1. U%berlegen wir uns was man u%ber ein Pha%nomen wie d1eses sagt: Die Figur einmal als ein F, einmal als das Spiegelbild eines F sehen. Ich will fragen: worin besteht es, die Figur einmal so, einmal anders sehen? -- Sehe ich wirklich jedesmal etwas anderes; oder deute ich nur, was ich sehe, auf verschiedene Weise? -- Ich bin 8eneigt, das erste zu sagen. Aber warum? Nun, Deuten ist eine Handlung. Es kann z.B. darin bestehen, da# Einer sagt "Das soll ein F sein"; oder da# er's nicht sagt, aber das Zeichen beim Kopieren durch ein F ersetzt; ode1 sich u%berlegt: "Was mag das wohl sein? Es wird ein F sein, das dem Schreiber mi#glu%ckt ist." -- Sehen ist keine Handlung, sondern ein Zustand. (Grammatische Bemerkung.) Und wenn ich die Figur nie anders als "F" gelesen, mir nie u%berlegt habe, was es wohl sein mag, so wird man sagen, ich sehe sie als F; wenn man na%mlich wei#, da# sie sich auch anders sehen la%#t. Wie ist man denn u%berhaupt zu dem Begriff des 'das als das sehen' gekommen? Bei welchen Gelegenheiten wird er gebildet, ist fu%r ihn ein Bedarf? (Sehr ha%ufig, wenn wir u%ber ein Kunstwerk reden.) Dort, z.B., wo es sich um ein Phrasieren durchs Aug oder Oh1 handelt. Wir sagen "Du mu#t diese Takte als Einleitung ho%ren", "Du mu#t nach dieser Tonart hinho%ren", aber auch "Ich ho%re das franzo%sische 'ne . . . pas' als zweiteilige Verneinung, nicht als 'nicht ein Schritt' " etc. Ist es nun ein wirkliches Sehen oder Ho%ren? Nun: s0 nennen wir es; mit diesen Worten reagieren wir in bestimmten Situationen. Und auf diese Worte reagieren wir wieder durch bestimmte Handlungen. [ Zettel, 208 .] 2. Ist es Introspektion, was mich lehrt, ob ich's mit einem echten Sehen zu tun habe, oder doch mit einem Deuten? Zuerst einmal mu# ich mir klar daru%ber werden, was ich denn ein Deuten nennen wu%rde; woran sich erkennen la%#t, ob etwas ein Deuten oder ein Sehen sei. (Einer Deutung entsprechend sehen.) [Z 212. ] 3. Ich mo%chte sagen: "Ich sehe die Figur als das Spiegelbild eines F" sei nur eine indirekte Beschreibung meiner Erfahrung. Es gebe eine direkte; na%mlich: Ich sehe die Figur so (wobei ich fu%r mich auf meinen Gesichtseindruck deute). Woher hier diese Versuchung? -- Es gibt da ein wichtiges Faktum, na%mlich dies, da# wir bereit sind, eine Anzahl verschiedener Beschreibungen unsres Gesichtseindrucks gelten zu lassen; z.B.: "Die Figur schaut jetzt nach rechts, jetzt nach links." 4. Denke, wir fragten jemand: Welche Ahnlichkeit besteht zwischen dieser Figur und einem F? Nun antwortet Einer "Die Figur ist ein umgekehrtes F", ein Andrer "Sie ist ein F mit zu langen Anstrichen". Sollen wir sagen "Die beiden sehen die Figur verschieden"? 5. Sehe ich die Figur nicht einmal so, einmal anders, auch wenn ich nicht mit Worten oder durch andere Zeichen reagiere? Aber "einmal so", "einmal anders" sind ja Worte, und mit welchem Recht gebrauche ich sie hier? Kann ich dir, oder mir selbst, mein Recht erweisen? (Es sei denn durch eine weitere Reaktion.) Aber ich weiB doch, da# es zwei Eindru%cke sind, auch wenn ich's nicht sage! Aber wie wei# ich, daB, was ich dann sage, das ist, was ich wu#te? [Z 213.] 6. Das vertraute Gesicht eines Wortes; die Empfindung, ein Wort sei gleichsam ein Bild seiner Bedeutung; es habe seine Bedeutung gleichsam in sich aufgenommen -- es kann eine Sprache geben, der das alles fremd ist. Und wie dru%cken sich diese Empfindungen bei uns aus? Darin, wie wir Worte wa%hlen und scha%tzen. [Vgl. PU, S. 218f.] 7. Die Fa%lle, in denen wir mit Recht sagen, wir deuten, was wir sehen, als das und das, sind leicht zu bcschreiben. [Vgl. PU, S. 212e.] 8. Wenn wir deuten, stellen wir eine Vermutung an, sprechen eine Hypothese aus, die sich nachtra%glich als falsch erweisen kann. Sagen wir "Ich sehe diese Figur als ein F", so gibt es dafu%r, so wie fu%r den Satz "Ich sehe ein leuchtendes Rot", nicht Verifikation oder Falsifi- kation. Diese Art A%hnlichkeit ist es, nach der wir ausschauen mu%ssen, um den Gebrauch des Wortes "sehen" in jenem Zusammenhang zu rechtfertigen. Sagt Einer, er erkenne, da# es ein 'Sehen' sei, durch Introspektion, so ist die Antwort: "Und wie wei# ich, was du Intro- spektion nennst? Du erkla%rst mir ein Geheimnis durch ein anderes." [Vgl. PU, S. 212e.] 9. An verschiedenen Stellen eines Buches, eines Lehrbuchs der Physik etwa, sehen wir die Illustration . Im dazugeho%rigen Text wird einmal von einem Glaswu%rfel geredet, einmal von einem Draht- gestell, einmal von einer umgestu%lpten offenen Kiste, einmal von drei Brettchen, die ein ra%umliches Eck bilden. Der Text deutet jedesmal die Illustration. Aber wir ko%nnen auch sagen, da# wir die Illustration einmal als das eine, einmal als das andere Ding seXen. -- Wie merkwu%rdig nun, da# wir die Worte der Deutung auch zur Beschreibung des unmittelbar Wahrgenommenen werwenden ko%nnen! Da mo%chten wir zuerst so antworten: Jene Beschreibung der unmittelbaren Erfahrung mittels einer Deutung ist nur eine indirekte Beschreibung. Die Wahrheit sei die: Wir ko%nnen der Figur einmal die Deutung A, einmal die Deutung B, einmal die Deutung C geben; und es gibt nun auch drei direkte Erfahrungen -- Weisen des Sehens der Figur -- A', B', C', so da# A' der Deutung A, B' der Deutung B, C' der Deutung C gu%nstig ist. Daher gebrauchen wir die Deutung A als Beschreibung der ihr gu%nstigen Weise des Sehens. [Vgl. PU, S. 193f,g.] 10. Aber was hei#t es, die Erfahrun8 A' sei der Deutung A gu%nstig? Welches ist die Erfahrung- A' ? Wie identifiziert man sie denn? 11. Nehmen wir an, jemand mache die folgende Entdeckung. Er untersucht die Vorga%nge in der Retina der Menschen, die die Figu1 einmal als Glaswu%rfel, einmal als Drahtgestell sehen, etc., und er findet, da# diese Vorga%nge a%hnlich denjenigen sind, welche er beobachtet, wenn das Subjekt einmal einen Glaswu%rfel anschaut, einmal ein Drahtgestell u.s.f. ... So eine Entdeckung wu%rde man geneigt sein, als Beweis dafu%r zu betrachten, da# wir die Figur wirklich jedesmal anders sehen. Aber mit welchem Recht? Wie kann denn das Experiment etwas u%ber die Natur der unmittelbaren Erfahrung aussagen? -- Es reiht sie in eine bestimmte Klasse von Pha%nomenen ein. 12. Wie identifiziert man die Erfahrung A'? Wie kommt es, da# ich u%berhaupt von dieser Erfahrung wei#? Wie lehrt man jemand den Ausdruck dieser Erfahrung "Ich sehe die Fi8ur jetzt als Drahtgestell"? Viege haben das Wort "sehen" gelernt und nie einen derartigen Gebrauch von ihm gemacht. Wenn ich nun so einem unsre Figur zeige und ihm sage "Jetzt versuch einmal, sie als Drahtgestell zu sehen!" -- mu# er mich verstehen? Wie, wenn er sagt: "Meinst du etwas anderes als, ich soll dem Text des Buchs, der von einem Drahtgestell redet, an der Hand der Figur folgen?" Und wenn er mich nun nicht versteht, was kann ich machen? Und wenn er mich versteht, wie a%u#ert sich das? Nicht eben dadurch, da# auch er sagt, er sehe jetzt die Figur als Drahtgestell? 13. Es ist also die Neigung, jenen Wortausdruck zu gebrauchen, eine charakteristische A%u#erung dcs Erlebnisses. (Und eine Au#erung ist kein Symptom). 14. Gibt es noch andere A%u#erungen dieses Erlebnisses? Wa%re nicht dieser Vorgang denkbar: Ich lege Einem ein Drahtgestell, einen Glaswu%rfell, eine Kiste, etc. vor und frage ihn "Welches dieser Dinge stellt die Figur dar?" Er antwortet "Das Drahtgestell". 15. Sollen wir nun sagen, er habe die Figur als Drahtgestell gesehen, -- obwohl er die Erfahrung, sie einmal als das, einmal als etwas andres zu sehen, nicht hatte ? 16. Denken wir, es fragte jemand: "Sehen wir alle ein Druck-F aul die gleiche Weise?" Nun, man ko%nnte folgenden Versuch machen: Wir zeigen verschiedenen Leuten ein F und stellen die Frage "Wohin schaut ein F, nach rechts oder nach links?" Oder wir fragen: "Wenn du ein F mit einem Gesicht im Profil vergleichen solltest, wo wa%re vorne, wo hinten?" Mancher aber wu%rde diese Fragen vielleicht nicht verstehen. Sie sind analog Fralen der Art: "Welche Farbe hat fu%r dich der Laut a?" oder "Kommt dir a gelb oder wei# vor?" etc. Wenn Einer diese Frage nicht verstu%nde, wenn er erkla%rte, sie sei Unsinn, -- ko%nnten wir sagen, er verstehe nicht Deutsch, oder nicht die Bedeutungen der Wo%rter "Farbe", "Laut", etc. ? Im Gegenteil: Wenn er diese Worte verstehen gelernt hat, dann kann er auf jene Fragen 'mit Versta%ndnis' oder 'ohne Versta%ndnis' reageren. 17. "Sehen wir Alle ein F auf die gleiche Weise?" -- Das hei#t noch gar nichts, solange nicht festgestellt ist, wie wir erfahren, 'auf welche Weise' Einer es sieht. Aber wenn ich nun z.B. auch sage "Fu%r mich schaut ein F nach rechts und einJ nach links", -- darf ich sagen: wenr1 imrner ich ein F sehe, schaue es in dieser, oder in irgend einer Richtung? Welchen Grund ha%tte ich, so etwas zu sagen?! 18. Nehmen wir an, die Frage wa%re nie gestellt worden "In welcher Richtung schaut ein F?" -- s0ndern nur die: "Wenn du einem Fund einem J ein Aug und eine Nase malen solltest, wu%rde es nach rechts oder nach links schaun?" Dies wa%re doch auch eine psychololische Fra Und in ihr wa%re von einem 'so, oder anders, sehen' nicht die Rede. Wohl aber von einer Neigung, das eine, oder andere zu tun. 19. Eine Verwendung des Begriffs 'in dieser Richtung schauen' ist z.B. die: Man sagt etwa einem Architekten "Mit dieser Verteilung der Fenster schaut die Fassade dorthin". A%hnlich verwendet man den Ausdruck: "Dieser Arm unterbricht die Bewegung der Skulptur" oder "Die Bewegung sollte so verlaufen" (dabei macht man etwa eine Geste) . 20. Die Frage, ob es sich um ein Sehen oder ein Deuten handelt entsteht dadurch, da# eine Deutunl Ausdruck der Erfahrung wird. Und die Deutung ist nicht eine indirekte Beschreibung, sondern ihr prima%rer Ausdruck. 21. Warum aber sehen wir das nicht sogleich, sondern denken, es mu%#te hier einen unmittelbarern Ausdruck 8eben, und das Pha%nomen sei nur zu ungreifbar, nicht recht zu beschreiben, und wir mu%ssen jedenfalls zur Versta%ndigung mit Andern zur indirekten Darstellung greifen ? Wir sagen uns: Es ist unmo%glich, da# wir, ohne in der Phantasie der Figur etwas hinzuzufu%gen, ein Erlebnis haben, das wesentlich mit Dingen zusammenha%ngt, die ganz au#erhalb der Spha%re der unmittel- baren Wahrnehmung sind. Man ko%nnte z.B. sagen: "Du behauptest, du siehst die Figur als Drahtgestell. Wei#t du vielleicht auch, ob es Kupferdraht oder Eisendraht ist? Und warum soll es dann Dr~t sein? -- Das zeigt, da# Wort "Draht" wirklich nicht wesentlich zur Beschreibung des Erlebnisses geho%rt. 22. Denken wir uns aber nun diese Art von Erkla%rung: Wenn man beim Essen die Nase zuha%lt, verlieren die Speisen jeden Geschmack, au#er den der Su%#e, Bitterkeit, Salzigkeit und Sa%ure. Also, wollen wir einmal sagen, besteht der besondere Geschmack, des Brotes z.B., aus diesem 'Geschmack' im engern Sinne und dem Aroma, das eben verloren geht, wenn wir nicht durch die Nase atmen. Warum soll es nun beim Sehen von etwas als etwas nicht a%hnlich zugehen. Etwa so: Das Auge unterscheidet nicht die Figur als Drahtgestell von der Figur als Kiste, u.s.w. Das ist sozusagen das Aroma, welches das Gehirn dem Gesehenen hinzufu%gt. Dagegen unterscheidet auch das Auge ver- schiedene Aspekte: es phrasiert quasi das Gesichtsbild; und eine Phrasierung ist einer Deutung, die andre der andern gema%#er. (E~ahrungsm~#~ gema%#er.) Denk z.B. an gewisse unwillku%rliche Deutungen, die wir der einen oder andern Stelle eines Musikstu%cks geben. Wir sagen: diese Deutung dra%ngt sich uns auf. (Das ist doch ein Erlebnis.) Und die Deutung kann aus gewissen rein musikalischen Beziehungen erkla%rt werden. -- Wohl, aber wir wollen ja nicht erkla%ren, sondern beschreiben. 23- C Sieh das Dreieck so, da# c die Basis und C die Sfiitze ist; undjetzt so, da# b die Basis und B die Spitze ist. -- Was tust du? -- Vor allem: -- Wei#t du, was du tust? Nein. "Nun, vielleicht ist es der Blick, der erst auf der 'Basis' haftet, dann zur 'Spitze' geht." Aber kannst du sagen, da# in einem anderen Zusammenhang der Blick nicht ganz ebenso wandern ko%nnte, ohne da# du das Dreieck in dieser Weise gesehen hast? Mach auch diesen Versuch. Sieh das Dreieck so, da# es (wie eine Pfeilspitze) einmal in der Richtung A, einmal in der Richtung B zeigt. 24. Von wem sagt man, er sehe das Dreieck als Pfeil, der nach rechts zeigt? Von dem, der es einfach als einen solchen Pfeil zu gebrauchen gelernt und es immer so gebraucht hat? Nein. Das hei#t natu%rlich nicht, man sage von so einem, er sehe es anders, oder wir wu%#ten nicht, wie er es sehe. Es ist hier von einem so oder anders sehen noch nicht die Rede. -- Wie ist es aber in einem Fall, in welchem ich den Andern korrigiere und sage "Was dort steht, ist nicht ein Pfeil, der nach rechts zeigt, sondern einer, der nach oben zeigt", und nun setze ich ihm eine praktische Folge dieser Deutung auseinander. Er sagt nun: "Ich habe das Dreieck immer als Pfeil nach rechts aufgefa#t." -- Ist hier von einem Sehen die Rede? Nein; denn es kannja hei#en "Ich bin, wenn ich diesem Zeichen begegnet bin, ihm immer so gefolgt." Wer das sagt, mu%#te die Frage "Aber hast du es als Pfeil nach rechts gesehen ?" gar nicht verstehen. 25. Wir sagen von dem, er sehe das Dreieck einmal so, einmal so, der dies von sich aussagt, der diese Worte mit dem Zeichen des Versta%ndnisses ausspricht, oder ho%rt; aber auch von dem, der etwa sagt 'jetzt zeigt das Dreieck in dieser Richtung, fru%her hat es in der andern gezeigt", und der nun auf die Frage, ob das Dreieck seine Form oder Lage gea%ndert habe, antwortet: so sei es nicht. U.s.w. 26. Betrachten wir den Fall des Bildes der gegen einander rotierenden Ra%der. Erstens kann ich die Bewegung im Bild wieder als eine oder die andere sehen. Zweitens kann ich sie auch fu%r die eine oder die andere halten. 27. Das etwas seltsame Pha%nomen des so oder anders Sehens erscheint doch erst, wenn Einer erkennt, da# das Gesichtsbild in einem Sinne gleichbleibt, und etwas anderes, was man "Auffassung" nennen mo%chte, sich a%ndern kann. Halte ich das Bild fu%r dies oder das, sagen wir fu%r zwei gegen einander laufende Ra%der, so ist doch damit von der Teilung des Eindrucks in Gesichtsbild und Auffassung noch keine Rede. -- Soll ich also sagen, die Trennung ist das Pha%nomen, das mich interessiert? Oder fragen wir so: Welche Reaktion interessiert mich? Die, welche zeigt, da# Einer eine Schale fu%r eine Schale ha%lt (also auch die, da# er eine Schale fu%r etwas anderes ha%lt)? Oder die, da# er einen Wechsel beobachtet und zugleich auch, da# sich am Gesichtsbild nichts gea%ndert hat? 28. Es ist auch mo%glich, da# ich sage: "Ich habe das immer fu%r eine Schale gehalten; jetzt sehe ich, da# es keine ist" -- ohne da# ich mir eines Wechsels des 'Aspekts' bewu#t bin. Ich meine einfach: ich sehe jetzt etwas anderes, habe jetzt einen anderen Gesichtseindruck. Nehmen wir an, Einer zeigte mir etwas und fragt, was das sei. Ich sage "Es ist ein Wu%rfel". Darauf er: "Also so siehst du es." -- Mu%#te ich diese Worte anders verstehen als so: "Also dafur ha%lst du es"? 29. Ich bin mir, wenn ich die Gegensta%nde um mich her betrachte, nicht bewu#t, da# es so etwas wie eine visuelle Auffassung gibt. 30. Ich sehe diese Figur als ra%umliches Eck": warum nimmst du es nicht einfach als wahr hin, -- wenn er na%mlich Deutsch kann und glaubwu%rdig ist? -- Ich zweifle nicht daran, da# es dic Wahrheit ist. Aber, was er sagte, ist ein eeitlicher Satz. Nicht einer u%ber das Wesen dieses Pha%nomens; sondern, der sagt: das habe stattgefunden. 31. Die A%u#erung des Erlebnisses ist: "Ich sehe dasjetzt als Pyramide; jetzt als Quadrat mit den Diagonalen." -- Was ist nun das 'das', welches ich einmal so, einmal so sehe? Ist es die Zeichnung? Und wie wei# ich, da# es beidemal dieselbe Zeichnung ist? Wei# ich es nur, oder sehe ich's auch? -- Wie wa%re es, wenn nachgewiesen wu%rde, die Zeichnung habe sich immer ein wenig gea%ndert, wenn man sie als etwas anderes sieht; oder das Gesichtsbild sei dann ein wenig anders. Es sehe, z.B., dann eine Linie um ein weniges sta%rker, oder du%nner aus, als gu%her. 32. Soll ich sagen, die verschiedenen Aspekte der Figur seien Assoziationen? Und was hilft es mir? 33. Es scheint sich hier etwas am Gesichtsbild der Figur zu a%ndern; und a%ndert sich doch wieder nichts. Und ich kann nicht sagen "Es fa%llt mir immer wieder eine neue Deutung ein". Ja, es ist wohl das; aber sie verko%rpert sich auch gleich im Gesehenen. Es fa%llt mir immer wieder ein neuer Aspekt der Zeichnung ein -- die ich gleichbleiben sehe. Es ist, als ob ihr immer wieder ein neues Kleid angezogen wu%rde, und als ob dochjedes Kleid wieder gleich sei dem andern. Man ko%nnte auch sagen: "Ich deHte die Figur nicht nur, sondern ich ziehe ihr auch die Deutung an." 34. Ich sage mir: "Was ist das? Was sagt nur diese Phrase? Was dru%ckt sie nur aus?" -- Es ist mir, als mu%#te es noch ein viel klareres Verstehen von ihr geben, als das, was ich habe. Und dieses Verstehen wu%rde dadurch erreicht, da# man eine Menge u%ber die Umgebung der Phrase sagt. So als wollte man eine ausdrucksvolle Geste in einer Zeremonie verstehen. Und zur Erkla%rung mu%#te ich die Zeremonie gleichsam analysieren. Z.B. sie aba%ndern und zeigen, wie das die Rolle jener Geste beeinflussen wu%rde. 35. Ich ko%nnte auch sagen: Mir ist, als mu%#te es zu diesem musikalischen Ausdruck Parallele auf anderen Gebieten geben. 