1. Eine Sprache, in der es ein Wort "sich fu%rchteln" gibt, weIches bedeutet: sich mit Furchtgedanken qua%len. - Und nun ko%nnte man z.B. annehmen, da# dies Zeitwort keine erste Person des Pra%sens hat. Das Englische "I am . . . ing". 2. Wenn ich Einem sage "Ich hoffe, du wirst kommen", ist es weniger dringend, wenn das Hoffen nur 3o Sekunden gedauert hat, als wenn es 2 Minuten gedauert ha%tte? "Ich freue mich, da# es dir gelungen ist!" - "Wie lange freut es dich?" Eine seltsame Frage. Aber sie ko%nnte Sinn haben. Die Antwort ko%nnte sein: "Immer, wenn ich dran denke", oder "Zuerst hab ich mich nicht daru%ber gefreut, aber dann doch" oder "Ich denke immer wieder daran und freue mich" oder "Es fa%llt mir nur fu%r Augenblicke ein, aber dann freue ich mich", etc. . Man sagt auch "Es ist mir eine dauernde Freude", und "Fu%r einen Augenblick freute ich mich u%ber sein Unglu%ck". 3. "Ich ziehe mit dem La%ufer-" - "Wic lange z1ehst du? 4. Als Beispiel der Satzform "Wenn p, so 9" bedenke: "Wenn er kommt, werde ich's ihm sagen." Wenn er nun <1nicht>1 kommt, - habe ich damit mein Versprechen gehalten? - habe ich's gebrochen? -- Kann man aber sagen, jener Satz behaupte einen 'Zusam- menhang'? Wu%rde ich auf ihn antworten "Es <1mu#>1 nicht sein"? Es ist nicht, wie wenn der Satz gewesen wa%re: "Wenn <1diese>1 beiden sich treffen, gibt's eine Rauferei." Hier wa%rejene Antwort mo%glich. 5. Wie, wenn aber dic materielle Implikation behauptet wu%rde (und diesen Fall gibts!) - kann ich da auf "p q" auch antworten "Es mu# nicht sein"? Und was bedeutet es hier? 6. "Wenn sich die beiden Pole nahckommcn, springt ein Funke u%ber." - Was bctrachtet man als eine Verifikation des Satzes? Die Bcobachtung, da# sie sich nie nahekommen? - La%#t sich, was wir hier sagen wollen, mit der materiellen Implikation ausdru%cken? Gewi# nicht; aber vielleicht mit der 'formalen'? Doch ebensowenig. - Was wir aussagcn wollen, ist doch einc Art von Naturgesetz; die Art von Beobachtung, die dazu fu%hrt, ist leicht genug vorzustellen. Man hat beobachtet, <1da#>1 immer ein Funkc u%berspringt, wenn sie einandcr nahekommen. - Ist dcr Satz viclleicht von der Art "(x).fcyc: (ec).fc"? Wenn nicht, so mu# <1dieser>1 Satz doch eine Anwendung haben, wenn auch nicht die gleiche. 7. "Wenn er kommt, werde ich ihm sagen . . ." ist ein <1Vorsatz,>1 ein <1Versprechen.>1 Wenn es kein falsches Versprechen sein soll, darf es sich nicht auf die Gewi#heit stu%tzen, da# er nicht kommen wird. Es ist weder eine materielle noch eine formale Implikation. 8. Bei einer wissenschaftlichen bedingten Vorhersage ko%nnte man <1Berechtigung>1 und <1Richtigkeit>1 unterscheiden. Man ko%nnte sie "berech- tigt" nennen, wenn sie aus einer so und so begru%ndeten Theorie folgt, hervorgeht. Wenn also der Vordersatz nicht zutrifft, so kann man dann sagen: <1Wa%re>1 er zugetroffen, so <1wa%re>1 . . . Nicht das aber gibt mir dazu ein Recht, da# der Vordersatz sich nicht bewahrheitet hat. 9. E1n Satz w1e der Jeder Korper bewegt sich --- (Tra%ghe1ts- gesetz), mu# er in der Form "wenn-so" gefa#t werden? "Wenn etwas ein Ko%rper ist, so bewegt es sich ----." - Oder mu# es hei#en: "Es gibt Ko%rper; und wenn etwas ein Ko%rper ist, so . . ."? (Niemand wu%rde daran denken, es so auszudru%cken.) 1o. Es ist offenbar, da# man <1einen>1 Furchtbegriff einfach zur Anwendung auf Tiere haben ko%nnte, und da# dem Begriffswort die erste Person fehlen wu%rde. Seine dritte Person wu%rde sehr a%hnlich der dritten Person von "fu%rchten" verwendet. 11. Erinnere dich, da# der Konjunktiv keinen Sinn hat, au#er im Konditionalsatz. Wenn Einer sagt "Ich <1ha%-tte>1 dieses Spiel gewonnen", wird man fragen: " <1Wenn>1 - ?" 12. [Zu 'fu%rchten' etc.] Nichts schwerer, als die Begriffe vorurteils- frei betrachten. Denn das Vorurteil ist ein Versta%ndnis. Und darauf verzichten, wenn uns eben daran so viel liegt, --. 13. Das Englische "I'm furious" ist kein Ausdruck der Selbstbe- trachtung. A%hnlich im Deutschen "Ich bin wu%tend"; aber nicht "Ich bin zornig". ("Entsetzlich wechselt mir der Grimm im Busen . . .". Es ist ein Zittern des Grimms.) 14. Man fragt sich "Was bedeutet 'ich fu%rchte mich' eigentlich? Was denke ich dabei?" Und es kommt natu%rlich keine Antwort, oder eine, die offenbar nicht genu%gt. Die Frage ist: "In welcher Art Zusammenhang steht es?" [Vgl. <1Philosophische Untersuchungen>1 (PU) II, ix, S. 188b] 15. Man ko%nnte auch mit einem gewissen Recht sagen: "Ich sage es einfach." Denn dies hei#t nur: Ku%mmre dich nicht um etwas, was das Reden begleitet. 16. Kann nun die A%u#erung nicht in verschiedenen Zusam- menha%ngen stehen? die ihr einmal das eine, einmal ein anderes Gesicht geben? 17. Ich sage "Ich furchte mich . . .", der Andre fragt mich "Was wolItest du damit? War es wie ein Ausruf; oder hast du auf deinen Zustand in den letzten Stunden angespielt; wolltest du mir einfach eine Mitteilung machen?" Kann ich ihm immer eine klare Antwort geben? kann ich ihm nie eine geben? - Ich werde manchmal sagen mu%ssen: "Ich habe daran gedacht, wie ich den heutigen Tag verbracht habe und gleichsam unwillig meinen Kopf u%ber mich geschu%ttelt" - manchmal aber: "Es hie#: O Gott! wenn ich mich nur nicht so fu%rchtete!" - oder: "Es war nur ein Schrei der Furcht" - oder: "Ich wollte, da# du wei#t, wie mir zu Mute ist." - Es folgen der A%u#erung ja wirklich manchmal solche Erla%uterungen. Aber man ko%nnte sie doch nicht <1immer>1 geben. [Bis "Ich werde manchmal sagen mu%ssen", vgl. <1PU>1 II, ix, S. 187g] 18. Man ko%nnte sich Menschen denken, die gleichsam viel be- stimmter da%chten als wir, und eine Menge verschiedener Wo%rter verwendeten, einmal das eine, einmal das andere. [Vgl. <1PU>1 II, ix, S. 188a] 19. Nichts ist doch wichtiger, als die Bildung von fiktiven Begrif- fen, die uns die unseren erst verstehen lehren. <1[Vernischte Bemer->1 <1kungen (VB),>1 zweite Ausgabe, S. 143] 2o. Was ist Furcht?" - "Nun, die <1Erscheinungen>1 und Anla%sse der Furcht sind <1diese:>1 - - - " - "Was bedeutet "sich fu%rchten"?" - "Das Wort 'sich fu%rchten' wird <1so>1 verwendet: - - -". "Ist also "Ich fu%rchte mich ---" eine Beschreibung meines Zustandes?" Es kann in einem solchen Zusammenhang und mit einer solchen Absicht gebraucht werden. Aber wenn ich Einem z.B. einfach meine Befu%rchtung mitteilen will, so ist es keine solche Beschreibung. 21. "Ich fu%rchte mich" kann z.B. einfach zur Erkla%rung meiner Handlungsweise gesagt werden. Es ist dann weit entfernt, ein Sto%hnen zu sein, kann sogar la%chelnd gesagt werden. 22. Man fragt sich "Was bedeutet 'ich fu%rchte mich' eigentlich, worauf ziele ich damit?" Und es kommt natu%rlich keine Antwort, oder eine, die nicht genu%gt. Die Frage ist: "In welcher Art Zusammenhang steht es?" <1[PU>1 II, ix, S. 188b; vgl. Bemerkung Nr. 14) 23. Es kommt keine Antwort, wenn man die Frage "Worauf ziele ich", "Was denke ich dabei", etc. dadurch beantworten will, da# ich die Worte sage und dabei auf mich achtgebe, aus dem Augenwinkel gleichsam dabei meine Seele beobachte. Ich kann aber allerdings in einem wirklichen Fall fragen: "Warum habe ich das gesagt, was wollte ich damit?" und ko%nnte die Frage auch beantworten, aber nicht auf Grund einer Beobachtung von Begleiterscheinungen des Sprechens. Und meine Antwort wu%rde die fru%here A%u#erung erga%nzen, paraphrasieren. <1[PU>1 II, ix, S. 188c] 24. Was ist Furcht? Was hei#t "sich fu%rchten"? Wenn ich's mit <1einem>1 Zeigen erkla%ren wollte - wu%rde ich die Furcht <1spielen. [PU>1 II, ix, S. 188d] 25. Ko%nnte ich Hoffen auch so darstellen? Kaum. Oder gar Glauben? [PUII, ix, S. 188e] 26. "Ich glaube, er wird kommen." "Ich sage mir immer wieder: 'Er wird kommen'." Fu%r das zweite ko%nnten Leute ein eiqenes Verbum haben. 27. Meinen Seelenzustand (der Furcht etwa) beschreiben, das tue ich in einem ganz bestimmten Zusammenhang. (Wie eine bestimmte Handlung nur in einem bestimmten Zusammenhang ein Experi- ment ist.) Ist es denn so erstaunlich, da# ich den gleichen Ausdruck in verschiedenen Spielen verwende? Und manchmal auch gleichsam zwischen den Spielen? "Ich dachte an ihn" und "Ich dachte u%ber ihn nach" bedeutet doch sehr Verschiedenes. [a, b: <1PU>1 II, ix, S. 1 88f 28. Und rede ich denn immer mit sehr bestimmter Absicht? - Und ist darum, was ich sage, sinnlos? [PUII, ix, S. 188g] 29. "Now you mention it: I think he'll come. "Ich glaubejetzt, du hast recht: er wird kommen." "Nein. Ich bin davon u%berzeugt: er wird kommen." Man kann 5 I,22-29 sich allen solchen Ausdru%cken einen charakteristischen Zusammenhang ausdenken. 3o. Was geho%rt dazu, da# man einen Seelenzustand beschreibt? - Oder ko%nnte ich fragen: Was geho%rt dazu, da# man einen Seelenzu- stand beschreiben <1will?>1 31. Man ko%nnte auch fragen: "Worauf mu# es mir dann an- kommen?" 32. "Ich wollte dir meinen Seelenzustand beschreiben" - etwa im Gegensatz dazu "Ich wollte nur meinen Gefu%hIen Luft machen". Ich wollte also, da# er wei# 'wie mir's zumute ist'. (In diesem Zusammenhang redet man oft u%ber die Dauer des Zustands.) 33. Es ist doch etwas anderes: die Furcht ruhig <1gestehen>1 - und ihr ungehemmten <1Ausdruck geben.>1 Die Worte ko%nnen dieselben sein, der Ton und die Geba%rden verschieden. 34. Wenn es in einer Leichenrede hei#t "Wir trauern um unsern . . .", so soll das doch der Trauer Ausdruck geben; nicht den Anwesenden etwas mitteilen. Aber in anderer Umgebung sind diese Worte eine Mitteilung. In einem <1Gebet>1 am Grabe ko%nnten sie auch eine <1Art>1 von Mitteilung sein. <1[PU>1 II, ix, S. 189a] 35. Wir sagen doch nicht unbedingt von Einem, er <1klage,>1 weil er sagt, er habe Schmerzen. Also ko%nnen die Worte "Ich habe Schmerzen" eine Klage und auch etwas anderes sein. (Und a%hnlich ist es mit dem Ausdruck der Furcht und anderer Gemu%tsbewe- gungen.) <1[PU>1 II, ix, S. 189d] 36. Ist aber "Ich fu%rchte mich" nicht immer, und doch manchmal etwas einer Klage Vergleichbares, warum soll es dann <1immer>1 eine Beschreibung meines Seelenzustands sein?' <1[PU>1 II, ix, S. 1 89e] 37. Denn wodurch unterscheidet sich die Klage "Ich habe Schmer- zen" von der blo#en Mitteilung? Doch durch die Absicht. Und die wird sich vielleicht auch im Ton ausdru%cken. 38. Die Zusammenha%nge, in denen ein Satz steht, sind am besten in einem Drama dargestellt, daher das beste Beispiel fu%r einen Satz in 6 I,3O-38 einer bestimmten Bedeutung ein Zitat aus einem Drama ist. Und wer fragt die Person im Drama, was sie wa%hrend des Sprechens erlebt? 39. "Du mu#t wissen, -ich fu%rchte mich." "Du mu#t wissen, - mir graut davor." Ja, man kann es auch in <1la%chelndem>1 Ton sagen. Und willst du mir sagen, er spu%rt das nicht? Wie <1weig>1 er's denn sonst? - Aber auch wenn es eine Mitteilung ist, liest er's doch nicht von seinem Innern ab. Er ko%nnte auch dann nicht zum Beweis seiner Aussage seine <1Empfndungen>1 anfu%hren. <1Sie>1 lehren ihn's nicht. <1[PU>1 II, i, S. 174e] 4o. Denn denk dir die Empfindungen hervorgerufen durch die <1Geba%-rden>1 des Grauns: die Worte "mir graut davor" sindja auch so eine Geba%rde, und wenn ich ihre A%u#erung ho%re und fu%hle, geho%rt dies zu jenen u%brigen Empfindungen. Warum soll denn die unge- sprochene Geba%rde die gesprochene begru%nden? <1[PU>1 II, i, S. 174f] 41. Wir lernen das Wort "denken" gebrauchen <1unter bestimmten>1 <1UUsta%-nden.>1 Sind die Umsta%nde andere, so wissen wir's nicht zu gebrauchen. - Darum mu%ssen wir aberjene Umsta%nde nicht beschreiben ko%nnen. [a:vgl. Zettel(Z114;b:vgl. Z115] 42. "Wenn die Menschen in ihren Farbaussagen stark auseinander- gingen, ko%nnten sie unsern Farbbegriff nicht verwenden." - Wenn die Menschen in ihren Farbaussagen stark auseinandergingen, dann wu%rden sie, eben dadurch, <1unsern>1 farbbegrffnicht verwenden. Sie wu%rden nicht unser Sprachspiel spielen: Denn bedenk doch, wie man das ihre und das unsre zu vergleichen ha%tte! 43. Wenn ich also Einen sagen ho%re "Ich fu%rchte mich", wie kann ich erfahren, ob dies die 'Beschreibung eines Seelenzustands', oder was sonst ist? Soll ich ihn fragen, und wird er die Frage gewi# verstehen? - Aber er ko%nnte sie doch beantworten. Wie? Z.B. <1so:>1 "Nein; ich habe mir nur Luft gemacht", oder "Ja; ich will, da# du wei#t, wie ich mich fu%hle". Aber so eine Frage wird man doch so gut wie nie stellen. Ist es nicht, weil der Ton und der Zusammenhang uns die Antwort geben mu%ssen? Denn aus diesen wird man ersehen, ob er sich etwa u%ber seine eigene Furcht lustig macht; ob er sie, sozusagen, in sich entdeckt; ob er sie mir unwillig, aber um der Offenheit willen, gesteht; ob er sie wie einen Schrei a%u#ert, etc. - Und unterrichten 7 I,3943 mich die Worte, wie immer sie gea%u#ert sind, nicht u%ber denselben Sachverhalt, na%mlich seinen Seelenzustand? 44. Hat denn der Satz "Napoleon wurde im Jahr 1804 gekro%nt" einen andern Sinn,jenachdem ich ihn Einem zur Information sage; oder in der Geschichtspru%fung um zu zeigen, was ich wei#; oder etc. etc.? Um ihn zu verstehen, mu%ssen mir doch fu%r alle diese Zwecke die Bedeutungen seiner Wo%rter auf die gleiche Art erkla%rt werden. Und wenn also die Bedeutung der Wo%rter und ihre Zusammenstel- lung den Sinn des Satzes ausmachen, - - -. 45. Das Problem ist doch dies: Der Schrei, den man keine Be- schreibung nennen kann, der primitiver ist als jede Beschreibung, tut gleichwohl den Dienst einer Beschreibung des Seelenzustands. <1[PU>1 II, ix, S. 189b] 46. Wer schreien kann, der kann damit noch nicht Einem etwas im Gespra%ch mitteilen. 47. Ich ho%re die Worte "Ich fu%rchte mich". Ich frage: "In welchem Zusammenhang hast du das gesagt? War es ein Sto#seuf- zer, war es ein Gesta%ndnis, war es Selbstbeobachtung, . . .?" 48. Will, wer "Hilfe!" ruft, beschreiben, wie's ihm zumute ist? Nichts ist ihm ferner, als etwas zu beschreiben. 49. Aber es gibt Uberga%nge von dem, was wir nicht Beschreibung nennen wu%rden, zu dem, was wir Beschreibung nennen wu%rden. 5o. Das Wort "Beschreibung des Seelenzustands" charakterisiert ein gewisses <1Spiel.>1 Und wenn ich blo# die Worte "ich fu%rchte mich" ho%re, so mag ich zwar <1erraten,>1 welches Spiel hier gespielt wird (aus dem Ton etwa), aber ich werde es erst wissen, wenn ich den Zusammenhang kenne. 51 . Denn zu dem, was wir "beschreiben" nennen, geho%rt eines oder das andere einer Klasse von Merkmalen. Das beobachtende, u%ber- legende, erinnernde Verhalten, ein Trachten nach Genauigkeit, die Fa%higkeit sich zu verbessern, das Vergleichen. Ein Schrei ist keine Beschreibung. Aber es gibt Uberga%nge. Und die Worte "Ich fu%rchte mich" ko%nnen na%her und weiter von einem Schrei sein. Sie ko%nnen ihm ganz nahe liegen <1undganz>1 weit von ihm entfernt sein. [b: <1PU>1 II, ix, S. 189c] 8 I,44-51 52. Wenn ein feines Aufhorchen mir zeigt, da# ich injenem Spiel das Wort "weiche" bald <1so,>1 bald <1so>1 erlebe, - zeigt es mir nicht auch, da# ich, im Zusammenhang eines ganzen Satzes, den ich verstehe und in irgend einem Sinne erlebe, jenes Wort selbst oft gar nicht erlebe? [Vgl. <1PU>1 II, xi, S. 215h-216a] 53. "Mir stand die Bedeutung des Wortes vor der Seele." - Wird man denn das sagen, wenn das Wort im unzweideutigen Zusam- menhang vorkommt? 54. Eine Schrift,I in der das durchgestrichene Wort, der durchge- strichene Satz ein Zeichen ist. 55. Du versicherst doch, das Wort, wie du es jetzt ausgesprochen hast, so 'gemeint' erlebt zu haben: Dann sag doch auch mit dem gleichen feinen Gefu%hl, ob du dieses Wort im rechten Zusam- menhang, <1in diesem Sinne, 'so>1 meinst'. Denn da# du's in anderm Sinne <1so>1 und nicht <1so>1 meinst, intendierst, spa%ter wohl auch erkla%rst, istja klar. [Der letzte Satz vgl. <1PU>1 II, xi, S. 216a] 56. Aber es bleibt nun die Frage, warum wir bei dem <1Spiel>1 des Meinens auch von einem <1'meinen'>1 reden. - Das ist eine Frage anderer Art. Es geho%rt eben zu der Erscheinung des Spiels, da# wir in <1dieser>1 Situation das Wort "Meinen" gebrauchen. [Vgl. <1PU>1 II, xi, S. 216b] 57. Ist es denn ein Mi#versta%ndis? Ich verwendeja nun das Wort nicht fir etwas anderes; sondern in einer anderen Situation. [Wie ich auch nicht zweierlei mit dem Worte "Wissen" bezeichne, wenn ich sage "Ich wu#te im Traum". Vergl auch Gefu%hl d Unwirklichkeit.] Sollte mir denn die Technik seiner Anwendung hier anders beigebracht werden? 58. Denk, ich ho%re ein Beethoven'sches Werk und sage "Beet- hoven!" - Hat das Wort hier eine andere Bedeutung, als in dem Satz "Beethoven wurde imJahre 177o zu Bonn geboren"? (Wer den Ton des Ausrufs nicht vcrstu%ndc, ko%nnte man ihn ctwa crkla%ren: So schreibt' nur Beethoven" .) 59. Wa%rc cs richtigcr zu sagen, dcm <1e>1 'cntsprcchc' gclb, als <1"e>1 ist gelb"? ist cs nicht ebcn dcr Witz des Spicls, da# wir uns dahin a%u#crn, <1e sei>1 gelb? Ja, wenn es Eincn ga%be, dcr <1geneigt>1 ist zu sagcn, dcm <1e 'entspreche'>1 gelb, und nicht, es sci gelb, wa%rc dcr nicht vom Andcrn bcinahc so verschieden, wie Eincr, fu%r dcn Vokalc und Farbcn nicht zusam- mcnha%ngen? Und a%hnlich fu%r das Erlcbcn dcr Bcdcutung." 6o. Wenn ich beim Erlerncn der Sprachc und um mir dic doppelte Bcd dcs Wortcs "Bank" cinzupra%gcn, abwcchsclnd auf ein Bild der Sitzbank und der Gcldbank schautc und immcr sagtc "Bank", odcr "Das ist einc Bank", - fa%ndc hicr das 'Bcdcutungscr- lebnis' statt? Da gewi# nicht, mo%chtc ich sagcn. Wcnn cs mir abcr z.B. im Ton dcr Aussprachc zu licgen schicnc, da# ich das cinc, odcr andere mcine, - dann schon. 61. Es is ja nicht, als wu%rdcn da zwci Dingc hartna%ckig mit demselbcn Wort bezcichnct, und man fragte: Warum tut man das, wenn sie <1wirklich>1 vcrschieden sind? - Der ncue Gcbrauch bestchtja gerade darin, da# dcr altc Ausdruck in eincr neuen Situation verwendet wird; nicht zur Bczcichnung fu%r ctwas Ncues. 62. Das Erlebnis des 'treffenden Worts'. Ist dies dasselbe, wie das Erleben dcs 'Meinens'? "W , ,?', ja nichts im Traum ein Wissen, sondern sagt "ich wu#te im Traume . . ." Warum nennt man dies "meinen" und "bedeuten", wcnn es sich nicht um meinen und bedeuten handelt? - Was nenne ich denn im Spiel ein 'Meinen' (oder 'Bedeuten'): ich <1sage>1 "ich habe mit dem Wortjetzt . . . gemeint". Aber was nenne ich denn so? - Ein Erlebnis? Und welches Erlebnis? Kann ich's denn anders beschreiben, als eben durch den Ausdruck: ich 'meine'jetzt dieses Wort <1so?>1 64. Ich kann also nicht sagen: Ich benenne eben zwei verwandte Dinge mit demselben Wort. (Denn sonst wa%reja das Problem nie entstanden.) 65. "Warum reden wir beijenem Spiel auch von einem 'Meinen'?" - Wonach frage ich? Nach einem Grund, nach einer Ursache? - Gewi# nicht nach einer U%berlegung, die mich bestimmt, so zu reden; noch nach einer Rechtfertigung; denn um nichts solches handelt es sich. 66. Nenn es einen Traum!' [Vgl. PUII, xi, S. 216b] 67. Aber es bleibt dann die Frage, warum verwendet Einer im <1Spiel>1 des 'Meinens' dasselbe Wort? - Kann er denn ein anderes verwen- den? Verwendet er denn dasselbe Wortfu%r etwas Anderes? Ko%nnte er eine andere Erkla%rung davon geben? 68. Nenn es einen Traum. Es a%ndert nichts. [PUII, xi, S. 216b] 69. "Schubert" - Es ist, als ob der Name ein Eigenschaftswort wa%re. Man kannja auch nicht sagen: "Sieh, was alles <1'pa#t'.>1 Es pa#t auch z.B. der Name zum Tra%ger." Ein Anbau wa%re doch eine Erweiterung; und eine Erweiterung ist ja hier gerade <1nicht>1 . Denn man nenntja nicht ein 'Zusammenpassen', was <1eigentlich>1 kein Zusammenpassen ist. Als dehnte man nur diesen Begriff aus. Sondern es liegt hier gleichsam eine <1Ta%-uschung>1 vor, eine Spiegelung. Wir glauben das zu sehen, was nicht da ist. Aber es ist nur <1gleichsam>1 so. - Wir wissen sehr wohl, da# der Name "Schubert" zu seinem Tra%ger und zu Schuberts Werken in keiner Beziehung des Passens steht; und doch sind wir unter einem Zwang, uns so auszudru%cken. [Vgl. <1PU>1 II, xi, S. 215f 7o. Man sieht etwas unter dem Bild, unter dem Begriff, des Passens. Ich kann doch Eins als Variation eines Andern ansehen. Und nun ko%nnte im a%u#ersten Fall doch das, was ich <1als>1 Variation sehe, mit dem, als dessen Variation ich's sehe, gar keine A%hnlichkeit mehr haben. - Sagen wir's so: Erst ist <1diese>1 Figur eine einfache Projektion <1jener.>1 Dann kru%mmen sich die Projektionsstrahlen etwas; aber es ist fu%r mich doch noch eine Projektion. Endlich verbiegen sie sich bis zur Unkenntlichkeit, aber ich sehe noch immer eine Projektion. (Wie Manche einen alten Menschen noch immer als den jungen sehen, den vo%llig vera%nderten noch immer als den fru%hern.) Es ist vielleicht seltsam, den Fall des Personennamens damit in Zusammenhang zu bringen. Aber man kann einen Zusammenhang machen. Na%mlich den: Man <1sehe>1 eben den Personennamen als Bildnis. 71. Nehmen wir an, ich sehe ein Dreieck als Quadrat, indem ich es als das Ende dieser Art von Vera%nderung sehe: Dann geho%rt die Art des Variierens zum gesehenen Aspekt. Aber so etwas liegtja eben nicht vor, wenn uns der Name das Bildnis des Tra%gers zu sein scheint. 72. Ich sage etwas (z.B. "Der Name 'Schubert' pa#t doch vollkom- men zum Schubert") - es hei#t nichts. 73. Der Satz "Der Name . . . pa#t auf . . ." ist, wie wir ihn gebrauchen, keine Mitteilung u%ber den Namen, oder seinen Tra%ger. Er ist eine pathologische Mitteilung u%ber den Mitteilenden. - Man lehrt ein Kind nicht, da# dieser Name auf den Menschen pa#t. 74. Einer winkt (mir) mit der Hand. "Was wolltest du? - "Ich wollte, da# du kommst." Das ist die Absicht zur Zeit des Winkens. Das Zeichen war der Ursprung einer Bewegung. War es also nicht auch der Ursprung der Erkla%rung? Ko%nnte nun diese Erkla%rung selber <1lauten:>1 "Das Winken mit der Hand war der Ursprung der Erkla%rung, die ich dirjetzt gebe: Komm zu mir"? 75. Man konnte hier nicht sagen "Er [der Name] <1pa#t>1 nicht geradezu", oder "Er scheint nicht geradezu zu <1passen".>1 Es ist nicht, als ob "passen" nicht <1ganz>1 das rechte Wort wa%re. Man ko%nnte allerdings auch andere Wo%rter gebrauchen; z.B. "Es ist eine Verwandtschaft da". 76. "Das, was immer assoziiert ist, ha%lt man leicht fu%r verwandt." Ist <1das>1 der richtige Ausdruck? Nicht ganz. Aber es ist, als wa%ren sie verwandt. Es ist nicht so: "Ich halte sie fu%r verwandt, obwohl sie's nicht sind" - denn ich brauche, gleichsam, nur aufzuwachen, um zu wissen, da# sie's nicht sind. Aber ich sehe sie unter dem Bild der Verwandt- schaft. Ich gebrauche das Wort, das Bild. Man kann freilich erkla%ren: Zusammenpassen und Assoziation gehen oft zusammen; und daher jene Ta%uschung (wenn man es Ta%uschung nennen soll) . 77. Ich denke mir, eine physiologische Erkla%rung des seltsamen Pha%nomens ist gefunden worden. Man sieht jetzt, wie die Ta%u- schung zu Stande kam. Es geht na%mlich dann im Gehirn manchmal das vor, was auch vorgeht, wenn. . . . Freudige Aufregung: Jetet verstehen wir, warum man immer sagte . . . ! Und wenn nun die Erkla%rung gegeben, das Ra%tsel gelo%st ist, - in welcher Lage la%#t uns das zuru%ck? Es hat nur eine Frage weggera%umt, die uns nicht interessiert hat und es la%#t uns mit der Tatsache zuru%ck, da# wir jenen Ausdruck, jenes Bild gebrauchen, gebrauchen mo%chten, wo die normale Veranlassung fehlt. 78. Aber es bleibt dann die Frage, warum wir beijenem <1Spiel>1 des Meinens auch von einem <1'Meinen'>1 reden. Die Frage geho%rt gar nicht her. Wir gebrauchen hier das Wort: weil es <1diese>1 Bedeutung hat. Kein anderes, keine andere Bedeutung ta%te es fu%r uns. Es ist die Tatsache hinzunehmen. 79. Aber wird nun das Wort in zwei Bedeutungen gebraucht? Nein. (Sonst wa%ren wir ja eine Erkla%rung schuldig.) Lehrt man den Gebrauch auf zwei verschiedene Arten? 8o. Aber hat fu%r uns eine ErkIa%rung des seltsamen Pha%nomens nicht doch Interesse? Denk an andere verwandte Pha%nomene, und was ihre Erkla%rung leistet. Ja, es ist freilich interessant zu verstehen, <1warum>1 ich auf diesem Spaziergang unter dem Eindruck stehe, die Stadt mu%sse <1dort>1 liegen; obwohl eine einfache ~berlegung mich davon u%berzeugen kann, da# es nicht so ist. Ich will nun annehmen, ich wisse, wie die Ta%uschung zustande kam: Ich zog falsche Schlu%sse aus A%hnlich- keiten der Gegend mit einer andern Gegend, und dergl.. - Aber ich hatteja den falschen Schlu# nicht ausdru%cklich gezogen, und es ist auch nicht erkla%rt, warum jene A%hnlichkeiten mich zu diese vorschnellen Schlu# verleitet haben. Die ErkIa%rung la%#t die Seltsam- keit bestehen. (Ebenso fu%r das Pha%nomen Laute farbig zu sehen, etc.) 81. Wenn Einer auf die Frage "Wird N. wiederkommen" wieder und wieder bejahend antwortet, kann man das so ausdru%cken, er sei in einem <1Lustand>1 des Dafu%rhaltens. Aber niemand wird sagen, da# die Antwort "N. wird wiederkommen" den Zustand des Gefragten beschreibt. 82. Wenn "Ich glaube p" aussagt, ich sei in einem bestimmten Zustand, dann auch die Behauptung " p". Denn die Anwesenheit der Worte "Ich glaube" kann's nicht machen, kann es ho%chstens andeuten. [Vgl. <1PU>1 II, x, S. 191d]. 83. Sprache, in der "Ich glaube, da# p" nur durch den Tonfall der Behauptung "Ip" ausgedru%kt wird. Statt "Er glaubt . . ." hei#t es dort "Er ist geneigt zu sagen . . ." und es gibt auch die Annahme "Angenommen, ich sei geneigt, zu sagen . . .", aber nicht eine A-- u#erung "Ich bin geneigt, zu sagen . . .". [PUII, x, S. 191e] 84. Anomalien gibt esja auch sonst. Man sagt "Es wird vielleicht regnen", aber nicht: "Angenommen, es werde vieIleicht regnen, 85. Moore's Paradox ga%be es in jener Sprache nicht; statt dessen ga%be es ein Verbum, das keine erste Person des Pra%sens hat. [PUII, x, S. 191e] 86. Das aber sollte uns nicht u%berraschen. Denk daran, da# man die eigene ku%nftige Handlung in der A%u#erung der Absicht vorhersagen kann. <1[PU>1 II, x, S. 191e] 87. Denk an den Ausdruck "Ich sage, . . ."- z.B. "Ich sage, es wird heute regnen", welches einfach der Behauptung "Es wird heute . . ." gleichkommt. "Er sagt, es wird . . ." hei#t beila%ufig "Er glaubt, es wird . . .". "Angenommen, ich sage . . ." hei#t <1nicHt>1 "Angenommen, es werde heute . . .". <1[PU>1 II, x, S. 192q 88. Verschiedene Begriffe beru%hren sich hier und laufen ein Stu%ck Wegs miteinander. Man mu# eben nicht glauben, da# die Linien aIle <1Kreise>1 sind. <1[PU>1 II, x, S. 192g. Keine Zeichnung in <1PU]>1 89. Wer etwas einer Deutung gema%# sieht, erlebt deswegen nicht eine Deutung. 9o. Jeder, der denkt, wei#, wie Notizen, Bilder, die einem Andern nichts sagen wu%rden, und die man auch selbst nicht zu erkla%ren wei#, fu%r Gedanken, oder einzelne Zu%ge von Gedanken stehen ko%nnen. (Die Notation des Kunstrechners.) 91 . "Hast du, als du das Wort sagtest, <1das>1 gemeint?" - "Nein; ich hab dabei an etwas anderes gedacht." - Ist das ein Erlebnis? Nein. Ein Erlebnis ha%tte nicht das gleiche Interesse. Ein Erlebnis ko%nnte vielleicht den Psychologen u%ber die <1unbewu#te>1 Absicht belehren. [Vgl. <1PU>1 II, xi, S. 217d] 92. D.h.: Wenn ich z.B. erfu%hre, er habe beim Aussprechen des Wortes das und das vor sich gesehen, so wa%re es mo%glich, da# ich daraus einen Schlu# auf eine Tendenz in seinem Unbewu#ten zo%ge -- was ihm vorschwebte war nicht seine Absicht beim Aussprechen des Worts, sein Gedanke bei dem Wort. 93 . "Diese Pflanze wa%chst aus dem Keim, nichtjene Pflanze." Denk dir, man wu%rde sich in einer Sprache wirklich so ausdru%cken! 94. Aber was ist der Keim? - Das Erlebnis zur Zeit des Sprechens. (Also etwa eine Vorstellung - wie sieja freilich oft vorhanden ist.) Aber es ist doch nicht, seiner Natur nach, der Keim. Noch wird etwas durch die spa%tere Entwicklung zum Keim. So bleibt also nur, da# sich das Bild vom Keim uns aufdra%ngt. (Ganz natu%rlich; denn wir wollen im Erlebnis den Kern der Sache sehen.) 95. Die Frage, die uns interessieren mu#, ist also: Wozu dient der Bezug auf den Zeitpunkt des Redens? Was teilt er Einem mit? 96. "Ich <1dachte>1 mir, da# du dabei an ihn denken wu%rdest." Es lag nicht in dem Bild, das er vor sich sah (das war nicht genau zu erkennen), noch am Namen, den er sich vorsagte (der konnte auch einem Andern geho%ren). Es war die Kette von Deutungen, von Erkla%rungen. Denn wenn er sagt "Ich dachte dabei an . . .", "Ich meinte damit . . .", so knu%pft erja <1dadurch>1 anjenen Zeitpunkt an. (Er erinnert sich also nicht z. B. eines Vorstellungsbildes, welches er vor sich sah und nun zeigt es ihm, da# er an . . . gedacht hat.) 97. Er liest es nicht vom Vorstellungsbild ab, woran er gedacht hat. 98. Es sagte etwas, und ich mu#te dabei an N. denken. Wann fiel mir N. ein? In welchem Augenblick, bei welchem seiner Worte? - Wenn ich wei#, bei welchem, - was geschah mir bei diesem Wort? Die Gedanken nahmen von dem Wort ihren Ausgang. Da fing die Kette an. Was aber macht sie zur Kette? Da# ich es sage? 99. "Ich habe bemerkt, da# du bei diesem Wort nachdenklich geworden bist." 1oo. "Wie ich dies Wort ho%rte, fiel er mir ein." Was ist die praktische Bedeutung dieses Zeitpunkts? -- Denn ich will einmal sagen: <1"Es>1 <1kam mir vor,>1 als fiele er mir bei diesem Wort ein" - so macht das Subjektive daran ja keinen Unterschied. Die Frage ist dann noch immer dieselbe: "Welche Folgen hat so eine Mitteilung?" 1o1. "Ich habe bei diesem Wort an ihn gedacht." Wo liegt das Interesse dieser Mitteilung? Was ist die primitive Reaktion, die solchen Worten entspricht? 1o2. "A% propos . . ." "Wie bist du plo%tzlich aufihn gekommen?"-"Du sagtest . . . und das hat mich an ihn erinnert." 1o3. Wann sagt man, ich schreibe an <1diesen>1 Menschen? Wie zeigt es sich? Wie wei# ich's selbst?! - Schreibe ich an <1ihn,>1 wa%hrend ich schreibe? 104. Es wa%re beinahe seltsam, zu sagen: "Ich dachte an ihn, wa%hrend ich an ihn schrieb." 105. "Wir haben gerade von <1ihm>1 geredet", von diesem Menschen, auf den ich jetzt zeige. Wie hing die Rede mit ihm zusammen? Machte ich nicht, gerade durch diese Worte den Zusammenhang mit ihm? 106. "Ich wu#te, von wem ihr geredet habt." - Wie konnte ich's wissen? Und was war <1das>1 fu%r ein Seelenzustand, das 'Wissen, dafl von <1diesem>1 Menschen die Rede ist'? 107. "Von wem habt ihr gesprochen?" - "Vom N." - "Von me1nem Freund N." - "Von dem Menschen auf dieser Photographie." - "Von dem, derjetzt zur Tu%r hereinkommt." 108. Gott, wenn er in unsre Seelen geblickt ha%tte, ha%tte dort nicht sehen ko%nnen, von wem wir sprachen. <1[PU>1 II, xi, S. 217q 1o9. In der Philosophie mu# man unterscheiden: zwischen Sa%tzen, die unsere Denkneigung ausdru%cken, und denen, die das ProbIem <1lo%sen.>1 - 11o. Die unheilbare Krankheit ist die Regel, nicht die Ausnahme. 