.
famulus
Hochw&u;rdiger Herr! so ist mein Nam' - Oremus.
mephistopheles
Das lassen wir! +
famulus
Wie froh, da&ss; Ihr mich kennt!
mephistopheles
Ich wei&ss; es wohl, bejahrt und noch Student,
Bemooster Herr! Auch ein gelehrter Mann
Studiert so fort, weil er nicht anders kann.
So baut man sich ein m&a;&ss;ig Kartenhaus,
Der gr&o;&ss;te Geist baut's doch nicht v&o;llig aus.
Doch Euer Meister, das ist ein Beschlagner:
Wer kennt ihn nicht, den edlen Doktor Wagner,
Den Ersten jetzt in der gelehrten Welt!
Er ist's allein, der sie zusammenh&a;lt,
Der Weisheit t&a;glicher Vermehrer.
Allwi&ss;begierige Horcher, H&o;rer
Versammeln sich um ihn zuhauf.
Er leuchtet einzig vom Katheder;
Die Schl&u;ssel &u;bt er wie Sankt Peter,
Das Untre so das Obre schlie&ss;t er auf.
Wie er vor allen gl&u;ht und funkelt,
Kein Ruf, kein Ruhm h&a;lt weiter stand;
Selbst Faustus' Name wird verdunkelt,
Er ist es, der allein erfand.
famulus
Verzeiht, hochw&u;rdiger Herr! wenn ich Euch sage,
Wenn ich zu widersprechen wage:
Von allem dem ist nicht die Frage;
Bescheidenheit ist sein beschieden Teil.
Ins unbegreifliche Verschwinden
Des hohen Manns wei&ss; er sich nicht zu finden;
Von dessen Wiederkunft erfleht er Trost und Heil.
Das Zimmer, wie zu Doktor Faustus' Tagen,
Noch unber&u;hrt seitdem er fern,
Erwartet seinen alten Herrn.
Kaum wag' ich's, mich hereinzuwagen.
Was mu&ss; die Sternenstunde sein? -
Gem&a;uer scheint mir zu erbangen;
T&u;rpfosten bebten, Riegel sprangen,
Sonst kamt Ihr selber nicht herein.
mephistopheles
Wo hat der Mann sich hingetan?
F&u;hrt mich zu ihm, bringt ihn heran!
famulus
Ach! sein Verbot ist gar zu scharf,
Ich wei&ss; nicht, ob ich's wagen darf.
Monatelang, des gro&ss;en Werkes willen,
Lebt' er im allerstillsten Stillen.
Der zarteste gelehrter M&a;nner,
Er sieht aus wie ein Kohlenbrenner,
Geschw&a;rzt vom Ohre bis zur Nasen,
Die Augen rot vom Feuerblasen,
So lechzt er jedem Augenblick;
Geklirr der Zange gibt Musik.
mephistopheles
Sollt' er den Zutritt mir verneinen?
Ich bin der Mann, das Gl&u;ck ihm zu beschleunen.
Kaum hab' ich Posto hier gefa&ss;t,
Regt sich dort hinten, mir bekannt, ein Gast.
Doch diesmal ist er von den Neusten,
Er wird sich grenzenlos erdreusten.
baccalaureus
Tor und T&u;re find' ich offen!
Nun, da l&a;&ss;t sich endlich hoffen,
Da&ss; nicht, wie bisher, im Moder
Der Lebendige wie ein Toter
Sich verk&u;mmere, sich verderbe
Und am Leben selber sterbe.
Diese Mauern, diese W&a;nde
Neigen, senken sich zum Ende,
Und wenn wir nicht bald entweichen,
Wird uns Fall und Sturz erreichen.
Bin verwegen, wie nicht einer,
Aber weiter bringt mich keiner.
Doch was soll ich heut erfahren!
War's nicht hier, vor so viel Jahren,
Wo ich, &a;ngstlich und beklommen,
War als guter Fuchs gekommen?
Wo ich diesen B&a;rtigen traute,
Mich an ihrem Schnack erbaute?
Aus den alten B&u;cherkrusten
Logen sie mir, was sie wu&ss;ten,
Was sie wu&ss;ten, selbst nicht glaubten,
Sich und mir das Leben raubten.
Wie? - Dort hinten in der Zelle
Sitzt noch einer dunkel-helle!
Nahend seh' ich's mit Erstaunen,
Sitzt er noch im Pelz, dem braunen,
Wahrlich, wie ich ihn verlie&ss;,
Noch geh&u;llt im rauhen Vlies!
Damals schien er zwar gewandt,
Als ich ihn noch nicht verstand.
Heute wird es nichts verfangen,
Frisch an ihn herangegangen!
Wenn, alter Herr, nicht Lethes tr&u;be Fluten
Das schiefgesenkte, kahle Haupt durchschwommen,
Seht anerkennend hier den Sch&u;ler kommen,
Entwachsen akademischen Ruten.
Ich find' Euch noch, wie ich Euch sah;
Ein anderer bin ich wieder da.
mephistopheles
Mich freut, da&ss; ich Euch hergel&a;utet.
Ich sch&a;tzt' Euch damals nicht gering;
Die Raupe schon, die Chrysalide deutet
Den k&u;nftigen bunten Schmetterling.
Am Lockenkopf und Spitzenkragen
Empfandet Ihr ein kindliches Behagen. -
Ihr trugt wohl niemals einen Zopf? -
Heut schau' ich Euch im Schwedenkopf.
Ganz resolut und wacker seht Ihr aus;
Kommt nur nicht absolut nach Haus.
baccalaureus
Mein alter Herr! Wir sind am alten Orte;
Bedenkt jedoch erneuter Zeiten Lauf
Und sparet doppelsinnige Worte;
Wir passen nun ganz anders auf.
Ihr h&a;nseltet den guten treuen Jungen;
Das ist Euch ohne Kunst gelungen,
Was heutzutage niemand wagt.
mephistopheles
Wenn man der Jugend reine Wahrheit sagt,
Die gelben Schn&a;beln keineswegs behagt,
Sie aber hinterdrein nach Jahren
Das alles derb an eigner Haut erfahren,
Dann d&u;nkeln sie, es k&a;m' aus eignem Schopf;
Da hei&ss;t es denn: der Meister war ein Tropf.
baccalaureus
Ein Schelm vielleicht! - denn welcher Lehrer spricht
Die Wahrheit uns direkt ins Angesicht?
Ein jeder wei&ss; zu mehren wie zu mindern,
Bald ernst, bald heiter klug zu frommen Kindern.
mephistopheles
Zum Lernen gibt es freilich eine Zeit;
Zum Lehren seid Ihr, merk' ich, selbst bereit.
Seit manchen Monden, einigen Sonnen
Erfahrungsf&u;lle habt Ihr wohl gewonnen.
baccalaureus
Erfahrungswesen! Schaum und Dust!
Und mit dem Geist nicht ebenb&u;rtig.
Gesteht! was man von je gewu&ss;t,
Es ist durchaus nicht wissensw&u;rdig.
mephistopheles
Mich deucht es l&a;ngst. Ich war ein Tor,
Nun komm' ich mir recht schal und albern vor.
bacc
Das freut mich sehr! Da h&o;r' ich doch Verstand;
Der erste Greis, den ich vern&u;nftig fand!
mephistopheles
Ich suchte nach verborgen-goldnem Schatze,
Und schauerliche Kohlen trug ich fort.
baccalaureus
Gesteht nur, Euer Sch&a;del, Eure Glatze
Ist nicht mehr wert als jene hohlen dort?
mephistopheles
Du wei&ss;t wohl nicht, mein Freund, wie grob du bist?
baccalaureus
Im Deutschen l&u;gt man, wenn man h&o;flich ist.
mephistopheles
Hier oben wird mir Licht und Luft benommen;
Ich finde wohl bei euch ein Unterkommen?
baccalaureus
Anma&ss;lich find' ich, da&ss; zur schlechtsten Frist
Man etwas sein will, wo man nichts mehr ist.
Des Menschen Leben lebt im Blut, und wo
Bewegt das Blut sich wie im J&u;ngling so?
Das ist lebendig Blut in frischer Kraft,
Das neues Leben sich aus Leben schafft.
Da regt sich alles, da wird was getan,
Das Schwache f&a;llt, das T&u;chtige tritt heran.
Indessen wir die halbe Welt gewonnen,
Was habt Ihr denn getan? genickt, gesonnen,
Getr&a;umt, erwogen, Plan und immer Plan.
Gewi&ss;! das Alter ist ein kaltes Fieber
Im Frost von grillenhafter Not.
Hat einer drei&ss;ig Jahr vor&u;ber,
So ist er schon so gut wie tot.
Am besten w&a;r's, euch zeitig totzuschlagen.
mephistopheles
Der Teufel hat hier weiter nichts zu sagen.
bacc
Wenn ich nicht will, so darf kein Teufel sein.
mephistopheles
Der Teufel stellt dir n&a;chstens doch ein Bein.
baccalaureus
Dies ist der Jugend edelster Beruf!
Die Welt, sie war nicht, eh' ich sie erschuf;
Die Sonne f&u;hrt' ich aus dem Meer herauf;
Mit mir begann der Mond des Wechsels Lauf;
Da schm&u;ckte sich der Tag auf meinen Wegen,
Die Erde gr&u;nte, bl&u;hte mir entgegen.
Auf meinen Wink, in jener ersten Nacht,
Entfaltete sich aller Sterne Pracht.
Wer, au&ss;er mir, entband euch aller Schranken
Philisterhaft einklemmender Gedanken?
Ich aber frei, wie mir's im Geiste spricht,
Verfolge froh mein innerliches Licht,
Und wandle rasch, im eigensten Entz&u;cken,
Das Helle vor mir, Finsternis im R&u;cken.
mephistopheles
Original, fahr hin in deiner Pracht! -
Wie w&u;rde dich die Einsicht kr&a;nken:
Wer kann was Dummes, wer was Kluges denken,
Das nicht die Vorwelt schon gedacht? -
Doch sind wir auch mit diesem nicht gef&a;hrdet,
In wenig Jahren wird es anders sein:
Wenn sich der Most auch ganz absurd geb&a;rdet,
Es gibt zuletzt doch noch e' Wein.
[Ihr bleibt bei meinem Worte kalt,
[Euch guten Kindern la&ss; ich's gehen;
Bedenkt: der Teufel, der ist alt,
So werdet alt, ihn zu verstehen!
34 laboratorium
wagner
Die Glocke t&o;nt, die f&u;rchterliche,
Durchschauert die beru&ss;ten Mauern.
Nicht l&a;nger kann das Ungewisse
Der ernstesten Erwartung dauern.
Schon hellen sich die Finsternisse;
Schon in der innersten Phiole
Ergl&u;ht es wie lebendige Kohle,
Ja wie der herrlichste Karfunkel,
Verstrahlend Blitze durch das Dunkel.
Ein helles wei&ss;es Licht erscheint!
O da&ss; ich's diesmal nicht verliere! -
Ach Gott! was rasselt an der T&u;re?
mephistopheles
Willkommen! es ist gut gemeint.
wagner
Willkommen zu dem Stern der Stunde!
Doch haltet Wort und Atem fest im Munde,
Ein herrlich Werk ist gleich zustand gebracht.
mephistopheles
Was gibt es denn? +
wagner
Es wird ein Mensch gemacht.
mephistopheles
Ein Mensch? Und welch verliebtes Paar
Habt ihr ins Rauchloch eingeschlossen?
wagner
Beh&u;te Gott! wie sonst das Zeugen Mode war,
Erkl&a;ren wir f&u;r eitel Possen.
Der zarte Punkt, aus dem das Leben sprang,
Die holde Kraft, die aus dem Innern drang
Und nahm und gab, bestimmt sich selbst zu zeichnen,
Erst N&a;chstes, dann sich Fremdes anzueignen,
Die ist von ihrer W&u;rde nun entsetzt;
Wenn sich das Tier noch weiter dran ergetzt,
So mu&ss; der Mensch mit seinen gro&ss;en Gaben
Doch k&u;nftig h&o;hern, h&o;hern Ursprung haben.
Es leuchtet! seht! - Nun l&a;&ss;t sich wirklich hoffen,
Da&ss;, wenn wir aus viel hundert Stoffen
Durch Mischung - denn auf Mischung kommt es an -
Den Menschenstoff gem&a;chlich komponieren,
In einen Kolben verlutieren
Und ihn geh&o;rig kohobieren,
So ist das Werk im stillen abgetan.
Es wird! die Masse regt sich klarer!
Die &U;berzeugung wahrer, wahrer:
Was man an der Natur Geheimnisvolles pries,
Das wagen wir verst&a;ndig zu probieren,
Und was sie sonst organisieren lie&ss;,
Das lassen wir kristallisieren.
mephistopheles
Wer lange lebt, hat viel erfahren,
[Nichts Neues kann f&u;r ihn auf dieser Welt geschehn.
Ich habe schon in meinen Wanderjahren
Kristallisiertes Menschenvolk gesehn.
wagner
Es steigt, es blitzt, es h&a;uft sich an,
Im Augenblick ist es getan.
Ein gro&ss;er Vorsatz scheint im Anfang toll;
Doch wollen wir des Zufalls k&u;nftig lachen,
Und so ein Hirn, das trefflich denken soll,
Wird k&u;nftig auch ein Denker machen.
Das Glas erklingt von lieblicher Gewalt,
Es tr&u;bt, es kl&a;rt sich; also mu&ss; es werden!
Ich seh' in zierlicher Gestalt
Ein artig M&a;nnlein sich geb&a;rden.
Was wollen wir, was will die Welt nun mehr?
Denn das Geheimnis liegt am Tage.
Gebt diesem Laute nur Geh&o;r,
Er wird zur Stimme, wird zur Sprache.
homunculus
Nun V&a;terchen! wie steht's? es war kein Scherz.
Komm, dr&u;cke mich recht z&a;rtlich an dein Herz!
Doch nicht zu fest, damit das Glas nicht springe.
Das ist die Eigenschaft der Dinge:
Nat&u;rlichem gen&u;gt das Weltall kaum,
Was k&u;nstlich ist, verlangt geschlo&ss;nen Raum.
Du aber, Schalk, Herr Vetter, bist du hier
Im rechten Augenblick? ich danke dir.
Ein gut Geschick f&u;hrt dich zu uns herein;
Dieweil ich bin, mu&ss; ich auch t&a;tig sein.
Ich m&o;chte mich sogleich zur Arbeit sch&u;rzen.
Du bist gewandt, die Wege mir zu k&u;rzen.
wagner
Nur noch ein Wort! Bisher mu&ss;t' ich mich sch&a;men,
Denn alt und jung best&u;rmt mich mit Problemen.
Zum Beispiel nur: noch niemand konnt' es fassen,
Wie Seel' und Leib so sch&o;n zusammenpassen,
So fest sich halten, als um nie zu scheiden,
Und doch den Tag sich immerfort verleiden.
Sodann - +
mephistopheles
Halt ein! ich wollte lieber fragen:
Warum sich Mann und Frau so schlecht vertragen?
Du kommst, mein Freund, hier&u;ber nie ins reine.
Hier gibt's zu tun, das eben will der Kleine.
homunculus
Was gibt's zu tun? +
mephistopheles
Hier zeige deine Gabe!
wagner
F&u;rwahr, du bist ein allerliebster Knabe!
homunculus
Bedeutend! - +
Sch&o;n umgeben! - Klar Gew&a;sser
Im dichten Haine! Fraun, die sich entkleiden,
Die allerliebsten! - Das wird immer besser.
Doch eine l&a;&ss;t sich gl&a;nzend unterscheiden,
Aus h&o;chstem Helden-, wohl aus G&o;tterstamme.
Sie setzt den Fu&ss; in das durchsichtige Helle;
Des edlen K&o;rpers holde Lebensflamme
K&u;hlt sich im schmiegsamen Kristall der Welle. -
Doch welch Get&o;se rasch bewegter Fl&u;gel,
Welch Sausen, Pl&a;tschern w&u;hlt im glatten Spiegel?
Die M&a;dchen fliehn versch&u;chtert; doch allein
Die K&o;nigin, sie blickt gelassen drein
Und sieht mit stolzem weiblichem Vergn&u;gen
Der Schw&a;ne F&u;rsten ihrem Knie sich schmiegen,
Zudringlich-zahm. Er scheint sich zu gew&o;hnen. -
Auf einmal aber steigt ein Dunst empor
Und deckt mit dichtgewebtem Flor
Die lieblichste von allen Szenen.
mephistopheles
Was du nicht alles zu erz&a;hlen hast!
So klein du bist, so gro&ss; bist du Phantast.
Ich sehe nichts - +
homunculus
Das glaub' ich. Du aus Norden,
Im Nebelalter jung geworden,
Im Wust von Rittertum und Pf&a;fferei,
Wo w&a;re da dein Auge frei!
Im D&u;stern bist du nur zu Hause.
Verbr&a;unt Gestein, bemodert, widrig,
Spitzb&o;gig, schn&o;rkelhaftest, niedrig! -
Erwacht uns dieser, gibt es neue Not,
Er bleibt gleich auf der Stelle tot.
Waldquellen, Schw&a;ne, nackte Sch&o;nen,
Das war sein ahnungsvoller Traum;
Wie wollt' er sich hierher gew&o;hnen!
Ich, der Bequemste, duld' es kaum.
Nun fort mit ihm! +
mephistopheles
Der Ausweg soll mich freuen.
homunculus
Befiehl den Krieger in die Schlacht,
Das M&a;dchen f&u;hre du zum Reihen,
So ist gleich alles abgemacht.
Jetzt eben, wie ich schnell bedacht,
Ist klassische Walpurgisnacht;
Das Beste, was begegnen k&o;nnte.
Bringt ihn zu seinem Elemente!
mephistopheles
Dergleichen hab' ich nie vernommen.
homunculus
Wie wollt' es auch zu euren Ohren kommen?
Romantische Gespenster kennt ihr nur allein;
Ein echt Gespenst, auch klassisch hat's zu sein.
mephistopheles
Wohin denn aber soll die Fahrt sich regen?
Mich widern schon antikische Kollegen.
homunculus
Nordwestlich, Satan, ist dein Lustrevier,
S&u;d&o;stlich diesmal aber segeln wir -
An gro&ss;er Fl&a;che flie&ss;t Peneios frei,
Umbuscht, umbaumt, in still- und feuchten Buchten;
Die Ebne dehnt sich zu der Berge Schluchten,
Und oben liegt Pharsalus, alt und neu.
mephistopheles
O weh! hinweg! und la&ss;t mir jene Streite
Von Tyrannei und Sklaverei beiseite.
Mich langeweilt's; denn kaum ist's abgetan,
So fangen sie von vorne wieder an;
Und keiner merkt: er ist doch nur geneckt
Vom Asmodeus, der dahinter steckt.
Sie streiten sich, so hei&ss;t's, um Freiheitsrechte;
Genau besehn, sind's Knechte gegen Knechte.
homunculus
Den Menschen la&ss; ihr widerspenstig Wesen,
Ein jeder mu&ss; sich wehren, wie er kann,
Vom Knaben auf, so wird's zuletzt ein Mann.
Hier fragt sich's nur, wie dieser kann genesen.
Hast du ein Mittel, so erprob' es hier,
Vermagst du's nicht, so &u;berla&ss; es mir.
mephistopheles
Manch Brockenst&u;ckchen w&a;re durchzuproben,
Doch Heidenriegel find' ich vorgeschoben.
Das Griechenvolk, es taugte nie recht viel!
Doch blendet's euch mit freiem Sinnenspiel,
Verlockt des Menschen Brust zu heitern S&u;nden;
Die unsern wird man immer d&u;ster finden.
Und nun, was soll's? +
homunculus
Du bist ja sonst nicht bl&o;de;
Und wenn ich von thessalischen Hexen rede,
So denk' ich, hab' ich was gesagt.
mephistopheles
Thessalische Hexen! Wohl! das sind Personen,
Nach denen hab' ich lang' gefragt.
Mit ihnen Nacht f&u;r Nacht zu wohnen,
Ich glaube nicht, da&ss; es behagt;
Doch zum Besuch, Versuch - +
homunculus
Den Mantel her,
Und um den Ritter umgeschlagen!
Der Lappen wird euch, wie bisher,
Den einen mit dem andern tragen;
Ich leuchte vor. +
wagner
Und ich? +
homunculus
Eh nun,
Du bleibst zu Hause, Wichtigstes zu tun.
Entfalte du die alten Pergamente,
Nach Vorschrift sammle Lebenselemente
Und f&u;ge sie mit Vorsicht eins ans andre.
Das Was bedenke, mehr bedenke Wie.
Indessen ich ein St&u;ckchen Welt durchwandre,
Entdeck' ich wohl das T&u;pfchen auf das i.
Dann ist der gro&ss;e Zweck erreicht;
Solch einen Lohn verdient ein solches Streben:
Gold, Ehre, Ruhm, gesundes langes Leben,
Und Wissenschaft und Tugend - auch vielleicht.
Leb wohl! +
wagner
Leb wohl! Das dr&u;ckt das Herz mir nieder.
Ich f&u;rchte schon, ich seh' dich niemals wieder.
mephistopheles
Nun zum Peneios frisch hinab!
Herr Vetter ist nicht zu verachten.
Am Ende h&a;ngen wir doch ab
Von Kreaturen, die wir machten.
35 klassische walpurgisnacht pharsalische felder
erichtho
Zum Schauderfeste dieser Nacht, wie &o;fter schon,
Tret' ich einher, Erichtho, ich, die d&u;stere;
Nicht so abscheulich, wie die leidigen Dichter mich
Im &U;berma&ss; verl&a;stern. . . Endigen sie doch nie
In Lob und Tadel. . . &U;berbleicht erscheint mir schon
Von grauer Zelten Woge weit das Tal dahin,
Als Nachgesicht der sorg- und grauenvollsten Nacht.
Wie oft schon wiederholt' sich's! wird sich immerfort
Ins Ewige wiederholen. . . Keiner g&o;nnt das Reich
Dem andern; dem g&o;nnt's keiner, der's mit Kraft erwarb
Und kr&a;ftig herrscht. Denn jeder, der sein innres Selbst
Nicht zu regieren wei&ss;, regierte gar zu gern
Des Nachbars Willen, eignem stolzem Sinn gem&a;&ss;. . .
Hier aber ward ein gro&ss;es Beispiel durchgek&a;mpft:
Wie sich Gewalt Gewaltigerem entgegenstellt,
Der Freiheit holder, tausendblumiger Kranz zerrei&ss;t,
Der starre Lorbeer sich ums Haupt des Herrschers biegt.
Hier tr&a;umte Magnus fr&u;her Gr&o;&ss;e Bl&u;tentag,
Dem schwanken Z&u;nglein lauschend wachte C&a;sar dort!
Das wird sich messen. Wei&ss; die Welt doch, wem's gelang.
Wachfeuer gl&u;hen, rote Flammen spendende,
Der Boden haucht vergo&ss;nen Blutes Widerschein,
Und angelockt von seltnem Wunderglanz der Nacht,
Versammelt sich hellenischer Sage Legion.
Um alle Feuer schwankt unsicher oder sitzt
Behaglich alter Tage fabelhaft Gebild. . .
Der Mond, zwar unvollkommen, aber leuchtend hell,
Erhebt sich, milden Glanz verbreitend &u;berall;
Der Zelten Trug verschwindet, Feuer brennen blau.
Doch &u;ber mir! welch unerwartet Meteor?
Es leuchtet und beleuchtet k&o;rperlichen Ball.
Ich wittre Leben. Da geziemen will mir's nicht,
Lebendigem zu nahen, dem ich sch&a;dlich bin;
Das bringt mir b&o;sen Ruf und frommt mir nicht.
Schon sinkt es nieder. Weich' ich aus mit Wohlbedacht!
homunculus
Schwebe noch einmal die Runde
&U;ber Flamm- und Schaudergrauen;
Ist es doch in Tal und Grunde
Gar gespenstisch anzuschauen.
mephistopheles
Seh' ich, wie durchs alte Fenster
In des Nordens Wust und Graus,
Ganz abscheuliche Gespenster,
Bin ich hier wie dort zu Haus.
homunculus
Sieh! da schreitet eine Lange
Weiten Schrittes vor uns hin.
mephistopheles
Ist es doch, als w&a;r' ihr bange;
Sah uns durch die L&u;fte ziehn.
homunculus
La&ss; sie schreiten! setz ihn nieder,
Deinen Ritter, und sogleich
Kehret ihm das Leben wieder,
Denn er sucht's im Fabelreich.
faust
Wo ist sie?- +
homunculus
W&u;&ss;ten's nicht zu sagen,
Doch hier wahrscheinlich zu erfragen.
In Eile magst du, eh' es tagt,
Von Flamm' zu Flamme sp&u;rend gehen:
Wer zu den M&u;ttern sich gewagt,
Hat weiter nichts zu &u;berstehen.
mephistopheles
Auch ich bin hier an meinem Teil;
Doch w&u;&ss;t' ich Besseres nicht zu unserm Heil,
Als: jeder m&o;ge durch die Feuer
Versuchen sich sein eigen Abenteuer.
Dann, um uns wieder zu vereinen,
La&ss; deine Leuchte, Kleiner, t&o;nend scheinen.
homunculus
So soll es blitzen, soll es klingen.
Nun frisch zu neuen Wunderdingen!
faust
Wo ist sie?- Frage jetzt nicht weiter nach. . .
W&a;r's nicht die Scholle, die sie trug,
Die Welle nicht, die ihr entgegenschlug,
So ist's die Luft, die ihre Sprache sprach.
Hier! durch ein Wunder, hier in Griechenland!
Ich f&u;hlte gleich den Boden, wo ich stand;
Wie mich, den Schl&a;fer, frisch ein Geist durchgl&u;hte,
So steh' ich, ein Ant&a;us an Gem&u;te.
Und find' ich hier das Seltsamste beisammen,
Durchforsch' ich ernst dies Labyrinth der Flammen.
36 am oberen peneios
mephistopheles
Und wie ich diese Feuerchen durchschweife,
So find' ich mich doch ganz und gar entfremdet,
Fast alles nackt, nur hie und da behemdet:
Die Sphinxe schamlos, unversch&a;mt die Greife,
Und was nicht alles, lockig und befl&u;gelt,
Von vorn und hinten sich im Auge spiegelt. . .
Zwar sind auch wir von Herzen unanst&a;ndig,
Doch das Antike find' ich zu lebendig;
Das m&u;&ss;te man mit neustem Sinn bemeistern
Und mannigfaltig modisch &u;berkleistern. . .
Ein widrig Volk! Doch darf mich's nicht verdrie&ss;en,
Als neuer Gast anst&a;ndig sie zu gr&u;&ss;en. . .
Gl&u;chzu den sch&o;nen Fraun, den klugen Greisen!
greif
Nicht Greisen! Greifen! - Niemand h&o;rt es gern,
Da&ss; man ihn Greis nennt. Jedem Worte klingt
Der Ursprung nach, wo es sich her bedingt:
Grau, gr&a;mlich, griesgram, greulich, Gr&a;ber, grimmig,
Etymologisch gleicherweise stimmig, +
Verstimmen uns.
mephistopheles
Und doch, nicht abzuschweifen,
Gef&a;allt das Grei im Ehrentitel Greifen.
greif
Nat&u;rlich! Die Verwandtschaft ist erprobt,
Zwar oft gescholten, mehr jedoch gelobt;
Man greife nun nach M&a;dchen, Kronen, Gold,
Dem Greifenden ist meist Fortuna hold.
ameisen
Ihr sprecht von Gold, wir hatten viel gesammelt,
In Fels- und H&o;hlen heimlich eingerammelt;
Das Arimaspen-Volk hat's ausgesp&u;rt,
Sie lachen dort, wie weit sie's weggef&u;hrt.
greife
Wir wollen sie schon zum Gest&a;ndnis bringen.
arimaspen
Nur nicht zur freien Jubelnacht.
Bis morgen ist's alles durchgebracht,
Es wird uns diesmal wohl gelingen.
mephistopheles
Wie leicht und gern ich mich hierher gew&o;hne,
Denn ich verstehe Mann f&u;r Mann.
sphinx
Wir hauchen unsre Geistert&o;ne,
Und ihr verk&o;rpert sie alsdann.
Jetzt nenne dich, bis wir dich weiter kennen.
mephistopheles
Mit vielen Namen glaubt man mich zu nennen -
Sind Briten hier? Sie reisen sonst so viel,
Schlachtfeldern nachzusp&u;ren, Wasserf&a;llen,
Gest&u;rzten Mauern, klassisch dumpfen Stellen;
Das w&a;re hier f&u;r sie ein w&u;rdig Ziel.
Sie zeugten auch: Im alten B&u;hnenspiel
Sah man mich dort als old Iniquity.
sphinx
Wie kam man drauf? +
mephistopheles
Ich wei&ss; es selbst nicht wie.
sphinx
Mag sein! Hast du von Sternen einige Kunde?
Was sagst du zu der gegenw&a;rt'gen Stunde?
mephistopheles
Stern schie&ss;t nach Stern, beschnittner Mond scheint helle,
Und mir ist wohl an dieser trauten Stelle,
Ich w&a;rme mich an deinem L&o;wenfelle.
Hinauf sich zu versteigen, w&a;r' zum Schaden;
Gib R&a;tsel auf, gib allenfalls Scharaden.
sphinx
Sprich nur dich selbst aus, wird schon R&a;tsel sein.
Versuch einmal, dich innigst aufzul&o;sen:
"Dem frommen Manne n&o;tig wie dem b&o;sen,
Dem ein Plastron, aszetisch zu rapieren,
Kumpan dem andern, Tolles zu vollf&u;hren,
Und beides nur, um Zeus zu am&u;sieren."
erster greif
Den mag ich nicht! +
zweiter greif
Was will uns der?
beide
Der Garstige geh&o;ret nicht hierher!
mephistopheles
Du glaubst vielleicht, des Gastes N&a;gel krauen
Nicht auch so gut wie deine scharfen Klauen?
Versuch's einmal! +
sphinx
Du magst nur immer bleiben,
Wird dich's doch selbst aus unsrer Mitte treiben;
In deinem Lande tust dir was zugute,
Doch, irr' ich nicht, hier ist dir schlecht zumute.
mephistopheles
Du bist recht appetitlich oben anzuschauen,
Doch unten hin die Bestie macht mir Grauen.
sphinx
Du Falscher kommst zu deiner bittern Bu&ss;e,
Denn unsre Tatzen sind gesund;
Dir mit verschrumpftem Pferdefu&ss;e
Behagt es nicht in unserem Bund.
mephistopheles
Wer sind die V&o;gel, in den &A;sten
Des Pappelstromes hingewiegt?
sphinx
Gewahrt euch nur! Die Allerbesten
Hat solch ein Singsang schon besiegt.
sirenen
Ach was wollt ihr euch verw&o;hnen
In dem H&a;&ss;lich-Wunderbaren!
Horcht, wir kommen hier zu Scharen
Und in wohlgestimmten T&o;nen;
So geziemet es Sirenen.
sphinxe
N&o;tigt sie, herabzusteigen!
Sie verbergen in den Zweigen
Ihre garstigen Habichtskrallen,
Euch verderblich anzufallen,
Wenn ihr euer Ohr verleiht.
sirenen
Weg das Hassen! weg das Neiden!
Sammeln wir die klarsten Freuden,
Unterm Himmel ausgestreut!
Auf dem Wasser, auf der Erde
Sei's die heiterste Geb&a;rde,
Die man dem Willkommnen beut.
mephistipheles
Das sind die saubern Neuigkeiten,
Wo aus der Kehle, von den Saiten
Ein Ton sich um den andern flicht.
Das Trallern ist bei mir verloren:
Es krabbelt wohl mir um die Ohren,
Allein zum Herzen dringt es nicht.
sphinxe
Sprich nicht vom Herzen! das ist eitel;
Ein lederner verschrumpfter Beutel,
Das pa&ss;t dir eher zu Gesicht.
faust
Wie wunderbar! das Anschaun tut mir Gn&u;ge,
Im Widerw&a;rtigen gro&ss;e, t&u;chtige Z&u;ge.
Ich ahne schon ein g&u;nstiges Geschick;
Wohin versetzt mich dieser ernste Blick?
Vor solchen hat einst &O;dipus gestanden;
Vor solchen kr&u;mmte sich Uly&ss; in h&a;nfnen Banden;
Von solchen ward der h&o;chste Schatz gespart,
Von diesen treu und ohne Fehl bewahrt.
Vom frischen Geiste f&u;hl' ich mich durchdrungen;
Gestalten gro&ss;, gro&ss; die Erinnerungen.
mephistopheles
Sonst h&a;ttest du dergleichen weggeflucht,
Doch jetzo scheint es dir zu frommen;
Denn wo man die Geliebte sucht,
Sind Ungeheuer selbst willkommen.
faust
Ihr Frauenbilder m&u;&ss;t mir Rede stehn:
Hat eins der Euren Helena gesehn?
sphinxe
Wir reichen nicht hinauf zu ihren Tagen,
Die letztesten hat Herkules erschlagen.
Von Chiron k&o;nntest du's erfragen;
Der sprengt herum in dieser Geisternacht;
Wenn er dir steht, so hast du's weit gebracht.
sirenen
Sollte dir's doch auch nicht fehlen!. . .
Wie Uly&ss; bei uns verweilte,
Schm&a;hend nicht vor&u;bereilte,
Wu&ss;t' er vieles zu erz&a;hlen;
W&u;rden alles dir vertrauen,
Wolltest du zu unsern Gauen
Dich ans gr&u;ne Meer verf&u;gen.
sphinx
La&ss; dich, Elder, nicht betr&u;gen.
Statt da&ss; Uly&ss; sich binden lie&ss;,
La&ss; unsern guten Rat dich binden;
Kannst du den hohen Chiron finden,
Erf&a;hrst du, was ich dir verhie&ss;.
mephistopheles
Was kr&a;chzt vorbei mit Fl&u;gelschlag?
So schnell, da&ss; man's nicht sehen mag,
Und immer eins dem andern nach,
Den J&a;ger w&u;rden sie erm&u;den.
sphinx
Dem Sturm des Winterwinds vergleichbar,
Alcides' Pfeilen kaum erreichbar;
Es sind die raschen Stymphaliden,
Und wohlgemeint ihr Kr&a;chzegru&ss;,
Mit Geierschnabel und G&a;nsefu&ss;.
Sie m&o;chten gern in unsern Kreisen
Als Stammverwandte sich erweisen.
mephistopheles
Noch andres Zeug zischt zwischen drein.
sphinx
Vor diesen sei Euch ja nicht bange!
Es sind die K&o;pfe der lern&a;ischen Schlange,
Vom Rumpf getrennt, und glauben was zu sein.
Doch sagt, was soll nur aus Euch werden?
Was f&u;r unruhige Geb&a;rden?
Wo wollt Ihr hin? Begebt Euch fort!. . .
Ich sehe, jener Chorus dort
Macht Euch zum Wendehals. Bezwingt Euch nicht,
Geht hin! begr&u;&ss;t manch reizendes Gesicht!
Die Lamien sind's, lustfeine Dirnen,
Mit L&a;chelmund und frechen Stirnen,
Wie sie dem Satyrvolk behagen;
Ein Bocksfu&ss; darf dort alles wagen.
mephistopheles
Ihr bleibt doch hier? da&ss; ich euch wiederfinde.
sphinxe
Ja! Mische dich zum luftigen Gesinde.
Wir, von &A;gypten her, sind l&a;ngst gewohnt,
Da&ss; unsereins in tausend Jahre thront.
Und respektiert nur unsre Lage,
So regeln wir die Mond- und Sonnentage.
Sitzen vor den Pyramiden,
Zu der V&o;lker Hochgericht;
&U;berschwemmung, Krieg und Frieden -
Und verziehen kein Gesicht.
37 am untern peneios
peneios
Rege dich, du Schilfgefl&u;ster!
Hauche leise, Rohregeschwister,
S&a;uselt, leichte Weidenstr&a;uche,
Lispelt, Pappelzitterzweige,
Unterbrochnen Tr&a;umen zu!. . .
Weckt mich doch ein grauslich Wittern,
Heimlich allbewegend Zittern
Aus dem Wallestrom und Ruh'.
faust
H&o;r' ich recht, so mu&ss; ich glauben:
Hinter den verschr&a;nkten Lauben
Dieser Zweige, dieser Stauden
T&o;nt ein menschen&a;hnlichs Lauten.
Scheint die Welle doch ein Schw&a;tzen,
L&u;ftein wie - ein Scherzergetzen.
nymphen
Am besten gesch&a;h' dir,
Du legtest dich nieder,
Erholtest im K&u;hlen
Erm&u;dete Glieder,
Gen&o;ssest der immer
Dich meidenden Ruh;
Wir s&a;useln, wir rieseln,
Wir fl&u;stern dir zu.
faust
Ich wache ja! O la&ss;t sie walten,
Die unvergleichlichen Gestalten,
Wie sie dorthin mein Auge schickt.
So wunderbar bin ich durchdrungen!
Sind'd Tr&a;ume? Sind's Erinnerungen?
Schon einmal warst du so begl&u;ckt.
Gew&a;sser schleichen durch die Frische
Der dichten, sanft bewegten B&u;sche,
Nicht rauschen sie, sie rieseln kaum;
Von allen Seiten hundert Quellen
Vereinen sich im reinlich hellen,
Zum Bade flach vertieften Raum.
Gesunde junge Frauenglieder,
Vom feuchten Spiegel doppelt wieder
Ergetztem Auge zugebracht!
Gesellig dann und fr&o;hlich badend,
Erdreistet schwimmend, furchtsam watend;
Geschrei zuletzt und Wasserschlacht.
Begn&u;gen sollt' ich mich an diesen,
Mein Auge sollte hier genie&ss;en,
Doch immer weiter strebt mein Sinn.