36. Die Frage ist eigentlich: Sind diese To%ne nicht der beste Ausdruck f~-r das, was hier ausgedru%ckt ist? Wohl. Aber das hei#t nicht, da# sie nicht durch ein Bearbeiten ihrer Umgebung zu erkla%ren sind. 37. Ist es ein Widerspruch, wenn ich sage: "Dies ist scho%n und dies ist nicht scho%n" (wobei ich auf verschiedene Gegensta%nde zeige) ? Und soll man sagen, es sei kein Widerspruch, weil die beiden Wo%rter "dies" verschiedenes bedeuten? Nein; die beiden "dies" haben die gleiche Bedeutung. "heute" hat heute die gleiche Bedeutung, wie es gestern hatte, "hier" die gleiche Bedeutung hier und dort. Es ist hier micht wie im Satz "Herr Wei# wurde wei#". "Dies ist scho%n und dies ist nicht scho%n" ist ein Widerspruch, aber er hat eine Verwendung. 38. Das Grundu%bel der Russellschen Logik sowie auch der meinen in der L.Ph.Abh. ist, da#, was ein Satz ist, mit ein paar gemeinpla%tzigen BeisRielen illustriert, und dann als allgemein verstanden vorausgesetzt wird. 39- Aber ist es nicht klar' da# die beiden "d1es verschiedene Bedeutungen haben, da ich sie doch durch verschiedene Eigennamen ersetzen kann? -- Ersetzen? "Dies" hei#t ja nicht einmal A, das andere mal B. -- Freilich nicht allein;. aber zusammen mit der zeigenden Geba%rde. -- Wohl; aber das sagt nur, da# ein Zeichen, bestehend aus dem Wort "dies" und einer Geba%rde, eine andere Bedeutung hat, als ein Zeichen, bestehend aus "dies" und einer anderen Geba%rde. Aber das istja blo#e Wortklauberei: Du sagst ja also, da# dein Satz "Dies ist scho%n und dies ist nicht scho%n" kein vollsta%ndiger Satz ist, weil zu den Worten hier noch Geba%rden geho%ren. -- Aber warum ist es dann kein vollsta%ndiger Satz? Es ist ein Satz einer andern Art als etwa "Die Sonne geht auf", die Art seiner Verwendung ist sehr verschieden. Aber solche Verschiedenheiten gibt es eben die Hu%lle und Fu%lle im Reich der Sa%tze. 40- A- Schweizer ist kein Schweizer- Wenn ich das sage' meine ich das erste S. als Eigenname, das zweite als Gattungsname. So geht Verschiedenes in meinem Geiste vor, wenn ich die beiden Wo%rter "S." ausspreche? -- Das Wort funktioniert im Satz beide Male in verschiedener Weise. Das hie#e, das Wort mit einem Maschinenteil vergleichen und den Satz mit der Maschine. Ganz unzutreffend. Eher ko%nnte man sagen: die Sprache ist die Maschine, der Satz der Maschinenteil. Das wa%re dann etwa so: Diese Kurbel hat zwei Lo%cher von gleicher Gro%#e. Mit dem einen sitzt sie auf der Welle, in dem anderen steckt der Kurbelzapfen. (Vgl. PU, S. 176f.] 41. Versuche, das erste "S." als Gattungsnamen, das zweite als Eigennamen zu meinen! Wie machst du den Versuch? [Vgl. PU, S. 176f. ] 42. Der Begriff S. ist kein S." Ist das Unsinn? Nun, ich wei# nicht, was jemand, der das sagt, damit sagen will: d.h. wie er diesen Satz zu verwenden beabsichtigt. Ich kann mir manche naheliegende Verwen- dung fu%r ihn ausdenken. -- "Aber du kannst ihn eben nicht so verwenden, oder auch nur so denken, da# mit den Worten "der Begriff S." und mit dem zweiten "S." das Gleiche gemeint ist, was du gewo-hnlich mit diesen Worten meinst." Hier steckt der Irrtum. Man denkt hier, als schwebte einem dieser Vergleich vor: Die Worte im Satz passen zusammen, d.h. man kann die sinnlose Wortfolge hinschreiben; aber die Bedeutung jedes Worts ist ein unsichtbarer Ko%rper, und diese Bedeutungsko%rper passen nicht zusammen. (("Das Meinen gibt dem Satz eine weitere Dimension.")) 43. Daher die Idee, man kann den Satz nicht denken; denn im Gedanken mu%#te ich nun die Bedeutungen der Worte zu einem Sinn zusammenstellen, und das geht nicht. (Jigsaw puzzle.) 44. Aber ist der Widerspruch nicht durch das Gesetz vom Wider- spruch verboten? -- "non (p & non p)" verbietet jedenfalls nichts. Es ist eine Tautologie. Verbieten wir aber einen Widerspruch, so schlie#en wir Widerspruchsformen aus unserer Sprache aus. Wir beseitigen diese Formen. 45. Man kann denken: "Wie merkwu%rdig, da# die eine Bedeutung des Wortes "empfinden" (und der anderen psychologischen Verben) zusammengesetzt ist aus den heterogenen Bestandteilen, den Bedeu- tungen der ersten und der dritten Person." Aber was kann verschiedener sein, als das Profil und das en face eines Gesichts; und doch sind die Begriffe unserer Sprache so gebildet, da# das eine nur als Variation des anderen erscheint. Und es ist natu%rlich leicht, diese Begriffsbildung aus Naturtatsachen zu be- gru%nden. (Heterogene: der Pfeifenkopf und das Pfeifenrohr.) 46. Wenn die Begriffsbildung sich aus Naturtatsachen (psycho- logischen und physikalischen) begru%nden la%#t, ist dann die Beschrei- bung unserer Begriffsbildungen nicht eigentlich eine verkappte Naturwissenschaft; sollten wir uns dann nicht, statt fu%r die Grammatik fu%r das interessieren was ihr in der Natur zu Grunde liegt? Uns interessiert allerdings auch die Entsprechung unserer Gram- matik und allgemeiner (selten ausgeslrochener) Naturtatsachen. Aber unser Interesse fa%llt nun nicht auf diese moglichen Ursachen zuru%ck. Wir betreiben keine Naturwissenschaft: unser Ziel ist nicht, etwas vorherzusagen. Auch nicht Naturgeschichte: denn wir erdichten fu%r unsere Zwecke naturgeschichtliche Tatsachen. [Vgl. PU, S. 230a. ] 47. Es interessiert uns etwa, festzustellen, da# in unserer Umgebung gewisse Formen nicht an gewisse Farben gebunden sind. Da# wir z.B . nicht gru%n immer in Verbindung mit der Kreisform, rot mit der Quadratform sehen. Stellt man sich eine Welt vor, in der Formen und Farben immer in solcher Weise mit einander verknu%pft sind, so fa%nde man ein Begriffssystem versta%ndlich, in welchem die grundlegende Einteilung -- Form und Farbe -- nicht bestu%nde. Noch einige Beispiele: Es ist z.B. wichtig, da# wir gewohnt sind, mit Stict, Feder, oder dergleichen zu zeichnen, und da# daher die Elemente unserer Darstellung Striche und Punkte (im Sinne von "Pu%nktchen") sind. Ha%tten die Menschen nicht gezeichnet, sondern immer gemalt (spielte also der Begriff der Kontur der Formen keine gro#e Rolle), ga%be es ein gebra%uchliches Wort, sagen wir "Linie", bei dem niemand an Strich, also an etwas sehr du%nnes da%chte, sondern immer nur an die Grenze zweier Farben, und da%chte man bei "Punkt" nie an etwas winziges, sondern nur an den Schnitt zweier Farbgrenzen, so wa%re vielleicht manche Entwicklung der Geometrie unterblieben. Sa%hen wir eine unserer prima%ren Farben, sagen wir rot, nur a%u#erst selten, nur in winzigen Ausmassen, ko%nnten wir Malfarben nicht herstellen, ka%me rot nur in bestimmten Verbindungen mit anderen Farben vor, etwa nur an den Spitzen der Bla%tter gewisser Ba%ume, die sich im Herbst nach und nach aus gru%n in rot verwandeln, so wa%re nichts natu%rlicher als Rot ein degeneriertes Gru%n zu nennen. Denke an die Umsta%nde, unter denen uns Wei# und Schwartz als farben und anderseits als das Fehlen einer Farbe erscheinen. Denke, es lie#en sich alle Farben wegwaschen und der Grund wa%re dann immer wei#, und es ga%be keine wei#e Malfarbe. Es ist uns leichter ein reines Rot, Gru%n, etc. aus dem Geda%chtnis zu reproduzieren und wiederzuerkennen, als einen Ton von Braunrc1t etwa. 48. Ich sage aber nicht: Wa%ren die Naturtatsachen anders, so ha%tten wir andere Begriffe. Dies ist eine Hypothese. Ich habe fu%r sie keine Verwendung und sie interessiert mich nicht. Ich sage nur: Wenn du glaubst, unsere Begriffe seien die richtigen, die intelligenten Menschen gema%#en, wer andere ha%tte, sa%he eben etwas nicht ein, was wir einsehen, dann stelle dir gewisse allgemeine Naturtatsachen anders vor, als sie sind, und andere Begriffsbildungen als die unseren werden dir natu%rlich scheinen. [Vgl. PU, S. 230b.] 49. 'Natu%rlich', nicht 'notwendig'. Ist denn alles, was wir tun, zweckma%#ig? Ist alles, was nicht zweckma%#ig genannt werden kann, zweckwidrig?! 50. ((Zu Nummer 33)) Wenn man erkla%rt "Ich assoziiere diesen Gegenstand mit der Figur", so wird dadurch nichts deutlicher. 51. Wie wird "wollen" wirklich gebraucht? Man ist sich in der Philosophie nicht dessen bewu#t, da# man einen ganz neuefl Gebrauch des Wortes fu%r sich erfunden hat, indem man ihn dem des Wortes "wu%nschen", z.B., angeglichen hat. Es ist interessant, da# man fu%r die Philosophie eigens Wortverwendungen konstruiert, indem man Worten, die uns wichtig erscheinen, einen weiter ausgebauten Gebrauch vindizieren will, als sie haben. "Wollen" wird manchmal in der Bedeutung von "Versuchen" verwendet. "Ich wollte aufstehen, war aber zu schwach." Anderseits will man sagen, da#, wo immer eine willku%rliche bewegung gemacht wird, hewollt werde. Wenn ich also gehe, spreche, esse, etc. etc., so soll ich nun eben das tun wollen. Und hier kann es nun nicht versuchen hei#en. Denn wenn ich gehe, so hei#t das nicht, ich versuche zu gehen und es gelinge. Vielmehr gehe ich fu%r gewo%hn- lich, ohne es zu versuchen. Man kann natu%rlich auch sagen "Ich gehe, weil ich gehen will", wenn das dem gewo%hnlichen Fall des Gehers von dem unterscheidet, in welchem ich geschoben werde, oder elek- trische Stro%me meine Beinmuskeln bewegen. 52. Die Philosophie versucht sich einen Gebrauch des Wortes zurecht zu legen, der gfeichsam eine konsequentere Durchfu%hrung gewisser Zu%ge des gewo%hnlichen Gebrauchs darstellt. 53. "Das Wort 'x' hat zwei Bedeutungen" hei#t: es hat zwei Arten der Verwendung. Soll ich sagen: "Wenn du die Verwendung dieses Wortes in unserer Sprache beschreibst, wirst du sehen, da# es zwei Verwet1- dungen und nicht nur eine hat"?- 54. Ko%nnten wir uns nicht denken, da# Leute erkla%rten, das Wort "Bank" habe immer dieselbe Bedeutung. Eine Bank sei immer s0 etwas: Da# sie aber das Wort dennoch auch fu%r ein Geldinstitut verwendeten; davon aber sagen, weil es eine Bank sei, s0 sei es eben doch etwas von der Art unserer Abbildung. 55. Haben die Worte "gehen" und "ging" die gleiche Bedeutung? Haben die Worte "gehen" und "gehst" die gleiche Bedeutung? Hat das Wort "go" in "I go" und in "you go" die gleiche Bedeutung? 56. Soll ich sagen: "Zu zwei verschiedenen Bedeutungen geho%ren zwei verschiedene Erkla%rungen der Bedeutung"? 57. Denk dir in einer Sprache eine Gruppe von Sa%tzen von je drei Zeichen. Die Sa%tze beschreiben die Arbeit, die ein bestimmte1 Mensch ausfu%hrt. Das erste Zeichen (von links nach rechts) ist der Name des Menschen, das zweite bezeichnet eine Ta%tigkeit (wie sa%gen, bohren, feilen) , das dritte bezeichnet das Werkstu%ck. So ein Satz ko%nnte nun lauten "a a a". Wenn na%mlich "a" de1 Name einer Person, eines Werkstu%cks und einer Ta%tigkeit ist. 58. Was hei#t es nun: "Das Zeichen 'a' hat eine andere Bedeutung in 'x a y' und in 'a x y' "? Man ko%nnte auch sagen, es habe verschiedene Bedeutungje nach seiner Stelle. (Wie eine Ziffer im Dezimalsystem.) Denk dir das Schachspiel mit lauter gleichgestalteten Steinen gespielt. Man mu%#te sich dann immer erinnern, wo ein bestimmter Stein am Ar1fang des Spiels gestanden hatte. Und man ko%nnte sagen: "Dieser Stein und jener haben verschiedene Bedeutungen"; ich kann mit dem einen nicht so ziehen wie mit dem andern. Ebenso entnehme ich dem "a" an der ersten Stelle, das von diesem Menschen (ich zeige etwa auf ihn) die Rede ist, dem "a" an der zweiten Stelle, da# er diese Arbeit macht; etc. Das "a" ko%nnte etwa in drei Tabellen stehen, die es gewissen Bildern, die seine Bedeutung erkla%ren, zuordnen. Und ich wu%rde dann zur Deutung des Satzes je nach der Stellung des "a" in einer anderen Tabelle nachsehen. 59. Was hei#t es: "untersuchen ob 'f(f)' Sinn hat, wenn 'f' an beiden Stellen die gleiche Bedeutung hat"? 60. Man sucht, hat noch nicht gefunden, aber man wei#, was man sucht. -- Aber es kann auch sein, da# man suchend um sich schaut und nicht sagen kann, was man sucht; endlich ergreift man etwas und sagt "Das wollte ich haben". Man kann das "suchen" nennen, "ohne zu wissen, was man sucht". 61. Man ko%nnte von "funktionalen Zusta%nden" reden. (Z.B.: Ich bin heute sehr reizbar. Wenn man mir heute das und das sagt, reagiere ich immer so und so. Dem entgegengesetzt: Ich habe den ganzen Tag Kopfschmerzen.) 62- Wie ist man je dazu gekommen' einen Ausdruck wie "ich glaube . . ." zu gebrauchen? Ist man etwa plo%tzlich auf ein Pha%nomen, das des Glaubens, aufmerksam geworden? [Vgl. PU, S. 190a.] 63. Hatte man sich beobachtet und fand so dies Pha%nomen? 64. Hatte man sich selbst und die andern Menschen beobachtet und fand so die Erscheinung des Glaubens? [Vgl. PU, S. 190a.] 65. Es ko%nnte in der Sprache eines Stammes ein Pronomen geben, wie wir es nicht besitzen, und wofu%r wir keine praktische Verwendung haben, ein Pronomen, das sich auf das Satzzeichen 'bezieht', worin es steht. Ich will es so schreiben: ich. Der Satz "ich bin 10 centimeter lang" wird also auf seine Wahrheit gepru%ft, indem man das Satzzeichen mi#t. Der Satz "ich enthalte vier Wo%rter" z.B. ist wahr, der Satz "hich enthalte nicht vier Wo%rter" auch. "hich bin falsch" entspricht dem Paradox vom kretischen Lu%gner. -- Die Frage ist: Wozu verwenden die Leute dies Fu%rwort? Nun, der Satz "ich bin 10 cm. lang" ko%nnte als Ma#stab dienen; der Satz "ich bin scho%n geschrieben" als Paradigma der scho%nen Schrift. Was uns interessiert ist: Wie wird das Wort "ich" in einem Sprachspiel verwendet. Denn paradox ist der Satz nur, wenn wir von seiner Verwendung absehen. So ko%nnte ich mir denken, da# der Satz "ich bin falsch" in der Kinderstube werwendet wird. Wenn Kinder ihn lesen, fangen sie an zu schlie#en: "Wenn das falsch ist, so ist es wahr, also ist es falsch, etc. etc.". Die Menschen haben vielleicht gefunden, da# dies Schlie#en eine zutra%gliche U%bung fu%r Kinder ist.1 Was uns interessiert ist: Wie wird dieses Fu%rwort in einem Sprachspiel verwendet. Es ist mo%glich, obwohl nicht ganz leicht, sich ein Sprachspiel mit diesem Wort auszumalen. Ein Satz wie "ich enthalte vier Wo%rter" ko%nnte z.B. als Paradigma der Zahl 4 diener1, und in anderem Sinne auch der Satz "hich- enthalte nicht vier Wo%rter". Paradox ist ein Satz nur, wenn wir von seiner Verwendung absehen.1 66. Wie wu%rden sich Menschen, die ein Dreieck nicht, wie wir einmal so, einmal so sehen ko%nnten, von uns unterscheiden? -- Wenn wir zu einem Stamm ka%men, der diese Erlebnisse nicht hat, wie wu%rden wir es merken? Wie wu%rden wir es merken, wenn die Leute Tiefe nicht sehen ko%nnten? Wenn sie also wa%ren, wie Berkeley glaubte, da# wir seien. 67. Wieviele Quadrate gehen in ein Quadrat , wenn der Ma#stab, in welchem das kleine Quadrat aufzufassen ist, nicht bestimmt wurde? Wenn nun Einer daher ka%me und sagte: man kann zwar nicht mit Sicherheit sagen, wieviele hineingehen, aber man kann es immerhin scha%tzen! 68. "Der Ausdruck a%hflich dem Gefu%hl" -- die bittere Speise a-hnlich dem bittern Gram. "Zum Verwechseln a%hnlich" -- wie wa%re es, wenn sie nicht nur a%hnlich, sondern gleich wa%ren? 69. "Gram und Sorge sind a%hnliche Gefu%hle": ist das eine Erfahrungstatsache ? 70. Soll ich sagen: "Ein Hase kann ausschauen wie eine Ente"? Wa%re es denkbar, da# jemand, der einen Hasen, aber keine Ente ,, . kennt, sagte: "Ich kann die Zeichnung als Hasen sehen und auch noch anders, obwohl ich fu%r den zweiten Aspekt kein Wort habe"? Spa%ter lernt er eine Ente kennen und sagt: "Als das habe ich damals die Zeichnung gesehen! " -- Warum ist das nicht mo%glich? 71- Oder denk' jemand sagte Dieser Hase hat einen selbstgefa%ll1gen Ausdruck". -- Wenn nun Einer von einem selbstlefaligen Ausdruck nichts wu%#te, -- ko%nnte ihm da etwas au~allen, unk er spa%ter, wenn er Selbstgefa%lligkeit kennen gelernt hat, sagen, ihr Ausdruck sei es gewesen, der ihm damals aufgefallen war? 72. Das treende Wort. Wie wird es gefunden? Beschreibe das! Als Gegensatz dazu: Ich finde die richtige Bezeichnung fu%r eine Kurve, nachdem ich bestimmte Messungen an ihr vorgenommen habe. 73. Ich sehe, da# das Wort treffend ist, noch ehe ich wei#, und auch wenn ich niemals wei#, warum es treffend ist. 74. Ich wu%rde den nicht verstehen, der sagte: er ha%tte das Bild als das eines Hasen gesehen, dies aber nicht sagen ko%nnen, da er damals von der Existenz eines solchen Wesens nichts gewu#t habe. 75- Soll ich also sagen: Der Bildhase und die Bildente schauen ganz gleich aus"?! -- Dagegen stra%ubt sich etwas. -- Aber kann ich denn nicht sagen: Sie schauen ganz gleich aus, na%mlich so--und nun mache ich die doppeldeutige Zeichnung? (Der Mu%ller mahlt, der Maler malt auch.) Wenn ich aber nun Gru%nde gegen diese Ausdrucksweise; angeben wollte, -- was mu%#te ich sagen? Da# man das Bild jedesmal anders sieht, wenn es einmal eine Ente und einmal ein Hase ist -- ode1, da# bei der Ente das der Schnabel ist, was beim Hasen die Ohren sind, etc.? 76. Denk dir das doppeldeutige Bild in einer Bildergeschichte verwendet: Dann ist es, z.B., nicht mo%glich, da# ein anderes Tier der Ente begegnet und sie fu%r einen Hasen ha%lt; aber das wa%re mo%glich, da# Einer die Ente im Profil im Halbdunkel fu%r einen Hasen ha%lt. 77. "Ich kann so wenig zugleich den Hasen und die Ente sehen' w1e zugleich die Worte 'Weiche Wotan, weiche!'1 in ihren beiden Bedeutun8en meinen." -- Aber das wa%re nicht richtig; wohl aber, da6 es uns nicht natu%rlich ist, diese Worte auszusprechen, um Wotan zu sagen, er solle weichen, und ihm dabei mitzuteilen, da# wir weiche= Eier vorziehen. Und doch ko%nnte man sich eine solche Verwendung von Worten vorstellen. 