111. Du beziehst dich mit dieser A%u#erung auf den Zeitpunkt des Redens. Es macht einen Unterschied, ob du dich aufdiesen, oder auf jenen Zeitpunkt beziehst. (Die Worterkla%rung bezieht sich auf keinen Zeitpunkt.) Wie fa%ngt man an, das zu sagen? (Worin liegt die Wichtigkeit dieser Frage?) [a, b: <1PU>1 II, xi, S. 217h] 112. "Warum hast du mich bei diesem Wort angeschaut; hast du an . . . gedacht?" Es gibt also eine Reaktion in diesem Zeitpunkt, "Ich dachte an . . ." erkla%rt die Reaktion. [Vgl. <1PU>1 II, xi, S. 217g] 113. "Wir haben bei diesem Wort Beide an ihn gedacht." Nehmen wir an, jeder von uns ha%tte dabei die gleichen Worte zu sich selbst gesagt - und MEHR kann es doch nicht hei#en. Aber wa%ren eben diese Worte nicht auch nur ein <1Keim?>1 Sie mu%ssen doch zu einer Sprache geho%ren und zu einem Zusammenhang, um wirklich der Ausdruck des Gedankens an ihn zu sein. <1[PU>1 II, xi, S. 217e] 114. Es kommt doch vor, da# ein laut gesprochenes Wort in der Mitte eines nicht ausgesprochenen Gedankenganges steht. Und dies ko%nnte man doch melden. So wie man u%berhaupt melden kann, man habe sich zu dieser Zeit das und das im Stillen u%berlegt. Was immer das Interesse <1dieser>1 Meldung ist, mu# es auch jener Meldung sein; und also auch: man habe bei dem Wort . . . an . . . gedacht. 115. ' Ich habe damals gedacht: ob er wohl kommen werde -." "Du hast so zweifelhaft dreingeschaut; was hast du gedacht?" - "Ich habe gedacht: ob er wohl kommen wird -". -- "Hast du dir dabei diese, oder a%hnliche Worte im Geist gesagt?" - "Nein. Ich habe dabei seltsamerweise an Piccolomini gedacht, an die Scene, in der 116. Das Reden in der Vorstellung ist in wichtiger Weise nicht mit dem Reden zu vergleichen, aber unsre Sprachspiele mit den beiden - sind a%hnlich. (Das Tennis mit Ball und das Tennis ohne Ball.) Und auch irgend ein Vorstellungsbild spielt in ihnen die Rolle eines wirklichen Bildes, das ja auch im <1Zusammenhang>1 von Sa%tzen und Erkla%rungen stehen kann. 117. D.h: : Unser Sprachspiel bezieht sich auf ein Vorstellungsbild ungefa%hr so, wie auf einen laut ausgesprochenen Satz. Denn dieser ist auch nur eine Lautreihe und bezieht sich auch, so ohne weiteres, noch auf gar nichts. 118. Es wa%re nun die Frage: Wenn ein Wort in einem bestimmten Zusammenhang steht, so kann ich dennoch dabei im Gedanken einen <1andern>1 Zusammenhang machen - tu ich das nun nicht, geschieht nichts Abnormales, - geht dann mein Denken meiner Rede entlang? 1 19. Wenn mein Denken einmal vom Weg der Rede abweicht, geht es im normalen Fall dem Weg entlang. 12o. Wenn alles seinen normalen Gang geht, denkt niemand an den innern Vorgang, der die Rede begleitet. 121. Philosophie ist nicht Beschreibung des Sprachgebrauchs, und doch kann man sie durch sta%ndiges Aufmerken auf alle Lebens- a%u#erungen der Sprache lernen. 122. Wissen, Glauben, Hoffen, Fu%rchten (u.a.) sind so sehr ver- schiedenartige Begriffe, da# eine Klassifikation, ein Einordnen in verschiedene Laden, fu%r uns keinen Nutzen hat. Wir wollen aber die Verschiedenheiten und A%hnlichkeiten unter ihnen erkennen. 123. Vergleiche: "Als du vom N. sprachst, glaubte ich, du meintest den . . ." und "Als du vom N. sprachst, wu#te ich, da# du den . . . meintest." Geho%rt zum Zweiten ein bestimmtes Erlebnis? Und warum also zum Ersten? 124. Der Ausdruck: "Mir ist . . . durch den Kopt gegangen. "Beim Lesen ging mir unser gestriges Gespra%ch durch den Kopf. " Geht mir beim aufmerksamen Lesen auch das, was ich lese, durch den Kopf? 125. "Nein, als ich 'Bank' sagte, ging mir fu%r einen Augenblick unsre Gartenbank durch den Kopf. " -Wu%rde ich auch sagen, es wa%re mir die Kreditbank 'durch den Kopf gegangen', wenn sich alles ganz normal abgespielt ha%tte? 126. Stell dir vor, jemand wu%rde, sowie er eine A%u#erung tut, uns (immer) von dem, was sich in seinem Geist dabei abgespielt hat, unterhalten. (Es ist eine Gewohnheit.) Wu%rde uns das unter allen Umsta%nden interessieren? 127. "Ich meinte, als ich 'Bank' sagte, natu%rlich die Bank, in der du Geld wechseln sollst." Mu#te ein Bedeutungserlebnis das Wort begleiten? (Unsinn!) - Warum aber dann, wenn ich - gegen den Zusammenhang - an unsre Gartenbank dabei dachte? 128. "Ich habe mich heute schon dreimal daran erinnert, da# ich an ihn schreiben mu#. " Welche Wichtigkeit hat, was dabei geschah?! - Aber anderseits, welche Wichtigkeit, welches Interesse hat der Bericht selbst? Er la%#t gewisse Schlu%sse zu. [Vgl. PUII, xi, S. 217j-218a] 129. "Es war mir nicht ganz entfallen; ich hab mich heute dreimal daran erinnert. " - ' ja, ich wei#: Du bist einmal zusammengezuckt, wie ich von . . . sprach. " - Sein Geisteszustand wird beleuchtet, und es hat gewisse Folgen. Andere z.B. als der Sachverhalt: "Es war mir <1ga%-nzlich>1 entfallen; ich habe nicht mehr dran gedacht." 13o. Ich bin bei dem Wort in <1dieser>1 Richtung gegangen. (Es ist also, als ob man die Tangente an eine Kurve in diesem Punkte anga%be.) Aber das ist wieder nur ein Bild. (Wie wenn man das Tennis ohne Ball durch das Tennis mit Ball beschreibt.) 131. Das Sprachspiel "Ich meine (oder meinte) <1das">1 (nachtra%gliche Worterkla%rung) ist ein ganz anderes als das Sprachspiel: "Ich dachte dabei an . . ." Dies ist verwandt mit: "Es erinncrte mich an - - -". [PUII, xi, S. 217i] 132. Hier ist <1zur Leit>1 des Meinens, Gedenkens, Erinnerns einc charakteristische Reaktion mo%glich. 133. Was ist die primitive Reaktion, mit der das Sprachspicl - anfa%ngt? die dann in Worte wie "Ich dachte bei diesem Wort an . . ." umgesetzt werden kann. Wie kommt es dann dazu, da# Menschen diese Worte gebrauchen? [Vgl. <1PU>1 Il, xi, S. 218b] 134. "Du sagtest das Wort, als wa%re dir dabei plo%tzlich ctwas Anderes eingefallen." Diese Reaktion hat man nicht gclcrnt. Die primitive Reaktion konnte auch eine Wortreaktion sein. 135. Nimm an, ich bin mitjemand im Gespra%ch u%bcr Dr N.. In mitten des Gespra%chs sage ich "Ich dachte beim Namen 'N'jetst an Dr N. " - der Andre wird mich nicht verstehen. Ha%tte ich gesagt "Ich meinte mit 'N'jetzt den Dr N., dcr . . .", so wa%re die Antwort vielleicht gewesen: "Freilich. Wen ha%ttest du sonst meinen ko%nnen! " Ha%tte ich gesagt "Beim Namen 'N' habe ich den Dr N. jctzt vor mir gesehen", so wa%re das vielleicht nicht zur Sache gcwcscn. 136. "Ich dachte bei dem Wort an . . ." - Wenn Eincr auf die Frage "Was ging dabei in dir vor?" <1nichts>1 zu antworten wu%#tc, - war seinc A--u#erung ungu%ltig? - Er ha%tte ja antworten ko%nnen "Ich hab's vergessen", und es <1kam ihm nur so uor,>1 als ha%tte er esjc gcwu#t. 137. Ist "Ich wollte dir mit dem Zeichen zu verstehcn geben . . ." vergleichbar mit: "Wie ich fru%her den Mund geo%ffnct habc, wollte ich sagen . . ."? D.h.: Istjener Satz also - nicht eine Defiition, vielmehr - die A%u#erung einer vergangenen Absicht? 138. "Warum hast du mich angeschaut?" - "Ich wollte dir zu verstehen geben . . ." Dies dru%ckt keine Zeichenregel aus (keine U-- bereinkunft); sondern den Zweck meiner Handlung. Ich konnte freilich ein fu%r diesen Zweck festgesetztes Zeichen verwenden. [Vgl. <1PU>1 II, xi, S. 218c] 139. <1"Diese>1 Zahl ist die folgerechte Fortsetzung dicser Reihe." Mittels dieser Worte ko%nnte ich Einen dazu bringen, da# er in Zukunft das und das die "folgerechte Fortsetzung" nennt. Was 'das und das' ist, kann ich nur an Beispielen zeigen. - D.h., ich lehre ihn eine Reihe (Grundreihe) bilden, ohne einen Ausdruck fu%r das Gesetz der Reihe zu verwenden; vielmehr aIs ein Substrat fu%r die Verwen- dung algebraischer Regeln, oder was ihnen a%hnlich ist. [Z 3oo] 14o. Ich kann nun allerdings beim Lehren der Grundreihe das Wort "gIeich" verwenden, welches er etwa in andern Zusammenha%ngen, d.h. in anderer, wenn auch verwandter Bedeutung, schon kennt: Es kann sich zeigen, da# er die Grundreihe leichter bilden lernt, wenn ich ihm dabei sage "Du mu#t immer wieder das tun, immer wieder dazugeben", also eine Regel ausspreche; aber sie fungiert hier (noch) nicht als Regel, es gibt noch keine Algebra. 141. Ga%be es ein Verbum mit der Bedeutung: fa%lschlich glauben, so ha%tte das keine erste Person im Indikativ des Pra%sens. <1[PU>1 II, x, S. 19og] 142. "Ich glaube, er wird kommen, aber er wird gewi# nicht kommen." Wenn ich dasjemandem sage, so ist es die Mitteilung, er werde nicht kommen, und ich sei trotzdem durchdrungen vom Gegenteil, werde mich also entsprechend diesem Glauben verhalten. Aber freilich tu ich das schon dadurch nicht, da# ich dem Andern mitteile, er werde nicht kommen. 143. "Ich glaube bestimmt, er wird kommen, aber er wird be- stimmt nicht kommen." Wozu teilt man Einem mit, man glaube etwas? Um ihn von dem, was man glaubt, zu u%berzeugen, oder nur, um ihn u%ber mein Verhalten in der Sache zu informieren? 144. Betrachte: "Er wird nicht kommen, aber ich werde mich ganz so stellen, als glaubte ich, er werde kommen. " Das ko%nnte ich Einem sagen, aber in Wirklichkeit zu dieser Verstellung pathologisch ge- zwungen sein, so da# sie nicht eigentlich Verstellung wa%re. Man ko%nnte das so ausdru%cken: Es ist nicht so, aber ich <1mu#>1 es glauben. 145. Ich sagte, der Satz "Ich glaube, es ist so, und es ist nicht so" ko%nne wahr sein; wenn ich es na%mlich wirklich fa%lschlich glaube; was doch wohl mo%glich ist. Aber was macht den Satz wahr? Wie kann ein Andrer sehen, da# er wahr ist? Wie wei# er, da# ich es glaube? Nicht aus meinem Betragen; denn das ist widerspruchsvoll. 146. Wenn ich sage: "Schau! in diesem Bild ist <1diese>1 Figur enthalten" - mache ich eine geometrische Bemerkung? -- Ist 'dieses Bild' nicht das, wovon <1dies>1 die genaue Kopie ist? was mit diesen bestimmten Worten zu beschreiben wa%re? Ha%tte es also Sinn, zu sagen, es enthaltejene Figurjetzt? oder <1habe>1 sie enthalten? - Die Bemerkung ist also zeitlos und man kann sie "geometrisch" nennen. 147. Was folgt aber daraus fu%r's Wahrnehmen so cines Sach- vcrhaltes? Dcnk dir, Einer sieht ein Vexierbild an und ~ndet darin dic versteckte Figur. Er biIdet sich aber nun ein, das Bild habe sich so vera%ndert, da# die Figurjetzt enstanden ist. Er sagt etwa "Hier ist jetzt diesc Figur". Oder cs konnte, umgckchrt, das Bild sich unbcmcrkt vera%ndert haben, und er <1glaubt>1 nur, etwas darin entdeckt zu haben, was immer darin gelegen hattc. 148. "Eigcntlich sollte man bei dcn Wortcn 'Ich schc dies' auf dcn eigenen Gcsichtseindruck zeigcn, dann wu%rdc man wirklich auf das zeigen, was man sieht." Ein Resultat dcr Krcuzung vcrschicdcner Sprachspielc. (A%hnlich: " 'diescs' ist der eigcntlichc Namc. ") 149. "Ich schc jetzt, da# diesc Gesichtcr nicht ganz gleich sind." (Zcitloscr Satz.) Dazu sind doch auch die Augcn da! Dcnk dir, Eincr wollte sagcn: "Ja, das ist cinc Wahrnchmung mittcls dcs Gcsichtssin- nes; aber es beschreibt nicht meine Gesichtseindru%ckc." Was wa%ren diese? Nun, ich schaute von einem Gesicht zum andcrn, um sic zu vergleichen, dabci erhiclt ich cine Menge Gcsichtseindru%ckc; oder cinen sich kontinuierlich vcra%ndernden Gesichtseindruck, ctwas, was man durch cincn Film darstcllen mo%chtc. Ko%nntcn wir abcr, um die Sachc zu vcrcinfachcn, aus allen diescn nicht zwci hcrausheben, ko%nnten's zwci Gesichtseindru%ckc im extrcmcn Fall nicht tun? Und ko%nnten dicse zwei nun darstellen, was ich bemcrkt hattc, na%mlich die Ungleichhcit? Habcn wir hicr nicht cbcn ein ganz andcres Spiel? 15o. Es ist nicht Zufall, da# ich in diesem Buch soviclc Fragcsa%tze vcrwcndc. 151. Soll ich nun hier sagen, der Gesichtseindruck, das Sinnesdatum, der visuellc Gcgcnstand sci cin andcrcr? Dicser Bcgriff schcint hier nicht rccht zu passcn. Wolltc man sich vorstellcn, man sa%he A%hnlichkcit odcr die Vcrschicdenhcit als ctwas Bildartiges, so da%chte man sie sich etwa im Bild <1hetont;>1 so wic man, um Einem zu zeigen, wo die Verschiedenheit zweier Bilder liegt, was verschieden ist, stark nachziehen kann. Aber wer das Nachgezogene in beiden sieht, bemerkt damit noch nicht die Verschiedenheit der Bilder. Du mu#t das Spiel als Ganzes anschauen, dann siehst du den Unterschied. 1 52. "Ich sehe, da# die Beiden a%hnlich sind" kann zeitlich und zeitlos gebraucht werden, jenachdem wie 'die Beiden' definiert sind. Abet <1sehe>1 ich darum auchjedesmal etwas Anderes? "Ich sehe" ist immer zeitlich, aber "Die beiden sind a%hnlich" kann unzeitlich sein. 153. Aber ist es im praktischen Gebrauch auch immer klar, ob der Satz zeitlich, oder zeitlos gemeint ist? - Es handelt sich um zwe: Bru%der; ich treffe sie und sage dann "Ja, ich sehe, da# sie einander a%hnlich sind". Meinte ich: diese beiden Menschen, M und N, sind einanderjetzt a%hnlich? (Waren es vielleicht fru%her nicht, etc.) - Oder: Ich bemerke, da# diese beiden menschlichen Erscheinungen, die z.B. ein Bild festhalten kann, einander a%hnlich sind. - Ha%tte ich die A%u#erung getan und wa%re gefragt worden, welches ich meine, ko%nnte ich es unbedingt beantworten? 154. "Du sollst sein Gesicht nicht zeichnen" ko%nnte hei#en: Du sollst das Gesicht dieses Menschen nicht zeichnen, wie immer es ausschaut - oder: Du sollst diese Gesichtszu%ge nicht zeichnen, die jetzt zufallig die seinen sind. Es kommtjedesmal auf etwas anderes an. Und das Verbot, so, oder so aufgefa#t, hat verschiedene Konsequenzen. 155. Auch wenn ich sage "Es besteht eine A%hnlichkeit zwischen diesen beiden Gesichtern" kann's mir auf verschiedenerlei ankom- men. Es ko%nnte z.B. hei#en: Es besteht eine A%hnlichkeit zwischen <1dieser>1 Art von Gesicht und <1dieser>1 Art von Gesicht. Wo die beiden Arten durch Beschreibungen charakterisiert werden. Es ko%nnen mich die Gesichter <1dieser Menschen>1 interessieren, oder diese Gesichts- <1formen,>1 woimmer ich sie antreffe. Der Unterschied, der mir vorschwebt, ist natu%rlich der zwischen dem Sinn: Diese beiden Striche haben a%hnliche Form - und dem: Kreis, Ellipse, Parabel und Hyperbel haben eine A%hnlichkeit mii einander. 156. Der Unterschied ist der zwischen externer und interner A%hnlichkeit. 157- Wenn ich nun von zwei Gesichtern sage, sie seien a%hnlich, -hat es Sinn zu fragen "Meinst du die externe, oder die interne A%hnlich- keit"? 158. "Intcressiert es dich, da# du in diescn scheinbar ganz ver- schicdenen <1formen>1 eine A%hnlichkeit bemerken kannst?" "Willst du sagen, diesen <1formen>1 ist etwas gemeinsam, - oder diesen <1Menschen?">1 - Aber wo ist der Unterschied? - Interessieren dich die <1formen,>1 oder die <1Menschen?>1 Wenn die Formen, so wirst du sie vielleicht genau nachzeichnen, die A%hnlichkeit der Linien stu- dieren und die Menschen ganz vergessen. Entsteht daru%ber eine Diskussion, so wird es eine geometrische sein, eine u%ber Typen von Linien. 159. Angenommen, ich zeichnete die Gesichtsformen nach, um jemand die A%hnlichkeit zu erkla%ren und er sagte 'ja diese Linien haben eine A%hnlichkeit, das seh ich; aber so schauen diese Gesichter nicht aus, . . ." - so ko%nnte ich antworten: "Vielleicht hast du recht, aber darauf kommts mir nicht an. Ich wollte sagen, da# eine <1solche>1 Form und eine <1solche,>1 so verschieden sie ausschauen, . . ." Hier handeltc sich's mir um eine geometrische Frage. Ha%tte ich aber geantwortet: "Du hast recht, ich habe mich geirrt" - so wa%r's mir auf die A%hnlichkeit <1dieser Menschen>1 angekommen. 16o. "Das sind Geschwister, aber ganz una%hnlich. " - "Ich kann eine A%hnlichkeit in ihnen sehen." Worauf kommts mir da an? 161. Denke, cs ga%be eine a%sthetischc Regel, nach der zwischen Gesichtern auf einem Gema%lde eine A%hnlichkeit bestehen mu#. <1Ich>1 zeige nun auf zwei Leute und sage Einem "Nimm diese als Modelle fu%r dein Bild; sie haben eine A%hnlichkeit". 162. Der Satz ist unzeitlich, wenn ich fu%r "Sie haben eine A%hnlich- keit" nicht setzen kann "Sie habenjetzt eine A%hnlichkeit". Aber wenn ich ihn bei einer bestimmten Gelegenheit ausspreche, ist da immer klar, ob ich die Ersetzung zulassen wolIte, oder nicht? Mu# ich mir's u%berlegt haben? 163. Es kann mir drauf ankommen, da# ich in diesen Linien, denen scheinbar nichts gemeinsam ist, doch etwas Gemeinsames sehe. Also auf meinen analytischen Blick. 164. "lch sehe in einem viel wichtigern Sinne Verschiedenes, als dasselbe." 165. Eine Bildergeschichte. In einem ihrer Bilder kommen Enten vor, in einem andern Hasen; aber einer der Entenko%pfe ist genau so gezeichnet wie einer der Hasenko%pfe. Jemand schaut sich die BiIder an und es fa%llt ihm nicht auf. Wenn er sie beschreibt, beschreibt er unbedenklich diese Form einmal als das eine, einmal als das andere. Erst wenn wir ihm die Gleichheit der Figuren zeigen, folgt das Erstaunen. 166. Er sah also beide Aspekte und doch nicht den Aspektwechsel. 167. Ha%tte er, beim Kopieren der beiden Bilder, den Kopfjedesmal anders nachgezeichnet? Nicht da# ich wu%#te! Er sah sie also beidemal genau gleich. 168. Aber stellte er sich beidemal das Gleiche darunter vor?- Soweit ich diese Frage verstehe - <1nein.>1 169. Im Aspektwechsel wird man sich des Aspekts <1bewu#t.>1 17o. War es aber richtig zu sagen "Er sah die beiden Aspekte, aber nicht den Aspektwechsel"? Ha%tte ich nicht sagen sollen "Er deutete also das Bild auf zweierlei Weise, sah aber nicht den Aspekt- wechsel"? Fu%r ihn warja zuerst das Bild wie irgendeines einer Ente: und sah er hier einen Aspekt, so u%berhaupt injedem Bild, und dann auch in jedem Gegenstand. Denn habe ichjedes Bild daraufhin untersucht, ob man es nicht noch anders sehen ko%nnte? - Ich werde also sagen: er <1sah>1 den Aspekt nicht; er deutete das Bild so und so. 171. Das Erleben des Aspekts a%u#ert sich <1so: 'jetztist>1 es . . ." 172. Was ist die philosophische Wichtigkeit dieses Pha%nomens? Ist es denn soviel seltsamer, als die allta%glichen Gesichtserlebnisse? Wirft es ein unerwartetes Licht auf sie? - In seiner Beschreibung spitzen sich (die) Probleme, den Sehbegriff betreffend, zu. 173. Und man kann da die Frage stellen: Wenn Einer sagt "Jetzt ist es eine Ente --jetzt ist es ein Hase!" - was geschah denn da im Anfang? Er hatteja den Wechsel da noch nicht erlebt, und doch sagt er schon <1'Jetzt>1 ist es . . .". Es <1'geschah'>1 eben nichts; aber er spielte schonjenes Spiel. Du mu%#test nach etwas suchen, was das Seherlebnis bei den Worten 'jetzt ist es eine Ente" von dem Seherlebnis bei den Worten unterscheidet. Und natu%rlich ist nichts zu finden. Denn was soll ich sagen? - <1Wann>1 geht das Erlebnis, das mich interessiert, bei seinen Worten 'jetzt --jetzt --" vor sich? (Haben wir hier <1zwei>1 au#erordentliche Erlebnisse? oder <1drei?)>1 174. Das Seltsame ist eigentlich das Staunen; das Fragen "Wie ist es mo%glich!" Der Ausdruck davon ist etwa: <1"Dasselbe>1 - und <1doch>1 nicht dasselbe. " 175. Das Paradoxe a%u#ert sich etwa im Lachen. Aber man ko%nnte sich doch auch Einen denken, der hier nicht lachen wu%rde; dem nichts paradox erschiene. Und der wu%rde doch auch den Aspektwechsel erleben. Er wu%rde das Bildjetzt so,jetzt <1so>1 ansprechen: und das wa%re alIes. 176. Und was tut er? Er sagtjetzt als Erlebnisa-u#erung, was sonst sein Bericht der Wahrnehmung ist. (Die gro#e A%hnlichkeit mit dem Erleben der Bedeutung.) 177. Worin liegt die A%hnlichkeit des Aspektsehens mit dem Den- ken? Da# dieses Sehen nicht die Folgen des Wahrnehmens hat; da# es darin einem Vorstellen a%hnlich ist. 178. Nimm an, es ga%be eine Zeichensprache, in der ein Entenkopf eine gewisse Nachricht ist, ein Hasenkopf eine andere. Jemand, der diese Chiffre benu%tzt, zeichnet, unabsichtlich, einen Entenkopf so, da# er auch als Hasenkopf gesehen werden kann. Der Empfa%nger der Nachricht gibt ihm die falsche Deutung: das wird sich an seinen Handlungen zeigen. Kommt er aber darauf, da# man ihn <1so>1 und <1so>1 sehen kann, so wird er nun nichtje nach dem Aspekt, den er gerade sieht (auch) anders handeln. 179. "Ist es ein Denken? ist es ein Sehen?" - Hei#t das nicht soviel wie "Ist es ein <1Deuten?>1 ist es ein Sehen?" Und das Deuten ist ein Denken; und es bewirkt oft ein Umschlagen des Aspekts. Kann ich sagen: Das Sehen des Aspekts ist <1verwandt>1 einem Deuten? - Die Neigung warja, zu sagen "Es ist, als <1sehe>1 ich ein <1Deutung".>1 Nun, der Ausdruck dieses Sehens <1ist>1 verwandt dem Ausdruck des Deutens. 18o. Zwei Verwendungen des Berichts "Ich sehe . . ." - Das eine Sprachspiel: Der Beobachter meldet, was er von seinem Posten sieht. - Das andere: Die gleichen Gegensta%nde werden von Mehreren betrachtet; Einer sagt: "Ich sehe eine A%hnIichkeit zwi- schen ihnen" . Im ersten Sprachspiel ha%tte die Meldung z.B. sein ko%nnen "Ich sehe zwei Leute, die einander a%hnlich sind, wie Vater und Sohn". Das ist eine weit unvollsta%ndigere Beschreibung, als z.B. die durch eine genaue Zeichnung es wa%re. Aber jemand ko%nnte diese voll- sta%ndigere Beschreibung geben und doch die A%hnlichkeit nicht bemerken. Und ein Anderer ko%nnte die Zeichnung dieses sehen und die A-- hnlichkeit in ihr entdecken. [Vgl. <1PU>1 II, xi, S. 193a, b] 181 . Es gibt ein Spiel: Gedankcn erraten. Eine Variante davon wa%re versteht. B soll raten, was ich gesagt habe. Eine andere Variante: Ich schreibe cinen Satz nicder, den der Andre nicht sehen kann. Er mu# ihn erratcn; odcr crratcn, wovon er handelt. [Vgl. <1PU>1 II, xi, S. 223b Anfang] 182. Dic Absicht crratcn: Ich schrcibe auf cincn Zettcl, den der Andre nicht sicht, ich werde, wcnn die Uhr schla%gt, dcn linken Arm heben. Der Andre soll erraten, was ich um diesc Zeit tun wcrde. 183. "Nur ich kann <1wissen,>1 was ich tun werdc." Aber kann ich mich nicht irren; und kann's der Andere nicht richtig vorhersagen? Aber fu%r gewo%hnlich wei# es der Andre <1nicht,>1 und ich wei# es oft. Ebenso wei# der Andre nicht, an wen ich schreibe, - wenn er's nicht sieht, oder von mir erfa%hrt; aber ich kann's sagcn. Um dic Motivc mciner Handlung fra%gt man meistcns <1mich,>1 nicht einen Andcrn. Ebenso auch darum, ob ich Schmcrzcn habe. Das liegt im Sprachspiel. 184. Wa%rc cs abcr richtig zu sagcn, mcinc Schmcrzcn scicn vcr- stcckt? 185. Ist z.B. dic Zukunft vcrsteckt? 186. "Nichts ist so gut vcrstcckt, wie dic Ercignissc der Zukunft. Man <1kann>1 sie nicht wissen. Nur was jctzt gcschicht, kann man wissen." 187. Man kann sich freilich u%ber die unmittelbare Erfahrung nicht ta-uschen: aber nicht, weil sie so gewi# ist. Das Sprachspiel la%#t die sinnlose A%u#erung zu, - wenn auch nicht die 'falsche'. 188. "Die Zukunft kann man nicht wissen" ist eine grammatische Bemerkung u%ber den Begriff 'wissen'. Es hei#t etwas a%hnliches wie: "Das ist nicht wissen." Und nun ko%nnte man fragen: Warum soll Einer versucht sein, <1diese>1 Begriffsgrenze zu ziehen? Und die Antwort ko%nnte sein: Wegen der Unsicherheit der Vorhersagen. 189. "Die Zukunft kann man nicht wissen? - Wie ist es mit dcn Sonnen- und Mondesfinsternissen?" - " <1Wissen>1 kann man sie eigent- lich auch nicht. " - "Wissen? - wie <1was>1 z.B?" [Vgl. <1PU>1 II, xi, S. 223dj 19o. Wenn cin Lo%we sprechen ko%nnte, wir ko%nnten ihn nicht verstehn. <1[PU>1 II, xi, S. 223h] 191. Wenn Einer auch alles ausspra%che, was in seinem Innern 1st , wir mu%#ten ihn nicht verstehn. 192. Er wird also zornig, wenn wir keinen Grund dafu%r sehen; was uns erregt, la%#t ihn ruhig. - Wa%re der wesentliche Unterschied, dafb wir seine Reaktionen nicht voraussehen ko%nnten? - Ko%nnte es nicht sein, da# wir sie zwar nach einiger Erfahrung wu%#ten, aber doch nicht mitko%nnten? 193. Er benimmt sich wie Einer, in dem verzwickte Denkprozesse vor sich gehen; und wenn ich sie nur verstu%nde, verstu%nde ich ihn. -- <1Denken>1 wir uns diesen Fall; und er spricht nun seine Gedanken vor sich hin, und ich verstehe in gewissem Sinne sein Handeln. D.h., ich sehe die Gedankenketten und wei#, wie sie zu den Handlungen fu%hren. 194. Er ho%rtc dadurch vielleicht auf, mir ein Ra%tsel zu sein. 195. Denke an die Ra%tselhaftigkeit des Traumes. Ein solches Ra%tsel <1mu#>1 keine Lo%sung haben. Es intriguiert uns. Es ist, <1als wenn>1 hier ein Ra%tsel wa%re. Dies ko%nnte doch eine primitive Reaktion sein. 196. Es ist, als wenn hier ein Ra%tsel wa%re; aber es mu# doch kein Ra%tsel sein. ("Alle Formen sind a%hnlich und keine gleichet der andern, und so deutet das Chor auf ein geheimes Gesetz.") 197. lch wei# nicht, was in ihm vorgeht. lch ko%nnte mir sein Benehmen nicht durch Gedanken erga%nzen. 198. Er ist mir unversta%ndlich, hei#t: ich kann nicht mit ihm verkehren, wie mit Andern. 199. Wer gegen ein mathematisches Resultat mi#trauisch ist, der wird die <1Rechnung>1 verda%chtigen. Aber ist dies nicht nur eine Methode? Wer gegen den unmittelbaren Ausdruck der Erfahrung mi#trauisch ist und nicht meint, der Andre lu%ge, wird sagen, er wisse nicht, was er sagt, er tra%ume, oder sei nicht bei Sinnen. 2oo. Aber wie wei# ich, was ich ta%te, <1weiin>1 . . . ? Vielleicht, wenn ich auf die Stra#e hinaus tra%te und fande Alles anders, als ich esjc gesehen habe, ta%te ich ganz lustig mit. Bena%hme mich also auch ganz anders, als ich michje benommen habe. Und doch ist etwas Wichtiges an meiner Bemerkung. 2o1. Schon in Menschen, die sa%mtlich die gleichen Gesichtszu%ge ha%tten, konnten wir uns nicht finden. [ <1VB,>1 S. 145j 2o2. Ein Volk: mit einer hcrrschenden Klasse, deren Individucn (bis auf sexuelle Merkmale) alle gleich ausschaun, und einer unterdru%ck- ten Klasse, die unsere Variabilita%t der Gestalt und Gesichtszu%ge hat 2o3. Ein Stamm, der den Begriffder geheuchelten Schmerzen nicht kennt. Wer bei ihnen Schmerz a%u#ert, wird bemitleidet. Die mi#trauische Einstellung zu der Schmerza%u#erung kennen sie nicht. Der Reisende, der von uns zu ihnen kommt, denkt oft, da# ein Klagen u%bertrieben ist,ja auch da# es nur den Zweck hat, Mitleid zu erzeugen; die Eingeborenen scheinen nicht so zu denken. (Sie haben in ihrer Sprache einen Ausdruck, der, wenigstens einigerma#en, dem unsern: "Schmerzen haben" entspricht.) Ein Missiona%r lehrt die Leute unsere Sprache; dabei erzieht er sie auch, und bei ihm lernen sie zwischen echtem und geheucheltem Schmerzausdruck unter- scheiden. Denn er mi#traut mancher Schmerza%u#erung und unter- dru%ckt sie, und lehrt die Leute mi#trauisch sein. - Sie lernen unsern Ausdruck "Schmerzen haben", auch den "Schmerzen heucheln", und es ist die Frage: hat man ihnen einen neuen Schmerzbegriff was Schmerzen sind. Denn das hie#e, sie ha%tten fru%her nie Schmer- zen gehabt. " 2o4. Hatten diese Leute etwas u%bersehen, und hat der Lehrer sie auf 2o5. Und wie konnte ihnen denn der Unterschied nicht zum Bewu#tsein kommen, wenn sie einmal mit Schmerzen und einmal ohne Schmerzen klagten? Soll ich sagen: sie haben immer gedacht, es ist dasselbe? - Gewi# nicht. Oder: es sei ihnen kein Unterschied aufgefallen? - Aber warum nicht: es sei ihnen nicht darauf angekommen?' 2o6. "Bezieht sich ein Begriff auf eine bestimmte Lebensschablone, so mu# in ihm eine Unbestimmtheit liegen." Dabei denke ich so: Wir ha%tten auf einem Streifen ein regelma%#ig fortlaufendes Band- muster und <1auf>1 diesem Muster als Grund eine unregelma%#ige Zeichnung oder Malerei, die wir mit Beziehung auf das Muster beschreiben, da uns diese Beziehung das Wichtige ist. Wenn das Muster liefe: abcabcabc etc., so ha%tte ich z.B. einen besonderen Begriff dafu%r, da# etwas Rotes auf ein <1c>1 fa%llt und etwas Gru%nes auf das na%chste b. Wenn nun einmal Anomalien in dem Muster auftreten, so werde ich im Zweifel daru%ber sein, welches Urteil zu fa%llen ist. Aber ko%nnte dafu%r in meiner Instruktion nicht vorgesehen sein? Oder <1nehme ich eben an,>1 da# bei der Abrichtung, die uns den Begriff beibringt, das besondere Muster Voraussetzung war und selbst nie beschrieben wurde. a 207. Wenn die Farben in der Welt des Menschen eine andere RolIe spielten, als in der unser1, welche Folgen ha%tte das fu%r die Farbbegriffe? Das ist eigentlich eine naturwissenschaftIiche Frage, und eine solche will ich nicht stellen. Eher die: Welche Folgen ka%men uns plausibel vor? Welche Folgen wu%rden uns nicht u%berraschen?" 2o8. Wenn die Farben in der Welt des Menschen eine andere Rolle spielten als in der unseren, was fu%r, von den unsern verschiedene, Farbbegriffe wu%rden uns dann nicht befremdlich erscheinen? U%ber- lege verschiedene Fa%lle. Die Frage ist noch nicht richtig gestellt; aber was ist ihr Zweck? - 2o9. Andere Begriffe, als die unseren sind darum so schwer vorzustellen, weil uns gewisse sehr allgemeine Naturtatsachen nie bewu#t werden. Es fallt uns nicht ein, sie uns anders vorzustellen, als sie sind. Tun wir es aber, so kommen auch andere Begriffe als die gewohnten uns nicht mehr unnatu%rlich vor. 21o. Unser Begriff der reinen Zukunft "Es wird geschehen" - im Gegensatz zu "Es will geschehen" und "Es soll geschehen". Mu# jedes Volk diesen Begriff haben, der gleichsam die Zeit ra%umlich auffa#t? 211. Wenn ein Lebensmuster die Grundlage fu%r eine Wortverwen- dung ist, so mu# in ihr eine Unbestimmtheit liegen. Das Lebens- muster istja nicht genaue Regelma%#igkeit. 212. Wer nur an seinen Fingern za%hlt, fu%r wen 5 die Hand, 1o der ganze Mensch ist und wer dann die Menschen wieder an seinen Fingern abza%hlt, etc., fu%r den wird das Dezimalsystem nicht ein beliebiges Zahlensystem sein. Es ist fu%r ihn nicht eine Methode des Za%hlens, sondern das Za%hlen. 213. Sechs reine Farben. Mu# es uns so vorkommen? - Braun geho%rt nicht zu ihnen. Aber was teilt uns das u%berhaupt mit? Wo brauchen wir der- gleichen? Wenn wir Dinge nach ihren Farben beschreiben? - Doch; wenn wir's z.B. in einer allgemeinen Weise tun. "Braun geho%rt nicht zu ihnen" kann ja der Ausdruck einer instinktiven Ablehnung einer Farbenzusammenstellung sein. 214. "Das <1Licht>1 ist wei#. Farben sind schon ein Schatten." - Aber isc denn wirklich alles 'Licht' wei#? Gibt die Lampe nicht Licht? - Woher dann dieser erste Satz, der doch so einleuchtend klingt? (Und warum klingt er einleuchtend?) - Das Hellste nennen wir immer das Wei#e. Ist von zwei Farben eine die hellere, o kann nur sie die weine sein. Und Helligkeit und Licht sind hier gleichgesetzt. 215. Es scheint uns einen Begriff der Farbenmischung zu geben, der u%ber dem aller physikalischen Methoden der Farbenmischung steht. So da# wir also von so einer Methode sagen ko%nnen: sie bewirkt noch am ehesten die 'reine' Farbenmischung, z.B. . 216. Wir beurteilen also, ob nach unserem Begriffdie beiden Farben a und b wirklich dic Farbe c geben <1sollen.>1 217. Wie kamen wir zu diesem Begriff? Das ist eigentlich gleich- gu%lt1g. 218. "Mehrere Schatten geben zusammen das Licht." - Diese Idee ko%nntc schon wie eine ho%llische Verdrehung der Wahrheit erscheinen. . 219. Ko%nnte man auch alle Farben als Mischungen von Wci# und Schwarz empfinden? - Wcnn z.B. das wei#e und das schwarze Pigment unter bestimmten Umsta%nden rot, gru%n, ctc., ga%ben, vielleicht. Man wu%rde vielleicht sagen: "Das Licht bringt aus dcm Schwarz das Rot hervor." (Denkt sich also die Farbe im Schwarz versteckt.) 