Der Blick dringt scharf nach jener H&u;lle,
Das reiche Laub der gr&u;nen F&u;lle
Verbirgt die hohe K&o;nigin.
Wundersam! auch Schw&a;ne kommen
Aus den Buchten hergeschwommen,
Majest&a;tisch rein bewegt.
Ruhig schwebend, zart gesellig,
Aber stolz und selbstgef&a;llig,
Wie sich Haupt und Schnabel regt. . .
Einer aber scheint vor allen
Br&u;stend k&u;hn sich zu gefallen,
Segelnd rasch durch alle fort;
Sein Gefieder bl&a;ht sich schwellend,
Welle selbst, auf Wogen wellend,
Dringt er zu dem heiligen Ort. . ..
Die andern schwimmen hin und wider
Mit ruhig gl&a;nzendem Gefieder,
Bald auch in regem pr&a;chtigen Streit,
Die scheuen M&a;dchen abzulenken,
Da&ss; sie an ihren Dienst nicht denken,
Nur an die eigne Sicherheit.
nymphen
Leget, Schwestern, euer Ohr
An des Ufers gr&u;ne Stufe;
H&o;r' ich recht, so kommt mir's vor
Als der Schall von Pferdes Hufe.
W&u;&ss;t' ich nur, wer dieser Nacht
Schnelle Botschaft zugebracht.
faust
Ist mir doch, als dr&o;hnt' die Erde,
Schallend unter eiligem Pferde.
Dorthin mein Blick!
Ein g&u;nstiges Geschick,
Soll es mich schon erreichen?
O Wunder ohnegleichen!
Ein Reuter kommt herangetrabt,
Er scheint von Geist und Mut begabt,
Von blendend-wei&ss;em Pferd getragen . . .
Ich irre nicht, ich kenn' ihn schon,
Der Philyra ber&u;hmter Sohn! -
Halt, Chiron! halt! Ich habe dir zu sagen . . .
chiron
Was gibt's? Was ist's? +
faust
Bez&a;hme deinen Schritt!
chiron
Ich raste nicht. +
faust
So bitte! nimm mich mit!
chiron
Sitz auf! so kann ich nach Belieben fragen:
Wohin des Wegs? Du stehst am Ufer hier,
Ich bin bereit, dich durch den Flu&ss; zu tragen.
faust
Wohin du willst. F&u;r ewig dank' ich's dir . . .
Der gro&ss;e Mann, der edle P&a;dagog,
Der, sich zum Ruhm, ein Heldenvolk erzog,
Den sch&o;nen Kreis der edlen Argonauten
Und alle, die des Dichters Welt erbauten.
chiron
Das lassen wir an seinem Ort!
Selbst Pallas kommt als Mentor nicht zu Ehren;
Am Ende treiben sie's nach ihrer Weise fort,
Als wenn sie nicht erzogen w&a;ren.
faust
Den Arzt, der jede Pflanze nennt,
Die Wurzeln bis ins tiefste kennt,
Dem Kranken Heil, dem Wunden Linderung schafft,
Umarm' ich hier in Geist- und K&o;rperkraft!
chiron
Ward neben mir ein Held verletzt,
Da wu&ss;t' ich H&u;lf' und Rat zu schaffen;
Doch lie&ss; ich meine Kunst zuletzt
Den Wurzelweibern und den Pfaffen.
faust
Du bist der wahre gro&ss;e Mann,
Der Lobeswort nicht h&o;ren kann.
Er sucht bescheiden auszuweichen
Und tut, als g&a;b' es seinesgleichen.
chiron
Du scheinest mir geschickt zu heucheln,
Dem F&u;rsten wie dem Volk zu schmeicheln.
faust
So wirst du mir denn doch gestehn:
Du hast die Gr&o;&ss;ten deiner Zeit gesehn,
Dem Edelsten in Taten nachgestrebt,
Halbg&o;ttlich ernst die Tage durchgelebt.
Doch unter den heroischen Gestalten
Wen hast du f&u;r den T&u;chtigsten gehalten?
chiron
Im hehren Argonautenkreise
War jeder brav nach seiner eignen Weise,
Und nach der Kraft, die ihn beseelte,
Konnt' er gen&u;gen, wo's den andern fehlte.
Die Dioskuren haben stets gesiegt,
Wo Jugendf&u;ll' und Sch&o;nheit &u;berwiegt.
Entschlu&ss; und schnelle Tat zu andrer Heil,
Den Boreaden ward's zum sch&o;nsten Teil.
Nachsinnend, kr&a;ftig, klug, im Rat bequem,
So herrschte Jason, Frauen angenehm.
Dann Orpheus: zart und immer still bed&a;chtig,
Schlug er die Leier allen &u;berm&a;chtig.
Scharfsichtig Lynceus, der bei Tag und Nacht
Das heil'ge Schiff durch Klipp' und Strand gebracht . . .
Gesellig nur l&a;&ss;t sich Gefahr erproben:
Wenn einer wirkt, die andern alle loben . . .
faust
Von Herkules willst nichts erw&a;hnen?
chiron
O weh! errege nicht mein Sehnen . . .
Ich hatte Ph&o;bus nie gesehn,
Noch Ares, Hermes, wie sie hei&ss;en;
Da sah ich mir vor Augen stehn,
Was alle Menschen g&o;ttlich preisen.
So war er ein geborner K&o;nig,
Als J&u;ngling herrlichst anzuschaun;
Dem &a;ltern Bruder untert&a;nig
Und auch den allerliebsten Fraun.
Den zweiten zeugt nicht G&a;a wieder,
Nicht f&u;hrt ihn Hebe himmelein;
Vergebens m&u;hen sich die Lieder,
Vergebens qu&a;len sie den Stein.
faust
So sehr auch Bildner auf ihn pochen,
So herrlich kam er nie zur Schau.
Vom sch&o;nsten Mann hast du gesprochen,
Nun sprich auch von der sch&o;nsten Frau!
chiron
Was! . . . Frauensch&o;nheit will nichts hei&ss;en,
Ist gar zu oft ein starres Bild;
Nur solch ein Wesen kann ich preisen,
Das froh und lebenslustig quillt.
Die Sch&o;ne bleibt sich selber selig;
Die Anmut macht unwiderstehlich,
Wie Helena, da ich sie trug.
faust
Du trugst sie? +
chiron
Ja, auf diesem R&u;cken.
faust
Bin ich nicht schon verwirrt genug?
Und solch ein Sitz mu&ss; mich begl&u;cken!
chiron
Sie fa&ss;te so mich in das Haar,
Wie du es tust. +
faust
O ganz und gar
Verlier' ich mich! Erz&a;hle, wie?
Sie ist mein einziges Begehren!
Woher, wohin, ach, trugst du sie?
chiron
Die Frage l&a;&ss;t sich leicht gew&a;hren.
Die Dioskuren hatten jener Zeit
Das Schwesterchen aus R&a;uberfaust befreit.
Doch diese, nicht gewohnt, besiegt zu sein,
Ermannten sich urd st&u;rmten hintendrein.
Da hielten der Geschwister eiligen Lauf
Die S&u;mpfe bei Eleusis auf;
Die Br&u;der wateten, ich patschte, schwamm hin&u;ber;
Da sprang sie ab und streichelte
Die feuchte M&a;hne, schmeichelte
Und dankte lieblich-klug und selbstbewu&ss;t.
Wie war sie reizend! jung, des Alten Lust!
faust
Erst zehen Jahr! . . . +
chiron
Ich seh', die Philologen,
Sie haben dich so wie sich selbst betrogen.
Ganz eigen ist's mit mythologischer Frau,
Der Dichter bringt sie, wie er's braucht, zur Schau:
Nie wird sie m&u;ndig, wird nicht alt,
Stets appetitlicher Gestalt,
Wird jung entf&u;hrt, im Alter noch umfreit;
Gnug, den Poeten bindet keine Zeit.
faust
So sei auch sie durch keine Zeit gebunden!
Hat doch Achill auf Pher&a; sie gefunden,
Selbst au&ss;er aller Zeit. Welch seltnes Gl&u;ck:
Errungen Liebe gegen das Geschick!
Und sollt' ich nicht, sehns&u;chtigster Gewalt,
Ins Leben ziehn die einzigste Gestalt?
Das ewige Wesen, G&o;ttern ebenb&u;rtig,
So gro&ss; als zart, so hehr als liebensw&u;rdig?
Du sahst sie einst; heut hab' ich sie gesehn,
So sch&o;n wie reizend, wie ersehnt so sch&o;n.
Nun ist mein Sinn, mein Wesen streng umfangen;
Ich lebe nicht, kann ich sie nicht erlangen.
chiron
Mein fremder Mann! als Mensch bist du entz&u;ckt;
Doch unter Geistern scheinst du wohl verr&u;ckt.
Nun trifft sich's hier zu deinem Gl&u;cke;
Denn alle Jahr, nur wenig Augenblicke,
Pfleg' ich bei Manto vorzutreten,
Der Tochter &A;skulaps; im stillen Beten
Fleht sie zum Vater, da&ss;, zu seiner Ehre,
Er endlich doch der &A;rzte Sinn verkl&a;re
Und vom verwegnen Totschlag sie bekehre . . .
Die liebste mir aus der Sibyllengilde,
Nicht fratzenhaft bewegt, wohlt&a;tig milde;
Ihr gl&u;ckt es wohl, bei einigem Verweilen,
Mit Wurzelkr&a;ften dich von Grund zu heilen.
faust
Geheilt will ich nicht sein, mein Sinn ist m&a;chtig;
Da w&a;r' ich ja wie andre niedertr&a;chtig.
chiron
Vers&a;ume nicht das Heil der edlen Quelle!
Geschwind herab! Wir sind zur Stelle.
faust
Sag an! Wohin hast du, in grauser Nacht,
Durch Kiesgew&a;sser mich ans Land gebracht?
chiron
Hier trotzten Rom und Griechenland im Streite,
Peneios rechts, links den Olymp zur Seite,
Das gr&o;&ss;te Reich, das sich im Sand verliert;
Der K&o;nig flieht, der B&u;rger triumphiert.
Blick auf! hier steht, bedeutend nah,
Im Mondenschein der ewige Tempel da.
manto
Von Pferdes Hufe
Erklingt die heilige Stufe,
Halbg&o;tter treten heran.
chiron
Ganz recht!
Nur die Augen aufgetan!
manto
Willkommen! ich seh', du bleibst nicht aus.
chiron
Steht dir doch auch dein Tempelhaus!
manto
Streiftst du noch immer unerm&u;det?
chiron
Wohnst du doch immer still umfriedet,
Indes zu kreisen mich erfreut.
manto
Ich harre, mich umkreist die Zeit.
Und dieser? +
chiron
Die verrufene Nacht
Hat strudelnd ihn hierher gebracht.
Helenen, mit verr&u;ckten Sinnen,
Helenen will er sich gewinnen
Und wei&ss; nicht, wie und wo beginnen;
Asklepischer Kur vor andern wert.
manto
Den lieb' ich, der Unm&o;gliches begehrt.
manto
Tritt ein, Verwegner, sollst dich freuen!
Der dunkle Gang f&u;hrt zu Persephoneien.
In des Olympus hohlem Fu&ss;
Lauscht sie geheim verbotnem Gru&ss;.
Hier hab' ich einst den Orpheus eingeschw&a;rzt;
Benutz es besser! frisch! beherzt!
38 am obern peneios
sirenen
St&u;rzt euch in Peneios' Flut!
Pl&a;tschernd ziemt es da zu schwimmen,
Lied um Lieder anzustimmen,
Dem unseligen Volk zugut.
Ohne Wasser ist kein Heil!
F&u;hren wir mit hellem Heere
Eilig zum &A;g&a;ischen Meere,
W&u;rd' uns jede Lust zuteil.
sirenen
Sch&a;umend kehrt die Welle wieder,
Flie&ss;t nicht mehr im Bett darnieder;
Grund erbebt, das Wasser staucht,
Kies und Ufer berstend raucht.
Fl&u;chten wir! Kommt alle, kommt!
Niemand, dem das Wunder frommt.
Fort! ihr edlen frohen G&a;ste,
Zu dem seeisch heitern Feste,
Blinkend, wo die Zitterwellen,
Ufernetzend, leise schwellen;
Da, wo Luna doppelt leuchtet,
Uns mit heil'gem Tau befeuchtet.
Dort ein freibewegtes Leben,
Hier ein &a;ngstlich Erdebeben;
Eile jeder Kluge fort!
Schauderhaft ist's um den Ort.
seismos
Einmal noch mit Kraft geschoben,
Mit den Schultern brav gehoben!
So gelangen wir nach oben,
Wo uns alles weichen mu&ss;.
sphinxe
Welch ein widerw&a;rtig Zittern,
H&a;&ss;lich grausenhaftes Wittern!
Welch ein Schwanken, welches Beben,
Schaukelnd Hin- und Widerstreben!
Welch unleidlicher Verdru&ss;!
Doch wir &a;ndern nicht die Stelle,
Br&a;che los die ganze H&o;lle.
Nun erhebt sich ein Gew&o;lbe
Wundersam. Es ist derselbe,
Jener Alte, l&a;ngst Ergraute,
Der die Insel Delos baute,
Einer Krei&ss;enden zulieb'
Aus der Wog' empor sie trieb.
Er, mit Streben, Dr&a;ngen, Dr&u;cken,
Arme straff, gekr&u;mmt den R&u;cken,
Wie ein Atlas an Geb&a;rde,
Hebt er Boden, Rasen, Erde,
Kies und Grie&ss; und Sand und Letten,
Unsres Ufers stille Betten.
So zerrei&ss;t er eine Strecke
Quer des Tales ruhige Decke.
Angestrengtest, nimmer m&u;de,
Kolossale Karyatide,
Tr&a;gt ein furchtbar Steinger&u;ste,
Noch im Boden bis zur B&u;ste;
Weiter aber soll's nicht kommen,
Sphinxe haben Platz genommen.
seismos
Das hab' ich ganz allein vermittelt,
Man wird mir's endlich zugestehn;
Und h&a;tt' ich nicht gesch&u;ttelt und ger&u;ttelt,
Wie w&a;re diese Welt so sch&o;n? -
Wie st&a;nden eure Berge droben
In pr&a;chtig-reinem &A;therblau,
H&a;tt' ich sie nicht hervorgeschoben
Zu malerisch-entz&u;ckter Schau?
Als, angesichts der h&o;chsten Ahnen,
Der Nacht, des Chaos, ich mich stark betrug
Und, in Gesellschaft von Titanen,
Mit Pelion und Ossa als mit Ballen schlug,
Wir tollten fort in jugendlicher Hitze,
Bis &u;berdr&u;ssig noch zuletzt
Wir dem Parna&ss;, als eine Doppelm&u;tze,
Die beiden Berge frevelnd aufgesetzt . . .
Apollen h&a;lt ein froh Verweilen
Dort nun mit seliger Musen Chor.
Selbst Jupitern und seinen Donnerkeilen
Hob ich den Sessel hoch empor.
Jetzt so, mit ungeheurem Streben,
Drang aus dem Abgrund ich herauf
Und fordre laut, zu neuem Leben,
Mir fr&o;hliche Bewohner auf.
sphinxe
Uralt, m&u;&ss;te man gestehen,
Sei das hier Emporgeb&u;rgte,
H&a;tten wir nicht selbst gesehen,
Wie sich's aus dem Boden w&u;rgte.
Bebuschter Wald verbreitet sich hinan,
Noch dr&a;ngt sich Fels auf Fels bewegt heran;
Ein Sphinx wird sich daran nicht kehren:
Wir lassen uns im heiligen Sitz nicht st&o;ren.
greife
Gold in Bl&a;ttchen, Gold in Flittern
Durch die Ritzen seh ich zittern.
La&ss;t euch solchen Schatz nicht rauben,
Imsen, auf! es auszuklauben.
chor der ameisen
Wie ihn die Riesigen
Emporgehoben,
Ihr Zappelf&u;&ss;igen,
Geschwind nach oben!
Behendest aus und ein!
In solchen Ritzen
Ist jedes Br&o;selein
Wert zu besitzen.
Das Allermindeste
M&u;&ss;t ihr entdecken
Auf das geschwindeste
In allen Ecken.
Allemsig m&u;&ss;t ihr sein,
Ihr Wimmelscharen;
Nur mit dem Gold herein!
Den Berg la&ss;t fahren.
greife
Herein! Herein! Nur Gold zu Hauf!
Wir legen unsre Klauen drauf;
Sind Riegel von der besten Art,
Der gr&o;&ss;te Schatz ist wohlverwahrt.
pygm&a;en
Haben wirklich Platz genommen,
Wissen nicht, wie es geschah.
Fraget nicht, woher wir kommen,
Denn wir sind nun einmal da!
Zu des Lebens lustigem Sitze
Eignet sich ein jedes Land;
Zeigt sich eine Felsenritze,
Ist auch schon der Zwerg zur Hand.
Zwerg und Zwergin, rasch zum Flei&ss;e,
Musterhaft ein jedes Paar;
Wei&ss; nicht, ob es gleicher Weise
Schon im Paradiese war.
Doch wir finden's hier zum besten,
Segnen dankbar unsern Stern;
Denn im Osten wie im Westen
Zeugt die Mutter Erde gern.
daktyle
Hat sie in einer Nacht
Die Kleinen hervorgebracht,
Sie wird die Kleinsten erzeugen;
Finden auch ihresgleichen.
pygm&a;en-&a;lteste
Eilet, bequemen
Sitz einzunehmen!
Eilig zum Werke!
Schnelle f&u;r St&a;rke!
Noch ist es Friede;
Baut euch die Schmiede,
Harnisch und Waffen
Dem Heer zu schaffen.
Ihr Imsen alle,
R&u;hrige im Schwalle,
Schafft uns Metalle!
Und ihr Daktyle,
Kleinste, so viele,
Euch sei befohlen,
H&o;lzer zu holen!
Schlichtet zusammen
Heimliche Flammen,
Schaffet uns Kohlen.
generalissimus
Mit Pfeil und Bogen
Frisch ausgezogen!
An jenem Weiher
Schie&ss;t mir die Reiher,
Unz&a;hlig nistende,
Hochm&u;tig br&u;stende,
Auf einen Ruck,
Alle wie einen!
Da&ss; wir erscheinen
Mit Helm und Schmuck.
imsen und daktyle
Wer wird uns retten!
Wir schaffen 's Eisen,
Sie schmieden Ketten.
Uns loszurei&ss;en,
Ist noch nicht zeitig,
Drum seid geschmeidig.
die kraniche des ibykus
Mordgeschrei und Sterbeklagen!
&A;ngstlich Fl&u;gelflatterschlagen!
Welch ein &A;chzen, welch Gest&o;hn
Dringt herauf zu unsern H&o;hn!
Alle sind sie schon ert&o;tet,
See von ihrem Blut ger&o;tet,
Mi&ss;gestaltete Begierde
Raubt des Reihers edle Zierde.
Weht sie doch schon auf dem Helme
Dieser Fettbauch-Krummbein-Schelme.
Ihr Genossen unsres Heeres,
Reihenwanderer des Meeres,
Euch berufen wir zur Rache
In so nahverwandter Sache.
Keiner spare Kraft und Blut!
Ewige Feindschaft dieser Brut!
mephistopheles
Die nordischen Hexen wu&ss;t' ich wohl zu meistern,
Mir wird's nicht just mit diesen fremden Geistern.
Der Blocksberg bleibt ein gar bequem Lokal,
Wo man auch sei, man findet sich zumal.
Frau Ilse wacht f&u;r uns auf ihrem Stein,
Auf seiner H&o;h' wird Heinrich munter sein,
Die Schnarcher schnauzen zwar das Elend an,
Doch alles ist f&u;r tausend Jahr getan.
Wer wei&ss; denn hier nur, wo er geht und steht,
Ob unter ihm sich nicht der Boden bl&a;ht? . . .
Ich wandle lustig durch ein glattes Tal,
Und hinter mir erhebt sich auf einmal
Ein Berg, zwar kaum ein Berg zu nennen,
Von meinen Sphinxen mich jedoch zu trennen
Schon hoch genug - hier zuckt noch manches Feuer
Das Tal hinab und flammt ums Abenteuer . . .
Noch tanzt und schwebt mir lockend, weichend vor,
Spitzb&u;bisch gaukelnd, der galante Chor.
Nur sachte drauf! Allzugewohnt ans Naschen,
Wo es auch sei, man sucht was zu erhaschen.
lamien
Geschwind, geschwinder!
Und immer weiter!
Dann wieder zaudernd,
Geschw&a;tzig plaudernd.
Es ist so heiter,
Den alten S&u;nder
Uns nachzuziehen,
Zu schwerer Bu&ss;e.
Mit starrem Fu&ss;e
Kommt er geholpert,
Einhergestolpert;
Er schleppt das Bein,
Wie wir ihn fliehen,
Uns hinterdrein!
mephistopheles
Verflucht Geschick! Betrogne Mannsen!
Von Adam her verf&u;hrte Hansen!
Alt wird man wohl, wer aber klug?
Warst du nicht schon vernarrt genug!
Man wei&ss;, das Volk taugt aus dem Grunde nichts,
Geschn&u;rten Leibs, geschminkten Angesichts.
Nichts haben sie Gesundes zu erwidern,
Wo man sie anfa&ss;t, morsch in allen Gliedern.
Man wei&ss;, man sieht's, man kann es greifen,
Und dennoch tanzt man, wenn die Luder pfeifen!
lamien
Halt! er besinnt sich, zaudert, steht;
Entgegnet ihm, da&ss; er euch nicht entgeht!
mephistopheles
Nur zu! und la&ss; dich ins Gewebe
Der Zweifelei nicht t&o;rig ein;
Denn wenn es keine Hexen g&a;be,
Wer Teufel m&o;chte Teufel sein!
lamien
Kreisen wir um diesen Helden!
Liebe wird in seinem Herzen
Sich gewi&ss; f&u;r eine melden.
mephistopheles
Zwar bei ungewissem Schimmer
Scheint ihr h&u;bsche Frauenzimmer,
Und so m&o;cht' ich euch nicht schelten.
empuse
Auch nicht mich! als eine solche
La&ss;t mich ein in eure Folge.
lamien
Die ist in unserm Kreis zuviel,
Verdirbt doch immer unser Spiel.
empuse
Begr&u;&ss;t von M&u;hmichen Empuse,
Der Trauten mit dem Eselsfu&ss;e!
Du hast nur einen Pferdefu&ss;,
Und doch, Herr Vetter, sch&o;nsten Gru&ss;!
mephistopheles
Hier dacht' ich lauter Unbekannte
Und finde leider Nahverwandte;
Es ist ein altes Buch zu bl&a;ttern:
Vom Harz bis Hellas immer Vettern!
empuse
Entschieden wei&ss; ich gleich zu handeln,
In vieles k&o;nnt' ich mich verwandeln;
Doch Euch zu Ehren hab' ich jetzt
Das Eselsk&o;pfchen aufgesetzt.
mephistopheles
Ich merk', es hat bei diesen Leuten
Verwandtschaft Gro&ss;es zu bedeuten;
Doch mag sich, was auch will, er&a;ugnen,
Den Eselskopf m&o;cht' ich verleugnen.
lamien
La&ss; diese Garstige, sie verscheucht,
Was irgend sch&o;n und lieblich deucht;
Was irgend sch&o;n und lieblich w&a;r' -
Sie kommt heran, es ist nicht mehr!
mephistopheles
Auch diese M&u;hmchen zart und schm&a;chtig,
Sie sind mir allesamt verd&a;chtig;
Und hinter solcher W&a;nglein Rosen
F&u;rcht' ich doch auch Metamorphosen.
lamien
Versuch es doch! sind unsrer viele.
Greif zu! Und hast du Gl&u;ck im Spiele,
Erhasche dir das beste Los.
Was soll das l&u;sterne Geleier?
Du bist ein miserabler Freier,
Stolzierst einher und tust so gro&ss;! -
Nun mischt er sich in unsre Scharen;
La&ss;t nach und nach die Masken fahren
Und gebt ihm euer Wesen blo&ss;.
mephistopheles
Die Sch&o;nste hab' ich mir erlesen . . .
O weh mir! welch ein d&u;rrer Besen!
Und diese? . . . Schm&a;hliches Gesicht!
lamien
Verdienst du's besser? d&u;nkt es nicht.
mephistopheles
Die Kleine m&o;cht' ich mir verpf&a;nden . . .
Lacerte schl&u;pft mir aus den H&a;nden!
Und schlangenhaft der glatte Zopf.
Dagegen fass' ich mir die Lange . . .
Da pack' ich eine Thyrsusstange,
Den Pinienapfel als den Kopf!
Wo will's hinaus? . . . Noch eine Dicke,
An der ich mich vielleicht erquicke;
Zum letztenmal gewagt! Es sei!
Recht quammig, quappig, das bezahlen
Mit hohem Preis Orientalen . . .
Doch ach! der Bovist platzt entzwei!
lamien
Fahrt auseinander, schwankt und schwebet
Blitzartig, schwarzen Flugs umgebet
Den eingedrungnen Hexensohn!
Unsichre, schauderhafte Kreise!
Schweigsamen Fittichs, Flederm&a;use!
Zu wohlfeil kommt er doch davon.
mephistopheles
Viel kl&u;ger, scheint es, bin ich nicht geworden;
Absurd ist's hier, absurd im Norden,
Gespenster hier wie dort vertrackt,
Volk und Poeten abgeschmackt.
Ist eben hier eine Mummenschanz
Wie &u;berall, ein Sinnentanz.
Ich griff nach holden Maskenz&u;gen
Und fa&ss;te Wesen, da&ss; mich's schauerte . . .
Ich m&o;chte gerne mich betr&u;gen,
Wenn es nur l&a;nger dauerte.
Wo bin ich denn? Wo will's hinaus?
Das war ein Pfad, nun ist's ein Graus.
Ich kam daher auf glatten Wegen,
Und jetzt steht mir Ger&o;ll entgegen.
Vergebens klettr' ich auf und nieder,
Wo find' ich meine Sphinxe wieder?
So toll h&a;tt' ich mir's nicht gedacht,
Ein solch Gebirge in einer Nacht!
Das hei&ss;' ich frischen Hexenritt,
Die bringen ihren Blocksberg mit.
oreas
Herauf hier! Mein Gebirg ist alt,
Steht in urspr&u;nglicher Gestalt.
Verehre schroffe Felsensteige,
Des Pindus letztgedehnte Zweige!
Schon stand ich unersch&u;ttert so,
Als &u;ber mich Pompejus floh.
Daneben das Gebild des Wahns
Verschwindet schon beim Kr&a;hn des Hahns.
Dergleichen M&a;rchen seh' ich oft entstehn
Und pl&o;tzlich wieder untergehn.
mephistopheles
Sei Ehre dir, ehrw&u;rdiges Haupt,
Von hoher Eichenkraft umlaubt!
Der allerklarste Mondenschein
Dringt nicht zur Finsternis herein. -
Doch neben am Geb&u;sche zieht
Ein Licht, das gar bescheiden gl&u;ht.
Wie sich das alles f&u;gen mu&ss;!
F&u;rwahr, es ist Homunculus!
Woher des Wegs, du Kleingeselle?
homunculus
Ich schwebe so von Stell' zu Stelle
Und m&o;chte gern im besten Sinn entstehn,
Voll Ungeduld, mein Glas entzweizuschlagen;
Allein, was ich bisher gesehn,
Hinein da m&o;cht' ich mich nicht wagen.
Nur, um dir's im Vertraun zu sagen:
Zwei Philosophen bin ich auf der Spur,
Ich horchte zu, es hie&ss;: Natur, Natur!
Von diesen will ich mich nicht trennen,
Sie m&u;ssen doch das irdische Wesen kennen;
Und ich erfahre wohl am Ende,
Wohin ich mich am allerkl&u;gsten wende.
mephistopheles
Das tu auf deine eigne Hand.
Denn wo Gespenster Platz genommen,
Ist auch der Philosoph willkommen.
Damit man seiner Kunst und Gunst sich freue,
Erschafft er gleich ein Dutzend neue.
Wenn du nicht irrst, kommst du nicht zu Verstand.
Willst du entstehn, entsteh auf eigne Hand!
homunculus
Ein guter Rat ist auch nicht zu verschm&a;hn.
mephistopheles
So fahre hin! Wir wollen's weiter sehn.
anaxagoras
Dein starrer Sinn will sich nicht beugen;
Bedarf es Weitres, dich zu &u;berzeugen?
thales
Die Welle beugt sich jedem Winde gern,
Doch h&a;lt sie sich vom schroffen Felsen fern.
anaxagoras
Durch Feuerdunst ist dieser Fels zu Handen.
thales
Im Feuchten ist Lebendiges erstanden.
homunculus
La&ss;t mich an eurer Seite gehn.
Mir selbst gel&u;stet's, zu entstehn!
axanagoras
Hast du, o Thales, je in einer Nacht
Solch einen Berg aus Schlamm hervorgebracht?
thales
Nie war Natur und ihr lebendiges Flie&ss;en
Auf Tag und Nacht und Stunden angewiesen.
Sie bildet regelnd jegliche Gestalt,
Und selbst im Gro&ss;en ist es nicht Gewalt.
anaxagoras
Hier aber war's! Plutonisch grimmig Feuer,
&A;olischer D&u;nste Knallkraft, ungeheuer,
Durchbrach des flachen Bodens alte Kruste,
Da&ss; neu ein Berg sogleich entstehen mu&ss;te.
thales
Was wird dadurch nun weiter fortgesetzt?
Er ist auch da, und das ist gut zuletzt.
Mit solchem Streit verliert man Zeit und Weile
Und f&u;hrt doch nur geduldig Volk am Seile.
anaxagoras
Schnell quillt der Berg von Myrmidonen,
Die Felsenspalten zu bewohnen;
Pygm&a;en, Imsen, D&a;umerlinge
Und andre t&a;tig kleine Dinge.
Nie hast du Gro&ss;em nachgestrebt,
Einsiedlerisch-beschr&a;nkt gelebt;
Kannst du zur Herrschaft dich gew&o;hnen,
So la&ss; ich dich als K&o;nig kr&o;nen.
homunculus
Was sagt mein Thales? +
thales
Will's nicht raten;
Mit Kleinen tut man kleine Taten,
Mit Gro&ss;en wird der Kleine gro&ss;.
Sieh hin! die schwarze Kranichwolke!
Sie droht dem aufgeregten Volke
Und w&u;rde so dem K&o;nig drohn.
Mit scharfen Schn&a;beln, krallen Beinen,
Sie stechen nieder auf die Kleinen;
Verh&a;ngnis wetterleuchtet schon.
Ein Frevel t&o;tete die Reiher,
Umstellend ruhigen Friedensweiher.
Doch jener Mordgeschosse Regen
Schafft grausam-blut'gen Rachesegen,
Erregt der Nahverwandten Wut
Nach der Pygm&a;en frevlem Blut.
Was n&u;tzt nun Schild und Helm und Speer?
Was hilft der Reiherstrahl den Zwergen?
Wie sich Daktyl und Imse bergen!
Schon wankt, es flieht, es st&u;rzt das Heer.
anaxagoras
Konnt' ich bisher die Unterirdischen loben,
So wend' ich mich in diesem Fall nach oben. . .
Du! droben ewig Unveraltete,
Dreinamig-Dreigestaltete,
Dich ruf' ich an bei meines Volkes Weh,
Diana, Luna, Hekate!
Du Brusterweiternde, im Tiefsten Sinnige,
Du Ruhigscheinende, Gewaltsam-Innige,
Er&o;ffne deiner Schatten grausen Schlund,
Die alte Macht sei ohne Zauber kund!
Bin ich zu schnell erh&o;rt?
Hat mein Flehn
Nach jenen H&o;hn
Die Ordnung der Natur gest&o;rt?
Und gr&o;&ss;er, immer gr&o;&ss;er nahet schon
Der G&o;ttin rundumschriebner Thron,
Dem Auge furchtbar, ungeheuer!
Ins D&u;stre r&o;tet sich sein Feuer. . .
Nicht n&a;her, drohend-m&a;chtige Runde!
Du richtest uns und Land und Meer zugrunde!
So w&a;r' es wahr, da&ss; dich thessalische Frauen
In frevlend magischem Vertrauen
Von deinem Pfad herabgesungen,
Verderblichstes dir abgerungen?. . .
Das lichte Schild hat sich umdunkelt,
Auf einmal rei&ss;t's und blitzt und funkelt!
Welch ein Geprassel! Welch ein Zischen!
Ein Donnern, Windget&u;m dazwischen! -
Dem&u;tig zu des Thrones Stufen! -
Verzeiht! Ich hab' es hergerufen.
thales
Was dieser Mann nicht alles h&o;rt' und sah!
Ich wei&ss; nicht recht, wie uns geschah,
Auch hab' ich's nicht mit ihm empfunden.
Gestehen wir, es sind verr&u;ckte Stunden,
Und Luna wiegt sich ganz bequem
An ihrem Platz, so wie vordem.
homunculus
Schaut hin nach der Pygm&a;en Sitz!
Der Berg war rund, jetzt ist er spitz.
Ich sp&u;rt' ein ungeheures Prallen,
Der Fels war aus dem Mond gefallen;
Gleich hat er, ohne nachzufragen,
So Freund als Feind gequetscht, erschlagen.
Doch mu&ss; ich solche K&u;nste loben,
Die sch&o;pferisch, in einer Nacht,
Zugleich von unten und von oben,
Dies Berggeb&a;u zustand gebracht.
thales
Sei ruhig! Es war nur gedacht.
Sie fahre hin, die garstige Brut!
Da&ss; du nicht K&o;nig warst, ist gut.
Nun fort zum heitern Meeresfeste,
Dort hofft und ehrt man Wunderg&a;ste.
mephistopheles
Da mu&ss; ich mich durch steile Felsentreppen,
Durch alter Eichen starre Wurzeln schleppen!
Auf meinem Harz der harzige Dunst
Hat was vom Pech, und das hat meine Gunst,
Zun&a;chst dem Schwefel. . . Hier, bei diesen Griechen
Ist von dergleichen kaum die Spur zu riechen;
Neugierig aber w&a;r' ich, nachzusp&u;ren,
Womit sie H&o;llenqual und -flamme sch&u;ren.
dryas
In deinem Lande sei einheimisch klug,
Im fremden bist du nicht gewandt genug.
Du solltest nicht den Sinn zur Heimat kehren,
Der heiligen Eichen W&u;rde hier verehren.
mephistopheles
Man denkt an das, was man verlie&ss;;
Was man gewohnt war, bleibt ein Paradies.
Doch sagt: was in der H&o;hle dort,
Bei schwachem Licht, sich dreifach hingekauert?
dryas
Die Phorkyaden! Wage dich zum Ort
Und sprich sie sie an, wenn dich nicht schauert.
mephistopheles
Warum denn nicht! - Ich sehe was, und staune!
So stolz ich bin, mu&ss; ich mir selbst gestehn:
Dergleichen hab' ich nie gesehn,
Die sind ja schlimmer als Alraune. . .
Wird man die urverworfnen S&u;nden
Im mindesten noch h&a;&ss;lich finden,
Wenn man dies Dreiget&u;m erblickt?
Wir litten sie nicht auf den Schwellen
Der grauenvollsten unsrer H&o;llen.
Hier wurzelt's in der Sch&o;nheit Land,
Das wird mit Ruhm antik genannt. . .
Sie regen sich, sie scheinen mich zu sp&u;ren,
Sie zwitschern pfeifend, Fledermaus-Vampyren.
phorkyas
Gebt mir das Auge, Schwestern, da&ss; es frage,
Wer sich so nah an unsre Tempel wage.
mephistopheles
Verehrteste! Erlaubt mir, euch zu nahen
Und euren Segen dreifach zu empfahen.
Ich trete vor, zwar noch als Unbekannter,
Doch, irr' ich nicht, weitl&a;ufiger Verwandter.
Altw&u;rdige G&o;tter hab' ich schon erblickt,
Vor Ops und Rhea tiefstens mich geb&u;ckt;
Die Parzen selbst, des Chaos, eure Schwestern,
Ich sah sie gestern - oder ehegestern;
Doch euresgleichen hab' ich nie erblickt.
Ich schweige nun und f&u;hle mich entz&u;ckt.
phorkyaden
Er scheint Verstand zu haben, dieser Geist.
mephistopheles
Nur wundert's mich, da&ss; euch kein Dichter preist.
Und sagt: wie kam's, wie konnte das geschehn?
Im Bilde hab' ich nie euch W&u;rdigste gesehn;
Versuch's der Mei&ss;el doch, euch zu erreichen,
Nicht Juno, Pallas, Venus und dergleichen.
phorkyaden
Versenkt in Einsamkeit und stillste Nacht,
Hat unser Drei noch nie daran gedacht!
mephistopheles
Wie sollt' es auch? da ihr, der Welt entr&u;ckt,
Hier niemand seht und niemand euch erblickt.
Da m&u;&ss;tet ihr an solchen Orten wohnen,
Wo Pracht und Kunst auf gleichem Sitze thronen,
Wo jeden Tag, behend, im Doppelschritt,
Ein Marmorblock als Held ins Leben tritt.
Wo- +
phorkyaden
Schweige still und gib uns kein Gel&u;sten!
Was h&u;lf' es uns, und wenn wir's besser w&u;&ss;ten?
In Nacht geboren, N&a;chtlichem verwandt,
Beinah uns selbst, ganz allen unbekannt.
mephistopheles
In solchem Fall hat es nicht viel zu sagen,
Man kann sich selbst auch andern &u;bertragen.