78. Die fakten der menschlichen Naturgeschichte, die auf unscr Problem Licht werfen, sind uns schwer zu finden, denn unsere Rede= geht an ihnen vorbei, -- sie ist mit andern Dingen bescha%ftigt. (So sagen wir Einem "Geh ins Gescha%ft und kauf . . ." -- nicht: "Setz den linken Fu# vor den rechten Fu# etc. etc., dann leg Geld auf den Schalter, etc. etc.") 79. Glaube ich nicht an einen inneren Zustand des Sehens und der Andere sagt "Ich sehe . . .", so glaube ich, da# er nicht Deutsch kann , oder lu%gt. 80. Was hat der gesagt, der behauptet, wer die Zeichnung einmal als Hasen und einmal als Ente sieht, habe ganz verschiedene visuelle Erlebnisse? Die Neigung, das zu sagen, wird sehr gro#, wenn man z.B. einen Strich in der Zeichnung macht, der etwa den Mund des Hasen betont, und dann sieht, wie dieser Strich nun eine ganze andere Rolle im Entenbild spielt.--Oder denk an das Sehen des Gesichts ausdrucks des Hasen, der im andern Bild ga%nzlich verschwindet. Ich sehe z.B. zuerst ein hochmu%tiges Gesicht und dann sehe ich kein hochmu%tiges Gesicht. Und was tut der, der zugibt, da# ich jedesmal etwas ganz verschiedenes sehe ? 81. 'Wie wei# ich, da# ich u%ber diesen Gesichtsausdruck la%chle? 82. Ich sehe einen ganz bestimmten Gesichtsausdruck, den ich den des Hasen nenne, und einen ganz andern, den ich den der Ente nenne." La# mich ihn einmal blo# A und den andern B nennen: Wie ko%nnte ich nun, ohne auf einen Hasen und eine Ente Bezug zu nehmen, Einem die Bedeutung von A und B erkla%ren? Es wa%re z.B. so mo%glich: Ich sage ihm "A" und ahme dabe1 m1t meinem Gesicht das Gesicht eines Hasen nach, etc. 83. "Das sehen' hei#t nicht: so reagieren, -- denn ich kann sehen, ohne zu reagieren." Natu%rlich. Denn weder hei#t "ich sehe": ich reagiere, noch "er sieht": er reagiert, noch "ich sah": ich reag1erte, etc. Und wenn ich auch immer, wenn ich sehe, sagte "ich sehe", so wu%rden diese Worte doch nicht sagen: "ich sage 'ich sehe' ' '. 84. Ich deute auf einen bestimmten Fleck des Bildes und sage "das ist das Auge des Hasen oder der Ente". Wie kann denn etwas in dieser Zeichnung ein Auge sein? 85. "Kann man Tiefe wirklich sehen?" -- "Warum soll man nicht Tiefe sehen ko%nnen, wenn man Farben und Formen sieht?! Da# das Netzhautbild zweidimensional ist, ist kein Grund fu%r das Gelenteil."--Gewi# nicht; aber die Antwort trifft das Problem nicht. Das Problem entsteht dadurch, da# die Beschreibung des Gesehenen, das, was wir die "Beschreibung des Gesehenen" nenner1, von anderer Art ist, wenn ich einmal Farbe und Form, etwa durch ein Transparent, beschreibe, einmal die Tiefdimension durch eine Geba%rde, oder eine Seitenansicht darstelle. 86. Eine Bemerkung, da# die Anordnung in der Tiefendimension eine Eigenschaft des 'Gesehenen' ist, wie jede andere, hilft nicht. 87. Was hei#t es, da# die Ho%hlung des Zahns, die der Zahnarzt untersucht, sich dem Patienten viel 8ro%#er anfu%hlt, als sie ~t. Ich zeige z.B. mit den Fingern und sage, ich ha%tte geglaubt, sie sei so gro#. Wonach bemesse ich die Distanz der Finger? -- Bemesse ich sie u%berhaupt? Kann man sagen: "Ich wei# zuerst, wie gro# mir die Ho%hlung vorkommt, dann zeige ich es mit den Fingern"? Nun, in manchen Fa%llen ko%nnte man es sagen; wenn ich mir z.B. denke, die Ho%hlung sei 5 mm weit und dies Einem durch ein Zeigen der Entfernung erkla%re. -- Wie, wenn man mich gagte: "Wu#test du, ehe du's zeigtest, wie gro# dir der Durchmesser vorkam?" -- Da ko%nnte ich antworten: ' ja. Denn ha%ttest du mich fru%her gefragt, so ha%tte ich dir auch diese Antwort gegeben." -- Etwas wissen ist eben nicht: einen Gedanken denken. 88. Wenn ich sage, was ich wei#, -- wie sage ich das, was ich wei#? 89. Was ist die Beschreibung dessen, was ich sehe? (Das hei#t nicht nur: Mit welchen Worten soll ich das beschreiben, was ich sehe? -- sondern auch: "Wie schaut das aus: eine Beschreibung dessen, was ich sehe? Was soll ich so nennen?") 90. Das eigentu%mliche Gefu%hl, welches uns das Wiederkehren e1nes Refrains gibt. Ich mo%chte eine Geste machen. Aber die Geste ist eigentlich garnicht charakteristisch fu%r gerade das Wiederkehren eines Refrains. Vielleicht ko%nnte ich ein Wort finden, das die Situation besser charakterisiert; aber es wu%rde auch nicht erkla%ren, warum der Refrain mir wie ein Witz vorkommt, warum seine Wiederkehr ein Lachen, oder Grinsen, bei mir hervorruft. Wenn ich zu der Musik tanzen ko%nnte, so ko%nnte ich am allerbesten ausdru%cken, gerade wie mich der Refrain beru%hrt. Ja, einen besseren Ausdruck ko%nnte es gewi# nicht geben. Ich ko%nnte z.B. vor den Refrain die Worte "wie gesagt" setzen. Und das wa%re gewi# treffend; aber es erkla%rt nicht, warum der Refrain mir einen stark komischen Eindruck macht. Denn ich lache doch nicht immer, wenn ein "wie gesagt" am Platz ist. 91. Der 'Inhalt' der Erfahrung, des Erlebnisses: -- Ich wei#, we= Zahnschmerzen sind, ich kenne Zahnschmerzen, I know what it's like to see red, green, blue, yellow, I know what it's like to feel sorrow, hope, fear, joy, affection, to wish to do something, to remember having done something, to intend doing something, to see a drawing alternately as the head of a rabbit and of a duck, to take a word in one meaning and not in another, etc. Ich wei#, wie es ist, den Lauta grau zu sehen und den Laut a% dunkel violett. -- Ich wei# auch, was es hei#t, sich diese Erlebnisse vorfu%hren. Wenn ich sie mir vorfu%hre, sc fu%hre ich mir nicht Arten des Benehmens, oder Situationen vor.--So wei# ich also, was es hei#t, sich diese Erlebnisse vorfu%hren? Und was hei#t es? Wie kann ich's einem Andern, oder mir selbst, erkla%ren? 92. Der Begriff 'Wort' in der Linguistik. Wie gebraucht man "dasselbe Wort" ? ' "habe" und "hatte" sind dasselbe Wort.' 'Er sagte zweimal dasselbe Wort, einmal laut, einmal leise.' 'Sind "Bank" ("die Banken") und "Bank" ("die Ba%nke") das gleiche Wort?' 'Sie sind etymologisch das gleiche Wort.' 'Ist es beidemal das gleiche Wort "habe", wenn man sagt "ich habe ein Haus" und "ich habe ein Haus gebaut"?' 93. Betrachtung: Ein Stamm, den wir unterjocht haben, den wir etwa zu einem Sklavenstamm machen wollen. Das Benehmen, Verhalten, dieser Leute ist uns eben deshalb interessant. Wir wollen es beschreiben, verschiedene Aspekte dieses Benehmens beschreiben. Wir betrachten und beobachten z.B. Schmerzbenehmen, Freude= benehmen, etc. Zu ihrem Benehmen geho%rt auch der Gebrauch einer Sprache. Und u%berhaupt auch solches Benehmen, welches erlernt ist, nicht minder, als das, welches nicht gelernt ist, wie das Schreien eines Kindes. Ja, sie haben nicht nur eine Sprache, sondern auch, in ihr, psychologische Ausdrucksformen. -- Frage dich: Wie werden diese den Kindern dieses Stammes beigebracht? -- Ich nehme nun an, da# die Leute Ausdru%cke besitzen wie die folgenden: "Ich habe schwarzes Haar", "Er hat schwarzes Haar", "Ich habe Geld", "Er hat Geld"; "Ich habe eine Wunde", "Er hat eine Wunde". Und nun benu%tzen sie diese grammatische Kon- struktion in psrchologischen Aussagen. 94. "Als ich 'Bank' ho%rte, schwebte mir die Bedeutung Geldbank vor." Es ist, als wa%re ein Keim der Bedeutung erlebt, und dann interpretiert worden. Nun, ist das ein Erlebnis? Man ko%nnte geradezu sagen: "Ich hatte ein Erlebnis, da# der Keim zu dieser Verwendung war." Das ko%nnte die uns natu%rliche Ausdrucksweise sein. 95. Vorlieb nehmen ist auch eine Denkbewegung, die man lernen kann. $. Ein Stamm, den wir versklaven wollen. Die Regierung und die Wissenschaftler geben aus, da# die Leute dieses Stammes keine Seelen haben; man ko%nne sie also ohne Skrupel zu jedem beliebigen Zweck gebrauchen. Natu%rlich interessiert uns dennoch ihre Sprache; denn wir mu%ssen ihnen ja z.B. Befehle geben und Berichte von ihnen erhalten. Auch wollen wir wissen, was sie unter einander sprechen, da dies mit ihrem u%brigen Verhalten zusammenha%ngt. Aber auch, was bei ihnen unsern 'psychologischen A%u#erungen' entspricht, mu# uns interessieren, denn wir wollen sie arbeitsfa%hig erhalten, darum sind uns ihre A%u#erungen des Schmerzes, des Unwohlseins, der Depression, der Lebenlust, etc. etc. von Wichtigkeit. Ja, wir haben auch lefunden, da# man diese Leute mit gutem Erfolg als Versuchsobjekte in physiologischen und psychologischen Laborato- rien verwenden kann, da ihre Reaktionen -- auch die Sprach- reaktionen -- ganz die der seelenbegabten Menschen sind. Ich nehme an, man habe auch gefunden, da# man diesen Automaten, durch eine Methode, die sehr a%hnlich unserm 'Unterricht' ist, unsere Sprache statt der ihrigen beibringen kann. (Vgl. Z. 528.] 97. Diese Wesen lernen nun z.B. rechnen, schriftlich oder mu%ndlich rechnen. Wir bringen sie aber, irgendwie, dahin, da# sie uns das Ergebnis einer Multiplikation sagen ko%nnen, nachdem sie, ohne zu schreiben oder zu sprechen, eine Weile stille lesessen sind. Wenn man dabei die Art und Weise betrachtet, wie sie dies 'Kopfrechnen' lernen und die Erscheinungen, die es umgeben, so liegt das Bild nahe, der Prozess des Rechnens sei gleichsam. untergetaucht und gehe nun unter dem Wasserspiegel vor sich. (Denke an den Sinn, in welchem Wasser aus H und O 'besteht'.) Wir mu%ssen natu%rlich fu%r verschiedene Zwecke einen Befehl haber1 der Art: "Rechne dies im Kopf!"; eine Frage "Hast du es gerechnet?"; ja auch "Wie weit bist du gekommen?"; eine Aussage des Automaten "Ich habe . . . gerechnet"; etc. etc. Kurz: alles, was wir, unter uns, u%ber das Kopfrechnen sagen, hat auch Interesse fu%r uns, wenn sie's sagen. Und was fu%r's Kopfrechnen gilt, gilt auch fu%r andere Formen des Denkens. -- A%u#ert etwa jemand bei uns die Ansicht, in diesen Wesen mu%#te doch dabei etwas vorgehen, und zwar etwas seelisches, so wird daru%ber wie u%ber einen dummer1 Aberglauben gelacht. Und wenn es gar vorkommt, da# die Sklaven spontan den Ausdruck bilden, in ihnen sei dies oder jenes vor- gegangen, so kommt uns das besonders komisch vor. [Vgl. Z 529.] 98- Wir spielen auch mit diesen Wesen das Spiel Denk dir eine Zahl! -- Multiplizier sie mit 5 ! -- . . ." -- Beweist das, da# doch etwas in ihnen vorgegangen ist? -- 99. Und nun beobachten wir ein Pha%nomen, -- das wir als den Ausdruck des Erlebnisses interpretieren ko%nnten; eine Figur einmal als das, einmal als jenes sehen. Wir zeigen ihnen nun z.B. ein Vexier- bild. Sie finden die Lo%sung; und dann sagen sie etwas, zeigen anf etwas, zeichnen etwas, etc., und wir ko%nnen ihnen unsern Ausdruck beibringen "Ich sehe das Bild nur immer so". Oder sie haben unsere Sprache und den gewo%hnlichen Gebrauch des Wortes "sehen" gelernt und bilden jene Form nun spontan. 100. Welches Interesse, welche Wichtigkeit hat dieses Pha%nomen, diese Reaktion? Sie mag ganz unwichtig, ganz uninteressant sein, oder auch wichtig und interessant. Manche Leute assoziieren mit unsern Vokalen gewisse Farben; Manche ko%nnen die Frage beantworten, welche Wochentage fett und welche mager sind. Diese Erfahrungen spielen in unserm Leben eine sehr untergeordnete Rolle; ich kann mir aber leicht Umsta%nde ausdenken, in denen, was uns unwichtig ist, gro#e Wichtigkeit erhielte. 101- Die Sklaven sagen auch: "Als ich das Wort 'Bank' ho%rte, bedeutete es fu%r mich . . .". Frage: Auf dem Hintergrund welcher Sprachtechnik sagen sie das? Denn darauf kommt alles an. Was hatten wir sie gelehrt, welche Benu%tzung des Wortes "bedeuten"? Und was, wenn u%berhaupt irgendetwas, entnehmen wir ihrer A%u#erung? Denn wenn wir garnichts mit ihr anfangen ko%nnen, so ko%nnte sie ur1s als Kuriosita%t interessieren. -- Denken wir uns nur Menschen, die keine Tra%ume kennen, und die unsere Traumerza%hlungen ho%ren. Denk dir, Einer von uns ka%me zu diesem nicht-tra%umenden Stamm und lernte nach und nach sich mit den Leuten versta%ndigen. -- Vielleicht denkst du, sie wu%rden nun das Wort "tra%umen" nie verstehen. Aber sie fa%nden bald eine Verwendung dafu%r. Und die A%rzte des Stammes ko%nnten sich sehr wohl fu%r unser Tra%umen interessieren und wichtige Schlu%#e aus den Tra%umen des Fremden ziehen.--Auch kann man nicht sagen, da# fu%r diese Leute das Verbum "tra%umen" nichts anderes bedeuten ko%nnte, als: einen Traum erza%hlen. Denn der Fremde wu%rde ja beide Ausdru%cke gebrauchen: "tra%umen" und "einen Traum erza%hlen", und die Leute unseres Stammes du%rften nicht "ich tra%umte . . ." mit "ich erza%hlte den Traum . . ." verwechseln. [Z s 30.] 102. Wir fragen uns: "Was interessiert uns an den psychologischen A%u#erungen der Menschen?" -- Sieh's nicht als so selbstversta%ndlich an, da# uns diese Wortreaktionen interessieren. 103. Warum interessiert uns die chemische Formel einer Substanz? "Nun natu%rlich, weil uns ihre Zusammensetzung interessiert." -- Fier haben wir einen a%hnlichen Fall. Die Antwort ha%tte auch sein ko%nnen: "Weil uns eben ihre innere Natur interessiert." 104. Du wirst doch nicht leugnen, da# Rost und Wasser und Zucke1 eine innere Natur haben!" "Wenn man's nicht schon wu%#te, so ha%tte es doch die Wissenschaft unwiderleglich gezeigt." 105. Ist nun das Ho%ren oder Denken eines Worts in der oder der Bedeutung eine echte Erfahrung? -- Wie ist das zu beurteilen?--Was spricht dagegen? Nun, da# man keinen Inhalt dieser Erfahrung entdecken kann. Es ist, als a%u#erte man eine Erfahrung, ko%nne sich dann aber nicht besinnen, was die Erfahrung eigentlich war. Als ko%nnte man sich zwar manchmal auf eine Erfahrung besinnen, die mit der, die wir suchen, gleichzeitig ist, aber was wir zu sehen kriegen, ist nur (wie) ein Gewand, und wo das Bekleidete sein sollte, sehen wi1 eine Leere. Und dann ist man geneigt zu sagen: "Du darfst eben nicht nach einem andern Inhalt ausschauen". Der Inhalt der Erfahrung ist eben nur durch den spezifischen Ausdruck (der Erfahrung) zu beschreiben. Aber auch das befriedigt nicht. Denn warum fu%hlen wir dennoch, da# eben kein Inhalt da ist? Und ist es so nur mit der Erfahrung des Meinens? Nicht auch, z.B., mit der des Erinnerns? Wenn man mich fragt, was ich in den letzten zwei Stunden getan habe, so antworte ich leradeswegs und lese die Antwort nicht von einer Erfahrung ab. Und doch sagt man, ich habe mich erinnert, und dies sei ein seelischer Vorgang. 106. Es ko%nnte einem fast wundernehmen, da# man die Frage "Was hast du heute morgens getan" beantworten kann -- ohne historische Spuren meiner Ta%tigkeit aufzusuchen, oder dergleichen. Ja, ich antworte, und wu%#te nicht einmal, da# dies nur durch einen besonderen seelischen Vorgang, das Erinnern, mo%glich ist, wenn es mir nicht gesagt wu%rde. 107. Aber es gibt natu%rlich ein "Ich glaube mich daran zu erinnern", ob nun richtig oder falsch -- und hier kommt das Subjektive des Psychologischen zum Vorschein. 108. Sage ich nun, das Erlebnis des Erinnerns und das Erlebnis der Schmerzen, z.B., sind von verschiedener Art, so ist das irreleitend, da man bei "Erlebnissen verschiedener Art" vielleicht an eine Verschiedenheit wie der eines Schmerzes, eines Kitzels, und eines Gefu%hls der U%bligkeit denkt. Wa%hrend die Verschiedenheit, von der wir reden, eher vergleichbar ist der der Zahlen und 109. Woher nimmt man nun den Begriff des 'Inhalts' eines Erlebnisses. Nun, der Inhalt des Erlebnisses ist das private Objekt, das Sinnesdatum, der 'Gegenstand', den ich unmittelbar mit dem geistigen Auge, Ohr, etc. etc. erfasse. Das innere Bild. -- Aber wo hat naan diesen Begriff no%tig? 110. Warum, wenn ich meine subjektive Erinnerung mitteile, bin ich nicht geneigt, zu sagen, ich ha%tte den Inhalt meines Erlebnisses beschrieben? 111. Ja, wenn ich sage "Erinnerungen anjene Tage tauchten in mir auf", so scheint es anders. Da bin ich geneigt von einem Inhalt der Erfahrung zu reden, und denke mir etwas wie Worte und Bilder, die von meiner Seele auftauchen. 1 12. Ich kann Einem zeigen, wie ein bestimmter Schmerz, ein Jucken, ein Bremseln, etc. ist, indem ich das Gefu%hl bei ihm hervorrufe und seine Reaktion, die Beschreibung, die er davon gibt, etc. beobachte. Aber kann ich so etwas im Fall des Erinnerunlserlebnisses tun? -- So na%mlich, da# er nun sagen kann: ' ja,jetzt wei# ich, wie es ist 'sich an etwas erinnern'." Ja ich kann ihm natu%rlich beibringen, was wir "sich an etwas erinnern" nennen; ich kann ihn den Gebrauch dieser Worte lehren. Aber kann er dann sagen: ' ja, jetzt hab ich's erfahren, wie das ist!" (('ja, jetzt wei# ich, was Gruseln ist!") Wenn er es sagte, se wu%rden wir uns wundern, und denken "was mag er nur erfahren haben?" -- denn wir erfahren nichts besonderes. [Vgl. PU, S. 23 1c.] 113. Wenn Einer sagt 'jetzt wei# ich, was Bremseln ist", so wissen wir, da# er's wei#, durch den 'Ausdruck der Empf1ndung': er zuckt zusammen, bringt einen bestimmten Laut hervor, sagt, was wir auch in diesem Fall sagen, findet die gleiche Beschreibung treffend, wie wir. [Vgl. PU, S. 231c.] 114. Und so ko%nnte man auch wirklich von einem Gefu%hl "Lang, lang ist's her!" sprechen, und diese Worte sind ein Ausdruck der Empfindung, aber nicht die: "ich erinnere mich daran, ihm oft begegnet zu haben." [Vgl. PU, S. 23 1c.] 115. "Wenn sie vergeht, dann war es nicht die rechte Liebe." Warum war sie es dann nicht? Ist es unsere Erfahrung, da# nur dieses Gefu%hl ur1d nicht jenes von Dauer ist? Oder gebrauchen wir ein Bild: wir pru%fen die Liebe auf ihre innere Beschaffcnheit, die das unmittel- bare Gefu%hl nicht offenbart. Aber dieses Bild ist uns wichtig. Die Liebe, also das Wichtige, ist nicht ein Gefu%hl, sondern etwas tieferes, das nur in dem Gefu%hl sich a%u#crt. Wir haben das Wort "Liebe" und geben diesen Titel nun dem Wichtigsten. (Wie wir den Titel "Philosophie" einer bestimmten geistigen Ta%tigkeit verleihen.) 