22o. Rot und Gru%n das Glcichc. Ich stclle mir vor, cs gibt nur <1einen>1 Ton von Rot und von Gru%n. Die beiden gehcn in der Natur (wie im Herbst in gcwissen Bla%ttern) immer in einander u%ber. Sie werden u%berall mit einander angetroffen, das eine eine Variation des andcrn. Ihr Untcrschicd spielt kcine gro%#crc Rollc als dcr von heller und dunkler. Aber sehen dic Leute den Unterschied nicht?! Freilich. Aber sie haben etwa ein Wort "Blattfarbe", welches cinigerma#en analog unsern Farbnamen gebraucht wird und rot <1oder>1 gru%n bezeichnct, und zwei Bcstimmungsworte, "scharf' und "stumpf', analog etwa unscrn "hcll" und "dunkel", wclchc rot von gru%n trennen. Und nun fragt cs sich: Welchcr ihrcr Begriffc ist a%hnlichcr cincm unsrer Farbbegriffc, ihr Begriff 'Blattfarbe', oder ihr Bcgriff 'scharfe Blattfarbc' (d. h. rot) z. B. ? (Wenn es sich um das Fa%rben, Anstrcichcn eincs Gcgcnstandes handelt, sagen sie ctwa, sic wu%nschcn ihn blattfarbig. Gcfragt, ob scharf oder stumpf, anworten sie vielleicht, es ist ihnen gleichgu%l- tig.) Oder wa%ren diese Leute dann farbenblind? Nun, wenn wir sie unsre Sprache lehren, so erweisen sie sich als normal. 221. Der Unterschied zwischen Rot und Gru%n hat bei ihnen nur nicht die <1Wichtigkeit>1 wie bei uns. 222. Wenn wir sie mit einer gro%#ern Mannigfaltigkeit von Farben bekannt machen, werden sie vielleicht unser System als das einzig natu%rliche empfinden, d.h., zu ihm u%bergehn und das andre ohne Schwierigkeit verlassen. Vielleicht aber nicht. 223. Eine Malerei, in welcher die Lichtseite der Ko%rper immer gru%n, die Schatten rot gemalt werden. 224. Ko%nnten wir uns denken, da# Leute einen sich mit dem unsern nicht deckenden Begriff der Verstellung ha%tten? - Aber wa%re es dann der Begriff der Verstellung? - Nun, es ko%nnte ein dem unsern verwandter Begriff sein. 225. Aber gibt es nicht wesentlichere und unwesentlichere Zu%ge eines (solchen) Begriffs? D.h. : A%ndert man <1dies,>1 so wird man es noch "Verstellung" nennen, - a%ndert man <1dies,>1 so nicht mehr. Und das <1Benennen>1 bedeutet hier eine Einstellung. 226. Leute, deren Gesicht ihre Empfindungen dem Andern sogleich verraten, verbergen es, wenn sie heucheln wollen. 227. Die Leute sagen nicht, man ko%nnte in das Innere, in das Herz, nicht schauen, sondern, man ko%nne die Zu%ge nicht lesen, wenn sie verhu%llt sind. 228. Man kann nicht in sein Herz sehen." Die Frage ist: Kann er's? <1(Das>1 bestimmt den Begriff ) 229. "Man kann dem Menschen nicht in das Herz schauen." Dabei ist eigentlich angenommen, da# er selbst es kann. - Ist es Erfahrung, die uns das lehrt? Ja und nein - mo%chte ich antworten. 23o. Und das mu# einen Grund haben. 231. "Er ko%nnte mir u%ber sich sagen, was ich sonst nicht wu%#te." 232. Dies ist sicher: Er kann Bewegungen seines Ko%rpers vorher- sagen, die ich nicht vorhersagen kann. Und sag ich seine Hand- lungen voraus, dann auf andere Weise. 233. Und ist <1das>1 Erfahrungstatsache? oder: Von <1welcher>1 rede ich hier? Ich kann z.B. seinen Arm nicht willku%rlich bewegen, wie den meinen. Was damit aber gemeint ist, ist nicht ganz einfach zu erkIa%ren. 234. Ich kann nicht wissen, was er in seinem Innern plant. Aber angenommen, er machte immer geschriebene Pla%ne; von welcher Wichtigkeit wa%ren sie? Wenn er sich z.B. nie nach ihnen richtete. - 235. Vielleicht sagt man: Dann sind's eigentlich keine Pla%ne. Aber so wa%ren's also auch keine, wenn sie <1in>1 ihm wa%ren, und in ihn zu sehen wu%rde uns nichts nu%tzen. 236. "Siehst du nicht, er hat Schmerzen!" - "Schmerzen <1dort?>1 Wieso?" Er wu%rde nicht verstehen, was es hei#t, der Andre <1habe>1 Schmerz. 237. Wie, wenn Einem in derJugend beigebracht worden wa%re, die Pflanzen empfanden Schmerz; spa%ter aber glaubt er es nicht mehr. - Wie ginge dieser U%bergang vor sich? Er wirft die Idee ab, wie eine Hu%lle, die nicht mehr pa#t. 238. Wie wu%rde Einer handeln, der nicht 'glaubt', der andre Mensch fu%hle Schmerzen? Man kann sich das vorstellen. Er wu%rde den Andern wie etwas Lebloses behandeln, oder so, wie Viele die menschenuna%hnlichsten Tiere. (Quallen z. B.) 239. Wir Alle kennen die Frage des Doktors "Hat er Schmerzen"; auch die Unsicherheit, ob der Narkotisierte, welcher sto%hnt, Schmerz empfindet; aber die philosophische Frage, ob der Andre Schmerzen hat, ist von ganz anderer Art; es ist nicht der Zweifel im bestimmten Fall aufjeden Einzelnen angewandt. [Die Pointe dieses Satzes ist nicht herausgekommen.]' 24o. Kommt uns dieser Zweifel im ta%glichen Leben unter? Nein. Aber vielIeicht etwas ihm entfernt Verwandtes: die Gleichgu%ltigkeit gegen die Schmerza%u#erung des Andern. 241 . Sind die fiktiven Fa%lle, mit denen ich mich auseinanderzusetzen versuche, nicht wie Rechenexempel? (Und wie wu%rdest du <1diese>1 Gleichung lo%sen? und wie diese?) 242. Glauben, der und der habe keine Schmerzen, weil er keine a%u#ert, - oder weil er sie nur heuchelt, - oder weil er in der Narkose ist, - hat andre <1Grunde>1 als der Glaube, eine Amo%be habe keine Schmerzen, und auch andre, als der des fiktiven Unmenschen, welcher die Schmerza%u#erungen der Umgebung wie Erscheinungen an den leblosen Dingen betrachtet. Wu%rde dieser aber u%berhaupt sagen: er <1glaube,>1 sie haben keine Schmerzen? - Vielleicht. Aber wu%rde er dasselbe meinen, wie der Doktor z.B., der uns u%ber den Zustand des Kranken beruhigt? Die A%u#erung - wie immer er sie gelernt haben mag - steht bei ihm in einem andern Zusammenhang; wenn auch manche ihrer Folgen a%hnlich sind. 243. "Die <1Unsicherheit,>1 ob der Andre Schmerzen hat" - liegt sie darin, da# er er ist und ich ich? (Aber frag dich doch: "Kann er's wissen? Er hat ja keinen Vergleichsgegenstand. ") Nein; <1hier>1 ta%uscht mich ein Bild. Die Unsicherheit ist eine von Fall zu FaIl und das Schwanken des Begriffes. Aber das ist unser Spiel- wir spielen es mit einem <1elastischen>1 Werkzeug. 244. Ko%nnte es nicht Menschen geben, die nie in den Fall gekom- men sind, diese Unsicherheit zu spu%ren? 245. "Darum soll ich unsicher sein, weil er er ist und ich ich? Was 246. Und ko%nnten Leute es mit einem starren Begriffe spielen? - Dann wa%re es von dem unsern in einer befremdIichen Weise verschieden. Denn dort, wo alle unsre Begriffe elastisch sind, in dem Wechsel des Lebens, ko%nnten wir uns in einen starren Begriff nicht finden. 247. Mu# nicht auch jeder Begriff des Benehmens allein unscharf ko%nnen? 248. Es ko%nnteja Einen geben, der den Andern gegenu%ber in einem ernsten, hoffnungslosen Zweifel wa%re. Aber wie wu%rde der handeln? (Wie ein Geistesgesto%rter.) Er wu%rde etwa sagen: Manchmal fu%hle ich, der Andre und ich seien dasselbe, und manchmal wieder nicht. Und dementsprechend wu%rde er manchmal Mitgefu%hl zeigen, manchmal keines, manchmal aber den Zweifel. 249. Das Benehmen des Menschen nicht vorhersehbar, nicht berechenbar. Angenommen, es wa%r's. Ich ha%tte die Berechnung angestellt und nun beobachtete ich ihre Handlungen (wie die Bewegungen komplizierter Maschinen). Wenn das vorka%me, - wa%re es mo%glich, da# er sie mit Teilnahme betrachtete? Wa%re es unmo%glich, da# er sagte "Man kann nicht wissen, was in ihnen vorgeht"? Wenn er sich z.B. sagt "So ist der Mensch. Ganz so bin ich auch." Es wa%reja mo%glich, da# er dann seine <1Rechnung>1 mit neuen Augen betrachten wu%rde. 25o. Warum <1spielen>1 wir nur dieses Spiel! - Aber wonach fragt man da? Nach seiner Umgebung, nicht nach seinen Ursachen. 251. "Wo ich sicher bin, ist er unsicher." Wenn das auch bei einer Rechnung gescha%he -. 252. Konnte er sich nicht verstellen?" - Aber ko%nnte er sich nicht nur <1einbilden,>1 er verstellte sich? (Wa%re dies nicht denkbar? Und auf die Denkbarkeit kommt es uns hier an, nicht aufdie Wahrscheinlich- keit.) VerstelIung ist ja eben nur ein besonderer Fall; nur unter besondern Umsta%nden ko%nnen wir ein Benehmen als Verstellung deuten. ' 253. Der Begriff 'Verstellung' hat es mit den Fa%llen der Verstellung zu tun; also mit sehr besondern Vorga%ngen und besondern Situationen im menschlichen Leben. Und damit meine ich a%u#ere, nicht innere, Vorga%nge etc. AIso kann nicht alles Benehmen, unter allen Umsta%nden Verstel- lung sein. 254. Aber ist der Begriff nicht eben solcher Art, da# man sich zu jedem Benehmen, etc., eine noch weitere Umgebung denken (konstruieren) kann, in der auch dies ein Benehmen der Verstellung wa%rc? Ist nicht z.B. darauf das Problem jeder Detektivgeschichte gcgru%ndet? 255. Man ko%nnte auch sagen: Der Begriff der Verstellung hat es mit cinem <1praktischen>1 Problem zu tun. Und die verschwommene Grenze dcs Begriffs a%nder; daran nichts. 256. Schon das Erkennen des philosophischen Problems als eines logischen ist cin Fortschritt. Es kommt die rechte Einstellung mit ihm, und dic Mcthode. 257. Was abcr hci#t dics: "Alles Benehmen ko%nnte, theoretisch, Verstellung scin. " 258. Es mu# doch hei#cn: dcr Begriffer Verstellung lie#e es zu. 259. Und <1das>1 hei#t: Wenn ich nun noch das und das und das erfu%hre, wu%rdc ich viclleicht sagcn, es sci Verstellung (gewesen). (Euklidische Geometric.) Aber wo stcht cs dcnn, da# man das sagen wu%rde; oder woraus schlic#e ich's dcnn? 'Soweit dicser Begriff <1bestimmt>1 ist, la%#t er auch <1das>1 zu. ' 26o. Aber hicr machen wir uns ein falsches Bild unseres Begriffes. 261 . Der Begriff 'Verstellung' dient praktischcn Zwecken. 262. - - - Also kann nicht alles Benehmen, unter allen Umsta%nden Verstellung sein. ' (Zur 'Vcrstcllung' geho%rt der Anla#, das Motiv, etc.) 263. Wie Fa%lle von Vcrstellung ausschauen, zeigt dir z.B. ein Drama. 264. Dic typischen Erscheinungen der Verstellung ko%nnte man sich Die Dramcn solcher andercr Menschen verliefen dann ganz anders. Und wir wu%rden sie gar nicht verstehn. Was bei uns ganz unmotiviert wa%re, schiene ihnen natu%rlich. 265. (So ko%nnte die Art, wie Orest sich dem Ko%nig gegenu%ber ausweist, indem er auf sein Schwert weist etc., Menschen ga%nzIich unsinnig erscheinen.) 266. Ein Schauspiel dieser Leute wa%re uns unversta%ndlich. (Und <1ist>1 uns die griechische Trago%die versta%ndlich?) Und was <1he#t>1 hier 'verstehen'? 267. Ein scha%rferer Begriff wa%re nicht derselbe Begriff. Das hei#t: der scha%rfere Begriff ha%tte fur uns nicht den <1Wert>1 des unscharfen. Eben weil wir Leute, die dort mit voller Sicherheit handeln, wo wir zweifeln und unsicher sind, nicht verstehen wu%rden. 268. Ko%nnte Einer nicht, um zu zeigen, da# er versteht, was 'Verstellung' ist, Geschichten erfinden, worin Verstellung vor- kommt? Um nun den Begriff der Verstellung zu entwickeln, erfindet er immer kompliziertere Geschichten. Was z.B. wie ein Gesta%ndnis ausschaut ist nur eine weitere Verstellung; was wie die Verstellung ausschaut, ist nur eine Front um die eigentIiche Verstellung zu verbergen; etc. etc. etc. . Der Begriff ist also in einer Art von Geschichten niedergelegt. 269. Und die Geschichten sind nach dem Prinzip konstruiert, da# <1alles>1 Verstellung sein kann. Dazu geho%rt natu%rlich, da# injeder Geschichte etwas als der wahre Urgrund charakterisiert wird. Und wie ist der wahre Urgrund als solcher zu charakterisieren? Etwa in Form von Monologen. Diese du%rfen nicht ho%rbar sein, sonst ko%nnten sie zum Betrug geho%ren. -- Aber ko%nnte nicht Einer gedankliche Monologe halten, nur weil sie ihm eine gewisse Erscheinung geben, die er zum Betrug verwenden will? -- So ist also die <1Absicht>1 der Urgrund? Und wie kann die in der Geschichte herauskommen? 27o. Der Begriff der Verstellung dient praktischen Problemen. D.h.: Wenn der, welcher die ~nstern Ra%nke schmiedet, nichts als Gutes und Herrliches hervorbringt, bis er dann einmal die finstere Tat begeht, so wird das auch nur 'theoretisch' eine Verstellung sein; denn es sieht nicht mehr wie Verstellung aus und die Schlu%sse, die man im normalen Fall aus finstern Anschla%gen ziehen wu%rde, treffen hier nicht zu. 271. Und was hab ich nun mit allem dem erreicht? In der Erkla%rung des Begriffs den Gebrauch an die SteIle des Bildes gesetzt. 272. "Das Wort W. hat zwei Bedeutungen" hei#t: es hat zwei Arten der Verwendung. Was teilt Einem dieser Satz mit? Unter welchen Umsta%nden wird er gebraucht? Jemand kennt das Wort "Bank" nur in <1einer>1 Verwendung; ich teile ihm mit: es hat noch eine andere. (Na%mlich: . . .) Er beherrscht schon jede Verwendung des Wortes, wird aber plo%tzlich stutzig, kennt sich nicht aus, und ich erkla%re ihm: "Das Wort hat zwei Verwendungen: . . ." 273. In diesem Begriffvon der Bedeutung ist manche Unbestimmt- heit. 274. Man sagt z.B. nicht: "gehe" und "gehst" haben verschiedene Sie bedeuten ganz dasselbe, wu%rde man Einem sagen; na%mlich <1das>1 -- und nun wu%rde man ihm das Gehen vormachen. 275. Du kommst zu einem Stamm; sie haben eine Sprache; in dieser Sprache ho%rst du ein Wort (einen Laut) -- hat er <1eine>1 Bedeutung, oder mehrere? Wie wirst du es herausbringen, wie entscheiden? 276. Manchmal wird die Entscheidung jedenfalls ganz leicht und klar sein. [Aber immer?] 277. "Ich weiche um kein Haar." "Er hat kein Haar aufdem Kopf." Hat "Haar" in beiden Sa%tzen die gleiche Bedeutung? - Und bedeutet "ein bi#chen" einen kleinen Bissen? - "Man ist sich in einem Fall noch der alten Bedeutung bewu#t, im andern nicht. " Und dieser Satz bezieht sich nicht auf ein Bewu#tsein beim Aussprechen des Worts, sondern etwa auf eine Erkla%rung, welche man ga%be, oder nicht ga%be, wenn . . . Also auf Verbindungen, welche gemacht, oder nicht gemacht wu%rden. 278. Was ist die korrekte U%bersetzung eines englischen Wortspiels in's Deutsche? Vielleicht ein ganz anderes Wortspiel. 279. Was willst du mit der Entscheidung, das Wort habe nur eine, oder nicht nur eine, Bedeutung? Du kannst ja seinen Gebrauch lernen, ohne das zu entscheiden (ohne daru%ber nachzudenken) . 28o- Sagst du' es hat zwei Bedeutungen' so mu#t du sie nun durch die ErkIa%rung trennen. (Das kann verschiedenen Zweck haben.) 281. Aber die Unterscheidung kann in's Auge springen, oder auch nicht. 282. Sie mag schon beim ersten Sprechenlernen gemacht werden, 283. (Du mu#tja hier von der lebenden Sprache ausgehen.) 284. Die Unterscheidung von Verwendungsweisen hat ver- schiedene Zwecke. 285. Ich schaue die Sprache an und sage "Verschiedene Wo%rter werden ganz verschieden gebraucht". Dann aber auch: "Diese haben a%hnliche Verwendung. " Ja: "Diese (hier) haben die gleiche." Und ferner: "Dieses Wort hat zwei ganz verschiedene Verwendungen." Aber auch: "Es hat zwei ver- schiedene, und doch a%hnliche Verwendungen." - Und soweit beschreibe ich, was mir auffallt. (D.h., es ist hier noch kein Problem.) (Soweit bin ich noch ganz naiv.) Zu jeder Bedeutung geho%rt hier immer eine Erkla%rung der Bedeutung. Und die Erkla%rungen ko%nnen ihrer Art nach ungemein von einander verschieden sein und wieder in verschiedener Weise mit einander a%hnlich sein. [Eine Erkla%rung von "gehen", und von "gegangen.] Die Unterschiede ko%nnen primitiver, und weniger primitiv sein. 286. Du kommst in eine neue Lage, wenn du <1mehrere>1 Sprachen betrachtest und mit einander vergleichst. 287. Die Erkla%rung mancher Wortverwendung wird uns einfach, lapidar, urspru%nglich, vorkommen; einer andern: ku%nstlich, will- ku%rlich, zwecklos. 288. "Wir <1brauchen>1 ein Wort, um diesen Gegenstand, dies Werk- zeug, zu bezeichnen; aber wozu ein Wort, das diesesjeden Montag, jenes jeden Dienstag, etc. , bezeichnet?" Hat dieses Wort u%berhaupt <1eine>1 Bedeutung, oder sieben? 289. Nichtjeder <1Gebrauch,>1 willst du sagen, ist eine Bedeutung. 29o. Hat dieses Wort <1eine>1 Funktion in unserm Leben, oder hat es sieben Funktionen? Eine Funktion: dafu%r hat man gewisse Vorbilder. Und was diesen verwandt ist, hei#t so. (Ein unscharfer Begriff ) 291 . Bedeutung, Funktion, Zweck, Nutzen, - zusammenha%ngende Begriffe. 292. Denk dir die Hypothese: der Mensch erinnere sich eines Traums nie richtig, er verga%#e beim Erwachen sofort den Gedanken des Traumes und behielte nur die Bilder im Geda%chtnis, die denselben begleiten. Die Geschichte geht verloren und nur die Illustrationen bleiben. 293. Denk dir: in einer Erza%hlung ersetzten wirjedes zehnte Wort durch das Wort "Tisch". - Und nun ha%tte in einer Sprache ein Wort die Verwendung, die das Wort "Tisch" injener Geschichte hat. Wie ko%nnten wir die Verwendung eines solchen vagierenden Wortes beschreiben? Oder was hie#e: "Einen den Gebrauch dieses Wortes lehren"? 294. Worauf will ich hinaus? Doch darauf, da# die Beschreibung eines Wortgebrauchs die Beschreibung eines Systems, oder von Systemen ist. - Aber was ein System ist, dafu%r habe ich keine Definition. 295. Ich komme zu Leuten, dic in ihrer Sprache ein vagierendes Wort benu%tzen. 296. Ha%tten sie <1nur>1 vagierende Worte -- dann wa%re es eben keine Sprache. 297. Ich denke mir hier einen Menschen, der ganz naiv (ohne philosophische Hintergedanken) die Varieta%ten der Wortverwen- dung anschaut und fu%r sich beschreibt. Er ko%nnte z.B. das Wort, dasjeden Tag der Woche etwas andres bcdeutet, wie das normale Substantiv klassifizieren, und es ka%me ihm nicht die Frage "Hat dies <1eine>1 Funktion, oder mehrere?" 298. Dic Frage kommt ihm gar nicht: "Haben 'non' und 'ne' die gleiche Bedeutung?" 299. Aber nun vergleicht er auch seine Sprache mit der prim1t1ven, die Einer lernt, wenn er als Fremder unter Leute kommt, die ihn nicht verstehen. So einer na%mlich lernt einzelne wichtige Worte durch Demonstrationen verschiedener Art. Zu jedem Wort geho%rt ein Zeigen, ein Vormachen (eine Szene). - Auch die Bedeutung de1 Verneinung wird natu%rlich vorgemacht. (Sei es im Befehl "Tu das nicht!", oder in der Mitteilung.) 3oo. In dieser Sprache wird es z.B. auf die genauen Endungen der Worte nicht ankommen. (Oder auch: diese Sprache hat keine Flexion.) Die Demonstrationen unterscheiden zwar die Verwendung eines Wortes von der Verwendung eines andern, aber sie unterscheiden z.B. nicht "geht" von "gehst". 3o1. Und wir ko%nnten nun in unsre Sprachbeschreibung einen Begriff 'Bedeutung' einfu%hren solcher Art, da# zwei Worte die gleiche Bedeutung haben, wenn in jener primitiven Sprache die gleiche Demonstration sie erkla%ren wu%rde. 3o2. Man kann also fragen: Wenn ein Fremder zu den Leuten kommt, die "non" und "ne" sagen, auf welcher Stufe wird ihm der Unterschied beigebracht werden? Anfa%nglich gewi# nicht; er wird eine Verncinung lernen, die den Unterschied nicht kennt. 3o3. Denke, ich sagte, 'Bedeutung' sei die primitive Funktion eines Worts - wu%rde das stimmen? 304. Und natu%rlich ist dieser Begriff a%u#erst vag. Ist aber z.B. die primitive Funktion der Verneinung im Bericht und der Abwehr im Befehl ("Tu das nicht!") die gleiche? - Was man die gleiche Funktion, und was nicht, nennen wird, wird von der menschlichen Natur abha%ngen. Sowie natu%rlich auch: was Notwendigkeit' ist, und was nicht. 3o5. Die Worte "die Rose ist rot" sind sinnlos, wenn das Wort "ist" die Bedeutung von "ist gleich" hat. - Hei#t dies: Wenn dujenen Satz sprichst und "ist" darin als Gleichheitszeichen <1meinst,>1 so zerfallt dir der Sinn? [PUII, ii, S. 175c] 3o6. Wir nehmen einen Satz und erkla%ren Einem die Bedeutung jedes seiner Wo%rter; er lernt damit, sie anzuwenden und aIso auch jenen Satz. Ha%tten wir statt des Satzes eine Wortreihe ohne Sinn gewa%hlt, so wu%rde er <1sie>1 nicht verwenden lernen. Und erkla%rt man das Wort "ist" als Gleichheitszeichen, - dann lernt er nicht die Wortfolge "die Rose ist rot" zu verwenden. <1[PU>1 II, ii, S. 175d] 3o7. Und dennoch ist es wahr, da# Einem, der beim Wort "ist" an "gleich" denkt, der Sinn jenes Satzes zu zerfallen scheint. A%hnlich wie wenn jemand beim Ausrufe Ei, ei! an zwei Eier da%chte. - Man ko%nnte Einem sagen: Wenn du den Ausruf "Ei, ei!" ausdrucksvolI sprechen willst, darfst du nicht an Eier dabei denken! <1[PU>1 II, ii, S. 175d] 3o8. Was macht meine Vorstellung von ihm zu einer Vorstellung von <1ihm?>1 Wenn ich sage "Ich stelle ihn mirjetzt vor, wie er . . .", so wird hier nichts als sein Portrait bezeichnet. Aber kann ich nicht daraufkommen, da# ich ihn mir ganz falsch vorstellte? Ist meine Frage nicht wie <1die:>1 "Was macht diesen Satz zu einem, der von <1ihm>1 handelt"? "Da# wir von ihm sprachen." - "Und was macht unser Gespra%ch zu einem u%ber <1ihn?">1 - Gewisse U%berga%nge, die wir gemacht haben, oder machen wu%rden. [a: <1PU>1 II, iii, S. 177a] 3o9. Was macht dies Bild zu <1seinem>1 Portrait? - Es ist im Katalog als das bezeichnet. 31o. Angenommen, statt mir etwas vorzustellen, skizzierte ich auf einem Stu%ck Papier. Ich rede also von N. und mein Bleistift skizziert dabei eine Figur auf dem Papier. Da kann man mich fragen "Stellt das den N. vor?" Und es mag ihn vorstellen, ob es ihm a%hnlich ist, oder nicht. Ist es richtig zu sagen: So a%hnIich ist es mit der VorstelIung. Gewi#; insofern man manchmal zeichnen kann, was man sich vorgestellt hat. 311. Die Frage "Was macht <1dies>1 zu einer Vorstellung von ihm?" tritt normalerweise nicht auf, wenn ich mir etwas vorstelle. Und zeichne ich, was ich mir vorgestellt habe, und man fragt "Was macht dieses Bild zu <1seinem>1 Bild?", so ko%nnte ich antworten: "Meine Vorstel- lung". 312. 'Was macht die Bemerkung, die ich jetzt machte, zu einer Bemerkung u%ber ihn?" 313. Was la%#t sich darauf sagen? Nichts, was in ihr liegt, oder mit ihr gleichzeitig ist. Wenn du wissen willst, wen er gemeint hat, frag ihn! 314. "Was macht meine Vorstellung von ihm . . . ?" Gibt es hier etwas, was ich daraufhin untersuchen ko%nnte, ob es meine Vorstel- lung von ihm war? 315. Denn wenn ich sage "Ich sehe ihnjetzt lebhaft vor mir, wie er . . .", so gilt ja von diesem Satz und vom VorsteIlungsbiId die gleiche Frage. 316. Anderseits ko%nnte mir ein Gesicht vorschweben, ja ich ko%nnte im Stande sein es zu zeichnen, und wu%#te nicht, wem es angeho%rt, wo ich es gesehen habe. [Vgl. PUII, iii, S. 177a] 317. Was macht meine Vorstellung von ihm zu einer Vorstellung von <1ihm?>1 Nicht die A%hnlichkeit des Bildes. Von der A%u#erung "Ich sehe ihnjetzt lebhaft vor mir" giltja die gleiche Frage wie von der Vorstellung. Was macht meine A%u#erung zu einer A%u#erung u%ber <1ihn?>1 Nichts, was in ihr liegt, oder mit ihr gleichzeitig ist ('hinter ihr steht'). Wenn du wissen willst, wen er gemeint hat, frag ihn! <1[PU>1 II, iii, S. 177a] 3 18. Wenn aberjemand beim Vorstellen, oder statt des Vorstellens zeichnete; wenn auch nur mit dem Finger in der Luft. (Man ko%nnte das "motorische Vorstellung" nennen.) Da ko%nnte man ihn fragen "Wen stellt das vor?" Und seine Antwort wu%rde entscheiden. Sie wu%rde uns eine Intention mitteilen. <1[PU>1 II, iii, S. 177b] 319. Die Linie, die ich zeichnete, war wie eine Beschreibung. 32o. Man mu# sich eigens daran erinnern, da# ein Gesicht mic seelenvollem Ausdruck <1gemalt>1 werden kann, um zu glauben, da# blo#e Farben und Formen so auf uns einwirken. 321. 'Ich glaube, da# er leidet." - <1Glaube>1 ich auch, da# er kein Automat ist? Mit Widerstreben nur ko%nnte ich das Wort in diesen beiden Zusammenha%ngen aussprechen. (Oder ist es so: "Ich glaube, da# er leidet; ich bin sicher, da# er kein Automat ist "? Unsinnl) (Das wa%re Philosophenunsinn ) <1[PU>1 II iv S. 178a] 322. Denke, ich sage von einem Bekannten "Er ist kein Automat" .-- Was wu%rde das mitteilen? und fu%r wen wa%re es eine Mitteilung? Fu%r einen <1Menschen,>1 der ihn unter gewo%hnlichen Umsta%nden sieht? Was <1ko%nnte>1 ihm das mitteilen?! (Doch ho%chstens, da# er sich immer wie ein Mensch und nicht manchmal wie eine Maschine benimmt.) [PU II, iv, S. 178b] 323. "Ich glaube, da# er kein Automat ist" hat so ohne weiteres noch gar keinen Sinn. [PUII, iv, S. 178c] 324. Meine Einstellung zu ihm ist eine Einstellung zur Seele. <1Ich>1 habe nicht die Meinung, da# er eine Seele hat. [PUII, iv, S. 178d] 325. Es dra%ngt sich uns freilich ein Bild auf, das vom Unko%rper- Iichen, was das Gesicht belebt (wie eine zitternde Luft). Man mu# eigens daran denken, da# ein Gesicht mit seelenvolIem Ausdruck gemalt werden kann, um zu gIauben, da# Farben und Formen aIlein so auf uns einwirken ko%nnen. 326. Der Begriff 'Bedeutung' wird dazu dienen, das, was man die kaprizio%sen Bildungen der Sprache nennen ko%nnte, von den wesent- Iichen, in der Natur ihres Zweckes gelegenen zu unterscheiden. 327. Der Begriff der 'Bedeutung' wird in die Beschreibung der Wortverwendung einen neuen Gesichtspunkt einfu%hren. 328. Beispiel: Ein Verbum, das in der ersten Person <1schreiben>1 bedeutet, in der zweiten <1lieben,>1 in der dritten <1essen.>1 329. Was kaprizio%s ist entscheidet die menschliche Natur. 33o. Aber die Natur Eines, der schon eine Sprache kennt, oder dessen, der noch keine kennt (z.B. also des einja%hrigen Kindes)? 331. Ist es kaprizio%s, oder nicht, da# ein Wort anjedem Wochentag etwas anderes bedeutet? oder in der ersten Person etwas andres, als in der zweiten. , , 332- 'Bedeutung 1st e1n prim1t1ver Begriff- Es geho%rt zu ihm die Form: "Das Wort bedeutet <1das";>1 d.i. , die Erkla%rung einer Bedeutung durch ein Zeigen. Dies funktioniert gut unter gewissen Umsta%nden und bei gewissen Wo%rtern. Sowie man den Begriff auf andere Wo%rter ausdehnt, entstehen aber Schwierigkeiten. 333. Die Definition eines Worts ist nicht eine Analyse dessen, was in mir vorgeht (oder vorgehen soll), wenn ich es ausspreche. 334. "Aufje zwei Meter stehen zwei Soldaten. " "Er sa# in der Bank aufeiner Bank." 335. "Fu%r dieses Wort unsrer Sprache will ich zwei setzen; das eine erkla%re ich <1so:>1 . . . , das andre <1so:>1 . . ." Ich ha%tte auch sagen ko%n nen: "Dieses Wort unsrer Sprache hat zwei Bedeutungen: . . ." Hier ko%nnte man nicht fragen: "Aber sind das wirklich zwei Bedeutungen?" -- Oder doch -- wenn das hei#en soll: "Ist diese Unterscheidung nicht ganz willku%rlich, ganz zwecklos?" "Warum unterscheidest du sie, was ist der Witz dieser Unter- scheidung?" 336. "Ich sehe ihren Zweck nicht ein." Wie schaut aber die Erkla%rung eines Zwecks aus? Ich kann darauf keine allgemeine Antwort geben. 337. Du stellst dir Aufgaben und lo%st sie dann; wie ein Mathema- tiker. Die Aufgabe: non und ne. 338. Der, welcher die Wortverwendungen naiv beschreibt, wird auch die von "non" und die von "ne" beschreiben, und er kann auch die Bemerkung machen, da# sie beinahe die gleichen sind. - Aber das ist nicht alles: Kann er nicht sagen, da# die beiden Wo%rter nur in sehr speziellen Sprachspielen verschiedene, und sonst die gIeiche Verwendung haben? 339. Mu# er nicht sagen ko%nnen, da# in einem bestimmten Sprachspiel ein Wort durch ein anderes ersetzbar ist? 34o. Wenn das Sprachspiel, die Ta%tigkeit, z.B. das Bauen eines Hauses (wie in No 2), die Verwendung eines Wortes fixiert, so ist der Begriff der Verwendung elastisch mit dem der Ta%tigkeit. Das aber liegt im <1Wesen>1 der Sprache. 341- Denken wir uns also <1diesen>1 Gebrauch von non' und ne : Die beiden Wo%rter werden wie unser "nicht" gebraucht; bei dem . gleichen Anla# wird einmal das eine, einmal das andre verwendet, sie verhalten sich darin ganz wie synonyme Wo%rter; nur in dem seltenen Fall der Verdopplung wird unterschieden. Ich werde also versucht sein, die Wortverwendung 'als <1ganze'>1 von einer Teilverwendung zu unterscheiden. Ja, hier wird die Tcilver- wendung wichtiger scheinen als die 'ganze'. 342. Ich sagc also: "Dic Verwendung hier und hier und hicr ist dieselbe. In allen diesen Fa%llen kann man das eine fu%r das andre setzen." Aber was hei#t das eigentlich? 343. Der naive Beschreibcr, - kcnnt cr den Begriff 'cin Wort durch ein andres ersetzen <1ko%nnen'?>1 - Er kennt gewi# den der gemischten Verwendung zweicr Wo%rter. 344. Odcr auch so: Dcr Rcisendc, wclcher das Land, wo "non" und "ne" gebraucht wird, bereist und dic Sprachc in dic scine zu u%bersetzen trachtet, wird keinen Grund haben, jedes durch ein besondres Wort seiner Sprachc zu u%bersetzen, - bis er einmal zu einem Fall der doppelten Verneinung kommt (dann <1mag>1 cr in seiner Sprache cin A%quivalent finden). 3ich sehen kann, ist die gleiche." 346. " 'ne' und 'non' hat in allen diesen Fa%llen genau dic gleiche Bedeutung." Das ko%nnte man z.B. sagen, wenn von den Leuten selbst die Wortc in dicsen Fa%llen wie Synonyme <1behandelt>1 werden. (Und wir wissen, wie das ausschaut.) - Es ko%nnte aber auch sein, da# ;= der Stamm sie zwar nicht wie Synonyme behandelt, sie nichr <1'uermischt',>1 und sie fu%r uns dennoch Synonyme wa%ren. 347. Die gro%#te Schwierigkeit in diesen Untersuchungen ist, eine Darstellungsweise fu%r die Vagheit finden. . 348. Man kann von der Funktion des Worts im Satz' im SPrach- spiel, in der Sprache, reden. Aber "Funktion" hei#t injedem dieser Fa%lle <1Technik.>1 Bezieht sich aIso auf eine <1allgemeine>1 Erkla%rung und Abrichtung. 349. Wer Einen ein Verneinungszeichen lehrt, richtet ihn so und so ab. (Die doppelte Verneinung braucht in der Abrichtung gar nicht zu erscheinen.) Nun kann er sie aber einmal gebrauchen, oder ho%ren und sie dabei so, oder so auffassen. Die Auffassung mu%#te nicht mit seiner fru%hern Abrichtung im Zusammenhang stehen, obwohl sich so einer denken la%#t. Soll ich aber sagen: die Abrichtung hat ihn den Sinn der doppelten Verneinung gelehrt? Das mu# ich nicht sagen. Und hat sie mich gelehrt zwei Wo%rter in gleicher Weise als Negation zu gebrauchen, so gewi# nicht, zwischen ihnen dann im Fall <1der>1 Verdoppelung zu diskriminieren. Diese Unterscheidung habe ich gewi# durch die Abrichtung nicht gelernt. Ich habe aber eine Bedeutung durch sie gelernt, und also <1die>1 <1selbe.>1 35o. Man kann in einer Abrichtung (wieder) Abrichtungen unter- scheiden. Und also in einer Wortverwendung Verwendungen. 