Euch dreien gn&u;gt ein Auge, gn&u;gt ein Zahn;
Da ging' es wohl auch mythologisch an,
In zwei die Wesenheit der drei zu fassen,
Der Dritten Bildnis mir zu &u;berlassen,
Auf kurze Zeit. +
eine
Wie d&u;nkt's euch? ging' es an?
die andern
Versuchen wir's! - doch ohne Aug' und Zahn.
mephistopheles
Nun habt ihr grad das Beste weggenommen;
Wie w&u;rde da das strengste Bild vollkommen!
eine
Dr&u;ck du ein Auge zu, 's ist leicht geschehn,
La&ss; alsofort den einen Raffzahn sehn,
Und im Profil wirst du sogleich erreichen,
Geschwisterlich vollkommen uns zu gleichen.
mephistopheles
Viel Ehr'! Es sei! +
phorkyaden
Es sei! +
mephistopheles
Da steh' ich schon,
Des Chaos vielgeliebter Sohn!
phorkyaden
Des Chaos T&o;chter sind wir unbestritten.
mephistopheles
Man schilt mich nun, o Schmach, Hermaphroditen.
phorkyaden
Im neuen Drei der Schwestern welche Sch&o;ne!
Wir haben zwei der Augen, zwei der Z&a;hne.
mephistopheles
Vor aller Augen mu&ss; ich mich verstecken,
Im H&o;llenpfuhl die Teufel zu erschrecken.
39 felsbuchten des &a;g&a;ischen meers
sirenen
Haben sonst bei n&a;chtigem Grauen
Dich thessalische Zauberfrauen
Frevelhaft herabgezogen,
Blicke ruhig von dem Bogen
Deiner Nacht auf Zitterwogen
Mildeblitzend Glanzgewimmel
Und erleuchte das Get&u;mmel,
Das sich aus den Wogen hebt!
Dir zu jedem Dienst erb&o;tig,
Sch&o;ne Luna, sei uns gn&a;dig!
nereiden und tritonen
T&o;net laut in sch&a;rfern T&o;nen,
Die das breite Meer durchdr&o;hnen,
Volk der Tiefe ruft fortan!
Vor des Sturmes grausen Schl&u;nden
Wichen wir zu stillsten Gr&u;nden,
Holder Sang zieht uns heran.
Seht, wie wir im Hochentz&u;cken
Uns mit goldenen Ketten schm&u;cken,
Auch zu Kron' und Edelsteinen
Spang- und G&u;rtelschmuck vereinen!
Alles das ist eure Frucht.
Sch&a;tze, scheiternd hier verschlungen,
Habt ihr uns herangesungen,
Ihr D&a;monen unsrer Bucht.
sirenen
Wissen's wohl, in Meeresfrische
Glatt behagen sich die Fische,
Schwanken Lebens ohne Leid;
Doch, ihr festlich regen Scharen,
Heute m&o;chten wir erfahren,
Da&ss; ihr mehr als Fische seid.
nereiden und tritonen
Ehe wir hieher gekommen,
Haben wir's zu Sinn genommen;
Schwestern, Bur*der, jetzt geschwind!
Heut bedarf's der kleinsten Reise
Zum vollg&u;ltigsten Beweise,
Da&ss; wir mehr als Fische sind.
sirenen
Fort sind sie im Nu!
Nach Samothrace grade zu,
Verschwunden mit g&u;nstigem Wind.
Was denken sie zu vollf&u;hren
Im Reiche der hohen Kabiren?
Sind G&o;tter! Wundersam eigen,
Die sich immerfort selbst erzeugen
Und niemals wissen, was sie sind.
Bleibe auf deinen H&o;hn,
Holde Luna, gn&a;dig stehn,
Da&ss; es n&a;chtig verbleibe,
Uns der Tag nicht vertreibe!
thales
Ich f&u;hrte dich zum alten Nereus gern;
Zwar sind wir nicht von seiner H&o;hle fern,
Doch hat er einen harten Kopf,
Der widerw&a;rtige Sauertopf.
Das ganze menschliche Geschlecht
Macht's ihm, dem Griesgram, nimmer recht.
Doch ist die Zukunft ihm entdeckt,
Daf&u;r hat jedermann Respekt
Und ehret ihn auf seinem Posten;
Auch hat er manchem wohlgetan.
homunculus
Probieren wir's und klopfen an!
Nicht gleich wird's Glas und Flamme kosten.
nereus
Sind's Menschenstimmen, die mein Ohr vernimmt?
Wie es mir gleich im tiefsten Herzen grimmt!
Gebilde, strebsam, G&o;tter zu erreichen,
Und doch verdammt, sich immer selbst zu gleichen.
Seit alten Jahren konnt' ich g&o;ttlich ruhn,
Doch trieb mich's an, den Besten wohlzutun;
Und schaut' ich dann zuletzt vollbrachte Taten,
So war es ganz, als h&a;tt' ich nicht geraten.
thales
Und doch, o Greis des Meers, vertraut man dir;
Du bist der Weise, treib uns nicht von hier!
Schau diese Flamme, menschen&a;hnlich zwar,
Sie deinem Rat ergibt sich ganz und gar.
nereus
Was Rat! Hat Rat bei Menschen je gegolten?
Ein kluges Wort erstarrt im harten Ohr.
So oft auch Tat sich grimmig selbst gescholten,
Bleibt doch das Volk selbstwillig wie zuvor.
Wie hab' ich Paris v&a;terlich gewarnt,
Eh sein Gel&u;st ein fremdes Weib umgarnt.
Am griechischen Ufer stand er k&u;hnlich da,
Ihm k&u;ndet' ich, was ich im Geiste sah:
Die L&u;fte qualmend, &u;berstr&o;mend Rot,
Geb&a;lke gl&u;hend, unten Mord und Tod:
Trojas Gerichtstag, rhythmisch festgebannt,
Jahrtausenden so schrecklich als gekannt.
Des Alten Wort, dem Frechen schien's ein Spiel,
Er folgte seiner Lust, und Ilios fiel -
Ein Riesenleichnam, starr nach langer Qual,
Des Pindus Adlern gar willkommnes Mahl.
Ulyssen auch! sagt' ich ihm nicht voraus
Der Circe Listen, des Zyklopen Graus?
Das Zaudern sein, der Seinen leichten Sinn,
Und was nicht alles! Bracht' ihm das Gewinn?
Bis vielgeschaukelt ihn, doch sp&a;t genug,
Der Woge Gunst an gastlich Ufer trug.
thales
Dem weisen Mann gibt solch Betragen Qual;
Der gute doch versucht es noch einmal.
Ein Quentchen Danks wird, hoch ihn zu vergn&u;gen,
Die Zentner Undanks v&o;llig &u;berwiegen.
Denn nichts Geringes haben wir zu flehn:
Der Knabe da w&u;nscht weislich zu entstehn.
nereus
Verderbt mir nicht den seltensten Humor!
Ganz andres steht mir heute noch bevor:
Die T&o;chter hab' ich alle herbeschieden,
Die Grazien des Meeres, die Doriden.
Nicht der Olymp, nicht euer Boden tr&a;gt
Ein sch&o;n Gebild, das sich so zierlich regt.
Sie werfen sich, anmutigster Geb&a;rde,
Vom Wasserdrachen auf Neptunus' Pferde,
Dem Element aufs zarteste vereint,
Da&ss; selbst der Schaum sie noch zu heben scheint.
Im Farbenspiel von Venus' Muschelwagen
Kommt Galatee, die Sch&o;nste, nun getragen,
Die, seit sich Kypris von uns abgekehrt,
In Paphos wird als G&o;ttin selbst verehrt.
Und so besitzt die Holde lange schon,
Als Erbin, Tempelstadt und Wagenthron.
Hinweg! Es ziemt in Vaterfreudenstunde
Nicht Ha&ss; dem Herzen, Scheltwort nicht dem Munde.
Hinweg zu Proteus! Fragt den Wundermann:
Wie man entstehn und sich verwandlen kann.
thales
Wir haben nichts durch siesen Schritt gewonnen,
Trifft man auch Proteus, gleich ist er zerronnen;
Und steht er euch, so sagt er nur zuletzt,
Was staunen macht und in Verwirrung setzt.
Du bist einmal bed&u;rftig solchen Rats,
Versuchen wir's und wandlen unsres Pfads!
sirenen
Was sehen wir von weiten
Das Wellenreich durchgleiten?
Als wie nach Windes Regel
Anz&o;gen wei&ss;e Segel,
So hell sind sie zu schauen,
Verkl&a;rte Meeresfrauen.
La&ss;t uns herunterklimmen,
Vernehmt ihr doch die Stimmen.
nereiden und tritonen
Was wir auf H&a;nden tragen,
Soll allen euch behagen.
Chelonens Riesenschilde
Entgl&a;nzt ein streng Gebilde:
Sind G&o;tter, die wir bringen;
M&u;&ss;t hohe Lieder singen.
sirenen
Klein von Gestalt,
Gro&ss; von Gewalt,
Der Scheiternden Retter,
Uralt verehrte G&o;tter.
nereiden und tritonen
Wir bringen die Kabiren,
Ein friedlich Fest zu f&u;hren;
Denn wo sie heilig walten,
Neptun wird freundlich schalten.
sirenen
Wir stehen euch nach;
Wenn ein Schiff zerbrach,
Unwiderstehbar an Kraft
Sch&u;tzt ihr die Mannschaft.
nereiden und tritonen
Drei haben wir mitgenommen,
Der vierte wollte nicht kommen;
Er sagte, er sei der Rechte,
Der f&u;r sie alle d&a;chte.
sirenen
Ein Gott den andern Gott
Macht wohl zu Spott.
Ehrt ihr alle Gnaden,
F&u;rchtet jeden Schaden.
nereiden und tritonen
Sind eigentlich ihrer sieben.
Wo sind die drei geblieben?
nereiden und tritonen
Wir w&u;&ss;ten's nicht zu sagen,
Sind im Olymp zu erfragen;
Dort west auch wohl der achte,
An den noch niemand dachte!
In Gnaden uns gew&a;rtig,
Doch alle noch nicht fertig.
Diese Unvergleichlichen
Wollen immer weiter,
Sehnsuchtsvolle Hungerleider
Nach dem Unerreichlichen.
sirenen
Wir sind gewohnt,
Wo es auch thront,
In Sonn' und Mond
Hinzubeten; es lohnt.
nereiden und tritonen
Wie unser Ruhm zum h&o;chsten prangt,
Dieses Fest anzuf&u;hren!
sirenen
Die Helden des Altertums
Ermangeln des Ruhms,
Wo und wie er auch prangt,
Wenn sie das goldne Vlies erlangt,
Ihr die Kabiren.
Wenn sie das goldne Vlies erlangt,
Wir die Kabiren. +
Ihr
homunculus
Die Ungestalten seh' ich an
Als irden-schlechte T&o;pfe,
Nun sto&ss;en sich die Weisen dran
Und brechen harte K&o;pfe.
thales
Das ist es ja, was man begehrt:
Der rost macht erst die M&u;nze wert.
proteus
So etwas freut mich alten Fabler!
Je wunderlicher, desto respektabler.
thales
Wo bist du, Proteus? +
proteus
Hier! und hier!
thales
Den alten Scherz verzeih' ich dir;
Doch einem Freund nicht eitle Worte!
Ich wei&ss;, du sprichst vom falschen Orte.
proteus
Leb' wohl! +
thales
Er ist ganz nah. Nun leuchte frisch!
Er ist neugierig wie ein Fisch;
Und wo er auch gestaltet stockt,
Durch Flammen wird er hergelockt.
homunculus
Ergie&ss;'ich gleich des Lichtes Menge,
Bescheiden doch, da&ss; ich das Glas nicht sprenge.
proteus
Was leuchtet so anmutig sch&o;n?
thales
Gut! Wenn du Lust hast, kannst du's n&a;her sehn.
Die kleine M&u;he la&ss; dich nicht verdrie&ss;en
Und zeige dich auf menschlich beiden F&u;&ss;en.
Mit unsern Gunsten sei's, mit unserm Willen,
Wer schauen will, was wir verh&u;llen.
proteus
Weltweise Kniffe sind dir noch bewu&ss;t.
thales
Gestalt zu wechseln, bleibt noch deine Lust.
proteus
Ein leuchtend Zwerglein! Niemals noch gesehn!
thales
Es fragt um Rat und m&o;chte gern entstehn.
Er ist, wie ich von ihm vernommen,
Gar wundersam nur halb zur Welt gekommen.
Ihm fehlt es nicht an geistigen Eigenschaften,
Doch gar zu sehr am greiflich T&u;chtighaften.
Bis jetzt gibt ihm das Glas allein Gewicht,
Doch w&a;r' er gern zun&a;chst verk&o;rperlicht.
proteus
Du bist ein wahrer Jungfernsohn,
Eh' du sein solltest, bist du schon!
thales
Auch scheint es mir von andrer Seite kritisch:
Er ist, mich d&u;nkt, hermaphroditisch.
proteus
Da mu&ss; es desto eher gl&u;cken;
So wie er anlangt, wird sich's schicken.
Doch gilt es hier nicht viel Besinnen:
Im weiten Meere mu&ss;t du anbeginnen!
Da f&a;ngt man erst im kleinen an
Und freut sich, Kleinste zu verschlingen,
Man w&a;chst so nach und nach heran
Und bildet sich zu h&o;herem Vollbringen.
homunculus
Hier weht gar eine weiche Luft,
Es grunelt so, und mir behagt der Duft!
proteus
Das glaub' ich, allerliebster Junge!
Und weiter hin wird's viel beh&a;glicher,
Auf dieser schmalen Strandeszunge
Der Dunstkreis noch uns&a;glicher;
Da vorne sehen wir den Zug,
Der eben herschwebt, nah genug.
Kommt mit dahin! +
thales
Ich gehe mit.
homunculus
Dreifach merkw&u;rd'ger Geisterschritt!
chor
Wir haben den Dreizack Neptunen geschmiedet,
Womit er die regesten Wellen beg&u;tet.
Entfaltet der Donnrer die Wolken, die vollen,
Entgegnet Neptunus dem greulichen Rollen;
Und wie auch von oben es zackig erblitzt,
Wird Woge nach Woge von unten gespritzt;
Und was auch dazwischen in &A;ngsten gerungen,
Wird, lange geschleudert, vom Tiefsten verschlungen;
Weshalb er uns heute den Zepter gereicht -
Nun schweben wir festlich, beruhigt und leicht.
sirenen
Euch, dem Helios Geweihten,
Heitern Tags Gebenedeiten,
Gru&ss; zur Stunde, die bewegt
Lunas Hochverehrung regt!
telchinen
Allieblichste G&o;ttin am Bogen da droben!
Du h&o;rst mit Entz&u;cken den Bruder beloben.
Der seligen Rhodus verleihst du ein Ohr,
Dort steigt ihm ein ewiger P&a;an hervor.
Beginnt er den Tagslauf und ist es getan,
Er blickt uns mit feurigem Strahlenblick an.
Die Berge, die St&a;dte, die Ufer, die Welle
Gefallen dem Gotte, sind lieblich und helle.
Kein Nebel umschwebt uns, und schleicht er sich ein,
Ein Strahl und ein L&u;ftchen, die Insel ist rein!
Da schaut sich der Hohe in hundert Gebilden,
Als J&u;ngling, als Riesen, den gro&ss;en, den milden.
Wir ersten, wir waren's, die G&o;ttergewalt
Aufstellten in w&u;rdiger Menschengestalt.
proteus
La&ss; du sie singen, la&ss; sie prahlen!
Der Sonne heiligen Lebestrahlen
Sind tote Werke nur ein Spa&ss;.
Das bildet, schmelzend, unverdrossen;
Und haben sie's in Erz gegossen,
Dann denken sie, es w&a;re was.
Was ist's zuletzt mit diesen Stolzen?
Die G&o;tterbilder standen gro&ss; -
Zerst&o;rte sie ein Erdesto&ss;;
L&a;ngst sind sie wieder eingeschmolzen.
Das Erdetreiben, wie's auch sei,
Ist immer doch nur Plackerei;
Dem Leben frommt die Welle besser;
Dich tr&a;gt ins ewige Gew&a;sser
proteus-delphin
Schon ist's getan!
Da soll es dir zum sch&o;nsten gl&u;cken:
Ich nehme dich auf meinen R&u;cken,
Verm&a;hle dich dem Ozean.
thales
Gib nach dem l&o;blichen Verlangen,
Von vorn die Sch&o;pfung anzufangen!
Zu raschem Wirken sei bereit!
Da regst du dich nach ewigen Normen,
Durch tausend, abertausend Formen,
Und bis zum Menschen hast du Zeit.
proteus
Komm geistig mit in feuchte Weite,
Da lebst du gleich in L&a;ng' und Breite,
Beliebig regest du dich hier;
Nur strebe nicht nach h&o;heren Orden:
Denn bist du erst ein Mensch geworden,
Dann ist es v&o;llig aus mit dir.
thales
Nachdem es kommt; 's ist auch wohl fein,
Ein wackrer Mann zu seiner Zeit zu sein.
proteus
So einer wohl von deinem Schlag!
Das h&a;lt noch eine Weile nach;
Denn unter bleichen Geisterscharen
Seh' ich dich schon seit vielen hundret Jahern.
sirenen
Welch ein Ring von W&o;lkchen r&u;ndet
Um den Mond so reichen Kreis?
Tauben sind es, liebentz&u;ndet,
Fittiche, wie Licht so wei&ss;.
Paphos hat sie hergesendet,
Ihre br&u;nstige Vogelschar;
Unser Fest, es ist vollendet,
Heitre Wonne voll und klar!
nereus
Nennte wohl ein n&a;chtiger Wanderer
Diesen Mondhof Lufterscheinung;
Doch wir Geister sind ganz anderer
Und der einzig richtigen Meinung:
Tauben sind es, die begleiten
Meiner Tochter Muschelfahrt,
Wunderflugs besondrer Art,
Angelernt vor alten Zeiten.
thales
Auch ich halte das f&u;rs Beste,
Was dem wackern Mann gef&a;llt,
Wenn im stillen, warmen Neste
Sich ein Heiliges lebend h&a;lt.
psyllen und marsen
In Cyperns rauhen H&o;hlegr&u;ften,
Vom Meergott nicht versch&u;ttet,
Vom Seismos nicht zerr&u;ttet,
Umweht von ewigen L&u;ften,
Und, wie in den &a;ltesten Tagen,
In stillbewu&ss;tem Behagen
Bewahren wir Cypriens Wagen
Und f&u;hren, beim S&a;useln der N&a;chte,
Durch liebliches Wellengeflechte,
Unsichtbar dem neuen Geschlechte,
Die lieblichste Tochter heran.
Wir leise Gesch&a;ftigen scheuen
Weder Adler noch gefl&u;gelten Leuen,
Weder Kreuz noch Mond,
Wie es oben wohnt und thront,
Sich wechselnd wegt und regt,
Sich vertreibt und totschl&a;gt,
Saaten und St&a;dte niederlegt.
Wir, so fortan,
Bringen die lieblichste Herrin heran.
sirenen
Leicht bewegt, in m&a;&ss;iger Eile,
Um den Wagen, Kreis um Kreis,
Bald verschlungen Zeil' an Zeile,
Schlangenartig reihenweis,
Naht euch, r&u;stige Nereiden,
Derbe Fraun, gef&a;llig wild,
Bringet, z&a;rtliche Doriden,
Galateen, der Mutter Bild:
Ernst, den G&o;ttern gleich zu schauen,
W&u;rdiger Unsterblichkeit,
Doch wie holde Menschenfrauen
Lockender Anmutigkeit.
doriden
Leih uns, Luna, Licht und Schatten,
Klarheit diesem Jugendflor!
Denn wir zeigen liebe Gatten
Unserm Vater bittend vor.
Knaben sind's, die wir gerettet
Aus der Brandung grimmem Zahn,
Sie, auf Schilf und Moos gebettet,
Aufgew&a;rmt zum Licht heran,
Die es nun mit hei&ss;en K&u;ssen
Treulich uns verdanken m&u;ssen;
Schau die Holden g&u;nstig an!
nereus
Hoch ist der Doppelgewinn zu sch&a;tzen:
Barmherzig sein, und sich zugleich ergetzen.
doriden
Lobst du, Vater, unser Walten,
G&o;nnst uns wohlerworbene Lust,
La&ss; uns fest, unsterblich halten
Sie an ewiger Jungendbrust.
nereus
M&o;gt euch des sch&o;nen Fanges freuen,
Den J&u;ngling bildet euch als Mann;
Allein ich k&o;nnte nicht verleihen,
Was Zeus allein gew&a;hren kann.
Die Welle, die euch wogt und schaukelt,
L&a;&ss;t auch der Liebe nicht Bestand,
Und hat die Neigung ausgegaukelt,
So setzt gem&a;chlich sie ans Land.
doriden
Ihr, holde Knaben, seid uns wert,
Doch m&u;ssen wir traurig scheiden;
Wir haben ewige Treue begehrt,
Die G&o;tter wollen's nicht leiden.
die j&u;nglinge
Wenn ihr uns nur so ferner labt,
Uns wackre Schifferknaben;
Wir haben's nie so gut gehabt
Und wollen's nicht besser haben.
nereus
Du bist es, mein Liebchen! +
galatee
O Vater! das Gl&u;ck!
Delphine, verweilet! mich fesselt der Blick.
nereus
Vor&u;ber schon, sie ziehen vor&u;ber
In kreisenden Schwunges Bewegung;
Was k&u;mmert sie die innre herzliche Regung!
Ach, n&a;hmen sie mich mit hin&u;ber!
Doch ein einziger Blick ergetzt,
Da&ss; er das ganze Jahr ersetzt,
thales
Heil! Heil! aufs neue!
Wie ich mich bl&u;hend freue,
Vom Sch&o;nen, Wahren durchdrungen. . .
Alles ist aus dem Wasser entsprungen!!
Alles wird durch das Wasser erhalten!
Ozean, g&o;nn uns dein ewiges Walten.
Wenn du nicht Wolken sendetest,
Nicht reiche B&a;che spendetest,
Hin und her nicht Fl&u;sse wendetest,
Die Str&o;me nicht vollendetest,
Was w&a;ren Gebirge, was Ebnen und Welt?
Du bist's der das frischeste Leben erh&a;lt.
echo
Du bist's, dem das frischeste Leben entquellt.
nereus
Sie kehren schwankend fern zur&u;ck,
Bringen nicht mehr Blick zu Blick;
In gedehnten Kettenkreisen,
Sich festgem&a;&ss; zu erweisen,
Windet sich die unz&a;hlige Schar.
Aber Galateas Muschelthron
Seh' ich schon und aber schon.
Er gl&a;nzt wie ein stern
Durch die Menge.
Geliebtes leuchtet durchs Gedr&a;nge!
Auch noch so fern
Schimmert's hell und klar,
Immer nah und wahr.
homunculus
In dieser holden Feuchte
Was ich auch hier beleuchte,
Ist alles reizend sch&o;n.
proteus
In dieser Lebensfeuchte
Ergl&a;nzt erst deine Leuchte
Mit herrlichem Get&o;n.
nereus
Welch neues Geheimnis in Mitte der Scharen
Will unseren Augen sich offengebaren?
Was flammt um die Muschel, um Galatees F&u;&ss;e?
Bald lodert es m&a;chtig, bald lieblich, bald s&u;&ss;e,
Als w&a;r' es von Pulsen der Liebe ger&u;hrt.
thales
Homunculus ist es, von Proteus verf&u;hrt. . .
Es sind die Symptome des herrischen Sehnens,
Mir ahnet das &A;chzen be&a;ngsteten Dr&o;hnens;
Er wird sich zerschellen am gl&a;nzenden Thron;
Jetzt flammt es, nun blitzt es, ergie&ss;et sich schon.
sirenen
Welch feuriges Wunder verkl&a;rt uns die Wellen,
Die gegeneinander sich funkelnd zerschellen?
So leuchtet's und schwanket und hellet hinan:
Die K&o;rper, sie gl&u;hen auf n&a;chtlicher Bahn,
Und ringsum ist alles vom Feuer umronnen;
So herrsche denn Eros, der alles begonnen!
Heil dem Meere! Heil den Wogen,
Von dem heilgen Feuer umzogen!
Heil dem Wasser! Heil dem Feuer!
Heil dem seltnen Abenteuer!
all-alle
Heil den mildgewogenen L&u;ften!
Heil geheimnisreichen Gr&u;ften!
Hochgefeiert seid allhier,
Element' ihr alle vier!
GoeFaus2.3
40 vor dem palaste des menelas zu sparta
helena
Bewundert viel und viel gescholten, Helena,
Vom Strande komm' ich, wo wir erst gelandet sind,
Noch immer trunken von des Gewoges regsamem
Geschaukel, das vom phrygischen Blachgefild uns her
Auf str&a;ubig-hohem R&u;cken, durch Poseidons Gunst
Und Euros' Kraft, in vaterl&a;ndische Buchten trug.
Dort unten freuet nun der K&o;nig Menelas
Der R&u;ckkehr samt den tapfersten seiner Krieger sich.
Du aber hei&ss;e mich willkommen, hohes Haus,
Das Tyndareos, mein Vater, nah dem Hange sich
Von Pallas' H&u;gel wiederkehrend aufgebaut
Und, als ich hier mit Klyt&a;mnestren schwesterlich,
Mit Kastor auch und Pollux fr&o;hlich spielend wuchs,
Vor allen H&a;usern Spartas herrlich ausgeschm&u;ckt.
Gegr&u;&ss;et seid mir, der ehrnen Pforte Fl&u;gel ihr!
Durch euer gastlich ladendes Weit-Er&o;ffnen einst
Geschah's, da&ss; mir, erw&a;hlt aus vielen, Menelas
In Br&a;utigamsgestalt entgegenleuchtete.
Er&o;ffnet mir sie wieder, da&ss; ich ein Eilgebot
Des K&o;nigs treu erf&u;lle, wie der Gattin ziemt.
La&ss;t mich hinein! und alles bleibe hinter mir,
Was mich umstr&u;rmte bis hieher, verh&a;ngnisvoll.
Denn seit ich diese Schwelle sorgenlos verlie&ss;,
Cytherens Tempel besuchend, heiliger Pflicht gem&a;&ss;,
Mich aber dort ein R&a;uber griff, der phrygische,
Ist viel geschehen, was die Menschen weit und breit
So gern erz&a;hlen, aber der nicht gerne h&o;rt,
Von dem die Sage wachsend sich zum M&a;rchen spann.
chor
Verschm&a;he nicht, o herrliche Frau,
Des h&o;chsten Gutes Ehrenbesitz!
Denn das gr&o;&ss;te Gl&u;ck ist dir einzig beschert,
Der Sch&o;nheit Ruhm, der vor allen sich hebt.
Dem Helden t&o;nt sein Name voran,
Drum schreitet er stolz;
Doch beugt sogleich hartn&a;ckigster Mann
Vor der allbezwingenden Sch&o;ne den Sinn.
helena
Genug! mit meinem Gatten bin ich hergeschifft
Und nun von ihm zu seiner Stadt voraugesandt;
Doch welchen Sinn er hegen mag, errat' ich nicht.
Komm' ich als Gattin? komm' ich eine K&o;nigin?
Komm' ich ein Opfer f&u;r des F&u;rsten bittern Schmerz
Und f&u;r der Griechen lang' erduldetes Mi&ss;geschick?
Erobert bin ich; ob gefangen, wei&ss; ich nicht!
Denn Ruf und Schicksal bestimmten f&u;wahr die Unsterblichen
Zweideutig mir, der Sch&o;ngestalt bedenkliche
Begleiter, die an dieser Schwelle mir sogar
Mit d&u;ster drohender Gegenwart zur Seite stehn.
Denn schon im hohlen Schiffe blickte mich der Gemahl
Nur selten an, auch sprach er kein erquicklich Wort.
Als wenn er Unheil s&a;nne, sa&ss; er gegen mir.
Nun aber, als des Eurotas tiefem Buchtgestad
Hinangefahren der vordern Schiffe Schn&a;bel kaum
Das Land begr&u;&ss;ten, sprach er, wie vom Gott bewegt:
"Hier steigen meine Krieger nach der Ordnung aus,
Ich mustere sie, am Strand des Meeres hingereiht;
Du aber ziehe weiter, ziehe des heiligen
Eurotas fruchtbegabtem Ufer immer auf,
Die Rosse lenkend auf der feuchten Wiese Schmuck,
Bis da&ss; zur sch&o;nen Ebene du gelangen magst,
Wo Laked&a;mon, einst ein fruchtbar weites Feld,
Von ernsten Bergen nah umgeben, angebaut.
Betrete dann das hochget&u;rmte F&u;rstenhaus
Und mustere mir die M&a;gde, die ich dort zur&u;ck
Gelassen, samt der klugen alten Schaffnerin.
Die zeige dir der Sch&a;tze reiche Sammlung vor,
Wie sie dein Vater hinterlie&ss; und die ich selbst
In Krieg und Frieden, stets vermehrend, aufgeh&a;uft.
Du findest alles nach der Ordnung stehen; denn
Das ist des F&u;rsten Vorrecht, da&ss; er alles treu
In seinem Hause, wiederkehrend, finde, noch
An seinem Platze jedes, wie er's dort verlie&ss;.
Denn nichts zu &a;ndern hat f&u;r sich der Knecht Gewalt."
chor
Erquicke nun am herrlichen Schatz,
Dem stets vermehrten, Augen und Brust!
Denn der Kette Zier, der Krone Geschmuck,
Da ruhn sie stolz, und sie d&u;nken sich was;
Doch tritt nur ein und fordre sie auf,
Sie r&u;sten sich schnell.
Mich freuet, zu sehn Sch&o;nheit in dem Kampf
Gegen Gold und Perlen und Edelgestein.
helena
Sodann erfolgte des Herren ferneres Herrscherwort:
"Wenn du nun alles nach der Ordnung durchgesehn,
Dann nimm so manchen Dreifu&ss;, als du n&o;tig glaubst,
Und mancherlei Gef&a;&ss;e, die der Opfer sich
Zur Hand verlangt, vollziehend heiligen Festgebrauch.
Die Kessel, auch die Schalen, wie das flache Rund;
Das reinste Wasser aus der heiligen Quelle sei
In hohen Kr&u;gen; ferner auch das trockne Holz,
Der Flammen schnell empf&a;nglich, halte da bereit;
Ein wohlgeschliffnes Messer fehle nicht zuletzt;
Doch alles andre geb' ich deiner Sorge hin."
So sprach er, mich zum Scheiden dr&a;ngend; aber nichts
Lebendigen Atems zeichnet mir der Ordnende,
Das er, die Olympier zu verehren, schlachten will.
Bedenklich ist es; doch ich sorge weiter nicht,
Und alles bleibe hohen G&o;ttern heimgestellt,
Die das vollenden, was in ihrem Sinn sie deucht,
Es m&o;ge gut von Menschen oder m&o;ge b&o;s
Geachtet sein; die Sterblichen, wir ertragen das.
Schon manchmal hob das schwere Beil der Opfernde
Zu des erdgebeugten Tieres Nacken weihend auf
Und konnt' es nicht vollbringen, denn ihn hinderte
Des nahen Feindes oder Gottes Zwischenkunft.
chor
Was geschehen werde, sinnst du nicht aus;
K&o;nigin, schreite dahin
Guten Muts!
Gutes und B&o;ses kommt
Unerwartet dem Menschen;
Auch verk&u;ndet, glauben wir's nicht.
Brannte doch Troja, sahen wir doch
Tod vor Augen, schm&a;hlichen Tod;
Und sind wir nicht hier
Dir gesellt, dienstbar freudig,
Schauen des Himmels blendende Sonne
Und das Sch&o;nste der Erde
Huldvoll, dich, uns Gl&u;cklichen?
helena
Sei's wie es sei! Was auch bevorsteht, mir geziemt,
Hinaufzusteigen unges&a;umt in das K&o;nigshaus,
Das, lang' entbehrt und viel ersehnt und fast verscherzt,
Mir abermals vor Augen steht, ich wei&ss; nicht wie.
Die F&u;&ss;e tragen mich so mutig nicht empor
Die hohen Stufen, die ich kindisch &u;bersprang.
chor
Werfet, o Schwestern, ihr
Traurig gefangenen,
Alle Schmerzen ins Weite;
Teilet der Herrin Gl&u;ck,
Teilet Helenens Gl&u;ck,
Welche zu Vaterhauses Herd,
Zwar mit sp&a;t zur&u;ckkehrendem,
Aber mit desto festerem
Fu&ss;e freudig herannaht.
Preiset die heiligen,
Gl&u;cklich herstellenden
Und heimf&u;hrenden G&o;tter!
Schwebt der Entbundene
Doch wie auf Fittichen
&U;ber das Rauhste, wenn umsonst
Der Gefangene sehnsuchtsvoll
&U;ber die Zinne des Kerkers hin
Armausbreitend sich abh&a;rmt.
Aber sie ergriff ein Gott,
Die Entfernte;
Und aus Ilios' Schutt
Trug er hierher sie zur&u;ck
In das alte, das neugeschm&u;ckte
Vaterhaus,
Nach uns&a;glichen
Freuden und Qualen,
Fr&u;her Jugendzeit
Angefrischt zu gedenken.
panthalis
Verlasset nun des Gesanges freudumgebnen Pfad
Und wendet nach der T&u;re Fl&u;geln euren Blick!
Was seh' ich, Schwestern? Kehret nicht die K&o;nigin
Mit heftigen Schrittes Regung wieder zu uns her?
Was ist es, gro&ss;e K&o;nigin, was konnte dir
In deines Hauses Hallen, statt der Deinen Gru&ss;,
Ersch&u;tterndes begegnen? Du verbirgst es nicht;
Denn Widerwillen seh' ich an der Stirne dir,
Ein edles Z&u;rnen, das mit &U;berraschung k&a;mpft.
[helena
Der Tochter Zeus' geziemet nicht gemeine Furcht,
Und fl&u;chtig-leise Schreckenshand ber&u;hrt sie nicht;
Doch das Entsetzen, das, dem Scho&ss; der alten Nacht
Von Urbeginn entsteigend, vielgestaltet noch
Wie gl&u;hende Wolken aus des Berges Feuerschlund
Herauf sich w&a;lzt, ersch&u;ttert auch des Helden Brust.
So haben heute grauenvoll die Stygischen
Ins Haus den Eintritt mir bezeichnet, da&ss; ich gern
Von oft betretner, langersehnter Schwelle mich,
Entla&ss;nem Gaste gleich, entfernend scheiden mag.
Doch nein! gewichen bin ich her ans Licht, und sollt
Ihr weiter nicht mich treiben, M&a;chte, wer ihr seid.
Auf Weihe will ich sinnen, dann gereinigt mag
Des Herdes Glut die Frau begr&u;&ss;en wie den Herrn.
chorf&u;hrerin
Entdecke deinen Dienerinnen, edle Frau,
Die dir verehrend beistehn, was begegnet ist.
helena
Was ich gesehen, sollt ihr selbst mit Augen sehn,
Wenn ihr Gebilde nicht die alte Nacht sogleich
Zur&u;ckgeschlungen in ihrer Tiefe Wunderscho&ss;.
Doch da&ss; ihr's wisset, sag' ich's euch mit Worten an:
Als ich des K&o;nigshauses ernsten Binnenraum,
Der n&a;chsten Pflicht gedenkend, feierlich betrat,
Erstaunt' ich ob der &o;den G&a;nge Schweigsamkeit,
Nicht Schall der emsig Wandelnden begegnete
Dem Ohr, nicht raschgesch&a;ftiges Eiligtun dem Blick,
Und keine Magd erschien mir, keine Schaffnerin,
Die jeden Fremden freundlich sonst begr&u;&ss;enden.
Als aber ich dem Scho&ss;e des Herdes mich genaht,
Da sah ich, bei verglommner Asche lauem Rest,
Am Boden sitzen welch verh&u;lltes gro&ss;es Weib,
Der Schlafenden nicht vergleichbar, wohl der Sinnenden.
Mit Herrscherworten ruf' ich sie zur Arbeit auf,
Die Schaffnerin mir vermutend, die indes vielleicht
Des Gatten Vorsicht hinterlassend angestellt;
Doch eingefaltet sitzt die Unbewegliche;
Nur endlich r&u;hrt sie auf mein Dr&a;un den rechten Arm,
Als wiese sie von Herd und Halle mich hinweg.
Ich wende z&u;rnend mich ab von ihr und eile gleich
Den Stufen zu, worauf empor der Thalamos
Geschm&u;ckt sich hebt und nah daran das Schatzgemach;
Allein das Wunder rei&ss;t sich schnell vom Boden auf,
Gebietrisch mir den Weg vertretend, zeigt es sich
In hagrer Gr&o;&ss;e, hohlen, blutig-tr&u;ben Blicks,
Seltsamer Bildung, wie sie Aug' und Geist verwirrt.
Doch red' ich in die L&u;fte; denn das Wort bem&u;ht
Sich nur umsonst, Gestalten sch&o;pferisch aufzubaun.
Da seht sie selbst! sie wagt sogar sich ans Licht hervor!
Hier sind wir Meister, bis der Herr und K&o;nig kommt.
Die grausen Nachtgeburten dr&a;ngt der Sch&o;nheitsfreund
Ph&o;bus hinweg in H&o;hlen, oder b&a;ndigt sie.
chor
Vieles erlebt' ich, obgleich die Locke
Jugendlich wallet mir um die Schl&a;fe!
Schreckliches hab' ich vieles gesehen,
Kriegrischen Jammer, Ilios' Nacht,
Als es fiel.
Durch das umw&o;lkte, staubende Tosen
Dr&a;ngender Krieger h&o;rt' ich die G&o;tter
F&u;rchterlich rufen, h&o;rt' ich der Zwietracht
Eherne Stimme schallen durchs Feld,
Mauerw&a;rts.