116. Wir verleihen Wo%rter, wie wir, bereits vorhandene, Titel verleihen. 117. "Ein neugeborenes Kind hat keine Za%hne." -- "Eine Gans hat keine Za%hne." -- "Eine Rose hat keine Za%hne." Das Letztere ist doch offenbar wahr! Sicherer sogar, als da# eine Gans keine hat. Und doch ist es nicht so klar. Denn wo sollte eine Rose Za%hne haben? Die Gans hat keine in ihren Kiefern. Und sie hat natu%rlich auch keine in den Flu%geln, aber das meint niemand, der sagt, sie habe keine Za%hne. Ja wie, wenn man sagte: Die Kuh kaut Gras mit ihren Za%hnen und dungt dann die Rose damit, also hat die Rose Za%hne im Mund eines Tiers. Das ist darum nicht absurd, weil man von vornherein garnicht wu%#te, wo man nach Za%hnen bei der Rose zu suchen hat. ((Dies ha%ngt irgendwie mit dem Problem zusammen, da# der Satz "Die Erde hat mehr als 1o0.000 Jahre existiert" einen klareren Sinn hat als der: "Die Erde hat in den letzten 5 Minuten existiert". Denn, wer dies sagte, den wu%rde ich fragen: "Auf welche Beobachtungen beziehst du dich? Was fu%r Beobachtungen wu%rden deinem Satz ent- gegenstehen?" Wa%hrend ich wohl wei#, zu welchem Gedanken- kreis, zu welchen Beobachtungen, der erste Satz geho%rt.)) [Vgl. PU, S.221h,g.] 118. "Siehst du, so ist das, wenn man sich an etwas er1nnert. So? wie ein Gefu%hl des Wohlbehagens. Warum scheint es richtig, heir von Erfahrung (na%mlich das Erinnern) nie vergessen! "? 119. Ist die Erinnerung eine Erfahrung? Was erfahre ich? Und ist es eine Erfahrung, wenn das Wort "Bank" das eine, oder andere fu%r mich bedeutet? Wieder: Was erfahre ich? -- Man ist geneigt zu antworten: Ich habe das und das vor mir gesehen, mir vorgestellt. So sag ich es also nur -- da# das Wort dies fu%r mich bedeutet hat -- und es ist nichts geschehen? Es waren blo#e Worte? -- Blo#e Worte nicht; und man kann auch sagen, da# etwas geschehen ist, was ihnen entsprach -- aber man kann, da# es nicht blo#e Worte waren, nicht damit erkla-ren, da# etwas vor sich ging, was ihnen entsprach. Denn die beiden Ausdru%cke bedeuten einfach dasselbe. 120. Das Gefu%hl, man sei schon fru%her einmal in eben derselben Situation gewesen. Ich habe dieses Gefu%hl nie gehabt. Wenn ich einen guten Bekannten sehe, so ist mir sein Gesicht wohl bekannt; es ist mit viel vertrauter, als wenn es mir blo# 'bekanr1t vorkommt'. Aber worin besteht die Wohlve1trautheit? Habe ich, wa%hrend ich ihn sehe, die ganze Zeit das Gefu%hl der Wohlver- trautheit? Und warum will man das nicht sagen? Man mo%chte sagen: "Ich habe gar kein besonderes Gefu%hl der Vertrautheit, kein Gefu%hl, das meiner Vertrautheit mit ihm entspricht." Wenn ich sage, er sei mir a%u#erst wohl bekannt, da ich ihn unza%hlige Male gesehen und rnit ihm gesprochen habe, so solle das kein Gej~-hl beschreiben. Und worin liegt es, da# dies kein Gefu%hl beschreibt? -- Wenn etwa Eine1 behauptete, er habe so ein Gefu%hl die ganze Zeit, wa%hrend er den ihm wohlvertrauten Gegenstand sieht -- oder wenn er sagt, er glaube, er habe so ein Gefu%hl, -- soll ich einfach sagen, ich glaubte ihm nicht? -- Oder soll ich sagen, ich wisse nicht, was das fu%r ein Gefu%hl sei? Ich sehe einen guten Bekannten, und jemand fragt mich, ob mir sein Gesicht bekannt vorkommt. Ich werde sagen: nein. Das Gesicht sei das eines Menschen, den ich tausendmal gesehen habe. "Und da hast du nicht das Erlebnis der Bekanntheit -- wenn du es sogar bei einem dir kaum bekannten Gesicht hast?! Wie zeigt es sich, da# ich kein Gefu%hl ausdru%cke, wenn ich sage: freilich sei mir das Gesicht bekannt, ja so wohl bekannt wie nur mo%glich? 121. Warum ist es la%cherlich, hier von einem fortwa%hrenden Gefu%hl der Wohlvertrautheit zu reden? -- "Nun, weil du keines spu%rst." Aber ist das die Antwort? 122. Ein Gefu%hl der Wohlvertrautheit, das wa%re so etwas a%hnliches, wie ein Gefu%hl des Wohlbehagens. Warum Scheint es richtig, hier von einem Gefu%hl zu reden, und nicht dort? -- Da fa%llt mir der besondere Ausdruck des Wohlbehangens ein. Das Schnurren der Katze etwa. 123. Und kann ich mir nicht auch einen Fall vorstellen, in dem ich sagen wu%rde, es hat Einer ein sta%ndiges Gefu%hl der Wohlvertrautheit mit einem Objekt? Denke, es geht Einer in dem Zimmer umher, worin er lange nicht war, und genie#t die Wohlvertrautheit aller der alten Gegensta%nde. Ko%nnte man hier nicht von einem Gefu%hl der Wohlvertrautheit reden? Und warum? -- Erkenne ich in mir dieses Gefu%hl? Finde ich darum, da# es hier Sinn hat von dem Gefu%hl zu reden ? 124. Ich denke mir, da# alle seine Handlungen einen vertrauten Ton haben. -- Aber wie werde ich das wissen? -- Nun dadurch, da# er mir es sagt. Er mu# also gewisse Worte gebrauchen, z.B. sagen "Alles fu%hlt sich so vertraut an", oder einen anderen, spezifischen, Ausdruck des Gefu%hls von sich geben. 125. Gefu%hl der Unwirklichkeit der Umgebung. Dies Gefu%hl habe ich eirmal gehabt, und Viele haben es vor dem Ausbruch von Geisteskrankheiten. Alles scheint irgendwie nicht real; aber nicht, als sahe man die Dinge unklar, oder verschwommen; es sieht alles ganz so aus wie gewo%hnlich. Und wie wei# ich, da# ein Andrer gefu%hlt hat, was ich gefu%hlt habe? Weil er die gleichen Worte gebraucht, die auch ich treffend finde. Aber warum wa%hle ich gerade das Wort "Unwirklichkeit" zum Ausdruck? Wegen seines Klangs doch nicht. (Ein Wort mit sehr a%hnlichem Klang aber anderer Bedeutung wu%rde es nicht tun.) Ich wa%hle es wegen seiner Bedeutung. Aber ich habe doch nicht gelernt, dies Wort in der Bedeutung eines Gefu%hls zu gebrauchen! Nein; aber ich habe es in einer bestimmten Bedeutung gelernt und nun verwende ich es spontan so. Man ko%nnte sagen -- obwohl das irrefu%hren kann -- : Wenn ich das Wort in seiner gewo%hnlichen Bedeutung gelernt habe, so wa%hle ich sie nun zum Gleichnis fu%r mein Gefu%hl. Aber es handelt sich hier natu%rlich nicht um ein Gleichnis, um einen Vergleich des Gefu%hls mit etwas anderem. 126. Die Tatsache ist einfach, da# ich ein Wort, den Tra%ger einer anderen Technik, als Gefu%hlsausdruck gebrauche. In einer neuen Art gebrauche. Und worin besteht diese neue Art der Verwendung? Nun, eines ist, da# ich sage: ich habe ein 'Gefu%hl der Unwirklichkeit' -- nachdem ich na%mlich die Verwendung des Worts "Gefu%hl" auf die gewo%hnliche Weise gelernt habe. Auch: das Gefu%hl ist ein Zustand. 127. Zorn. "Ich hasse . . ." ist offenbar der Ausdruck des Hasses, "Ich bin zornig" selten der Ausdruck des Zorns. Ist Zorn ein Gefu%hl? Und warum ist es keins? -- Vor allem: Was tut Einer, wenn er zornig ist? Wie benimmt er sich? Mit andern Worten: Wann sagt man, Einer sei zornig? Nun und in solchen Fa%llen lernt er den Ausdruck gebrauchen: "Ich bin zornig". Ist es der Ausdruck eines Gefu%hls? -- Und warum sollte es der Ausdruck eines Gefu%hls, oder von Gefu%hlen, sein? 128. So ist also der Zorn kein Erlebnis? -- Ist es eins, wenn ich, sagen wir, meine Faust balle, oder einen Satz ausspreche, oder nieder- schreibe? 129. Nimm die verschiedenen psychologischen Pha%nomene: Denken, Schmerz, Zorn, Freude, Wunsch, Furcht, Absicht, Erinnerung, etc. -- und vergleich das Benehmen, das jedem entspricht. -- Aber was geho%rt hier zum Benehmen? Nur das Spiel des Gesichtsausdrucks und die Geba%rden? oder auch die Umgebung, sozusagen der Anla# dieses Ausdrucks? Und wenn man nun auch die Umgebung einbezieht, -- wie ist dann das Verhalten beim Zorn und beim Erinnern, z.B., zu vergleichen? 130. Ist das nicht, als sagte man: "Vergleiche verschiedene Zusta%nde des Wassers" -- und meint damit seine Temperatur, die Ge- schwindigkeit, mit der es flie#t, die Farbe etc.? 131. Zu dem Benehmen der Menschen geho%rt natu%rlich nicht nur, was sie tun, ohne je ein Benehmen gelernt zu haben, sondern auch, was sie tun (also z.B. sagen), nachdem sie eine Abrichtung erhalten haben. Und dies Benehmen hat seine Wichtigkeit im Bezug auf die besondere Abrichtung. -- Hat z.B. Einer gelernt -- die Worte "ich freue mich" zu verwenden, wie ein Anderer die Worte "ich fu%rchte mich", so werden wir hier aus dem gleichen Benehmen ungleiche Schlu%#e ziehen. 132. "Aber kann er sich nicht fu%rchten, auch wenn er's nie a%u#ert?" -- Was bedeutet dieses "kann"? Soll es hei#en: "Kommt es vor, da# Einer sich fu%rchtet, ohne es je zu sagen?" -- Nein. Eher: "Hat es Sinn, z.B. diese Frage zu stellen?" -- Oder: hat es Sinn, wenn uns ein Novellist erza%hlt, jemand habe sich gefu%rchtet, es aber nie gea%u#ert? Nun, es hat Sinn. Aber welchen? Ich meine: -- Wo und wie wird so ein Satz verwendet? Wenn ich frage "Welchen Sinn hat es?" -- so will ich nicht, da# mir mit einem Bild, oder einer Reihe von Bildern geantwortet wird -- sondern mit der Beschreibung von Situationen. 133. "Aber Depression ist doch ein Gefuhl; du willst doch nicht sagen, da# du bedru%ckt bist und es nicht spu%rst? Und wo spu%rst dti es?" Da kommt es drauf an, was man "spu%ren" nennt. Richte ich meine Aufmerksamkeit auf meine Ko%rpergefu%hle, so merke ich einen sehr leichten Kopfschmerz, ein leichtes Unbehagen in der Magenge- gend; vielleicht eine gewisse Mu%digkeit. Aber meine ich das, wenn ich sage, ich sei schwer bedru%ckt? -- Und doch sage ich wieder: "Ich fu%hle ein Gewicht auf meiner Seele lasten." "Nun, ich kann es nicht anders ausdru%cken!" -- Aber wie merkwu%rdig, da# ich es so sage und nicht anders ausdru%cken kann! 134. Meine Schwierigkeit ist ganz a%hnlich der eines Menschen, der einen neuen Kalku%l erfindet (die Differentialrechnung etwa) und einen Symbolismus sucht. 135. Die Depression ist kein Ko%rpergefu%hl: Denn wir lernen den Ausdruck "ich fu%hle mich bedru%ckt" nicht unter den Umsta%nden, die ein bestimmtes Ko%rpergefu%hl kennzeichnen. 136. "Aber die Bedru%ckung, der Zorn, ist doch ein bestimmtes Gefu%hl!" -- Was fu%r ein Satz ist das? Wo wird er verwendet? 1 37. Die Unsicherheit: ob ein Mensch wirklich dies Gefu%hl hat, oder sich nur so stellt. Aber natu%rlich ist es auch unsicher, ob er sich nicht nur so stellt, als verstelle er sich. Nur ist diese Verstellung seltener und hat nicht so leicht versta%ndliche Gru%nde. -- Worin besteht aber diese Unsicherheit? Bin ich wirklich immer im Ungewissen daru%ber, ob Einer wirklich zornig, traurig, froh, etc. etc. ist? Nein. So wenig, wie daru%ber, da# ich ein Schreibbuch vor mir und eine Feder in der Hand habe, oder daru%ber, da# das Buch fallen wird, wenn ich es auslasse, oder daru%ber, da# ich mich nicht verrechnet habe, wenn ich sage 25 x 25 sei 125. Aber das ist wahr: Ich kann nicht Kriterien angeben, die das Vorhandensein der Empfindunl au#er Zweifel setzen: und das hei#t: es gibt solche Kriterien nicXt. -- Was ist das aber fu%r eine Tatsache? Ist es eine psrchologische, die Empfindungen betreffend? Man wird sagen wollen, es liege im Wesen der Empf1ndung, oder des Ausdrucks der Empfindung. Ich ko%nnte sagen: es ist eine Eigentu%m- lichkeit unseres Sprachspiels. -- Aber wenn das auch wahr ist, so u%bergeht es doch eine Hauptsache: In gewissen Fa%llen bin ich in Unsicherheit daru%ber, ob der Andere Schmerzen hat oder nicht, ich ruhe z.B. nicht sicher in meinem Mitleid mit ihm, -- und keine A%u#erung kann diese Unsicherheit beheben. -- Ich sage dann etwa: "Er ko%nnte sich ja doch auch jetzt verstellen." Aber warum soll es notwendig sein, da# er sich verstellt; denn Verstellung ist ja nur eir1 ganz spezieller Fall davon, da# Einer Schmerz a%u#ert und nicht fu%hlt. Ein bestimmtes Gift ko%nnte ihn in einen Zustand versetzen, in welchem er 'als Automat handelt', sich nicht verstellt, aber nichts fu%hlt, obgleich er Gefu%hle a%u#ert. Ich denke mir etwa, dies Gift bewirke es, da# er einige Zeit nach einer wirklichen Krankheit alle Handlungen seiner Krankheitszeit genau, der Reihe nach, wiederholt, wa%hrend die objektive Krankheit, die Schmerzursachen z.B., aufgeho%rt haben zu existieren. Wir haben dann mit ihm so wenig Mitleid, wie mit Einem unter Narkose. Wir sagen, er wiederhole alle A%u#erungen des Schmerzes etc. rein automatisch, verstelle sich dabei natu%rlich nicht. 138. "Ich kann nie wissen, was in ihm vorgeht; er wei# es immer."Ja, wenn man philosophisch denkt, mo%chte man das sagen. Aber welcher Sachlage entspricht diese Aussage? Wir horen ta%glich, da# der Eine vom Andern sagt, er habe Schmerzen, sei traurig, lustig, etc., ohne die Spur des Zweifels; und verha%ltnisma%#ig selten, da# man nicht wisse, was in ihm vorgeht. So ist es also nicht so schlimm mit der Ungewi#heit. Und es kommt auch vor, da# man sagt: "Ich wei#, da# du damals so gefu%hlt hast, auch wenn du's jetzt nicht wahr haben willst." 139. Das Bild "Er wei# es, -- ich wei# es nicht" ist eins, das unsere Unwissenheit in einem besonders irritierenden Licht erscheiner1 la%#t. Es ist a%hnlich, wie wenn man einen Gegenstand in verschiedenen Laden sucht, und sich dabei sagt, Gott wisse die ganze Zeit, wo er wirklich ist, und da# wir ganz vergebens diese Lade durchsuchen. 140. ' jeder Mensch wei#, da# er Schmerzen hat" -- und wei# er auch ganz genau, wie stark seine Schmerzen sind? 141. Die Unsicherheit der Aussage Er hat Schmerzen ko%nnte man eine konstitutionelle nennen. 142. Das Kind, das sprechen lernt, lernt den Gebrauch der Worte "Schmerzen haben" und lernt auch, da# man Schmerzen heuchela kann. Dies geho%rt zu dem Sprachspiel, das es lernt. Oder auch: Es lernt nicht nur den Gebrauch von "Er hat Schmerzen", sondern auch von "Ich glaube, er hat Schmerzen" (Aber natu%rlich nicht von "Ich glaube, ich habe Schmerzen".) 143- Er kann auch Schmerzen heucheln -- das hei#t doch: er kann sich benehmen, als ha%tte er sie; ohne sie zu haben. Gewi#; und so ein Satz unterstreicht natu%rlich ein bestimmtes Bild; aber wird dadurc:h die Verwendung von "Er hat Schmerzen" beeinflu#t? 144- Wie aber' wenn Einer sagen wu%rde: "Schmerzen haben und Schmerzen heucheln sind von einander sehr verschiedene Seelen- zusta%nde, die den gleichen Ausdruck im Benehmen haben ko%nnen"? 145. So hat also geheuchelter Schmerz und wahrer Schmerz den gleichen Ausdruck? Und wie unterscheidet man sie also? Wie wei# ich, da# das Kind, welches ich den Gebrauch des Wortes "Schmerz" lehre, mich nicht mi#versteht und also immer das "Schmerz" nennt, was ich "geheuchelter Schmerz" nenne ? 146. Angenommen, es erkla%rt Einer das Lehren des Gebrauchs des Wortes "Schmerz" in dieser Weise: Wenn das Kind sich bei bestimmten Anla%ssen so und so benimmt, denke ich, es fu%hle, was ich in solchen Fa%llen fu%hle; und wenn ich mich darin nicht irre, s0 assoziiert das Kind das Wort mit seinem Gefu%hl und gebraucht das Wort, wenn das Gefu%hl wieder auftritt. -- Diese Erkla%rung ist wohl richtig; aber was erkla%rt sie? Oder: Welche Art der Unwissenheit behebt sie? -- Sie sagt uns z.B., da# der Mensch dies Wort nicht mit einem Benehmen, oder einem 'Anla#' assoziiert. Wer also nicht wu%#te, ob das Wort "Schmerz" ein Gefu%hl oder en Benehmen bezeichnet, den wu%rde die Erkla%rung belehren. Sie sagt auch, da# das Wort nicht einmal fu%r das eine, einmal fu%r das andere Gefu%hl verwendet wird, -- wie esja auch sein ko%nnte. (Vgl. Z 545.j 147. Die Erkla%rung sagt, da# ich das Wort falsch gebrauche, wenn ich es spa%ter fu%r ein anderes Gefu%hl gebrauche. Eine ganze Wolke von Philosophie kondensiert zu einem Tro%pfchen symbolischer Praxis. [Vgl. PU, S. 222b.] 148. Warum sollten die Worte "Ich glaube, er hat Schmerzen" nicht blo#er Wahnsinn sein? Etwa als sagte Einer "Ich glaube, meine Za%hne sind in seinem Mund". 149. Ein Stamm: Die Leute verstellen sich oft, liegen auf einem Weg anscheinend krank und in Schmerzen; kommt man ihnen zu Hilfe, se' fallen sie den Helfenden an. Fu%r dies Verhalten hat der Stamm ein bestimmtes Wort. 151. Glauben, da# der Andere Schmerzen hat, zweifeln, ob er sie hat, sind so viele natu%rliche Arten des Verhaltens zu den andern Menschen; und unsere Sprache ist nur ein Hilfsmittel und ein weitere1 Ausbau dieses Verhaltens. Ich meine: unser sprachspiel ist ein Ausbau des primitiveren Benehmens. (Denn unser Sprachsiel ist Benehmen. [Vgl. Z 545.] 152. "Ich bin nicht sicher, ob er Schmerzen hat." -- Wenn sich nun Einer immer, wenn er dies sagt, mit einer Nadel sta%che, um die Bedeutung des Wortes Schmerz lebhaft vor der Seele zu haben und zu wissen, woru%ber er beim Andern im Zweifel ist! Wa%re nun der Sinn seiner Aussage gesichert, dadurch da# er sich Schmerz zufu%gt, wa%hrend er sie macht? Er wu%#te doch jetzt, was er beim Andern bezweifelt! -- Aber wie wird er, was er nun fu%hlt, beim Andern bezweifeln? Wie wird er den Zweifel an sein Gefu%hl anknu%pfen? Ja, was ist der Weg von seinem Schmerz zum Andern? Ja, kann er wirklich den Schmerz des Andern besser bezweifeln, wenn er selbst dabei Schmerz fu%hlt? Mu# ich, um zweifeln zu ko%nnen, ob Einer eir1e Kuh hat, selbst eine haben? [Vgl. Z 546.] 