351. So handelt die Psychologie vom Benehmen; nicht vom Seelischen? Was berichtet der Psychologe? - Was beobachtet er? Nicht das Benehmen der Menschen und insbesondre ihre A%u#erungen? Aber diese handeln nicht von ihrem Benehmen. <1[PU>1 II, v, S. 179b] 352. Der Arzt fragt "Wie geht es ihm?". Die Krankenschwester sagt "Er sto%hnt". <1Ein>1 Bericht u%ber's Benehmen. Aber mu# die Frage u%bcrhaupt auftauchen, ob das Sto%hnen echt sei? Kann es nicht sein, als ob diese Frage gar nicht existierte? Kann nicht z.B. der Schlun gezogen werden: "Wenn er sto%hnt, so mu%ssen wir ihm noch ein schmerzstillendes Mittel geben"? Kann in dieser Gedankenwelt der Bericht u%ber das Benehmen nicht eben <1als>1 Bericht u%ber das Seelische <1verwendet>1 werden. Kann es nicht zu diesem Dienst verwendet werden, und kommt es eben nicht auf den Dienst an? <1[PU>1 II, v, S. 179d] 353. "Aber diese machen dann eben eine stillschweigende Voraus- setzung." Dann ist die Technik der Verwendung unsrer Worte immer stillschweigende Voraussetzung. <1[PU>1 II, v, S. 179e] 354. "Wir machen dabei immer eine Voraussetzung; wenn sie nicht stimmt, so ist natu%rlich alles anders." Sagen wir das z.B., wenn wir Einen einkaufen schicken. Ist die Voraussetzung, da# er ein Mensch ist und das Gescha%ft keine Fata Morgana? Die Voraussetzungen haben ein Ende. 355. Aber ko%nnte, was hier nicht 'Voraussetzung' ist, dies in einem andern Falle nicht sein? Ist Voraussetzung nicht, wo ein <1Zweifel>1 ist? Und der Zweifel kann ga%nzlich fehlen; und er kann im geringsten Grade und bis zum gro%#ten vorhanden sein. [Vgl. <1PU>1 II, v, S. 18ob] 356. Denk dir, es sagte Einer "Es gruselt mir, es gruselt mir die ganze Zeit", - er meint aber damit, er ko%nne Schach spielen. Er gibt einer Fa%higkeit einen Ausdruck eines Erlebnisses. Auch wenn Einer nur dann und nur solange das und das ko%nnte, als er das und das fu%hlt, wa%re das Gefu%hl nicht die Fa%higkeit. [b: vgl. PUII, vi, S. 181b] 357. Wie vergleicht sich das Benehmen des Zornes, der Freude, der Hoffnung, des Erwartens, des Glaubens, der Liebe, des Verstehens? Stelle einen zornigen Menschen dar! Das ist leicht. Einen Freudigen, - da ka%me es drauf an: was fu%r eine Freude? Die Freude des Wiedersehns, oder die Freude beim Ho%ren einer Musik . . . ? Die Hoffnung? Das wa%re schwer. Warum? Es gibt nicht Geba%rden der Hoffnung. Wie dru%ckt Hoffnung sich aus, da# er wiederkom- men wird? 358. Es ist leicht sich ein Tier zornig, furchtsam, traurig, freudig, erschrocken vorzustellen. Aber hoffend? <1[PU>1 II, i, S. 174a] 359. Hoffen ist doch ein ruhiges, freudiges Erwarten. (Obwohl so eine Analyse etwas absto#endes hat.) 360. Ein Hund kann seinen Herrn erwarten, aber kann er erwarten, sein Herr werde u%bermorgen kommen? Und was kann er nun nicht? Wie mache denn ich's? Was soll ich darauf antworten? <1[PU>1 II, i, S. 174a] 361. Die 'Bedeutung' ist nicht das Erlebnis beim Aussprechen oder Ho%ren des Worts; und der 'Sinn' des Satzes nicht der Komplex der Erlebnisse, die zu den Worten geho%ren. Wie ist der Sinn von "Ich habe ihn noch immer nicht gesehen" aus den Bedeutungen der Wo%rter zusammengesetzt? Der Satz ist aus den Wo%rtern zusammengesetzt, und das ist genug. <1[PU>1 II, vi, S. 181c] 362. Das Wortgefu%hl- Denk dir' wir fa%nden e1nen Menschen' der uns beim Sprechen u%ber die Wortgefu%hle sagte, fu%r ihn ha%tte "wenn" und "aber" das <1gleiche>1 Gefu%hl. Du%rften wir ihm das nicht glauben? - Oder sollen wir einfach sagen, er spiele nicht unser Spiel. Es wa%re das a%hnlich, wie wennjemand nicht mitjedem Vokal eine eigene Farbe verba%nde, sondern, sagen wir, eine mit a, e, i und eine andre mit o und u. Vielleicht gibt es solche. [Vgl. <1PU>1 II, vi, S. 182b] 363. Sie wa%ren, mo%chte man sagen, von uns viel verschiedener, als die, welche gar keine Farben mit den Vokalen verbinden. Beinahe mo%chte man sie farbenblind nennen. 364. Und wu%rde jener darum im Gebrauch "wenn" und "da#" verwechseln? 365. Kann nur hoffen, wer sprechen kann? Nur der, der die Anwendung der Sprache beherrscht. Die Zeichen des Hoffens sind Modifikationen eines kompliziertern Lebensmusters. (Wenn ein Begriff seine Anwendung auf den Charakter der Handschrift hat, dann hat er keine Anwendung auf Wesen, die nicht schreiben.) <1[PU>1 II, i, S. 174a] 366. Der Blick, den das Wort uns in einem bestimmten Zusam- menhang zuwirft. Die Art und Weise, wie es uns anschaut, ha%ngt natu%rlich von der Umgebung ab, in der es steht. 367. Ist nicht das Wenn-Gefuhl <1dieses>1 Wort, in <1diesem>1 Ton und <1dieser> 1 Umgebung? 368. Das Wenn-Gefu%hl kann nicht etwas sein, was das Wort "wenn" <1begleitet.>1 [Vgl. <1PU>1 II, vi, S. 1 82e] 369. Sonst ko%nnte es auch etwas anderes begleiten. 370. Denk dir, ich redete von einer Wenn-Geste. Ko%nnte ein anderes Wort dieselbe Geste machen? - Oder 'wa%re es dann nicht dieselbe'? 371. Zur Wenn-Geste geho%rt eben auch der Klang des Wortes "wenn". 372. Ko%nnen zwei Gesichter den <1gleichen>1 Ausdruck haben? (Ja und Nein.) 373. Das Wenn-Gefu%hl mu%#te zu vergleichen sein dem besondern 'Gefu%hl', das uns eine musikalische Wendung gibt. (Es ko%nnte Einer von einem 'Halbschlu#-<1Gefu%hl'>1 reden wollen.) [Vgl. <1PU>1 II, vi, S. 182f] 374. Aber kann man dies Gefu%hI von der Phrase trennen? Und doch ist es nicht die Phrase selbst; denn Einer kann sie ho%ren ohne dies 375. Ist es darin a%hnlich dem 'Ausdruck', mit welchem sie etwa gespielt wird? [PUII, vi, S. 182h] 376. Denn man <1meint>1 nicht ein Gefu%hl, das sie begleitet, ho%chstens die Phrase <1mit>1 dem Gefu%hl. 377. "Er sah mich mit einem eigentu%mlichen La%cheln an. " - Mit was fu%r einem? - Zur Antwort mu# ich vielleicht sein Gesicht zeichnen. 378. Das Wenn-Gefu%hl ist nicht ein Gefu%hl, das das Aussprechen des Wortes "wenn" begleitet. <1[PU>1 II, vi, S. 182e] 379. Wir sagen, diese Stelle gibt uns ein ganz besonderes Gefu%hl. Wir singen sie uns vor, und machen dabei eine gewisse Bewegung, haben vielleicht auch irgend eine besondere Empfindung. Aber diese Begleitungen - die Bewegung, die Empfindung - wu%rden wir in ganz leer, und sind's nur nicht, wenn wir diese musikalische Phrase singen. <1[PU>1 II, vi, S. 182i] Ausdruck", dann bezeichnet "Ausdruck" nicht etwas, was ich von ihr trennen kann. Man ko%nnte sich schon denken, da#, in einem andern Sinne, ich eine <1andere>1 Phrase mit demselben Ausdruck spielen ko%nnte. [Vgl. 381. Das besondere Gefu%hl, das mir die Stelle gibt, geho%rt zur Stelle, ja zu ihr in diesem Zusammenhang. 382. Ich kann doch von dem Ausdruck reden, mit wclchem Einer eine Stelle spielt, auch ohne dran zu denken, da# eine andre Stelle den gleichen Ausdruck habcn ko%nnte. Dicser Begriff dient hier nur zur Vergleichung von Wiedergaben dieser Stelle. 383. Da# wir einen Satz verstehen, zeigt uns, da# wir ihn unter Umsta%nden verwenden ko%nnten (wenn auch nur in cinem Ma%r- chen), aber es zeigt uns nicht <1was,>1 und <1wieviel>1 wir mit ihm anfangen 384. [non und ne.] Es hat denselben Zweck, diesclbe Verwcndung - S ibt es also zwischen Wortverwendungen wesentliche und unwesentliche Unterschiede? Erst wenn man vom <1Zweck>1 des Wortes redet, taucht diese Unterscheidung auf 386. Meine kinacsthetischen Empfindungen belchren mich u%ber die Bewegungen und Lagen meiner Glieder. Ich lasse jetzt meinen Zeigefinger eine leichte Pendelbewegung vor- und ru%ckwa%rts machen. Ich spu%re sic kaum, oder gar nicht. Vielleicht ein wenig in der Fingcrspitzc, wie cin Spannen der Haut (gar nicht im Gelenk). Und diese Empfindung belehrt mich u%ber die Bewegung? Denn ich kann sie genau beschreiben. <1(PU>1 II, viii, S. 185a] nicht wissen, wie sich der Finger bewegt." Aber, es "wissen", hei#t nur: es beschreiben ko%nnen. - Ich mag die Richtung, aus der ein Schall kommt, nur angeben ko%nnen, weil er das eine Ohr sta%rker affiziert ais das andre; aber das <1ho%re>1 ich nicht. Es bewirkt nur: ich <1wei #>1 von wo der Schall kommt, ich blicke z.B. in dieser Richtung. [PUII, viii, S. 185b] 388. So geht es auch mit der Idee, ein Merkmal der Schmerzemp- findung mu%sse uns u%ber den Ort des Schmerzes belehren; oder ein ' Merkmal des Erinnerungsbildes u%ber den Zeitpunkt, aufden es sich bezieht. <1[PU>1 II, viii, S. 185c] 389. Eine Empfindung <1kann>1 uns u%ber die Bewegung, oder Lage eines Gliedes belehren. (Wer z.B. nicht, wie der Normale, im Stande wa%re mit geschlossenen Augen zu sagen, ob sein Arm gestreckt sei, ko%nnte durch ein Druckgefu%hl im Ellbogen daru%ber beIehrt wer- den.) - Und es <1kann>1 auch der Charakter eines Schmerzes uns u%ber den Sitz der Verletzung belehren. [PUII, viii, S. 185d] 390. Wie wei# ich, da# den Blinden sein Tastgefu%hl und den Sehenden sein Gesicht u%ber die Gestalt und Lage der Dinge belehren? 391. <1Wei#>1 ich's nur aus eigener Erfahrung, und vermute es nur bei den Andern? 392. Die Evolution der ho%heren Tiere und des Menschen und das Erwachen des Geistes, Erwachen des Bewu#tseins auf einer be- stimmten Stufe. Das Bild aber ist etwa dies: Die Welt ist, trotz aller A%therschwingungen, die sie durchziehen, dunkel. Eines Tages aber macht der Mensch sein sehendes Auge auf, und es wird hell. Unsere Sprache beschreibt zuerst einmal ein Bild. Was mit dem Bild zu geschehen hat, wie es zu verwenden, bleibt im Dunkeln. Aber cs istja klar, da# dies erforscht werden mu#, wenn man den Sinn unsrer Aussagen verstehen will. Das Bild aber scheint uns dieser Arbeit zu u%berheben; es deutet ja schon auf eine (ganz) bestimmte Verwendung. Dadurch hat es uns zum besten. <1[PU>1 II, 393. Was ist das Kriterium dafur, da# mich ein Sinneseindruck u%ber dic Form und Farbe belehrt? [PUII, viii, S- 185e] 394 <1Welcher>1 Sinneseindruck? Nun <1dieser:>1 Ich kann ihn beschreiben: Er ist derseibe, wie der, . . ." - oder ihn an einem Bild zeigen- Und nun: was fu%hlst du, wenn deine Finger in dieser Lage sind? - "Wie soll man ein Gefu%hl erkla%ren? Man kann es nur in sich selbst kennen." Aber den Gebrauch der Worte mu# man doch lehren ko%nnen! <1[PU>1 II, viii, S. 185f] 395. Ich suche nun nach dem grammatischen Unterschied. <1[PU>1 II, viii, S. 185g] 396. Farbe, Klang, Geschmack, Temperatur, diese haben eine subjektive und eine objektive Seite. Das hei#t doch wohl: sie geben manchmal an, was ich fu%hle, manchmal beschreiben sie die Au#en- welt. - Nun, das subjektive Zwischenglied scheint in meiner Kenntnis der Ko%rperstellung zu fehlen. 397. Man kann ein Gefu%hl nicht beschreiben? Freilich kann man es. Man tut es alle Tage. Aber wie? Nun, wir mu%ssen uns auf die besondern Fa%lle besinnen. 398. Wenn Einer mir sagte, er ha%tte damals das gefu%hlt, was man fu%hlt, wenn man seine Finger in <1dieser>1 Lage ha%lt, oder <1so>1 bewegt, so wu%rde ich die Lage oder Bewegung nachahmen und ihn dann vielleicht fragen "Meinst du das Gefu%hl in den Fingerspitzen, oder in den Muskeln, oder an <1dieser>1 SteIle?" D.h., es mu%#te mir noch nicht klar sein, von welchem Gefu%hl er spricht;ja ich ko%nnte ihm sogar sagen "Ich fu%hlejetzt gar nichts bei dieser Bewegung". Bedenk: ich ko%nnte ihn auch fragen "Ist es ein starkes Gefu%hl, oder ein sehr schwaches?" (Aber diese Bemerkung ist erst am Rande, noch nicht im Zentrum der Sache.) 399- Und was ist der <1Ort>1 des K--Gefu%hls? Kannst du auf ihn deuten? (Denn die Lage der Rezeptoren geht uns nichts an.) 4oo. Sehen wir einmal vom K.-Gefu%hl ab! - Ich will Einem ein Gefu%hl beschreiben, und sage ihm "Mach's <1so,>1 dann wirst du's haben", dabei halte ich meinen Arm, oder meinen Kopf, in bestimmter Lage. Ist das nun eine Beschreibung eines Gefuhls, und wann werde ich sagen, er habe verstanden, was fu%r ein Gefu%hl ich gemeint habe? Er wird daraufhin noch eine <1weitere>1 Beschreibung des Gefu%hls geben mu%ssen. Und welcher Art mu# die sein? -- Ange- nommen, er sagt mir 'ja, ich hab's. Es ist ein sehr eigentu%mliches Gefu%hl". Auf die Frage "Was fu%r eins? Wo?" sagt er, das ko%nne er nicht sagen, - es sei ganz eigenartig. Wie wu%#ten wir, da# es ein Gefu%hl ist? [Bis "Angenommen, er sagt" <1PU>1 II, viii, S. 185h-186a] 401. Die 'weitere Beschreibung' wird das Gefu%hl mit andern Gefu%hlen in Zusammenhang bringen: Es wird einen Ort haben, es wird gleichbleiben, oder sich a%ndern, sta%rker oder schwa%cher werden. 402. "Mach's <1so,>1 dann wirst du's haben." Dabei halte ich meinen Arm, oder meinen Kopf in bestimmter Lage. Kann da nicht ein Zweifel sein? mu# nicht einer sein, wenn ein Gefu%hl gemeint ist? [Vgl. <1PU>1 II, viii, S. 186b] 403. Was wu%rden wir sagen, wennjemand uns mitteilt, er sa%he an einem bestimmten Ding eine Farbe, die er nicht beschreiben ko%nne? Mu# er sich richtig ausdru%cken? Mu# er eine Farbe meinen? 404. <1Das>1 schaut <1so>1 aus; <1das>1 schmeckt <1so; das>1 fu%hlt sich <1so>1 an: "das" und "so" mu%ssen verschieden erkla%rt werden. <1[PU>1 II, viii, S. 186c] 405. Ein 'Gefu%hl' hat fu%r uns ein ganz <1bestimmtes>1 Interesse. Und dazu geho%rt z.B. der 'Grad des Gefu%hls', die U%berta%ubbarkeit eines Gefu%hls durch ein anderes. <1[PU>1 II, viii, S. 186d] 406. "Kummer" beschreibt eine Art wiederkehrendes Muster im Lebensteppich. Nun, zu diesem Muster geho%rt auch ein <1Verlauf>1 Wenn der <1Ko%rperausdruck>1 des Grames und der Freude bei einem Menschen, etwa mit dem Ticken eines Metronoms, wechseIten, so erga%be das nicht das Gram- oder das Freudemuster. (Das hei#t nicht, Freude oder Kummer sei ein Benehmen.) [Vgl. <1PU>1 II, i, S. 174b] 407. Wer den eigenen Kummer beobachtet, mit welchen Sinnen beobachtet er ihn? Mit einem besondern Sinn? Mit einem, der den Kummerfu%hlt? So fu%hlt er ihn <1anders,>1 wenn er ihn beobachtet? Und welchen beobachtet er nun, den welcher nur da ist, wa%hrend er beobachtet wird? - 'Beobachten' erzeugt nicht das Beobachtete. (Das ist eine begriffliche Feststellung.) <1[PU>1 II, ix, S. 187a] 408. Aber ich kann doch meinen Kummer beobachten. Ich frage mich z.B. "Bin ich heute so betru%bt, wie gestern?" und antworte darauf 4o9. Ich sage (zu mir selbst) z.B.: "Vor einem Monat ha%tte ich noch a% beim Anblick von etwas Rotem 410. Wen man abgerichtet ha%tte, beim Anblick von etwas Rotem einen bestimmten Laut auszusto#en beim Anblick von etwas Gelbem einen andern, und so fort fu%r andere Farben, von dem wu%rde man dennoch nicht sagen, er ko%nne Gegensta%nde ihrer Farbe nach beschreiben. Obwohl er uns zu einer Beschreibung verhelfen ko%nnte. Um zu beschreiben, mu# er nach irgend einer Projektions- regel Bilder von Farbverteilungen im Raume machen ko%nnen. (Sprachsp?) <1[PU>1 II, ix, S. 187d] 411. Ich lasse meinen Blick (in einem Zimmer) umherschweifen, plo%tzlich fa%llt er auf einen Gegenstand von auffallender roter Fa%rbung und ich rufe aus "Rot!" - damit habe ich nichts beschrieben; obgleich ich eine Beschreibung geben ko%nnte. <1[PU>1 II, ix, S. 187e] 412. Sind die Worte "Ich fu%rchte mich" eine Beschreibung eines Seelenzustandes? Es kommt drauf an, in welchem Spiel sie stehen. [a: <1PU>1 II, ix, S. 187f] 413. Wir setzen bei dem, der Furcht ausdru%ckt, natu%rlich gewisse physiologische Begleiterscheinungen voraus, denn er soll ja ein Mensch sein. Den schnellen Puls, den keuchenden Atem, vielleicht erho%hten Blutdruck und eine Reihe schwerer beobachtbare Erscheinungen des Nervensystems; alles das wieder begleitet von manchen charakteristischen Gefu%hlen. Wenn Einem der Angst- schwei# ausbricht, dann hat er die charakteristischen Empfindungen des Schwitzens. 414. Und ferner: es ist wohl mo%glich, da# der, welcher gewisse typische Mienen, Geba%rden, Laute, der Furcht nachahmt, und eben dadurch das eine oder andre typische Gefu%hl, welches diese Geba%r- den erzeugen, erha%lt, - da# dieser dadurch in seinem Ko%rper andere derphysiologischen Furchterscheinungen induziert und mit diesen noch weitere Furchtempfindungen erha%lt. 415. Ja, es <1kann>1 auch sein, da# Furcht spielen Furcht erzeugt. (Es <1mu#>1 nicht sein, es liegt nicht im Wesen der Furcht.) 416. Das Sprachspiel der Meldung kann so gewendet werden, da# die Meldung uns nicht u%ber den Gegenstand der Meldung unterrich- ten soll, sondern u%ber den Meldenden. So ist es z.B., wenn der Lehrer den Schu%ler pru%ft. (Man kann messen, um den Ma#stab zu pru%fen.) [a: <1PU>1 II, x, S. 19oi; b: <1PU>1 417. "Wenn mich meine Sinne nicht ta%uschen, so kommt er dort." "Wenn ich mich nicht irre, so kommt er dort." Wie hei#t davon die Annahmeform? 418. Man kann sehr wohl sagen "Mir scheint es, er ka%me, aber er kommt nicht". 419. Man kann den eigenen Sinnen mi#traun, aber nicht dem eigenen Glauben. <1[PU>1 II, x, S. 19of] 42o. Man kann sogar sagen: "Es macht auf mich den Eindruck, er kommt, aber er kommt nicht." 421- Angenommen' ich fu%hrte einen Ausdruck, z-B- "Ich glaube , so ein: Er soll dort der Meldung vorgesetzt werden, wo sie dazu dient, u%ber den Meldenden Auskunft zu geben. (Es braucht dem "Ich glaube" keine Unsicherheit anzuhangen. Bedenke auch, da# die Unsicherheit sich auch unperso%nlich ausdru%cken la%#t: "Er du%rfte heute kommen. ") Was hie#e dann: "Ich glaube, es ist so, und es ist nicht so."? [PUII, x, S. 191b] 422. "Ich glaube . . ." beleuchtet meinen Zustand. Es lassen sich aus dieser A%u#erung Schlu%ssse auf mein Verhalten ziehen. Also ist hier eine A%hnlichkeit mit den A%u#erungen der Gemu%tsbewegung, der Stimmung, etc. <1[PU>1 II, x, S. 191c] 423. Ga%be es ein Vcrbum "zu glauben scheinen", dann fehlte ihm eine sinnvolle erste Person im Indicativ Pra%sentis. (Unserm Worte "tra%umen" ko%nnte sie auch fehlen.) 424. Das beste Bcispiel fu%r einen Ausdruck in ganz bestimmter Bedeutung ist eine Stelle in einem Drama. 425. Dic augenblicklichc Bewcgung. Wer eine Bewegung sieht, sieht u%berhaupt nicht Lagen in Zeitpunkten. Er ko%nnte sie nicht abbilden, nachahmen. 426. Ich glaubte damals, die Erde sei einc Scheibe-" Ein Glaube hat einen Grund; die Erfahrungen, Berichte, Beziehungen, auf denen er fu#t. Er steht aufeinem Boden. 427. Die Linic "x ist im Irrtum" hat keinen reellcn Punkt fu%r x=ich. Die Linie taucht hier in's Dunkel. 428. Man kann z.B. fragen: Ist ein Zustand, den ich aus den A%u#erungen des Menschen entnehme, wirklich derseIbe wie der, den Einer auf diese Weise nicht erkennt? Und die Antwort ist eine Entscheidung. 429. Das Pha%nomen, wovon wir reden, ist das Aufleuchten des Aspekts. 430. Man sagt sich z.B. "Es ko%nnte auch <1das>1 sein" (gibt eine neue Deutung) und der Aspekt mag aufleuchten. 431. Zwei Verwendungen von <1"sehen".>1 Die eine: "Ich sehe <1dies">1 - wobei ich auf eine Beschreibung anspiele, oder auf ein Bild, eine Kopie zeige. Damit mag ich einem Andern mitteilen: dort, wo seine Blicke nicht hinreichen, befinde sich das und das. Ein Beispiel der andern Verwendung: "Ich sehe eine A%hnlichkeit in diesen beiden Gesichtern. " Der, dem ich die Mitteilung mache, mag die Gesichter so deutlich sehen, wie ich. [Vgl. <1PU>1 II, xi, S. 193a] 432. Der Eine ko%nnte die Gesichter genau portraitieren, der Andre in diesen Bildnissen ihre A%hnlichkeit bemerken, die der erste nicht sah. [Vgl. <1PU>1 II, xi, S. 193b] 433. Ich mag zwei Gesichter, die sich nicht a%ndern, betrachten: auf einmal leuchtet eine A%hnlichkeit in ihnen auf Ich nenne diese Erfahrung das Aufleuchten eines Aspekts. [Vgl. <1PU>1 II, xi, S. 193c] 434. Seine Ursachen interessieren den Psychologen, nicht mich. <1[PU>1 II, xi, S. 193d] 435. Uns interessiert der Begriff und seine Stellung in den Erfahrungsbegriffen. <1[PU>1 II, xi, S. 193e] 436. Man kann das Aufleuchten des Aspekts hervorrufen, indem man z.B. gewissen Linien des Gesichts (mit dem Blicke) folgt. 437. Was ist der charakteristische Ausdruck des Aufleuchtens? Wie wei# ich, da# jemand diese Erfahrung hat? - Der Ausdruck ist a--hnlich der der U%berraschung. 438. Ein Aspekt leuchtet auf und verhallt. Soll er uns bewu#t bleiben, so mu%ssen wir ihn immer wieder anschlagen. 439. Ich sehe pIo%tzlich die Lo%sung eines Vexierbilds. Wo fru%her A%ste und Zweige waren, ist jetzt eine menschliche Gestalt. Mein Ge- sichtseindruck hat sich gea%ndert, und ich erkennejetzt, da# er nicht nur Farbe und Form, sondern auch eine ganz bestimmte Organisa- tion hat. - Mein Gesichtseindruck hat sich gea%ndert; - wie war er fru%her; wie ist erjetzt? - Stelle ich ihn durch eine genaue Kopie dar- und ist das keine gute Darstellung? - so zeigt sich keine A%nderung. [PUII, xi, S. 196b] 440. Und sag nurja nicht "Mein Gesichtseindruck ist doch nicht die <1Zeichnung!>1 er ist <1dies,>1 was ich niemand zeigen kann." Freilich ist er nicht die Zeichnung, aber auch nichts von der gleichen Kategorie, das ich in mir trage. [PUII, xi, S. 196c] 441. Kann also die Kopie den Aspekt nicht wiedergeben? - Man nennt sehr verschiedenes "Kopie". - Die Art des Kopierens <1kann>1 den gesehenen Aspekt anzeigen. Sie kann z.B. 'Zusammengeho%riges' zusammennehmen. Auch die besondern <1Fehler,>1 die Einer beim Kopieren macht, ko%nnen den Aspekt, den er sah, anzeigen. 442. Der Begriff des 'innern Bildes' ist irrefu%hrend, denn das Vorbild dieses Begriffs ist das <1a%-u#ere>1 Bild, und doch sind ihre Anwendungen nicht na%her verwandt als die von 'Zahlzeichen' und 'Zahl'. Wer die Zahl z.B. das 'ideale Zahlzeichen' nennen wolIte, ko%nnte eine a%hnliche Verwirrung anrichten. <1[PU>1 II, xi, S. 196d] 443. Wer die Organisation des Gesichtseindrucks mit Formen und Farben zusammenstellt, geht vom Gesichtseindruck als einem innern Gegenstand aus. Dieser Gegenstand wird dadurch freilich ein Unding, ein seltsam schwankendes Gebilde. Denn die A%hnlichkeit mit dem Bild ist nun gesto%rt. [PUII, xi, S. 196e] 444. Wer eine Reihe a%quidistanter Punkte als Reihe von Punkt- paaren sieht, deren innere Entfernungen kleiner sind als die a%u#eren, der kann sagen, er sieht die Reihe in besondrer Weise organisiert, denn das Bild, das er von der Reihe entwu%rfe, ha%tte eben eine besondere Organisation. Es ko%nnte sichja hier auch um einen Irrtum handeln: er <1ha%lt>1 die Reihe fu%r so organisiert. 445. Die Organisation: das sind etwa die ra%umlichen Beziehungen. Die Darstellung der ra%umlichen Beziehungen im Gesichtseindruck sind ra%umliche Beziehungen in der Darstellung des Gesichtsein- drucks. Die A%nderung des Aspekts <1kann>1 sich durch eine Anderung ra%umlicher Beziehungcn in der Darstellung des Gesehenen darstel- len. Beispiel: die Aspekte des Wu%rfelschemas. Die gezeichnete Kopie ist immer die gleiche, die ra%umliche verschieden. 446. Der Begriff der Darstellung des Gesehenen, der Kopie ist sehr dehnbar, und <1mit ihm>1 der Begriff des Gesehenen. Aber die beiden ha%ngen innig zusammen. (D.h. <1nicht,>1 da# sie einander a%hnlich sind.) [PUII, xi, S. 198c] 447. Wer bei der Betrachtung des Wu%rfelschemas sich so ausdru%ckte: "Ich sehejetzt einen Wu%rfel in <1dieser>1 Lage-jetzt einen in <1dieser">1 - der ko%nnte sehr Verschiedenes sagen wollen. Etwas Subjektives; oder etwas Objektives. Seine Worte allein lassen das nicht erkennen. - Der Bericht des Aspektwechsels hat wesentlich die Form eines Berichts u%ber den wahrgenommenen Gegenstand. Aber seine weitere Anwendung ist verschieden. 448. Ist der Aspekt eine Art Organisation, und die Organisation vergleichbar den Charakteristiken der Form und Farbe, dann wa%re der Wechsel des Aspekts wie ein Wechsel der scheinbaren Farbe. 449. Die Farben- und Formbegriffe mu%ssen objectiv gelernt werden. 450. Der Ausdruck des Aspekts folgt dann dem Ausdruck der Wahrnehmung, wie der der <1Vorstellung>1 dem der Wahrnehmung. Aber hier mu# man sich daran erinnern, da# die visuelle Vorstellung sich nicht immer durch die Beschreibung eines Gesichtseindrucks darstellen la%#t. Ich stelle mir z.B. eine geschlossene Schachtel vor, aber das <1Bild>1 der geschlossenen Schachtel ko%nnte manches Andere auch darstellen. (Dies erinnert an den Ausdruck in der Traumer- za%hlung: "Und ich wu#te, da# . . .") 451. Das <1Sehen>1 des Aspekts eine Willenshandlung. Man kann Einen auffordern: Schau esjetzt <1so>1 an. Trachte die A%hnlichkeit wieder zu sehen. Ho%r das Thema <1so,>1 etc. Aber ist damit das Sehen eine Willenshandlung? nicht vielmehr die Art der Anschauung, die dies Sehen hervorruft? Ich kann z.B. das Wu%rfelschema <1so>1 sehen, indem ich den Blick auf <1diese>1 Kanten besonders richte. Wenn ich es tue, dann folgt das Umschlagen des Aspekts. Hier <1wei#>1 ich, wie ich es <1herbeifuhre.>1 Anderseits, wenn ich so, und so betrachte, so bin ich mir dessen nicht bewu#t. 452. Der Aspekt ist vom Willen abha%ngig. Darin gleicht er der Vorstellung. [Vgl. <1PU>1 II, xi, S. 21 3e] 453. Aber es ist doch auch die visuelle <1Wahrnehmung>1 vom Willen abha%ngig! Schau ich genauer hin, so sehe ich etwas anderes, und ich kann den andern Gesichtseindruck nach Willku%r hervorrufen. Das macht den Eindruck freilich nicht zu einem Aspekt, - aber ist er nicht auch vom Willen abha%ngig? 454. Wer eine Figur immer als ein Druck-F aufgefa#t hat, braucht nie die Erfahrung gehabt haben, deren Ausdruck die Worte "Jetzt seh ich's als ein F" sind. Dieser Aspekt mu#te nicht 'aufgeleuchtet' haben. 455. Wer das H-EBild betrachtet und u%ber den Gesichtsausdruck des H. nachdenkt, etwa trachtet, das richtige Wort dafu%r zu finden, der betrachtet das Bild im HAspekt, aber dieser H-Aspekt leuchtet nicht auf. Ist es aber richtig zu sagen, dieser <1sehe>1 das Bild die ganze Zeit in diesem Aspckt? Nun, er beschreibt, was er sieht, als einen H-Kopf, denn so redet er z.B. u%ber das, was er sieht. 456. Frage dich nun nicht "Wie geht es mit <1mir?">1 Frage "Was wei# ich vom Andern?" <1[PU>1 II, xi, S. 206c] 457. Frage dich nicht <1"Sah>1 ich es in so einem Fall?"- sondern "Was macht mich sagen, <1er>1 sieht es in diesem Fall?". 458. Ho%rte ich Einen u%ber das H-E. Bild reden, undjetzt in gewisser Weise u%ber den besondern Ausdruck des H-Gesichts, so wu%rde ich sagen "Er betrachtet das Bild jetzt als H-Kopf", oder "im H- Aspekt". <1[PU>1 II, xi, S. 206h] 459. Die gro%#te Gefahr ist, hier sich selbst beobachten wollen. 460. Wenn ich sage "Diese beiden Formen schienen mir auch keine <1A%hnlichkeit>1 miteinander zu haben", kann ich einen sta%rkern Ausdruck dafu%r gebrauchen, da# ichjedesmal etwas andres <1sah?>1 461. Er sieht z.B. zwei Bilder; in dem einen den H-E. Kopf umgeben von Hasen, im andern von Enten. Er bemerkt die Gleichheit nicht. <1Folgt>1 daraus, da# er beidemal etwas andres <1sieht?>1 - Es gibt uns einen Grund, diesen Ausdruck hier zu gebrauchen. <1[PU>1 II, xi, S. 195e] 462. Und wie ist es mit der Au#erung "Ich hab es ganz anders <1gesehen!"?>1 Nun die zeigt etwa, da# einem dieser Begriffhier naheliegt und das ist auch begreiflich. Ich hatte es also so 'gesehen'; obwohl dieser Aspekt nie aufgeleuchtet hatte. 463. Und wie vergleicht sich nun dieses chronische 'so-sehen' mit Farben und Formen? Hatte also mein Gesichtsbild immer: diese Farben, diese Formen, diese Organisation? Soweit ist es ja nur eine Ausdrucksform; aber wie a%hnlich sind diese Begriffe? Man kann natu%rlich sagcn "Es gibt gewisse Dinge, die sowohl unter den Begriff 'Bildhase' als 'Bildente' fallen. Und so ein Ding ist ein Bild, einc Zeichnung. " - Aber der <1Eindruck>1 ist nicht zugleich der von ciner Bildente und von einem Bildhasen. [b: <1PU>1 II, xi, S. 199f] 464. Du hattest gelernt: <1das>1 ist 'rot'; <1das>1 ist 'rund'; <1das>1 ist ein 'Hase'. 465. Ich lernte nun die Begriffc 'rot', 'rund', 'Bildhasc', 'Bildente', - sowcit sind sie ungcfa%hr auf <1einer>1 Stufe. Ich kann sic an Mustern lernen. 466. Ein Bildhasc ist <1so etwas:>1 und nun zcigc ich Bcispielc. Eine Bildente ist also ctwas <1anderes,>1 wenn auch <1ein>1 Beispiel das gleiche ist. 467. Wenn ich also den H-E. Kopfals H. sah, so sah ich: Diese Form und Farbe (ich gebe <1siegenau>1 wieder) - und au#erdem noch so etwas: dabei nun zeige ich eine Menge verschiedene H. Bilder. Diese Demonstration zeigt dic Verschiedenheit der Begriffe. <1[PU>1 II, xi, S. 196h-197a] 468. "Ich habe es <1ganz>1 anders geschen, ich ha%tte es nic erkannt!" Nun, das ist cin Ausruf. Und er hat auch cine Rechtfertigung. <1[PU>1 II, xi, S- 195f] 469. Du ha%ttest es all diese Zcit durch dieses Gesicht (dic Imi- tation eines Hasen) kopiert, also sahst du es doch in <1einem>1 Sinne <1so.>1 470. Und wenn ich's nun cinmal als H (und) einmal als E sche, so sehe ich's <1so,>1 und <1so>1 (wobei ichjedesmal ein andres Tier nachmache und in andrer Richtung schaue). 471. Von wem sagt man, er genie#e den sprechenden Ausdruck dieses Bilds? Nun, wer es so anschaut, so und so daru%ber redet, so daraufreagiert. 472. Ich habe es immer als Hasen gesehen, ko%nnte sogar hei#en: es war fu%r mich immer ein Hase, ich habe immer dazu wie zu einem Hasen gesprochen. Ein Kind tut dies. Ich hab es immer als Hasen <1behandelt,>1 hei#t das. 473. Wenn nun das Kind das Hasenbild als einen wirklichen Hasen behandelt, zeigt das etwas u%ber die Organisation des Gesichtsbilds? Ist <1das>1 ein Beweis, da# das Kind nicht nur Farben und Formen sieht? 474. Und nun der Aspektwechsel. Das Erlebnis des <1neuen>1 Aspekts. Oder: des <1Erscheinens>1 des Aspekts. Und sein Ausdruck ein Ausruf. Ein H! etc. 475. "Du wu%rdest doch sagen, da# sich das Bild jetzt ga%nzlich gea%ndert hat!" <1[PU>1 II, xi, S. 195i] 476. Aber was ist anders: mein Eindruck? meine Stellungnahme? - Kann ich's sagen? Ich <1beschreibe>1 die A%nderung, wie eine der Wahr- nehmung; ganz als ha%tte sich der Gegenstand vor meinen Augen gea%ndert. [PUII, xi, S- 1951] 477. Denk dir den H-E. Kopf ausgeschnitten und ein Kind behandelt ihn als Puppe, einmal <1so,>1 einmal <1so.>1 478. Man zeigt mir einen Bildhasen und fragt mich, was das sei; ich sage "Das ist ein H.". Nicht "Das istjetzt ein H.". Ich teile die Wahrnehmung mit. Man zeigt mir den H-E. Kopf und fragt mich, was das sei; da <1kann>1 ich sagen "Das ist der H-E. Kopf". Aber ich kann auch ganz anders auf die Frage reagieren. - Sage ich, es sei der H-E. Kopf, so ist es wieder die Mitteilung der Wahrnehmung; sage ich aber "Jetzt ist es ein H.", dann nicht. Ha%tte ich gesagt "Es ist ein Hase", so ha%tte ich die Doppeldeutigkeit nicht bemerkt und ha%tte die Wahrnehmung berichtet. <1[PU>1 II, xi, S. 195h] 479. Ist abcr nicht auch dann ein Unterschied zwischen dem <1ersten>1 'Jetzt ist es ein Hase" und dem neu entstehenden Aspekt? 480. Eine fleckige Wand; und ich bescha%ftige mich damit, Gesichter in ihr zu sehen; aber nicht um die Natur des Aspekts zu studieren, sondern weil michjene <1Gestalten>1 interessieren und das Verha%ngnis, das mich von einer zur andern fu%hrt. Aspekte leuchten immer wieder auf, andre vergehen, manchmal 'starre ich wie blind' auf die Wand. 481. Unter den Flecken ko%nnte auch das Doppelkreuz und der H-E. Kopf sein und sie ko%nnten wie die andern und mit ihnen in verschiedenen Aspekten gesehen werden. 482. Der Aspekt <1scheint>1 zur Struktur der innern Materialisation zu geho%ren. 483. Wir lernen Sprachspiele. Wir lernen Gegensta%nde nach ihren Farben ordnen, die Farben von Dingen melden, Farben erzeugen, Formen vergleichen, messen, etc. etc. - Lernen wir aus sie uns vorstellen? 484. Es gibt ein Sprachspiel: "Melde, ob (auch "wie oft" und "wo") diese Figur in jener vorkommt." Was du meldest ist eine Wahr- nehmung. 485. Man ko%nnte also auch sagen: "Melde, ob hier ein Spiegel-F vorkommt", und es kann einem plo%tzlich auffallen. Dies ko%nnte von gro#er Wichtigkeit sein. 486. Die Meldung aber "Jetzt seh ich's als . . ." meldet keine Wahrnehmung. 487. "Du kannst dabei einmal an <1das>1 denken, einmal an <1das,>1 einmal es als <1das>1 ansehen, einmal als <1das,>1 und dann wirst du's einmal <1so>1 sehen, einmal <1so." Wie>1 denn? Es gibtja keine weitere Bestimmung. <1[PU>1 II, xi, S. 2ood] 488. Ich kann die Aspekte des F wechseln und mir keiner andern Willenshandlung dabei bewu#t sein. 489. Es ist nu%tzlich in diesen Betrachtungen den Begriff 'Bild- Hase', 'Bild-Mensch' etc. einzufu%hren. Ein Bild-Gesicht, z.B. , ist die <1Figur>1 [Vgl. PUII, xi, S. 194c] 490. "Ich sehejajetzt <1das">1 ko%nnte ich sagen. Es ist die Meldung einer <1neuen>1 Wahrnehmung. <1[PU>1 II, xi, S. 196a] 491 . Wie aber, wenn ich erst das Wahrgenommene genau zeichnete; dann sagte: "Ich sehejetzt, es ist ein Hase", oder "Ach, es ist ein Hase!" Nun a%u#ere ich ein Erlebnis zur Zeit des Ausrufs. 