Ach! sie standen noch, Ilios'
Mauern, aber die Flammenglut
Zog vom Nachbar zum Nachbar schon,
Sich verbreitend von hier und dort
Mit des eignen Sturmes Wehn
&U;ber die n&a;chtliche Stadt hin.
Fl&u;chtend sah ich durch Rauch und Glut
Und der z&u;ngelnden Flamme Loh'n
Gr&a;&ss;lich z&u;rnender G&o;tter Nahn,
Schreitend Wundergestalten
Riesengro&ss;, durch d&u;steren
Feuerumleuchteten Qualm hin.
Sah ich's, oder bildete
Mir der angstumschlungene Geist
Solches Verworrene? sagen kann
Nimmer ich's, doch da&ss; ich dies
Gr&a;&ss;liche hier mit Augen schau',
Solches gewi&ss; ja wei&ss; ich;
K&o;nnt' es mit H&a;nden fassen gar,
Hielte von dem Gef&a;hrlichen
Nicht zur&u;cke die Furcht mich.
Welche von Phorkys'
T&o;chtern nur bist du?
Denn ich vergleiche dich
Diesem Geschlechte.
Bist du vielleicht der graugebornen,
Eines Auges und eines Zahns
Wechselsweis teilhaftigen
Graien eine gekommen?
Wagest du Scheusal
Neben der Sch&o;nheit
Dich vor dem Kennerblick
Ph&o;bus' zu zeigen?
Tritt du dennoch hervor nur immer;
Denn das H&a;&ss;liche schaut er nicht,
Wie sein heilig Auge noch
Nie erblickte den Schatten.
Doch uns Sterbliche n&o;tigt, ach,
Leider trauriges Mi&ss;geschick
Zu dem uns&a;glichen Augenschmerz,
Den das Verwerfliche, Ewig-Unselige
Sch&o;nheitliebenden rege macht.
Ja, so h&o;re denn, wenn du frech
Uns entgegenest, h&o;re Fluch,
H&o;re jeglicher Schelte Drohn
Aus dem verw&u;nschenden Munde der Gl&u;cklichen,
Die von G&o;ttern gebildet sind.
phorkyas
Alt ist das Wort, doch bleibet hoch und wahr der Sinn,
Da&ss; Scham und Sch&o;nheit nie zusammen, Hand in Hand,
Den Weg verfolgen &u;ber der Erde gr&u;nen Pfad.
Tief eingewurzelt wohnt in beiden alter Ha&ss;,
Da&ss;, wo sie immer irgend auch des Weges sich
Begegnen, jede der Gernerin den R&u;cken kehrt.
Dann eilet jede wieder heftiger, weiter fort,
Die Scham betr&u;bt, die Sch&o;nheit aber frech gesinnt,
Bis sie zuletzt des Orkus hohle Nacht umf&a;ngt,
Wenn nicht das Alter sie vorher geb&a;ndigt hat.
Euch find' ich nun, ihr Frechen, aus der Fremde her
Mit &U;bermut ergossen, gleich der Kraniche
Laut-heiser klingendem Zug, der &u;ber unser Haupt,
In langer Wolke, kr&a;chzend sein Get&o;n herab
Schickt, das den stillen Wandrer &u;ber sich hinauf
Zu blicken lockt; doch ziehn sie ihren Weg dahin,
Er geht den seinen; also wird's mit uns geschehn.
Wer seid denn ihr, da&ss; ihr des K&o;niges Hochpalast
M&a;nadisch wild, Betrunknen gleich, umtoben d&u;rft?
Wer seid ihr denn, da&ss; ihr des Hauses Schaffnerin
Entgegenheulet, wie dem Mond der Hunde Schar?
W&a;hnt ihr, verborgen sei mir, welch Geschlecht ihr seid,
Du kriegerzeugte, schlachterzogne junge Brut?
Mannlustige du, so wie verf&u;hrt verf&u;hrende,
Entnervend beide, Kriegers auch und B&u;rgers Kraft!
Zu Hauf euch sehend, scheint mir ein Zikadenschwarm
Herabzust&u;rzen, deckend gr&u;ne Feldersaat.
Verzehrerinnen fremden Flei&ss;es! Naschende
Vernichterinnen aufgekeimten Wohlstands ihr!
Erobert', marktverkauft', vertauschte Ware du!
helena
Wer gegenwarts der Frau die Dienerinnen schilt,
Der Gebietrin Hausrecht tastet er vermessen an;
Denn ihr geb&u;hrt allein, das Lobensw&u;rdige
Zu r&u;hmen, wie zu strafen, was verwerflich ist.
Auch bin des Dienstes ich wohl zufrieden, den sie mir
Geleistet, als die hohe Kraft von Ilios
Umlagert stand und fiel und lag; nicht weniger,
Als wir der Irrfahrt kummervolle Wechselnot
Ertrugen, wo sonst jeder sich der N&a;chste bleibt.
Auch hier erwart' ich Gleiches von der muntern Schar;
Nicht, was der Knecht sei, fragt der Herr, nur, wie er dient.
Drum schweige du und grinse sie nicht l&a;nger an.
Hast du das Haus des K&o;nigs wohl verwahrt bisher
Anstatt der Hausfrau, solches dient zum Ruhme dir;
Doch jetzo kommt sie selber, tritt nun du zur&u;ck,
Damit nicht Strafe werde statt verdienten Lohns.
phorkyas
Den Hausgenossen drohen bleibt ein gro&ss;es Recht,
Das gottbegl&u;ckten Herrschers hohe Gattin sich
Durch langer Jahre weise Leitung wohl verdient.
Da du, nun Anerkannte, neu den alten Platz
Der K&o;nigin und Hausfrau wiederum betrittst,
So fasse l&a;ngst erschlaffte Z&u;gel, herrsche nun,
Nimm in Besitz den Schatz und s&a;mtlich uns dazu.
Vor allem aber sch&u;tze mich, die &A;ltere,
Vor dieser Schar, die neben deiner Sch&o;nheit Schwan
Nur schlecht befitticht', schnatterhafte G&a;nse sind.
chorf&u;hrerin
Wie h&a;&ss;lich neben Sch&o;nheit zeigt sich H&a;&ss;lichkeit.
phorkyas
Wie unverst&a;ndig neben Klugheit Unverstand.
choretide 1
Von Vater Erebus melde, melde von Mutter Nacht.
phorkyas
So sprich von Scylla, leiblich dir Geschwisterkind.
choretide 2
An deinem Stammbaum steigt manch Ungeheur empor.
phorkyas
Zum Orkus hin! da suche deine Sippschaft auf.
choretide 3
Die dorten wohnen, sind dir alle viel zu jung.
phorkyas
Tiresias, den Alten, gehe buhlend an.
choretide 4
Orions Amme war dir Ur-Urenkelin.
phorkyas
Harpyen, w&a;hn' ich, f&u;tterten dich im Unflat auf.
choretide 5
Mit was ern&a;hrst du so gepflegte Magerkeit?
phorkyas
Mit Blute nicht, wonach du allzul&u;stern bist.
choretide 6
Begierig du auf Leichen, ekle Leiche selbst!
phorkyas
Vampyren-Z&a;hne gl&a;nzen dir im frechen Maul.
chorf&u;hrerin
Das deine stopf' ich, wenn ich sage, wer du seist.
phorkyas
So nenne dich zuerst; das R&a;tsel hebt sich auf.
helena
Nicht z&u;rnend, aber traurend schreit' ich zwischen euch,
Verbietend solchen Wechselstreites Ungest&u;m!
Denn Sch&a;dlicheres begegnet nichts dem Herrscherherrn
Als treuer Diener heimlich unterschworner Zwist.
Das Echo seiner Befehle kehrt alsdann nicht mehr
In schnell vollbrachter Tat wohlstimmig ihm zur&u;ck,
Nein, eigenwillig brausend tost es um ihn her,
Den selbstverirrten, ins Vergebne scheltenden.
Dies nicht allein. Ihr habt in sittelosem Zorn
Unsel'ger Bilder Schreckgestalten hergebannt,
Die mich umdr&a;ngen, da&ss; ich selbst zum Orkus mich
Gerissen f&u;hle, vaterl&a;nd'scher Flur zum Trutz.
Ist's wohl Ged&a;chtnis? war es Wahn, der mich ergreift?
War ich das alles? Bin ich's? Werd' ich's k&u;nftig sein,
Das Traum- und Schreckbild jener St&a;dteverw&u;stenden?
Die M&a;dchen schaudern, aber du, die &A;lteste,
Du stehst gelassen; rede mir verst&a;ndig Wort.
phorkyas
Wer langer Jahre mannigfaltigen Gl&u;cks gedenkt,
Ihm scheint zuletzt die h&o;chste G&o;ttergunst ein Traum.
Du aber, hochbeg&u;nstigt sonder Ma&ss; und Ziel,
In Lebensreihe sahst nur Liebesbr&u;nstige,
Entz&u;ndet rasch zum k&u;hnsten Wagst&u;ck jeder Art.
Schon Theseus haschte fr&u;h dich, gierig aufgeregt,
Wie Herakles stark, ein herrlich sch&o;n geformter Mann.
helena
Entf&u;hrte mich, ein zehenj&a;hrig schlankes Reh,
Und mich umschlo&ss; Aphidnus' Burg in Attika.
phorkyas
Durch Kastor und durch Pollux aber bald befreit,
Umworben standst du ausgesuchter Heldenschar.
helena
Doch stille Gunst vor allen, wie ich gern gesteh',
Gewann Patroklus, er, des Peliden Ebenbild.
phorkyas
Doch Vaterwille traute dich an Menelas,
Den k&u;hnen Seedurchstreicher, Hausbewahrer auch.
helena
Die Tochter gab er, gab des Reichs Bestellung ihm.
Aus ehlichem Beisein spro&ss;te dann Hermione.
phorkyas
Doch als er fern sich Kretas Erbe k&u;hn erstritt,
Dir Einsamen da erschien ein allzusch&o;ner Gast.
helena
Warum gedenkst du jener halben Witwenschaft,
Und welch Verderben gr&a;&ss;lich mir daraus erwuchs?
phorkyas
Auch jene Fahrt, mir freigebornen Kreterin
Gefangenschaft erschuf sie, lange Sklaverei.
helena
Als Schaffnerin bestellt' er dich sogleich hieher,
Vertrauend vieles, Burg und k&u;hn erworbnen Schatz.
phorkyas
Die du verlie&ss;est, Ilios' umt&u;rmter Stadt
Und unersch&o;pften Liebesfreuden zugewandt.
helena
Gedenke nicht der Freuden! allzuherben Leids
Unendlichkeit ergo&ss; sich &u;ber Brust und Haupt.
phorkyas
Doch sagt man, du erschienst ein doppelhaft Gebild,
In Ilios gesehen und in &A;gypten auch.
helena
Verwirre w&u;sten Sinnes Aberwitz nicht gar.
Selbst jetzo, welche denn ich sei, ich wei&ss; es nicht.
phorkyas
Dann sagen sie: aus hohlem Schattenreich herauf
Gesellte sich inbr&u;nstig noch Achill zu dir!
Dich fr&u;her liebend gegen allen Geschicks Beschlu&ss;.
helena
Ich als Idol, ihm dem Idol verband ich mich.
Es war ein Traum, so sagen ja die Worte selbst.
Ich schwinde hin und werde selbst mir ein Idol.
chor
Schweige, schweige!
Mi&ss;blickende, Mi&ss;redende du!
Aus so gr&a;&ss;lichen einzahnigen
Lippen, was enthaucht wohl
Solchem furchtbaren Greuelschlund!
Denn der B&o;sartige, wohlt&a;tig erscheinend,
Wolfesgrimm unter schafwolligem Vlies,
Mir ist er weit schrecklicher als des drei-+
k&o;pfigen/ Hundes Rachen.
&A;ngstlich lauschend stehn wir da:
Wann? wie? wo nur bricht's hervor,
Solcher T&u;cke
Tiefauflauerndes Unget&u;m?
Nun denn, statt freundlich mit Trost reich begabten,
Letheschenkenden, holdmildesten Worts
Regest du auf aller Vergangenheit
B&o;sestes mehr denn Gutes
Und verd&u;sterst allzugleich
Mit dem Glanz der Gegenwart
Auch der Zukunft
Mild aufschimmerndes Hoffnungslicht.
Schweige, schweige!
Da&ss; der K&o;nigin Seele,
Schon zu entfliehen bereit,
Sich noch halte, festhalte
Die Gestalt aller Gestalten,
Welche die Sonne jemals beschien.
phorkyas
Tritt hervor aus fl&u;chtigen Wolken, hohe Sonne dieses Tags,
Die verschleiert schon entz&u;ckte, blendend nun im Glanze herrscht.
Wie die Welt sich dir entfaltet, schaust du selbst mit holdem Blick.
Schelten sie mich auch f&u;r h&a;&ss;lich, kenn' ich doch das Sch&o;ne wohl.
helena
Tret' ich schwankend aus der &O;de, die im Schwindel mich umgab,
Pflegt' ich gern der Ruhe wieder, denn so m&u;d' ist mein Gebein:
Doch es ziemet K&o;niginnen, allen Menschen ziemt es wohl,
Sich zu fassen, zu ermannen, was auch drohend &u;berrascht.
phorkyas
Stehst du nun in deiner Gro&ss;heit, deiner Sch&o;ne vor uns da,
Sagt dein Blick, da&ss; du befiehlest; was befiehlst du? sprich es aus.
helena
Eures Haders frech Vers&a;umnis auszugleichen, seid bereit;
Eilt, ein Opfer zu bestellen, wie der K&o;nig mir gebot.
phorkyas
Alles ist bereit im Hause, Schale, Dreifu&ss;, scharfes Beil,
Zum Besprengen, zum Ber&a;uchern; das zu Opfernde zeig' an!
helena
Nicht bezeichnet' es der K&o;nig. +
phorkyas
Sprach's nicht aus? O Jammerwort!
helena
Welch ein Jammer &u;berf&a;llt dich? +
phorkyas
K&o;nigin, du bist gemeint!
helena
Ich? +
phorkyas
Und diese. +
chor
Weh und Jammer! +
phorkyas
Fallen wirst du durch das Beil.
helena
Gr&a;&ss;lich doch geahnt; ich Arme! +
phorkyas
Unvermeidlich scheint es mir.
chor
Ach! Und uns? + was wird begegnen?
phorkyas
Sie stirbt einen edlen Tod;
Doch am hohen Balken drinnen, der des Daches Giebel tr&a;gt,
Wie im Vogelfang die Drosseln, zappelt ihr der Reihe nach.
phorkyas
Gespenster! - Gleich erstarrten Bildern steht ihr da,
Geschreckt, vom Tag zu scheiden, der euch nicht geh&o;rt.
Die Menschen, die Gespenster s&a;mtlich gleich wie ihr,
Entsagen auch nicht willig hehrem Sonnenschein;
Doch bittet oder rettet niemand sie vom Schlu&ss;;
Sie wissen's alle, wenigen doch gef&a;llt es nur.
Genug, ihr seid verloren! Also frisch ans Werk.
Herbei, du d&u;stres, kugelrundes Unget&u;m!
W&a;lzt euch hieher, zu schaden gibt es hier nach Lust.
Dem Tragaltar, dem goldgeh&o;rnten, gebet Platz,
Das Beil, es liege blinkend &u;ber dem Silberrand,
Die Wasserkr&u;ge f&u;llet, abzuwaschen gibt's
Des schwarzen Blutes greuelvolle Besudelung.
Den Teppich breitet k&o;stlich hier am Staube hin,
Damit das Opfer niederkniee k&o;niglich
Und eingewickelt, zwar getrennten Haupts sogleich,
Anst&a;ndig w&u;rdig aber doch bestattet sei.
chorf&u;hrerin
Die K&o;nigin stehet sinnend an der Seite hier,
Die M&a;dchen welken gleich gem&a;htem Wiesengras;
Mir aber deucht, der &A;ltesten, heiliger Pflicht gem&a;&ss;,
Mit dir das Wort zu wechseln, Ur-Ur&a;lteste.
Du bist erfahren, weise, scheinst uns gut gesinnt,
Obschon verkennend hirnlos diese Schar dich traf.
Drum sage, was du m&o;glich noch von Rettung wei&ss;t.
phorhyas
Ist leicht gesagt: von der K&o;nigin h&a;ngt allein es ab,
Sich selbst zu erhalten, euch Zugaben auch mit ihr.
Entschlossenheit ist n&o;tig und die behendeste.
chor
Ehrenw&u;rdigste der Parzen, weiseste Sibylle du,
Halte gesperrt die goldene Schere, dann verk&u;nd' uns Tag und Heil;
Denn wir f&u;hlen schon im Schweben, Schwanken, Bammeln unergetzlich
Unsere Gliederchen, die lieber erst im Tanze sich ergetzten,
Ruhten drauf an Liebchens Brust.
helena
La&ss; diese bangen! Schmerz empfind' ich, keine Furcht;
Doch kennst du Rettung, dankbar sei sie anerkannt.
Dem Klungen, Weitumsichtigen zeigt f&u;rwahr sich oft
Unm&o;gliches noch als m&o;glich. Sprich und sag' es an.
chor
Sprich und sage, sag uns eilig: wie entrinnen wir den grausen,
Garstigen Schlingen, die bedrohlich, als die schlechtesten Geschmeide,
Sich um unsre H&a;lse ziehen? Vorempfinden wir's, die Armen,
Zum Entatmen, zum Ersticken, wenn du, Rhea, aller G&o;tter
Hohe Mutter, dich nicht erbarmst.
phorkyas
Habt ihr Geduld, des Vortrags langgedehnten Zug
Still anzuh&o;ren? Mancherlei Geschichten sind's.
chor
Geduld genug! Zuh&o;rend leben wir indes.
phorkyas
Dem, der zu Hause verharrend edlen Schatz bewahrt
Und hoher Wohnung Mauern auszukitten wei&ss;,
Wie auch das Dach zu sichern vor des Regens Drang,
Dem wird es wohlgehn lange Lebenstage durch;
Wer aber seiner Schwelle heilige Richte leicht
Mit fl&u;chtigen Sohlen &u;berschreitet freventlich,
Der findet wiederkehrend wohl den alten Platz,
Doch umge&a;ndert alles, wo nicht gar zerst&o;rt.
helena
Wozu dergleichen wohlbekannte Spr&u;che hier?
Du willst erz&a;hlen; rege nicht an Verdrie&ss;liches.
phorkyas
Geschichtlich ist es, ist ein Vorwurf keineswegs.
Raubschiffend ruderte Menelas von Bucht zu Bucht,
Gestad' und Inseln, alles streift' er feindlich an,
Mit Beute wiederkehrend, wie sie drinnen starrt.
Vor Ilios verbracht' er langer Jahre zehn;
Zur Heimfahrt aber wei&ss; ich nicht wie viel es war.
Allein wie steht es hier am Platz um Tyndareos'
Erhabnes Haus? wie stehet es mit dem Reich umher?
helena
Ist dir denn so das Schelten g&a;nzlich einverleibt,
Da&ss; ohne Tadeln du keine Lippe regen kannst?
phorkyas
So viele Jahre stand verlassen das Talgebrig,
Das hinter Sparta nordw&a;rts in die H&o;he steigt,
Taygetos im R&u;cken, wo als muntrer Bach
Herab Eurotas rollt und dann, durch unser Tal
An Rohren breit hinflie&ss;end, eure sChw&a;ne n&a;hrt.
Dort hinten still im Gebirgtal hat ein k&u;hn Geschlecht
Sich angesiedelt, dringend aus cimmerischer Nacht,
Und unersteiglich feste Burg sich aufget&u;rmt,
Von da sie Land und Leute placken, wie's behagt.
helena
Das konnten sie vollf&u;hren? Ganz unm&o;glich scheint's.
phorkyas
Sie hatten Zeit, vielleicht an zwanzig Jahre sind's.
helena
Ist einer Herr? sind's R&a;uber viel, verb&u;ndete?
phorkyas
Nicht R&a;uber sind es, einer aber ist der Herr.
Ich schelt' ihn nicht, und wenn er schon mich heimgesucht.
Wohl konnt' er alles nehmen, doch begn&u;gt' er sich
Mit wenigen Freigeschenken, nannt' er's, nicht Tribut.
helena
Wie sieht er aus? +
phorkyas
Nicht &u;bel! mir gef&a;llt er schon.
Es ist ein munterer, kecker, wohlgebildeter,
Wie unter Griechen wenig', ein verst&a;nd'ger Mann.
Man schilt das Volk Barbaren, doch ich d&a;chte nicht,
Da&ss; grausam einer w&a;re, wie vor Ilios
Gar mancher Held sich menschenfresserisch erwies.
Ich acht' auf seine Gro&ss;heit, ihm vertraut' ich mich.
Und seine Burg! die solltet ihr mit Augen sehn!
Das ist was anderes gegen plumpes Mauerwerk,
Das eure V&a;ter, mir nichts dir nichts, aufgew&a;lzt,
Zyklopisch wie Zyklopen, rohen Stein sogleich
Auf rohe Steine st&u;rzend; dort hingegen, dort
Ist alles senk- und waagerecht und regelhaft.
Von au&ss;en schaut sie! himmelan sie strebt empor,
So starr, so wohl in Fugen, spiegelglatt wie Stahl.
Zu klettern hier - ja selbst der Gedanke gleitet ab.
Und innen gro&ss;er H&o;fe Raumgelasse, rings
Mit Baulichkeit umgeben, aller Art und Zweck.
Da seht ihr S&a;ulen, S&a;ulchen, Bogen, B&o;gelchen,
Altane, Galerien, zu schauen aus und ein,
Und Wappen. +
chor
Was sind Wappen? +
phorkyas
Ajax f&u;hrte ja
Geschlungene Schlang' im Schilde, wie ihr selbst gesehn.
Die Sieben dort vor Theben trugen Bildnerein
Ein jeder auf seinem Schilde, reich bedeutungsvoll.
Da sah man Mond und Stern' am n&a;chtigen Himmelsraum,
Auch G&o;ttin, Held und Leiter, Schwerter, Fackeln auch,
Und was Bedr&a;ngliches guten St&a;dten grimmig droht.
Ein solch Gebilde f&u;hrt auch unsre Heldenschar
Von seinen Ur-Urahnen her in Farbenglanz.
Da seht ihr L&o;wen, Adler, Klau' und Schnabel auch,
Dann B&u;ffelh&o;rner, Fl&u;gel, Rosen, Pfauenschweif,
Auch Streifen, gold und schwarz und silbern, blau und rot.
Dergleichen h&a;ngt in S&a;len Reih' an Reihe fort.
In S&a;len, grenzenlosen, wie die Welt so weit;
Da k&o;nnt ihr tanzen! +
chor
Sage, gibt's auch T&a;nzer da?
phorkyas
Die besten! goldgelockte, frische Bubenschar.
Die duften Jugend! Paris duftete einzig so,
Als er der K&o;nigin zu nahe kam. +
helena
Du f&a;llst
Ganz aus der Rolle; sage mir das letzte Wort!
phorkyas
Du sprichst das letzte, sagst mit Ernst vernehmlich Ja!
Sogleich umgeb' ich dich mit jener Burg. +
chor
O sprich
Das kurze Wort und rette dich und uns zugleich!
helena
Wie? sollt' ich f&u;rchten, da&ss; der K&o;nig Menelas
So grausam sich verginge, mich zu sch&a;digen?
phorkyas
Hast du vergessen, wie er deinen Deiphobus,
Des totgek&a;mpften = paris Bruder, unerh&o;rt
Verst&u;mmelte, der starrsinnig Witwe dich erstritt
Und gl&u;cklich kebste? Nas' und Ohren schnitt er ab
Und st&u;mmelte mehr so: Greuel war es anzuschaun.
helena
Das tat er jenem, meinetwegen tat er das.
phorkyas
Um jenes willen wird er dir das gleiche tun.
Unteilbar ist die Sch&o;nheit; der sie ganz besa&ss;,
Zerst&o;rt sie lieber, fluchend jedem Teilbesitz.
Wie scharf der Trompete Schmettern Ohr und Eingeweid'
Zerrei&ss;end anfa&ss;t, also krallt sich Eifersucht
Im Busen fest des Mannes, der das nie vergi&ss;t,
Was einst er besa&ss; und nun verlor, nicht mehr besitzt.
chor
H&o;rst du nicht die H&o;rner schallen? siehst der Waffen Blitze nicht?
phorkyas
Sei willkommen, Herr und K&o;nig, gerne geb' ich Rechenschaft.
chor
Aber wir? +
phorkyas
Ihr wi&ss;t es deutlich, seht vor Augen ihren Tod,
Merkt den eurigen da drinne: nein, zu helfen ist euch nicht.
helena
Ich sann mir aus das N&a;chste, was ich wagen darf.
Ein Widerd&a;mon bist du, das empfind' ich wohl
Und f&u;rchte, Gutes wendest du zum B&o;sen um.
Vor allem aber folgen will ich dir zur Burg;
Das andre wei&ss; ich; was die K&o;nigin dabei
Im tiefen Busen geheimnisvoll verbergen mag,
Sei jedem unzug&a;nglich. Alte, geh voran!
chor
O wie gern gehen wir hin,
Eilenden Fu&ss;es;
Hinter uns Tod,
Vor uns abermals
Ragender Feste
Unzug&a;ngliche Mauer.
Sch&u;tze sie ebenso gut,
Eben wie Ilios' Burg,
Die doch endlich nur
Niedertr&a;chtiger List erlag.
Wie? aber wie?
Schwestern, schaut euch um!
Was es nicht heiterer Tag?
Nebel schwanken streifig empor
Aus Eurotas' heil'ger Flut;
Schon entschwand das liebliche
Schilfumkr&a;nzte Gestade dem Blick;
Auch die frei, zierlich-stolz
Sanfthingleitenden Schw&a;ne
In gesell'ger Schwimmlust
Seh' ich, ach, nicht mehr!
Doch, aber doch
T&o;nen h&o;r' ich sie,
T&o;nen fern heiseren Ton!
Tod verk&u;ndenden, sagen sie.
Ach da&ss; uns er nur nicht auch,
Statt verhei&ss;ener Rettung Heil,
Untergang verk&u;nde zuletzt;
Uns, den Schwangleichen, Lang-+
Sch&o;n-Wei&ss;halsigen,/ und ach!
Unsrer Schwanerzeugten.
Weh uns, weh, weh!
Alles deckte sich schon
Rings mit Nebel umher.
Sehen wir doch einander nicht!
Was geschieht? gehen wir?
Schweben wir nur
Trippelnden Schrittes am Boden hin?
Siehst du nichts? Schwebt nicht etwa gar
Hermes voran? Blinkt nicht der goldne Stab
Heischend, gebietend uns wieder zur&u;ck
Zu dem unerfreulichen, grautagenden,
Ungreifbarer Gebilde vollen,
&U;berf&u;llten, ewig leeren Hades?
Ja auf einmal wird es d&u;ster, ohne Glanz entschwebt der Nebel
Dunkelgr&a;ulich, mauerbr&a;unlich. Mauern stellen sich dem Blicke,
Freiem Blicke starr entgegen. Ist's ein Hof? ist's tiefe Grube?
Schauerlich in jedem Falle! Schwestern, ach! wir sind gefangen,
So gefangen wie nur je.
41 innerer burghof
chorf&u;hrerin
Vorschnell und t&o;richt, echt wahrhaftes Weibsgebild!
Vom Augenblick abh&a;ngig, Spiel der Witterung,
Des Gl&u;cks und Ungl&u;cks! Keins von beiden wi&ss;t ihr je
Zu bestehn mit Gleichmut. Eine widerspricht ja stets
Der andern heftig, &u;berquer die andern ihr;
In Freud' und Schmerz nur heult und lacht ihr gleichen Tons.
Nun schweigt! und wartet horchend, was die Herrscherin
Hochsinnig hier beschlie&ss;en mag f&u;r sich und uns.
helena
Wo bist du, Pythonissa? hei&ss;e, wie du magst;
Aus diesen Gew&o;lben tritt hervor der d&u;stern Burg.
Gingst etwa du, dem wunderbaren Heldenherrn
Mich anzuk&u;ndigen, Wohlempfang bereitend mir,
So habe Dank und f&u;hre schnell mich ein zu ihm;
Beschlu&ss; der Irrfahrt w&u;nsch' ich. Ruhe w&u;nsch' ich nur.
chorf&u;hrerin
Vergebens blickst du, K&o;nigin, allseits um dich her;
Verschwunden ist das leidige Bild, verblieb vielleicht
Im Nebel dort, aus dessen Busen wir hieher,
Ich wei&ss; nicht wie, gekommen, schnell und sonder Schritt.
Vielleicht auch irrt sie zweifelhaft im Labyrinth
Der wundersam aus vielen einsgewordnen Burg,
Den Herrn erfragend f&u;rstlicher Hochbegr&u;&ss;ung halb.
Doch sieh, dort oben regt in Menge sich allbereits,
In Galerien, am Fenster, in Portalen rasch
Sich hin und her bewegend, viele Dienerschaft;
Vornehm-willkommnen Gastempfang verk&u;ndet es.
chor
Aufgeht mir das Herz! o, seht nur dahin,
Wie so sittig herab mit verweilendem Tritt
Jungholdeste Schar anst&a;ndig bewegt
Den geregelten Zug. Wie! auf wessen Befehl
Nur erscheinen, gereiht und gebildet so fr&u;h,
Von J&u;nglingsknaben das herrliche Volk?
Was bewundr' ich zumeist? Ist es zierlicher Gang,
Etwa des Haupts Lockhaar um die blendende Stirn,
Etwa der W&a;nglein Paar, wie die Pfirsiche rot
Und eben auch so weichwollig beflaumt?
Gern biss' ich hinein, doch ich schaudre davor;
Denn in &a;hnlichem Fall, da erf&u;llte der Mund
Sich, gr&a;&ss;lich zu sagen! mit Asche.
Aber die sch&o;nsten,
Sie kommen daher;
Was tragen sie nur?
Stufen zum Thron,
Teppich und Sitz,
Umhang und zelt-+
Artigen/ Schmuck;
&U;ber &u;berwallt er,
Wolkenkr&a;nze bildend,
Unsrer K&o;nigin Haupt;
Denn schon bestieg sie
Eingeladen herrlichen Pf&u;hl.
Tretet heran,
Stufe f&u;r Stufe
Reihet euch ernst.
W&u;rdig, o w&u;rdig, dreifach w&u;rdig
Sei gesegnet ein solcher Empfang!
chorf&u;hrerin
Wenn diesem nicht die G&o;tter, wie sie &o;fter tun,
F&u;r wenige Zeit nur wundernsw&u;rdige Gestalt,
Erhabnen Anstand, liebenswerte Gegenwart
Vor&u;berg&a;nglich liehen, wird ihm jedesmal,
Was er beginnt, gelingen, sei's in M&a;nnerschlacht,
So auch im kleinen Kriege mit den sch&o;nsten Fraun.
Er ist f&u;rwahr gar vielen andern vorzuziehn,
Die ich doch auch als hochgesch&a;tzt mit Augen sah.
Mit langsam-ernstem, ehrfurchtsvoll gehaltnem Schritt
Seh' ich den F&u;rsten; wende dich, o K&o;nigin!
faust
Statt feierlichsten Gru&ss;es, wie sich ziemte,
Statt ehrfurchtsvollem Willkomm bring' ich dir
In Ketten hart geschlossen solchen Knecht,
Der, Pflicht verfehlend, mir die Pflicht entwand.
Hier kniee nieder, dieser h&o;chsten Frau
Bekenntnis abzulegen deiner Schuld.
Dies ist, erhabne Herrscherin, der Mann,
Mit seltnem Augenblitz vom hohen Turm
Umherzuschaun bestellt, dort Himmelsraum
Und Erdenbreite scharf zu &u;bersp&a;hn,
Was etwa da und dort sich melden mag,
Vom H&u;gelkreis ins Tal zur festen Burg
Sich regen mag, der Herden Woge sei's,
Ein Heereszug vielleicht; wir sch&u;tzen jene,
Begegnen diesem. Heute, welch Vers&a;umnis!
Du kommst heran, er meldet's nicht; verfehlt
Ist ehrenvoller, schuldigster Empfang
So hohen Gastes. Freventlich verwirkt
Das Leben hat er, l&a;ge schon im Blut
Verdienten Todes; doch nur du allein
Bestrafst, begnadigst, wie dir's wohlgef&a;llt.
helena
So hohe W&u;rde, wie du sie verg&o;nnst,
Als Richterin, als Herrscherin, und w&a;r's
Versuchend nur, wie ich vermuten darf -
So &u;b' nun des Richters erste Pflicht,
Beschuldigte zu h&o;ren. Rede denn.
turmw&a;rter lynkeus
La&ss; mich knieen, la&ss; mich schauen,
La&ss; mich sterben, la&ss; mich leben,
Denn schon bin ich hingegeben
Dieser gottgegebnen Frauen.
Harrend auf des Morgens Wonne,
&O;stlich sp&a;hend ihren Lauf,
Ging auf einmal mir die Sonne
Wunderbar im S&u;den auf.
Zog den Blick nach jener Seite,
Statt der Schluchten, statt der H&o;hn,
Statt der Erd- und Himmelsweite
Sie, die Einzige, zu sp&a;hn.
Augenstrahl ist mir verliehen
Wie dem Luchs auf h&o;chstem Baum;
Doch nun mu&ss;t' ich mich bem&u;hen
Wie aus tiefem, d&u;sterm Traum.
W&u;&ss;t' ich irgend mich zu finden?
Zinne? Turm? geschlo&ss;nes Tor?
Nebel schwanken, Nebel schwinden,
Solche G&o;ttin tritt hervor!
Aug' und Brust ihr zugewendet,
Sog ich an den milden Glanz;
Diese Sch&o;nheit, wie sie blendet,
Blendete mich Armen ganz.
Ich verga&ss; des W&a;chters Pflichten,
V&o;llig das beschworne Horn;
Drohe nur, mich zu vernichten -
Sch&o;nheit b&a;ndigt allen Zorn.
helena
Das &U;bel, das ich brachte, darf ich nicht
Bestrafen. Wehe mir! Welch streng Geschick
Verfolgt mich, &u;berall der M&a;nner Busen
So zu bet&o;ren, da&ss; sie weder sich
Noch sonst ein W&u;rdiges verschonten. Raubend jetzt,
Verf&u;hrend, fechtend, hin und her entr&u;ckend,
Halbg&o;tter, Helden, G&o;tter, ja D&a;monen,
Sie f&u;hrten mich im Irren her und hin.
Einfach die Welt verwirrt' ich, dopplet mehr;
Nun dreifach, vierfach bring' ich Not auf Not.
Entferne diesen Guten, la&ss; ihn frei;
Den Gottbet&o;rten treffe keine Schmach.
faust
Erstaunt, o K&o;nigin, seh' ich zugleich
Die sicher Treffende, hier den Getroffnen;
Ich seh' den Bogen, der den Pfeil entsandt,
Verwundet jenen. Pfeile folgen Pfeilen,
Mich treffend. Allw&a;rts ahn' ich &u;berquer
Gefiedert schwirrend sie in Burg und Raum.
Was bin ich nun? Auf einmal machst du mir
Rebellisch die Getreusten, meine Mauern
Unsicher. Also f&u;rcht' ich schon, mein Heer
Gehorcht der siegend unbesiegten Frau.
Was bleibt mir &u;brig, als mich selbst und alles,
Im Wahn des Meine, dir anheimzugeben?
Zu deinen F&u;&ss;en la&ss; mich, frei und treu,
Dich Herrin anerkennen, die sogleich
Auftretend sich Besitz und Thron erwarb.
lynkeus
Du siehst mich, K&o;nigin, zur&u;ck!
Der Reiche bettelt einen Blick,
Er sieht dich an und f&u;hlt sogleich
Sich bettelarm und f&u;rstenreich.
Was war ich erst? was bin ich nun?
Was ist zu wollen? was zu tun?
Was hilft der Augen sch&a;rfster Blitz!
Er prallt zur&u;ck an deinem Sitz.
Von Osten kamen wir heran,
Und um den Westen war's getan;
Ein lang und breites Volksgewicht,
Der erste wu&ss;te vom letzten nicht.
Der erste fiel, der zweite stand,
Des dritten Lanze war zur Hand;
Ein jeder hundertfach gest&a;rkt,
Erschlagne Tausend unbemerkt.
Wir dr&a;ngten fort, wir st&u;rmten fort,
Wir waren Herrn von Ort zu Ort;
Und wo ich herrisch heut befahl,
Ein andrer morgen raubt' und stahl.
Wir schauten - elig war die Schau;
Der griff die allersch&o;nste Frau,
Der griff den Stier von festem Tritt,
Die Pferde mu&ss;ten alle mit.
Ich aber liebte, zu ersp&a;hn
Das Seltenste, was man gesehn;
Und was ein andrer auch besa&ss;,
Das war f&u;r mich ged&o;rrtes Gras.
Den Sch&a;tzen war ich auf der Spur,
Den scharfen Blicken folgt' ich nur,
In alle Taschen blickt' ich ein,
Durchsichtig war mir jeder Schrein.
Und Haufen Goldes waren mein,
Am herrlichsten der Edelstein:
Nun der Smaragd allein verdient,
Da&ss; er an deinem Herzen gr&u;nt.
Nun schwanke zwischen Ohr und Mund
Das Tropfenei aus Meeresgrund;
Rubinen werden gar verscheucht,
Das Wangenrot sie niederbleicht.
Und so den allergr&o;&ss;ten Schatz
Versetz' ich hier auf deinen Platz;
Zu deinen F&u;&ss;en sei gebracht
Die Ernte mancher blut'gen Schlacht.
So viele Kisten schlepp' ich her,
Der Eisenkisten hab' ich mehr;
Erlaube mich auf deiner Bahn,
Und Schatzgew&o;lbe f&u;ll' ich an.