153. Er hat also den wahren Schmerz; und der Besitz dessen ist es, was er beim Andern bezweifelt. -- Aber wie macht er das nur? -- Es ist, als sagte ich Einem: "Hier hast du einen Sessel; siehst du ihn? Und nun u%bersetze ihn ins Franzo%sische!" [Vgl. Z 547.] 154. Er hat also den wahren Schmerz -- und nun wei# er, was er beim Andern bezweifeln soll. Er hat den Gegenstand vor sich; und es ist kein 'Benehmen', oder dergleichen. (Aber jetzt!) Zum Bezweifeln, ob der Andere jetzt Schmerz fu%hlt, mu# ich den Begriff des Schmerzes haben; nicht Schmerzen. Und es ist wohl wahr, da# man mir diesen Begriff mitteilen ko%nnte, indem man mir Schmerz zufu%gt. [Vgl. Z s48.] 155. Es wa%re eben so unrichtig, den Begriff des Verstehens der Bedeutung durch ein Erlebnis der Bedeutung zu erkla%ren, wie der1 der Wirklichkeit und Unwirklichkeit durch das Erlebnis der Unwirklichkeit; oder den Begriff der Gegenwart eines Menschen durch das Gefu%hl einer Gegenwart. Eben so gut ko%nnte man, was Schach ist, durch ein Schachgefu%hl erkla%ren wollen. 1 6. "Aber man kann doch die Figur als Pfeil und als Vogelfu# sehen, auch wenn man es nie jemandem mitteilt." Und das wieder hei#t: es hat Sinn, zu sagen: jemand sa%he die Figur einmal so, einmal so, ohne es je jemandem mitzuteilen. -- Ich will nicht sagen, es habe keinen Sinn, aber der Sinn ist nicht so ohne weiteres klar. -- Ich wei# z.B., da# Leute von einem Gefu%hl der Unwirklichkeit reden, sie sagen es scheine ihnen alles unwirklich; und nun sagt man: es ko%nnte den Menschen alles unwirklich vorkommen, auch wenn sie's nie jemand mitgeteilt ha%tten. Wie wei# man so ohne weiteres, da# es Sinn hat zu sagen "es kommt diesem Menschen vielleicht alles unwirklich vor, obwohl er nie davon spricht". Ich habe hier natu%rlich mit Absicht ein sehr seltenes Erlebnis gewa%hlt. Denn weil es nicht eins von den allta%glichen Erlebnissen ist, sieht man scha%rfer auf den Gebrauch der Worte. -- Ich mo%chte sagen: Es hat mit knapper Not Sinn, auszurufen "Es ist alles unwirklich!" -- und schon wei# man, da# auch jene andere Aussage Sinn hat! -- Oder auch so: Es sagt mir Einer "Mir erscheint alles unwirklich". Ich wei# kaum, was das hei#t -- und doch wei# ich schon, da# es Sinn ha%tte, zu sagen, etc. etc. Nun, das liegt natu%rlich daran, da# er ein Erlebnis mit dem Satz beschreibt; d.h., da# es eine psychologische Aussage ist. 157. D.h.: wenn Einer einen Seelenzustand a%u#ert, so kann er ihn auch gehabt haben, ohne ihn zu a%u#ern. Das ist eine Rede. Aber was ist der Zweck eines Satzes, der sagt, N. habe vielleicht das Erlebnis E. gehabt, aber es nie gea%u#ert? Nun, eine Anwendung des Satzes kann man sich jedenfalls denken. Angenommen z.B. man fa%nde eine Spur des Erlebnisses im Gehirn und sagt nun, es zeige sich, er habe vor seinem Tode noch das und das gedacht, oder gesehen, etc. Man ko%nnte eine solche Anwendung fu%r ku%nstlich oder weithergeholt halten; es ist aber wichtig, da# sie moglich ist. 158. Wenn es eine Versuchung gibt, die Differentialrechnung als Kalku%l mit unendlich kleinen Gro%#en anzusehen, so ist es begreiflich, da# in einem andern Fall eine analoge Versuchung noch viel ma%chtiger sein kann, -- wenn sie na%mlich von unsern Sprachformen rund herum gena%hrt wird; und man kann sich denken, da# sie unwiderstehlich wird. 159. "Ich habe Zahnschmerzen gehabt" -- wenn ich das sage, so erinnere ich mich nicht an mein Benehmen, sondern an meinen Schmerz. Und wie geschieht das? Es schwebt einem wohl ein mattes Bild des Schmerzes vor? -- Ist es also, als ha%tte man sehr schwache Schmerzen? "Nein; es ist eine andere Art von Bild; etwas spezifisches." Ist es also so, als ha%tte Einer nie ein gemaltes Bild gesehen, sondern immer nur Bu%sten, und man sagte ihm "Nein, e1n Gema%lde ist ganz anders als eine Bu%ste, es ist eine ganz andere Art von Bild". Es wa%re etwa mo%glich, da# man es weit schwieriger fa%nde einem Blinden begreiflich zu machen, was ein Gema%lde, als was eine Bu%ste ist. 160. Aber das Wort "spezifisch" (oder ein analoges), das man hier gern verwenden mo%chte, hilft nicht. Es ist so wenig ein Auskunftsmit- tel, wie das Wort "undefinierbar", wenn Einer sagt, die Eigenschaft " gut" sei undefinierbar. Was wir wissen, u%bersehen wollen, ist der Gebrauch des Wortes "gut", und ebenso der des Wortes "erinnern". Denn man kann nicht sagen: "Du kennst doch das spezifische Erinnerungsbild." Ich kenne es nicht. -- Ich kann freilich sagen: "Ich kann Herrn N. nicht beschreiben, aber ich kenne ihn"; aber das hei#t, da# ich ihn wiedererkenne, nicht, da# ich ihn wiederzuerkennen glaube. 161. Da# es Sinn hat, zu sagen, Einer habe ein Gefu%hl gehabt, ohne es je mitzuteilen, ha%ngt damit zusammen, da# es Sinn hat, zu sagen: "Ich habe damals das gefu%hlt; ich erinnere mich daran." Den Zusammenhang ko%nnte man so erkla%ren: Man wird doch nicht sagen: "Wenn ich nie gesagt ha%tte, da# ich damals Schmerzen hatte, so ha%tte ich auch keine gehabt." 162. Ich wei# doch, was es he#t 'Er hatte Schmerzen'." Hei#t das, da# ich mir's vorstellen kann? Und worin la%ge die Wichtigkeit des Vorstellens? Da# ich zur Erkla%rung dieses Satzes jeder Zeit zur Erinnerung an meine eigenen Schmerzen, oder dazu u%bergehen kann, in mir jetzt Schmerzen hervorzurufen, etc., ist allerdings wichtig. 163. Wie lernt Einer, ein Stu%ck Zucker "Zucker" benennen? Wie, der Aufforderung "Gib mir ein Stu%ck Zucker" folgen? Wie, die Worte "Bitte um ein Stu%ck Zucker" -- also den Ausdruck des Wunsches?! Wie, den Befehl "Wirf" verstehen; und wie den Ausdruck der Absicht "Ich werde jetzt werfen"? Wohl, -- die Erwachsenen mo%gen es dem Kind vormachen, das Wort aussprechen und gleich darauf werfen, -- aber nun mu# das Kind das nachmachen. ("Aber das ist doch nur der Ausdruck der Absicht, wenn das Kind wirklich die Absicht im Geiste hat." -- Aber wann sagt man denn, dies sei der Fall?) Und wie lernt es, den Ausdruck gebrauchen "Ich war damals im Begriffe zu werfen"? Und wie wei# man, da# es damals wirklich in jenem Seelenzustand war, den ich "im Begriffe sein . . ." nenne? Nachdem ihm die und die Sprachspiele beigebracht wurden, gebraucht es bei den und den Anla%ssen die Worte, die die Erwachsenen in solchen Fa%llen ausgesprochen haben, oder es gebraucht eine primitivere Ausdrucksweise, die die wesentlichen Beziehungen auf das fru%her Gelernte entha%lt, und die Erwachsenen ersetzen die primitivere durch die regelrechte Ausdrucksweise. 164. Das Neue (Spontane, 'Spezifische') ist ein Sprachspiel. [Vgl. PU, S. 224h.] 165 . "Aber hat es denn alle diese Erscheinungen -- des Schmerzes, des Wunsches, der Absicht, der Erinnerung, usf. -- nicht gegeben, ehe es eine Sprache gab?" -- Welches ist die Erscheinung des Schmerzes? -- "Was ist ein Tisch?" -- "Nun das z.B.!" Und das ist freilich eine Erkla%rung; aber was sie lehrt ist die Technik des Gebrauchs des Wortes "Tisch". Und nun ist die Frage: Welche Erkla%rung entspricht ihr im Falle einer 'Erscheinung' des Seelenlebens? Nun es gibt hier keine Erkla%rung, die man ohne weiteres als die homologe anerkennen kann. 166. Man kann fragen: Schwebt mir denn immer, wenn ich ein Wort verstehe, etwas bei dem Wort vor?! (A%hnlich ist: "Findet stets, wenn ich einen wohlbekannten Gegenstand ansehe, ein Wiedererkennen statt? ) 167. Es gibt aber das Pha%nomen, da# ein au#er jedem Zusam- menhang geho%rtes Wort -- z.B. -- fu%r einen flu%chtigen Augenblick die eine, gleich darauf aber die andere Bedeutung hat; da#, wenn man das Wort ein paar mal nacheinander ausspricht, es jede 'Bedeutung' verliert; und dergleichen. Und hier handelt sich's um ein Vorschweben. 168- Was wu%rden wir von Menschen sagen' die die Worte Ich sehe diese Figur jetzt als . . ., jetzt als . . ." nicht verstu%nden? Wu%rde ihnen ein wichtiger Sinn fehlen; ist es a%hnlich, als wa%ren sie blind; odet: farbenblind; oder ohne absolutes Geho%r? 169. Nun, es ist leicht sich Menschen zu denken, die Zeichnungen nicht so und so 'phrasieren' ko%nnen; aber wu%rden sie nicht dennoch eine Zeichnung einmal fu%r das, einmal fu%r etwas anderes haten? Oder soll ich annehmen, da# sie in diesem Falle nicht sagen wurden, das Wu%rden sie also, wenn ihnen die schematische Darstellung eines Wu%rfels einmal so, einmal so erscheint, glauben, die Striche ha%tten ihre Lage vera%ndert? 170. Denk dir jemanden, der eine Zeichnung, oder Photographie ungerne sa%he, weil er sagt, da# ein farbloser Mensch ha%#lich sei. Ode1 es ko%nnte jemand finden, da# winzige Menschen, Ha%user, etc., wie sie auf Bildern sind, unheimlich oder la%cherlich, etc. seien. Dies wa%re gewi# ein sehr seltsames Verhalten. ('Du sollst dir kein Bild machen. ') Denk an unsere Reaktion gegen eine gute Photographie, gegen den Gesichtsausdruck der Photographie. Es ko%nnte Menschen geben, die in einer Photographie ho%chstens eine Art von Diagram sa%hen, wie wir etwa eine Landkarte betrachten; wir ko%nnen daraus verschiedenes u%ber die Landschaft entnehmen, aber nicht, z.B., die Landschaft beim Ansehen der Karte bewundern, oder ausrufen "Welche herrliche Aussicht ! ' ' Der 'Gestaltblinde' mu# abnorm in dieser Art sein. [Vgl. PU, S. 205f.] 171. Wie kann das Ausbleiben eines Erlebnisses beim Ho%ren des Wortes das Rechnen mit Worten hindern, oder beeinflu#en? 172. Denk dir Leute, die nur laut denken und nur zeichnend vorstellen. Oder vielleicht wa%re es richtiger, zu sagen: die d0rt zeichen, wo wir uns etwas vorstellen. Der Fall, wo ich mir mem en Freund N vorstelle, entspricht dann nicht dem, da# der Andere ihn zeichnet; sondern er mu# ihn zeichnen und dazu sagen, oder schreiben, da# das sein Freund N ist. -- Wenn er aber zwei Freunde hat, die einander a%hnlich sind und den gleichen Namen haben? und ich frage ihn "Welchen hast du gemeint; den gescheiten, oder den dummen?" -- Darauf ko%nnte er nicht antworten. Wohl aber auf die Frage "Welchen von ihnen stellt das vor?" -- In diesem Falle ist die Antwort einfach eine weitere Benu%tzung des Bildes, nicht die Aussage u%ber ein Erlebnis. 173. Vergleiche James's Idee, der Gedanke sei schon bei Beginn des Satzes fertig, mit der der Blitzesschnelligkeit des Gedankens und dera Begriff der Absicht, das und das zu sagen. Der Gedanke sei schon am Anfang des Satzes fertig (und warum nicht zu Anfang des hervorgehenden?) hei#t dasselbe wie: Wenn Einer nach dem ersten Wort unterbrochen wird und du fragst ihn spa%ter "Was wolltest du damals sagen", so kann er -- wenigstens oft -- die Frage beantworten. Aber auch hier sagt James, was wie eine psychologische Aussage klingt und keine ist. Denn, ob der Gedanke schon zu Anfang des Satzes fertig war, das mu%#te doch durch die Erfahrung der einzelnen Menschen bewiesen werden. [Vgl. Z 1.] 174. Nun ko%nnen wir aber auch oft die Frage nicht beantworten, was wir damals hatten sagen wollen. Aber in diesem Falle sagen wir, wit: ha%tten es vergessen. Wa%re es nun denkbar, da# Leute in solchen Fa%llen antworteten: "Ich habe nur diese Worte gesagt; wie soll ich wissen, was danach gekommen wa%re?" -- 175. Wer sagt "Als ich das Wort ho%rte, bedeutete es fu%r mich . . .", bezieht sich damit auf einen Zeitpunkt und auf eine Verwendung des Worts. -- Das Merkwu%rdige daran ist natu%rlich die Beziehung auf den Zeitpunkt. Die wu%rde der 'Bedeutungsblinde' verlieren. [Vgl. PU, S. 175a.] 176. Und wer sagt "Ich wollte damals fortsetzen: . . ." -- der bezieht sich auf einen Zeitpunkt und auf eine Handlung. [Vgl. PU, S. 175b.] 177. Wenn ich von den wesentlichen Bezu%gen der A%u#erung rede, so geschieht es, weil dadurch die unwesentlichen besondern Ausdru%cke unserer Sprache in den Hintergrund treten. Und der A%u#erung wesentlich sind die Bezu%ge, wenn sie uns veranlassen wu%rde, eine1n uns im u%brigen ungewohnten Ausdruck in den gebra%uchlichen zu u%bersetzen. [Vgl. PU, S. 175c.] 178. Wie, wenn nun Einer nie sagte "Ich wollte damals dies tun" und man ihn auch nicht lehren ko%nnte, so einen Ausdruck zu gebrauchen ? Es ist doch klar, da# Einer viel denken kann, ohne das zu denken. Er kann ein gro#es Gebiet der Sprache beherrschen, ohne dies zu beherrschen. Ich meine nun: er erinnert sich an seine A%u#erungen, auch etwa daran, das und das zu sich selbst gesagt zu haben. Er wird also z.B. sagen "Ich sagte zu mir selbst 'ich will dorthin gehen", auch vielleicht "Ich stellte mir das Haus vor und ging den Weg, der dazu fu%hrt". Das Charakteristische ist hier, da# er seine Intentionen in der Form von Gedanken oder Bildern hat und sie daher immer ersetzbar wa%ren durch das Aussprechen eines Satzes, oder Sehen eines Bildes. Die 'Blitzesschnelle' des Gedankens fehlt ihm.--Soll das aber nun hei#en, da# er sich oft wie ein Automat bewegt; etwa auf der Stra#e geht und Einka%ufe macht; wenn man ihn aber trifft und fragt "Wohin gehst du?" -- da# er einen dann anstarrt, als wa%re er im Schlaf gegangen? -- Er wird auch nicht antworten "Ich wei# nicht". Oder wird ihm, oder uns, sein Handeln planlos vorkommen? Ich sehe nicht ein, warum! Wenn ich etwa zum Ba%cker gehe, so sage ich mir vielleicht "Ich brauche Brot" und gehe den gewohnten Weg. Fragt man ihn "Wohin gehst du?", so will ich annehmen, er antwortet mit dem Ausdruck der Absicht, so wie wir. -- Wird er aber auch sagen "Als ich vom Hause wegging, wollte ich zum Ba%cker gehen, jetzt aber . . ."? Nein; aber sollen wir sagen, da# er deshalb gleichsam schlafwandelnd sich auf den Weg gemacht hat? 179. Ist es aber nicht sonderbar, da# wir solche Menschen dann nicht begegnen, bei der gro#en Varieta%t der Menschen? Oder finden sich diese Leute eben unter den Geistesschwachen; und es wird nur nicht genu%gend beobachtet, welcher Sprachspiele diese fa%hig sind und welcher nicht? 180. Plato sagt, das Denken sei ein Gespra%ch. Wa%re es wirklich ein Gespra%ch, so ko%nnte man nur die Worte des Gespra%chs berichten und die a%u#ern Umsta%nde, unter denen es gefu%hrt wurde, aber nicht auch die Meinung, die diese Worte damals fu%r den Sprecher hatten. Sagte: Einer zu sich selbst (oder laut) "Ich hoffe bald den N zu sehen", so ha%tte es keinen Sinn zu fragen: "Und welchen Menschen dieses Namens hast du damals gemeint?" Er hat eben nur diese Worte gesagt. Aber ko%nnte ich mir nicht denken, da# er nun dennoch aufbestimmte Weisefortsetzen will; so da# ich ihn fragen kann "Und meinst du nun jemand mit diese1n Namen, und wen?" Und angenommen, er ko%nnte nun fu%r gewo%hnlich fortsetzen, seine= Worte erkla%ren, -- worin la%ge der Unterschied zwischen ihm und uns? -- Er ko%nnte jeden Gedanken wo%rtlich berichten. Wenn er also sagte "Ich habe gerade an N gedacht" und wir ihn fragten "Wie hast du an ihn gedacht?", so kann er das immer beantworten, es sei denn, et sagt, er habe es vergessen. 181- Jemand' der mir sagt N hat mir geschrieben' ' kann ich doch fragen "Welchen N meinst du?" -- und mu# er, um mir antworten zu ko%nnen, sich auf ein Erlebnis beziehen beim Aussprechen des Namens? -- Und wenn er nun blo# den namen N ausspra%che -- vielleicht als Einleitung zu einer Aussage u%ber N --, kann ich nicht ebenso fragen "Wen meinst du?" und er ebenso antworten? 182. Man spricht ja wirklich oft blo# den Namen eines Menschen aus; etwa in einem Seufzer. Und der Andere fragt nun "Wen hast du gemeint?" Und wie wird nun unser Bedeutungsblinder handeln? Wird er nicht so seufzen; oder nichts auf die Frage antworten ko%nnen; oder antworten "Ich meine . . .", statt "Ich habe . . . gemeint"? 183. Stelle dir einen deiner Bekannten vor! Nun sag, wer es war! -- Manchmal kommt das Bild zuerst und der Name spa%ter. Aber hei#t das, da# ich den Namen nach der A%hnlichkeit des Bilds errate? -- Und wenn nun der Name erst spa%-ter folgt, soll ich sagen die Vorstellung des Bekannten war schon mit dem Bild da, oder sie war erst mit dem Namen komplett? Ich habe ja auf den Namen nicht aus der A%hnlich- keit des Bildes geschlossen; und eben darum kann ich sagen, die Vorstellung wa%re schon mit dem Bild da gewesen. 184. "Ich mu# zur Bank gehen und Geld holen." -- Wie hast du diesen Satz verstanden? Mu# diese Frage etwas anderes hei#en als: "Wie wu%rdest du diesen Satz erkla%ren, welche Handlung auf ihn erwarten, etc."? Wenn der Satz unter verschiedenen Umsta%nden ausgesprochen wird, so da# das Wort "Bank" einmal offenbar das, einmal etwas anderes bedeutet, -- mu# da etwas besonderes beim Ho%ren des Satzes vorgehen, damit du ihn verstehst? Werden hier nicht alle Erlebnisse des Verstehens vom Gebrauch, von der Praxis des Sprachspiels zugedeckt? Und das hei#t nur: Solche Erlebnisse interessieren uns hier garnicht. 185. Wenn ich den Milchmann kommen sehe, hole ich meinen Krug und gehe ihm entgegen. Erlebe ich ein Beabsichtigen? Nicht da# ich wu%#te. (So wenig vielleicht, wie ich versuche zu gehen, um zu gehen.) Wenn ich aber aufgehalten und gefragt wu%rde "Wohin wolltest du mit dem Krug?", wu%rde ich meine Absicht aussprechen. 