492. Das Wahrnehmen der internen Relation und das Aufleuchten des Aspekts der internen Relation. Wer den H-E. Kopf zuerst immer als H gesehen hat und ihn dann einmal als E sieht, der mag dadurch lernen, da# ein H-Kopfund ein E-Kopf die gleiche Kontur haben ko%nnen. Das kann unter bestimm- ten Umsta%nden eine wichtige Entdeckung sein. (Ich denke an eine Chiffre, in der ein Hasenkopf ein Zeichen ist.) - Aber das Aufleuch- ten des H-Aspekts ist nicht das Wahrnehmenjener Relation. Wa%re es nicht mo%glich, da# Einer sie wahrnimmt, ohne das Umschlagen des Aspekts erleben zu ko%nnen, oder das Aufleuchten? 493. Einmal hei#t es: "Was ich vor mir habc, ist <1das>1 [Kopie]. Ich kann es auch als einen Hasen beschreiben." - Das andremal: Fru%her sah ich etwas andres, jetzt einen Hasen. 494. Der Ausdruck des Aspektwechsels ist der Ausdruck einer <1neuen>1 Wahrnehmung zugleich mit dem Ausdruck der unvera%nderten Wahrnehmung. <1[PU>1 II, xi, S. 196a] als ich noch deute, eine Art <1meiner>1 Anschauung. Man ko--nnte nehmung ist die Kopie dann genauer. Wenn aber der Aspekt <1aufleuchtet,>1 dann ist der Ausdruck davon (das Zeigen aufs Modell z.B.) <1wesentlich>1 der Ausdruck einer neuen Wahrnehmung. 496. So also, als mu%#te diesem Ausdruck jetzt eine neue Kopie entsprechen. Was aber nicht der Fall ist. 497. lch frage: "Was siehst du?" Der Andre fa%ngt an zu zeichnen; dann gibt er's auf und sagt "Ich kann's nicht gut zeichnen; es ist ein sitzender Hase". Darauf ko%nnte ich vielleicht seine Zeichnung verbessern. 498. "Ich sehe einen Bild-Hasen. Und das ist <1genau,>1 was ich sehe [undjetzt zeichne ich's]." 499. Ist nun die Kopie eine <1unvollkommene>1 Beschreibung meines Seherlebnisses? Nein. Es kommt doch auf die Umsta%nde an, welche na%heren Bestimmungen ich zu machen brauche. Es <1kann>1 eine unvollkommene sein; wenn eine Frage u%brigbleibt. (Beispiel: Wu%r- felschema.) [PUII, xi, S. 199e] 500. Also mag das Zeigen aufs Modell, noch <1au#er>1 der Kopie, zur Beschreibung des Seherlebnisses geho%ren. Zur Beschreibung der visuellen Wahrnehmung geho%rt es dann nicht. 501. Wenn ich wei#, da# es verschiedene Aspekte des Wu%rfelsche- mas gibt, kann ich den Andern, um zu erfahren, was er sieht, das Wu%rfelschema nicht nur abzeichnen, sondern ihn au#erdem auch noch auf einen Wu%rfel zeigen lassen; auch wenn <1er>1 gar nicht wei#, warum. <1Mir>1 beschreibt es, was er sieht. <1[PU>1 II, xi, S. 196f] 502. Beim Aspektwechsel aber verschiebt sich's. Es wird das der einzig mo%gliche Erlebnisausdruck, was fru%her nach der Kopie vielleicht eine unnu%tze Bestimmung schien, oder (auch) war. [PUII, xi, S. 196f] 503. Und das allein eliminiert fu%r uns den Vergleich der 'Organisa- tion des Gesichtseindrucks' mit Farbe und Form. [PUII, xi, S. 196g] 504. Ja, ich gestehe, nichts scheint mir mo%glicher, als da# die Menschen einmal zur bestimmten Ansicht kommen werden, dem <1einzelnen>1 Gedanken, der <1einzelnen>1 Vorstellung, Erinnerung, ent- spreche keinerlei Abbild im Physiologischen, im Nervensystem. 505. Wie wa%re es, wie sa%he es aus, wenn der Aspekt ga%nzlich der Willku%r entzogen wa%re? 506. Hei#t "den Aspekt sehen": die interne Relation wahrnehmen? Was spricht in mir dagegen? 507. Wer nach einer Figur (1) in einer andern (2) sucht, und sie dann findet, der sieht (2) nun anders, kann man sagen. Er kann nicht nur eine neue Art der Beschreibung von ihr geben, sondern jenes Bemerken war ein neues Seherlebnis. <1[PU>1 II, xi, S. 199b] 508. Aber es mu# nicht geschehen, da# er sagen mo%chte: "Die Figur (2) sieht nun ganz anders aus; sie hat auch keine <1A%hnlichkeit>1 mit der fru%hern; obwohl sie mit ihr kongruent ist!" <1[PU>1 II, xi, S. 199c] 509. "Das innere Bild hat Farben, Formen, und u%berdies eine bestimmte Organisation." Daraus wu%rde folgen: es schaut <1so>1 aus, und nicht <1so>1 aus. 510. Du <1bemerkst>1 eine Organisation des <1Objekts>1 (des Gegenstands der Wahrnehmung). Oder vielmehr: Du bemerkst etwas an seiner Organisation; einen Zug dieser Organisation. 511. Das Bemerken ist ein Seherlebnis. 512. Man kopiert die Farbe und die Form. Man zeigt ein Muster der Farbe und Form. Man zeigt kein Muster der Organisation des Gesichtseindrucks. 513. Aber man ko%nnte etwa sagen: "Um den Eindruck zu crhalten, den ich habe, mu#t du auf diese Figur schauen, insbesondcre auf diesen Teil, und so, da# dir <1dies>1 an ihr auffallt." Aber man tut das nicht. So etwas nennt man nicht "den Gesichtseindruck be- schreiben", wie man auch zu diesem Zweck nicht vorschreibt, wie der Blick des Andern u%ber den Gegenstand zu wandern hat. Das zeigt uns<, da#> "Gesichtseindruck" etwas wie "Gesichtsbild" bezeichnen soll, und dies etwas einem Bild Verwandtes. 514. Fragst du mich, was ich gesehen habe, so werde ich vielleicht eine Skizze herstellen ko%nnen, die es zeigt, aber daran, wie mein Blick gewandert ist, werde ich mich in den meisten Fa%llen u%berhaupt nicht erinnern. <1[PU>1 II, xi, S. 199h] 515. Der Farbe des Objekts entspricht die Farbe im Gesichtsein- druck, der Form des Objekts die Form im Gesichtseindruck. Aber der Organisation des Objekts entspricht nicht der Aspekt des Gesichtseindrucks, denn <1der>1 kann sich a%ndern, wa%hrend die gleiche Organisation betrachtet wird. Im Aspekt bcmcrkc ich einen Zug der Organisation. 516. Der Farbe des Objekts entspricht die Farbe im Gesichtsein- druck (dies FIie#papier scheint mir rosa, und es ist rosa) - der Form des Objekts die Form im Gesichtseindruck (es scheint mir recht- eckig, und es ist rechteckig) -- aber was ich im Aufleuchten des Aspekts wahrnehme, ist nicht eine Eigenschaft des Objekts, es ist eine interne Relation zwischen ihm und andern Objekten. [PUII, xi, S. 212a] 517. Denk dir den H-E. Kopf in einer Menge von Strichen versteckt. Einmal aber bemerke ich ihn in dem Bild und zwar einfach als H . . Spa%ter einmal schaue ich das gleiche Bild an und bemerke die gleiche Linie, aber als E., und dabei brauche ich noch gar nicht zu wissen, da# es beidemal dieselbe Linie ist. Wenn ich spa%ter nun den Aspekt wechseln sehe, kann ich sagen, da# dabei die Aspekte H. und E. ganz anders gesehen werden, als da ich sie einzeln im Gewirr der Striche erkannte? Nein. Aber der Wechsel ruft ein Staunen hervor, den das Erkennen nicht hervorrief. [ <1PU>1 II, xi, S. 199a] 518. Der Aspekt leuchtet nur auf, er bleibt nicht stehn. Und das mu# eine begriffliche Bemerkung sein, keine psychologische. Der Ausdruck des Sehens des Aspekts ist der Ausdruck der <1neuen>1 Wahrnehmung. 519. (Ich mache scheinbar 'Gedankenexperimente'. Nun, es sind eben keine Experimente. Viel eher Rechnungen.) 520. Der Ausdruck des Aufleuchtens des Aspekts ist: "Jetzt ist es <1das>1 jetzt ist es <1das.>1 " Der Ausdruck des Bemerkens des H-Kopfes in dem Gewirr der Striche ist: "Es ist hier ein H-Kopf." Wir hatten etwas nicht bemerkt und bemerken esjetzt; daran ist nichts Paradoxes. Wir wollen nicht sagen: das Alte sei verschwunden, - es sei etwas Neues da; und doch ganz das Alte. 521. 'jetzt ist es <1das">1 sagt man nicht <1vor>1 dem ersten Wechsel des Aspekts. 522. Die zaghafte Behauptung ist nicht eine Behauptung der Zaghaftigkeit. [Vgl. <1PU>1 II, x, S. 192i] 523. Denk an den zaghaften Befehl. 524. Und man mu# sich davor hu%ten zu sagen: "Es du%rfte regnen" hei#e <1eigentlich>1 "Ich glaube, es wird regnen". Warum soll es dann nicht umgekehrt sein? <1[PU>1 II, x, S. 192h] 525. Die Aristotelische Logik stempelt den Widerspruch als einen Unsatz, der aus der Sprache auszuschlie#en ist. Diese Logik aber behandelt nur ein ganz kleines Gebiet der Logik unsrer Sprache. (Es ist, als wa%re das erste System der Geometrie eine Trigonometrie gewesen; und als glaubten wir nun, die Trigonometrie sei der eigent- liche Grundstock, wenn nicht vielleicht sogar die ganze Geometric.) 526. Betrachte nicht die zaghafte Behauptung als Behauptung der Zaghaftigkeit. [PUII, x, S. 192i] 527. "Ich bemerkte die A%hnlichkeit der Beiden vielleicht fu%nf Minuten lang." Das sagt man etwa, wenn sie sich a%nderten. - Das hie#e: sie fiel mir fu%nf Minuten lang auf, sie bescha%ftigte mich 5 Min lang, ich mu#te wa%hrend dieser Zeit immer wieder an sie denken. "Sie fiel mir nur fu%r fu%nfMin auf, dann nicht mehr." "Die A%hnlichkeit verblu%ffte mich fu%nf Minuten lang. Ich mu#te immer wieder ausrufen . . ." Das hei#t nicht: ich beobachtete sie 5 Min lang, dann verschwand sie. "The similarity struck me for 5 min." "Die A%hnlichkeit verblu%ffte mich 5 Mi lang. Danach bemerkte ich sie nicht mehr." [a: vgl. <1PU>1 II, xi, S. 21of] 528. "Ich beobachtete diese A%hnlichkeit fu%r 5 Min" wu%rde hei#en: Ich beobachtete die sich a%ndernden Gesichter auf ihre A%hnlichkeit hin. 529. Die Organisation des Gesichtsbilds: <1das>1 geho%rt zusammen, <1das>1 nicht. Organisiert wird also durch ein Zusammennehmen und ein Trennen. Nun, beim Zeichnen kann man das z.B. tun. 530. Es gibt sehr verschiedene Arten der 'Aspekte'. Eine Art ko%nnte man "Organisationsaspekte" nennen. [Vgl. <1PU>1 II, xi, S. 208d] 531. Die Linien ha%ngen anders zusammen. Was fru%her zusam- mengeho%rte, geho%rtjetzt nicht zusammen. 532. Ich konnte also den H-E.-K von vornherein als Bild-H. sehen. D.h.: Gefragt: "Was ist das?" oder "Was siehst du da?" ha%tte ich die Antwort gegeben "Einen Bild-H.". Ha%tte man mich weiter gefragt, was ein B-H. sei, so ha%tte ich zur Erkla%rung auf ver- schiedene Hasenbilder, und auf wirkliche Hasen zeigen mussen, ha%tte von dem Leben dieser Tiere reden und sie nachmachen ko%nnen. <1[PU>1 II, xi, S. 194d] 533. Ich ha%tte nicht gesagt "Ich sehe das als B-H." oder "Ich sehe das jetzt als B-H.". Ich ha%tte einfach die Wahrnehmung beschrieben; nicht anders, als ha%tte ich gesagt "Ich sehe dort einen roten Kreis". Dennoch ha%tte ein Andrer von mir sagen ko%nnen "Er sieht diese Figur als H.". (Vgl. PUII, xi, S. 194e-195a] 534. Zu sagen "Ich sehe dasjetzt als . . ." ha%tte fu%r mich sowenig Sinn gehabt als wie beim Anblick einer Flasche Wein zu sagen "lch sehe das jetzt als Flasche". Man wu%rde diese A%u#erung nicht verstehen. Ebensowenig wie die A%u#erung aus Haut 'jetzt ist es fu%r mich eine Flasche" oder auch die "Das kann auch eine Flasche sein". [ Vgl. <1PU>1 II, xi, S. 195b] 535. Man ko%nnte auch normalerweise nicht sagen "Ich halte das fu%r Messer und Gabel". 536. Man <1ha%lt>1 auch nicht, was man bei Tisch als Messer und Gabel erkennt, fur Messer und Gabel; sowenig wie man beim Essen fu%r gewo%hnlich zu essen versucht, oder zu essen trachtet. [Vgl. <1PU>1 II, xi, S. 195c] 537. <1Denkt>1 der Hund an den Hasen, den er plo%tzlich gewahr wird? 538. Wenn nun ein Mensch spazieren geht, und es la%uft ihm plo%tzlich ein Tier u%ber den Weg: ich sehe ihn u%berrascht schauen - was wei# ich von seinem Erlebnis? Gefragt, ko%nnte er sagen "Es hat mich plo%tzlich etwas erschreckt; ich wei# nicht was." Oder auch: "Ich sah plo%tzlich etwas vorbeihu- schen - das war alles." Oder: "Es war ein Hase!" 539. Denk dir, er ha%tte nie ein Tier gesehen: Wa%re sein Seherlebnis dann ein anderes, als das eines, dem die Tiergestalt des Vorbeihu- schenden vertraut ist? (Ich mo%chte gerne die Frage bejahen, wei# aber nicht, warum.) 540. Man kann die Frage auch anders stellen:Jemand sieht plo%tzlich einen Gegenstand vor sich, den er nicht erkennt; (es mag ein ihm wohlvertrauter Gegenstand sein, aber in ungewo%hnlicher Lage, oder Beleuchtung); das nicht-Erkennen dauert vielleicht nur sekunden- lang. Ist es richtig: er habe ein anderes Seherlebnis, als der, dem der Gegenstand gleich bekannt ist? <1[PU>1 II, xi, S. 197e] 541. Ko%nnen wir uns denn nicht vorstellen, da# Einer die vor ihm auftauchende, ga%nzlich unbekannte Form ebenso <1genau>1 beschreiben kann, wie ich, dem sie vertraut ist? Und ist das nicht die Antwort? Freilich, im allgemeinen wird es so nicht sein. Auch wird seine Be- schreibung ganz anders lauten. (Ich werde z.B. sagen "Das Tier hatte lange Ohren" - er: "Es waren da zwei lange Fortsa%tze" und nun zeichnet er sie.) <1[PU>1 II, xi, S. 197f] 542. Man mu# sich hu%ten, hier in den hergebrachten psychologi- schen Kategorien zu denken. Etwa das Erlebnis einfach in ein Sehen und ein Denken zu zerlegen; oder dergl. . 543. Man will fragen "Ist Erkennen ein Teil des Sehens?" und die Frage ist falsch gestellt. Was sind die Zeichen des Erkennens - was sind die Zeichen des Sehens? Wer den Freund plo%tzlich in der Menge sieht und seinen Namen ausruft, wovon gibt der ein Zeichen? 544. Oder ich sehe Einen, den ichjahrelang nicht gesehen habe, ich sehe ihn deutlich, erkenne ihn aber nicht. Plo%tzlich erkenne ich ihn, sehe in seinem vera%nderten Gesicht sein altes. Ich glaube, ich ko%nnte ihnjetzt anders portraitieren. <1[PU>1 II, xi, S- 197g] 545. Es ist klar, es ist hier eine Verwandtschaft der Begriffe. 546. Ist es nicht mo%glich, da# Einer ein ihm ganz fremdes Gesicht genauer beschreiben kann, als ich ein mir alt bekanntes? 547. (Und hier mu# man zwischen dem Erlebnis des Wiedererken- nens unterscheiden und dem Erkennen, welches einfach ein mir- -vertraut-sein ist.) 548. Versuche nicht, in dir selbst das Erlebnis zu analysieren! [PU II, xi, S. 204e] 549. Ich schaue aufein Tier im Ka%fig. Man fragt mich: "Was siehst du?" Ich antworte: "Einen Hasen." - Ich schaue in die Landschaft; plo%tzlich la%uft ein Hase vorbei. Ich rufe aus: "Ein Hase!" Beides, die Meldung und den Ausruf, kann man den Ausdruck der Wahrnehmung und des Seherlebnisses nennen. Aber der Ausruf ist es in anderm Sinn, als die Meldung; er entringt sich uns. Er verha%lt sich zum Erlebnis a%hnlich, wie der Schrei zum Schmerz. <1[PU>1 II, x1, 550. A ist es nicht einfach so: Der Ausruf d.h. der besondere Worte selbst sind, ganz wie die der Meldung, der Ausdruck der visuellen Wahrnehmung, etc. . Die U%berraschung ha%tte sich auch in einem unartikulierten Laut ausdru%cken ko%nnen; gefragt "Warum bist du erschrocken?", sage ich dann: "Ein Hase ist u%ber den Weg gelaufen." 551. Ein andcrer Ausruf wa%re gcwcsen: "Was war das?!" 552. Aber ist es auch das glciche Erlebnis, dessen Ausdruck der unartikulierte Laut, und dessen Ausdruck der Ausruf "Ein Hase!", war? Wie soll ich's beurteilen? <1(Ich>1 meinte nicht das Gleiche.) 553. Aber da cr (der Ausruf) die Beschreibung eincr Wahrnehmung ist, kann man ihn auch den Ausdruck eines Gedankens nenncn. Und man kann also sagen, da# wer den Gegenstand anschaut und sieht, nicht an ihn denken mu#; wer aber das Seherlebnis hat, dessen Ausdruck der Ausrufist, der denkt auch an das, was er sieht. <1[PU>1 II, xi, S. 197c] 554. Und darum scheint das Erlebnis des Aspektwechsels halb Seh-, halb Gedankenerlebnis. <1[PU>1 II, xi, S. 197d] 555. Beim Sehen des Aspektwechsels mu# ich mich mit dem Objekt bescha%ftigen. 556. Mit dem, was ichjetzt bemerke, was mir auffa%llt, bescha%ftige ich mich. Insofern ist das Erleben dcs Aspektwechsels auch gleich cinem Tun. 557. Dru%ckt der Ausruf Was war das? ein besondres Seherlebnls aus? 558. Ko%nnte man nicht antwortcn:Ja und Nein? 559. "lch sah nur cincn Schatten vorbeihusehen." Ist das nicht der Ausdruck dcs Seherlebnisses? 560. Ich sehe eine 'fragwu%rdige' Gestalt. 561. Aber kannst du wirklich sagen, da# die Fragwu%rdigkeit <1und>1 die Gestalt gesehen wird? 562. Frage: <1Was spricht dafu%r?>1 Nun, da# die Beschreibung, die ich von der Erscheinung gebe, auch durch die Fragwu%rdigkeit gemodelt wird. 563. Was ist das Kriterium des Seherlebnisses? Was soll das Kriterium sein? Die Wiedergabe dessen, 'was gesehen wird'. <1[PU>1 II, xi, S. 198b] 564. Kann ich nun beim Aufleuchten des Aspekts ein Seherlebnis von einem Denkerlebnis trennen? - Wenn du es trennst, dann scheint das Aufleuchten des Aspekts verloren zu gehen. 565. Ich glaube, man ko%nnte es auch so sagen: Dem Aspektwechsel wesentlich ist ein <1Staunen.>1 Und Staunen ist Denken. 566. Aber ist denn das nicht nur MEINE Auffassung des Aspektwech- sels? 567. <1Was>1 leuchtet denn auf? Der Aspekt des H., z.B.. Und darin, da# man es nur so ausdru%cken konnte, lag der Gedanke. 568. Etwas Vorbeifliegendes ko%nnte mich u%berraschen, sozusagen <1ko%rperlich>1 u%berraschen, und ich doch nicht daran <1denken.>1 D.h., ich ko%nnte z.B. in einem Gedankengang fortfahren, obgleich ich zusammenzuckte. 569. Denke nun aber an die Aspekte der rotierenden Tro-mmel. Wenn sie wechseln, ist es, als ob die <1Bewegung>1 gewechselt ha%tte. Man wei# hier nicht notwendigerweise, ob die Bewegungsweise oder der Aspekt sich gea%ndert hat. Hier haben wir also auch nicht im gleichen Sinne das Erlebnis des Aspektwechsels. 570. Denk dir, zwei Lichter, blau und rot, wechseln vor meinen Augen ab. Es ist meine Aufgabe, beim Aufleuchten des blauen auf einen Knopf zu dru%cken, beim Aufleuchten des andern, auf einen andern Knopf. Das ko%nnte Einer doch gewi# ganz mechanisch tun. Und nun denk dir dies Spiel gespielt mit den beiden Aspekten des Schwarz-wei#- Kreuzes. Ist es denn unmo%glich, da# es da ein ebenso mechanisches, gedankenloses, Reagieren gibt? 571. Wenn ich nun diesen Menschen in der Menge erkenne, nachdem ich vielleicht schon la%ngere Zeit in seiner Richtung geschaut habe, - ist es ein Sehen? ein Denken? Der Ausdruck des Erlebnisses ist "Schau, da ist der . . .!" - aber er ko%nnte natu%rlich auch eine Skizze sein. Auch in der Skizze und im Skizzieren mag es sich ausdru%cken, da# ich diesen Menschen erkenne. (Aber das plo%tzliche Erkennen dru%ckt sich darin nicht aus.) Derselbe Ausdruck, der sonst Meldung des Gesehenen war, ist jetzt Ausruf des Erkennens. [a: vgl. <1PU>1 II, xi, S. 197h; b: S. 198a] 572. Nimm an, das Kind erkennt plo%tzlich einen Menschen. Es sei das erste Mal, da# esjemand plo%tzlich erkennt. - Es ist als wa%ren ihm plo%tzlich dic Augen aufgegangen. Man kann z.B. fragen: Wenn es den N. N. plo%tzlich erkennt, - ko%nnte es dasselbe Seherlebnis haben, aber ohne ihn zu erkennen? Es ko%nnte ihn doch z. <1B.falsch>1 wiedererkennen. 573. Denk Einer fragte: "Tu ich denn das mit den Augen?" 574. Es la%uft ein Hase u%ber den Weg. Einer kennt ihn nicht und sagt: "Etwas Seltsames ist vorbeigesaust" und beschreibt nun die Erscheinung. Ein Andrer ruft "Ein Hase!" und kann ihn nicht so genau beschreiben. Und warum will ich nun dennoch sagen, da# der, der ihn erkennt, ihn anders sieht, als der ihn nicht erkennt? 575. Sieht Einer ein La%cheln, das er nicht als La%cheln erkennt, nicht so versteht, anders, als der es versteht? Er macht es z. B. anders nach. (Verstehen der Kirchentonarten.) <1[PU>1 II, xi, S. 198e] 576. <1Was ist dafu%r zu sagen,>1 da# er es anders sieht? 577. "Wenn man wei#, was es ist, schaut's anders aus." - Wieso? 578. Wie wa%re es, wenn Einer das Voru%berhuschende zwar nicht kennt, sich aber gleich darin auskennt? Sieht er's dann wie der, der es kennt? 579. Es ist eine Frage der Begriffsbestimmung. 580. Ich erwa%hne diese Arten der Aspekte, um zu zeigen, mit welcher Art der Vielheit man es hier zu tun hat. 581. Es gibt hier eine Unmenge mit einander verwandter Erscheinungen und mo%glicher Begriffe. <1[PU>1 II, xi, S. 199d] 582. Manchmal ist im Aspekt das Begriffliche vorherrschend. D.h.: Manchmal ist der Ausdruck des Aspekterlebnisses nur durch eine begriffliche Erkla%rung mo%glich. Und diese kann wieder sehr verschiedener Art sein. 583. Die verschiedenen Arten der Aspekte. 584. Das Ho%ren einer Melodie und die Bewegungen, mit denen man sie in einer bestimmten Weise auffa#t, oder ho%rt. 585. Warum scheint hier <1Tun>1 und Erleben so schwer zu trennen? 586. Es ist, als ob Tun und Eindruck nicht nebeneinander hergin- gen, sondern das Tun den Eindruck formte. 587. Ich ho%re es anders, ich kann esjetzt anders spielen. Also anders wiedergeben. 588. Es gibt viele Arten des Aspekterlebnisses. Es ist ihnen gemein- sam der Ausdruck: "Ich sehe esjetzt als <1das";>1 oder "Ich sehe esjetzt <1so";>1 oder 'jetzt ist es <1das,>1 -jetzt <1das";>1 oder "Ich ho%re esjetzt al s . . . fru%her ho%rte ich es als . . .. Die Erla%uterung aber dieser <1"das">1 und <1"so">1 ist in verschiedenen Fa%llen die denkbarst verschiedene. 589. Wie wa%re es aber, wenn ich im Freien plo%tzlich einen Lo%wen gewahr wu%rde? Ich nehme an, ich sehe nur ein Stu%ck seines Kopfes, erkenne es aber sogleich und schreie "Ein Lo%we!". Das Sta%rkste in mir ist die Furcht. - Und nun frage ich wieder: Wie war es mit dem Gesichtseindruck? War <1er>1 von andrer Art als der, den ich im zoologischen Garten empfange? (Abgesehen davon, da# dieser viel vollsta%ndiger ist. -) 590. (Ich kann mich noch nicht u%ber die Masse der Erscheinungen erheben.) 591. Es ist hier <1schwierig>1 zu sehen, da# es sich um Begriffsbestim- mungen handelt. Ein Begriffdra%ngt sich auf. (Das darfst du nicht vergessen.) <1[PU>1 II, xi, S. 204h] 592. Der Gesichtseindruck scheint sich zu dieser Form zu organi- sieren. 593. Das hei#t doch eigentlich: er a%nderte sich, und er a%nderte sich nicht. 594. Als ich ihn plo%tzlich erkannte, schien aus meinem Gesichtsein- druck plo%tzlich <1das>1 zu werden. 595. War es ein Verstehen? war es ein Sehen? 596. Was, wenn u%berhaupt etwas, rechtfertigt mich, von einem Sehen hier zu reden? 597. Denk, Einer erza%hlte mir: "Es war, als ob sich mein Gesichts- eindruck zu diesem Gesicht und seiner Umgebung plo%tzlich organisierte. " Ich wu%rde ihn verstehen. Ich wu%rde begreifen, warum er sich so ausdru%ckt. D.h., ich wa%re auch geneigt, dieses Bild zu brauchen. 598. Diese Figur ist dic Umkchrung von und dicsc: dic Umkchrung von dicscr: . Man ist gcncigt zu sagcn, da# man das vcrkchrtc Wort andcrs <1sieht>1 als das aufrechte. Diescs ist lcicht zu kopiercn,jcnes schwer. [Vgl. PUII, xi, S. 198g] 599. Dic Figur a) ist dic Umkchrung dcr Figur b) , zwischen meinem Eindruck von c und d besteht noch ein anderer Untcrschicd - mo%chte ich sagen - als zwischen a und b. (d sieht z.B. ordentlich aus, c unordentlich. Vergl. Lewis Carroll 'Looking glass'.) d ist lcicht zu kopieren, c schwer. [PUII, xi, S. 198g] 600. Was fru%her im Gesichtseindruck auseinanderfiel, geho%rt jetzt zusammen. 601. Wie wa%re diese Erkla%rung: "Ich kann etwas als <1das>1 sehen, wovon es ein <1Bild>1 sein kann"? - Aber ist das eine Erkla%rung, oder ein Pleonasmus? - <1[PU>1 II, xi, S. 2o1b] 602. Es hei#t doch: Die Aspekte im Aspektwechsel sind <1die,>1 die die Figur unter Umsta%nden <1statisch>1 in einem Bild haben ko%nnte. <1[PU>1 II, xi, S. 201b] 603. Ein Dreieck kannja-wirklich in einem Bild stehen, in einem andern ha%ngen, in einem dritten etwas Umgefallenes darstellen. - So zwar, da# ich, der Betrachter, nicht sage "Das kann auch etwas Umgefallenes darstellen", sondern "Dieser Krug ist umgefallen und liegt in Scherben". So reagieren wir aufdas Bild. [PUII, xi, S. 2o1c] 604. Ko%nnte ich sagen, wie ein Bild beschaffen sein mu#, um dies zu bewirken? Nein. Es gibt z.B. Malweisen, die mir nichts in dieser unmittelbaren Weise mitteilen, aber doch einem Andern. Ich glaube, da# Gewohnheit und Erziehung etwas damit zu tun haben. <1[PU>1 II, xi, S. 2o1d] 605. Betrachte nun aIs Beispiel die Aspekte des Dreiecks. Das Dreieck kann gesehen werden als dreieckiges Loch, als Ko%rper, als geometrische Zeichnung; auf seiner Basis stehend, von seiner Spitze ha%ngend; als Berg, als Keil, als Pfeil oder Zeiger; als ein umgefallener Ko%rper, der (z.B.) auf der ku%rzeren Kathete stehen sollte, als ein halbes Parallelogram, und verschiedenes andres. , [PUII, xi, S. 2ooc] 606. Was hei#t es nun, da# ich auf dem Bild die Kugel schweben sehe? Liegt es schon darin, da# ich das Bild so beschreibe? Da# mir diese Beschreibung die na%chstliegende, natu%rlischste ist? Nein; das ko%nnte sie aus verschiedenen Gru%nden sein. Sie ko%nnte z.B. einfach die herko%mmliche sein. <1[PU>1 II, xi, S. 2o1e] 607. Was aber ist der Ausdruck dafu%r, da# ich das Bild nicht nur, z. B. , so verstehe (wei#, was es darstellen <1soll),>1 sondern so <1sehe?>1 Ein solcher Ausdruck ist: "Die Kugel scheint zu schweben", "Man sieht sic schweben", oder auch in besonderem Tonfall "Sie schwebt!". Das ist also der Ausdruck des Dafu%rhaltens. Aber nicht als solcher verwendet. <1[PU>1 II, xi, S. 201e] 608. Wir fragen uns hier nicht, was die Ursachen sind und was in einem besondern Fall diesen Eindruck hervorruft. <1[PU>1 II, xi, S. 2o1f] 609. Und <1ist>1 es ein anderer Eindruck? - "Ich sehe doch etwas <1anderes,>1 wenn ich die Kugel schweben, als wenn ich sie blo# daliegen sehe." - Das hei#t eigentlich: Dieser Ausdruck ist gerechtfertigt! (Denn wo%rtlich genommen ist es ja nur eine Wiederholung.) <1[PU>1 II, xi, S. 201 g] 610. (Und doch ist mein Eindruck auch nicht der einer wirklichen schwebenden Kugel. Vergleiche verschiedene Arten des 'ra%um- Iichen' Sehens; Ra%umlichkeit der gewo%hnlichen Photographie und dessen, was man durch's Stereoskop sieht.) <1[PU>1 II, xi, S. 202a] 611. "Und ist es wirklich ein anderer Eindruck?" Um es zu beantworten, mo%chte ich mich fragen, ob wirklich etwas anderes in mir existiert. Aber wie kann ich mich davon u%berzeugen? -- Ich <1beschreibe,>1 was ich sehe, anders. <1[PU>1 II, xi, S. 2o2b] 612. Den Wechsel des Aspekts ko%nnen wir hervorrufen, und er kann auch gegen unsern Willen eintreten. Er kann unserm Willen folgen wie unser Blick. 613. Wenn man nachts im omnibus fa%hrt und er e1ne Kurve macht und man schaut dabei die Vorderwand des Omnibusses an (die sich relativ zum Fahrgast nicht bewegt), so glaubt man, man <1sehe sie>1 die Biegung machen. Man spu%rt natu%rlich, da# das Gefa%hrt die Biegung macht und mo%glicherweise sieht man auch irgend ein Anzeichen davon an der a%u#ern Dunkelheit, die man noch aus dem Augen- winkel sieht, wenn auch unbewu#t. Aber man meint, die Vorder- wand die Kurve beschreiben zu sehen und <1zugleich>1 natu%rlich sich nicht gegen uns zu vera%ndern. 614. (Rhees) Wenn jemand seine gegenwa%rtige Stimmung be- schreibt, z.B. sagt, sie gleiche einer grauen Wolke, - beobachtet er sie nicht, auch wenn sie vielleicht durch dies Beobachten modifiziert wird? und gilt fu%r diese Beschreibung, was ich von 'Beschreibungen' allgemein sagte? 615. Schaue ich nicht in mich und sage: "Was ist nur das richtige Wort fur dies Gefu%hl, diese Stimmung?" - Und ist es klar, da# sie durch mein Schauen nicht z.B. versta%rkt wird? Kann ich nicht in einer Stimmung <1schwelgen?>1 Und kann Selbst- beobachtung nicht zum Schwelgen geho%ren? 616. Denke, ich sage in so einem Fall: "Ja, dieser Schmerz ist wie Weise immer)in mir hervorrufe und dann seinen Charakter genau zu beschreiben trachte. 617. Denke, ich sage in so einem Fall: 'Ja, dieser Schmerz ist wie eine lodernde Flamme. " 618. In welcher Weise und in welchem Sinne beobachte ich den Schmerz? (Denn es scheint mir da keinen Unterschied zu machen, ob Einer seine Traurigkeit oder seinen eignen Schmerz beobachtet.) Ich setze mich in den Stand, ihn zu fu%hlen. Aber <1welchen?>1 den so gearteten, - oder den, der auf <1diese>1 Weise hervorgerufen wird? Sage ich "Ich mo%chte wieder diesen selben lodernden Schmerz erzeugen, um zu sehen, <1wie>1 er ist?" Wozu soll ich ihn beobachten, wenn ich ihn so identifizieren kann? Nun, man ko%nnte sagen: "Wenn ich nur diesen selben Schmerz wieder und wieder fu%hle, werde ich endlich das rechte Wort oder gar das rechte farbige Bild (etwa das einer Flamme) fu%r ihn finden. " Und nun kann ich den Fall vereinfachen. Er braucht ja den Schmerz nicht absichtlich hervorrufen; sondern es sei ein andauern- der Schmerz (im Kopf, oder Magen) und er denkt u%ber die richtige Beschreibung seines Gefu%hls nach. 619. Was ich sagen will, ist doch das, da# ich durch's Schauen nicht den <1Gesichtseindruck>1 beobachte, sondern das Angeschaute. 620. Wenn ich also in irgend einem Sinn auf meinen Kummer schaue, so beobachte ich nicht den Eindruck, den ich so erhalte. 621. Aber denk dir, ich schaue starr auf einen Gegenstand und frage mich "Was fu%r ein Rot sehe ich da?" Es interessiert mich dabei gar nicht die Farbe des Gegenstandes, sondern ich suche (etwa) nur nach einem Namen fu%r meinen gegenwa%rtigen Eindruck von ihm. Kann ich sagen: U%ber einen Eindruck nachdenken ist nicht 'ihn beobachten'? 622. Was teilt uns der mit, der sagt "Jetzt seh ich es als . . ."? Das hei#t: Welche Folgen hat diese Mitteilung, welche Art von Verwen- dung kann sie haben? Sie ko%nnte verschiedenerlei Folgen haben. Wer z.B. den H-E-Kopfjetzt als H. sieht, wird nicht den Ausdruck des E.-Gesichts beschreiben ko%nnen. Raumvorstellung in der darstellenden Geometrie. Wer das Wu%r- felschema jetzt flach sieht, wird verschiedene zeichnerische Opera- tionen mit ihm nicht vornehmen ko%nnen. [Stimmt nicht ganz.] 623. Verbindung mit dem Spiel "Das ko%nnte ein . . . sein". 624. Was teilst du mir mit den Worten . . . mit? Was kannich mit dieser Au#erung anfangen? Welche Folgen hat sie? 625. Gewisse Zeichnungen sieht man immer flach, andere manch- mal oder auch immer ra%umlich. <1[PU>1 II, xi, S. 2o2c] 626. Da mo%chte man nun sagen: Der Gesichtseindruck der ra%umlich Wi u%rfel. (Denn die Beschreibung des Eindrucks ist die Beschreibun 627. "Ich sehe esjetzt immer als . . .". Ich habe auf dem BiId dies fru%her fa%lschIich als . . . gesehen;jetzt aber nicht mehr. Ich sehe es jetzt immer, wie es gemeint ist. - Wie a%u#ert sich das? 628. Und es ist dann merkwu%rdig, da# unser Eindruck fu%r manche Zeichnung etwas Flaches, fu%r manche etwas Ra%umliches ist. Man fragt sich: "Wo soll das enden?" [Das Bild eines La%ufers.] <1[PU>1 II, xi, S. 2o2d] 629. "An was erinnert mich diese Farbe?" - Wer einen Gegenstand anschaut und sich das fragt, - beobachetet der den Gesichtseindruck? 630. Was teilt mir Einer mit, der sagt "Ich sehe esjetzt als . . ."? Welche Folgen hat diese Mitteilung? Was kann ich mit ihr anfangen? <1[PU>1 II, xi, S.2o2f] 631. Menschen assoziieren oft Farben mit Vokalen. Es ko%nnte sein, da# fu%r Manchen ein Vokal, wenn er mehrere Male hintereinander ausgesprochen wird, seine Farbe wechselt. Der Vokal <1a>1 wa%re jetzt blau-jetzt rot'. "Ich sehe esjetzt als . . ." ko%nnte uns nicht mehr bedeuten, als "a istjetzt rot". (Gekuppelt mit physiologischen Beobachtungen ko%nnte auch dieser Wechsel uns wichtig werden.) <1[PU>1 II, xi, S. 2o2g] 632. Wenn ich mich nach der Verwendung, nach dem Interesse, jener Mitteilung frage, fa%llt mir ein, wie oft in a%sthetischen Betrachtungen gesagt wird: "Du mu#t es <1so>1 sehen, so ist es gemeint", "Wenn du es <1so>1 siehst, siehst du, wo der Fehler liegt", "Du mu#t diese Takte als Einleitung ho%ren", "Du mu#t nach dieser Tonart hinho%ren", "Du mu#t das Thema <1so>1 phrasieren" (und das kann sich auf's Ho%ren und auf's Spielen beziehen). <1[PU>1 II, xi, S. 2o2h] 633. Die Figur soll eine konvexe Stufe vorstellen === und zur Demonstration irgend welcher ra%umlicher Vorga%nge ver- wendet werden. Wir ziehen dabei etwa die Linie <1a>1 durch die Mittel- punkte der beiden Fla%che Wenn nun Einer die Figur nur auf Augenblicke ra%umlich sa%he, und auch dann vielleicht manchmaI aIs eine konkave Stufe, dann ko%nnte es ihm schwer werden, der Demonstration zu folgen. (Wie dem die darstellende Geometrie schwer wird, der die Projektionen nicht ra%umlich zu sehen im Stande ist.) (Rolle der Anschauung in der Mathematik.) Und wenn f%u%r ihn der flache Aspekt mit einem ra%umlichen wechselt, so ist es nicht anders, als zeigte ich ihm wa%hrend der Demonstration abwechselnd ga%nzlich verschiedene Gegensta%nde (einmal etwas Flaches, einmal ein Modell, einmal ein anderes). <1[PU>1 II, xi, S. 203a] 634. Aber die Verwendungen in der A%sthetik und in der darstellen- den Geometrie sind doch grundverschieden. Ist es in der A%sthetik nicht wesentlich, da# das Bild, das Musikstu%ck, etc., seinen Aspekt , fu%r mich wechseln kann? - denn fu%r jene Darstellung ra%umlicher Vorga%nge ist es das natur%lich nicht. 