Denn du bestiegest kaum den Thron,
So neigen schon, so beugen schon
Verstand und Reichtum und Gewalt
Sich vor der einzigen Gestalt.
Das alles hielt ich fest und mein,
Nun aber, lose, wird es dein.
Ich glaubt' es w&u;rdig, hoch und bar,
Nun seh' ich, da&ss; es nichtig war.
Verschwunden ist, was ich besa&ss;,
Ein abgem&a;htes, welkes Gras.
O gib mit einem heitern Blick
Ihm seinen ganzen Wert zur&u;ck!
faust
Entferne schnell die k&u;hn erworbne Last,
Zwar nicht getadelt, aber unbelohnt.
Schon ist Ihr alles eigen, was die Burg
Im Scho&ss; verbirgt; Besondres Ihr zu bieten,
Ist unn&u;tz. Geh und h&a;ufe Schatz auf Schatz
Geordnet an. Der ungesehnen Pracht
Erhabnes Bild stell' auf! La&ss; die Gew&o;lbe
Wie frische Himmel blinken, Paradiese
Von lebelosem Leben richte zu.
Voreilend ihren Tritten la&ss; bebl&u;mt
An Teppich Teppiche sich w&a;lzen; ihrem Tritt
Begegne sanfter Boden; ihrem Blick,
Nur G&o;ttliche nicht blendend, h&o;chster Glanz.
lynkeus
Schwach ist, was der Herr befiehlt,
Tut's der Diener, es ist gespielt:
Herrscht doch &u;ber Gut und Blut
Dieser Sch&o;nheit &U;bermut.
Schon das ganze Heer ist zahm,
Alle Schwerter stumpf und lahm,
Vor der herrlichen Gestalt
Selbst die Sonne matt und kalt,
Vor dem Reichtum des Gesichts
Alles leer und alles nichts.
helena
Ich w&u;nsche dich zu sprechen, doch herauf
An meine Seite komm! Der leere Platz
Beruft den Herrn und sichert mir den meinen.
faust
Erst knieend la&ss; die treue Widmung dir
Gefallen, hohe Frau; die Hand, die mich
An deine Seite hebt, la&ss; mich sie k&u;ssen.
Best&a;rke mich als Mitregenten deines
Grenzunbewu&ss;ten Reichs, gewinne dir
Verehrer, Diener, W&a;chter all' in einem!
helena
Vielfache Wunder seh' ich, h&o;r' ich an,
Erstaunen trifft mich, fragen m&o;cht' ich viel.
Doch w&u;nscht' ich Unterricht, warum die Rede
Des Manns mir seltsam klang, seltsam und freundlich.
Ein Ton scheint sich dem andern zu bequemen,
Und hat ein Wort zum Ohre sich gesellt,
Ein andres kommt, dem ersten liebzukosen.
faust
Gef&a;llt dir schon die Sprechart unsrer V&o;lker,
O so gewi&ss; entz&u;ckt auch der Gesang,
Befriedigt Ohr und Sinn im tiefsten Grunde.
Doch ist am sichersten, wir &u;ben's gleich;
Die Wechselrede lockt es, ruft's hervor.
helena
So sage denn, wie sprech' ich auch so sch&o;n?
faust
Das ist gar leicht, es mu&ss; von Herzen gehn.
Und wenn die Brust von Sehnsucht &u;berflie&ss;t,
Man sieht sich um und fragt - +
helena
Wer mitgenie&ss;t.
faust
Nun schaut der Geist nicht vorw&a;rts, nicht zur&u;ck,
Die Gegenwart allein - +
helena
ist unser Gl&u;ck.
faust
Schatz ist sie, Hochgewinn, Besitz und Pfand;
Best&a;tigung, wer gibt sie? +
helena
Meine Hand.
chor
Wer verd&a;cht' es unsrer F&u;rstin,
G&o;nnet sie dem Herrn der Burg
Freundliches Erzeigen?
Denn gesteht, s&a;mtliche sind wir
Ja Gefangene, wie schon &o;fter
Seit dem schm&a;hlichen Untergang
Ilios' und der &a;ngstlich-+
labyrinthischen/ Kummerfahrt.
Fraun, gew&o;hnt an M&a;nnerliebe,
W&a;hlerinnen sind sie nicht,
Aber Kennerinnen.
Und wie goldlockigen Hirten
Vielleicht schwarzborstigen Faunen,
Wie es bringt die Gelegenheit,
&U;ber die schwellenden Glieder
Vollerteilen sie gleiches Recht.
Nah und n&a;her sitzen sie schon
An einander gelehnet,
Schulter an Schulter, Knie an Knie,
Hand in Hand wiegen sie sich
&U;ber des Throns
Aufgepolsterter Herrlichkeit.
Nicht versagt sich die Majest&a;t
Heimlicher Freuden
Vor den Augen des Volkes
&U;berm&u;tiges Offenbarsein.
helena
Ich f&u;hle mich so fern und doch so nah,
Und sage nur zu gern: Da bin ich! da!
faust
Ich atme kaum, mir zittert, stockt das Wort;
Es ist ein Traum, verschwunden Tag und Ort.
helena
Ich scheine mir verlebt und doch so neu,
In dich verwebt, dem Unbekannten treu.
faust
Durchgr&u;ble nicht das einzigste Geschick!
Dasein ist Pflicht, und w&a;r's ein Augenblick.
phorkyas
Buchstabiert in Liebesfibeln,
T&a;ndelnd gr&u;belt nur am Liebeln,
M&u;&ss;ig liebelt fort im Gr&u;beln,
Doch dazu ist keine Zeit.
F&u;hlt ihr nicht ein dumpfes Wettern?
H&o;rt nur die Trompete schmettern,
Das Verderben ist nicht weit.
Menelas mit Volkeswogen
Kommt auf euch herangezogen;
R&u;stet euch zu herbem Streit!
Von der Siegerschar umwimmelt,
Wie Deiphobus verst&u;mmelt,
B&u;&ss;est du das Fraungeleit.
Bammelt erst die leichte Ware,
Dieser gleich ist am Altare
Neugeschliffnes Beil bereit.
faust
Verwegne St&o;rung! widerw&a;rtig dringt sie ein;
Auch nicht in Gefahren mag ich sinnlos Ungest&u;m.
Den sch&o;nsten Boten, Ungl&u;cksbotschaft h&a;&ss;licht ihn;
Du H&a;&ss;lichste gar, nur schlimme Botschaft bringst du gern.
Doch diesmal soll dir's nicht geraten: leeren Hauchs
Ersch&u;ttere du die L&u;fte. Hier ist nicht Gefahr,
Und selbst Gefahr erschiene nur als eitles Dr&a;un.
faust
Nein, gleich sollst du versammelt schauen
Der Helden ungetrennten Kreis:
Nur der verdient die Gunst der Frauen,
Der kr&a;ftigst sie zu sch&u;tzen wei&ss;.
Mit angehaltnem stillen W&u;ten,
Das euch gewi&ss; den Sieg verschafft,
Ihr, Nordens jugendliche Bl&u;ten,
Ihr, Ostens blumenreiche Kraft.
In Stahl geh&u;llt, vom Strahl umwittert,
Die Schar, die Reich um Reich zerbrach,
Sie treten auf, die Erde sch&u;ttert,
Sie schreiten fort, es donnert nach.
An Pylos traten wir zu Lande,
Der alte Nestor ist nicht mehr,
Und alle kleinen K&o;nigsbande
Zersprengt das ungebundne Heer.
Dr&a;ngt unges&a;umt von diesen Mauern
Jetzt Menelas dem Meer zur&u;ck;
Dort irren mag er, rauben, lauern,
Ihm war es Neigung und Geschick.
Herzoge soll ich euch begr&u;&ss;en,
Gebietet Spartas K&o;nigin;
Nun legt ihr Berg und Tal zu F&u;&ss;en,
Und euer sei des Reichs Gewinn.
Germane du! Korinthus' Buchten
Verteidige mit Wall und Schutz!
Achaia dann mit hundert Schluchten
Empfehl' ich, Gote, deinem Trutz.
Nach Elis ziehn der Franken Heere,
Messene sei der Sachsen Los,
Normanne reinige die Meere
Und Argolis erschaff' er gro&ss;.
Dann wird ein jeder h&a;uslich wohnen,
Nach au&ss;en richten Kraft und Blitz;
Doch Sparta soll euch &u;berthronen,
Der K&o;nigin verj&a;hrter Sitz.
All-einzeln sieht sie euch genie&ss;en
Des Landes, dem kein Wohl gebricht;
Ihr sucht getrost zu ihren F&u;&ss;en
Best&a;tigung und Recht und Licht.
chor
Wer die Sch&o;nste f&u;r sich begehrt,
T&u;chtig vor allen Dingen
Seh' er nach Waffen weise sich um;
Schmeichelnd wohl gewann er sich,
Was auf Erden das H&o;chste;
Aber ruhig besitzt er's nicht:
Schleicher listig entschmeicheln sie ihm,
R&a;uber k&u;hnlich entrei&ss;en sie ihm;
Dieses zu hinderen, sei er bedacht.
Unsern F&u;rsten lob' ich drum,
Sch&a;tz' ihn h&o;her vor andern,
Wie er so tapfer klug sich verband,
Da&ss; die Starken gehorchend stehn,
Jedes Winkes gew&a;rtig.
Seinen Befehl vollziehn sie treu,
Jeder sich selbst zu eignem Nutz
Wie dem Herrscher zu lohnendem Dank,
Beiden zu h&o;chlichem Ruhmesgewinn.
Denn wer entrei&ss;et sie jetzt
Dem gewalt'gen Besitzer?
Ihm geh&o;rt sie, ihm sei sie geg&o;nnt,
Doppelt von uns geg&o;nnt, die er
Samt ihr zugleich innen mit sicherster Mauer,
Au&ss;en mit m&a;chtigstem Heer umgab.
faust
Die Gaben, diesen hier verliehen -
An jeglichen ein reiches Land -,
Sind gro&ss; und herrlich; la&ss; sie ziehen!
Wir halten in der Mitte stand.
Und sie besch&u;tzen um die Wette,
Ringsum von Wellen angeh&u;pft,
Nichtinsel dich, mit leichter H&u;gelkette
Europens letztem Bergast angekn&u;pft.
Das Land, vor aller L&a;nder Sonnen,
Sei ewig jedem Stamm begl&u;ckt,
Nun meiner K&o;nigin gewonnen,
Das fr&u;h an ihr hinaufgeblickt,
Als mit Eurotas' Schilfgefl&u;ster
Sie leuchtend aus der Schale brach,
Der hohen Mutter, dem Geschwister
Das Licht der Augen &u;berstach.
Dies Land, allein zu dir gekehret,
Entbietet seinen h&o;chsten Flor;
Dem Erdkreis, der dir angeh&o;ret,
Dein Vaterland, o zieh es vor!
Und duldet auch auf seiner Berge R&u;cken
Das Zackenhaupt der Sonne kalten Pfeil,
L&a;&ss;t nun der Fels sich angegr&u;nt erblicken,
Die Ziege nimmt gen&a;schig kargen Teil.
Die Quelle springt, vereinigt st&u;rzen B&a;che,
Und schon sind Schluchten, H&a;nge, Matten gr&u;n.
Auf hundert H&u;geln unterbrochner Fl&a;che
Siehst Wollenherden ausgebreitet ziehn.
Verteilt, vorsichtig abgemessen schreitet
Geh&o;rntes Rind hinan zum j&a;hen Rand;
Doch Obdach ist den s&a;mtlichen bereitet,
Zu hundert H&o;hlen w&o;lbt sich Felsenwand.
Pan sch&u;tzt sie dort, und Lebensnymphen wohnen
In buschiger Kl&u;fte feucht erfrischtem Raum,
Und sehnsuchtsvoll nach h&o;hern Regionen
Erhebt sich zweighaft Baum gedr&a;ngt an Baum.
Alt-W&a;lder sind's! Die Eiche starret m&a;chtig,
Und eigensinnig zackt sich Ast an Ast;
Der Ahorn mild, von s&u;&ss;em Safte tr&a;chtig,
Steigt rein empor und spielt mit seiner Last.
Und m&u;tterlich im stillen Schattenkreise
Quillt laue Milch bereit f&u;r Kind und Lamm;
Obst ist nicht weit, der Ebnen reife Speise,
Und Honig trieft vom ausgeh&o;hlten Stamm.
Hier ist das Wohlbehagen erblich,
Die Wange heitert wie der Mund,
Ein jeder ist an seinem Platz unsterblich:
Sie sind zufrieden und gesund.
Und so entwickelt sich am reinen Tage
Zu Vaterkraft das holde Kind.
Wir staunen drob; noch immer bleibt die Frage:
Ob's G&o;tter, ob es Menschen sind?
So war Apoll den Hirten zugestaltet,
Da&ss; ihm der sch&o;nsten einer glich;
Denn wo Natur im reinen Kreise waltet,
Ergreifen alle Welten sich.
So ist es mir, so ist es dir gelungen;
Vergangeheit sei hinter uns getan!
O f&u;hle dich vom h&o;chsten Gott entsprungen,
Der ersten Welt geh&o;rst du einzig an.
Nicht feste Burg soll dich umschreiben!
Noch zirkt in ewiger Jugendkraft
F&u;r uns, zu wonnevollem Bleiben,
Arkadien in Spartas Nachbarschaft.
Gelockt, auf sel'gem Grund zu wohnen,
Du fl&u;chtetest ins heiterste Geschick!
Zur Laube wandeln sich die Thronen,
Arkadisch frei sei unser Gl&u;ck!
42
phorkyas
Wie lange Zeit die M&a;dchen schlafen, wei&ss; ich nicht;
Ob sie sich tr&a;umen lie&ss;en, was ich hell und klar
Vor Augen sah, ist ebenfalls mir unbekannt.
Drum weck' ich sie. Erstaunen soll das junge Volk;
Ihr B&a;rtigen auch, die ihr da drunten sitzend harrt,
Glaubhafter Wunder L&o;sung endlich anzuschaun.
Hervor! hervor! Und sch&u;ttelt eure Locken rasch!
Schlaf aus den Augen! Blinzt nicht so und h&o;rt mich an!
chor
Rede nur, erz&a;hl', erz&a;hle, was sich Wunderlichs begeben!
H&o;ren m&o;chten wir am liebsten, was wir gar nicht glauben k&o;nnen;
Denn wir haben Langeweile, diese Felsen anzusehn.
phorkyas
Kaum die Augen ausgerieben, Kinder, langeweilt ihr schon?
So vernehmt: in diesen H&o;hlen, diesen Grotten, diesen Lauben
Schutz und Schirmung war verliehen, wie idyllischem Liebespaare,
Unserm Herrn und unsrer Frauen. +
chor
Wie, da drinnen? +
phorkyas
Abgesondert
Von der Welt, nur mich, die eine, riefen sie zu stillem Dienste.
Hochgeehrt stand ich zur Seite, doch, wie es Vertrauten ziemet,
Schaut' ich um nach etwas andrem. Wendete mich hier- und dorthin,
Suchte Wurzeln, Moos und Rinden, kundig aller Wirksamkeiten,
Und so blieben sie allein.
chor
Tust du doch, als ob da drinnen ganze Weltenr&a;ume w&a;ren,
Wald und Wiese, B&a;che, Seen; welche M&a;rchen spinnst du ab!
phorkyas
Allerdings, ihr Unerfahrnen! das sind unerforschte Tiefen:
Saal an S&a;len, Hof an H&o;fen, diese sp&u;rt' ich sinnend aus.
Doch auf einmal ein Gel&a;chter echot in den H&o;hlenr&a;umen;
Schau' ich hin, da springt ein Knabe von der Frauen Scho&ss; zum Manne,
Von dem Vater zu der Mutter; das Gekose, das Get&a;ndel,
T&o;riger Liebe Neckereien, Scherzgeschrei und Lustgejauchze
Wechselnd &u;bert&a;uben mich.
Nackt, ein Genius ohne Fl&u;gel, faunenartig ohne Tierheit,
Springt er auf den festen Boden; doch der Boden gegenwirkend
Schnellt ihn zu der luft'gen H&o;he, und im zweiten, dritten Sprunge
R&u;hrt er an das Hochgew&o;lb.
&A;ngstlich ruft die Mutter: Springe wiederholt und nach Belieben,
Aber h&u;te dich, zu fliegen, freier Flug ist dir versagt.
Und so mahnt der treue Vater: In der Erde liegt die Schnellkraft,
Die dich aufw&a;rts treibt; ber&u;hre mit der Zehe nur den Boden,
Wie der Erdensohn Ant&a;us bist du alsobald gest&a;rkt.
Und so h&u;pft er auf die Masse dieses Felsens, von der Kante
Zu dem andern und umher, so wie ein Ball geschlagen springt.
Doch auf einmal in der Spalte rauher Schlucht ist er verschwunden,
Und nun scheint er uns verloren. Mutter jammert, Vater tr&o;stet,
Achselzuckend steh' ich &a;ngstlich. Doch nun wieder welch Erscheinen!
Liegen Sch&a;tze dort verborgen? Blumenstreifige Gewande
Hat er w&u;rdig angetan.
Quasten schwanken von den Armen, Binden flattern um den Busen,
In der Hand die goldne Leier, v&o;llig wie ein kleiner Ph&o;bus,
Tritt er wohlgemut zur Kante, zu dem &U;berhang; wir staunen.
Und die Eltern vor Entz&u;cken werfen wechselnd sich ans Herz.
Denn wie leuchtet's ihm zu Haupten? Was ergl&a;nzt, ist schwer zu sagen,
Ist es Goldschmuck, ist es Flamme &u;berm&a;chtiger Geisteskraft?
Und so regt er sich geb&a;rdend, sich als Knabe schon verk&u;ndend
K&u;nftigen Meister alles Sch&o;nen, dem die ewigen Melodien
Durch die Glieder sich bewegen; und so werdet ihr ihn h&o;ren,
Und so werdet ihr ihn sehn zu einzigster Bewunderung.
chor
Nennst du ein Wunder dies,
Kretas Erzeugte?
Dichtend belehrendem Wort
Hast du gelauscht wohl nimmer?
Niemals noch geh&o;rt Ioniens,
Nie vernommen auch Hellas'
Urv&a;terlicher Sagen
G&o;ttlich-heldenhaften Reichtum?
Alles, was je geschieht
Heutigen Tages,
Trauriger Nachklang ist's
Herrlicher Ahnherrntage;
Nicht vergleicht sich dein Erz&a;hlen
Dem, was liebliche L&u;ge,
Glaubhaftiger als Wahrheit,
Von dem Sohne sang der Maja.
Diesen zierlich und kr&a;ftig doch
Kaum geborenen S&a;ugling
Faltet in reinster Windeln Flaum,
Strenget in k&o;stlicher Wickeln Schmuck
Klatschender W&a;rterinnen Schar
Unvern&u;nftigen W&a;hnens.
Kr&a;ftig und zierlich aber zieht
Schon der Schalk die geschmeidigen
Doch elastischen Glieder
Listig heraus, die purpurne,
&A;ngstlich dr&u;ckende Schale
Lassend ruhig an seiner Statt;
Gleich dem fertigen Schmetterling,
Der aus starrem Puppenzwang
Fl&u;gel entfaltend behendig schl&u;pft,
Sonnedurchstrahlten &A;ther k&u;hn
Und mutwillig durchflatternd.
So auch er, der Behendeste,
Da&ss; er Dieben und Sch&a;lken,
Vorteilsuchenden allen auch
Ewig g&u;nstiger D&a;mon sei,
Dies bet&a;tigt er alsobald
Durch gewandteste K&u;nste.
Schnell des Meeres Beherrscher stiehlt
Er den Trident, ja dem Ares selbst
Schlau das Schwert aus der Scheide;
Bogen und Pfeil dem Ph&o;bus auch,
Wie dem Heph&a;stos die Zange;
Selber Zeus', des Vaters, Blitz
N&a;hm' er, schreckt' ihn das Feuer nicht;
Doch dem Eros siegt er ob
In beinstellendem Ringerspiel;
Raubt auch Cyprien, wie sie ihm kost,
Noch vom Busen den G&u;rtel.
phorkyas
H&o;ret allerliebste Kl&a;nge,
Macht euch schnell von Fabeln frei!
Eurer G&o;tter alt Gemenge,
La&ss;t es hin, es ist vorbei.
Niemand will euch mehr verstehen,
Fordern wir doch h&o;hern Zoll:
Denn es mu&ss; von Herzen gehen,
Was auf Herzen wirken soll.
chor
Bist du, f&u;rchterliches Wesen,
Diesem Schmeichelton geneigt,
F&u;hlen wir, als frisch genesen,
Uns zur Tr&a;nenlust erweicht.
La&ss; der Sonne Glanz verschwinden,
Wenn es in der Seele tagt,
Wir im eignen Herzen finden,
Was die ganze Welt versagt.
euphorion
H&o;rt ihr Kindeslieder singen,
Gleich ist's euer eigner Scherz;
Seht ihr mich im Takte springen,
H&u;pft euch elterlich das Herz.
helena
Liebe, menschlich zu begl&u;cken,
N&a;hert sie ein edles Zwei,
Doch zu g&o;ttlichem Entz&u;cken
Bildet sie ein k&o;stlich Drei.
faust
Alles ist sodann gefunden:
Ich bin dein, und du bist mein;
Und so stehen wir verbunden,
D&u;rft' es doch nicht anders sein!
chor
Wohlgefallen vieler Jahre
In des Knaben mildem Schein
Sammelt sich auf diesem Paare.
O, wie r&u;hrt mich der Verein!
euphorion
Nun la&ss;t mich h&u;pfen,
Nun la&ss;t mich springen!
Zu allen L&u;ften
Hinaufzudringen,
Ist mir Begierde,
Sie fa&ss;t mich schon.
faust
Nur m&a;&ss;ig! m&a;&ss;ig!
Nicht ins Verwegne,
Da&ss; Sturz und Unfall
Dir nicht begegne,
Zugrund uns richte
Der teure Sohn!
euphorion
Ich will nicht l&a;nger
Am Boden stocken;
La&ss;t meine H&a;nde,
La&ss;t meine Locken,
La&ss;t meine Kleider!
Sie sind ja mein.
helena
O denk! o denke,
Wem du geh&o;rest!
Wie es uns kr&a;nke,
Wie du zerst&o;rest
Das sch&o;n errungene
Mein, Dein und Sein.
chor
Bald l&o;st, ich f&u;rchte,
Sich der Verein!
helena und faust
B&a;ndige! b&a;ndige
Eltern zuliebe
&U;berlebendige,
Heftige Triebe!
L&a;ndlich im stillen
Ziere den Plan.
euphorion
Nur euch zu Willen
Halt' ich mich an.
Leichter umschweb' ich hie
Muntres Geschlecht.
Ist nun die Melodie,
Ist die Bewegung recht?
helena
Ja, das ist wohlgetan;
F&u;hre die Sch&o;nen an
K&u;nstlichem Reihn.
faust
W&a;re das doch vorbei!
Mich kann die Gaukelei
Gar nicht erfreun.
chor
Wenn du der Arme Paar
Lieblich bewegest,
Im Glanz dein lockig Haar
Sch&u;ttelnd erregest,
Wenn dir der Fu&ss; so leicht
&U;ber die Erde schleicht,
Dort und da wieder hin
Glieder um Glied sich ziehn,
Hast du dein Ziel erreicht,
Liebliches Kind;
All' unsre Herzen sind
All' dir geneigt.
euphorion
Ihr seid so viele
Leichtf&u;&ss;ige Rehe;
Zu neuem Spiele
Frisch aus der N&a;he!
Ich bin der J&a;ger,
ihr seid das Wild.
chor
Willst du uns fangen,
Sei nicht behende,
Denn wir verlangen
Doch nur am Ende,
Dich zu umarmen,
Du sch&o;nes Bild!
euphorion
Nur durch die Haine!
Zu Stock und Steine!
Das leicht Errungene,
Das widert mir,
Nur das Erzwungene
Ergetzt mich schier.
helena und faust
Welch ein Mutwill'! welch ein Rasen!
Keine M&a;&ss;igung ist zu hoffen.
Klingt es doch wie H&o;rnerblasen
&U;ber Tal und W&a;lder dr&o;hnend;
Welch ein Unfug! welch Geschrei!
chor
Uns ist er vorbeigelaufen;
Mit Verachtung uns verh&o;hnend,
schleppt er von dem ganzen Haufen
Nun die Wildeste herbei.
euphorion
Schlepp' ich her die derbe Kleine
Zu erzwungenem Genusse;
Mir zur Wonne, mir zur Lust
Dr&u;ck' ich widerspenstige Brust,
K&u;ss' ich widerw&a;rtigen Mund,
Tue Kraft und Willen kund.
m&a;dchen
La&ss; mich los! In dieser H&u;lle
Ist auch Geistes Mut und Kraft;
Deinem gleich ist unser Wille
Nicht so leicht hinweggerafft.
Glaubst du wohl mich im Gedr&a;nge?
Deinem Arm vertraust du viel!
Halte fest, und ich versenge
Dich, den Toren, mir zum Spiel.
Folge mir in leichte L&u;fte,
Folge mir in starre Gr&u;fte,
Hasche das verschwundne Ziel!
euphorion
Felsengedr&a;nge hier
Zwischen dem Waldgeb&u;sch,
Was soll die Enge mir,
Bin ich doch jung und frisch.
Winde, sie sausen ja,
Wellen, sie brausen da;
H&o;r' ich doch beides fern,
Nah w&a;r' ich gern.
helena, faust und chor
Wolltest du den Gemsen gleichen?
Vor dem Falle mu&ss; uns graun.
euphorion
Immer h&o;her mu&ss; ich steigen,
Immer weiter mu&ss; ich schaun.
Wei&ss; ich nun, wo ich bin!
Mitten der Insel drin,
Mitten in Pelops' Land,
Erde- wie seeverwandt.
chor
Magst nicht in Berg und Wald
Friedlich verweilen?
Suchen wir alsobald
Reben in Zeilen,
Reben am H&u;gelrand,
Feigen und Apfelgold.
Ach in dem holden Land
Bleibe du hold!
euphorion
Tr&a;umt ihr den Friedenstag?
Tr&a;ume, wer tr&a;umen mag.
Krieg! ist das Losungswort.
Sieg! und so klingt es fort.
chor
Wer im Frieden
W&u;nschet sich Krieg zur&u;ck,
Der ist geschieden
Vom Hoffnungsgl&u;ck.
euphorion
Welche dies Land gebar
Aus Gefahr in Gefahr,
Frei, unbegrenzten Muts,
Verschwendrisch eignen Bluts,
Den nicht zu d&a;mpfenden
Heiligen Sinn -
Alle den K&a;mpfenden
Bring' es Gewinn!
chor
Seht hinauf, wie hoch gestiegen!
Und er scheint uns doch nicht klein:
Wie im Harnisch, wie zum Siegen,
Wie von Erz und Stahl der Schein.
euphorion
Keine W&a;lle, keine Mauern,
Jeder nur sich selbst bewu&ss;t;
Feste Burg, um auszudauern,
Ist des Mannes ehrne Brust.
Wollt ihr unerobert wohnen,
Leicht bewaffnet rasch ins Feld;
Frauen werden Amazonen
Und ein jedes Kind ein Held.
chor
Heilige Poesie,
Himmelan steige sie!
Gl&a;nze, der sch&o;nste Stern,
Fern und so weiter fern!
Und sie erreicht uns doch
Immer, man h&o;rt sie noch,
Vernimmt sie gern.
euphorion
Nein, nicht ein Kind bin ich erschienen,
In Waffen kommt der J&u;ngling an;
Gesellt zu Starken, Freien, K&u;hnen,
Hat er im Geiste schon getan.
Nun fort!
Nun dort
Er&o;ffnet sich zum Ruhm die Bahn.
helena und faust
Kaum ins Leben eingerufen,
Heitrem Tag gegeben kaum,
Sehnest du von Schwindelstufen
Dich zu schmerzenvollem Raum.
Sind denn wir
Gar nichts dir?
Ist der holde Bund ein Traum?
euphorion
Und h&o;rt ihr donnern auf dem Meere?
Dort widerdonnern Tal um Tal,
In Staub und Wellen, Heer dem Heere,
In Drang um Drang, zu Schmerz und Qual.
Und der Tod
Ist Gebot,
Das versteht sich nun einmal.
helena, faust und chor
Welch Entsetzen! welches Grauen!
Ist der Tod denn dir Gebot?
euphorion
Sollt' ich aus der Ferne schauen?
Nein! ich teile Sorg' und Not.
die vorigen
&U;bermut und Gefahr,
T&o;dliches Los!
euphorion
Doch! - und ein Fl&u;gelpaar
Faltet sich los!
Dorthin! Ich mu&ss;! ich mu&ss;!
G&o;nnt mir den Flug!
chor
Ikarus! Ikarus!
Jammer genug.
helena und faust
Der Freude folgt sogleich
Grimmige Pein.
euphorions stimme
La&ss; mich im d&u;stern Reich,
Mutter, mich nicht allein!
chor
Nicht allein! - wo du auch weilest,
Denn wir glauben dich zu kennen;
Ach! wenn du dem Tag enteilest,
Wird kein Herz von dir sich trennen.
W&u;&ss;ten wir doch kaum zu klagen,
Neidend singen wir dein Los:
Dir in klar- und tr&u;ben Tagen
Lied und Mut war sch&o;n und gro&ss;.
Ach! zum Erdengl&u;ck geboren,
Hoher Ahnen, gro&ss;er Kraft,
Leider fr&u;h dir selbst verloren,
Jugendbl&u;te weggerafft!
Scharfer Blick, die Welt zu schauen,
Mitsinn jedem Herzensdrang,
Liebesglut der besten Frauen
Und ein eigenster Gesang.
Doch du ranntest unaufhaltsam
Frei ins willenlose Netz,
So entzweitest du gewaltsam
dich mit Sitte, mit Gesetz;
Doch zuletzt das h&o;chste Sinnen
Gab dem reinen Mut Gewicht,
Wolltest Herrliches gewinnen,
Aber es gelang dir nicht.
Wem gelingt es? - Tr&u;be Frage,
Der das Schicksal sich vermummt,
Wenn am ungl&u;ckseligsten Tage
Blutend alles Volk verstummt.
Doch erfrischet neue Lieder,
Steht nicht l&a;nger tief gebeugt:
Denn der Boden zeugt sie wieder,
Wie von je er sie gezeugt.
helena
Ein altes Wort bew&a;hrt sich leider auch an mir:
Da&ss; Gl&u;ck und Sch&o;nheit dauerhaft sich nicht vereint.
Zerrissen ist des Lebens wie der Liebe Band;
Bejammernd beide, sag' ich schmerzlich Lebewohl
Und werfe mich noch einmal in die Arme dir.
Persephoneia, nimm den Knaben auf und mich!
phorkyas
Halte fest, was dir von allem &u;brigblieb.
Das Kleid, la&ss; es nicht los. Da zupfen schon
D&a;monen an den Zipfeln, m&o;chten gern
Zur Unterwelt es rei&ss;en. Halte fest!
Die G&o;ttin ist's nicht mehr, die du verlorst,
Doch g&o;ttlich ist's. Bediene dich der hohen,
Unsch&a;tzbaren Gunst und hebe dich empor:
Es tr&a;gt dich &u;ber alles Gemeine rasch
Am &A;ther hin, so lange du dauern kannst.
Wir sehn uns wieder, weit, gar weit von hier.
phorkyas
Noch immer gl&u;cklich aufgefunden!
Die Flamme freilich ist verschwunden,
Doch ist mir um die Welt nicht leid.
Hier bleibt genug, Poeten einzuweihen,
Zu stiften Gild- und Handwerksneid;
Und kann ich die Talente nicht verleihen,
Verborg' ich wenigstens das Kleid.
panthalis
Nun eilig, M&a;dchen! Sind wir doch den Zauber los,
Der alt-thessalischen Vettel w&u;sten Geisteszwang,
So des Geklimpers vielverworrner T&o;ne Rausch,
Das Ohr verwirrend, schlimmer noch den innern Sinn.
Hinab zum Hades! Eilte doch die K&o;nigin
Mit ernstem Gang hinunter. Ihrer Sohle sei
Unmittelbar getreuer M&a;gde Schritt gef&u;gt.
Wir finden sie am Throne der Unerforschlichen.
chor
K&o;niginnen freilich, &u;berall sind sie gern;
Auch im Hades stehen sie obenan,
Stolz zu ihresgleichen gesellt,
Mit Persephonen innigst vertraut;
Aber wir im Hintergrunde
Tiefer Asphodelos-Wiesen,
Langgestreckten Pappeln,
Unfruchtbaren Weiden zugesellt,
Welchen Zeitvertreib haben wir?
Fledermausgleich zu piepsen,
Gefl&u;ster, unerfreulich, gespenstig.
panthalis
Wer keinen Namen sich erwarb noch Edles will,
Geh&o;rt den Elementen an; so fahret hin!
Mit meiner K&o;nigin zu sein, verlangt mich hei&ss;;
Nicht nur Verdienst, auch Treue wahrt uns die Person.
alle
Zur&u;ckgegeben sind wir dem Tageslicht,
Zwar Personen nicht mehr,
Das f&u;hlen, das wissen wir,
Aber zum Hades kehren wir nimmer.
Ewig lebendige Natur
Macht auf uns Geister,
Wir auf sie vollg&u;ltigen Anspruch.
ein teil des chores
Wir in dieser tausend &A;ste Fl&u;sterzittern, S&a;uselschweben
Reizen t&a;ndelnd, locken leise wurzelauf des Lebens Quellen
Nach den Zweigen; bald mit Bl&a;ttern, bald mit Bl&u;ten &u;berschwenglich
Zieren wir die Flatterhaare frei zu luftigem Gedeihn.
F&a;llt die Frucht, sogleich versammeln lebenslustig Volk und Herden
Sich zum Greifen, sich zum Naschen, eilig kommend, emsig dr&a;ngend;
Und wie vor den ersten G&o;ttern b&u;ckt sich alles um uns her.
ein andrer teil
Wir, an dieser Felsenw&a;nde weithinleuchtend glatten Spiegel
Schmiegen wir, in sanften Wellen uns bewegend, schmeichelnd an;
Horchen, lauschen jedem Laute, Vogels&a;ngen, R&o;hrigfl&o;ten,
Sei es Pans furchtbarer Stimme, Antwort ist sogleich bereit;
S&a;uselt's, s&a;useln wir erwidernd, donnert's, rollen unsre Donner
In ersch&u;tterndem Verdoppeln, dreifach, zehnfach hintennach.
ein dritter teil
Schwestern! Wir, bewegtern Sinnes, eilen mit den B&a;chen weiter;
Denn es reizen jener Ferne reichgeschm&u;ckte H&u;gelz&u;ge.
Immer abw&a;rts, immer tiefer w&a;ssern wir, m&a;andrisch wallend,
Jetzt die Wiese, dann die Matten, gleich den Garten um das Haus.
Dort bezeichnen's der Zypressen schlanke Wipfel, &u;ber Landschaft,
Uferzug und Wellenspiegel nach dem &A;ther steigende.
ein vierter teil
Wallt ihr andern, wo's beliebet; wir umzingeln, wir umrauschen
Den durchaus bepflanzten H&u;gel, wo am Stab die Rebe gr&u;nt;
Dort zu aller Tage Stunden l&a;&ss;t die Leidenschaft des Winzers
Uns des liebevollsten Flei&ss;es zweifelhaft Gelingen sehn.
Bald mit Hacke, bald mit Spaten, bald mit H&a;ufeln, Schneiden, Binden
Betet er zu allen G&o;ttern, f&o;rdersamst zum Sonnengott.
Bacchus k&u;mmert sich, der Weichling, wenig um den treuen Diener,
Ruht in Lauben, lehnt in H&o;hlen, faselnd mit dem j&u;ngsten Faun.
Was zu seiner Tr&a;umereien halbem Rausch er je bedurfte,
Immer bleibt es ihm in Schl&a;uchen, ihm in Kr&u;gen und Gef&a;&ss;en,
Rechts und links der k&u;hlen Gr&u;fte, ewige Zeiten aufbewahrt.
Haben aber alle G&o;tter, hat nun Helios vor allen,
L&u;ftend, feuchtend, w&a;rmend, glutend, Beeren-F&u;llhorn aufgeh&a;uft,
Wo der stille Winzer wirkte, dort auf einmal wird's lebendig,
Und es rauscht in jedem Laube, raschelt um von Stock zu Stock.
K&o;rbe knarren, Eimer klappern, Tragebutten &a;chzen hin,
Alles nach der gro&ss;en Kufe zu der Keltrer kr&a;ft'gem Tanz;
Und so wird die heilige F&u;lle reingeborner saftiger Beeren
Frech zertreten, sch&a;umend, spr&u;hend mischt sich's, widerlich zerquetscht.
Und nun gellt ins Ohr der Zimbeln mit der Becken Erzget&o;ne,
Denn es hat sich Dionysos aus Mysterien enth&u;llt;
Kommt hervor mit Ziegenf&u;&ss;lern, schwenkend Ziegenf&u;&ss;lerinnen,
Und dazwischen schreit unb&a;ndig grell Silenus' &o;hrig Tier.
Nichts geschont! Gespaltne Klauen treten alle Sitte nieder,
Alle Sinne wirbeln taumlich, gr&a;&ss;lich &u;bert&a;ubt das Ohr.
Nach der Schale tappen Trunkne, &u;berf&u;llt sind Kopf und W&a;nste,
Sorglich ist noch ein und andrer, doch vermehrt er die Tumulte,
Denn um neuen Most zu bergen, leert man rasch den alten Schlauch!