186. Wenn ich nun z.B. sage "Ich bin aufgestanden, um zum Milchwagen zu gehen", -- soll man das die Beschreibung eines Erleb- nisses des Beabsichtigens nennen? Und warum ist das irreleitend? Darum, weil es hier keinen 'Ausdruck' eines Erlebnisses gab? 187. Wenn ich aber sage "Ich bin aufgestanden, um . . ., dann aber besann ich mich und . . ." -- wo liegt hier das Erlebnis, und wann geschah es? War das Erlebnis nur das 'sich besinnen', 'sich anders entscheiden ' ? 188. Ich nehme den Milchkrug, gehe ein paar Schritte, dann sehe ich, da# er nicht rein ist, sage "Nein!" und gehe zur Wasserleitung. Dann beschreibe ich, was vorging, und nenne meine Absichten. Hatte ich sie nun nicht? Freilich! Aber nochmals: ist es nicht irrefu%hrend, sie "Erlebnisse" zu nennen? wenn man na%mlich, was ich zu mir selbst sagte, mir vorstellte, etc. auch so nennt! (Es wa%re eben auch irrefu%hrend, die Absicht ein "Gefu%hl" zu nennen.) 189. Und es fragt sich nun, ob, aus dem selben Grunde, es nicht ga%nzlich irrefu%hrend war, von 'Gestaltblindheit' oder 'Bedeutungs- blindheit' zu reden (so als redete man von 'Willensblindheit', wenn Einer sich passiv verha%lt). Denn blind ist eben der, der eine Empfindung nicht hat. (Den Schwachsinnigen -- z.B. -- kann man nicht mit dem Blinden vergleichen.) 190. Als ich das erste zeichnete, war es die Ha%lfte eines Kreises, das zweite war die Ha%lfte einer S-Linie; das dritte war ein Ganzes. 191. "Ich zweifle nicht, da# das oft geschieht." -- Wenn du das in einem Gespra%ch sagst, kannst du wirklich glauben, da# du beim Reden zwischen den Bedeutungen der Wo%rter 'da#' und 'das' unter- scheidest? 192. Gegen die Fiktion von Menschen, die nur laut denken ko%nnen, ko%nnte man diesen Einwand machen wollen: Angenommen, so einer sagt "Als ich vom Hause wegging, sagte ich mir 'ich mu# zum Ba%cker gehen" -- ko%nnte man ihn denn nicht fragen: "Hast du aber diese Worte wirklich gemeint? Du konntest sie ja auch als Sprach- u%bung, oder als Zitat oder zum Spa#, oder um jemand irrezufu%hren gesagt haben." -- Das ist wahr. Aber lag also, welches er tat, in dem Erlebnis, das die Worte begleitete? Was spricht fu%r so eine Behaup- tung? Wohl, da# der Gefragte antworten kann "Ich habe den Satz so gemeint", ohne dies aus a%u#ern Umsta%nden zu schlie#en. 193. Man will freilich sagen, wer sich daran erinnert, diese Worte gemeint zu haben, erinnere sich an das Erlebnis einer gewissen Tiefe, einer Resonanz. (Ha%tte er's nicht gemeint, so ha%tte er diese Resonanz nicht gehabt.) Aber ist das nicht blo# eine Ta%uschung (a%hnlich de1, wenn Einer glaubt, er spu%re das Denken im Kopf)? Man macht sich ein Bild der Vorga%nge mittels ungeeigneter Begriffe. (Vergl. James.) 194. Mach diesen Versuch: Sag dir ein mehrdeutiges Wort ("son- dern"). Wenn du es nun z.B. als Verbum erlebst, so versuch, dies Erlebnis festzuhalten, da# es andauert. -- Sagst du das Wort o%fter vor dich hin, so verliert es seine Bedeutung fu%r dich; und nun frag dich, ob, wenn du's im gewo%hnlichen Sprechen als Verbum gebrauchst, das Wort sich nicht vielleicht so anfu%hlt, wie wenn es beim o%ftern Wiederholen seine Bedeutung verloren hat. -- Aus der Erinnerung kannst du gewi# nicht das Gegenteil bezeugen. Sondern man findet nur, da# es a priori nicht anders sein ko%nne. 195. Es ist ganz gleichgu%ltig, ob man sagt, man projiziere erst spa%ter die Deutung von "sondern" in das Erlebnis wa%hrend des Aussprechens. Denn es ist hier zwischen Projizieren und Beschreiben kein Unterschied. 196. Man kann eine Zeichnung fu%r einen wirklichen Wu%rfel halten; aber auch, im selben Sinne, ein Dreieck fu%r liegend oder stehend? -- "Als ich na%her kam, sah ich, da# es nur eine Zeichnung war." Aber nicht: "Als ich genauer hinblickte, sah ich, da# dies die Grundlinie und dies die Spitze war." 197. Meine Worte' Als du zu reden anfingst' dachte ich, du meintest . . ." knu%pfen an den Anfang seiner Rede an und an eine Vorstellung, die ich dabei hatte. -- Und es ist natu%rlich mo%glich, da# jemand so etwas nie tut. Ich nehme aber an, er ko%nne am Ende die Frage "Von welchem N habe ich geredet?" beantworten. Und es ist natu%rlich mo%glich, da# er sie anders beantwortet ha%tte, wenn ich die Frage schon nach den ersten Worten meiner Erza%hlung gestellt ha%tte. Soll er also die Frage nicht verstehen: "Hast du gleich im Anfang gewu#t, von wem ich redete?" -- Und wenn er nun so eine Frage nicht versteht, -- werden wir ihn nicht einfach fu%r etwas geistesschwach halten? Ich meine: werden wir nicht einfach an- nehmen, da# sein Denken nicht recht deutlich sei, oder da# er sich an das, was er damals dachte, -- wenn er u%berhaupt etwas dachte, -- nicht mehr erinnere? Das hei#t, wir werden hier fu%r gewo%hnlich ein anderes Bild gebrauchen, als das, welches ich vorschlage. 198. Aber es ist wahr: wir haben bei Geistesschwachen oft das Gefu%hl, als redeten sie mehr automatisch als wir. Und wenn Einer das ware, was w1r bedeutungsblind' nannten, so wu%rden wir uns vorstellen, er mu%sse einen weniger lebendigen Eindruck machen als wir, mehr 'wie ein Automat' handeln. (Man sagt auch: "Wei# Gott, was in seinem Geist vorgeht!" und denkt an etwas Undeutliches, Unordentliches.) 199. Es ko%nnte sein, da# Menschen, wenn man ihnen ein isoliertes Wort sagt, gleich irgend einen Satz mit diesem Wort bildeten, und da# andere es nicht ta%ten; da# jenes ein Zeichen von Intelligenz, dieses von Stumpfheit wa%re. 200. Was la%#t sich gegen den Ausdruck "spezifische psychologische Erscheinung", oder "unreduzierbares Pha%nomen" vorbringen? Sie sind irrefu%hrend; aber woher sind sie genommen? Man will sagen: "Wer su%#, bitter, rot, gru%n, To%ne und Schmerzen nicht kennte, dem kann man, was diese Worte bedeuten, nicht begreiflich machen." Wer dagegen noch keinen sauren Apfel gegessen hat, dem kann man, was gemeint ist, erkla%ren. Rot ist eben dies, und bitter dies, und Schmerz dies. Aber wenn man das sagt, mu# man nun wirklich vorfu%hren, was diese Worte meinen; d.h. etwas rotes zeigen, etwas bitteres kosten, oder kosten lassen, sich oder dem Andern Schmerz zufu%gen, etc. Nicht denken, man ko%nne privat in sich auf den Schmerz zeigen. Wie wird man aber dann, was "vorstellen", "erinnern", "beabsichtigen", "glauben" hei#t, vorfu%hren ? Der Ausdruck "spezifische psychologische Erscheinung" entspricht aber dem der privaten hinweisenden Definition. 201. Ist das (am Ende) eine Ta%uschung, wenn ich glaubte, die Worte des Andern ha%tten damals diesen Sinn fu%r mich gehabt? Freilich nicht! So wenig, wie es eine Ta%uschung ist zu glauben, da# man vor dem Aufwachen etwas getra%umt habe! 202. Als ich den Fall eines 'Bedeutungsblinden' annahm, war es, weil das Erleben der Bedeutung im Gebrauch der Sprache keine Wichtigkeit zu haben scheint. Weil es also scheint, als ko%nne dem Bedeutungsblinden nicht viel verloren gehen. Damit aber ist in Konflikt, da# wir manchmal a%u#ern, in einer Mitteilung habe ein Wort fu%r uns eines bedeutet, bis wir gesehen ha%tten, es bedeute etwas anderes. Erstens aber fu%hlen wir in diesem Falle nicht, das Erleben der Bedeutung habe beim Ho%ren des Wortes stattgefunden. Zweitens ko%nnte man hier eher von einem Erleben des Sinnes des Satzes reden, als von dem einer Wortbedeutung. 203. Das Bild, das man etwa mit dem Aussprechen des Satzes "die Bank ist weit weg" verbindet, ist nun eine Illustration zu ihm und nicht zu einem seiner Worte. 204. Wenn Einer fest darauf bestu%nde, er erlebe meist garnichts, wenn er einen Befehl, eine Mitteilung, usw. ho%re und verstehe, mindestens nichts, was fu%r ihn den Sinn der Worte bestimme, -- ko%nnte dieser nicht doch, in irgend einer Form, sagen, die ersten Worte des Satzes ha%tte er so aufgefa#t und spa%ter seine Auffassung gea%ndert? -- Aber zu welchem Zweck wu%rde er das sagen?? Es ko%nnte eine bestimmte Reaktion seinerseits erkla%ren. Er ho%rte z.B., N sei gestorben, und glaubte, sein Freund N sei gemeint; dann kommt er drauf, da# es nicht so ist. Er schaut erst bestu%rzt; dann erleichtert. -- Und, was so eine Erkla%rung fu%r ein Interesse haben kann, ist leicht zu sehen. 205. Was soll ich nun sagen: -- da# der Bedeutungsblinde nicht im Stande ist, so zu reagieren? oder da# er blo# nicht behauptet, er ha%tte damals die Bedeutung erlebt, -- da# er also nur ein besonderes Bild nicht gebraucht? 2o6. Ist der Bedeutungsblinde also der, der nicht sagt: "Der ganze Gedankengang stand mit einem Schlag vor mir"? Ist damit abe gesagt, da# er nicht sagen kann "Jetzt hab ich's! " -- 207. "Es war dort kein Baum und kein Strauch" -- wie funktioniert dieser Satz? Nun, "Baum" steht fu%r ein Ding, das so ausschaut. Gewi# ja: so schaut ein Baum aus; aber ist die Idee der Vertretung des Dings durch das Wort wirklich so leicht zu verstehen? Wenn ich einen Garten plane, so kann ich einen Baum dort durch einen Pflock vertreten lassen. Wo der Pflock jetzt steht, wird spa%ter der Baum gesetzt werden. -- Man ko%nnte aber doch sagen, das Wort "Baum" im Satz vertra%te dort das Bild eines Baums (und als solches kann natu%rlich auch ein Baum verwendet werden). Denn an die Stelle des Wortes "Baum" ko%nnte man in einer Bildersprache das Bild setzer1, und das Wort "Baum" wird in jedem Fall durch die hinweisende Definition mit dem Bild verbunden. Dann ist es also die hinweisende Definition, die bestimmt, was das Wort 'vertritt'. Und nun wende dies auf das Wort "Schtnerz", z.B., an. -- Aber vertritt nicht auf einem Plan das Zeichen " " ein Haus? Doch nur insofern, als ein Haus auch als Zeichen dienen ko%nnte! Aber das Zeichen vertritt doch nicht das Haus, wofu%r es steht. -- "Nun, es entspricht ihm." -- Wenn ich also mit dem Plan in der Hand gehe und komme zu diesem Haus, zeige ich auf die Stelle im Plan und sage "Das ist das Haus". -- "Das Zeichen vertritt das Haus" hie#e: "weil ich das Haus nicht selbst in den Plan setzen kann, setze ich statt seiner dies Zeichen." Aber was ta%te denn das Haus selbst im Plan! Eine Vertretung ist etwas Vorla%uf1ges, aber wenn das Zeichen dem Haus entspricht, so ist hier nichts Vorla%ufges; es wird ja, wenn wir zum Haus kommen, nicht durch das Haus ersetzt. Und da das Zeichen nie durch seinen Tra%ger ersetzt wird, ko%nnte man fragen: Wie kann denn ein Tintenstrich ein Haus ersetzen ? Nein: der Pflock ersetzt den Baum, das Bild kann den Menschen ersetzen, wenn man lieber ihn sa%he, aber mit dem Bild vorlieb- nehmen mu#; aber schon das Zeichen auf der Landkarte ersetzt nicht den Gegenstand, den es bedeutet. 208. Fu%hle ich, wa%hrend ich schreibe, etwas in der Hand, oder im Handgelenk? Im allgemeinen nicht. Wu%rde es sich aber nicht doch anders anfu%hlen, wenn meine Hand ana%sthesiert wa%re? Ja. Und ist das nun ein Beweis dafu%r, da# ich dennoch etwas spu%re, wenn ich normalerweise die Hand bewege? Ich glaube: nein. 209. Ich schenke dir mein volles Vertrauen." Wenn, der das sagt, nach dem Wort "dir" aussetzt, bin ich vielleicht im Stande fortzusetzen; die Situation ergibt, was er sagen will. Aber wenn er nun, zu meiner U%berraschung, fortsetzt "eine goldene Uhr" und ich sage "Ich war auf etwas anderes gefa#t" -- hei#t das: ich habe wa%hrend seiner ersten Worte etwas erlebt, was man jene Auffassung der Worte nennen kann?? Ich glaube, das kann man nicht sagen. 21o- Oder denk dir dieses Gespra%ch: Er: Ich schenke d1r -- Ich: "Ich wei#. Aber in diesem Fall vertraust du mir doch nicht." -- Ich habe ihn unterbrochen, weil ich wu#te, was er sagen wollte. Abe1 habe ich mir die Fortsetzung notwendigerweise in Gedanken erga%nzt? (Erga%nze ich eine Skizze in der Vorstellung?) 211. "I found myself going . . ." saying . . . ' etc. Diese Beschreibung trifft nicht immer zu, wenn ich etwas sage, einen Weg mache, etc. 212. Introspektion kann nie zu einer Definition fu%hren. Sie kann nur zu einer psychologischen Aussage u%ber den fu%hren, der introspiziert. Sagt z.B. Einer:" Ich glaube beim Ho%ren eines Wortes, da# ich verstehe, immer etwas zu fu%hlen, was ich nicht fu%hle, wenn ich das Wort nicht verstehe" -- so ist das eine Aussage u%ber seine besondern Erlebnisse. Ein Anderer erlebt vielleicht etwas ganz anderes; und wenn Beide das Wort "verstehen" richtig gebrauchen, so liegt in diesem Gebrauch das Wesen des Verstehens, und nicht in dem, was sie u%ber ihre Erfahrungen sagen ko%nnen. 213. Wie mu%#te man denn den nennen, der den Begriff 'Gott' nicht verstehen kann, nicht sehen, wie ein vernu%nftiger Mensch dies Wort im Ernst gebrauchen kann? Sollen wir denn sagen, er leide an einer Blindheit? 214. Man versteht plo%tzlich, wiederholt plo%tzlich ein Wort, das der Andere gesagt hat. Er sagt mir "Es ist sieben Uhr"; ich reagiere zuerst nicht; plo%tzlich rufe ich "Sieben Uhr! Da bin ich ja schon zu spa%t. . . ." Es kam mir erst zum Bewu#tsein, was er gesagt hatte. Aber was geschah nun, als ich die Worte "Sieben Uhr" wiederholte? Darauf kann ich nichts antworten, was von Interesse wa%re. Nur wieder: Ich ha%tte erst begriffen, was er gesagt hat, und dergleichen; und das bringt uns nicht weiter. Auf diesem "Nur wieder" beruht natu%rlich das Reden (die Idee) von einem 'spezifischen Vorgang'. (Der Zerstreute, der auf den Befehl "Rechtsum!" linksum macht. . . .) 21 5. Geschieht etwas, wenn ich dies Wort verstehe, wenn ich das und das beabsichtige--geschieht nichts? Nicht darum handelt es sich; sondern darum: warum soll mich, was in dir geschieht, interessieren? (Seine Seele mag sieden, oder frieren, rot oder blau werden: was ku%mmert mich das?) 216- Ein Schwachsinniger wird gewi# nicht sagen: Als du zu reden anfingst, dachte ich, du meintest. . . ." -- Nun wird man fragen: Ist das, weil er immer gleich richtig versteht? Oder weil er sich mie- korrigiert? Oder geht in ihm vor, was auch in mir vorgeht, und er kann es nur nicht ausdru%cken? 217. "Als du zu reden anfingst, dachte ich, du wolltest. . . . Darum habe ich auch die Bewegung gemacht. . . ." Man erkla%rt also, was man tat, mit dem Gedanken, den man damals hatte. Denke ich mir nun diese Erkla%rung wirklich erst im Nachhinein aus? Habe ich nicht wirklich diese Bewegung gemacht, weil ich dachte . . .?--Was ist das fu%r eine Frage? Das "weil' bezieht sichja nicht auf eine Ursache. 218. Ich werde dir erkla%ren, warum ich aufgestanden bin; ich dachte na%mlich, du meintest . . ." --Ja, jetzt versteh ich's! -- Aber worin liegt die Wichtigkeit dieses Verstehens? Nun, z.B.: Wa%re die Erkla%rung eine andere gewesen, so mu%#te ich nun anders mit Worten, ode1e Handlungen reagieren. Sein Gedanke ist in sofern wie eine Handlung, oder ein Vorgang in seinem Ko%rper. Der Bericht u%ben seinen Gedanken, wie der u%ber solche Vorga%nge.--Welches Interesse haben die Worte "Ich dachte zuerst, du meintest . . ."? Oft gar keins . Man kann sagen, sie enthu%llen uns seine Gedankenwelt. Aber wozu das? Warum ist diese Enthu%llung nicht leeres Gerede, oder blo#e Phantasterei? 219. Man ko%nnte (natu%rlich) den Bericht u%ber so eine Auffassung den Bericht u%ber eine Tendenz nennen. (James.) Aber hier darf nun nicht das Erlebnis einer Tendenz unter dem Bild eines nicht ganz fertigen Erlebnisses sehen! Als ga%ben die Erlebnisse ein farbiges Bild, und gewisse Farben darauf wa%ren in ihrer vollen Sta%rke aufgetragen, andere nur angedeutet, d.h. viel zarter hingesetzt. An sich aber ist eine zarte Farbe nicht die Andeutung einer sta%rkeren. 220. Ein Ereignis la%#t eine Spur im Geda%chtnis: das denkt man sich manchmal, als bestu%nde es darin da#. es im Nervensystem eine Spur einen Eindruck, eine Folge hinterla%#t. So als ko%nnte man sagen: auch die Nerven haben ein Geda%chtnis. Aber wenn sich nun jemand an eln Ereignis erinnert, so mu%#te er es nun aus diesem Eindruck, dieser Spur, erschlie#en. Was immer das Ereignis im Organismus zuru%ckla%#t, es ist nicht die Erinnerung. Der Organismus mit einer Diktaphonerolle verglichen; der Eindruck, die Spur, ist die Vera%nderung, die die Stimme auf der Rolle zuru%ckla%#t. Kann man sagen, das Diktaphon (oder die Rolle) erinnere- sich wieder des gesprochenen wenn es das Aufgenommene wiedergibt? 221. Das Gefu%hl der Abha%ngigkeit. Wie kann man fu%hlen, man sei abha%ngig? Wie kann manfuz%len: 'Es ha%ngt nicht von mir ab'. Aber was ist das u%berhaupt fu%r ein seltsamer Ausdruck eines Gefu%hls! Aber wenn man z.B. jeden Morgen zuerst Schwierigkeiten ha%tte , gewisse Bewegungen zu machen, den Arm zu haben, u.dergl., und warten mu%#te, bis die La%hmung vergeht, und das brauchte manchmal lange, manchmal kurze Zeit, und man ko%nnte es nicht vorhersehen und kein Mittel einnehmen, es zu beschleunigen, -- wu%rde uns das nicht eben ein Bewu#tsein der Abha%ngigkeit geben? Ist es nicht das Ausbleiben des Regelma%#igen, oder die lebhafte Vorstellung davon , was dem Bewu#tsein zu Grunde liegt? Es ist doch das Bewu#tsein: "Es mu%#te nicht so gehen!" Wenn ich von dem Sessel aufstehe, sage ich mir fu%r gewo%hnlich nicht "Also ich kann aufstehen." Ich sage es vielleicht nach einer Krankheit. Wer es sich aber fu%r gewo%hnlich sagte, oder wer danach sagte "Also es ist diesmal gegangen", von dem ko%nnte man sagen, er habe eine besondere Einstellung zum Leben. 