6 "W ih h # d 635. "Wenn ich es <1so>1 sehe, so pa#t es, aber wenn ich es <1so>1 sehe, dann nicht." 636. Spiel: "Es kann auch . . . sein." 637. "Das ist doch kein <1Sehen!"->1- "Das ist doch ein <1Sehen!">1 - Beide mu%ssen sich begrifflich rechtfertigen lassen. <1[PU>1 II, xi, S. 2o3c] 638. Die Frage ist: <1Inwiefern>1 ist es ein Sehen? [PUII xi S 2o3d] 639. <1"Siehst>1 du dies Blatt immer <1gru%n,>1 solange du es na%mlich anschaust und auf die Frage, welche Farbe es hat, ohne zu lu%gen "gru%n" antworten wu%rdest?" Hat diese Frage einen klaren Sinn? Eine Antwort wa%re vielleicht: "Nun, ich sage mir beim Ansehen des Blattes nicht die ganze Zeit 'Ach, <1wiegru%n!'>1 ". 640. Was ist der Ausdruck davon, da# ich dies Bild als Bild beschneiter Ba%ume sehe? da# ich nicht nur <1wei#,>1 da# es solche vorstellt, da# ich es nicht wie eine Blaupause <1lese?>1 - Ich behandle es anders. (Kind und Puppe.) 641. Wenn ich in einem Bild ein Tier von einem Pfeil durchbohrt sehe, <1wei#>1 ich nur, da# die Pfeilspitze mit den Federn zusam- menha%ngt, oder <1sehe>1 ich's - Ich <1verhalte>1 mich zu diescn Stu%cken, wie zu einem Pfeil, d.h. : ich sage nicht nur, als wa%r's die Zeichnung einer Maschine, die ich entziffere, "Diese beiden Stu%cke geho%ren zusam- men, es geht hier ein Stab durch"; sondern, gefragt "Was sahst du auf dem Bild?", antworte ich gleich: "Ein Tier von einem Pfeil durchbohrt. " [Vgl. <1PU>1 II, xi, S. 2o3b] 642. "Die Erscheinung nimmt einen zuerst wunder, aber es wird gewi# eine physiologischc Erkla%rung dafu%r gefunden werden." - - Unser Problem ist kein kausales, sondern ein begriffliches. Die Frage ist: <1Inwiefern>1 ist cs ein Sehen? <1[PU>1 II, xi, S. 2o3d-e] 643. Ich sehe oft eine Kontur weitergehen, wenn sic in dcr Zeichnung untcrbrochcn ist. 644. Ich sehe, da# auf dem Bild der Pfeil das Ticr durchdringt. Er dir das Bild als Silhouette. - <1Siehst>1 du den PfeiI - <1wei#t>1 du nur d # diese bciden Stu%cke Tcile cines Pfeils sein sollcn? [PUII, xi, S. 2o3b] 645. Vergleiche Ko%hIers Figur der einander durchdringenden Sechsecke. <1[PU>1 II, xi, S. 2o3b] 646. Das ist doch ein Sehen! <1Inwiefern>1 ist cs cin Schen? <1[PU>1 II, xi, S. 2o3d] 647. Wu%rdc mir das Bild nur fu%r einen Augenblick gezeigt und ich solltc es beschrciben, wa%rc <1das>1 die Beschreibung; sollte ich's danach zeichnen, so wu%rde ich gewi# zwei gleiche einander durchdringende Sechsecke zeichnen und in <1dieser>1 Beziehung wu%rde ich in der Kopie nicht irregehen, wenn auch sonst manches an ihr falsch sein ko%nnte. <1[PU>1 II, xi, S. 2o3f-2o4a] 648. Ist es ein Wissen oder ein Sehen?-Wie wa%r's, wenn es <1blo#>1 ein Wissen wa%re? In welchen Fa%llen wu%rde ich sagen, es sei blo# ein Wissen? Wenn ich eine Blaupause lese, etwa. 649. Was hei#t es, wenn ich, eine Zeichnung in der darstelIenden Geometrie betrachtend, sage: "Ich wei#, da# es hier weitergeht, aber ich kann es nicht so <1sehen"?>1 Hei#t es einfach, da# mir die Gela%ufigkeit des 'Auskennens' fehlt? Nun, diese Gela%ufigkeit ist gewi# eines unserer Kriterien. Das Kriterium ist eine gewisse ART des sich Auskennens. (Gewisse Gesten z. B. , die die ra%umlichen Verha%ltnisse andeuten. Feine Abschattungen des Verhaltens.) <1[PU>1 II, xi, 2o3b] 650. Du mu#t an die Rolle denken, welche Bilder (im Gegensatz zu Werkzeichnungen) in unserm Leben spielen. Und diese Rolle ist durchaus nicht etwas Gleichfo%rmiges. [Vgl. <1PU>1 II, xi, S. 205c] 651. Von dem, der die Zeichnung als . . . sieht, werde ich mir andres erwarten als von dem, der nur wei#, was sie darstellen soll. <1[PU>1 II, xi, S. 205d] 652. [Bemerkg u%ber die <1dritte>1 Person.] 653. Man ha%ngt sich manchmal Spru%che an die Wand. Aber nicht Lehrsa%tze der Geometrie. Unser Verha%ltnis zu diesen beiden. <1[PU>1 II, xi, S. 205c] 654. "Wenn ich es <1so>1 sehe, so pa#t es wohl <1dazu,>1 aber nicht <1dazu."> 1 Dies ist ein ganz bestimmtes Sprachspiel mit dem Ausdruck "etwas <1so>1 sehen". Und das Kriterium des <1'so>1 sehens' ist hier ein andres als i m Fall der darstellenden Geometrie. 655. Was ist das Kriterium dafu%r, da# er es so <1sieht,>1 wenn er etwa sagt "Wenn ich es <1so>1 sehe, dann pa#t es zu <1diesem"?>1 - Da# er z.B. gewisse A%nderungen an dem Bild, Geba%ude, etc., machen oder vorschlagen kann, die eine gewisse Wirkung auf den Beschauer haben. 656. Wie wenn Einer sagte: Die Traumerza%hlung ist eine seltsame Geda%chtnissto%rung; sie nimmt eine Menge von Erinnerungen vom Vortag, aus fru%heren Tagen, ja aus der Kindheit zusammen und macht daraus eine Erinnerung an ein Ereignis wa%hrend der Zeit des Schlafs. Wir alle kennenja Fa%lle, in denen wir die Erinnerungen mehrerer Tage zu <1einer>1 vermischen. 657. Wann wu%rde ich's denn ein blo#es Wissen, kein Sehen, nennen? - Etwa wenn Einer das Bild wie eine Werkzeichnung behandelte. Das, was es darstellt, aus ihm herausla%-<1se.>1 (Feine Abschattungen des Benehmens.) [PUII, xi, S. 2o41] 658. Ich erkenne die 6-Ecke gleich als solche. Nun schau ich sie an und frage mich: "Seh ich sie wirklich <1als>1 Sechsecke?" - und zwar: die ganze Zeit, wa%hrend welcher ich sie sehe? - Und ich mo%chte antworten: Ich denke nicht die ganze Zeit an sie als Sechsecke. [Vgl. <1PU>1 II, xi, S. 2o4b] 659. Das erste, was an diesem Bild in die Augen springt, ist: es sind Sechsecke. [PUII, xi, S. 204b] 66o. Einer sagt mir: "Ich habe es sofort als zwei Sechsecke gesehen. Ja, das war <1alles,>1 was ich daran gesehen habe." Aber wie versteh ich das? Ich denke, er ha%tte auf die Frage "Was siehst du?" gleich geantwortet "zwei Sechsecke". Er ha%tte diese Antwort auch nicht als eine von vielen mo%glichen behandelt. Sie ist darin gleich der Antwort "Ein Tier" - wenn ich ihm das Bild eines solchen gezeigt . . . . . . ha%tte. <1[PU>1 II, xi, S. 2o4c] 661.Ich <1erkenne>1 es sofort als Gesicht, bin bereit, es als das zu behandeln. 662. Es ha%tteja auch sein ko%nnen, da# ich das Bild zuerst als etwas andres sah, und mir dann sagte "Ach, es sind 2 Sechsecke!". Aber dies geschah nicht. Der Aspekt ha%tte sich also gea%ndert. Und beweist das nun, da# ich's tatsa%chlich in einem besondern Aspekt sah? (Nun, wie du willst!) <1[PU>1 II, xi, S. 2o4f] 663. "Ist es ein <1echtes>1 Seherlebnis?" Die Frage ist: In wiefern ist es eins? [PUII, xi, S. 2o4g] 664. [Es ist schwer zu sehen . . .] [Das Auge "Sieh wie es schaut!"] 665. "Es ist fu%r mich ein Tier, vom Pfeil durchbohrt." Ich behandle es als das, dies ist meine <1Einstellung>1 zur Figur. Das ist eine Bedeutung davon: es ein Sehen zu nennen. [PUII, xi, S. 205a] 666. Kann ich aber auch im gleichen Sinne sagen: "Dies sind fu%r mich zwei Sechsecke"? Nicht im gleichen Sinne, aber in einem a%hnlichen. - <1[PU>1 II, xi, S. 205b] 667. So seh ich es, in diesem Sinne, also nur so lange <1so,>1 als ich diese <1Einstellung>1 dazu habe? Man ko%nnte es sagen. 668. "Dieser Zug des Bildes fiel mir in die Augen." 669. Die beste Beschreibung, die ich von dem geben kann, was mir aufeinen Augenblick gezeigt wurde, ist <1das:>1 . . . "Der Eindruck war der von einem stehenden Tier." Es kam also <1eine ganz bestimmte>1 Beschreibung. - War das das <1Sehen,>1 oder war es ein Gedanke? Wie soll ich's entscheiden? <1[PU>1 II, xi, S. 2o4d] 67o. Aber sehe ich also das Bild nur so lange in diesem Aspekt, als ich diese Einstellung dazu habe? - Man kann es sagen. 671. Ko%nnte man aber nicht auch sagen: "Ich sehe es immer als das, wenn ich's nie als etwas anderes sehe"? 672. [Zu 'Darstellende Geometrie', etc.] "Er sieht es ra%umlich und kennt sich daher so gut in der Zeichnung aus, als operierte er in dem ra%umlichen Modell." Aber ist nicht eben sein besonderes Manipu- lieren in der Zeichnung das Kriterium dafu%r, da# er's ra%umlich sieht? (Denn was wei# ich sonst von seinem Eindruck?) 673. Ich sehe es doch nicht nur als ein Tier, wa%hrend ich dies sage. Ein Ko%rper hat auch sein Gewicht nicht nur wa%hrend er gewogen wird. (Begriffsbestimmung.) 674. Es ist fu%r mich ein Lo%we. Wie lange ist es fu%r mich ein Lo%we? 675. Aber halt! Sage ich denn wirklichje von dem gewo%hnIichen Bild (eines Lo%wen), ich sehe es als Lo%wen? Ich habe das doch nie geho%rt. 676. Und doch habe ich hier u%ber so ein Sehen geredet! 677. Ich ko%nnte von einem Bild von Picasso sagen, ich <1sehe>1 es nicht als Menschen. Oder von manchem: ich ha%tte es lange nicht als das, was es darstellt, sehen ko%nnen, tue es aberjetzt. Das ist doch a%hnlich dem: ich war lange nicht im Stande dies als Einheit zu ho%ren,jetzt aber ho%r ich's so. Fru%her schien es mir wie lauter kurze Stu%cke, die immer wieder abrei#en, - jetzt ho%r ich's als Organismus. (Bruckner.) 678. Wu%rdest du's verstehen, wenn ich sagte "Wir <1betrachten>1 die Photographie, das Bild an unsrer Wand, als die Menschen und andren Dinge, welche auf ihnen dargestellt sind"? [Vgl. <1PU>1 II, xi, S. 2o5e] 679. Dies mu%#te nicht sein. Wir ko%nnten uns leicht Menschen vorstellen, die zu unsern Bildern nicht dieses Verha%ltnis ha%tten. (Menschen z.B., die unsre Photographien abstie#en, weil ein Gesicht ohne Farbe unheimlich und ha%#lich sei.) <1[PU>1 II, xi, S. 2o5f] 68o. Von dem konventionellen Bild eines Menschen sagen wir nicht "Ich sehe das als einen Menschen". "Ich sehe es als ein . . ." geht zusammen mit . . . ("Geht zusammen" in der Technik des S.) 68 1. Wenn ich nun sage "Wir betrachten ein Portrait als Menschen", - wann und wie lange tun wir dies? Immer, wenn wir es u%berhaupt sehen (und es nicht etwa als etwas <1andres>1 sehen)? Ich ko%nnte dies bejahen, und dadurch wu%rde ich den Begriff des Betrachtens bestimmen. - Die Frage wa%re, ob noch ein anderer Begriff des so-Sehens fu%r uns wichtig wird: ein Begriff des so-Sehens, das nur statt hat, wa%hrend ich mich mit dem Bild als diesem Gegenstand <1bescha%ftige. [PU>1 II, xi, S. 2o5g] 682. Der Begriff des Bemerkens. Ich kann sagen, ich bemerke manchmal die A%hnlichkeit dieses Bildes mit . . ., und dergleichen; aber ich sage nicht, ich bemerke manchmal, da# diese Photographie ein Gesicht ist. Ich ko%nnte sagen: Ein Bild <1lebt>1 nicht immer fu%r mich, wa%hrend ich es sehe. [b: PUII, xi, S. 205h] 683. Aber die Frage ist nun: Ist dies "Leben" ein "sehen", oder: mit welchem Recht ko%nnte ich es ein "sehen" nennen? Welche Ver- wandtschaft besteht zwischen diesem Begriff und andern Sehbe- griffen? 684. Nun sagcn wir abcr nicht, wir 'sa%hen' das konventionellc Bild, eines Lo%wen z.B., <1als>1 Lo%wcn. 685. "Ihr Bild la%chclt mich von dcr Wand an." Das mu# es nicht immer tun, wenn ich es sehe. Aber dieser Ausdruck ist auch cine Rechtfertigung des andcrn, da# ich es nicht immer 'so sehe'. [Vgl. <1PU>1 II, xi, S. 205h] 686. lch strcbc mit allen dicscn Bcispiclcn nicht irgcnd cinc Voll- sta%ndigkeit an. Nicht einc Klassifikation allcr psychologischen Begriffe. Ich will nur mcincn Lcscr in dcn Stand sctzcn, sich in begrifflichcn Unklarhciten zu hclfcn. <1[PU>1 II, xi, S. 2o6a] 687. Das Kind sagt "Jctzt ist cs cin Haus" - das kann auch in dcm Spiel, in dcm dic Kistc cin Haus ist, in manchcrlci Art und in manchcrlei Situationcn gcsagt wcrden. Jcmand kommt ins Zimmer, wa%hrend das Spicl im Gang ist; cs wird ihm mitgctcilt "Jctzt ist cs cin Haus". Dics hci#t nicht: <1'Jetzt>1 wurdc cs fu%r mich cin Haus", nicht das Auflcuchtcn dcs Aspckts. Damit cs das ist. mu%sscn Ton und Situation von bcsondrcr Art scin und cs handclt sich wicdcr um fcine Untcrschicdc dcs Benchmcns. 688. 'Fcinc Abschattungcn des Bcnchmcns.' - Wcnn sich mcin Verstehen eines Themas darin a%u#ert, da# ich es mit dem richtigen Ausdruck pfcifc, so ist das cin Bcispicl diescr fcincn Abschattungcn. Wcnn abcr 'jctzt ist cs cin Haus" auch nicht das <1Aufleuchten>1 des Aspckts ausdru%ckt, kann cs nicht dcn stabilcn Aspckt berichtcn? [a: <1PU>1 II, xi, S. 207a] 689. "Er vcrgi#t ganz, da# cs cinc Kistc ist; es ist fu%r ihn tatsa%chlich cin Haus." (Dafu%r gibt cs bcstimmtc Anzcichcn.) Von wcm man das sagcn wu%rdc, wa%rc cs von dcm nicht auch richtig zu sagcn cr <1sehe>1 sic als Haus? [PUII, xi, S. 206f] 69o. Und wer nun so spielen ko%nnte und in einer bestimmten Situation mit besonderm Ausdruck ausriefe 'Jetzt ist es ein Haus!", dessen Worte wu%rden das Aufleuchten des Aspekts ausdru%cken. <1[PU>1 II, xi, S. 2o6g] 691. Der Ausdruck der Stimme und Geba%rde aber ist der gleiche, als ha%tte sich das Objekt gea%ndert und wa%re nun endlich zu diesem oder j.enem <1geworden. [PU>1 II, xi, S. 2o6i] 692. Ich mo%chte sagen, da# dasjenige, was hier aufleuchtet, nur so lange stehen bleibt, als eine bestimmte Bescha%ftigung mit dem Objekt dauert. ("Sieh, wie es blickt!") (Das Bemerken der Fami- liena%hnlichkeit dieses Gesichts mit einemjetzt nicht anwesenden.) -- 'Ich mo%chte sagen' - und <1ist>1 es so? -- Frage dich: "Wie lange f%allt mir etwas auf?"-Wie langeis es mir <1neu?>1 [PUII, xi, S. 21od] 693. Wa%re es richtig zu sagen, da# im Aspektwechsel der rotieren- den Trommel die Wahrnehmung des <1Gleichbleibens>1 des Objektes fehlt? Weil man hier ja wirklich zweifeln kann, ob sich nicht die Bewegungsweise gea%ndert habe. 694. Du mu#t bedenken, da# die Beschreibung der wechselnden Aspekte injedem Falle von andrer Art sind. [PUII, xi, S. 2o7d] 695. Ich will die Aspekte 'schwarzes Kreuz', 'wei#es Kreuz' zur Abku%rzung die Hauptaspekte des Doppelkreuzes nennen. Ebenso von 2 Hauptaspekten der Stufe reden. Es ist ein fundamentaler Unterschied zwischen ihnen und dem Aspekt des Dreiecks z.B. als umgefallenes Dreieck. 696. Der Unterschied liegt in der Beschreibung zur Mitteilung des Aspekts. 697. Den Aspekterlebnissen ist gemeinsam die Form des Aus- drucks: "Ich sehe esjetzt als <1das">1 oder "Ich sehe esjetzt <1so">1 oder 'jetz t ist es <1das>1 -jetzt <1das">1 oder "Ich ho%re esjetzt als . . .; fru%her ho% rte ich es aIs . . .". Die Erkla%rung aber dieser <1'das'>1 und <1'so'>1 ist in verschiedne n Fa%llen von ganz verschiedner Art. 698. Zum Sehen des Dreiecks als halbem Parallelogramm geho%rt Vorstellungskraft, zum Sehen der Hauptaspekte des Doppelkreuzes nicht. 699. Diese scheinen fundamentalerer Art, alsjener. 7oo. Den 'H und E Aspekt sehen' kann nur, wer die Gestaltenjener Tiere innehat; die Hauptaspekte des D.Kreuzes ko%nnten sich in primitiven Reaktionen des Kindes ausdru%cken, das noch nicht sprechen kann. 701. --Jene beiden Aspekte des Doppelkreuzes (ich will sie die Aspekte A nennen) lie#en sich z.B. einfach dadurch mitteilen, da# der Betrachter abwechselnd auf ein freistehendes wei#es und auf ein freistehendes schwarzes Kreuz zeigt. Ja, man ko%nnte sich denken, da# dies eine primitive Reaktion eines Kindes wa%re, das noch nicht sprechen kann. Bei der Mitteilung der Aspekte A wird also auf einen Teil der Doppelkreuzfigur hingewiesen. Den H. und E. Aspekt ko%nnte man auf analoge Weise nicht beschreiben. <1[PU>1 II, xi, S. 2o7f] 7o2. Nur der 'sieht die Aspekte H. und E', der die Gestaltenjener beiden Tiere innehat. Analoge Bedingungen gibt es fu%r die Aspekte A nicht. <1[PU>1 II, xi, S. 2o7g] 7o3. Den HE. Kopf kannjemand fu%r das Bild eines Hasen halten, das Doppelkreuz fu%r das Bild eines schwarzen Kreuzes, aber die blo#e Dreiecksfigur nicht fu%r das Bild von etwas Umgefallenen. Diesen Aspekt des Dreiecks zu sehen, braucht es Vorstellungskraft. <1[PU>1 II, xi, S. 2o7h] 7o4. Wer das Wu%rfelschema fu%r einen Wu%rfel <1ha%-lt,>1 der sieht es vor allem als diesen Wu%rfel, ob er es auch spa%ter anders zu sehen versuchen, und es ihm auch gelingen kann. (Vergleich mit dem Doppelkreuz.) 7o5. Die Aspekte A sind nicht wesentlich ra%umliche Aspekte. Ein schwarzes Kreuz, das auf einer wei#en Fla%che liegt. Man ko%nnte Einem diesen Begriff beibringen, ohne ihmje andere, als auf Papier gemalte schwarze Kreuze zu zeigen; vorausgesetzt da# die Umge- bung dieser Kreuze wechselt und das Kreuz das <1Wichtige>1 an dem Wahrgenommenen ist: La%#t man es z.B. kopieren, so wird immer, oder vor allem, das Kreuz kopiert, etc. . Die Aspekte A ha%ngen nicht in gleicher Weise mit einer Ta%-<1uschung>1 zusammen, wie die ra%umlichen Aspekte des Wu%rfelschemas. [Vgl. <1PU>1 II, xi, S. 2o8a] 7o6. Von einem beliebigen Schriftzeichen - diesem etwa - kann ich mir vorstellen, es sei ein streng korrekt geschriebener Buchstabe irgend eines fremden Alphabets. Oder aber, es sei ein fehlerhaft geschriebener Buchstabe; und zwar fehlerhaft in einer von mehreren verschiedenen Weisen: Es kann z.B. schleuderhaft ge schrieben sein, oder typisch kindisch-ungeschickt, oder bu%rokratisch verschno%rkelt. Es ko%nnte in verschiedener Weise vom korrekt geschriebenen abweichen. - Undje nach der Erdichtung, mit der ich es umgebe, kann ich es in verschiedenen Aspekten sehen. - Hier besteht enge Verwandtschaft mit dem Erleben einer Bedeutung eines isolierten Wortes. <1[PU>1 II, xi, S. 210c] 707. "Ich bemerktc die A%hnlichkeit zwischen ihm und seinem Vater vielleicht 5 Minuten lang, dann nicht mehr." Das kann man sagen, wenn sich das Gesicht a%ndert und nur wa%hrend dieser 5 Minuten seinem Vater a%hnlich sah. Aber es kann auch hei#en: seine A%hnlich- keit mit dem Vater fiel mir nur fu%r wenige Minuten auf, danach verga# ich sie. [PUII, xi, S. 21of] 7o8. "Sie f%allt mir nicht mehr auf" - aber was geschieht da, wenn sie mir auffa%llt? - Nun, ich schaue das Gesicht an, mit dem Ausdruck des Staunens etwa in meiner Miene, vielleicht auch in Worten. - Aber ist das das Auffallen der A%hnlichkeit? Nein; das sind die Erscheinungen des Auffallens, aber diese <1sind>1 'was geschieht'. 'Auffallen' ist ein anderer Begriff. -- [Vgl. <1PU>1 II, xi, S. 211d] 709. 'Denken' und 'in der Vorstellung sprechen' (ich sage nicht: "zu sich selbst sprechen") sind verschiedene Begriffe. <1[PU>1 II, xi, S. 21 1f] 710. Ist das Auffallen Schauen + Denken? Nein. Viele unsrer Begriffe <1kreuzen>1 sich hier. <1[PU>1 II, xi, S. 211e] 711. "Wenn man die Bedeutung der Wo%rter nicht <1erlebte,>1 wie ko%nnte man dann u%ber Wortwitze lachen?" [Hairdresser and sculptor.] - Man lacht u%ber solche Witze: und insofern (z.B.) ko%nnte man sagen, man erlebe die Bedeutung. 712. Denk nur an die Worte, die Liebende zu einander sprechen! Sie 712. Denk nur an die Worte, die Liebende zu einander sprechen! Sie sind mit Gef%uhlen 'geladen'. Und sie sind gewi# nicht - wie Fachausdru%cke - durch beliebige andere Laute auf eine Vereinbarung hin zu ersetzen. Ist das nicht, weil sie <1Geba%rden>1 sind? Und eine Geba%rde mu# nicht angeboren sein; sie ist anerzogen, aber eben <1assimiliert.>1 - Aber ist das nicht Mythus?! - Nein. Denn die Merkmale der Assimilation sind eben, da# ich <1dies>1 Wort gebrauchen und lieber keines, als ein aufgedrungenes verwenden will, und a%hnliche Reaktionen. 713. Ein Wort ist uns z.B. der Tra%ger eines <1Tons>1 geworden; und wir ko%nnen nicht, auf Befehl, ein anderes Wort im selben gefu%hlten Ton aussprechen. 714. Die A%hnlichkeit (z.B.) fa%llt mir auf, - und das Auffallen erlischt. Sie fiel mir nur fu%r wenige Minuten auf, dann nicht mehr. [PUII, xi, S.211d] 715. Was geschah da? Zuerst blickte ich das Gesicht mit einem eigentu%mlichen Ausdruck in meinem an, und ha%tte mich jemand gefragt "Warum schaust du ihn so interessiert an?", so ha%tte ich geantwortet "Weil er <1so>1 seinem Vater a%hnlich sieht". Vielleicht spricht er zu mir und ich gebe gar nicht recht auf das acht, was er sagt, weil ich nur an diese A%hnlichkeit denke. -- Das ist etwa, was mir auf die Frage, was da geschah, einfa%llt. ,, 716. Aber in dieser Antwort steht ein heterogenes Element: "und ha%tte man mich gefragt . . .". Das ist doch nichts, was 'geschah', als mir die A%hnlichkeit aufiel. -Ja, auch meine Zerstreutheit ist nicht von gleicher Art, wie mein Gesichtsausdruck. - Es bleiben also nur meine Mienen, Geba%rden, vielleicht Worte, die ich zu mir selbst oder Andern sage. 717. Das Auffallen ist dem Denken verwandt. 718. Was geschah da? - Wessen kann ich mich entsinnen? Mein <1eigener>1 Gesichtsausdruck kommt mir in den Sinn, ich ko%nnte ihn nachmachen. Ha%tte Einer, der mich kennt, mein Gesicht gesehen, er ha%tte gesagt "Es ist dirjetzt etwas an seinem Gesicht aufgefallen". - Auch Worte fallen mir ein, die ich bei so einer Gelegenheit, laut, oder zu mir selbst spreche. Und das ist alles. Und ist das das AuffalIen? Nein. [PUII, xi, S. 211d] keit auf etwas richten. 72o. <1"Siehst>1 du dies Blatt immergru%n, solange du es siehst, und sich die Farbe f%ur dich nicht a%ndert?" Hat diese Frage einen klaren Sinn? Eine Antwort darauf wa%re vielleicht: "Nun, ich sage mir nicht die ganze Zeit 'Ach, wiegru%n !' " 721. "Bist du dir seiner Farbe die ganze Zcit <1Gewut?">1 Da mo%chte ich zuerst sagen: "Gewi# nicht!" Aber wann und (auf) wie lange bin ich mir ihrer bewu#t? Daru%ber scheine ich nichts Rechtes sagen zu ko%nnen; ich wei# nicht, welche Kriterien da anzuwenden sind. SoIl ich sagen: "Nur so lange, als ich an sie <1denke"?>1 722. Es erza%hlt mir Einer: "Ich sah die Blume an, dachte aber an etwas anderes und war mir ihrcr Farbe nicht bcwu#t." Versteh ich das? - Ich kann mir einen sinnvollen Zusammcnhang dazu denken; es wu%rde etwa weitcrgchen: "Dann plo%tzlich <1sah>1 ich sie und erkannte, da# es die war, wclchc . . .". <1[PU>1 II, xi, S. 211b] 723. Wie ist cs aber mit dieser Antwort: "Ha%tte ich mich damals abgewandt und ha%tte man mich gefragt, welchc Farbe sic hattc, ich ha%tte es nicht sagen ko%nnen"? "Er blickte ihn an, ohne ihn zu sehen." Das gibts. Aber was ist das Kriterium dafu%r? Es gibt da eben verschiedene Fa%lle. <1[PU>1 II, xi, S. 211b] 724- lch habejetzt mehr auf die Form, als auf dic Farbe geschaut- La# dich durch solche Wendungen des Ausdrucks nicht verwirren. Vor allem, denk nicht "Was mag da wohl im Aug, odcr im Gchirn vor sich gehcn?" [PUII, xi, S. 211c] 725. "Ein im Schcn nachhallendcr Gedankc" - mo%chte man sagen. [PUII, xi, S. 212b] 726. "Das Wort hat einc Atmospha%re." - Ein bildlicher Ausdruck; abcr ganz vcrsta%ndlich in gcwissen Zusammcnha%ngen. Z.B.: Das Wort "Sabcl" hat einc andrc Atmospha%rc als das Wort "Sa%bcl". Sie haben dic gleichc Bcdeutung, <1insofern>1 als bcidc Namen dcr gleichen Art von Gcgcnsta%ndcn sind. Abcr was soll man hier sagcn? <1Haben>1 sic dic glcichc, oder nicht die gleiche Bcdcutung? scheiden? Das will ich <1nicht>1 tun. So eine Klassifikation k unter nu%tzlich sein fu%r einen bestimmten praktischen Zweck. Denn f%ur einen solchen wa%re dann eine - der unza%hligen mo%glichen Ein- teilungen - geeigneter als eine andere. 728. Der Botaniker klassifiziert die Pflanzen. Aber um die unend- liche Vielgestaltigkeit der Pflanzen zu zeigen und die Vielf%altgkeit der feinen U%berga%nge braucht es keine Klassifikation. 729. Ich sah sein Gesicht so klar (vor mir) wie fru%her, - aber die A%hnlichkeit mit dem andern merkte ich nicht mehr. 73o. Es konntc auch die eine A%hnlichkeit fu%r mich zuru%cktreten und eine andere mir zum Bewu#tsein kommen. 731. Mach einmal - als Hilfskonstruktion - die Annahme, gewisse Erinnerungen wechselten, wa%hrend ich sein Gesicht anschaue, wu%rden bald mehr bald weniger lebhaft, und <1dies>1 sei fu%r den Aspektwechsel verantwortlich. Soll ich dann dennoch sagen, ich sehejetzt das eine, jetzt das andre? 732. <1Ist>1 also das Bemerken der A%hnlichkeit ein Sehen, oder nicht? Wie soll ich's entscheiden? Es sind hier ungleiche, aber verwandte Begriffe. 733. Man nimmt durch das Bemerken des Aspekts eine interne Relation wahr und dennoch ist es dem <1Vorstellen>1 verwandt. 734. Nur von Einem, der das und das <1kann,>1 gelernt hat, beherrscht, hat es Sinn, zu sagen, er habe Gewisses erlebt. <1[PU>1 II, xi, S. 209a] 735. -- Und <1sieht>1 man nun die Zaghaftigkeit, oder sieht man sie nicht? Mit dem Begriff 'zaghaft' kann man das visuell Wahrgenommene beschreiben, wie mit dem Begriff 'dur', oder 'moll' die Melodie, die ich ho%re. [Vgl. <1PU>1 II, xi, S. 2o9b, c] 736. Wie ko%nnte ich sehen, da# der Gesichtsausdruck gemein, furchtsam, ku%hn, ist, wenn ich nicht wu%#te, da# dies ein <1Ausdruck,>1 nicht die Anatomie des Wesens ist? Aber hei#t das nicht nur, da# ich <1diese>1 Begriffe, die sich eben <1nichi>1 <1nur>1 auf Viuelles beziehen, dann nicht zur Beschreibung des Gesehenen anwenden ko%nnte? Ko%nnte ich nicht dennoch einen <1rein>1 visuellen Begriff, sagen wir, des furchtsamen Gesichts, haben? (Ich ko%nnte dann ein andres Wort gebrauchen.) [Vgl. <1PU>1 II, xi, S. 209b] 737. Ich mu# schon <1viel wissen,>1 um eine Schrift als "kindisch" beschreiben zu ko%nnen. Aber kann ich auch sagen: "um sie aIs 'kindisch' <1sehen>1 zu ko%nnen"? "Kindisch" kann eine Schrift beschreiben, also das was ich sehe, aber 'kindisch' ist nicht ein rein visueller Begriff. 738. Ist es nun richtig zu sagen: "Wir <1ko%nnten>1 einen rein visueIlen Begriff haben, der sich ganz mit dem visuellen Teil des Begriffs 'gemein' (z.B.) deckt"? 739. Ein solcher Begriff wa%re dann wirklich mit den Begriffen 'dur' und 'moll' zu vergleichen, dieja auch einen Gefu%hlswert haben, aber auch einzig zur Beschreibung der Struktur des Wahrgenommenen gebraucht werden ko%nnen. <1[PU>1 II, xi, S. 2o9c] 74o. 'Dur' und 'moll' ist also hier verglichen mit 'schiefwinkelig' und 'rechtwinkelig', z.B. . 741. Aber wa%re es nicht auch richtig zu sagen, da# wer nicht unsern Begriff des 'zaghaften', 'kindischen', 'gemeinen', ha%tte, die Schrift, den Gesichtsausdruck, nicht so <1ernpfinden>1 ko%nnte wie wir, selbst wenn er einen Begriff hat, der immer dort anwendbar ist, wo 'zaghaft' z.B. es ist? Ko%nnte ich also nicht sagen: Die Beiden <1sehen>1 das Gleiche, <1empfinden>1 es aber anders? Wie sie beide Dur ho%ren, aber es verschieden empfinden ko%nnen. 742. Denk nur an den Ausdruck "Ich ho%rte eine <1klagende>1 Melodie"! Und nun die Frage: <1"Ho%rt>1 er das Klagen?" <1[PU>1 II, xi, S. 2o9f] 743. Und wenn ich nun antwortete: "Nein, er ho%rt es nicht; er empfindet es (nur)" - was ist damit getan? Man kannja nicht einmal ein Sinnesorgan dieser 'Empfindung' angeben. Mancher mo%chte nun antworten: "Freilich ho%r ich's! " - Mancher: "Ich <1ho%re>1 es eigentlich nicht." - Es lassen sich aber Begriffsunter- schiede feststellen. <1[PU>1 II, xi, S. 2o9gj 744. (Es la%#t sich eine Begriffsgrenze ziehen. Aber woher dann u%berhaupt die Idee des 'Empfindens' des Gemeinen, Furchtsamen etc.?) Wir <1reagieren>1 anders auf den zaghaften Gesichtsausdruck, als der, der ihn nicht als zaghaft (im <1vollen>1 Sinne des Wortes) erkennt. - Nun will ich aber <1nicht>1 sagen, wir <1spu%ren>1 in den Muskeln und Gelenken diese Reaktion. - Nein, wir haben hier einen modifizierten Empfndungsbegriff. <1[PU>1 II, xi, S. 2o9h] 745. Aber was ist hier <1Empfindungsartiges?>1 746. "Du mu#t die Traurigkeit dieses Gesichts <1empfinden.">1 (Bei der Betrachtung eines Bilds.) -- Wer sie empfindet macht oft das Gesicht mit dem seinen nach. Er ist beeindruckt. Das Bild bringt diese Wirkung in ihm hervor. Am ehesten ko%nnte ich diese 'Empfindung' der Schmerzempfindung vergleichen, die auch einen charakteristischen Ausdruck im Mienen und Geba%rdenspiel hat. Und doch ist sie auch dem Sehen verwandt, weil sie (?) - - - 747. Was ist der Ausdruck, das Kriterium, dieser Empfindung? Doch z.B., wie, mit welchem <1Ausdruck,>1 Einer die Melodie nach- singen wird. Auch vielleicht, mit welchem Gesicht. Oder: was er u%ber sie sagen wird. Das ist doch wohl die besondere Beschreibung, die er von ihr gibt. 748. Die Wahrheit ist doch die: 'Klagen' ist ein Begriff, der nicht rein akustisch ist. Ich kann ihn aber zur Beschreibung von rein Akustischem verwenden. ("Die Dampfpfeife gibt einen klagenden Ton.") Das Wort "klagen" ko%nnte auch alle seine nicht-akustischen Beziehungen verlieren und zu einer rein akustischen Bezeichnung werden. (Etwa wie die Worte "to travel" und "travailler" urspru%ng- lich eine Beziehung zum Qualvollen hatten, die sie dann verloren.) 749. Man ko%nnte nun gegen die Bezeichnung <1"rein>1 akustisch" Einspruch erheben. Wer sagt, was das "rein" Akustische ist? - Nun, "rein akustisch" ist eine Beschreibung, wenn man nach ihr das Geho%rte repro- duzieren kann und alle andern Beziehungen aus dem Spiel gelassen werden. 750. lch kann doch einen Sessel beschreiben durch den Begriff "Stil Ludwig XIV.", und dem entgegensetzen eine Beschreibung, die, etwa durch Zeichnungen, u. a. , die Gestalt, Farbe, etc. notiert, ohne Bezug auf eine historische Periode, einen Ko%nig, etc. 75 1 . Denke, man fragte: <1"Siehst>1 du den Stil Ludwig XIV. , wenn du den Sessel anschaust?" 752. Es ist schwer Begriffsbo%schungen zu verstehen und darzu- stellen. 753. Man kann doch die Frage beanworten, "Wie sieht ein Sessel im Stil Ludwig XIV. aus?" - oder die, "Wie klingt eine klagende Melodie?" - Zeig mir solche Sessel, sing mir solche Melodien vor! 754. Das Epitheton "traurig", auf das Strichgesicht angewendet, z.B., charakterisiert die Gruppierung von Strichen im OvaI. (Dur, Moll.) Angewendet auf den Menschen hat es eine andere, obgleich verwandte, Bedeutung. (Das hei#t aber <1nicht,>1 da# der Gesichtsaus- druck dem Gefu%hl der Traurigkeit a%-<1hnlich>1 sei!) <1[PU>1 II, xi, S. 2o9d] 755. Bedenke auch dies: Rot und Gru%n kann ich nur sehen, aber nicht ho%ren, - die Traurigkeit aber, soweit ich sie in seinem Gesicht sehen kann, kann ich sie auch in seiner <1Stimme>1 ho%ren. <1[PU>1 II, xi, S. 2o9e] 756. Viele Knoten entwirren, das ist die Aufgabe des Philosophen. 757. Dieses Gesicht ist unverscha%mt, dieses Gesicht widert mich an, dieser Geruch ist abscheulich. Geho%rt die Abscheulichkeit zur Geruchsempfindung? Wie entscheidet man's? Man ko%nnte z.B. so fragen: "Ko%nnen zwei Menschen die <1gleiche>1 Geruchsemp~ndung haben, aber einer sie abscheulich ~nden, der andre nicht?" - Und was wa%re das Kriterium der Gleichheit? - Sie ko%nnten ihn z.B. mit den gleichen Geru%chen vergleichen. - Aber es <1gibt>1 hier kein anerkanntes Kriterium. <1Sehe>1 ich also die Unverscha%mtheit?Ja und Nein. Beides la%#t sich rechtfertigen. 758. Einen Geruch abscheulich zu finden, dazu braucht es kein <1Wissen.