GoeFaus2.4
43 hochgebrig
faust
Der Einsamkeiten tiefste schauend unter meinem Fu&ss;,
Betret' ich wohlbed&a;chtig dieser Gipfel Saum,
Entlassend meiner Wolke Tragewerk, die mich sanft
An klaren Tagen &u;ber Land und Meer gef&u;hrt.
Sie l&o;st sich langsam, nicht zerstiebend, von mir ab.
Nach Osten strebt die Masse mit geballtem Zug,
Ihr strebt das Auge staunend in Bewundrung nach.
Sie teilt sich wandelnd, wogenhaft, ver&a;nderlich.
Doch will sich's modeln. - Ja! das Auge tr&u;gt mich nicht! -
Auf sonnbegl&a;nzten Pf&u;hlen herrlich hingestreckt,
Zwar riesenhaft, ein g&o;ttergleiches Fraungebild,
Ich seh's! Junonen &a;hnlich, Leda'n, Helenen,
Wie majest&a;tisch lieblich mir's im Auge schwankt.
Ach! schon verr&u;ckt sich's! Formlos breit und aufget&u;rmt
Ruht es in Osten, fernen Eisgebirgen gleich,
Und spiegelt blendend fl&u;cht'ger Tage gro&ss;en Sinn.
Doch mir umschwebt ein zarter lichter Nebelstreif
Noch Brust und Stirn, erheiternd, k&u;hl und schmeichelhaft.
Nun steigt es leicht und zaudernd hoch und h&o;her auf,
F&u;gt sich zusammen. - T&a;uscht mich ein entz&u;ckend Bild,
Als jugenderstes, l&a;ngstentbehrtes h&o;chstes Gut?
Des tiefsten Herzens fr&u;hste Sch&a;tze quellen auf:
Aurorens Liebe, leichten Schwung bezeichnet's mir,
Den schnellempfundnen, ersten, kaum verstandnen Blick,
Der, festgehalten, &u;bergl&a;nzte jeden Schatz.
Wie Seelensch&o;nheit steigert sich die holde Form,
L&o;st sich nicht auf, erhebt sich in den &A;ther hin
Und zieht das Beste meines Innern mit sich fort.
mephistopheles
Das hei&ss;' ich endlich vorgeschritten!
Nun aber sag, was f&a;llt dir ein?
Steigst ab in solcher Greuel Mitten,
Im gr&a;&ss;lich g&a;hnenden Gestein?
Ich kenn' es wohl, doch nicht an dieser Stelle,
Denn eigentlich war das der Grund der H&o;lle.
faust
Es fehlt dir nie an n&a;rrischen Legenden;
F&a;ngst wieder an, dergleichen auszuspenden.
mephistopheles
Als Gott der Herr - ich wei&ss; auch wohl, warum -
Uns aus der Luft in tiefste Tiefen bannte,
Da, wo zentralisch gl&u;hend, um und um,
Ein ewig Feuer flammend sich durchbrannte,
Wir fanden uns bei allzugro&ss;er Hellung
In sehr gedr&a;ngter, unbequemer Stellung.
Die Teufel fingen s&a;mtlich an zu husten,
Von oben und von unten auszupusten;
Die H&o;lle schwoll von Schwefelstank und -s&a;ure,
Das gab ein Gas! Das ging ins Ungeheure,
So da&ss; gar bald der L&a;nder flache Kruste,
So dick sie war, zerkrachend bersten mu&ss;te.
Nun haben wir's an einem andern Zipfel,
Was ehmals Grund war, ist nun Gipfel.
Sie gr&u;nden auch hierauf die rechten Lehren,
Das Unterste ins Oberste zu kehren.
Denn wir entrannen knechtisch-hei&ss;er Gruft
Ins &U;berma&ss; der Herrschaft freier Luft.
Ein offenbar Geheimnis, wohl verwahrt,
Und wird nur sp&a;t den V&o;lkern offenbart.((ephes. 6,12))
faust
Gebirgesmasse bleibt mir edel-stumm,
Ich frage nicht woher und nicht warum.
Als die Natur sich in sich selbst gegr&u;ndet,
Da hat sie rein den Erdball abger&u;ndet,
Der Gipfel sich, der Schluchten sich erfreut
Und Fels an Fels und Berg an Berg gereiht,
Die H&u;gel dann bequem hinabgebildet,
Mit sanftem Zug sie in das Tal gemildet.
Da gr&u;nt's und w&a;chst's, und um sich zu erfreuen,
Bedarf sie nicht der tollen Strudeleien.
mephistopheles
Das sprecht Ihr so! Das scheint Euch sonnenklar;
Doch wei&ss; es anders, der zugegen war.
Ich war dabei, als noch da drunten siedend
Der Abgrund schwoll und str&o;mend Flammen trug;
Als Molochs Hammer, Fels an Felsen schmiedend,
Gebirgestr&u;mmer in die Ferne schlug.
Noch starrt das Land von fremden Zentnermassen;
Wer gibt Erkl&a;rung solcher Schleudermacht?
Der Philosoph, er wei&ss; es nicht zu fassen,
Da liegt der Fels, man mu&ss; ihn liegen lassen,
Zuschanden haben wir uns schon gedacht. -
Das treu-gemeine Volk allein begreift
Und l&a;&ss;t sich im Begriff nicht st&o;ren;
Ihm ist die Weisheit l&a;ngst gereift:
Ein Wunder ist's, der Satan kommt zu Ehren.
Mein Wandrer hinkt an seiner Glaubenskr&u;cke
Zum Teufelsstein, zur Teufelsbr&u;cke.
faust
Es ist doch auch bemerkenswert zu achten,
Zu sehn, wie Teufel die Natur betrachten.
mephistopheles
Was geht mich's an! Natur sei, wie sie sei!
's ist Ehrenpunkt: der Teufel war dabei!
Wir sind die Leute, Gro&ss;es zu erreichen;
Tumult, Gewalt und Unsinn! sieh das Zeichen! -
Doch, da&ss; ich endlich ganz verst&a;ndlich spreche,
Gefiel dir nichts an unsrer Oberfl&a;che?
Du &u;bersahst, in ungeme&ss;nen Weiten,
Die Reiche der Welt und ihre Herrlichkeiten. ((matth. 4))
Doch, ungen&u;gsam, wie du bist,
Empfandest du wohl kein Gel&u;st?
faust
Und doch! ein Gro&ss;es zog mich an.
Errate! +
mephistopheles
Das ist bald getan.
Ich suchte mir so eine Hauptstadt aus,
Im Kerne B&u;rger-Nahrungs-Graus,
Krummenge G&a;&ss;chen, spitze Giebeln,
Beschr&a;nkten Markt, Kohl, R&u;ben, Zwiebeln;
Fleischb&a;nke, wo die Schmei&ss;en hausen,
Die fetten Braten anzuschmausen;
Da findest du zu jeder Zeit
Gewi&ss; Gestank und T&a;tigkeit.
Dann weite Pl&a;tze, breite Stra&ss;en,
Vornehmen Schein sich anzuma&ss;en;
Und endlich, wo kein Tor beschr&a;nkt,
Vorst&a;dte grenzenlos verl&a;ngt.
Da freut' ich mich an Rollekutschen,
Am l&a;rmigen Hin- und Widerrutschen,
Am ewigen Hin- und Widerlaufen
Zerstreuter Ameis-Wimmelhaufen.
Und wenn ich f&u;hre, wenn ich ritte,
Erschien' ich immer ihre Mitte,
Von Hunderttausenden verehrt.
faust
Das kann mich nicht zufriedenstellen.
Man freut sich, da&ss; das Volk sich mehrt,
Nach seiner Art behaglich n&a;hrt,
Sogar sich bildet, sich belehrt -
Und man erzieht sich nur Rebellen.
mephistopheles
Dann baut' ich, grandios, mir selbst bewu&ss;t,
Am lustigen Ort ein Schlo&ss; zur Lust.
Wald, H&u;gel, Fl&a;chen, Wiesen, Feld
Zum Garten pr&a;chtig umbestellt.
Vor gr&u;nen W&a;nden Sammetmatten,
Schnurwege, kunstgerechte Schatten,
Kaskadensturz, durch Fels zu Fels gepaart,
Und Wasserstrahlen aller Art;
Ehrw&u;rdig steigt es dort, doch an den Seiten
Da zischt's und pi&ss;t's in tausend Kleinigkeiten.
Dann aber lie&ss; ich allersch&o;nsten Frauen
Vertraut-bequeme H&a;uslein bauen;
Verbr&a;chte da grenzenlose Zeit
In allerliebst-geselliger Einsamkeit.
Ich sage Fraun; denn ein f&u;r allemal
Denk' ich die Sch&o;nen im Plural.
faust
Schlecht und modern! Sardanapal!
mephistopheles
Err&a;t man wohl, wornach du strebtest?
Es war gewi&ss; erhaben k&u;hn.
Der du dem Mond um so viel n&a;her schwebtest,
Dich zog wohl deine Sucht dahin?
faust
Mit nichten! dieser Erdenkreis
Gew&a;hrt noch Raum zu gro&ss;en Taten.
Erstaunensw&u;rdiges soll geraten,
Ich f&u;hle Kraft zu k&u;hnem Flei&ss;.
mephistopheles
Und also willst du Ruhm verdienen?
Man merkt's, du kommst von Heroinen.
faust
Herrschaft gewinn' ich, Eigentum!
Die Tat ist alles, nichts der Ruhm.
mephistopheles
Doch werden sich Poeten finden,
Der Nachwelt deinen Glanz zu k&u;nden,
Durch Torheit Torheit zu entz&u;nden.
faust
Von allem ist dir nichts gew&a;hrt.
Was wei&ss;t du, was der Mensch begehrt?
Dein widrig Wesen, bitter, scharf,
Was wei&ss; es, was der Mensch bedarf?
mephistopheles
Geschehe denn nach deinem Willen!
Vertraue mir den Umfang deiner Grillen.
faust
Mein Auge war aufs hohe Meer gezogen;
Es schwoll empor, sich in sich selbst zu t&u;rmen,
Dann lie&ss; es nach und sch&u;ttete die Wogen,
Des flachen Ufers Breite zu best&u;rmen.
Und das verdro&ss; mich; wie der &U;bermut
Den freien Geist, der alle Rechte sch&a;tzt,
Durch leidenschaftlich aufgeregtes Blut
Ins Mi&ss;behagen des Gef&u;hls versetzt.
Ich hielt's f&u;r Zufall, sch&a;rfte meinen Blick:
Die Woge stand und rollte dann zur&u;ck,
Entfernte sich vom stolz erreichten Ziel;
Die Stunde kommt, sie wiederholt das Spiel.
mephistopheles
Da ist f&u;r mich nichts Neues zu erfahren,
Das kenn' ich schon seit hunderttausend Jahren.
faust
Sie schleicht heran, an abertausend Enden,
Unfruchtbar selbst, Unfruchtbarkeit zu spenden;
Nun schwillt's und w&a;chst und rollt und &u;berzieht
Der w&u;sten Strecke widerlich Gebiet.
Da herrschet Well' auf Welle kraftbegeistet,
Zieht sich zur&u;ck, und es ist nichts geleistet,
Was zur Verzweiflung mich be&a;ngstigen k&o;nnte!
Zwecklose Kraft unb&a;ndiger Elemente!
Da wagt mein Geist, sich selbst zu &u;berfliegen;
Hier m&o;cht' ich k&a;mpfen, dies m&o;cht' ich besiegen.
Und es ist m&o;glich! - Flutend wie sie sei,
An jedem H&u;gel schmiegt sie sich vorbei;
Sie mag sich noch so &u;berm&u;tig regen,
Geringe H&o;he ragt ihr stolz entgegen,
Geringe Tiefe zieht sie m&a;chtig an.
Da fa&ss;t' ich schnell im Geiste Plan auf Plan:
Erlange dir das k&o;stliche Genie&ss;en,
Das herrische Meer vom Ufer auszuschlie&ss;en,
Der feuchten Breite Grenzen zu verengen
Und, weit hinein, sie in sich selbst zu dr&a;ngen.
Von Schritt zu Schritt wu&ss;t' ich mir's zu er&o;rtern;
Das ist mein Wunsch, den wage zu bef&o;rdern!
mephistopheles
Wie leicht ist das! H&o;rst du die Trommeln fern?
faust
Schon wieder Krieg! der Kluge h&o;rt's nicht gern.
mephistopheles
Krieg oder Frieden. Klug ist das Bem&u;hen,
Zu seinem Vorteil etwas auszuziehen.
Man pa&ss;t, man merkt auf jedes g&u;nstige Nu.
Gelegenheit ist da, nun, Fauste, greife zu!
faust
Mit solchem R&a;tselkram verschone mich!
Und kurz und gut, was soll's? Erkl&a;re dich.
mephistopheles
Auf meinem Zuge blieb mir nicht verborgen:
Der gute Kaiser schwebt in gro&ss;en Sorgen.
Du kennst ihn ja. Als wir ihn unterhielten,
Ihm falschen Reichtum in die H&a;nde spielten,
Da war die ganze Welt ihm feil.
Denn jung ward ihm der Thron zuteil,
Und ihm beliebt' es, falsch zu schlie&ss;en,
Es k&o;nne wohl zusammengehn
Und sei recht w&u;nschenswert und sch&o;n:
Regieren und zugleich genie&ss;en.
faust
Ein gro&ss;er Irrtum. Wer befehlen soll,
Mu&ss; im Befehlen Seligkeit empfinden.
Ihm ist die Brust von hohem Willen voll,
Doch was er will, es darf's kein Mensch ergr&u;nden.
Was er den Treusten in das Ohr geraunt,
Es ist getan, und alle Welt erstaunt.
So wird er stets der Allerh&o;chste sein,
Der W&u;rdigste - ; Genie&ss;en macht gemein.
mephistopheles
So ist er nicht. Er selbst geno&ss;, und wie!
Indes zerfiel das Reich in Anarchie,
Wo gro&ss; und klein sich kreuz und quer befehdeten
Und Br&u;der sich vertrieben, t&o;teten,
Burg gegen Burg, Stadt gegen Stadt,
Zunft gegen Adel Fehde hat,
Der Bischof mit Kapitel und Gemeinde;
Was sich nur ansah, waren Feinde.
In Kirchen Mord und Totschlag, vor den Toren
Ist jeder Kauf- und Wandersmann verloren.
Und allen wuchs die K&u;hnheit nicht gering;
Denn leben hie&ss; sich wehren. - Nun, das ging.
faust
Es ging - es hinkte, fiel, stand wieder auf,
Dann &u;berschlug sich's, rollte plump zuhauf.
mephistopheles
Und solchen Zustand durfte niemand schelten,
Ein jeder konnte, jeder wollte gelten.
Der Kleinste selbst, er galt f&u;r voll.
Doch war's zuletzt den Besten allzutoll.
Die T&u;chtigen, sie standen auf mit Kraft
Und sagten: Herr ist, der uns Ruhe schafft.
Der Kaiser kann's nicht, will's nicht - la&ss;t uns w&a;hlen,
Den neuen Kaiser neu das Reich beseelen,
Indem er jeden sicher stellt,
In einer frisch geschaffnen Welt
Fried' und Gerechtigkeit verm&a;hlen.
faust
Das klingt sehr pf&a;ffisch. +
mephistopheles
Pfaffen waren's auch,
Sie sicherten den wohlgen&a;hrten Bauch.
Sie waren mehr als andere beteiligt.
Der Aufruhr schwoll, der Aufruhr ward geheiligt;
Und unser Kaiser, den wir froh gemacht,
Zieht sich hieher, vielleicht zur letzten Schlacht.
faust
Er jammert mich; er war so gut und offen.
mephistopheles
Komm, sehn wir zu! der Lebende soll hoffen.
Befrein wir ihn aus diesem engen Tale!
Einmal gerettet, ist's f&u;r tausend Male.
Wer wei&ss;, wie noch die W&u;rfel fallen?
Und hat er Gl&u;ck, so hat er auch Vasallen.
mephistopheles
Die Stellung, seh' ich, gut ist sie genommen;
Wir treten zu, dann ist der Sieg vollkommen.
faust
Was kann da zu erwarten sein?
Trug! Zauberblendwerk! Hohler Schein.
mephistopheles
Kriegslist, um Schlachten zu gewinnen!
Befestige dich bei gro&ss;en Sinnen,
Indem du deinen Zweck bedenkst.
Erhalten wir dem Kaiser Thron und Lande,
So kniest du nieder und empf&a;ngst
Die Lehn von grenzenlosem Strande.
faust
Schon manches hast du durchgemacht,
Nun, so gewinn auch eine Schlacht!
mephistopheles
Nein, du gewinnst sie! Diesesmal
Bist du der Obergeneral.
faust
Das w&a;re mir die rechte H&o;he,
Da zu befehlen, wo ich nichts verstehe!
mephistopheles
La&ss; du den Generalstab sorgen,
Und der Feldmarschall ist geborgen.
Kriegsunrat hab' ich l&a;ngst versp&u;rt,
Den Kriegsrat gleich voraus formiert
Aus Urgebirgs Urmenschenkraft;
Wohl dem, der sie zusammenrafft.
faust
Was seh' ich dort, was Waffen tr&a;gt?
Hast du das Bergvolk aufgeregt?
mephistopheles
Nein! aber, gleich Herrn Peter Squenz,
Vom ganzen Pra&ss; die Quintessenz.
mephistopheles
Da kommen meine Bursche ja!
Du siehst, von sehr verschiednen Jahren,
Verschiednem Kleid und R&u;stung sind sie da;
Du wirst nicht schlecht mit ihnen fahren.
Es liebt sich jetzt ein jedes Kind
Den Harnisch und den Ritterkragen;
Und, allegorisch wie die Lumpe sind,
Sie werden nur um desto mehr behagen.
raufebold
Wenn einer mir ins Auge sieht,
Werd' ich ihm mit der Faust gleich in die Fresse fahren,
Und eine Memme, wenn sie flieht,
Fass' ich bei ihren letzten Haaren.
habebald
So leere H&a;ndel, das sind Possen,
Damit verdirbt man seinen Tag;
Im Nehmen sei nur unverdrossen,
Nach allem andern frag' hernach.
haltefest
Damit ist auch nicht viel gewonnen!
Bald ist ein gro&ss;es Gut zerronnen,
Es rauscht im Lebensstrom hinab.
Zwar nehmen ist recht gut, doch besser ist's, behalten;
La&ss; du den grauen Kerl nur walten,
Und niemand nimmt dir etwas ab.
44 auf dem vorgebirg
obergeneral
Noch immer scheint der Vorsatz wohlerwogen,
Da&ss; wir in dies gelegene Tal
Das ganze Heer gedr&a;ngt zur&u;ckgezogen;
Ich hoffe fest, uns gl&u;ckt die Wahl.
kaiser
Wie es nun geht, es mu&ss; sich zeigen;
Doch mich verdrie&ss;t die halbe Flucht, das Weichen.
obergeneral
Schau hier, mein F&u;rst, auf unsre rechte Flanke!
Solch ein Terrain w&u;nscht sich der Kriegsgedanke:
Nicht steil die H&u;gel, doch nicht allzu g&a;nglich,
Den Unsern vorteilhaft, dem Feind verf&a;nglich;
Wir, halb versteckt, auf wellenf&o;rmigem Plan;
Die Reiterei, sie wagt sich nicht heran.
kaiser
Mir bleibt nichts &u;brig, als zu loben;
Hier kann sich Arm und Brust erproben.
obergeneral
Hier, auf der Mittelwiese flachen R&a;umlichkeiten,
Siehst du den Phalanx, wohlgemut zu streiten.
Die Piken blinken flimmernd in der Luft,
Im Sonnenglanz, durch Morgennebelduft.
Wie dunkel wogt das m&a;chtige Quadrat!
Zu Tausenden gl&u;ht's hier auf gro&ss;e Tat.
Du kannst daran die Masse Kraft erkennen,
Ich trau' ihr zu, der Feinde Kraft zu trennen.
kaiser
Den sch&o;nen Blick hab' ich zum erstenmal.
Ein solches Heer gilt f&u;r die Doppelzahl.
obergeneral
Von unsrer Linken hab' ich nichts zu melden,
Den starren Fels besetzen wackere Helden,
Das Steingeklipp, das jetzt von Waffen blitzt,
Den wichtigen Pa&ss; der engen Klause sch&u;tzt.
Ich ahne schon, hier scheitern Feindeskr&a;fte
Unvorgesehn im blutigen Gesch&a;fte.
kaiser
Dort ziehn sie her, die falschen Anverwandten,
Wie sie mich Oheim, Vetter, Bruder nannten,
Sich immer mehr und wieder mehr erlaubten,
Dem Zepter Kraft, dem Thron Verehrung raubten,
Dann, unter sich entzweit, das Reich verheerten
Und nun gesamt sich gegen mich emp&o;rten.
Die Menge schwankt im ungewissen Geist,
Dann str&o;mt sie nach, wohin der Strom sie rei&ss;t.
obergeneral
Ein treuer Mann, auf Kundschaft ausgeschickt,
Kommt eilig felsenab; sei's ihm gegl&u;ckt!
erster kundschafter
Gl&u;cklich ist sie uns gelungen,
Listig, mutig, unsre Kunst,
Da&ss; wir hin und her gedrungen;
Doch wir bringen wenig Gunst.
Viele schw&o;ren reine Huldigung
Dir, wie manche treue Schar;
Doch Unt&a;tigkeits-Entschuldigung:
Innere G&a;rung, Volksgefahr.
kaiser
Sich selbst erhalten bleibt der Selbstsucht Lehre,
Nicht Dankbarkeit und Neigung, Pflicht und Ehre.
Bedenkt ihr nicht, wenn eure Rechnung voll,
Da&ss; Nachbars Hausbrand euch verzehren soll?
obergeneral
Der zweite kommt, nur langsam steigt er nieder,
Dem m&u;den Manne zittern alle Glieder.
zweiter kundschafter
Erst gewahrten wir vergn&u;glich
Wilden Wesens irren Lauf;
Unerwartet, unverz&u;glich
Trat ein neuer Kaiser auf.
Und auf vorgeschriebnen Bahnen
Zieht die Menge durch die Flur;
Den entrollten L&u;genfahnen
Folgen alle. - Schafsnatur!
kaiser
Ein Gegenkaiser kommt mir zum Gewinn:
Nun f&u;hl' ich erst, da&ss; ich der Kaiser bin.
Nur als Soldat legt' ich den Harnisch an,
Zu h&o;herm Zweck ist er nun umgetan.
Bei jedem Fest, wenn's noch so gl&a;nzend war,
Nichts ward vermi&ss;t, mir fehlte die Gefahr.
Wie ihr auch seid, zum Ringspiel rietet ihr,
Mir schlug das Herz, ich atmete Turnier;
Und h&a;ttet ihr mir nicht vom Kriegen abgeraten,
Jetzt gl&a;nzt' ich schon in lichten Heldentaten.
Selbst&a;ndig f&u;hlt' ich meine Brust besiegelt,
Als ich mich dort im Feuerreich bespiegelt;
Das Element drang gr&a;&ss;lich auf mich los,
Es war nur Schein, allein der Schein war gro&ss;.
Von Sieg und Ruhm hab' ich verwirrt getr&a;umt;
Ich bringe nach, was frevelhaft vers&a;umt.
faust
Wir treten auf und hoffen, ungescholten;
Auch ohne Not hat Vorsicht wohl gegolten.
Du wei&ss;t, das Bergvolk denkt und simuliert,
Ist in Natur- und Felsenschrift studiert.
Die Geister, l&a;ngst dem flachen Land entzogen,
Sind mehr als sonst dem Felsgebirg gewogen.
Sie wirken still durch labyrinthische Kl&u;fte
Im edlen Gas metallisch reicher D&u;fte;
In stetem Sondern, Pr&u;fen und Verbinden
Ihr einziger Trieb ist, Neues zu erfinden.
Mit leisem Finger geistiger Gewalten
Erbauen sie durchsichtige Gestalten;
Dann im Kristall und seiner ewigen Schweignis
Erblicken sie der Oberwelt Ereignis.
kaiser
Vernommen hab' ich's, und ich glaube dir;
Doch, wackrer Mann, sag an: was soll das hier?
faust
Der Nekromant von Norcia, der Sabiner,
Ist dein getreuer, ehrenhafter Diener.
Welch greulich Schicksal droht' ihm ungeheuer!
Das Reisig prasselte, schon z&u;ngelte das Feuer;
Die trocknen Scheite, ringsumher verschr&a;nkt,
Mit Pech und Schwefelruten untermengt;
Nicht Mensch, noch Gott, noch Teufel konnte retten,
Die Majest&a;t zersprengte gl&u;hende Ketten.
Dort war's in Rom. Er bleibt dir hoch verpflichtet,
Auf deinen Gang in Sorge stets gerichtet.
Von jener Stund' an ganz verga&ss; er sich,
Er fragt den Stern, die Tiefe nur f&u;r dich.
Er trug uns auf, als eiligstes Gesch&a;fte,
Bei dir zu stehn. Gro&ss; sind des Berges Kr&a;fte;
Da wirkt Natur so &u;berm&a;chtig frei,
Der Pfaffen Stumpfsinn schilt es Zauberei.
kaiser
Am Freudentag, wenn wir die G&a;ste gr&u;&ss;en,
Die heiter kommen, heiter zu genie&ss;en,
Da freut uns jeder, wie er schiebt und dr&a;ngt
Und, Mann f&u;r Mann, der S&a;le Raum verengt.
Doch h&o;chst willkommen mu&ss; der Biedre sein,
Tritt er als Beistand kr&a;ftig zu uns ein
Zur Morgenstunde, die bedenklich waltet,
Weil &u;ber ihr des Schicksals Waage schaltet.
Doch lenket hier im hohen Augenblick
Die starke Hand vom willigen Schwert zur&u;ck,
Ehrt den Moment, wo manche Tausend schreiten,
F&u;r oder wider mich zu streiten.
Selbst ist der Mann! Wer Thron und Kron' begehrt,
Pers&o;nlich sei er solcher Ehren wert.
Sei das Gespenst, das, gegen uns erstanden,
Sich Kaiser nennt und Herr von unsern Landen,
Des Heeres Herzog, Lehnherr unsrer Gro&ss;en,
Mit eigner Faust ins Totenreich gesto&ss;en!
faust
Wie es auch sei, das Gro&ss;e zu vollenden,
Du tust nicht wohl, dein Haupt so zu verpf&a;nden.
Ist nicht der Helm mit Kamm und Busch geschm&u;ckt?
Er sch&u;tzt das Haupt, das unsern Mut entz&u;ckt.
Was, ohne Haupt, was f&o;rderten die Glieder?
Denn schl&a;fert jenes, alle sinken nieder;
Wird es verletzt, gleich alle sind verwundet,
Erstehen frisch, wenn jenes rasch gesundet.
Schnell wei&ss; der Arm sein starkes Recht zu n&u;tzen;
Er hebt den Schild, den Sch&a;del zu besch&u;tzen;
Das Schwert gewahret seiner Pflicht sogleich,
Lenkt kr&a;ftig ab und wiederholt den Streich;
Der t&u;chtige Fu&ss; nimmt teil an ihrem Gl&u;ck,
Setzt dem Erschlagnen frisch sich ins Genick.
kaiser
Das ist mein Zorn, so m&o;cht' ich ihn behandeln,
Das stolze Haupt in Schemeltritt verwandeln!
herolde
Wenig Ehre, wenig Geltung
Haben wir daselbst genossen,
Unsrer kr&a;ftig edlen Meldung
Lachten sie als schaler Possen:
"Euer Kaiser ist verschollen,
Echo dort im engen Tal;
Wenn wir sein gedenken sollen,
M&a;rchen sagt: - Es war einmal."
faust
Dem Wunsch gem&a;&ss; der Besten ist's geschehn,
Die fest und treu an deiner Seite stehn.
Dort naht der Feind, die Deinen harren br&u;nstig;
Befiehl den Angriff, der Moment ist g&u;nstig.
kaiser
Auf das Kommando leist' ich hier Verzicht.
In deinen H&a;nden, F&u;rst, sei deine Pflicht.
obergeneral
So trete denn der rechte Fl&u;gel an!
Des Feindes Linke, eben jetzt im Steigen,
Soll, eh' sie noch den letzten Schritt getan,
Der Jungendkraft gepr&u;fter Treue weichen.
faust
Erlaube denn, da&ss; dieser muntre Held
Sich unges&a;umt in deine Reihen stellt,
Sich deinen Reihen innigst einverleibt
Und, so gesellt, sein kr&a;ftig Wesen treibt.
raufebold
Wer das Gesicht mir zeigt, der kehrt's nicht ab
Als mit zerschlagnen Unter- und Oberbacken;
Wer mir den R&u;cken kehrt, gleich liegt ihm schlapp
Hals, Kopf und Schopf hinschlotternd gra&ss; im Nacken.
Und schlagen deine M&a;nner dann
Mit Schwert und Kolben, wie ich w&u;te,
So st&u;rzt der Feind, Mann &u;ber Mann,
Ers&a;uft im eigenen Gebl&u;te.
obergeneral
Der Phalanx unsrer Mitte folge sacht,
Dem Feind begegn' er, klug mit aller Macht;
Ein wenig rechts, dort hat bereits, erbittert,
Der Unsern Streitkraft ihren Plan ersch&u;ttert.
faust
So folge denn auch dieser deinem Wort!
Er ist behend, rei&ss;t alles mit sich fort.
habebald
Dem Heldenmut der Kaiserscharen
Soll sich der Durst nach Beute paaren;
Und allen sei das Ziel gestellt:
Des Gegenkaisers reiches Zelt.
Er prahlt nicht lang auf seinem Sitze,
Ich ordne mich dem Phalanx an die Spitze.
eilebeute
Bin ich auch ihm nicht angeweibt,
Er mir der liebste Buhle bleibt.
F&u;r uns ist solch ein Herbst gereift!
Die Frau ist grimmig, wenn sie greift,
Ist ohne Schonung, wenn sie raubt;
Im Sieg voran! und alles ist erlaubt.
obergeneral
Auf unsre Linke, wie vorauszusehn,
St&u;rzt ihre Rechte, kr&a;ftig. Widerstehn
Wird Mann f&u;r Mann dem w&u;tenden Beginnen,
Den engen Pa&ss; des Felswegs zu gewinnen.
faust
So bitte, Herr, auch diesen zu bemerken;
Es schadet nichts, wenn Starke sich verst&a;rken.
haltefest
Dem linken Fl&u;gel keine Sorgen!
Da, wo ich bin, ist der Besitz geborgen;
In ihm bew&a;hret sich der Alte,
Kein Strahlblitz spaltet, was ich halte.
mephistopheles
Nun schauet, wie im Hintergrunde
Aus jedem zackigen Felsenschlunde
Bewaffnete hervor sich dr&a;ngen,
Die schmalen Pfade zu verengen,
Mit Helm und Harnisch, Schwertern, Schilden
In unserm R&u;cken eine Mauer bilden,
Den Wink erwartend, zuzuschlagen.
Woher das kommt, m&u;&ss;t ihr nicht fragen.
Ich habe freilich nicht ges&a;umt,
Die Waffens&a;le ringsum ausger&a;umt;
Da standen sie zu Fu&ss;, zu Pferde,
Als w&a;ren sie noch Herrn der Erde;
Sonst waren's Ritter, K&o;nig, Kaiser,
Jetzt sind es nichts als leere Schneckenh&a;user;
Gar manch Gespenst hat sich darein geputzt,
Das Mittelalter lebhaft aufgestutzt.
Welch Teufelchen auch drinne steckt,
F&u;r diesmal macht es doch Effekt.
H&o;rt, wie sie sich voraus erbosen,
Blechklappernd aneinander sto&ss;en!
Auch flattern Fahnenfetzen bei Standarten,
Die frischer L&u;ftchen ungeduldig harrten.
Bedenkt, hier ist ein altes Volk bereit
Und mischte gern sich auch zum neuen Streit.
faust
Der Horizont hat sich verdunkelt,
Nur hie und da bedeutend funkelt
Ein roter ahnungsvoller Schein;
Schon blutig blinken die Gewehre;
Der Fels, der Wald, die Atmosph&a;re,
Der ganze Himmel mischt sich ein.
mephistopheles
Die rechte Flanke h&a;lt sich kr&a;ftig;
Doch seh' ich ragend unter diesen
Hans Raufbold, den behenden Riesen,
Auf seine Weise rasch gesch&a;ftig.
kaiser
Erst sah ich einen Arm erhoben,
Jetzt seh' ich schon ein Dutzend toben;
Naturgem&a;&ss; geschieht es nicht.
faust
Vernahmst du nichts von Nebelstreifen,
Die auf Siziliens K&u;sten schweifen?
Dort, schwankend klar, im Tageslicht,
Erhoben zu den Mittell&u;ften,
Gespiegelt in besondern D&u;ften,
Erscheint ein seltsames Gesicht:
Da schwanken St&a;dte hin und wider,
Da steigen G&a;rten auf und nieder,
Wie Bild um Bild den &A;ther bricht.
kaiser
Doch wie bedenklich! Alle Spitzen
Der hohen Speere seh' ich blitzen;
Auf unsres Phalanx blanken Lanzen
Seh' ich behende Fl&a;mmchen tanzen.
Das scheint mir gar zu geisterhaft.
faust
Verzeih, o Herr, das sind die Spuren
Verschollner geistiger Naturen,
Ein Widerschein der Dioskuren,
Bei denen alle Schiffer schwuren;
Sie sammeln hier die letzte Kraft.
kaiser
Doch sage: wem sind wir verpflichtet,
Da&ss; die Natur, auf uns gerichtet,
Das Seltenste zusammenrafft?
mephistopheles
Wem als dem Meister, jenem hohen,
Der dein Geschick im Busen tr&a;gt?
Durch deiner Feinde starkes Drohen
Ist er im Tiefsten aufgeregt.
Sein Dank will dich gerettet sehen,
Und sollt' er selbst daran vergehen.
kaiser
Sie jubelten, mich pomphaft umzuf&u;hren;
Ich war nun was, das wollt' ich auch probieren
Und fand's gelegen, ohne viel zu denken,
Dem wei&ss;en Barte k&u;hle Luft zu schenken.
Dem Klerus hab' ich eine Lust verdorben,
Und ihre Gunst mir freilich nicht erworben.
Nun sollt' ich, seit so manchen Jahren,
Die Wirkung frohen Tuns erfahren?
faust
Freiherzige Wohltat wuchert reich;
La&ss; deinen Blick sich aufw&a;rts wenden!
Mich deucht, er will ein Zeichen senden,
Gib acht, es deutet sich sogleich.
kaiser
Ein Adler schwebt im Himmelhohen,
Ein Greif ihm nach mit wildem Drohen.
faust
Gib acht: gar g&u;nstig scheint es mir.
Greif ist ein fabelhaftes Tier;
Wie kann es sich so weit vergessen,
Mit echtem Adler sich zu messen?
kaiser
Nunmehr, in weitgedehnten Kreisen,
Umziehn sie sich; - in gleichem Nu
Sie fahren aufeinander zu,
Sich Brust und H&a;lse zu zerrei&ss;en.
faust
Nun merke, wie der leidige Greif,
Zerzerrt, zerzaust, nur Schaden findet
Und mit gesenktem L&o;wenschweif,
Zum Gipfelwald gest&u;rzt, verschwindet.
kaiser
Sei's, wie gedeutet, so getan!
Ich nehm' es mit Verwundrung an.
mephistopheles
Dringend wiederholten Streichen
M&u;ssen unsre Feinde weichen,
Und mit ungewissem Fechten
Dr&a;ngen sie nach ihrer Rechten
Und verwirren so im Streite
Ihrer Hauptmacht linke Seite.
Unsers Phalanx feste Spitze
Zieht sich rechts, und gleich dem Blitze
F&a;hrt sie in die schwache Stelle. -
Nun, wie sturmerregte Welle
Spr&u;hend, w&u;ten gleiche M&a;chte
Wild in doppeltem Gefechte;
Herrlichers ist nichts ersonnen,
Uns ist diese Schlacht gewonnen!
kaiser
Schau! Mir scheint es dort bedenklich,
Unser Posten steht verf&a;nglich.
Keine Steine seh' ich fliegen,
Niedre Felsen sind erstiegen,
Obre stehen schon verlassen.
Jetzt! - Der Feind, zu ganzen Massen
Immer n&a;her angedrungen,
Hat vielleicht den Pa&ss; errungen,
Schlu&ss;erfolg unheiligen Strebens!
Eure K&u;nste sind vergebens.
mephistopheles
Da kommen meine beiden Raben,
Was m&o;gen die f&u;r Botschaft haben?
Ich f&u;rchte gar, es geht uns schlecht.
kaiser
Was sollen diese leidigen V&o;gel?
Sie richten ihre schwarzen Segel
Hierher vom hei&ss;en Felsgefecht.
mephistopheles
Setzt euch ganz nah zu meinen Ohren.
Wen ihr besch&u;tzt, ist nicht verloren,
Denn euer Rat ist folgerecht.
faust
Von Tauben hast du ja vernommen,
Die aus den fernsten Landen kommen
Zu ihres Nestes Brut und Kost.
Hier ist's mit wichtigen Unterschieden:
Die Taubenpost bedient den Frieden,
Der Krieg befiehlt die Rabenpost.
mephistopheles
Es meldet sich ein schwer Verh&a;ngnis:
Seht hin! gewahret die Bedr&a;ngnis
Um unsrer Helden Felsenrand!
Die n&a;chsten H&o;hen sind erstiegen,
Und w&u;rden sie den Pa&ss; besiegen,
Wir h&a;tten einen schweren Stand.
kaiser
So bin ich endlich doch betrogen!
Ihr habt mich in das Netz gezogen;
Mir graut, seitdem es mich umstrickt.
mephistopheles
Nur Mut! Noch ist es nicht mi&ss;gl&u;ckt.