222. Warum sagt man "Er wei#, was er meint"? Woher wei# man, da# er's wei#? Wenn er es wei#, ich aber nicht wei#, was er me1nt, -- w1e wa%re es, wenn ich's wu%#te? Ja, wenn ich's wu%#te und er nicht? Wie mu%#te sich Einer benehmen, damit wir sagen wu%rden: "Er wei#, was der Andere erlebt" ? Mu# es aber einen Fall geben, den wir, konsequenterweise, so beschreiben wu%rden? Es ist nicht einmal klar, da# irgendeine Erscheinung mit den Worten beschrieben werden mu%#te "A hat Schmerzen im Ko%rper des B". D.h.: man kann zwar sagen "Wa%re das nicht eine folgerechte Anwendung dieses Ausdrucks?" aber ich mag, oder mag nicht geneigt sein, sie folgerecht zu nennen. 223. Erinnere dich besonders des Ausdrucks in der Traumerza%hlung: "Und ich wu#te, da#. . . ." Man ko%nnte denken: Es ist doch merkwu%rdig, da# man tra%umen kann, man habe gewu#t. Man sagt auch: "und ich wu#te im Traum, da#. . . ." 224. Nicht alles, was ich tue, tue ich mit einer Absicht. (Ich pfeife vor mich hin, etc. etc.) Wenn ich aber jetzt aufstu%nde und aus dem Haus vortra%te, dann wieder zuru%ck ka%me, und auf die Frage "Warum hast du das getan" antwortete "Aus gar keinem besonderen Grund", oder "Nur so --", so fa%nde man das seltsam und jemand, der oft so etwas ta%te ohne besondere Absicht, wu%rde sehr von der Norm abweichen. Mu%#te er das sein, was man "geistesschwach" nennt? 225. Denke dir nun Einen, von dem man sagen wu%rde: er ko%nne sich nie an eine Absicht erinnern, au#er dadurch, da# er sich an die A-- u#erung einer Absicht erinnert. Einer ko%nnte, was wir normalerweise 'mit bestimmter Absicht' tun, ohne eine solche tun, es erwiese sich aber dennoch nu%tzlich. Und wir wu%rden vielleicht in so einem Falle sagen, er habe mit unbewu#ter Absicht gehandelt. Er steigt z.B. plo%tzlich auf einen Stuhl und dann wieder herunte1. Auf die Frage "warum" hat er keine Antwort; dann aber berichtet er, er habe vom Stuhl aus das und das bemerkt, da# es scheint, als wa%re er, um dies zu beobachten, hinaufgestiegen. Ko%nnte nun ein 'Bedeutungsblinder' sich nicht a%hnlich verhalten? 226. "Als ich sagte Er ist ein Esel', meinte ich. . . . Was fu%r eine Verbindung haben jene Laute mit diesem Menschen? -- Gefragt, "Wen meinst du?", werde ich seinen Namen nennen, ihn beschreiben, seine photographie zeigen, etc. Ist sonst noch eine Verbindung da? Eine, die insbesondere zur Zeit des Aussprechens bestand? Aber wa%hrend des ganzen Satzes, oder nur wa%hrend ich "er" sagte? Keine Antwort! 227. Das Erlebnis wa%hrend jener Worte -- mo%chte ich sagen -- wa%chst natu%rlich zu dieser Erkla%rung heran. 228. Aber es ist doch so: Ich werde manchmal, im Gespra%ch etwa, sagen "Er ist ein Esel", und wenn man mich fragte "Ha%ttest du etwas anderes wa%hrend dieser Worte erlebt, wenn wir von N statt von M geredet ha%tten" werde ich zugeben mu%ssen, dies mu%sse nicht der Fall sein. Anderseits aber scheint es mir manchmal, als ha%tte ich wa%hrend des Aussprechens ein Erlebnis, das unzweideutig ihm angeho%rt. Die Erlebnisse beim Sprechen scheinen eindeutig mit ihm verbun- den zu sein. 229. "Freilich dachte ich an ihn: Ich hab ihn vor mir gesehen!" -- aber nicht nach seinem Bild erkannt. 230. Ich sage plo%tzlich "Er ist ein Esel '. A: "Wen hast du gemeint? Ich: "Den N." A: "Hast du an ihn gedacht, wa%hrend du den Satz sagtest, oder erst, als du die Erkla%rung gabst?" -- Ich ko%nnte nun antworten, da# meine Worte das Ende eines la%ngeren Gedankenzuges gewesen seien. Ich ha%tte schon die ganze Zeit an N gedacht. Und ko%nnte ich nun sagen: die Worte selbst seien durch kein besonderes Erlebnis an ihn geknu%pft gewesen, wohl aber der ganze Gedankengang? Ich ha%tte also mit jenen Worten wohl auch jemand andern meinen ko%nnen, und auf wen sie sich bezogen, lag in dem, was ihnen vorausging. Mu# ich aber, um sagen zu ko%nnen, ich ha%tte von ihm geredet, ihn gemeint, an ihn gedacht, -- mich wirklich an ein Erlebnis erinnern ko%nnen, das unbedingt mit ihm zusammenha%ngt? Ko%nnte es mir also nicht vielleicht immer so vorkommen, als wa%re wa%hrend meiner Worte nichts geschehen, das sich nur auf ihn deuten lie#e? Ich denke mir also, ich sei mir immer bewu#t, da# meine Vorstellungsbilder vieldeutig sind. Dabei aber -- so nehme ich an -- sage ich dennoch "Ich habe den . . . gemeint". Aber ist dies nicht eine widersprechende Annahme? Nein; so verha%lt es sich ja wirklich. Ich sage "Ich habe den . . . gemeint"; so setze ich fort. 231. Ich sprach zu meinen Nachbarn u%ber ihren Doktor; dabei schwebte mir ein Bild dieses Menschen vor -- ich hatte ihn aber nie gesehen, kannte nur seinen Namen, und machte mir vielleicht nach diesem ein Bild von ihm. Wie kann nun dieses Bild charakteristisch dafu%r sein, da# ich von ihm rede? -- Und doch kam es mir so vor, bis ich mich daran erinnerte, da# ich garnicht wei#, wie dieser Mann ausschaut. Sein Bild repra%sentiert ihn fu%r mich also um kein Haar besser, als sein Name. 232. Wenn ich das Vorschweben der Bedeutung mit einem Traum vergleiche, so ist also unser Reden fu%r gewo%hnlich traumlos. Der 'Bedeutungsblinde' wa%re also einer, der immer traumlos reden wu%rde. 233. Und man kann wirklich fragen: Was gehen mich seine Tra%ume an? Warum mu# mich interessieren, was er tra%umt und ob er tra%umt, wa%hrend er zu mir spricht, oder mich ho%rt? -- Das hei#t natu%rlich nicht, da# diese Tra%ume mich nie interessieren ko%nnen. Aber warum sollten sie das Wichtigste im sprachlichen Verkehr sein? 234. Die Verwendung des Begriffs 'Traum' hier ist nu%tzlich; aber nur, wenn man sieht, da# sie noch einen Fehler in sich birgt. 235. Ich habe die ganze Zeit gedacht, du redetest von . . ." -- Wie war das nur?--Doch nicht anders, als wenn er wirklich von diesem Menschen geredet ha%tte. Da# ich spa%ter darauf komme, ihn falsch verstanden zu haben, a%ndert doch nichts an dem, was beim Verstehen geschah. -- Ist also der Satz "Ich glaubte damals, du meintest . . ." der Bericht eines 'Traumes', so hei#t das, da# ich immer 'tra%ume', wenn ich einen Satz verstehe. 236. Man sagt auch: "Ich habe angenommen, du redest von . . ." und das klingt schon weniger wie der Bericht eines Erlebnisses. 237. "Ich dachte, du redetest von . . . und habe mich gewundert, da# du von ihm sagst . . ." -- Dieses Wundern ist wieder in einem a%hnlichen Fall: Auch hier wieder das Gefu%hl, als ha%tte man mit dem Aussprechen dieses Gedankens das rudimenta%re Erlebnis erst erga%nzt. 238. Nun, es ist aber doch wahr! Denn manchmal, wenn ich sage "Ich dachte . . .", kann ich berichten, da# ich mir damals eben diese Worte laut oder im Stillen gesagt ha%tte; oder da# ich damals nicht diese, aber andere Worte gebraucht habe, wovon die gegenwa%rtigen eine sinngema%#e Wiedergabe sind. Das kommt doch manchmal vor! Im Gegensatz dazu aber ist der Fall, in welchem mein gegenwa%rtiger Ausdruck nicht die Wiedergabe von etwas ist. Denn 'Wiedergabe' ist er nur, wenn er es nach Regeln der Abbildung ist. 239- Wer nicht im Stande wa%re, zu sagen: das Wort "sondern" ko%nne ein Zeitwort und ein Bindewort sein, oder Sa%tze zu bilden, in denen es das eine oder das andere ist, der ko%nnte einfache Schulu%bungen nicht bewa%ltigen. Aber das wird von einem Schu%ler nicht verlangt: das Wort au#erhalb einem Zusammenhang so und so aufzufassen, oder zu berichten, wie er's aufgefa#t hat. [Vgl. PU, S. 175b.] 240. Ich mo%chte sagen: das Gespra%ch, die Anwendung und Ausdeutung der Worte flie#t dahin, und nur im Flu# hat das Wort seine Bedeutung. "Er ist abgereist." -- "Warum?" Was meintest du, als du das Wort "warum" aussprachst? Woran dachtest du? 241. "Ich dachte, du meintest den" -- Nun, das hei#t nicht dasselbe, wie "Ich denke, du hast den gemeint". La# dich den Vergleich mit einem andern Gebrauch der Vergangenheit nicht verwirren! 242. Wir spielen dieses Spiel: Es sind Bilder da und Worte werden ausgesprochen und wir mu%ssen auf das Bild zeigen, das dem Wort entspricht. Unter den Worten sind auch mehrdeutige. Mir fa%llt bei dem Wort . . . erst eine Bedeutung ein und ich zeige auf ein Bild, spa%ter erst eine andere und ich zeige auf ein anderes. Wird der Bedeutungsblinde dies tun ko%nnen? Freilich. -- Aber wie ist es damit? Ein Wort wird genannt, mir fa%llt eine seiner Bedeutungen ein. Ich sage sie nicht, suche aber nach dem Bild. Ehe ich es gefunden habe, fa%llt mir noch eine Bedeutung des Worts ein; ich sage: "Mir ist gerade eine zweite Bedeutung eingefallen." Und dann erkla%re ich: "Erst ist mir diese Bedeutung eingefallen, nachher die." Kann das der Bedeutungsblinde? -- Kann er nicht sagen, er wisse die Bedeutung des Worts, sage sie aber nicht? Oder kann er nicht sagen, sie sei ihm jetzt eingefallen, er sage sie aber nicht? -- Mir kommt vor, beides ko%nne er sagen. Dann aber doch auch: "Als du das Wort sagtest, fiel mir diese Bedeutung ein." Und warum nun nicht: "Als ich das Wort sagte, meinte ich's zuerst in dieser Bedeutung"? 243. Es ist, als ha%tte das Wort, das ich verstehe, ein bestimmtes leichtes Aroma, das dem Versta%ndnis entspricht. Als unterschieden sich zwei mir wohlbekannte Wo%rter nicht blo# durch ihren Klang, oder ihr Ansehen, sondern, auch wenn ich mir nichts bei ihnen vorstelle, noch durch eine Atmospha%re. -- Aber erinnere dich daran, wie die Namen beru%hmter Dichter und Komponisten eine eigene Bedeutung in sich aufgezogen zu haben scheinen. So da# man also sagen kann: die Namen "Beethoven" und "Mozart" klingen nicht nur verschieden, sondern es begleitet sie auch ein anderer Charakter. Wenn du aber nun diesen Charakter na%her beschreiben solltest, -- wu%rdest du ihre Bilder zeigen, oder ihre Musik? Und nun wieder der Bedeutungsblinde: Er wu%rde nicht empfinderi, da# die Namen sich beim Ho%ren oder Ansehen durch ein unwa%gbares Etwas unterscheiden. Und was ha%tte er nun dadurch verloren? -- Und doch, wenn er einen Namen ho%rt, kann ihm erst ein Tra%ger und spa%ter ein anderer einfallen. -- 244. Ich sagte, die Worte "jetzt kann ich s! dru%cken kein Erlebnis avs - Nun, so wenig, wie die: "Jetzt werde ich den Arm heben."--Warum aber dru%cken sie kein Erlebnis, kein Gefu%hl, aus? -- Wie werden sie- denn gebraucht? Beide, z.B., als Einleitung zu einer Handlung. Die Tatsache, da# eine Aussage auf einen Zeitpunkt Bezug nimmt, in welchem aber nichts in der Au#enwelt geschieht, was sie meint, wovon sie spricht, zeigt uns nicht, da# sie von einem Erlebnis sprach. 245. Denk an das Autzeigen der Schu%ler, wenn sie eine Antwort wissen. Mu# einer sich die Antwort im Stillen vorgesagt haben, um mit Sinn aufzeigen zu ko%nnen? Und was mu# in ihm dazu vorgegangen sein? -- Nichts. Aber es ist wichtig, da# er fu%r gewo%hnlich eine Antwort gebe, wenn er aufgezeigt hat; und das ist das Kriterium dafu%r, da# er das Aufzeigen versteht. [Vgl. Z 136a. ] 246. "Die Worte 'die Rose ist rot' sind sinnlos, wenn das Wort 'ist, die Bedeutung von 'ist gleich' hat." Wir haben die Idee, da# der, wer versuchte, die Worte "die Rose ist rot" mit diesen Bedeutungen der Worte auszusprechen, beim Denken steckenbleiben mu%#te. (Wie auch, da# man einen Widerspruch nicht denken kann, weil der Gedanke einem sozusagen zerbricht.) Man mo%chte sagen: "Du kannst diese Worte nicht so meinen un noch einen Sinn mit dem Ganzen verbinden." [Vgl. PU, S. 175c.] 247. Ko%nnte man sagen, die Bedeutungsblindheit wu%rde sich darin a%u#ern, da# man diesem Menschen nicht mit Erfolg sagen kann: "Du mu#t das Wort als . . . ho%ren, dann wirst du den Satz richtig sprechen." Das ist die Anweisung, die man einem beim Spielen eines Musikstu%cks gibt. "Spiel das, als ob es die Antwort wa%re" -- und man macht etwa eine Geba%rde dazu. Aber wie u%bersetzt Einer nun diese Geba%rde in das Spiel? Wenn er mich versteht, spielt er es nun meinem Wunsch gema%#er. Aber ko%nntest du so eine Anweisung nicht auch mit Hilfe von "sta%rker", "schwa%cher", "schneller", "langsamer", geben ? Nein; ich ko%nnte es nicht. Denn wenn er nun auch diesen Ton sta%rker, jenen leiser spielt, so wei# ich's nicht einmal. So kann ich ihm auch sagen "Mach ein verschmitztes Gesicht" und wu%#te, wenn er eins gemacht hat, ohne die geometrischen Vera%nderungen des Gesichts vorher, oder nachher, beschreiben zu ko%nnen. 248. Wenn man fragt "Ist das Erleben einer Bedeutung analog dem Erleben eines Vorstellungsbildes", so meint man: ist der Unterscheid nicht einfach der eines andern Inhalts? Nun, welcher ist der Inhalt des Vorstellungserlebnisses? "Es ist dieser" -- aber dabei mu# ich auf ein Bild, oder eine Beschreibung zeigen. -- "Man erlebt hier und dort" (mo%chte man sagen). "Nur etwas Anderes. Ein anderer Inhalt wird dem Bewu#tsein dargeboten -- steht vor ihm." Und das ist natu%rlich ein sehr irrefu%hrendes Bild. Denn es ist die Illustration zu einer Redewendung und sie erkla%rt nichts. Ebenso ko%nnte man, um den chemischen Symbolismus einer Strukturformel zu erkla%ren, Bilder entwerfen, in denen die Elemente als Menschen dargestellt wa%ren, die sich die Ha%nde reichen. (Illustrationen der Alchemisten.) [Vgl. PU, S. 175e.] 249. Wenn jemand sagt, er habe das Vorstellungsbild von einer gold- gla%nzenden Kugel gehabt, so werden wir das verstehen, aber nicht, wenn er sagt, diese Kugel sei hohl gewesen. Im Traum aber ko%nnte man eine Kugel sehen und wissen, sie sei hohl. 250. Die Weisung "Wie aus weiter Ferne" bei Schumann. Mu# Jeder eine solche Weisung verstehen? Jeder, z.B., der die Weisung "Nicht zu geschwind" verstu%nde? Ist nicht die Fa%higkeit, die dem Bedeutungsblinden abgehen soll, von dieser Art? 251. Kann man das Verstehen einer Bedeutung festhalten, so wie ein Vorstellungsbild? Wenn mir also plo%tzlich eine Bedeutung des Worts einfa%llt, -- kann sie mir auch vor der Seele stehen bleiben? [Vgl. PU, S. 176b.] 252. Der ganze Plan stand mir mit einem Schlage vor der Seele und blieb so eine Minute lang stehen." Da mo%chte man meinen, da#, was stehen blieb, nicht dasselbe sein ko%nne, wie das, was aufblitzte. (Wie man einen Diphthong nicht dehnen kann.) [Vgl. PU, S. 176c.] 253. Geschah na%mlich dies, da# ich sagte 'Jetzt hab ich's!" (also das Aufzucken), so kann man freilich nicht davon reden, da# das stehen bleibt. 254. "Ja, ich wei# das Wort. Es liegt mir auf der Zunge. --" Hier dra%ngt sich einem die Idee von dem Spalt (gap) auf, von dem James spricht, in welchen nur dieses Wort hineinpa#t usw. -- Man erlebt irgendwie schon das Wort, obwohl es noch nicht da ist.--Man erlebt ein wachsendes Wort. -- Und ich ko%nnte natu%rlich auch sagen, ich erlebte eine wachsende Bedeutung, oder wachsende Erkla%rur1g der Bedeutung. -- Seltsam ist es nur, da# wir nicht sagen wollen, es sei etwas da gewesen, was dann zu dieser Erkla%rung herangewachsen ist. Denn wenn du 'aufzeigst', sagst du, du wissest es schon. -- Wohl; aber du ko%nntest auch sagen 'Jetzt kann ich's sagen" und ob sich das Ko%nnen zu einem Sagen auswa%chst, das wei#t du nicht. Und wie, wenn man nun sagte: "Das Sagen ist dann die Frucht dieses Ko%nnens, wenn es aus diesem Ko%nnen gewachsen ist." 255. Als ich es sagen wollte, sagen konnte, hab ich esja nichtgesagt. 256. Natu%rlich ist auch an der Erkla%rung, die Bedeutung oder ihie Erkla%rung sei aus einem gewissen Keim erwachsen, etwas nicht in Ordnung. Tatsa%chlich nehmen wir auch so ein Wachsen nicht wahr; oder doch nur in ganz seltenen Fa%llen. Und diese Erkla%rung entspringt eben aus der Tendenz, zu erkla%ren, statt blo# zu beschreiben. 257. Das blo#e Beschreiben ist so schwer, weil man glaubt, zum Versta%ndnis der Tatsachen diese erga%nzen zu mu%ssen. Es ist, als sa%he man eine Leinwand mit verstreuten Farbflecken, und sagte: so wie sie da sind, sind sie unversta%ndlich; sinnvoll werden sie erst, wenn man sie sich zu einer Gestalt erga%nzt.--Wa%hrend ich sagen will: Hier ist das Ganze. (Wenn du es erga%nzt, verfa%lscht du es.) 258. Freilich ist mir die Bedeutung damals eingefallen! Nicht zu der Zeit, da ich es berichte, noch in der Zwischenzeit. Das ist es eben, was man so nennt: das ist eben der Gebrauch der Worte "Mir ist die Bedeutung eingefallen" ("in this so called twentieth century") . 259- Die Bedeutung ist doch nicht etwas' was man erleben kann! -- Warum nicht? -- Die Bedeutung ist kein Sinneseindruck. Aber was sind Sinneseindru%cke? So etwas, wie ein Geruch, ein Geschmack, en Schmerz, ein Klang, etc. etc. Aber was ist 'so etwas wie' alle diese Dinge? Was ist ihnen gemeinsam? Diese Frage ist natu%rlich nicht dadurch zu beantworten, da# man sich in diese Sinneseindru%cke vertieft. Man ko%nnte aber so fragen: "Unter was fu%r Umsta%nclen wu%rden wir sagen, jemand habe eine Art von Sinneseindru%cken, die uns fehlen?" -- Wir sagen z.B. von Tieren, sie ha%tten ein Organ, womit sie das und das wahrnehmen, und so ein Sinnesorgan mu# nicht einem der unsern a%hnlich sein. 260. Ko%nnte man sich eine Sinneswahrnehmung denken, durch welche wir die Form eines soliden Ko%rpers erfa#ten, die ganze Form, nicht nur das, was sich von einem Standpunkt aus sehen lie#e? So ein Mensch wu%rde z.B. im Stande sein, einen Ko%rper in Ton zu modellieren, ohne um ihn herumzugehen, oder zu greifen. 261. Ist es die Vielfa%ltigkeit der mo%glichen Erkla%rungen einer Bedeutung, die am Grunde davon ist, da# man eine Bedeutung nicht 'im gleichen Sinne' erlebt, wie ein Gesichtsbild? 