>1 759. "Siehst du, wenn du diese Linien ziehst, wird das Gesicht traurig." In welche Kategorie geho%rt dieser Satz? Wie verwendet man ihn? Ich sagte einmal, er sei a%hnlich einem geometrischen. Man ko%nnte aber meinen, er sei ein psychologischer, aIso ein Erfahrungs- satz. (Etwa vergleichbar dem: Wenn du diese Ingredienzien hinzu- fu%gst, wird die Substanz gelb.) 760. Man sagt einem Kind etwa "Siehst du, wenn du diese beiden Lernt es einen Erfahrungssatz? (Ich rede hier absichtlich vom Kind, nicht vom Erwachsenen.) 761. (Ko%nnte der Satz nicht wieder 'zwischen mehrere Spiele' hineinfallen?) 762. Jener Satz mu%#te kein geometrischer sein. Sein Zweck ko%nnte sein, festzustellen, da# das Gesicht mit <1diesen>1 Strichen <1mirjetzt>1 einen traurigen Eindruck macht. Aber er ko%nnte auch ungef%ahr die Rolle eines geometrischen (unzeitlichen) spielen. 763. Man ko%nnte von Eincm sagen, er sei fu%r den <1Ausdruck>1 in einem Gesicht blind. Aber fehlte deshalb seincm Gesichtssinn etwas? Aber das ist natu%rlich nicht einfach einc Fragc der Physiologie. Das Physiologischc ist hier cin Symbol fu%r das Logische. <1[PU>1 II, xi, S. 21oa] 764. 'Er hat das Augc cincs Malers', 'das Ohr dcs Musikcrs'. 765. Ist nun, vom Empfindcn dcs Ausdrucks als cincm Schcn zu rcden cinfach cinc Bcgriffsvcrschicbung, wic wcnn man vom Hciratcn des Gcldcs rcdct? Ist hicr also cin blo#cs Mi#vcrsta%ndnis, odcr cinc allma%hlichc Abbo%schung dcs Bcgriffs 'Schen'? 766. Wcr nur <1eiem>1 Gcsichtsausdruck gcschcn ha%tte, ko%nntc den Bcgriff dcs 'Gcsichtsausdrucks' nicht bcsitzen. 'Gcsichtsausdruck' gibts nur im Miencnspicl. Wcr nur 'traurige' Gesichtcr gesehen ha%ttc, ko%nntc sic nicht als traurig <1cipfinden.>1 767. Abcr cr ko%nntc sic doch <1sehcn,>1 wic ich und du. - Abcr das Wort "cmpfindcn" ist doch auch nicht einwandfrci. - Was nehmc ich denn mit dcr Empfindung wahr? Nchmc ich, au#cr dcr sogcnannten Traurigkcit dcr Gcsichtszu%gc, auch dic traurigc Stimmung des Mcnschcn wahr? Odcr <1schlie#e>1 ich diese aus dem Gesicht? Sagc ich: "Seinc Zu%gc und scin Bcnchmcn warcn traurig, also war wohl auch er traurig"? 768. Hicrhcr gcho%rt, glaubc ich, dic Frage: Macht 'traurigc Musik' uns <1traurig?>1 Es schcint, Ja und Ncin. Wir machen z.B. cin trauriges Gcsicht, odcr doch cin Gcsicht, wclchcs Traucr <1spicgelt.>1 769. Man sieht die Trauer, insofern man z.B. den traurigen Gesichtsausdruck sieht, aber man sieht doch nicht den traurigen Klang seiner Stimme. 770. Man siehtja auch das Weinen. Und sieht nun der es anders, <1der>1 nur das physiologische Pha%nomen beobachtet, als der darin den Ausdruck des Grams sieht? - Er <1beobachtet>1 es anders. 771. Ja, ich mo%chte fragen: Habe ich auch nur eine <1Entschuldigung,>1 da von einem andern 'Sehen' zu reden? 772. Nun, was wa%re das Anzeichen dafu%r, da# er es anders sieht? Doch nur seine Stellungnahme dazu. Und freilich: wer anders beobachtet, sieht auch etwas Anderes. 773. Denk dir, Einer fragte dich ganz trocken und ernst "Warum sagst du, er <1sieht>1 es anders?" (Was ko%nntest du antworten?) Zuerst mo%chte ich sagen "Er <1schaut>1 aufetwas anderes", dann etwa "Er wird andere Vergleiche ziehen". Es magja auch sein, da# das blo#e Faktum, da# der Mensch <1nicht>1 weint, oder klagt, sein Gesicht trauriger aussehen la%#t. 774. Ich ho%re die Melodie ganz anders, nachdem ich den Stil dieses Meisters kenne. Ich ha%tte sie z.B. als heiter beschrieben, nun aber empfinde ich sie als den Ausdruck eines gro#en Leidens. Ich beschreibe siejetzt anders, stelle sie mit ganz anderem zusammen. 775. Wer den Ernst einer Melodie empfindet, was nimmt der wahr? - Nichts, was man durch Wiedergabe des Geho%rten erkla%ren kann. [PUII, xi, S. 21ob] 776. Wie ko%nnte ich den Ausdruck des Gesichts erkennen, wenn ich nicht wu%#te, da# es ein Ausdruck, nicht die Anatomie dieses Wesens ist? Wie ko%nnte ich Traurigkeit, Ernst, Grausamkeit in dem Gesicht sehen, ohne das zu wissen? - 777. Denk dir eine physiologische Erkla%rung f%ur dies Erlebnis. Es sei die: beim Ansehen der Figur bestreicht der Blick das Objekt wieder und wieder entlang einer bestimmten Bahn. Diese Bahn entspricht einer bestimmten periodischen Bewegung der Auga%pfel. Es kann geschehen, da# eine solche Bewegungsart in eine andere u%berspringt und die beiden mit einander abwechseln (Doppelkreuz). Gewisse Bewegungsformen sind physiologisch unmo%glich, daher kann ich den H-E. Kopf nicht als Bild eines Hasenkopfes und eines hinter ihm liegenden Entenkopfes sehen, oder das Wu%rfelschema als das zweier einander durchdringender Prismen. U. s. f. . - Nehmen wir an, dies sei die Erkla%rung. - 'ja, nun wei# ich, da# es eine Art Sehen ist." Du hast jetzt ein <1neues,>1 ein physiologisches Kriterium des Sehens eingefu%hrt. Und das kann das alte Problem vcrdcckcn, aber nicht lo%sen. - Der Zweck dieser Bemerkung ist aber, dir vor Augen zu fu%hren, was geschieht, wenn uns einc physiologische Erkla%rung dargeboten wird. Der psychologische Begriff schwebt u%ber der physiologischen Erkla%rung unberu%hrt. Und die Natur unsres Pro- blems wird dadurch klarcr. <1[PU>1 II, xi, S. 212c] 778. Es dra%ngt sich uns nun die Frage auf: Ko%nnte es Menschen geben, die nicht etwas <1als etwas>1 sehen ko%nnen? - oder: Wie wa%rc es, wenn einem Menschen diese Fa%higkeit fehltc? Was fu%r Folgen ha%tte es? Wa%re dieser Defekt vergleichbar dem der Farbenblindheit etwa, oder mit dem Fehlen des absoluten Geho%rs? Wir wollen ihn (einmal) "Aspektblindheit" nennen - und uns nun u%berlegen, was damit gemeint sein ko%nnte. (Eine begriffliche Untersuchung.) <1[PU>1 II, xi, S. 213f] konnen? Daraus wu--rde nicht folgen, da# er es nicht als Darstellung aber nicht von einem Aspekt in den andern u%berspringen. Frage: Ko%nnte er es, wie wir, fu%r einen Wu%rfel <1halten?>1 Wenn nicht, so wird man das keine <1Blindheit>1 nennen. Er wird zu Bildern u%berhaupt ein anderes Verha%ltnis haben als wir. (Und Abweichungen vom Normalen <1dieser>1 Art lassen sich leicht vorstellen.) <1[PU>1 II, xi, S. 213g-214a, b] 780. Soll er fu%r die A%hnlichkeit zweier Gesichter blind sein? Aber also auch fu%r die Gleichheit, oder angena%herte Gleichheit? <1Das>1 mo%chte ich nicht sagen. - Wer Gestaltgleichheit nicht erkennen ko%nnte, wu%rden wir "geistesschwach", nicht "blind" nennen. [Vgl. PUII, xi, S. 213f] 781 . Der Aspektblinde soll die Aspekte A nicht wechseln sehen. Soll er aber nicht erkennen, da# das Doppelkreuz ein schwarzes Kreuz entha%lt? Soll er also die Aufgabe "Zeig mir unter diesen Figuren solche, die ein schwarzes Kreuz enthalten" nicht bewa%ltigen ko%nnen? Nein; er soll nur nicht sagen: 'jetzt ist es ein schwarzes Kreuz auf wei#em Grund!" <1[PU>1 II, xi, S. 213f] 782. Man sagt, Einer habe 'das Auge des Malers', 'das Ohr des Musikers', aber wer es nicht hat, dessen Defekt ist kaum eine Art der Blindheit oder Taubheit. 783. Man sagt, Einer habe kein 'musikalisches Geho%r', und 'Aspekt- blindheit' ist (etwa) mit dieser Art Geho%rlosigkeit zu vergleichen. [Vgl. PUII, xi, S. 214c] 784. Die Wichtigkeit des Begriffs der 'Aspektblindheit' liegt in der Verwandtschaft des Sehens eines Aspekts mit dem Erleben der Bedeutung eines Wortes. Denn wir wollen fragen: "Was geht dem ab, der die Bedeutung eines Wortes nicht <1erlebt?">1 - Der z. B. das Wort Bank nicht einmal in einer, einmal in der andern Bedeutung isoliert aussprechen ko%nnte, oder der nicht fa%nde, da# wenn man das Wort zehnmal nach einander ausspricht, es gleichsam seine Bedeutung verliert und ein blo#er Klang wird. <1[PU>1 II, xi, S. 214d] 785. Die Mitteilung "Das Wort . . . war mit seiner Bedeutung angefu%llt" hat ja eine ganz andere Verwendung, ganz andere Folgen, als der "Es hatte die Bedeutung . . .". 786. "Wie wei# der Chemiker, da# ein Na Atom an <1dieser>1 Stelle der Struktur sitzt?" Vergleiche damit: "Wie wei# Herr N., da# ein Na Atom an <1dieser>1 Stelle etc.?" - Die Antwort ko%nnte sein: "Ein Chemiker hat es ihm gesagt." Die Frage "Wie wei# der Chemiker . . ." ist der typische Ausdruck der Frage nach dem <1Kriterium.>1 787. Denke hier an eine besondere Art der Ta%uschung, die auf diese Dinge ein Licht wirft. - Ich gehe mit einem Bekannten in der Umgebung der Stadt spazieren. Im Gespra%ch zeigt es sich, da# ich mir die Stadt zu unsrer Rechten liegend vorstelle. Fu%r diese Idee habe ich nicht nur <1keinen>1 mir bewu#ten Grund, sondern eine ganz einfache U%berlegung konnte mich davon u%berzeugen, da# die Stadt in unserm Ru%cken liegt. Gefragt, <1warum>1 ich mir denn die Stadt in <1dieser>1 Richtung vorstellte, kann ich zuerst keine Antwort geben. Ich hatte <1keinen Grund,>1 das zu glauben. Obgleich aber keinen <1Grnd,>1 scheine ich doch gewisse psychologische Ursachen zu sehen, oder zu ahnen. Und zwar sind es gewisse Assoziationen und Erinnerungen. Z.B. diese: Wir gehen einem Kanal entlang, und ich war auch einmal einem gefolgt, der in der von mir vermuteten Richtung lief. Ich ko%nnte die Ursachen meiner U%berzeugung gleichsam psycho- analytisch erforschen. <1[PU>1 II, xi, S. 215d] 788. "Aber was ist das fu%r ein seltsames Erlebnis?"-Es ist natu%rlich nicht seltsamcr, als jedes andere; es ist nur von andrer Art als diejenigen Erlebnisse, die wir als die fundamentalsten betrachten, die Sinnescindru%cke etwa. <1[PU>1 II, xi, S. 215e] 789. Aber wie soll nun der, welcher fu%hlt, dic Stadt licge in dieser Richtung, sein Erlebnis korrekt ausdru%cken? Ist es z.B. richtig zu sagen, er fu%hle cs? Sollte cr eigcntlich ein neucs Wort dafu%r pra%gen? Aber wie ko%nntc Eincr denn dics Wort lernen? Der <1Primitive>1 Ausdruck dcs Erlcbnisscs konnte es ja nicht enthalten. Seine Neigung wa%re vicllcicht zu sagen "Es ist mir, als ob ich wu%#te, die Stadt liegc dort". Nun, da# cr dics, oder a%hnliches, unter diesen Umsta%ndcn sagt, ist cbcn der Ausdruck dieses cigentu%mlichen Erlcbnisscs. 79o. Der Name, das Bild des Tra%gcrs. 791. "Mir ist als wu%#tc ich, da# dic Stadt dort licgt." - "Mir ist als pa#te dcr Namc Schubcrt zu Schuberts Werken und scinem Gesicht." <1(PU>1 II, xi, S. 215f] 792. Es ist fu%r dic Mathcmatik cinc Untcrsuchung n1o%glich ganz analo& dcr philosophischch Untcrsuchung dcr Psycholo&ie. Sic ist cbcnsowcnig cinc <1athematische',>1 wic dic andre cinc psychologische. ln ihr wird <1mcht>1 gercchnct, sic ist also z.B. nicht Logistik. Sic ko%nnte dcn Namen cincr Untcrsuchung dcr "Grundlagcn dcr Mathcmatik" vcrdicnen. <1[PU>1 II, xiv, S. 232b] 793. Ich sprcchc mir das Wort "weichc" vor und 'mcinc' cs cinmal ' als Impcrativ, cimal als Adjektiv. Und nun sag "Wcichc!" und dann "Wcichc <1nicht>1 vom Platz!" Bist du sichcr, da# bcidcmal das <1gleiche>1 Erlcbnis das Wort bcgleitct? [PUII, xi, S. 214g] 794. Wer sich etwas vorstellt, ko%nnte sich primitiv so ausdru%cken: "Mir ist, als ob ich . . . vor mir sa%he." - Kann man nun sagen, er nenne "sehen", was eigentlich kein Sehen ist? sondern etwa nur etwas a%hnliches? 795. Gegeben die beiden Worte "dick" und "du%nn", - wu%rdest du eher geneigt sein, zu sagen Mittwoch sei dick und Dienstag du%nn, oder Dienstag dick und Mittwoch du%nn. (Ich neige entschieden zum erstern.) Haben nun hier "dick" und "du%nn" eine andere Bedeutung, als die gewo%hnliche? Sie haben eine andere Verwendung. Ha%tte ich also eigentlich andere Wo%rter gebrauchen sollen? Doch gewi# nicht. Ich will <1diese>1 Wo%rter (mit den mir gela%ufigen Bedeutungen) <1hier>1 gebrauchen. Nun sage ich nichts u%ber die Ursachen der Erscheinung. Sie <1ko%nnte>1 z.B. sein, da# ich als Kind an jedem Mittwoch von einem dicken Lehrer und an Dienstagen von einem du%nnen unterrichtet wurde. Aber das ist Hypothese. Was immer die Erkla%rung, -jene Neigung besteht. <1[PU>1 II, xi, S. 216c] 796. Wenn du ihn fragtest "Was meinst du hier eigentlich mit 'dick' und 'du%nn'?", da ko%nnte er es nur auf die ganz gewo%hnIiche Weise erkla%ren. Er ko%nnte nicht auf Dienstag und Mittwoch zeigen, und was er meint an <1ihnen>1 klar machen. [PUII, xi, S. 216d] 797. Ko%nnte man hier von 'prima%rer' und 'sekunda%rer' Bedeutung eines Worts reden? - Die Worterkla%rung ist beidemal die der prima%ren Bedeutung. Nur fu%r den, der das Wort injener Bedeutung kennt, kann es diese haben. D.h. die sekunda%re Verwendung besteht darin, da# ein Wort, mit <1dieser>1 prima%ren Verwendung, nun in dieser neuen Umgebung gebraucht wird. [Vgl. <1PU>1 II, xi, S. 216e] 798. Insofern ko%nnte man die sekunda%re eine 'u%bertragene' Bedeutung nennen wollen. 799. Aber das Verha%ltnis ist hier nicht, wie das zwischen dem 'Abschnciden eines Fadens' und 'Abschneiden der Rede', denn hier <1mu#>1 manja nicht den bildlichen Ausdruck gebrauchen. Und wenn man sagt "Der Vokal eist gelb", so istja das Wort gelb <1nicht>1 bildIich gebraucht. 80o. Man sagt nur von solchen Kindern, sie spielen Eisenbahn, die von einer wirklichen Eisenbahn wissen. Und das Wort Eisenbahn 8o1. Wer sagt, er rechne im Kopf, rechnet der eigentlich nicht, meint er mit rechnen etwas anderes? Man ko%nnte Einem gar nicht begreiflich machen, was man mit "Kopfrechnen" meint, wenn man ihm nicht vorher den Begriff des Rechnens beigebracht ha%tte. 8o2. Nur mittels des Begriffs des Rechnens (schriftlichen, lauten Rechnens) kann man Einem begreiflich machen, was "Kopfrech- nen" bedeutet. [Vgl. PUII, xi, S. 216f] 8o3 . Ich ko%nnte Einem weder den Befehl begreiflich machen, etwas Iautlos zu lesen, noch den Bericht, er habe es lautlos gelesen, wenn ich ihm nicht zuerst den Begriff des lauten Lesens beibringe. Und - diese Unmo%glichkeit ist eine logische. 8o4. Nur wenn Einer rechnen gelernt hat, schriftlich oder mu%ndlich rechnen, - kann man ihm, mitteIs dieses Begriffs des Rechnens, begreiflich machen, was Kopfrechnen ist. <1[PU>1 II, xi, S. 216f] 8o5. Denk aber an die Bilder, die ein Gesicht zugleich von vorn und im Profil darstellen. Man ko%nnte sagen: "So schaut doch ein Gesicht nicht aus!" Aber auch: Es ist ein irrefu%hrendes Bild, - es sei denn, du la%#t deinen Blick so schweifen, da# du es gat nicht mehr, im gewo%hnlichen Sinne, als <1ein>1 Bild siehst, sondern als mehrere Bilder, von denenjedes seine eigene Anwendung hat. . . . 8o6. Das Gehirn schaut aus wie eine Schrift, die uns auffordert, sie zu lesen, und ist doch keine Schrift. Denke, Menschen wu%rden um so gescheiter, je mehr Bu%cher sie besa%#en - das sei eine Tatsache, es ka%me aber gar nicht drauf an, was in den Bu%chern steht. 8o7. Nu%tzt der Fortschritt der Wissenschaft der Philosophie? Gewi#. Die entdeckten Wirklichkeiten erleichtern dem Philosophen die Aufgabe, Mo%glichkeiten zu erdenken. 8o8. "Ich sah ihn bei diesen Worten vor mir." Ist das kein Erlebnis? Und doch, da# ich <1ihn>1 sah, konnte in dem Bild, das mir vor- schwebte, nicht liegen. War da also ein BiId <1und>1 ein Gedanke; und war das Bild ein Erlebnis, der Gedanke aber nicht? 8o9. Man <1'erlebt'>1 den <1Ausdruck>1 des Gedankens. 81o. Den Gedanken kann ich kein Erlebnis nennen, denn sonst mu%#te ich sagen, da# dies Erlebnis z.B. das Sprechen begleitet. 811. "Aber wie wu#test du, da# er's war, dessen Bild dir vor- schwebte?" - Ich wu#te es nicht. Ich sagte es. 812. Wenn ich sage, ich erlebe den Ausdruck des Gedankens, so mu# ich hier unter "Ausdruck" auch den <1uorgestellten>1 Ausdruck verstehen. 813. Der <1Lweck>1 eines Zeichens. - "Wenn du willst, da# er komme, wink ihm mit der Hand <1so.">1 "Wenn du willst, ich soll aufho%ren, mach <1dieses>1 Zeichen." - Kann man also z.B. von einem 'Zweck' der Verneinung (des Wortes "nicht") reden? Das ko%nnte man doch nur, wenn jeder Satz, worin man es verwendet, einen Zweck ha%tte. - Dennoch ko%nnte man von (den) Zwecken des Wortes "nicht" reden. 814. Und man ko%nnte z.B. sagen: "non" und "ne" erfu%llen im Gro#en und Ganzen dieselben Zwecke, und auch: <1"Dieses>1 Wort hat so gut wie gar keinen Zweck. Du kannst ganz leicht ohne es auskommen." 815. Wer z.B. eine Kunstsprache (Esperanto, Basic English) kon- struiert, wird ihre Wo%rter nach gewissen Gesichtspunkten aus- wa%hlen, und aus diesen Gesichtspunkten ko%nnte man dann wieder <1unsre>1 Sprache betrachten. Er ko%nnte z.B. sagen: "Ich werde nicht <1zwei>1 Wo%rter, eins fu%r "gehen", eins fu%r "schreiten", zulassen, denn fu%r alle wichtigen Zwecke genu%gt hier <1ein>1 Wort." Und also auch: "gehen' und 'schreiten' haben wesentlich die <1gleiche>1 Bedeutung. " 816. Man kann die Sprache aus verschiedenen Gesichtspunkten betrachten. Und sie spiegeln sich in dem jeweiligen Begriff der 'Bedeutung'. 817. "Ich habe dabei an <1ihn>1 gedacht." Worin liegt es, da# ich an dachte? Wie ha%tte sich, was dabei geschah, gea%ndert, wenn ich, statt an DIESEN, an einen Andern gedacht ha%tte? Mu#te ich u%berhaupt einen 'Keim' angeben ko%nnen, der sich dann zum Wortausdruck auswuchs? Nein. 818. "Als du von 'einem Freund' sprachst, wen hast du da gemeint?" - "Ich habe . . . gemeint." Was geschah wa%hrend deiner Worte, das sie zu einer Anspielung auf <1diesen>1 Menschen machte? Nichts, was sie dazu machte. Denn auch wa%re mir beim Sprechen sein Bild mit allen Einzelheiten vorgeschwebt (oder was immer du an die Stelle dieses Bildes setzen willst), so ha%tte das doch nicht mehr leisten ko%nnen, als ha%tte ich bei meinen Worten ihn angeschaut, und ihn anschauen hei#t doch nicht ihn meinen. - Es gibt <1Zeichen>1 dafu%r, da# ich <1ihn>1 meinte, und ein Blick konnte so ein Zeichen sein. Auch eine Vorstellung ist nicht mehr als so ein Zeichen. 819. Vergleiche die Frage "Was geschah, als du bei diesem Wort an ihn dachtest?" mit "Was geschah, als du plo%tzlich weiter wu#test?" - 82o. Das Meinen ist kein Vorgang, der die Worte begleitet. Denn kein ' <1Vorgang'>1 ko%nnte die besondern <1folgen>1 des Meinens haben. <1[PU>1 II, xi, S. 218d] 821. Wenn ich mit den Worten "mein Freund" ihn meinte, mu#te ich bei den Worten an ihn denken? Wo ist der Unterschied? Aber es ist ein Unterschied zwischen "Ich habe mit dem Wort ihn gemeint" und "Er ist mir bei dem Wort eingefallen". 822. Es gibt wichtige Begleitvorga%nge des Redens, die dem gedan- kenlosen Reden oft fehlen. Aber diese sind nicht das Denken. [PUII, xi, S. 218e] 823. Ich habe also an <1diesen>1 Menschen gedacht, - aber doch nicht an aIle Aspekte dieses Menschen. 824. Es schwebte mir der Garten dieser Tante vor. Ich sah ein Stu%ck von ihm in der Vorstellung, aber doch z.B. nicht, da# er dieser Frau geho%rte. Es war da etwas wie ein Zeichen, das ich dann weiter <1dahin>1 ausdeutete. Oder <1las?>1 Nein, ein Lesen ist es nicht, aber ein Deuten auch nicht. 825. 'jetzt wei# ich's!" Was ging da vor? -- Wu#te ich's also <1nicht,>1 als ich versicherte, jetzt wu%#te ich's? Du siehst es falsch an. (Wozu dient das Signal?) <1[PU>1 II, xi, S. 218f] 826. Und konnte man das 'Wissen' eine Begleitung des Ausrufs nennen? <1[PU>1 II, xi, S. 218f] 827. (Der Keim konnte ein Wort oder ein Vorstellungsbild, oder verschiedenes andere sein.) 828. "Mir liegt das Wort auf der Zunge." Was geht da in meinem meinte ich nicht mitjenen Worten. Interessanter ist, was in meinem <1Benehmen>1 dabei vorging. Was ich sagte, welche Bilder ich verwen- dete, wie ich dreinschaute. - "Mir liegt das Wort auf der Zunge" ist ein Wortausdruck dessen, was sich auch in ganz anderer Weise durch ein charakteristisches Benehmen ausdru%ckt. Frage wieder nach der primitiven Reaktion, die der A%u#erung zu Grunde Iiegt. [Vgl. <1PU>1 II, xi, S. 219c] 829. Die Absicht hat keinen Ausdruck in Miene, Geba%rde, oder Stimme, aber der Entschlu#. 83o. Die Philosophen legen sich fu%r manches Wort eine <1ideale>1 Verwendung zurecht, die dann aber nichts taugt. 831. "Ich wei# . . ." bedeutet zumeist "Ich habe mich davon u%berzeugt, da# . . .". Niemand sagt, er habe sich davon u%berzeugt, er habe zwei Ha%nde. 832. Ich wei#, wie man sich davon u%berzeugt, man habe zwei Mu%nzen in der Tasche. Aber ich kann mich nicht davon u%berzeugen, ich habe zwei Ha%nde, weil ich nicht daran zweifeln kann. verstehen, mu# man sich einfache Sprachspiele mit diesem Wort vorfu%hren. - Wie u%berzeugt Einer sich im Sprachspiel 8, da# dort so und so viele Platten liegen? Wie u%berzeugt man sich davon, dafl 6+6=12ist?Usf. 834. Man sagt "Ich wei# . . .", wo man zweifeln kann, wa%hrend die Philosophen gerade dort sagen, man wisse etwas, wo es keinen Zweifel gibt und wo daher die Worte "Ich wei#" als Einleitung der Aussage u%berflu%ssig sind. 835. Es ist hier wie mit dem Schlu# "Alle Menschen sind sterblich; Sokrates ist ein Mensch; etc.", von dem es auch nicht klar ist, wie, unter welchen Umsta%nden, er anzuwenden wa%re. 836. Wie wa%re z.B. der Gesichtseindruck dessen, der eine Druck- seite liest, zu beschreiben. 837. "Ja, jetzt wei# ich, was 'bremseln' ist." (Er hat etwa zum erstenmal einen elektrischen Schlag gespu%rt.) - Fu%hlt er ein andres Mal dasselbe, so wird er vielleicht nach den gleichen Begleiter- scheinungen ausschauen. Das Bremseln lehrt ihn die Au#enwelt kennen. - Lehrt uns das Erinnern auf gleiche Weise, das und das Ereignis sei vergangen? - Dann mu%#te man es mit vergangenen Ereignisscn <1in Lusammenhang bringen.>1 (Photographie und Moden.) Wa%hrend es doch das <1Kriterium>1 des Vergangenen ist. [Vgl. <1PU>1 II, xiii, S. 231c] 838. Und wie wird er in Zukunft wieder wissen, wie Erinnern tut? [PUII, xiii, S. 231c] 839. Wie wei# er, da# <1dies>1 Gefu%hl 'Erinnern' ist? Vergleichc 'ja,jetzt wei# ich, was 'Bremseln' ist" (er hat etwa zum erstenmal einen elektrischen Schlag gekriegt). - Wei# er, da# es Erinnern ist, weil er damit die Vergangenheit erkennt? Und wie wei# er, was <1Ver->1 <1gangenheit>1 ist? Den Ausdruck der Vergangenheit lerntja der Mensch, indem er sich crinnert. <1[PU>1 II, xiii, S. 231c] 84o. Dagegen ko%nnte man z.B. von einem Gefu%hl "Lang, lang ist's her" sprechen, denn es gibt einen Ausdruck der Stimme und Miene, der Erza%hlungen aus vcrgangenen Tagen eigen ist. <1[PU>1 II, xiii, S. 231c] 841. James will eigentlich sagen: "Was fu%r ein merkwu%rdiges Erlebnis! Das Wort ist noch nicht da und ist doch, in einem Sinne, schon da, oder etwas ist da, was nur zu diesem Wort heranwachsen <1kann.">1 - Aber das ist gar kein Erlebnis. Die Worte "Es liegt mir auf der Zungc" dru%cken kein Erlcbnis aus undJames gibt ihnen nur die seltsame Deutung. [Vgl. <1PU>1 II, xi, S. 219d] 842. Sie dru%cken ebensowenig ein Erlebnis aus, wic die Worte 'jctzt hab ich's!" - Wir gebrauchen sie in <1gewissen Situationen>1 und sie sind umgcben von einem Benehmen besonderer Art, auch von manchen charakteristischen Erlebnissen. Insbesondre folgt ihnen ha%ufig das <14inden>1 des Wortes. (Frage dich: "Wic wa%rc es, wcnn Mcnschcn <1nie>1 das Wort fanden, das ihnen 'auf der Zunge liegt'?") <1[PU>1 II, xi, S. 219e] 843. Es gibt hier, wie in vielen verwandten Fa%llen, was man ein <1Keimerlebnis>1 nennen kann: eine Vorstellung, Empfindung, die dann nach und nach zur vollen Erkla%rung <1heranwa%chst.>1 Und man mo%chte sagen, es sei ein <1logischer>1 Keim, etwas, was sich mit <1logischer>1 Notwendigkeit so auswachsen mu#te. Mir fa%llt bei irgend einem Anla# der und der Mensch ein. Wie geschah es? - Zuerst sah ich ein Bild vor mir, etwa blo# graue Haare - - dann sagte ich, ich sehe den N. vor mir (aber dieser Name kann auch noch vielen Menschen angeho%ren) - aber ich erkla%re, ich meine <1den>1 N., welcher . . . etc. . - Und ferners habe ich den Namen nicht von dem Vorstellungsbild <1abgelesen,>1 und ich habe ihn auch nicht nachtra%glich so und so <1gedeutet;>1 denn auf die Frage, ob ich erst spa%ter gewu#t oder entschieden ha%tte, wem die grauen Haare und der Name N. geho%ren, werde ich's verneinen und sage, ich ha%tte es von Anfang an gewu#t. Aber Wissen ist kein Erlebnis. - "Ich habe es von Anfang an gewu#t" hei#t eigentlich nur: Ich habe den Namen vom Bild nicht abgelesen, denn ich habe mir z.B. nicht u%berlegt "Wem geho%ren diese Haare, wer schaut so aus?" - noch sagte ich mir "Der Name 'N' soll einmal fu%r <1diesen>1 Menschen stehn". Man ko%nnte sagen, ich wurde immer expliziter. Aber woher nun die Idee vom logischen Keim? D.h. eigentlich: Woher die Idee "Es war alles schon im Anfang da und im ersten Erlebnis enthalten"? Hat es nicht einen a%hnlichen Grund wieJames's Behauptung, der Gedanke sei schon zu Anfang des Satzes fertig? Dies behandelt die Absicht als ein Erlebnis. [c: vgl. L 1] 844. Ich schreite von Erkla%rung zu Erkla%rung (weiter). Scheine aber nur zu sagen, was schon von Anfang an da war. Freilich. Denn "Es ist nicht von Anfang an dagewesen" wa%re falsch. "Der Gedanke ist <1nicht>1 von Anfang an fertig gewesen" hei#t: Ich habe erst spa%ter herausgefunden oder entschieden, was ich sagen wollte. Und <1das>1 will ich <1nicht>1 sagen. 845. Der Eindruck, dies Erlebnis sei ein Keim, entsteht allerdings Keim. Durch eine logische Deutung. 846. Ko%nnte ich nicht auch so sagen: Da# mir zuerst die grauen ha%tte mir ebensogut der Name zu Anfang einfallen ko%nnen. 847. Ich wu#te gleich von Anfang, wer es war. "Ich wu#te es nicht gIeich von Anfang" wu%rdeja hei#en: ich bin spa%ter erst draufgekom- men. So war es gewi# nicht. 848. Wenn ich (normalerweise) schreibe, gehe, esse, rede, dahin und dorthin schaue, <1trachte>1 ich ebensowenig diese Handlungen auszufu%hren, als mir das Gesicht eines alten Freundes 'bekannt <1vorkommt'. .>1 Aber Versuchen, Trachten, sich entschlie#en, sind die Willens- <1akte,>1 das worin sich der Wille fu%r uns ausspricht, sie sind das, woran wir denken, wenn wir vom Willen reden. 849. (Ahnlich ko%nnte man, glaube ich, sagen: Eine Multiplikation ist kein Experiment, denn kein Experiment ko%nnte die besondern Konsequenzen einer Multiplikation haben.) <1[PU>1 II, xi S. 21 8d] ' 85o. Aber 'kommt' das Wort, das dir <1einfa%-llt,>1 nicht in etwas besonderer Weise? Gieb doch acht! - Das genaue Achtgeben nu%tzt mir nichts. Ich ko%nnte damit doch nur entdecken, was in mirjetzt vorgeht. Und wie kann ich beim Philosophieren u%berhaupt drauf achtgeben? Ich mu%#te dazu doch abwarten, bis mir wieder (einmal) ein Wort einfa%llt. Aber das Seltsame ist (ja), da# es scheint, als mu%#te ich (gar) nicht aufso eine Gelegenheit warten. Als ko%nnte ich mir den Fall vorfu%hren, auch wenn er mir nicht wirklich passiert. Und wie? - Ich <1spiele>1 ihn. - Aber was kann ich auf diese Weise erfahren? Was mache ich denn nach? - Geba%rden, Mienen, einen Tonfall. (Diese Bemerkung hat sehr allgemeine Anwendung.) <1[PU>1 II, xi, S. 219a1 851. - - - Als Erlebnis <1gedeutet>1 sieht es freilich seltsam aus. (Nicht anders, als das 'Meinen', gedeutet als die Begleitung des Sprechens, oder -1 als Kardinalzahl.)2 <1[PU>1 II, xi, S. 219d] 852. Das stille Reden 'im Innern' ist kein halb-verborgenes schwer klar zu sehendes Pha%nomen und wir mu%ssen nun trachten es deutlicher zu sehen und daru%ber sagen, soviel wir wissen. - Es istga <1nicht>1 verborgen, aber sein Begriffist verwirrend.4 Wir ko%nnen es einen artikulierten Vorgang nennen: denn es geht in einer <1Zeitspanne>1 vor sich, kann einen 'a%u#eren' Vorgang <1begleiten.>1 (Die Frage, ob beim stillen Reden immer, oder zumeist Kehlkopf- bewegungen etc. stattfinden, mag gro#es Interesse haben, aber nicht fur uns.) [a, c: <1PU>1 II, xi, S. 22oa] 853. Ich soll nicht sagen "das stille Reden zu mir selbst", denn man kann innerlich reden, ohne zu sich selbst zu reden. 854. Denk dir <1dieses>1 Spiel - ich nenne es "Tennis ohne Ball": Die Spieler bewegen sich auf einem Tennisplatz ganz wie im Tennis, sie haben auch Schla%ger, aber keinen Ball. Jeder reagiert auf des Andern stroke so, oder ungefa%hr so, als ha%tte ein Ball ihre Reaktion verursacht. (Mano%ver.) Der Schiedsrichter, der einen 'Blick' fur das Spiel haben mu#, beurteilt strittigenfaIls, ob ein BalI in's Netz gegangen ist, etc. etc. . Das Spiel hat offenbar gro#e A%hnlichkeit mit dem Tennis und ist doch anderseits grundverschieden.) 855. Aber es ist hier ein Unterschied: Reden in der Vorstellung kann nur der, der <1reden>1 kann. Denn zum Reden in der Vorstellung geho%rt, da# es sich spa%ter mitteiIen la%#t, <1was>1 ich im Stillen geredet habe. - Dagegen ko%nnte das Tennis ohne Ball (theoretisch) auch der lernen, der das andre Tennis nicht kennt. [Vgl. <1PU>1 II, xi, S. 22ob] 856. "Aber Reden im Stillen ist doch eine gewisse Ta%tigkeit, die ich lernen mu#!" Wohl; aber was ist hier 'tun' und was ist hier 'lernen'? La# dich die Bedeutung der Worte von ihrer Verwendung lehren! <1(PU>1 II, xi, S. 22oc] 857. "So rechne ich nicht <1wirklich,>1 wenn ich im Kopf rechne?!" - Du unterscheidest doch auch Kopfrechnen von wahrnehmbarem Rech- nen! Und du kannst jenen Begriff nicht haben, ehe du diesen hast, und jene Ta%tigkeit nur lernen, indem du diese lernst.(Ihre Begriffe sind so nah verwandt und soweit entfernt wie die der Kardinalzahl und der Rationalzahl.) <1[PU>1 II, xi, S. 22od] 858. Du ko%nntest lernen, nach dem Metronom <1im>1 Kopfzu rechnen. [Vgl. PUII, xi, S. 22Ob] - 859. Nichtjedes Wesen, das Furcht, Freude, Schmerz, a%u#ern kann, kann sie <1heucheln.>1 11o I,853-859 86o. Es wa%re etwa so: Nur <1im Gesicht>1 kann ein Auge la%cheln, aber nur in der ganzen Gestalt kann es - - - 861. Nur in einer ganz gewissen Umgebung kann etwas Schmerz a%u#erung sein; aber nur in einer noch viel weitgehender bestimmten kan es ein Schmerzheucheln geben. [Vgl. Z 534] 862. Denn Heucheln ist ein (bestimmtes) Muster im Lebensteppich. Es kehrt in unendlichen Variationen wieder. Ein Hund kann nicht Schmerzen heucheln, weil sein Lebe dazu zu einfach ist. Es hat nicht die no%tigen Gelenke zu diesen Bewegungen. 863. Du kannst doch den Heuchler auf dem Theater darstellen. E gibt also eine <1Erscheinung>1 des Heuchelns, sie ist weit komplizierterals die Erscheinung des Leidens z. B. . Sonst ko%nnte man Heuchelei nich entlarven. 864. Es lie#e sich auch denken, da# Menschen bewu#t im Kehlkop rechneten, wie sieja auch z.B. mit den Fingern rechnen ko%nnten. WilIst du denn sagen, es sei eine Ta%-<1uschung,>1 wenn sie sich einbilden sie <1ho%rten>1 im Innern die Rede; oder ein blo#er Trick der Sprach [Vgl. <1PU>1 II, xi, S. 22oe] 865. Die Hypothese, da# beim stillen Reden gewisse physiologisch Vorga%nge stattfinden, ist fu%r uns nur insofern von Interesse, als s uns eine mo%gliche Anwendung des Berichts "Ich sagte mir i Stillen . . ." zeigt; na%mlich die, von der A%u#erung aufden physioli gischen Vorgang zu schlie#en. [Vgl. <1PU>1 II, xi, S. 22of] 866. Was mu# das Kind lernen, ehe es heucheln kann? Z.B. die Verwendung von Worten wie: "Er glaubt, ich hal Schmerzen, aber ich habe keine." 867. Das Kind macht die Erfahrung, es werde freundlich behandel wenn es, z.B. bei Schmerzen, schreit; es schreit nun, um behandelt zu werden. <1Das>1 ist kein Heucheln. Nur eine Wurzel d Heuchelns. 868. Ein Kind mu# allerlei lernen, ehe es heucheln kann. [Vgl. <1P>1 II, xi, S. 229b] 869. Es # ein kompliziertes Muster des Benehmens lernen, ehe heucheln oder aufrichtig sein kann. 87o. Ein Hund heuchelt nicht; aber er ist auch nicht aufrichtig. <1[PU>1 II, xi, S. 229b] 871. Das Kind lernt auch den Schmerz mimen. Es lernt das Spiel: sich stellen, als habe man Schmerzen. 