Geduld und Pfiff zum letzten Knoten!
Gew&o;hnlich geht's am Ende scharf.
Ich habe meine sichern Boten;
Befehlt, da&ss; ich befehlen darf!
obergeneral
Mit diesen hast du dich vereinigt,
Mich hat's die ganze Zeit gepeinigt,
Das Gaukeln schafft kein festes Gl&u;ck.
Ich wei&ss; nichts an der Schlacht zu wenden;
Begannen sie's, sie m&o;gen's enden,
Ich gebe meinen Stab zur&u;ck.
kaiser
Behalt ihn bis zu bessern Stunden,
Die uns vielleicht das Gl&u;ck verleiht.
Mir schaudert vor dem garstigen Kunden
Und seiner Rabentraulichkeit.
Den Stab kann ich dir nicht verleihen,
Du scheinst mir nicht der rechte Mann;
Befiehl und such uns zu befreien!
Geschehe, was geschehen kann.
mephistopheles
Mag ihn der stumpfe Stab besch&u;tzen!
Uns andern k&o;nnt' er wenig n&u;tzen,
Es war so was vom Kreuz daran.
faust
Was ist zu tun? +
mephistopheles
Es ist getan! -
Nun, schwarze Vettern, rasch im Dienen,
Zum gro&ss;en Bergsee! gr&u;&ss;t mir die Undinen
Und bittet sie um ihrer Fluten Schein.
Durch Weiberk&u;nste, schwer zu kennen,
Verstehen sie vom Sein den Schein zu trennen,
Und jeder schw&o;rt, das sei das Sein.
faust
Den Wasserfr&a;ulein m&u;ssen unsre Raben
Recht aus dem Grund geschmeichelt haben;
Dort f&a;ngt es schon zu rieseln an.
An mancher trocknen, kahlen Felsenstelle
Entwickelt sich die volle, rasche Quelle;
Um jener Sieg ist es getan.
mephistopheles
Das ist ein wunderbarer Gru&ss;,
Die k&u;hnsten Klettrer sind konfus.
faust
Schon rauscht ein Bach zu B&a;chen m&a;chtig nieder,
Aus Schluchten kehren sie gedoppelt wieder,
Ein Strom nun wirft den Bogenstrahl;
Auf einmal legt er sich in flache Felsenbreite
Und rauscht und sch&a;umt nach der und jener Seite,
Und stufenweise wirft er sich ins Tal.
Was hilft ein tapfres, heldenm&a;&ss;iges Stemmen?
Die m&a;chtige Woge str&o;mt, sie wegzuschwemmen.
Mir schaudert selbst vor solchem wilden Schwall.
mephistopheles
Ich sehe nichts von diesen Wasserl&u;gen,
Nur Menschenaugen lassen sich betr&u;gen,
Und mich ergetzt der wunderliche Fall.
Sie st&u;rzen fort zu ganzen Haufen,
Die Narren w&a;hnen zu ersaufen,
Indem sie frei auf festem Lande schnaufen
Und l&a;cherlich mit Schwimmgeb&a;rden laufen.
Nun ist Verwirrung &u;berall.
Ich werd' euch bei dem hohen Meister loben;
Wollt ihr euch nun als Meister selbst erproben,
So eilet zu der gl&u;hnden Schmiede,
Wo das Gezwergvolk, nimmer m&u;de,
Metall und Stein zu Funken schl&a;gt.
Verlangt, weitl&a;ufig sie beschwatzend,
Ein Feuer, leuchtend, blinkend, platzend,
Wie man's im hohen Sinne hegt.
Zwar Wetterleuchten in der weiten Ferne,
Blickschnelles Fallen allerh&o;chster Sterne
Mag jede Sommernacht geschehn;
Doch Wetterleuchten in verworrnen B&u;schen
Und Sterne, die am feuchten Boden zischen,
Das hat man nicht so leicht gesehn.
So m&u;&ss;t ihr, ohn' euch viel zu qu&a;len,
Zuv&o;rderst bitten, dann befehlen.
mephistopheles
Den Feinden dichte Finsternisse!
Und Tritt und Schritt ins Ungewisse!
Irrfunkenblick an allen Enden,
Ein Leuchten, pl&o;tzlich zu verblenden!
Das alles w&a;re wundersch&o;n,
Nun aber braucht's noch Schreckget&o;n.
faust
Die hohlen Waffen aus der S&a;le Gr&u;ften
Empfinden sich erstarkt in freien L&u;ften;
Da droben klappert's, rasselt's lange schon,
Ein wunderbarer falscher Ton.
mephistopheles
Ganz recht! Sie sind nicht mehr zu z&u;geln;
Schon schallt's von ritterlichen Pr&u;geln,
Wie in der holden alten Zeit.
Armschienen wie der Beine Schienen,
Als Guelfen und als Ghibellinen,
Erneuen rasch den ewigen Streit.
Fest, im ererbten Sinne w&o;hnlich,
Erweisen sie sich unvers&o;hnlich;
Schon klingt das Tosen weit und breit.
Zuletzt, bei allen Teufelsfesten,
Wirkt der Parteiha&ss; doch zum besten,
Bis in den allerletzten Graus;
Schallt wider-widerw&a;rtig panisch,
Mitunter grell und scharf satanisch,
Erschreckend in das Tal hinaus.
45 des gegenkaisers zelt
eilebeute
So sind wir doch die ersten hier!
habebald
Kein Rabe fliegt so schnell als wir.
eilebeute
O! welch ein Schatz liegt hier zuhauf!
Wo fang' ich an? Wo h&o;r' ich auf?
habebald
Steht doch der ganze Raum so voll!
Wei&ss; nicht, wozu ich greifen soll.
eilebeute
Der Teppich w&a;r' mir eben recht,
Mein Lager ist oft gar zu schlecht.
habebald
Hier h&a;ngt von Stahl ein Morgenstern,
Dergleichen h&a;tt' ich lange gern.
eilebeute
Den roten Mantel goldges&a;umt,
So etwas hatt' ich mir getr&a;umt.
habebald
Damit ist es gar bald getan,
Man schl&a;gt ihn tot und geht voran.
Du hast so viel schon aufgepackt
Und doch nichts Rechtes eingesackt.
Den Plunder la&ss; an seinem Ort,
Nehm' eines dieser Kistchen fort!
Dies ist des Heers beschiedner Sold,
In seinem Bauche lauter Gold.
eilebeute
Das hat ein m&o;rderisch Gewicht!
Ich heb' es nicht, ich trag' es nicht.
habebald
Geschwinde duck' dich! Mu&ss;t dich b&u;cken!
Ich hucke dir's auf den starken R&u;cken.
eilebeute
O weh! O weh, nun ist's vorbei!
Die Last bricht mir das Kreuz entzwei.
habebald
Da liegt das rote Gold zuhauf -
Geschwinde zu und raff es auf!
eilebeute
Geschwinde nur zum Scho&ss; hinein!
Noch immer wird's zur Gn&u;ge sein.
habebald
Und so genug! und eile doch!
O weh, die Sch&u;rze hat ein Loch!
Wohin du gehst und wo du stehst,
Verschwenderisch die Sch&a;tze s&a;st.
trabanten unsers kaisers
Was schafft ihr hier am heiligen Platz?
Was kramt ihr in dem Kaiserschatz?
habebald
Wir trugen unsre Glieder feil
Und holen unser Beuteteil.
In Feindeszelten ist's der Brauch,
Und wir, Soldaten sind wir auch.
trabanten
Das passet nicht in unsern Kreis:
Zugleich Soldat und Diebsgeschmei&ss;;
Und wer sich unserm Kaiser naht,
Der sei ein redlicher Soldat.
habebald
Die Redlichkeit, die kennt man schon,
Sie hei&ss;et: Kontribution.
Ihr alle seid auf gleichem Fu&ss;:
Gib her! das ist der Handwerksgru&ss;.
Mach fort und schleppe, was du hast,
Hier sind wir nicht willkommner Gast.
erster trabant
Sag, warum gabst du nicht sogleich
Dem frechen Kerl einen Backenstreich?
zweiter
Ich wei&ss; nicht, mir verging die Kraft,
Sie waren so gespensterhaft.
dritter
Mir ward es vor den Augen schlecht,
Da flimmert' es, ich sah nicht recht.
vierter
Wie ich es nicht zu sagen wei&ss;:
Es war den ganzen Tag so hei&ss;,
So b&a;nglich, so beklommen schw&u;l,
Der eine stand, der andre fiel,
Man tappte hin und schlug zugleich,
Der Gegner fiel vor jedem Streich,
Vor Augen schwebt' es wie ein Flor,
Dann summt's und saust's und zischt' im Ohr;
Das ging so fort, nun sind wir da
Und wissen selbst nicht, wie's geschah.
kaiser
Es sei nun, wie ihm sei! uns ist die Schlacht gewonnen,
Des Feinds zerstreute Flucht im flachen Feld zerronnen.
Hier steht der leere Thron, verr&a;terischer Schatz,
Von Teppichen umh&u;llt, verengt umher den Platz.
Wir, ehrenvoll gesch&u;tzt von eigenen Trabanten,
Erwarten kaiserlich der V&o;lker Abgesandten;
Von allen Seiten her kommt frohe Botschaft an:
Beruhigt sei das Reich, uns freudig zugetan.
Hat sich in unsern Kampf auch Gaukelei geflochten,
Am Ende haben wir uns nur allein gefochten.
Zuf&a;lle kommen ja dem Streitenden zugut:
Vom Himmel f&a;llt ein Stein, dem Feinde regnet's Blut,
Aus Felsenh&o;hlen t&o;nt's von m&a;chtigen Wunderkl&a;ngen,
Die unsre Brust erh&o;hn, des Feindes Brust verengen.
Der &U;berwundne fiel, zu stets erneutem Spott,
Der Sieger, wie er prangt, preist den gewognen Gott.
Und alles stimmt mit ein, er braucht nicht zu befehlen,
Herr Gott, dich loben wir! aus Millionen Kehlen.
Jedoch zum h&o;chsten Preis wend' ich den frommen Blick,
Das selten sonst geschah, zur eignen Brust zur&u;ck.
Ein junger, muntrer F&u;rst mag seinen Tag vergeuden,
Die Jahre lehren ihn des Augenblicks Bedeuten.
Deshalb denn unges&a;umt verbind' ich mich sogleich
Mit euch vier W&u;rdigen, f&u;r Haus und Hof und Reich.
Dein war, o F&u;rst! des Heers geordnet kluge Schichtung,
Sodann im Hauptmoment heroisch k&u;hne Richtung;
Im Frieden wirke nun, wie es die Zeit begehrt,
Erzmarschall nenn' ich dich, verleihe dir das Schwert.
erzmarschall
Dein treues Heer, bis jetzt im Inneren besch&a;ftigt,
Wenn's an der Grenze dich und deinen Thron bekr&a;ftigt,
Dann sei es uns verg&o;nnt, bei Festesdrang im Saal
Ger&a;umiger V&a;terburg zu r&u;sten dir das Mahl.
Blank trag' ich's dir dann vor, blank halt' ich dir's zur Seite,
Der h&o;chsten Majest&a;t zu ewigem Geleite.
kaiser
Der sich als tapfrer Mann auch zart gef&a;llig zeigt,
Du! sei Erzk&a;mmerer; der Auftrag ist nicht leicht.
Du bist der Oberste von allem Hausgesinde,
Bei deren innerm Streit ich schlechte Diener finde;
Dein Beispiel sei fortan in Ehren aufgestellt,
Wie man dem Herrn, dem Hof und allen wohlgef&a;llt.
erzk&a;mmerer
Des Herren gro&ss;en Sinn zu f&o;rdern, bringt zu Gnaden:
Den Besten h&u;lfreich sein, den Schlechten selbst nicht schaden,
Dann klar sein ohne List und ruhig ohne Trug!
Wenn du mich, Herr, durchschaust, geschieht mir schon genug.
Darf sich die Phantasie auf jenes Fest erstrecken?
Wenn du zur Tafel gehst, reich' ich das goldne Becken,
Die Ringe halt' ich dir, damit zur Wonnezeit
Sich deine Hand erfrischt, wie mich dein Blick erfreut.
kaiser
Zwar f&u;hl' ich mich zu ernst, auf Festlichkeit zu sinnen,
Doch sei's! Es f&o;rdert auch frohm&u;tiges Beginnen.
Dich w&a;hl' ich zum Erztruchse&ss;! Also sei fortan
Dir Jagd, Gefl&u;gelhof und Vorwerk untertan;
Der Lieblingsspeisen Wahl la&ss; mir zu allen Zeiten,
Wie sie der Monat bringt, und sorgsam zubereiten.
erztruchsess
Streng Fasten sei f&u;r mich die angenehmste Pflicht,
Bis, vor dich hingestellt, dich freut ein Wohlgericht.
Der K&u;che Dienerschaft soll sich mit mir vereinigen,
Das Ferne beizuziehn, die Jahrszeit zu beschleunigen.
Dich reizt nicht Fern und Fr&u;h, womit die Tafel prangt,
Einfach und kr&a;ftig ist's, wornach dein Sinn verlangt.
kaiser
Weil unausweichlich hier sich's nur von Festen handelt,
So sei mir, junger Held, zum Schenken umgewandelt.
Erzschenke, sorge nun, da&ss; unsre Kellerei
Aufs reichlichste versorgt mit gutem Weine sei.
Du selbst sei m&a;&ss;ig, la&ss; nicht &u;ber Heiterkeiten
Durch der Gelegenheit Verlocken dich verleiten!
erzschenk
Mein F&u;rst, die Jugend selbst, wenn man ihr nur vertraut,
Steht, eh' man sich's versieht, zu M&a;nnern auferbaut.
Auch ich versetze mich zu jenem gro&ss;en Feste;
Ein kaiserlich B&u;fett schm&u;ck' ich aufs allerbeste
Mit Prachtgef&a;&ss;en, g&u;lden, silbern allzumal,
Doch w&a;hl' ich dir voraus den lieblichsten Pokal:
Ein blank venedisch Glas, worin Behagen lauschet,
Des Weins Geschmack sich st&a;rkt und nimmermehr berauschet.
Auf solchen Wunderschatz vertraut man oft zu sehr;
Doch deine M&a;&ss;igkeit, du H&o;chster, sch&u;tzt noch mehr.
kaiser
Was ich euch zugedacht in dieser ernsten Stunde,
Vernahmt ihr mit Vertraun aus zuverl&a;ssigem Munde.
Des Kaisers Wort ist gro&ss; und sichert jede Gift,
Doch zur Bekr&a;ftigung bedarf's der edlen Schrift,
Bedarf's der Signatur. Die f&o;rmlich zu bereiten,
Seh' ich den rechten Mann zu rechter Stunde schreiten.
kaiser
Wenn ein Gew&o;lbe sich dem Schlu&ss;stein anvertraut,
Dann ist's mit Sicherheit f&u;r ewige Zeit erbaut.
Du siehst vier F&u;rsten da! Wir haben erst er&o;rtert,
Was den Bestand zun&a;chst von Haus und Hof bef&o;rdert.
Nun aber, was das Reich in seinem Ganzen hegt,
Sei, mit Gewicht und Kraft, der F&u;nfzahl auferlegt.
An L&a;ndern sollen sie vor allen andern gl&a;nzen;
Deshalb erweitr' ich gleich jetzt des Besitztums Grenzen
Vom Erbteil jener, die sich von uns abgewandt.
Euch Treuen sprech' ich zu so manches sch&o;ne Land,
Zugleich das hohe Recht, euch nach Gelegenheiten
Durch Anfall, Kauf und Tausch ins Weitre zu verbreiten;
Dann sei bestimmt - verg&o;nnt, zu &u;ben ungest&o;rt - ,
Was von Gerechtsamen euch Landesherrn geh&o;rt.
Als Richter werdet ihr die Endurteile f&a;llen,
Berufung gelte nicht von euern h&o;chsten Stellen.
Dann Steuer, Zins und Beth', Lehn und Geleit und Zoll,
Berg-, Salz- und M&u;nzregal euch angeh&o;ren soll.
Denn meine Dankbarkeit vollg&u;ltig zu erproben,
Hab ich euch ganz zun&a;chst der Majest&a;t erhoben.
erzbischof
Im Namen aller sei dir tiefster Dank gebracht!
Du machst uns stark und fest und st&a;rkest deine Macht.
kaiser
Euch f&u;nfen will ich noch erh&o;htere W&u;rde geben.
Noch leb' ich meinem Reich und habe Lust, zu leben;
Doch hoher Ahnen Kette zieht bed&a;chtigen Blick
Aus rascher Strebsamkeit ins Drohende zur&u;ck.
Auch werd' ich seinerzeit mich von den Teuren trennen,
Dann sei es eure Pflicht, den Folger zu ernennen.
Gekr&o;nt erhebt ihn hoch auf heiligem Altar,
Und friedlich ende dann, was jetzt so st&u;rmisch war.
erzkanzler
Mit Stolz in tiefster Brust, mit Demut an Geb&a;rde,
Stehn F&u;rsten dir gebeugt, die ersten auf der Erde.
Solang das treue Blut die vollen Adern regt,
Sind wir der K&o;rper, den dein Wille leicht bewegt.
kaiser
Und also sei, zum Schlu&ss;, was wir bisher bet&a;tigt,
F&u;r alle Folgezeit durch Schrift und Zug best&a;tigt.
Zwar habt ihr den Besitz als Herren v&o;llig frei,
Mit dem Beding jedoch, da&ss; er unteilbar sei.
Und wie ihr auch vermehrt, was ihr von uns empfangen,
Es soll's der &a;ltste Sohn in gleichem Ma&ss; erlangen.
erzkanzler
Dem Pergament alsbald vertrau' ich wohlgemut,
Zum Gl&u;ck dem Reich und uns, das wichtigste Statut;
Reinschrift und Sieglung soll die Kanzelei besch&a;ftigen,
Mit heiliger Signatur wirst du's, der Herr, bekr&a;ftigen.
kaiser
Und so entlass' ich euch, damit den gro&ss;en Tag
Gesammelt jedermann sich &u;berlegen mag.
der geistliche
Der Kanzler ging hinweg, der Bischof ist geblieben,
Vom ernsten Warnegeist zu deinem Ohr getrieben!
Sein v&a;terliches Herz, von Sorge bangt's um dich.
kaiser
Was hast du B&a;ngliches zur frohen Stunde? sprich!
erzbischof
Mit welchem bittern Schmerz find' ich, in dieser Stunde,
Dein hochgeheiligt Haupt mit Satanas im Bunde!
Zwar, wie es scheinen will, gesichert auf dem Thron,
Doch leider! Gott dem Herrn, dem Vater Papst zum Hohn.
Wenn dieser es erf&a;hrt, schnell wird er str&a;flich richten,
Mit heiligem Strahl dein Reich, das s&u;ndige, zu vernichten.
Denn noch verga&ss; er nicht, wie du, zur h&o;chsten Zeit,
An deinem Kr&o;nungstag, den Zauberer befreit.
Von deinem Diadem, der Christenheit zum Schaden,
Traf das verfluchte Haupt der erste Strahl der Gnaden.
Doch schlag an deine Brust und gib vom frevlen Gl&u;ck
Ein m&a;&ss;ig Scherflein gleich dem Heiligtum zur&u;ck:
Den breiten H&u;gelraum, da, wo dein Zelt gestanden,
Wo b&o;se Geister sich zu deinem Schutz verbanden,
Dem L&u;genf&u;rsten du ein horchsam Ohr geliehn,
Den stifte, fromm belehrt, zu heiligem Bem&u;hn;
Mit Berg und dichtem Wald, so weit sie sich erstrecken,
Mit H&o;hen, die sich gr&u;n zu fetter Weide decken,
Fischreichen, klaren Seen, dann B&a;chlein ohne Zahl,
Wie sie sich, eilig schl&a;ngelnd, st&u;rzen ab zu Tal;
Das breite Tal dann selbst, mit Wiesen, Gauen, Gr&u;nden:
Die Reue spricht sich aus, und du wirst Gnade finden.
kaiser
Durch meinen schweren Fehl bin ich so tief erschreckt;
Die Grenze sei von dir nach eignem Ma&ss; gesteckt.
erzbischof
Erst! der entweihte Raum, wo man sich so vers&u;ndigt,
Sei alsobald zum Dienst des H&o;chsten angek&u;ndigt.
Behende steigt im Geist Gem&a;uer stark empor,
Der Morgensonne Blick erleuchtet schon das Chor,
Zum Kreuz erweitert sich das wachsende Geb&a;ude,
Das Schiff erl&a;ngt, erh&o;ht sich zu der Gl&a;ubigen Freude;
Sie str&o;men br&u;nstig schon durchs w&u;rdige Portal,
Der erste Glockenruf erscholl durch Berg und Tal,
Von hohen T&u;rmen t&o;nt's, wie sie zum Himmel streben,
Der B&u;&ss;er kommt heran zu neugeschaffnem Leben.
Dem hohen Weihetag - er trete bald herein! -
Wird deine Gegenwart die h&o;chste Zierde sein.
kaiser
Mag ein so gro&ss;es Werk den frommen Sinn verk&u;ndigen,
Zu preisen Gott den Herrn, so wie mich zu ents&u;ndigen.
Genug! Ich f&u;hle schon, wie sich mein Sinn erh&o;ht.
erzbischof
Als Kanzler f&o;rdr' ich nun Schlu&ss; und Formalit&a;t.
kaiser
Ein f&o;rmlich Dokument, der Kirche das zu eignen,
Du legst es vor, ich will's mit Freuden unterzeichnen.
erzbischof
Dann widmest du zugleich dem Werke, wie's entsteht,
Gesamte Landsgef&a;lle: Zehnten, Zinsen, Beth',
F&u;r ewig. Viel bedarf's zu w&u;rdiger Unterhaltung,
Und schwere Kosten macht die sorgliche Verwaltung.
Zum schnellen Aufbau selbst auf solchem w&u;sten Platz
Reichst du uns einiges Gold, aus deinem Beuteschatz.
Daneben braucht man auch, ich kann es nicht verschweigen,
Entferntes Holz und Kalk und Schiefer und dergleichen.
Die Fuhren tut das Volk, vom Predigtstuhl belehrt,
Die Kirche segnet den, der ihr zu Diensten f&a;hrt.
kaiser
Die S&u;nd' ist gro&ss; und schwer, womit ich mich beladen;
Das leidige Zaubervolk bringt mich in harten Schaden.
erzbischof
Verzeih, o Herr! Es ward dem sehr verrufnen Mann
Des Reiches Strand verliehn; doch diesen trifft der Bann,
Verleihst du reuig nicht der hohen Kirchenstelle
Auch dort den Zehnten, Zins und Gaben und Gef&a;lle.
kaiser
Das Land ist noch nicht da, im Meer liegt es breit.
erzbischof
Wer 's Recht hat und Geduld, f&u;r den kommt auch die Zeit.
F&u;r uns m&o;g' Euer Wort in seinen Kr&a;ften bleiben!
kaiser
So k&o;nnt' ich wohl zun&a;chst das ganze Reich verschreiben.
GoeFaus2.5
f&u;nfter akt
46 offene gegend
wandrer
Ja! sie sind's, die dunkeln Linden,
Dort, in ihres Alters Kraft.
Und ich soll sie wiederfinden,
Nach so langer Wanderschaft!
Ist es doch die alte Stelle,
Jene H&u;tte, die mich barg,
Als die sturmerregte Welle
Mich an jene D&u;nen warf!
Meine Wirte m&o;cht' ich segnen,
Hilfsbereit, ein wackres Paar,
Das, um heut mir zu begegnen,
Alt schon jener Tage war.
Ach! das waren fromme Leute!
Poch' ich? ruf' ich? - Seid gegr&u;&ss;t,
Wenn gastfreundlich auch noch heute
Ihr des Wohltuns Gl&u;ck genie&ss;t!
baucis
Lieber K&o;mmling! Leise! Leise!
Ruhe! la&ss; den Gatten ruhn!
Langer Schlaf verleiht dem Greise
Kurzen Wachens rasches Tun.
wandrer
Sage, Mutter: bist du's eben,
Meinen Dank noch zu empfahn,
Was du f&u;r des J&u;nglings Leben
Mit dem Gatten einst getan?
Bist du Baucis, die gesch&a;ftig
Halberstorbnen Mund erquickt?
Du Philemon, der so kr&a;ftig
Meinen Schatz der Flut entr&u;ckt?
Eure Flammen raschen Feuers,
Eures Gl&o;ckchens Silberlaut,
Jenes grausen Abenteuers
L&o;sung war euch anvertraut.
Und nun la&ss;t hervor mich treten,
Schaun das grenzenlose Meer;
La&ss;t mich knieen, la&ss;t mich beten,
Mich bedr&a;ngt die Brust so sehr.
philemon
Eile nur, den Tisch zu decken,
Wo's im G&a;rtchen munter bl&u;ht.
La&ss; ihn rennen, ihn erschrecken,
Denn er glaubt nicht, was er sieht.
Das Euch grimmig mi&ss;gehandelt,
Wog' auf Woge, sch&a;umend wild,
Seht als Garten Ihr behandelt,
Seht ein paradiesisch Bild.
&A;lter, war ich nicht zuhanden,
H&u;lfreich nicht wie sonst bereit;
Und wie meine Kr&a;fte schwanden,
War auch schon die Woge weit.
Kluger Herren k&u;hne Knechte
Gruben Gr&a;ben, d&a;mmten ein,
Schm&a;lerten des Meeres Rechte,
Herrn an seiner Statt zu sein.
Schaue gr&u;nend Wies' an Wiese,
Anger, Garten, Dorf und Wald. -
Komm nun aber und genie&ss;e,
Denn die Sonne scheidet bald. -
Dort im Fernsten ziehen Segel,
Suchen n&a;chtlich sichern Port.
Kennen doch ihr Nest die V&o;gel;
Denn jetzt ist der Hafen dort.
So erblickst du in der Weite
Erst des Meeres blauen Saum,
Rechts und links, in aller Breite,
Dichtgedr&a;ngt bewohnten Raum.
baucis
Bleibst du stumm? und keinen Bissen
Bringst du zum verlechzten Mund?
philemom
M&o;cht' er doch vom Wunder wissen;
Sprichst so gerne, tu's ihm kund.
baucis
Wohl! ein Wunder ist's gewesen!
L&a;&ss;t mich heut noch nicht in Ruh;
Denn es ging das ganze Wesen
Nicht mit rechten Dingen zu.
philemon
Kann der Kaiser sich vers&u;nd'gen,
Der das Ufer ihm verliehn?
T&a;t's ein Herold nicht verk&u;nd'gen
Schmetternd im Vor&u;berziehn?
Nicht entfernt von unsern D&u;nen
Ward der erste Fu&ss; gefa&ss;t,
Zelte, H&u;tten! - Doch im Gr&u;nen
Richtet bald sich ein Palast.
baucis
Tags umsonst die Knechte l&a;rmten,
Hack' und Schaufel, Schlag um Schlag;
Wo die Fl&a;mmchen n&a;chtig schw&a;rmten,
Stand ein Damm den andern Tag.
Menschenopfer mu&ss;ten bluten,
Nachts erscholl des Jammers Qual;
Meerab flossen Feuergluten,
Morgens war es ein Kanal.
Gottlos ist er, ihn gel&u;stet
Unsre H&u;tte, unser Hain;
Wie er sich als Nachbar br&u;stet,
Soll man untert&a;nig sein.
philemom
Hat er uns doch angeboten
Sch&o;nes Gut im neuen Land!
baucis
Traue nicht dem Wasserboden,
Halt auf deiner H&o;he stand!
philemon
La&ss;t uns zur Kapelle treten,
Letzten Sonnenblick zu schaun!
La&ss;t uns l&a;uten, knieen, beten
Und dem alten Gott vertraun!
47 palast
lynkeus der t&u;rmer
Die Sonne sinkt, die letzten Schiffe,
Sie ziehen munter hafenein.
Ein gro&ss;er Kahn ist im Begriffe,
Auf dem Kanale hier zu sein.
Die bunten Wimpel wehen fr&o;hlich,
Die starren Masten stehn bereit;
In dir preist sich der Bootsmann selig,
Dich gr&u;&ss;t das Gl&u;ck zur h&o;chsten Zeit.
faust
Verdammtes L&a;uten! Allzusch&a;ndlich
Verwundet's, wie ein t&u;ckischer Schu&ss;;
Vor Augen ist mein Reich unendlich,
Im R&u;cken neckt mich der Verdru&ss;,
Erinnert mich durch neidische Laute:
Mein Hochbesitz, er ist nicht rein,
Der Lindenraum, die braune Baute,
Das morsche Kirchlein ist nicht mein.
Und w&u;nscht' ich, dort mich zu erholen,
Vor fremdem Schatten schaudert mir,
Ist Dorn den Augen, Dorn den Sohlen;
O! w&a;r' ich weit hinweg von hier!
t&u;rmer
Wie segelt froh der bunte Kahn
Mit frischem Abendwind heran!
Wie t&u;rmt sich sein behender Lauf
In Kisten, Kasten, S&a;cken auf!
chorus
Da landen wir,
Da sind wir schon.
Gl&u;ckan dem Herren,
Dem Patron!
mephistopheles
So haben wir uns wohl erprobt,
Vergn&u;gt, wenn der Patron es lobt.
Nur mit zwei Schiffen ging es fort,
Mit zwanzig sind wir nun im Port.
Was gro&ss;e Dinge wir getan,
Das sieht man unsrer Ladung an.
Das freie Meer befreit den Geist,
Wer wei&ss; da, was Besinnen hei&ss;t!
Da f&o;rdert nur ein rascher Griff,
Man f&a;ngt den Fisch, man f&a;ngt ein Schiff,
Und ist man erst der Herr zu drei,
Dann hakelt man das vierte bei;
Da geht es denn dem f&u;nften schlecht,
Man hat Gewalt, so hat man Recht.
Man fragt ums Was, und nicht ums Wie.
Ich m&u;&ss;te keine Schiffahrt kennen:
Krieg, Handel und Piraterie,
Dreieinig sind sie, nicht zu trennen.
die drei gewaltigen gesellen
Nicht Dank und Gru&ss;!
Nicht Gru&ss; und Dank!
Als br&a;chten wir
Dem Herrn Gestank.
Er macht ein
Widerlich Gesicht;
Das K&o;nigsgut
Gef&a;llt ihm nicht.
mephistopheles
Erwartet weiter
Keinen Lohn!
Nahmt ihr doch
Euren Teil davon.
die gesellen
Das ist nur f&u;r
Die Langeweil';
Wir alle fordern
Gleichen Teil.
mephistopheles
Erst ordnet oben
Saal an Saal
Die Kostbarkeiten
Allzumal!
Und tritt er zu
Der reichen Schau,
Berechnet er alles
Mehr genau,
Er sich gewi&ss;
Nicht lumpen l&a;&ss;t
Und gibt der Flotte
Fest nach Fest.
Die bunten V&o;gel kommen morgen,
F&u;r die werd' ich zum besten sorgen.
mephistopheles
Mit ernster Stirn, mit d&u;strem Blick
Vernimmst du dein erhaben Gl&u;ck.
Die hohe Weisheit wird gekr&o;nt,
Das Ufer ist dem Meer vers&o;hnt;
Vom Ufer nimmt, zu rascher Bahn,
Das Meer die Schiffe willig an;
So sprich, da&ss; hier, hier vom Palast
Dein Arm die ganze Welt umfa&ss;t.
Von dieser Stelle ging es aus,
Hier stand das erste Bretterhaus;
Ein Gr&a;bchen ward hinabgeritzt,
Wo jetzt das Ruder emsig spritzt.
Dein hoher Sinn, der Deinen Flei&ss;
Erwarb des Meers, der Erde Preis.
Von hier aus - +
faust
Das verfluchte Hier!
Das eben, leidig lastet's mir.
Dir Vielgewandtem mu&ss; ich's sagen,
Mir gibt's im Herzen Stich um Stich,
Mir ist's unm&o;glich zu ertragen!
Und wie ich's sage, sch&a;m' ich mich.
Die Alten droben sollten weichen,
Die Linden w&u;nscht' ich mir zum Sitz,
Die wenig B&a;ume, nicht mein eigen,
Verderben mir den Weltbesitz.
Dort wollt' ich, weit umherzuschauen,
Von Ast zu Ast Ger&u;ste bauen,
Dem Blick er&o;ffnen weite Bahn,
Zu sehn, was alles ich getan,
Zu &u;berschaun mit einem Blick
Des Menschengeistes Meisterst&u;ck,
Bet&a;tigend mit klugem Sinn
Der V&o;lker breiten Wohngewinn.
So sind am h&a;rtsten wir gequ&a;lt,
Im Reichtum f&u;hlend, was uns fehlt.
Des Gl&o;ckchens Klang, der Linden Duft
Umf&a;ngt mich wie in Kirch' und Gruft.
Des allgewaltigen Willens K&u;r
Bricht sich an diesem Sande hier.
Wie schaff' ich mir es vom Gem&u;te!
Das Gl&o;cklein l&a;utet, und ich w&u;te.
mephistopheles
Nat&u;rlich! da&ss; ein Hauptverdru&ss;
Das Leben dir verg&a;llen mu&ss;.
Wer leugnet's! Jedem edlen Ohr
Kommt das Geklingel widrig vor.
Und das verfluchte Bim-Baum-Bimmel,
Umnebelnd heitern Abendhimmel,
Mischt sich in jegliches Begebnis,
Vom ersten Bad bis zum Begr&a;bnis,
Als w&a;re zwischen Bim und Baum
Das Leben ein verschollner Traum.
faust
Das Widerstehn, der Eigensinn
Verk&u;mmern herrlichsten Gewinn,
Da&ss; man, zu tiefer, grimmiger Pein,
Erm&u;den mu&ss;, gerecht zu sein.
mephistopheles
Was willst du dich denn hier genieren?
Mu&ss;t du nicht l&a;ngst kolonisieren?
faust
So geht und schafft sie mir zur Seite! -
Das sch&o;ne G&u;tchen kennst du ja,
Das ich den Alten ausersah.
mephistopheles
Man tr&a;gt sie fort und setzt sie nieder,
Eh' man sich umsieht, stehn sie wieder;
Nach &u;berstandener Gewalt
Vers&o;hnt ein sch&o;ner Aufenthalt.
mephistopheles
Kommt, wie der Herr gebieten l&a;&ss;t!
Und morgen gibt's ein Flottenfest.
die drei
Der alte Herr empfing uns schlecht,
Ein flottes Fest ist uns zu Recht.
mephistopheles
Auch hier geschieht, was l&a;ngst geschah,
Denn Naboths Weinberg war schon da. ((regum i,21))
47a tiefe nacht
lynkeus der t&u;rmer
Zum Sehen geboren,
Zum Schauen bestellt,
Dem Turme geschworen,
Gef&a;llt mir die Welt.
Ich blick' in die Ferne,
Ich seh' in der N&a;h'
Den Mond und die Sterne,
Den Wald und das Reh.
So seh' ich in allen
Die ewige Zier,
Und wie mir's gefallen,
Gefall' ich auch mir.
Ihr gl&u;cklichen Augen,
Was je ihr gesehn,
Es sei wie es wolle,
Es war doch so sch&o;n!
Nicht allein mich zu ergetzen,
Bin ich hier so hoch gestellt;
Welch ein greuliches Entsetzen
Droht mir aus der finstern Welt!
Funkenblicke seh' ich spr&u;hen
Durch der Linden Doppelnacht,
Immer st&a;rker w&u;hlt ein Gl&u;hen,
Von der Zugluft angefacht.
Ach! die innre H&u;tte lodert,
Die bemoost und feucht gestanden;
Schnelle H&u;lfe wird gefordert,
Keine Rettung ist vorhanden.
Ach! die guten alten Leute,
Sonst so sorglich um das Feuer,
Werden sie dem Qualm zur Beute!
Welch ein schrecklich Abenteuer!
Flamme flammet, rot in Gluten
Steht das schwarze Moosgestelle;
Retteten sich nur die Guten
Aus der wildentbrannten H&o;lle!
Z&u;ngelnd lichte Blitze steigen
Zwischen Bl&a;ttern, zwischen Zweigen;
&A;ste d&u;rr, die flackernd brennen,
Gl&u;hen schnell und st&u;rzen ein.
Sollt ihr Augen dies erkennen!
Mu&ss; ich so weitsichtig sein!
Das Kapellchen bricht zusammen
Von der &A;ste Sturz und Last.
Schl&a;ngelnd sind, mit spitzen Flammen,
Schon die Gipfel angefa&ss;t.
Bis zur Wurzel gl&u;hn die hohlen
St&a;mme, purpurrot im Gl&u;hn. -
Was sich sonst dem Blick empfohlen,
Mit Jahrhunderten ist hin.
faust
Von oben welch ein singend Wimmern?
Das Wort ist hier, der Ton zu spat.
Mein T&u;rmer jammert; mich, im Innern,
Verdrie&ss;t die ungeduld'ge Tat.
Doch sei der Lindenwuchs vernichtet
Zu halbverkohlter St&a;mme Graun,
Ein Luginsland ist bald errichtet,
Um ins Unendliche zu schaun.
Da seh' ich auch die neue Wohnung,
Die jenes alte Paar umschlie&ss;t,
Das, im Gef&u;hl gro&ss;m&u;tiger Schonung,
Der sp&a;ten Tage froh genie&ss;t.
mephistopheles und die dreie
Da kommen wir mit vollem Trab;
Verzeiht! es ging nicht g&u;tlich ab.
Wir klopften an, wir pochten an,
Und immer ward nicht aufgetan;
Wir r&u;ttelten, wir pochten fort,
Da lag die morsche T&u;re dort;
Wir riefen laut und drohten schwer,
Allein wir fanden kein Geh&o;r.