872. "Wenn das Kind nur einmal wei#, was Schmerzen sind, so wei# es natu%rlich auch, da# man sie heucheln kann." 873. ". . . Und eines Tages <1glaubt>1 nun das Kind etwas." Warum ist das falsch? "Eines Tages sagt es 'Ich glaube . . ." ist richtig. "Heute hat es zum ersten Mal etwas geglaubt." Nun, was ist dabei? - es ist eben heute zum erstenmal <1das>1 in seinem Innern vorgegangen. - Aber wie zeigte es sich? Nun, er sagte heute zum erstenmal "Ich glaube, sie hat Schmerzen". Das aber ist nicht genug. Ich mu# also annehmea, er zeigte in der Folae, da# er die Worte nicht nur nachgesprochen hatte. Kurz, jene Au#erung fing ein Spiel an, und er konnte es <1fortsetzen.>1 Heute, so schien es, war ihm das Spiel aufgegangen. Aber wie kann dem Kind plo%tzlich ein Sprachspiel aufgehn? Gott wei# es. - Es fa%ngt eines Tages an, etwas zu <1tun.>1 Denk dir etwas Analoges im Lernen eines Brettspiels, das das Kind ta%glich gespielt sieht. 874. Er lernt nicht nur den Gebrauch des Ausdrucks "Schmerzen haben" in all seinen Personen, Zeiten und AnzahIen, sondern auch in Verbindung mit der Negation und den Verben des Dafu%rhaltens. Denn: glauben, bezweifeln etc. , da# der Andre Schmerzen hat, sind natu%rliche Arten unsres Verhaltens gegen den Andern. (Er lernt "Ich glaube, er hat . . .", "Er glaubt, ich habe . . ." etc. etc.,-aber nichi "Ich glaubc, ich habe.") (Hat der Raum da cin Loch? Nein, er scheint nur eins zu haben.) 875. A%ndert dabei das Wort 'Schmerz' seine Bedeutung? 876. Das 'Heucheln' macht im Schmerzbegriffkeine Schwicrigkeit. Es macht ihn komplizierter. (Gebrauch des Geldes.) 877. Die <1Unsicherheit,>1 ob der Andre . . ., sie ist ein (wesentlicher) Zug aller dieser Sprachspiele. Aber dies bedeutet nicht, da#jedcr im hoffnungslosen Zweifel daru%ber ist, was der andre fu%hlt. 878. Die Teile einer Maschine sind elastisch,ja auch biegsam. Aber hei#t das nun, da# es eigentlich kcinen Mechanismus gibt, da sich dje Maschinenteile benehmen, als wa%rcn sie aus Butter hergestellt? (Und denk dir nun Mechanismen, Uhrwerke etwa, aus Materia- lien hergestellt, die weit nachgiebiger wa%ren als die unsern, so da# die Bewegungen seltsam unregelma%#ig wu%rden, - mu%#te so ein Mechanismus unbrauchbar sein, ko%nnte er nicht, tatsa%chlich, ge- braucht werden?) (Und wir haben ja unsre Begriffe nicht, weil sie <1praktisch>1 sind. Oder doch nur einige aus diesem Grund.) [c: vgl. L 7oo] 879. Denk dir Unsicherheit in ein Spiel eingefu%hrt! Das ko%nnte auf vielerlei Weise geschehen. Denk dir's so: [Tennis ohne Ball]. Wenn du fandest, da# Leute dies Spiel spielen, wu%rdest du sagen, dies <1sei>1 kein Spiel? Nun, verglichen mit den unsern wa%re es von weit verschiedenem Charakter. (It takes many kinds . . .) 88o. Da# das, was der Andre innerlich redet, mir verborgen ist, es sei denn, er teile es mir mit, liegt, im Begriff'innerliches Reden'. Nur ist "verborgen" hier das falsche Wort; denn ist es mir verborgen, so sollte es ihm selbst offenbar sein, er mu%#te es <1wissen.>1 Aber er 'wei#' es nicht, obwohl es fu%r ihn meinen Zweifel nicht gibt. <1[PU>1 II, xi, S. 22og-221a] 881 . "Ich wei#, was ich will, wu%nsche, glaube, hoffe, sehe etc. etc." (durch alle psychologischen Verben) ist entweder Philosophen- unsinn, oder aber <1nicht>1 ein Urteil a priori. <1[PU>1 II, xi, S. 221c] 882. "Ich wei# . . ." mag hei#en "Ich zweifle nicht . . ." - aber es hei#t nicht, die Worte "Ich zweifle" seien hier <1sinnlos,">1 der Zweifel logisch unmo%glich. <1[PU>1 II, xi, S. 221d] 883. Man sagt "Ich wei# . . .", wo man sich u%berzeugen kann. <1[PU>1 II, xi, S. 221e] 884. Der Fall la%#t sich denken, in dem ich mich davon u%berzeugen ko%nnte, da# ich zwei Ha%nde habe. Normalerweise aber kann ich's <1nicht.>1 "Aber du brauchst sie dirja nur vor die Augen zu halten." - Wenn <1ichjetzt>1 zweifeln ko%nnte, da# ich zwei Ha%nde habe, so ha%tte ich auch keinen Grund meinen <1Augen>1 zu trauen. (Ebensogut ko%nnte ' ich dann meinen Freund fragen.) <1[PU>1 II, xi, S. 221f] 885. <1"Seine>1 Schmerzen sind mir verborgen", das wa%re, als sagte ich: "Diese Kla%nge sind meinem Auge verborgen." 886. Die Unsicherheit, in der mich all sein Benehmen u%ber das la%#t, was in seiner Seele ist. Aber la%#t es mich denn immer unsicher? 887. "Es ist hier freilich nicht immer subjektive Unsicherheit, aber <1objektiue.">1 (Aber was hei#t das?) 888. 'Objektive Unsicherheit' ist eine Unbestimmtheit im Wesen des Spiels, der zugelassenen Evidenz. 889. "Was er innerlich redet, ist mir verborgen" ko%nnte freilich auch hei#en, ich kann es zumeist nicht <1erraten,>1 noch (wie es ja mo%gIich wa%re) aus seinen Kehlkopfbewegungen z. B. entnehmen. <1[PU>1 II, xi, S. 221b] 89o. Von Ausdrucksformen aber, wie "Nur du kannst wissen, was in dir vorgeht", sehe ich ab. Wer mir aber vorhalten wollte, man sage manchmal "Ich mu# doch wissen, ob ich Schmerzen habe", "Nur du kannst wissen, was du denkst" u.a., soll die Anla%sse und den Zweck solcher Redensarten u%berlegen. ("Krieg ist Krieg" ist auch nicht ein Beispiel des Identita%tsgesetzes.) [Vgl. <1PU>1 II, xi, S. 221e] 891. Bin ich weniger sicher, da# dieser Mann Schmerzen hat, als da# 2 x 2 = 4 ist? - Aber ist darum das erste <1mathematische>1 Sicherheit? - 'Mathematische Sicherheit' ist kein <1psychologischer>1 Begriff. <1[PU>1 II, xi, S. 224e] 892. Die <1Art>1 der Sicherheit ist die Art des Sprachspiels. <1[PU>1 II, xi, S. 224e] 893. Es gibt hier zwei verschiedene Fakten: Das eine Faktum, dafl ich meine Handlungen im allgemeinen sicherer voraussehe als der Andre; das andre, da# meine Voraussage nicht auf der selben Evidenz beruht wie die des Andern und da# sie andere Schlu%sse zula%#t. [Vgl. <1PU>1 II, xi, S. 224b]' 894. Nicht das ist wichtig, da# ich irgendwelche Vorga%nge in meinem Geist <1we#,>1 nicht <1darum>1 fra%gt man <1mich>1 nach meinen Motiven. Sondern weil hier die Evidenz und die Folgen der Aussage von andrer Art sind. 895. "Der Physiker rechnet darum, weil Papier und Tinte zuver- la%ssiger sind als seine Apparate." 896. Nehmen wir an, es gebe einen Menschen, der immer richtig erriete, was ich im Gedanken zu mir selbst sage. (Wie ihm das gelingt, ist gleichgu%ltig.) - Aber was ist das Kriterium dafu%r, da# er es <1richtig>1 erra%t? Nun, ich bin wahrheitsliebend und gestehe, er habe es richtig erraten. - Aber ko%nnte ich mich nicht irren, ko%nnte mich mein Geda%chtnis denn nicht ta%uschen? Und kann es das nicht (u%berhaupt) immer, wenn ich - ohne zu lu%gen - ausspreche, was ich bei mir gedacht habe? - - - Aber so scheint esja, es ko%nnte gar nicht drauf ankommen, da# ich wei# 'was in meinem Innern geschehen ist'. (Ich mache hier eine Hilfskonstruktion.) <1[PU>1 II, xi, S. 222e] 897. Fu%r das 'wahrheitsgema%#e' Gesta%ndnis, ich ha%tte das und das gedacht, sind die Kriterien nicht die, wie fu%r die Beschreibung eines vergangenen Vorgangs. Und die Wichtigkeit des wahrheitsge- ma%#en Gesta%ndnisses liegt nicht darin, da# es irgend einen Vorgang mit Sicherheit richtig wiedergibt. Sie liegt vielmehr in den beson- dern Anzeichen der subjektiven Wahrheit und in den besondern Konsequenzen des wahrheitsgema%#en Gesta%ndnisses. <1[PU>1 II, xi, S. 222f] 898. (Angenommen, da# die Tra%ume der Menschen uns wichtige Aufschlu%sse u%ber den Tra%umer geben ko%nnen, so wa%re das, was den Aufschlu# gibt, die wahrhaftige Traumerza%hlung. Die Frage, ob den Tra%umer sein Geda%chtnis manchmal, oft, oder immer ta%uscht, kann sich gar nicht erheben, es sei denn, wir fuhrten ein ga%nzlich neues Kriterium fu%r die 'Richtigkeit' der Traumerza%hlung ein.) [Vgl. <1PU>1 II, Xi, S. 222g-223a] 899. Das Kind, das den ersten primitiven Wortausdruck des eigenen Schmerzes lernt, - das dann anfa%ngt (auch) von einem vergangenen Schmerz zu erza%hlen, - es kann eines scho%nen Tages erza%hlen: "Wenn ich Schmerzen habe, kommt der Arzt". Hat nun in diesem Proze# des Lernens das Wort "Schmerz" seine Bedeutung gea%ndert? -Ja; es hat seine Verwendung gea%ndert. Aber bezieht sich das Wort im primitiven Ausdruck und im Satz nicht auf <1dasselbe,>1 na%mlich dasselbe Gefuhl? Doch; aber nicht auf die gleiche Technik. 9oo. Ich kann einen Satz aussprechen oder aufschreiben, der eine Absicht (in der ersten Person) ausdru%kt. Der Satz sei: "Ich werde in 2 Minuten den linken Arm heben." Aber es ist doch ein Unterschied, ob das wirklich meine Absicht ist, oder ob ich es nur so, wie gerade jetzt, als Satzbeispiel hinschreibe. 9o1. Nicht nur auf die Schmerzen, sondern auch aufdie Verstellung schlie#t manja aus dem Benehmen. 9o2. Eine Form des Gedankenerratens: Einer stellt ein Jigsaw- puzzle zusammen, der Andre kann ihn nicht sehen, aber er sagt von Zeit zu Zeit: "Jetzt kann er etwas nicht finden", "Jetzt denkt er 'Wo habe ich nur ein solches Stu%ck gesehen?", 'jetzt ist er sehr befriedigt' ", 'jetzt denkt er 'jetzt wei# ich, wo es hingeho%rt!' ", "Jetzt denkt er 'Es pa#t nicht recht' " - und dabei braucht der Andre weder Iaut noch zu sich selber sprechen. [Vgl. <1PU>1 II, xi, S. 223b] 9o3. Alles dies ist Erraten von Gedanken, und da# es tatsa%chlich nicht geschieht, macht den Gedanken nicht verborgener als den physischen Vorgang, den ich nicht wahrnehme. <1[PU>1 II, xi, S. 223c] 9o4. Man kann sich cin Erraten der Absicht denken, a%hnlich cincm Erraten dcs Gedankens, aber auch ein Erratcn dessen, was Eincr tatsa%chlich <1tun wird.>1 Zu sagcn "Nur cr kann <1wisseii,>1 was cr beabsichtigt" ist Unsinn. Zu sagen "Nur er kann wissen, was cr tun wird" ist falsch. Dcnn seine Vorhcrsagc, dic im Ausdruck dcr Absicht liegt (z.B. "So wic cs 5 Uhr schla%gt, gehc ich nach Hausc") mag nicht zutreffen, und ich mag wisscn, was er wirklich tun wird. [PUII, xi, S. 223i-224a] 9o5. Zwci Dinge aber sind wichtig. Da# cr in viclen Fa%llcn mcinc Handlungen nicht vorausschen kann, in dencn ich sie durch die Absicht voraussehe. Und da# die Vorherage, die im Ausdruck meiner Absicht liegt, nicht auf der gleichen Grundlagc ruht, wie dcs Andern Vorhcrsagc meincr Handlung, und (da#) die Konscquenzcn aus dicsen Vorhersagen verschieden sind.' <1[PU>1 II, xi, S. 224b] 9o6. Vom Glauben, von der Sicherheit mo%chte man manchmal sagen, sie seien To%nungen des Gedankens: Und sie dru%cken sichja wirklich oft im <1Ton>1 der Rede aus. Denk aber nicht an sie als 'Gefu%hle', die unsre Worte begleiten. <1[PU>1 II, xi, S. 225b] 9o7. Wa%re es richtig, zu sagen, da# das Sprachspiel des Aussprechens des Motivs von der Seite des 'Andern' gleich dem des Aussprechens der Ursache ist, aber nicht von der Seite dessen, der sein Motiv gestcht? 9o8. Was ist der Unterschicd zwischen Motiv und Ursachc? - Wie <1fndet>1 man das Motiv, und wie die Ursache? [Bemerkung u%ber die 'Methoden' der La%ngenmessung.] [a: <1PU>1 II, xi, S. 224i; b: vgl. <1PU>1 II, xi, S. 225a] 9o9. Die unsa%glichc Vcrschiedenheit aller unsrer tagta%glichen Sprachspiele kommt uns gar nicht zu Bewu#tscin, weil die a%u#crn Formen unsrer Sprache alles gleichmachen. [Vgl. PUII, xi, S. 224h] 91o. Denkc, Mcnschen wu%rden das Wcttcr bcurtcilcn; und zwar sagt Eincr "Es schaut im Westcn gelb aus, das ist cin gutes Zcichcn. Es wird scho%n blciben." Und er handclt dcmentsprechcnd. Ein Andrer sagt "Nein. Im Nordcn ist cs grau. Ich bin u%bcrzeugt, es kommt Rcgcn" - und handclt danach. Ein Drittcr hat wicdcr anderc Kritcrien fu%r seine Prognose, etc. etc. . Alle dicsc Lcute ko%nnen doch ihrer Sachc <1sicher>1 sein. Und die Sicherheit wird sich in ihren Handlungcn ausdru%cken. Ja ha%tten sie, statt aller Kriterien, nicht cinfach dcn Himmcl anschaun, und sagcn ko%nncn: "Ich habe den <1bestimmten>1 Eindruck, cs wird . . ."? 91 1. Und nun: Mehrcrc Lcutc bctrachtcn cincn Krankcn (odcr, dcr sich krank stcllt); dcr Eine hat dcn Eindruck, cr sci wirklich krank, dcr Andre dcn cntgcgcngcsctztcn;jcdcr sagt a) cr habe den bestimm- ten Eindruck, da# . . ., und handclt danach b) cr gibt Gru%ndc fu%r diesen Eindruck an, dic aber nur Gru%nde fu%r <1ihii>1 sind. "Was geschicht da, wcnn Eincr dcn Eindruck hat . . .?" - Unsinn! Wic, wcnn dic Lcutc cinfach sagtcn: "Ich wcttc . . ., er ist krank", "Ich wcttc . . ., cr verstcllt sich"? 912. Wcnn ich nun glaubc, Eincr hcuchlc Schmcrz, so glaubc ich nicht nur, cr habc, kcincn. Es ist hicr cin bestimmtcr <1VerdacItt.>1 Ich will sagen: Wenn die <1nathrliche>1 Einstellung der Menschen gegen den, der Schmerz a%u#ert, <1verschieden>1 ist, - die eine ku%hl und gIeichgu%ltig, die andre mitleidsvoll, etc., - so hei#t <1das>1 noch nicht, Einer glaube, der Mensch <1uerstelle>1 sich. 913. Wenn nun <1Einer>1 sagt "Ich glaube, er heuchelt" - was meint er damit? - Nun, er <1gebraucht ein Wort,>1 welches man in den und den Lagen gebraucht. Er wird das Spiel manchmal so weiterspieIen, da# das mu# aber nicht geschehn. Es geht einiges Benehmen und einige Konversation vor sich. Ein paar Sa%tze, hin und her; und ein paar Handlungen. Das kann alles se1n. [Nur im Flu# des Lebens haben die Worte ihre Bedeutung.] 914. Es kommt mir so vor, als stu%nde irgendwo ein leeres Schach- vorbeikommen, so stellt etwa der eine 2 oder 3 Figuren auf und der Andre auch; einer macht einen Zug, es folgt ein Gegenzug, sie machen Gesichter dabei, oder sagen so etwas wie "Das war dumm!", "Siehst du!" etc. und lassen's dann. Das Ganze wa%re unmo%gIich, wenn sie nicht <1Schach spielen>1 ko%nnten; was vor sich geht aber, ist ein Fragment, oder mo%gliches Fragment einer Schachpartie. 915. Vergleiche nun das 'Urteil eines Fachmanns' mit jenen Urteilen u%ber das Wetter. Jenes hat fu%r einen Andern als den Urteilenden Wert, - dieses ist nur cine A%u#erung der Stellungnahme des Urteilenden; - es mag dadurch freilich auch auf Andre wirken. Die Sprachspiele sind verschieden. 916. Und natu%rlich gibt es auch hier U%erga%nge. 917. Man ko%nnte fragen: "Gibt cs u%ber die Echtheit des Gefu%hlsaus- drucks ein 'fachma%nnisches' Urteil?" Und die Antwort wa%re: Es gibt auch <1hier,>1 was man 'Menschen mit besserem' und 'Menschen mit schlechtcrem Urteil' nennt. [Vgl. <1PU>1 II, xi, S. 227h] 918. Aber es gibt z.B. keine Fachpru%fung in Menschenkenntnis. (Wie wa%re es, wenn's eine ga%be?) [Vgl. <1PU>1 II, xi, S. 227h] 919. Aber worin zeigt es sich, da# Einer das richtige Urteil hat? Das ist <1schwer>1 zu sagen. Ich ko%nnte manches anfu%hren; aber es wa%ren nur Fetzen einer Beschreibung. 92o. Man kann einen auch durch <1Evideiiz>1 von dem und dem Seelenzustand des Andern u%berzeugen. Und doch gibt es hier kein Fachstudium. [Vgl. <1PU>1 II, xi, S. 228b] 921. Wie ist es damit: wenn man <1gewisse>1 Regeln geben kann, aber doch nur wenige und solche, die Einer durch Erfahrung ohnehin zumeist erlernt, - wenn aber das wichtigste ~brige <1unwa%-Qbar>1 ist?? 922. Was hei#t <1"unwa%gbare>1 Evidenz"? (Seien wir ehrlich!) [Vgl. <1P>1 II, xi, S. 228c, d] 923. Ich sage Einem, ich habe Gru%nde fu%r diese Behauptung, ode Beweise fu%r sie, aber sie seien 'unwa%gbar'. Nun, ich habe <1z.B.>1 den Blick gesehen, den der eine dem ander zugeworfen hat. Ich sage "Ha%ttest <1du>1 ihn gesehen, so wu%rdest c dasselbe sagen". [Aber es ist hier noch eine Unklarheit.] Ich kan vielleicht ein andermal diesen Blick sehen lassen und er ist d: u%berzeugt. Das wa%re <1eine>1 Mo%glichkeit. Ich mache <1zum Teil>1 Vorhersagen des Benehmens ("Sic werd heiraten, sie wird ihn dazu bringen"), zum Teil auch nicht. 924. Die Frage ist: Was <1leistet>1 die unwa%gbare Evidenz? Mit welche Rechte nennt man sie "Evidenz"? (Vergleiche den Fall der Wetterbeurteiler mit dem des Mensche der das Leiden eines andern beurteilt.) [Vgl. <1PU>1 II, xi, S. 228cj 925. Ein wichtiges Faktum ist hier, da# wir gewisses nur durc Iange Erfahrung lernen und nicht durch einen Kurs in einer Schul& Wie entwickelt man z.B. einen Kennerblick? Es sagt Einer z.B "Dieses Bild ist nicht von dem und dem Meister" - er macht aIsoen Aussage, die kein a%sthetisches Urteil ist, sondern vielleicht dur Dokumente bewiesen werden kann. Er mag nicht im Stande sein, sein Urteil klar zu begru%nden. - Wie hat er es gelernt? Konnte jemand es ihn lehren? Oja. - Nicht <1so,>1 wie man rechnen lehrt. Es bcdurfte langer <1Erfahrung.>1 D.h., der Lernende mu#te vielleicht wieder und wieder eine Menge Bilder verschiedener Meister betrachten und vergleichen. Dabei konnte man ihm <1Winke>1 geben. Nun das war der Proze# des <1Lernens.>1 Dann aber betrachtete er ein Bild und gab e1n Urteil ab. Er konnte in den meisten Fa%llen Gru%nde u%berzeugend. 926. Bctrachte das <1Lernen>1 - und das <1Resultat>1 des Lernens. 927. Der <1Kenner>1 ko%nnte sich z.B. einer Jury nicht versta%ndlich machen. D.h. sie wu%rden seinen Ausspruch, aber nicht seine Gru%nde verstehen. Dem andern Kenner kann er die Andeutungen geben, die dieser versteht. 928. Aber will ich etwa sagen, die Sicherheit der Mathematik beruhe auf der Zuverla%ssigkeit von Tinte und Papier? <1Nein>1 (Das wa%re ein Circulus vitiosus.) - Ich habe nicht gesagt, <1warum>1 e zwischen den Mathematikern nicht zum Streit kommt, sondern nu , <1da#>1 es nicht zum Streit kommt. <1[PU>1 II, xi, S. 226b] 929. Es ist wohl wahr, da# man mit gewissen Arten von Papier un Tinte nicht rechnen ko%nnte, wenn sie na%mlich gewissen seltsamen A-- nderungen unterworfen wa%ren, aber da# sie sich a%ndern, ko%nntej doch wieder nur durch das Geda%chtnis und den Vergleich mit andern Rechenmitteln sich ergeben. Und diese kann manja nicht wieder a etwas anderm pru%fen. <1[PU>1 II, xi, S. 226c] 93o. Hat es Sinn zu sagen, die Menschen stimmen in Bezug aufihr Farburteile im allgemeinen u%berein?? Wie wa%re es, wenn's ande wa%re? Der Eine wu%rde sagen, die Blume sei rot, die der andre fu% blau ha%lt etc. - Aber mit welchem Recht ko%nnte man nun die Wo%rt "rot" und "blau" dieser Menschen <1unsere>1 Farbwo%rter nenne Warum sollen wir sagen, sie ha%tten die gleiche Bedeutung? ko%nnen das eine und das andere sagen. Der Begriff ist nun gea%ndert und es gibt Gru%nde, ihn noch a denselben anzusprechen, und Gegengru%nde. [Vgl. <1PU>1 II, x S. 226e] 931. Aber wie ist es damit: "Es kommt u%ber Farburteile im aIIgemeinen nicht zum Streit"? Es gibt 'Farbenblindheit' und Mittel sie festzustellen. Istjener Satz nicht einer u%ber den Begriffdes Farburteils? [VgI. <1PU>1 II, xi, S. 227d] 932. Wenn nicht Ubereinstimmung in den Farburteilen bestu%nde, wic erlernten Menschen denn die Farbwo%rter gebrauchen? Mit welchem Recht ko%nnten wir den Wortgebrauch, den sie lernen, den der 'Farbnamen' nennen? Aber hier gibt es natu%rlich U%berga%nge. 933. Und diese U%berlegung mu# fu%r die Mathematik gelten. Ga%be es unsere mathematische Sicherheit nicht, so wu%rden die Menschen auch nicht die gleiche Technik lernen, die wir erlernen. Sie wa%re von der unsern mehr, oder weniger verschieden, und im GrenzfaIle bis zur Unkenntlichkeit. <1[PU>1 II, xi, S. 226f] 934. "Die mathematische Wahrheit ist doch unabha%ngig davon, ob Menschen sie erkennen, oder nicht!" - Gewi#: "Die Menschen glauben, da# 2 x 2=4 ist" und "2 x 2=4" haben nicht den gleichen Sinn. Dieser ist ein mathematischer Satz, jener, wenn er u%berhaupt einen Sinn hat, kann etwa hei#en, da# die Menschen auf den mathematischen Satz gekommen sind. Die Beiden haben ga%nzlich verschiedene <1Verwendung.>1 - Aber was wu%rde nun <1das>1 hei#en: "Wenn auch alle Menschen glaubten, 2 x 2 sei 5, so wa%re es doch 4!"? - Wie sa%he denn das aus, wenn alle Menschen dies glaubten? Nun, ich ko%nnte mir nur vorstellen, es wa%re ein andrer Kalku%l. Wa%re es <1falsch?>1 Ist eine Ko%nigskro%nung <1falsch?>1 Ho%chstens nutzlos. Und vielleicht auch das nicht. <1[PU>1 II, xi, S. 226g-227a] 935. Mathematik ist freilich, in einem Sinne, eine Lehre, aber doch auch ein Tun. Und einen 'falschen Zug' kann es nur als Ausnahme geben;denn wu%rde, was wir jetzt so nennen, die Regel, so ho%rte damit das Spiel auf, worin es ein falscher Zug war. <1[PU>1 II, xi, S. 227b] 936. Zur 'unwa%gbaren Evidenz' geho%ren die Feinheiten des Tons, des Blicks, der Geba%rde. Ist es hier nicht wirklich, als sa%he man das Arbeiten des Nerven- systems. Denn ich mo%chte wohl, da# meine geheuchelte Geba%rde ganz einer echten gleicht, aber es geschieht eben <1doch>1 nicht das Gleiche. [a: <1PU>1 II, xi, S. 228d] 937. Ich kann den echten Blick der Liebe erkennen, ihn vom verstellten unterscheiden. Und ich kann ihn doch dem Andern auf keine Art beschreiben. Ha%tten wir etwa einen gro#en Maler hier, so wa%re es denkbar, da# dieser in Bildern einen echten und einen geheuchelten darstellte, oder es lie#e sich eine DarstelIung im Film denken, und auf sie gestu%tzt vielleicht eine Beschreibung in Worten. [Vgl. <1PU>1 II, xi, S. 228d] 938. Leg dir die Frage vor: Wie lernt der Mensch, einen 'Blick' fur etwas kriegen? Und wie la%#t sich dieser Blick verwenden? <1[PU>1 (I, xi, S. 228e] 939. Mit welchem Recht kann man sagen, ein Kind mu%sse manches lernen, ehe es heucheln kann? (. . . ehe es einen Rechenfehler machen kann.) 94o. Jemand sagt von seinem Kind "Heute hat es zum ersten Mal geheuchelt". Das kann man sich leicht vorstellen. Aber nicht, weTn er sagt "Heutc war es zum ersten Mal aufrichtig" - obwohl man doch vom Neugeborenen nicht sagen ko%nnte, cs sei aufrichtig. Und doch <1kann>1 man wieder sagen "Mein Kind istjctzt schon entschieden aufrichtig". 941. Wcnn man nun fragt "Was mu# es lernen, um aufrichtig scin zu <1ko%nnen?">1 - erha%lt man vielleicht so einc Antwort wie: "Es mu# eingesehcn haben, da# Unaufrichtigkeit schlecht ist" - oder irgend eine Antwort, die das Innerc des Kindes beschreibt, die inncren Rcquisitcn. 942. Auch boshaft, freundlich, dankbar, kann ja das ncugeborne Kind nicht scin. Erst in cincm komplizierten Muster des Benchmcns gibt es Dankbarkeit. Wenn eine Figur nur aus drei Geradcn besteht, so kann sie wcder ein regelma%#iges noch ein unregelma%#iges Sechseck sein. 943. Wir sagcn doch gcwi# normalerweise nur von dcm, cr sei aufrichtig, der sprcchen kann. Und wenn daraus auch nicht folgt, da# der Begriff 'aufrichtig' dort <1unanwendbar>1 wa%re, wo keine Sprache ist, so doch das, da# dicser Bcgriff dort nicht ohncjedc Schwicrig- keit anzuwenden ist. 944. Der Erwachsenc kann freilich, ohne ein Wort zu sprechen, durch Mienen, Geba%rdcn und unartikulierte Laute heucheln, ocler aufrichtig sein. 945. Denk dir ein neugebornes Kind, das zwar freiIich nicht reden ko%nnte, aber das Mienen- und Geba%rdenspiel der Erwach ha%tte! 946. Erst in einem komplizierten <1Ausdrucksspiel>1 gibt es Heuchelei und ihr Gegenteil. (Wie erst <1in>1 einem <1Spiel>1 einen falschen, oder richtigen Zug.) 947. Und wenn sich das <1Ausdrucksspiel>1 entwickelt, so kann ich freilich sagen, es entwickle sich eine Seele, ein <1Inneres.>1 Aber es ist nun das Innere nicht mehr die Ursache des Ausdrucks. (Sowenig wie das mathematische Denken das Rechnen erzeugt, die Triebkraft des Rechnens ist. Und dies ist eine Bemerkung u%ber Begriffe.) 948. Einen dreifachen Kontrapunkt gibt es nur in einer ganz bestimmten musikalischen Umgebung. [ <1VB,>1 S. 157] 949. Denk dir, Einer verstecke seine Absicht, indem er einen geschriebenen Plan versteckt. 95o. 'Der Schmerz das Wichtige - die Klage das Unwichtige.' - Nun, ich will, da# er von meinen Schmerzen Notiz nimmt, nicht von den Klagelauten. Und wie nimmt er von meinen Schmerzen Notiz? 951. Es scheint: hier ist ein Inneres, worauf ein A%u#eres nur unbestimmte Schlu%sse zula%#t. Es ist ein Bild und was das Bild rechtfertigt ist offenbar. Die scheinbare Sicherheit der ersten Person, die Unsicherheit der dritten. 952. Die zureichende Evidenz ist von der unzureichenden durch keine klare Grenze geschieden. Und doch gibt es hier Evidenz. 953. Die Beurteilung der Fa%lle ist <1schwankend,>1 wie unsre natu%rliche Stellungnahme zum Andern. 954. Der seelenvolle Ausdruck in der Musik. Er ist nicht nach Graden der Sta%rke und des Tempos zu beschreiben. Sowenig wie der seelenvolle Gesichtsausdruck durch r-a%umliche Ma#e. Ja er ist auch nicht durch ein Paradigma zu erkla%ren, denn das gleiche Stu%ck kanr1 auf unza%hlige Arten mit echtem Ausdruck gespielt werden. <1[VB,>1 S- 157] 955. Und wie sa%he nun das Gegenteil aus? - Man ko%nnte die Traurigkeit z.B. mit derselben Sicherheit feststellen, mit der man eine Halsentzu%ndung etwa feststellt. - Aber was wa%re nun das fu%r ein Begriff der Traurigkeit? Der unsere? 956. Warum nicht? Wer bei einem bestimmten Anla# <1dieses>1 Gesicht macht, sich <1so>1 ha%lt, etc., von dem ko%nnen wir all das mit Bestimmt- heit voraussagen, was wir (in der Welt, wie siejetzt ist) von einem wahrhaft Traurigen erwarten. 957. Worin besteht unsre Unwissenheit u%ber die Seelenzusta%nde und Vorga%nge im Andern? Denn sie ist aus mehrerem zusammengesetzt. Wir ko%nnen nicht an seinem A%u#ern ablesen, was er zu sich selbst sagt. Wir ko%nnen das, was er sagt, oft nicht verstehen. Wir ko%nnen seine Absichten nicht erraten. Wir wissen oft nicht, in welcher Stimmung er sich befindet. Die Unwissenheiten sind von verschiedener <1Art;>1 und wenn man sie sich behoben denkt, dann wu%rden sie auf verschiedene <1Weise>1 behoben. 958. Was hei#t es z.B., die Stimmung des Andern mit Sicherheit kennen? Nun, man denkt sich, Einer ko%nnte sie nur vom Gesicht abIesen. - Aber die Absicht auch?! Warum dann nicht ebensogut an den Ha%nden, oder Kleidern? - Aber man ko%nnte sich ein Mittel denken, die Absicht zu erfahren. Man fragt ihn nach seiner Absicht und kann mit Sicherheit erkennen, wenn er lu%gt und etwa auch, was ihm dann durch den Kopf geht. Aber wenn nun die Absicht in diesem Moment sozusagen nur als Disposition vorliegt, wenn sie nicht gedacht wird? - Hier wa%re es also vielleicht no%tig, da# ich ihn schon <1uorher>1 beobachtet ha%tte! 959. "Das Innere ist mir verborgen" -ist das nicht ebenso vag, wie der Begriff des 'Inneren'? (Denn bedenk nur: das Innere istja Empfindungen + Gedanken + Vorstellungen + Stimmung + Absicht u.s.f. .) 96o. Du <1erra%tst>1 ja auch seine Absicht, seine Empfindungen, seine Gedanken, seine Stimmung nicht in gleicher Weise. 961. Ich wei# auch seine Handlungen nicht voraus wie die meinen, und ich habe andere Mittel meine Absicht zu bilden, als er, sie zu erraten. Auch wenn ich keine positive Absicht habe, kann ich negative Absichten haben; ich wei# nicht, was ich tun werde, bin aber schon entschieden, da# ich das und das <1nicht>1 tun will. an den man fru%her im Wachen nie gedacht hatte, so ist das ei seltsames Erinnern. - - - 963. Der Gegensatz zu meiner Unsicherheit bezu%glich dessen, wa in ihm vorgeht, ist nicht <1seine>1 Sicherheit. Denn ich <1kann>1 der Gefu%hle des andern auch sicher sein, aber darum sind es nicht die meinen. 964. "Ich kann die Gefu%hle des Andern nur erraten" - hat da wirklich Sinn, wenn man ihn z.B. mit schweren Verletzungen furchtbaren Schmerzen sieht? 965. Der Traum eine Halluzination? - Die Erinnerung an de Traum ist wie die Erinnerung an eine Halluzination, oder vieImeh wie die Erinnerung an ein wirkliches Erlebnis. Das hei#t, ma mo%chte z.B. manchmal sagen: "Ich habe gerade das und d gesehen", so als ha%tte man's wirklich gerade gesehen. 966. Denk z.B. an die Beschreibung von <1'Anla%ssen'.>1 Ist es denn klar da# Einer die Beschreibung des 'Kummeranlasses' verstehen mu# Denn die Anla%sse zum Kummer sindja mit 1ooo andern Muster verwoben. Ist es klar, da# Einer die Technik, die Bezeichnung dies Art von Muster zu gebrauchen, mu# lernen ko%nnen? Da# er es a den andern Mustern wie wir herausklauben kann? 967. Es gibt hier aber einfache und kompliziert-ere Fa%lle; und das i fu%r den Begriff wichtig. Jemand verbrennt sich und schreit auig n unter sehr seltenen Umsta%nden wu%rde man sein Benehmen "Verste lung" nennen. Ja hier ko%nnte ein Arzt uns sagen, nur unter den ui den Umsta%nden ko%nnte es Verstellung sein. 968. Die Beschreibung des Wortgebrauchs. Das Wort wird ausg sprochen -- in welcher Umgebung? Wir mu%ssen also etwa <1Charakteristisches>1 in diesen einzelnen Vorfa%llen finden, eine A Regelma%#igkeit. - Nun <1lernen>1 wir aber den Wortgebrauch nicht m- Hilfe von Regeln. Wie ko%nnte ich Einem denn eine Regel daf- geben, in welchen Fa%llen er zu sagen hat, er habe Schmerzen! - Dagegen aber gibt es eine UNGEFA%HRE Gesetzma%#igkeit in dem Gebrauch, den ein Mensch tatsa%chlich von dem Worte macht. 969. Ich will also sagen: es ist von vornherein nicht ausgemacht, da# es so etwas gibt, wie 'eine <1allgemeine>1 Beschreibung der Verwendung eines Worts'. Und wenn es also doch etwas derartiges gibt, - so ist nicht ausgemacht, wie <1bestimmt>1 eine solche Beschreibung sein mu#. 97o. Unter welchen Umsta%nden (a%-<1u#eren>1 Umsta%nden) nennt man etwas eine Schmerza%u#erung? (Denn das ist doch eine wichtige Frage, - auch wenn man sagt, da# der wahren Schmerza%u#erung etwas <1jnneres>1 entspricht.) 971. Und kann ich nun diese Umsta%nde beschreiben? - und warum nicht? Ich ko%nnte Beispiele geben, das ist klar. Wie kann ich denn lernen, die Umsta%nde zu beschreiben? Hat man mich's denn gelehrt ? oder was mu%#tc ich dazu beobachten? 972. Und das Gleiche gilt von den a%u#eren Anzeichen der 'Verstel- lung'. 973. Und wenn ich mir nun eine Aufza%hlung solcher Umsta%nde denke, fu%r wen wa%re sie von Interesse? --Ja einzelne AperSus haben wohl Interesse. Aber wa%re eine Aufza%hlung interessant, die Voll sta%ndigkeit <1anstrebte?>1 Ko%nnte man sie praktisch brauchen? - So funktioniert dieses Spiel gar nicht. 974. Es ist hier nichts versteckt; und na%hme ich an, es sei etwas versteckt, so ha%tte die Kenntnis dieses Versteckten kein Intercsse. Ich kann aber meine Gedanken vor ihm verbergen, indem ich ein Tagebuch verstecke. Und hier verstecke ich etwas, dessen Kcnntnis fu%r ihn von Interesse sein ko%nnte. 975. Zu sagen, meine Gedanken seien ihm unzuga%nglich, weil si im Innern meines Geistes stattfanden, ist ein Pleonasmus. 976. Was ich im Stillen zu mir selbst sage, ist ihm nicht bekannt: abe es kommt wieder nicht auf einen 'seelischen Vorgang' dabei an, wenn auch hier ein physischer Vorgang stattfinden mag, der, wen er dem Andern bekannt wa%re, die laute Rede ersetzen ko%nnte. Man ko%nnte also auch hier einen physischen Vorgang 'versteckt' nennen. 977. "Was ich im StiIlen bei mir denke ist ihm verborgen" kann nur hei#en, er ko%nne es nicht erraten, aus dem und dem Grunde nicht erraten; nicht aber, er ko%nne es nicht wahrnehmen, weil es in meiner Seele ist. 978. Man sieht ein Gesicht an und sagt "Was geht wohI hinter diesem Gesicht vor?" - Aber man mu# das nicht sagen. Man mu# das A-- u#ere nicht als die Front betrachten, hinter der die geistigen Kra%fte wirken. ' 979. Die Idee vom Geist des Menschen, den man sieht oder nicht sieht, ist sehr a%hnlich der der Wortbedeutung, die als ein Vorgang oder Objekt beim Wort steht.