Und wie's in solchem Fall geschicht,
Sie h&o;rten nicht, sie wollten nicht;
Wir aber haben nicht ges&a;umt,
Behende dir sie wegger&a;umt.
Das Paar hat sich nicht viel gequ&a;lt,
Vor Schrecken fielen sie entseelt.
Ein Fremder, der sich dort versteckt
Und fechten wollte, ward gestreckt.
In wilden Kampfes kurzer Zeit
Von Kohlen, ringsumher gestreut,
Entflammte Stroh. Nun lodert's frei,
Als Scheiterhaufen dieser drei.
faust
Ward ihr f&u;r meine Worte taub?
Tausch wollt' ich, wollte keinen Raub.
Dem unbesonnenen wilden Streich,
Ihm fluch' ich; teilt es unter euch!
chorus
Das alte Wort, das Wort erschallt:
Gehorche willig der Gewalt!
Und bist du k&u;hn und h&a;lst du Stich,
So wage Haus und Hof und - dich.
faust
Die Sterne bergen Blick und Schein,
Das Feuer sinkt und lodert klein;
Ein Schauerwindchen f&a;chelt's an,
Bringt Rauch und Dunst zu mir heran.
Geboten schnell, zu schnell getan! -
Was schwebet schattenhaft heran?
47b mitternacht
erste
Ich hei&ss;e der Mangel. +
zweite
Ich hei&ss;e die Schuld.
dritte
Ich hei&ss;e die Sorge. +
vierte
Ich hei&ss;e die Not.
zu drei
Die T&u;r ist verschlossen, wir k&o;nnen nicht ein;
Drin wohnet ein Reicher, wir m&o;gen nicht 'nein.
mangel
Da werd' ich zum Schatten. +
schuld
Da werd' ich zunicht.
not
Man wendet von mir das verw&o;hnte Gesicht.
sorge
Ihr Schwestern, ihr k&o;nnt nicht und d&u;rft nicht hinein.
Die Sorge, sie schleicht sich durchs Schl&u;sselloch ein.
mangel
Ihr, graue Geschwister, entfernt euch von hier.
schuld
Ganz nah an der Seite verbind' ich mich dir.
not
Ganz nah an der Ferse begleitet die Not.
zu drei
Es ziehen die Wolken, es schwinden die Sterne!
Dahinten, dahinten! von ferne, von ferne,
Da kommt er, der Bruder, da kommt er, der - - - Tod.
faust
Vier sah ich kommen, drei nur gehn;
Den Sinn der Rede konnt' ich nicht verstehn.
Es klang so nach, als hie&ss;' es - Not,
Ein d&u;stres Reimwort folgte - Tod.
Es t&o;nte hohl, gespensterhaft ged&a;mpft.
Noch hab' ich mich ins Freie nicht gek&a;mpft.
K&o;nnt' ich Magie von meinem Pfad entfernen,
Die Zauberspr&u;che ganz und gar verlernen,
St&u;nd' ich, Natur, vor dir ein Mann allein,
Da w&a;r's der M&u;he wert, ein Mensch zu sein.
Das war ich sonst, eh' ich's im D&u;stern suchte,
Mit Frevelwort mich und die Welt verfluchte.
Nun ist die Luft von solchem Spuk so voll,
Da&ss; niemand wei&ss;, wie er ihn meiden soll.
Wenn auch ein Tag uns klar vern&u;nftig lacht,
In Traumgespinst verwickelt uns die Nacht;
Wir kehren froh von junger Flur zur&u;ck,
Ein Vogel kr&a;chzt; was kr&a;chzt er? Mi&ss;geschick.
Von Aberglauben fr&u;h und spat umgarnt:
Es eignet sich, es zeigt sich an, es warnt.
Und so versch&u;chtert, stehen wir allein.
Die Pforte knarrt, und niemand kommt herein.
Ist jemand hier? +
sorge
Die Frage fordert Ja!
faust
Und du, wer bist denn du? +
sorge
Bin einmal da.
faust
Entferne dich! +
sorge
Ich bin am rechten Ort.
faust
Nimm dich in acht und sprich kein Zauberwort.
sorge
W&u;rde mich kein Ohr vernehmen,
M&u;&ss;t' es doch im Herzen dr&o;hnen;
In verwandelter Gestalt
&U;b' ich grimmige Gewalt.
Auf den Pfaden, auf der Welle,
Ewig &a;ngstlicher Geselle,
Stets gefunden, nie gesucht,
So geschmeichelt wie verflucht. -
Hast du die Sorge nie gekannt?
faust
Ich bin nur durch die Welt gerannt;
Ein jed' Gel&u;st ergriff ich bei den Haaren,
Was nicht gen&u;gte, lie&ss; ich fahren,
Was mir entwischte, lie&ss; ich ziehn.
Ich habe nur begehrt und nur vollbracht
Und abermals gew&u;nscht und so mit Macht
Mein Leben durchgest&u;rmt; erst gro&ss; und m&a;chtig,
Nun aber geht es weise, geht bed&a;chtig.
Der Erdenkreis ist mir genug bekannt,
Nach dr&u;ben ist die Aussicht uns verrannt;
Tor, wer dorthin die Augen blinzelnd richtet,
Sich &u;ber Wolken seinesgleichen dichtet!
Er stehe fest und sehe hier sich um;
Dem T&u;chtigen ist diese Welt nicht stumm.
Was braucht er in die Ewigkeit zu schweifen!
Was er erkennt, l&a;&ss;t sich ergreifen.
Er wandle so den Erdentag entlang;
Wenn Geister spuken, geh' er seinen Gang,
Im Weiterschreiten find' er Qual und Gl&u;ck,
Er, unbefriedigt jeden Augenblick!
sorge
Wen ich einmal besitze,
Dem ist alle Welt nichts n&u;tze;
Ewiges D&u;stre steigt herunter,
Sonne geht nicht auf noch unter,
Bei vollkommnen &a;u&ss;ern Sinnen
Wohnen Finsternisse drinnen,
Und er wei&ss; von allen Sch&a;tzen
Sich nicht in Besitz zu setzen.
Gl&u;ck und Ungl&u;ck wird zur Grille,
Er verhungert in der F&u;lle;
Sei es Wonne, sei es Plage,
Schieb er's zu dem andern Tage,
Ist der Zukunft nur gew&a;rtig,
Und so wird er niemals fertig.
faust
H&o;r auf! so kommst du mir nicht bei!
Ich mag nicht solchen Unsinn h&o;ren.
Fahr hin! die schlechte Litanei,
Sie k&o;nnte selbst den kl&u;gsten Mann bet&o;ren.
sorge
Soll er gehen, soll er kommen?
Der Entschlu&ss; ist ihm genommen;
Auf gebahnten Weges Mitte
Wankt er tastend halbe Schritte.
Er verliert sich immer tiefer,
Siehet alle Dinge schiefer,
Sich und andre l&a;stig dr&u;ckend;
Atemholend und erstickend;
Nicht erstickt und ohne Leben,
Nicht verzweiflend, nicht ergeben.
So ein unaufhaltsam Rollen,
Schmerzlich Lassen, widrig Sollen,
Bald Befreien, bald Erdr&u;cken,
Halber Schlaf und schlecht Erquicken
Heftet ihn an seine Stelle
Und bereitet ihn zur H&o;lle.
faust
Unselige Gespenster! so behandelt ihr
Das menschliche Geschlecht zu tausend Malen;
Gleichg&u;ltige Tage selbst verwandelt ihr
In garstigen Wirrwarr netzumstrickter Qualen.
D&a;monen, wei&ss; ich, wird man schwerlich los,
Das geistig-strenge Band ist nicht zu trennen;
Doch deine Macht, Sorge, schleichend gro&ss;,
Ich werde sie nicht anerkennen.
sorge
Erfahre sie, wie ich geschwind
Mich mit Verw&u;nschung von dir wende!
Die Menschen sind im ganzen Leben blind,
Nun, Fauste, werde du's am Ende!
faust
Die Nacht scheint tiefer tief hereinzudringen,
Allein im Innern leuchtet helles Licht;
Was ich gedacht, ich eil' es zu vollbringen;
Des Herren Wort, es gibt allein Gewicht.
Vom Lager auf, ihr Knechte! Mann f&u;r Mann!
La&ss;t gl&u;cklich schauen, was ich k&u;hn ersann.
Ergreift das Werkzeug, Schaufel r&u;hrt und Spaten!
Das Abgesteckte mu&ss; sogleich geraten.
Auf strenges Ordnen, raschen Flei&ss;
Erfolgt der allersch&o;nste Preis;
Da&ss; sich das gr&o;&ss;te Werk vollende,
Gen&u;gt ein Geist f&u;r tausend H&a;nde.
47c grosser vorhof des palasts
mephistopheles
Herbei, herbei! Herein, herein!
Ihr schlotternden Lemuren,
Aus B&a;ndern, Sehnen und Gebein
Geflickte Halbnaturen.
lemuren
Wir treten dir sogleich zur Hand,
Und wie wir halb vernommen,
Es gilt wohl gar ein weites Land,
Das sollen wir bekommen.
Gespitzte Pf&a;hle, die sind da,
Die Kette lang zum Messen;
Warum an uns den Ruf geschah,
Das haben wir vergessen.
mephistopheles
Hier gilt kein k&u;nstlerisch Bem&u;hn;
Verfahret nur nach eignen Ma&ss;en!
Der L&a;ngste lege l&a;ngelang sich hin,
Ihr andern l&u;ftet ringsumher den Rasen;
Wie man's f&u;r unsre V&a;ter tat,
Vertieft ein l&a;ngliches Quadrat!
Aus dem Palast ins enge Haus,
So dumm l&a;uft es am Ende doch hinaus.
lemuren
Wie jung ich war und lebt' und liebt',
Mich deucht, das war wohl s&u;&ss;e;
Wo's fr&o;hlich klang und lustig ging,
Da r&u;hrten sich meine F&u;&ss;e.
Nun hat das t&u;ckische Alter mich
Mit seiner Kr&u;cke getroffen;
Ich stolpert' &u;ber Grabes T&u;r,
Warum stand sie just offen!
faust
Wie das Geklirr der Spaten mich ergetzt!
Es ist die Menge, die mir fr&o;net,
Die Erde mit sich selbst vers&o;hnet,
Den Wellen ihre Grenze setzt,
Das Meer mit strengem Band umzieht.
mephistopheles
Du bist doch nur f&u;r uns bem&u;ht
Mit deinen D&a;mmen, deinen Buhnen;
Denn du bereitest schon Neptunen,
Dem Wasserteufel, gro&ss;en Schmaus.
In jeder Art seid ihr verloren; -
Die Elemente sind mit uns verschworen,
Und auf Vernichtung l&a;uft's hinaus.
faust
Aufseher! +
mephistopheles
Hier! +
faust
Wie es auch m&o;glich sei,
Arbeiter schaffe Meng' auf Menge,
Ermuntere durch Genu&ss; und Strenge,
Bezahle, locke, presse bei!
Mit jedem Tage will ich Nachricht haben,
Wie sich verl&a;ngt der unternommene Graben.
mephistopheles
Man spricht, wie man mir Nachricht gab,
Von keinem Graben, doch vom Grab.
faust
Ein Sumpf zieht am Gebirge hin,
Verpestet alles schon Errungene;
Den faulen Pfuhl auch abzuziehn,
Das Letzte w&a;r' das H&o;chsterrungene.
Er&o;ffn' ich R&a;ume vielen Millionen,
Nicht sicher zwar, doch t&a;tig-frei zu wohnen.
Gr&u;n das Gefilde, fruchtbar; Mensch und Herde
Sogleich behaglich auf der neusten Erde,
Gleich angesiedelt an des H&u;gels Kraft,
Den aufgew&a;lzt k&u;hn-emsige V&o;lkerschaft.
Im Innern hier ein paradiesisch Land,
Da rase drau&ss;en Flut bis auf zum Rand,
Und wie sie nascht, gewaltsam einzuschie&ss;en,
Gemeindrang eilt, die L&u;cke zu verschlie&ss;en.
Ja! diesem Sinne bin ich ganz ergeben,
Das ist der Weisheit letzter Schlu&ss;:
Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben,
Der t&a;glich sie erobern mu&ss;.
Und so verbringt, umrungen von Gefahr,
Hier Kindheit, Mann und Greis sein t&u;chtig Jahr.
Solch ein Gewimmel m&o;cht' ich sehn,
Auf freiem Grund mit freiem Volke stehn.
Zum Augenblicke d&u;rft' ich sagen:
Verweile doch, du bist so sch&o;n!
Es kann die Spur von meinen Erdetagen
Nicht in &A;onen untergehn. -
Im Vorgef&u;hl von solchem hohen Gl&u;ck
Genie&ss;' ich jetzt den h&o;chsten Augenblick.
mephistopheles
Ihn s&a;ttigt keine Lust, ihm gn&u;gt kein Gl&u;ck,
So buhlt er fort nach wechselnden Gestalten;
Den letzten, schlechten, leeren Augenblick,
Der Arme w&u;nscht ihn festzuhalten.
Der mir so kr&a;ftig widerstand,
Die Zeit wird Herr, der Greis hier liegt im Sand.
Die Uhr steht still - +
chor
Steht still! Sie schweigt wie Mitternacht.
Der Zeiger f&a;llt. +
mephistopheles
Er f&a;llt, es ist vollbracht.
chor
Es ist vorbei. +
mephistopheles
Vorbei! ein dummes Wort.
Warum vorbei?
Vorbei und reines Nicht, vollkommnes Einerlei!
Was soll uns denn das ew'ge Schaffen!
Geschaffenes zu nichts hinwegzuraffen!
"Da ist's vorbei!" Was ist daran zu lesen?
Es ist so gut, als w&a;r' es nicht gewesen,
Und treibt sich doch im Kreis, als wenn es w&a;re.
Ich liebte mir daf&u;r das Ewig-Leere.
47d grablegung
lemur - solo
Wer hat das Haus so schlecht gebaut,
Mit Schaufeln und mit Spaten?
lemuren - chor
Dir, dumpfer Gast im h&a;nfnen Gewand,
Ist's viel zu gut geraten.
lemur - solo
Wer hat den Saal so schlecht versorgt?
Wo blieben Tisch und St&u;hle?
lemuren - chor
Es war auf kurze Zeit geborgt;
Der Gl&a;ubiger sind so viele.
mephistopheles
Der K&o;rper liegt, und will der Geist entfliehn,
Ich zeig' ihm rasch den blutgeschriebnen Titel; -
Doch leider hat man jetzt so viele Mittel,
Dem Teufel Seelen zu entziehn.
Auf altem Wege st&o;&ss;t man an,
Auf neuem sind wir nicht empfohlen;
Sonst h&a;tt' ich es allein getan,
Jetzt mu&ss; ich Helfershelfer holen.
Uns geht's in allen Dingen schlecht!
Herk&o;mmliche Gewohnheit, altes Recht,
Man kann auf gar nichts mehr vertrauen.
Sonst mit dem letzten Atem fuhr sie aus,
Ich pa&ss;t' ihr auf und, wie die schnellste Maus,
Schnapps! hielt ich sie in fest verschlo&ss;nen Klauen.
Nun zaudert sie und will den d&u;stern Ort,
Des schlechten Leichnams ekles Haus nicht lassen;
Die Elemente, die sich hassen,
Die treiben sie am Ende schm&a;hlich fort.
Und wenn ich Tag' und Stunden mich zerplage,
Wann? wie? und wo? das ist die leidige Frage;
Der alte Tod verlor die rasche Kraft,
Das Ob? sogar ist lange zweifelhaft;
Oft sah ich l&u;stern auf die starren Glieder -
Es war nur Schein, das r&u;hrte, das regte sich wieder.
Nur frisch heran! verdoppelt euren Schritt,
Ihr Herrn vom graden, Herrn vom krummen Horne,
Von altem Teufelsschrot und -korne,
Bringt ihr zugleich den H&o;llenrachen mit.
Zwar hat die H&o;lle Rachen viele! viele!
Nach Standsgeb&u;hr und W&u;rden schlingt sie ein;
Doch wird man auch bei diesem letzten Spiele
Ins k&u;nftige nicht so bedenklich sein.
Eckz&a;hne klaffen; dem Gew&o;lb des Schlundes
Entquillt der Feuerstrom in Wut,
Und in dem Siedequalm des Hintergrundes
Seh' ich die Flammenstadt in ewiger Glut.
Die rote Brandung schl&a;gt hervor bis an die Z&a;hne,
Verdammte, Rettung hoffend, schwimmen an;
Doch kolossal zerknirscht sie die Hy&a;ne,
Und sie erneuen &a;ngstlich hei&ss;e Bahn.
In Winkeln bleibt noch vieles zu entdecken,
So viel Erschrecklichstes im engsten Raum!
Ihr tut sehr wohl, die S&u;nder zu erschrecken;
Sie halten's doch f&u;r Lug und Trug und Traum.
Nun, wanstige Schuften mit den Feuerbacken!
Ihr gl&u;ht so recht vom H&o;llenschwefel feist;
Klotzartige, kurze, nie bewegte Nacken!
Hier unten lauert, ob's wie Phosphor glei&ss;t:
Das ist das Seelchen, Psyche mit den Fl&u;geln,
Die rupft ihr aus, so ist's ein garstiger Wurm;
Mit meinem Stempel will ich sie besiegeln,
Dann fort mit ihr im Feuerwirbelsturm!
Pa&ss;t auf die niedern Regionen,
Ihr Schl&a;uche, das ist eure Pflicht;
Ob's ihr beliebte, da zu wohnen,
So akkurat wei&ss; man das nicht.
Im Nabel ist sie gern zu Haus -
Nehmt es in acht, sie wischt euch dort heraus.
Ihr Firlefanze, fl&u;gelm&a;nnische Riesen,
Greift in die Luft, versucht euch ohne Rast!
Die Arme strack, die Klauen scharf gewiesen,
Da&ss; ihr die Flatternde, die Fl&u;chtige fa&ss;t.
Es ist ihr sicher schlecht im alten Haus,
Und das Genie, es will gleich obenaus.
himmlische heerschar
Folget, Gesandte,
Himmelsverwandte,
Gem&a;chlichen Flugs:
S&u;ndern vergeben,
Staub zu beleben;
Allen Naturen
Freundliche Spuren
Wirket im Schweben
Des weilenden Zugs!
mephistopheles
Mi&ss;t&o;ne h&o;r' ich, garstiges Geklimper,
Von oben kommt's mit unwillkommnem Tag;
Es ist das b&u;bisch-m&a;dchenhafte Gest&u;mper,
Wie fr&o;mmelnder Geschmack sich's lieben mag.
Ihr wi&ss;t, wie wir in tiefverruchten Stunden
Vernichtung sannen menschlichem Geschlecht;
Das Sch&a;ndlichste, was wir erfunden,
Ist ihrer Andacht eben recht.
Sie kommen gleisnerisch, die Laffen!
So haben sie uns manchen weggeschnappt,
Bekriegen uns mit unsern eignen Waffen;
Es sind auch Teufel, doch verkappt.
Hier zu verlieren, w&a;r' euch ew'ge Schande;
Ans Grab heran und haltet fest am Rande!
chor der engel
Rosen, ihr blendenden,
Balsam versendenden!
Flatternde, schwebende,
Heimlich belebende,
Zweigleinbefl&u;gelte,
Knospenentsiegelte,
Eilet zu bl&u;hn.
Fr&u;hling entsprie&ss;e,
Purpur und Gr&u;n!
Tragt Paradiese
Dem Ruhenden hin.
mephistopheles
Was duckt und zuckt ihr? ist das H&o;llenbrauch?
So haltet stand und la&ss;t sie streuen.
An seinen Platz ein jeder Gauch!
Sie denken wohl, mit solchen Bl&u;meleien
Die hei&ss;en Teufel einzuschneien;
Das schmilzt und schrumpft vor eurem Hauch.
Nun pustet, P&u;striche! - Genug, genug!
Vor eurem Broden bleicht der ganze Flug. -
Nicht so gewaltsam! schlie&ss;et Maul und Nasen!
F&u;rwahr, ihr habt zu stark geblasen.
Da&ss; ihr doch nie die rechten Ma&ss;e kennt!
Das schrumpft nicht nur, es br&a;unt sich, dorrt, es brennt!
Schon schwebt's heran mit giftig klaren Flammen;
Stemmt euch dagegen, dr&a;ngt euch fest zusammen! -
Die Kraft erlischt! dahin ist aller Mut!
Die Teufel wittern fremde Schmeichelglut.
chor der engel
Bl&u;ten, die seligen,
Flammen, die fr&o;hlichen,
Liebe verbreiten sie,
Wonne bereiten sie,
Herz wie es mag.
Worte, die wahren,
&A;ther im Klaren,
Ewigen Scharen
&U;berall Tag!
mephistopheles
O Fluch! o Schande solchen Tr&o;pfen!
Satane stehen auf den K&o;pfen,
Die Plumpen schlagen Rad auf Rad
Und st&u;rzen &a;rschlings in die H&o;lle.
Gesegn' euch das verdiente hei&ss;e Bad!
Ich aber bleib' auf meiner Stelle. -
Irrlichter, fort! Du , leuchte noch so stark,
Du bleibst, gehascht, ein ekler Gallert-Quark.
Was flatterst du? Willst du dich packen! -
Es klemmt wie Pech und Schwefel mir im Nacken.
chor der engel
Was euch nicht angeh&o;rt,
M&u;sset ihr meiden,
Was euch das Innre st&o;rt,
D&u;rft ihr nicht leiden.
Dringt es gewaltig ein,
M&u;ssen wir t&u;chtig sein.
Liebe nur Liebende
F&u;hret herein!
mephistopheles
Mir brennt der Kopf, das Herz, die Leber brennt,
Ein &u;berteuflisch Element!
Weit spitziger als H&o;llenfeuer! -
Drum jammert ihr so ungeheuer,
Ungl&u;ckliche Verliebte! die, verschm&a;ht,
Verdrehten Halses nach der Liebsten sp&a;ht.
Auch mir! Was zieht den Kopf auf jene Seite?
Bin ich mit ihr doch in geschwornem Streite!
Der Anblick war mir sonst so feindlich scharf.
Hat mich ein Fremdes durch und durch gedrungen?
Ich mag sie gerne sehn, die allerliebsten Jungen;
Was h&a;lt mich ab, da&ss; ich nicht fluchen darf? -
Und wenn ich mich bet&o;ren lasse,
Wer hei&ss;t denn k&u;nftighin der Tor?
Die Wetterbuben, die ich hasse,
Sie kommen mir doch gar zu lieblich vor! -
Ihr sch&o;nen Kinder, la&ss;t mich wissen:
Seid ihr nicht auch von Luzifers Geschlecht?
Ihr seid so h&u;bsch, f&u;rwahr ich m&o;cht' euch k&u;ssen,
Mir ist's, als k&a;mt ihr eben recht.
Es ist mir so behaglich, so nat&u;rlich,
Als h&a;tt' ich euch schon tausendmal gesehn;
So heimlich-k&a;tzchenhaft begierlich;
Mit jedem Blick aufs neue sch&o;ner sch&o;n.
O n&a;hert euch, o g&o;nnt mir einen Blick!
engel
Wir kommen schon, warum weichst du zur&u;ck?
Wir n&a;hern uns, und wenn du kannst, so bleib!
mephistopheles
Ihr scheltet uns verdammte Geister
Und seid die wahren Hexenmeister;
Denn ihr verf&u;hret Mann und Weib. -
Welch ein verfluchtes Abenteuer!
Ist dies das Liebeselement?
Der ganze K&o;rper steht in Feuer,
Ich f&u;hle kaum, da&ss; es im Nacken brennt. -
Ihr schwanket hin und her, so senkt euch nieder,
Ein bi&ss;chen weltlicher bewegt die holden Glieder;
F&u;rwahr, der Ernst steht euch recht sch&o;n;
Doch m&o;cht' ich euch nur einmal l&a;cheln sehn!
Das w&a;re mir ein ewiges Entz&u;cken.
Ich meine so, wie wenn Verliebte blicken:
Ein kleiner Zug am Mund, so ist's getan.
Dich, langer Bursche, dich mag ich am liebsten leiden,
Die Pfaffenmiene will dich gar nicht kleiden,
So sieh mich doch ein wenig l&u;stern an!
Auch k&o;nntet ihr anst&a;ndig-nackter gehen,
Das lange Faltenhemd ist &u;bersittlich -
Sie wenden sich - von hinten anzusehen! -
Die Racker sind doch gar zu appetitlich!
chor der engel
Wendet zur Klarheit
Euch, liebende Flammen!
Die sich verdammen,
Heile die Wahrheit;
Da&ss; sie vom B&o;sen
Froh sich erl&o;sen,
Um in dem Allverein
Selig zu sein.
mephistopheles
Wie wird mir! - Hiobsartig, Beul' an Beule
Der ganze Kerl, dem's vor sich selber graut,
Und triumphiert zugleich, wenn er sich ganz durchschaut,
Wenn er auf sich und seinen Stamm vertraut;
Gerettet sind die edlen Teufelsteile,
Der Liebespuk, er wirft sich auf die Haut;
Schon ausgebrannt sind die verruchten Flammen,
Und wie es sich geh&o;rt, fluch' ich euch allzusammen!
chor der engel
Heilige Gluten!
Wen sie umschweben,
F&u;hlt sich im Leben
Selig mit Guten.
Alle vereinigt
Hebt euch und preist!
Luft ist gereinigt,
Atme der Geist!
mephistopheles
Doch wie? - wo sind sie hingezogen?
Unm&u;ndiges Volk, du hast mich &u;berrascht,
Sind mit der Beute himmelw&a;rts entflogen;
Drum haben sie an dieser Gruft genascht!
Mir ist ein gro&ss;er, einziger Schatz entwendet:
Die hohe Seele, die sich mir verpf&a;ndet,
Die haben sie mir pfiffig weggepascht.
Bei wem soll ich mich nun beklagen?
Wer schafft mir mein erworbenes Recht?
Du bist get&a;uscht in deinen alten Tagen,
Du hast's verdient, es geht dir grimmig schlecht.
Ich habe schimpflich mi&ss;gehandelt,
Ein gro&ss;er Aufwand, schm&a;hlich! ist vertan;
Gemein Gel&u;st, absurde Liebschaft wandelt
Den ausgepichten Teufel an.
Und hat mit diesem kindisch-tollen Ding
Der Klugerfahrne sich besch&a;ftigt,
So ist f&u;rwahr die Torheit nicht gering,
Die seiner sich am Schlu&ss; bem&a;chtigt.
48 bergschluchten
chor und echo
Waldung, sie schwankt heran,
Felsen, sie lasten dran,
Wurzeln, sie klammern an,
Stamm dicht an Stamm hinan,
Woge nach Woge spritzt,
H&o;hle, die tiefste, sch&u;tzt.
L&o;wen, sie schleichen stumm-+
freundlich/ um uns herum,
Ehren geweihten Ort,
Heiligen Liebeshort.
pater ecstaticus
Ewiger Wonnebrand,
Gl&u;hendes Liebeband,
Siedender Schmerz der Brust,
Sch&a;umende Gotteslust.
Pfeile, durchdringet mich,
Lanzen, bezwinget mich,
Keulen, zerschmettert mich,
Blitze, durchwettert mich!
Da&ss; ja das Nichtige
Alles verfl&u;chtige,
Gl&a;nze der Dauerstern,
Ewiger Liebe Kern.
pater profundus
Wie Felsenabgrund mir zu F&u;&ss;en
Auf tiefem Abgrund lastend ruht,
Wie tausend B&a;che strahlend flie&ss;en
Zum grausen Sturz des Schaums der Flut,
Wie strack mit eignem kr&a;ftigen Triebe
Der Stamm sich in die L&u;fte tr&a;gt:
So ist es die allm&a;chtige Liebe,
Die alles bildet, alles hegt.
Ist um mich her ein wildes Brausen,
Als wogte Wald und Felsengrund,
Und doch st&u;rzt, liebevoll im Sausen,
Die Wasserf&u;lle sich zum Schlund,
Berufen, gleich das Tal zu w&a;ssern;
Der Blitz, der flammend niederschlug,
Die Atmosph&a;re zu verbessern,
Die Gift und Dunst im Busen trug -
Sind Liebesboten, sie verk&u;nden,
Was ewig schaffend uns umwallt.
Mein Innres m&o;g' es auch entz&u;nden,
Wo sich der Geist, verworren, kalt,
Verqu&a;lt in stumpfer Sinne Schranken,
Scharfangeschlo&ss;nem Kettenschmerz.
O Gott! beschwichtige die Gedanken,
Erleuchte mein bed&u;rftig Herz!
pater seraphicus
Welch ein Morgenw&o;lkchen schwebet
Durch der Tannen schwankend Haar!
Ahn' ich, was im Innern lebet?
Es ist junge Geisterschar.
chor seliger knaben
Sag uns, Vater, wo wir wallen,
Sag uns, Guter, wer wir sind?
Gl&u;cklich sind wir: allen, allen
Ist das Dasein so gelind.
pater seraphicus
Knaben! Mitternachts-Geborne,
Halb erschlossen Geist und Sinn,
F&u;r die Eltern gleich Verlorne,
F&u;r die Engel zum Gewinn.
Da&ss; ein Liebender zugegen,
F&u;hlt ihr wohl, so naht euch nur;
Doch von schroffen Erdewegen,
Gl&u;ckliche! habt ihr keine Spur.
Steigt herab in meiner Augen
Welt- und erdgem&a;&ss; Organ,
K&o;nnt sie als die euren brauchen,
Schaut euch diese Gegend an!
Das sind B&a;ume, das sind Felsen,
Wasserstrom, der abest&u;rzt
Und mit ungeheurem W&a;lzen
Sich den steilen Weg verk&u;rzt.
selige knaben
Das ist m&a;chtig anzuschauen,
Doch zu d&u;ster ist der Ort,
Sch&u;ttelt uns mit Schreck und Grauen.
Edler, Guter, la&ss; uns fort!
pater seraphicus
Steigt hinan zu h&o;herm Kreise,
Wachset immer unvermerkt,
Wie, nach ewig reiner Weise,
Gottes Gegenwart verst&a;rkt.
Denn das ist der Geister Nahrung,
Die im freisten &A;ther waltet:
Ewigen Liebens Offenbarung,
Die zur Seligkeit entfaltet.
chor seliger knaben
H&a;nde verschlinget
Freudig zum Ringverein,
Regt euch und singet
Heil'ge Gef&u;hle drein!
G&o;ttlich belehret,
D&u;rft ihr vertrauen;
Den ihr verehret,
Werdet ihr schauen.
engel
Gerettet ist das edle Glied
Der Geisterwelt vom B&o;sen,
Wer immer strebend sich bem&u;ht,
Den k&o;nnen wir erl&o;sen.
Und hat an ihm die Liebe gar
Von oben teilgenommen,
Begegnet ihm die selige Schar
Mit herzlichem Willkommen.
die j&u;ngeren engel
Jene Rosen aus den H&a;nden
Liebend-heiliger B&u;&ss;erinnen
Halfen uns den Sieg gewinnen,
Uns das hohe Werk vollenden,
Diesen Seelenschatz erbeuten.
B&o;se wichen, als wir streuten,
Teufel flohen, als wir trafen.
Statt gewohnter H&o;llenstrafen
F&u;hlten Liebesqual die Geister;
Selbst der alte Satansmeister
War von spitzer Pein durchdrungen.
Jauchzet auf! es ist gelungen.
die vollendeteren engel
Uns bleibt ein Erdenrest
Zu tragen peinlich,
Und w&a;r' er von Asbest,
Er ist nicht reinlich.
Wenn starke Geisteskraft
Die Elemente
An sich herangerafft,
Kein Engel trennte
Geeinte Zwienatur
Der innigen beiden,
Die ewige Liebe nur
Vermag's zu scheiden.
die j&u;ngeren engel
Nebelnd um Felsenh&o;h'
Sp&u;r' ich soeben,
Regend sich in der N&a;h',
Ein Geisterleben.
Die W&o;lkchen werden klar,
Ich seh' bewegte Schar
Seliger Knaben,
Los von der Erde Druck,
Im Kreis gesellt,
Die sich erlaben
Am neuen Lenz und Schmuck
Der obern Welt.
Sei er zum Anbeginn,
Steigendem Vollgewinn
Diesen gesellt!
die seligen knaben
Freudig empfangen wir
Diesen im Puppenstand;
Also erlangen wir
Englisches Unterpfand.
L&o;set die Flocken los,
Die ihn umgeben!
Schon ist er sch&o;n und gro&ss;
Von heiligem Leben.
doctor marianus
Hier ist die Aussicht frei,
Der Geist erhoben.
Dort ziehen Fraun vorbei,
Schwebend nach oben.
Die Herrliche mitteninn
Im Sternenkranze,
Die Himmelsk&o;nigin,
Ich seh's am Glanze.
H&o;chste Herrscherin der Welt!
Lasse mich im blauen,
Ausgespannten Himmelszelt
Dein Geheimnis schauen.
Billige, was des Mannes Brust
Ernst und zart beweget
Und mit heiliger Liebeslust
Dir entgegentr&a;get.
Unbezwinglich unser Mut,
Wenn du hehr gebietest;
Pl&o;tzlich mildert sich die Glut,
Wie du uns befriedest.
Jungfrau, rein im sch&o;nsten Sinn,
Mutter, Ehren w&u;rdig,
Uns erw&a;hlte K&o;nigin,
G&o;ttern ebenb&u;rtig.
Um sie verschlingen
Sich leichte W&o;lkchen,
Sind B&u;&ss;erinnen,
Ein zartes V&o;lkchen,
Um ihre Kniee
Den &A;ther schl&u;rfend,
Gnade bed&u;rfend.
Dir, der Unber&u;hrbaren,
Ist es nicht benommen,
Da&ss; die leicht Verf&u;hrbaren
Traulich zu dir kommen.
In die Schwachheit hingerafft,
Sind sie schwer zu retten;
Wer zerrei&ss;t aus eigner Kraft
Der Gel&u;ste Ketten?
Wie entgleitet schnell der Fu&ss;
Schiefem, glattem Boden?
Wen bet&o;rt nicht Blick und Gru&ss;,
Schmeichelhafter Odem?
chor der b&u;sserinnen
Du schwebst zu H&o;hen
Der ewigen Reiche,
Vernimm das Flehen,
Du Ohnegleiche,
Du Gnadenreiche!
magna peccatrix
Bei der Liebe, die den F&u;&ss;en
Deines gottverkl&a;rten Sohnes
Tr&a;nen lie&ss; zum Balsam flie&ss;en,
Trotz des Pharis&a;erhohnes;
Beim Gef&a;&ss;e, das so reichlich
Tropfte Wohlgeruch hernieder,
Bei den Locken, die so weichlich
Trockneten die heil'gen Glieder -
mulier samaritana
Bei dem Bronn, zu dem schon weiland
Abram lie&ss; die Herde f&u;hren,
Bei dem Eimer, der dem Heiland
K&u;hl die Lippe durft' ber&u;hren;
Bei der reinen, reichen Quelle,
Die nun dorther sich ergie&ss;et,
&U;berfl&u;ssig, ewig helle
Rings durch alle Welten flie&ss;et -
maria aegyptiaca
Bei dem hochgeweihten Orte,
Wo den Herrn man niederlie&ss;,
Bei dem Arm, der von der Pforte
Warnend mich zur&u;cke stie&ss;;
Bei der vierzigj&a;hrigen Bu&ss;e,
Der ich treu in W&u;sten blieb,
Bei dem seligen Scheidegru&ss;e,
Den im Sand ich niederschrieb -
zu drei
Die du gro&ss;en S&u;nderinnen
Deine N&a;he nicht verweigerst
Und ein b&u;&ss;endes Gewinnen
In die Ewigkeiten steigerst,
G&o;nn auch dieser guten Seele,
Die sich einmal nur vergessen,
Die nicht ahnte, da&ss; sie fehlte,
Dein Verzeihen angemessen!
una poenitentium, sonst gretchen genannt
Neige, neige,
Du Ohnegleiche,
Du Strahlenreiche,
Dein Antlitz gn&a;dig meinem Gl&u;ck!
Der fr&u;h Geliebte,
Nicht mehr Getr&u;bte,
Er kommt zur&u;ck.
selige knaben
Er &u;berw&a;chst uns schon
An m&a;chtigen Gliedern,
Wird treuer Pflege Lohn
Reichlich erwidern.
Wir wurden fr&u;h entfernt
Von Lebech&o;ren;
Doch dieser hat gelernt,
Er wird uns lehren.
die eine b&u;sserin, sonst gretchen genannt
Vom edlen Geisterchor umgeben,
Wird sich der Neue kaum gewahr,
Er ahnet kaum das frische Leben,
So gleicht er schon der heiligen Schar.
Sieh, wie er jedem Erdenbande
Der alten H&u;lle sich entrafft
Und aus &a;therischem Gewande
Hervortritt erste Jugendkraft.
Verg&o;nne mir, ihn zu belehren,
Noch blendet ihn der neue Tag.
mater gloriosa
Komm! hebe dich zu h&o;hern Sph&a;ren!
Wenn er dich ahnet, folgt er nach.
doctor marianus
Blicket auf zum Retterblick,
Alle reuig Zarten,
Euch zu seligem Geschick
Dankend umzuarten.
Werde jeder be&ss;re Sinn
Dir zum Dienst erb&o;tig;
Jungfrau, Mutter, K&o;nigin,
G&o;ttin, bleibe gn&a;dig!
chorus mysticus
Alles Verg&a;ngliche
Ist nur ein Gleichnis;
Das Unzul&a;ngliche,
Hier wird's Ereignis;
Das Unbeschreibliche,
Hier ist's getan;
Das Ewig-Weibliche
Zieht uns hinan.