262. Was macht meine Vorstellung von ihm zu einer Vorstellung von ihm? -- Was macht sein Portrait zu seinem Portrait? Die Intention des Malers? Und hei#t das: sein Seelenzustand? -- Und was macht eine Photographie zu seinem Bildnis? Die Absicht des Photographen? Und angenommen ein Maler ha%tte die Absicht den N nach dem Geda%chtnis zu zeichnen, aber, geleitet von Kra%ften im Unbewu#ten, zeichnet er ein ausgezeichnetes Bildnis des M, -- wu%rden wir es nun ein schlechtes Bildnis des N nennen? Und denk dir Leute, die zum Zeichnen von Bildnissen abgerichtet wa%ren, und 'mechanisch' den vor ihnen sitzenden Menschen abzeichnen. (Menschliche Lesema-- schinen.) Und nun, -- was macht meine Vorstellung von ihm zu meiner Vorstellung von ihm? -- Nichts von dem, was fu%r das Portrait gilt, gilt von der Vorstellung. Die Frage macht einen Fehler. [Vgl. PU, S. 177-] 263. Wem die Bedeutung einfiel, und wer sie nicht wieder verga#, kann nun das Wort in dieser Weise anwenden. Wem die Bedeutung einfiel, der we# sie nun, und der Einfall war einfach der Anfang des Wissens. Hier ist keine Analogie mit dem Erleben eines Vorstellungsbildes. [Vgl. PU, S. 176e.] 264. Wie ist es aber, wenn ich zu mir selbst sage, ich mo%chte dies (wobei ich etwa auf eine bestimmte Figur schaue) so und so ('x') nennen? Ich kann mir die hinweisende Definition "Das hei#t 'x" auch laut vorsagen. Aber ich mu# sie doch auch selber verstehen! Ich mu# also wissen, wie, welcher Technik gema%#, ich das Wort "x" zu gebrauchen gedenke. -- Fragt man mich etwa "Wei#t du auch, wie du das Wort gebrauchen wirst?", so werde ich antworten: ja. 265. Wie aber, wenn die Religion lehrt, die Seele ko%nne bestehen, wenn der Leib zerfallen ist? Verstehe ich, was sie lehrt? Freilich versteh ich's--ich kann mir dabei manches vorstellen. (Man hat ja auch Bilder von diesen Dingen gemalt. Und warum sollte so ein Bild nur die unvollkommene Wiedergabe des ausgesprochenen Gedankens sein? Warum soll es nicht den gleichen Dienst tun, wie unsere Sa%tze? Und auf den Dienst kommt es an.) [Vgl. PU, S. 178e.] 266. Aber bist du kein Pragmatiker? Nein. Denn ich sage nicht, der Satz sei wahr, der nu%tzlich ist. Der Nutzen, d.h. Gebrauch, gibt dem Satz seinen besondern Sinn, das Sprachspiel gibt ihm ihn. Und insofern, als eine Regel oft so gegeben wird, da# sie sich nu%tzlich erweist, und mathematische Sa%tze ihrem Wesen nach mit Regeln verwandt sind, spiegelt sich in mathematischen Wahrheiten Nu%tzlichkeit. 267. Der seelenvolle Gesichtsausdruck. Man mu# sich eigens daran erinnern, da# man ein Gesicht mit seelenvollem Ausdruck malen kann, um zu glauben, da# es wirklich Farben und Formen sind, die diesen Eindruck machen. Es ist nicht zu glauben, da# es die blo#en Augen -- Augapfel, Lider, Wimpern, etc. -- eines Menschen sind, in deren Anblick man sich verlieren kann, in die man mit Staunen und Entzu%cken sehen kann. Und doch wirken eben die Augen eines Menschen so. "Woraus du sehen kannst. . . ." 268. Glaube ich an eine Seele im Andern, wenn ich mit Staunen und Entzu%cken in seine Augen schaue? 269. Der Satz Wenn p, so q , wie z.B. Wenn er kommt, wird e1 mir etwas mitbringen", ist nicht der gleiche wie "p q". Denn der Satz "Wenn . . ., so . . ." la%#t den Konjunktiv zu, der Satz "p q" r1icht. -- Wer Einem auf den Satz "Wenn er kommt, . . ." antwortet "Das ist nicht wahr", der will nicht sagen: "Er kommt, und wird nichts mitbringen", sondern: "Er mag kommen und nichts mit- bringen"- ,, ,, . Aus "p q" folgt nicht "Wenn p, so q"; denn ich kann sehr wohl den ersten Satz behaupten (ich wei# z.B., da# ~ p .~q der Fall ist) und den zweiten Satz leugnen. 270. Soll ich nun sagen, der Satz "Wenn . . ., so . . ." sei entweder wahr, oder falsch, oder unentschieden? (Das Gesetz vom ausge- schlossenen Dritten gelte also nicht?) 271. Man gibt auch auf die Aussage "Wenn er kommt, wird er etwas mitbringen" die Antwort "Nicht unbedingt". -- Auch: "Das folgt nicht." -- Man kann auch sagen: "Dieser Zusammenhang besteht nicht."--Russell sagte, wenn man behauptet "Wenn . . ., so . . .", so meine man fu%r gewo%hnlich nicht die materielle, sondern die formale Implikation; aber auch das ist nicht richtig. "Wenn . . ., so . . ." la%#t sich nicht in Ausdru%cken der Russellschen Logik wiedergeben. 272. Man kann sehr wohl sagen, der Satz Wenn - - -' so - - - sei entweder wahr, oder er sei falsch, oder unentschieden. -- Aber bei welcher Gelegenheit wird man das sagen? Ich denke: als Einleitung zu einer weiteren Auseinandersetzung. Man bespricht die Sache unter diesen drei Gesichtspunkten. Ich teile das Feld der Mo%glichkeiten in drei Teile. Man wird nun vielleicht sagen: ein Sate teile es in zwei Teile. Aber warum? Es sei denn, das geho%re zur Definition eines Satzes. Warum soll ich nicht auch etwas einen Satz nennen, was eine Dreiteilung macht ? 273. Nimm nun eine Zweiteilung: Ich sage: "Entweder er kommt, oder er kommt nicht. -- Kommt er, so . . . Kommt er nicht, so. . . ." Kann ich nun diese Betrachtungsart nicht auf den Satz "Wenn . . . und . . . sich treffen, wird es zu einer Explosion kommen" nicht anwenden? Hat Einer z.B. diese Behauptung gemacht, -- kann ich nicht erwildern: "Entweder du hast darin recht, oder nicht: Ist es, wie du sagst, dann . . . ist es nicht so, dann . . ."? 274. Das Gesetz vom ausgeschlossenen Dritten sagt nicht, wie seine Form vorspiegelt: Es gibt nur die beiden Mo%glichkeiten Ja und Nein, und keine Dritte. Sondern: "Ja" und "Nein" teilen das Feld der Mo%glichkeiten in zwei Teile. -- Und das mu# natu%rlich nicht so sein. ("Hast du aufgeho%rt, deine Frau zu schlagen?") 275. 'Der Wunsch ist ein Verhalten des Geistes, der Seele, zu einem Gegenstand.' 'Der Wunsch ist ein Seelenzustand, der sich auf einen Gegenstand bezieht.' Um sich das begreiflicher zu machen, denkt man etwa an die Sehnsucht und daran, da# der Gegenstand unserer Sehnsucht vor unsern Augen ist und wir ihn sehnend betrachten. Steht er nicht vor uns, so vertritt ihn etwa sein Bild, und ist kein Bild da, dann eine Vorstellung. Und der Wunsch ist also ein Verhalten der Seele zu einer Vorstellung. Aber man denkt eigentlich immer an ein Verhalten des Ko%rpers zu einem Gegenstand. Das Verhalten der Seele zur Vorstellung ist ganz das, was man auf einem Bild zur Darstellung bringen ko%nnte: Die Seele des Menschen, wie sie sich mit verlangen- der Geba%rde zu dem Bild (dem wirklichen Bild) eines Gegenstands hinneigt. 276. Und man ko%nnte auf diese Weise freilich auch darstellen, wie ein Mensch in seiner Miene dem Wunsch keinerlei Ausdruck gibt, und doch seine Seele nach ihm verlangt. 277. "Der Satz 'Wenn er nur ka%me!' kann mit unserer Sehnsucht geladen sein." -- Womit war er da geladen? Es ist, als ob ihm ein Gewicht von unserm Geiste aufgeladen wu%rde. Ja, alles das mo%chte ich sagen. Und ist es denn gleichgu%ltig, da# ich das sagen will? 278. Ist es denn gleichgu%ltig, da# ich das sagen will? Ist es nicht wichtig? Ist es nicht wichtig, da# mir die Hoffnung in der Brust lebt? Ist das nicht ein Bild irgendeines wichtigen menschlichen Verhaltens? Warum glaubt ein Mensch, ein Gedanke komme ihm in den Kopf? -- Oder richtiger: Er glaubt es nicht; er erlebt es. Denn er greift sich etwa dabei an den Kopf, schlie#t die Augen, um im Kopf mit sich allein zu sein. Lehnt den Kopf zuru%ck und macht eine Handbewegung zum Zeichen, da# nichts den Vorgang im Kopfe sto%ren soll. -- Nun, sind das nicht wichtige Arten des Verhaltens? 279. Und wenn sich uns das Bild vom Gedanken im Kopf aufdra%ngen kann, wie dann nicht noch viel mehr das, vom Gedanken in der Seele. [Vgl. PU, S. 178f.] 280. Welches bessere Bild des Glaubens ko%nnte es geben, als der Mensch, der mit dem Ausdruck des Glaubens sagt "Ich glaube . . ."? 281. Der Mensch ist das beste Bild der menschlichen Seele. [Vgl. PU, 282. Es is. natu%rlich wichtig, da# man das Verlangen nach einem Apfel leicht bildlich darstellen kann, ohne dem verlangenden Worte in den Mund zu legen, -- da# sich aber die U%berzeugung, da# etwas so und so sei, nicht so darstellen la%#t. Wichtig, weil es den Unterschied, den Wesensunterschied, zwischen den psychologischen Erscheinungen zeigt, und die Art und Weise, wie er zu beschreiben ist. 283. Warum sagte ich "Wesensunterschied"? Ist es ein Unterschied, wie zwischen Kohlenstoff, Gravitation, Lichtgeschwindigkeit und ultravioletten Strahlen? Welches alles 'Gegensta%nde' sind, von denen die Naturwissenschaft handelt. -- 284. Denke, wir reden von Erscheinungen beim Sprechen der Menschen. Es ko%nnte uns interessieren: die Geschwindigkeit des Sprechens, der Wechsel der Intonation, die Geba%rden, die La%nge oder Ku%rze der Sa%tze, etc. etc. -- Wenn man nun von einem Menschen sagt, er habe ein Seelenleben: er denke, wu%nsche, fu%rchte, glaube, zweifle, habe Vorstellungen, sei traurig, lustig etc., -- ist das analog dem: er i#t, trinkt, spricht, schreibt, la%uft, -- oder analog dem: e1 bewegt sich bald schnell, bald langsam, bald auf ein Ziel zu, bald ohne Ziel, bald stetig, bald ruckweise ? 285. Denk an das, was man den Charakter einer Linie nennen kann, und daran, was alles eine Beschreibung ihres Charakters genannt werden mu#. Was kann man alles fragen, wenn man sich fu%r den Charakter einer Linie interessiert? 286. Denk dir, wir beobachteten die Bewegung eines Punktes, etwa eines schwarzen Punktes auf einer wei#en Papierfla%che. Alle mo%glichen wichtigen Schlu%#e ko%nnten aus dem Charakter dieser Bewegung gezogen werden. Aber was ko%nnen wir alles beobachten? -- Ob der Punkt sich gleichfo%rmig, oder ungleichfo%rmig bewegt; ob sich seine Geschwindigkeit periodisch a%ndert; ob sie sich stetig oder sprungweise a%ndert; ob der Punkt eine geschlossene Linie beschreibt; wie nahe sie einem Kreis kommt; ob der Punkt eine Wellenlinie beschreibt und welches ihre Amplitude und Wellenla%nge ist; und unza%hliges andere. Und jedes dieser Fakten ko%nnte uns das allein interessierende sein. Es ko%nnte uns z.B. alles an dieser Bewegung gleichgu%ltig sein, au#er die Zahl der Ecken der Bahn in einer bestimmten Zeit. Und das hei#t, wenn uns nun nicht nur eine Eigenschaft dieser Bewegung interessiert, sondern viele, eine jede von ihnen uns einen besondern, von allen andern ga%nzlich verschiedenen Aufschlu# geben kann. Und so ist es mit dem Benehmen de Menschen, mit den verschiedenen Charakteristiken dieses Benehmens, die wir beobachten. [Vgl. PU, S. 179a.] 287. So handelt die Pslchologie (etwa) vom Benehmen, nicht von den Seelenzusta%nden des Menschen? Wer einen psychologischen Versuch macht -- was wird der berichten? -- Was das Subjekt sagt, was es tut, was ihm in der Vergangenheit geschehen ist und wie es daratif reagiert hat. -- Und nicht: was das Subjekt denkt, was es sieht, fu%hlt, glaubt, empfindet?--Wer ein Gema%lde beschreibt, beschreibt der die Anordnung der Pinselstriche auf der Leinwand -- und nicht, was der Betrachter sieht? Aber wie ist es nun damit: Der Beobachter im Experiment wird manchmal sagen: "Das Subjekt sagte "Ich empfinde . . .", und ich hatte den Eindruck, dies sei wahr." -- Oder man sagt: "Das Subjekt schien ermu%det zu sein." Ist das nun eine Aussage u%ber sein Benehmen? Man mo%chte vielleicht sagen: Freilich, was soll es denn sein?--Man kann auch berichten: "Das Subjekt sagte 'ich bin mu%de' " -- aber fu%r die Auswertung dieser Worte wird es sich darum handeln, ob sie glaubwu%rdig sind, ob sie einem Andern nachgesprochen wurden, ob sie eine Ubersetzung aus dem Franzo%sischen waren, etc. Denke nun daran: Ich erza%hle "Er machte einen verstimmten Eindruck". Man fragt mich: "Was war es, da# dir diesen Eindruck gemacht hat?" Ich sage "Ich wei# es nicht." -- Kann man nun sagen, ich habe sein Benehmen beschrieben?? Kann man denn nicht sagen, ich ha%tte sein Gesicht beschrieben, wenn ich sage "Er machte ein trauriges Gesicht"? Auch wenn ich nicht angeben kann, welche ra%umlichen Vera%nderungen im Gesicht diesen Eindruck machten? Man wird vielleicht erwidern: "Ha%ttest du genauer zugesehen, so ko%nntest du die charakteristischen Farben--und Ortsvera%nderungen beschreiben." Aber wer sagt das, da# ich, oder irgend Einer es ko%nnte? [Vgl. PU, S. 179b.] 288. Noch einmal: Wenn ich berichte "Er war verstimmt", berichte ich ein Benehmen, oder einen Seelenzustand? (Wenn ich sage "Der Himmel sieht drohend aus", rede ich von der Gegenwart, oder der Zt1kunft?) Beides; aber nicht nebeneinander; sondern in einem Sinne eines, in einem andern das andere. Was aber hei#t das? (Ist das nicht Mythologie? Nein.) [Vgl. PU, S. 179c.] 289. Es ist hier ganz wie mit dem Reden u%ber physikalische Gegensta%nde und Sinneseindru%cke. Wir haben hier zwei Sprachspiel1e, und ihre Beziehungen zueinander sind kompliziert. Will man diese Beziehungen in einfacher Weise beschreiben, so geht man fehl. [Vgl. PU, S. 180c.] 290. Denke, ich beschreibe ein psychologisches Experiment: den Apparat, die Fragen des Experimentators, die Antworten und Hand- lungen des Subjekts. Und dann sa e ich: das alles sei eine Szene in also sagen: Wenn in einem Buch u%ber Psychologie dieses Experiment in gleicher Weise beschrieben wa%re, so wu%rde eben die Beschreibung des Benehmens des Subjekts als Ausdruck des Seelenzustandes verstanden, weil man voraussetzt, das Subjekt rede die Wahrheit, halte uns nicht zum Besten, habe die Antworten nicht auswendig gelernt. -- Wir machen also eine Voraussetzung? [Vgl. PU, S. 180a.] 291- Die Krankenschwester sagt dem Arzt Er sto%hnt -- einmal will sie sagen "Er hat starke Schmerzen"; einmal "Er sto%hnt -- obwohl ihm nichts fehlt"; einmal "Er sto%hnt; ob er Schmerzen hat, oder blo# diesen Laut von sich gibt, wei# ich nicht." : Wir machen eine Voraussetzung? -- Wir benu%tzen die Aussage Jedesmal anders. 292. "Freilich berichtet der Psychologe die Worte, das Benehmen des Subjekts, aber doch nur als Zeichen seelischer Vorga%nge." -- Das ist richtig. Wenn die Worte und das Benehmen, z.B., eingelernt sind, so interessieren sie den Psychologen nicht. Und doch ist der Ausdruck "als Zeichen seelischer Vorga%nge" irrefu%hrend, weil wir gewo%hnt sind, von der Gesichtsfarbe als Zeichen des Fiebers zu reden. Und jede schlechte Analogie wird nun mit einer weiteren schlechten erkla%rt, soda# wir aus den Unstimmigkeiten nur endlich durch die Ermu%dung erlo%st werden. 293. Denk dir, man sagte: jedes uns wohlbekannte Wort habe schon einen Dunstkreis, einen 'Hof' schwach angedeuteter Verwendungen um sich. So, als ha%tte man auf einem Gema%lde die Hauptfiguren umgeben mit zarten, nebelhaften Bildern von Vorga%ngen, an denen diese Figuren einen Anteil haben. -- Nun, machen wir nur Ernst mit dieser Annahme! -- Da zeigt es sich, da# sie die Intention nicht zu erkla%ren vermag. Wenn es na%mlich so ist, da# die Mo%glichkeiten der Verwendung eines Ausdrucks uns beim Ho%ren oder Sprechen in Halbto%nen vorschweben, -- wenn es so ist, so gilt das also fu%r uns. Aber wir versta%ndigen uns mit Andern, ohne sie je gefragt zu haben, ob auch sie diese Erlebnisse haben. [Vgl. PU, S. 181a.] 294. Und wie ist es nun mit dem fortwa%hrenden Werden und Vergehen im Bereich unseres Bewu#tseins? Nun, wie ist es: ist das eine Erfahrung, oder kann man sich's anders garnicht vorstellen? Hier ist eine Unklarheit. 295. Ich kenne mich in einem Zimmer aus: d.h., ich kann, ohne einen Augenblick nachsinnen zu mu%ssen, die Tu%r finden, sie o%ffnen und schlie#en, jedes Mo%belstu%ck gebrauchen, ich mu# den Tisch, die Bu%cher, die Laden nicht suchen und nicht nachdenken, was man mit ihnen machen kann. Da# ich mich auskenne, wird sich in der Freiheit zeigen, mit welcher ich mich im Zimmer bewege. Es wird sich auch in einer Abwesenheit des Staunens und Zweifelns a%u#ern. Was soll ich nun auf die Frage antworten: ob dies mich-in-diesem-Zimmer- auskennen ein Zustand meiner Seele sei? 296. Ich bin im Stande, auf die Frage "Wozu dient ein Ther- mometer" sogleich und ohne jede Schwierigkeit mit einer langen Reihe von Sa%tzen zu ar1tworten. Und ebenso kann ich der Aufforderung folgen: "Erkla%re die Anwendung des Wortes 'Buch'." 297. Man kann das Sich-auskennen ein Erlebnis nennen, und auch wieder nicht. 298. Die Verwendung gewisser Wo%rter dem Satzrhythmus zuliebe. Dieser ko%nnte uns viel wichtiger sein, als er uns tatsa%chlich ist. 299. Was fu%r eine Art von Erlebnis ist - - -? Man wird nicht fragen "Wie ist es, wenn DU's hast?" -- denn darauf ko%nnte der Eine so, der Andere so antworten. Man wird sie nicht nach einer Beschreibung des Erlebnisses fragen, sondern zusehen, wie und bei welchen Gelegenheiten die Menschen das Erlebnis erwa%hnen, von ihm reden, ohne es beschreiben zu wollen. 300. Ich sage das Wort "Baum , dann sag ich ein Unsinnwort. Sie: fu%hlen sich verschieden an. In wiefern? -- Mir werden zwei Gegensta%nde gezeigt: der eine ist ein Buch, der andere ein mir unbekanntes Ding von sonderbarer Form. Ich sage: sie schauen nicht blo# verschieden aus, sondern ich habe auch ein anderes Gefu%hl bei ihrem Anblick. Das eine Ding 'verstehe' ich, das andere verstehe ich nicht. 'Ja, aber es ist nicht nur der Unterschied zwischen Wohlbekanntheit und Fremdheit." Nun, ist nicht auch ein Un- terschied zwischen Arten der Wohlbekanntheit und Fremdheit? Ein fremder Mensch tritt in mein Zimmer, aber es ist ein Mensch, das sehe ich sofort. Etwas Vermumtes tritt in mein Zimmer, ich wei# nicht, ist es Mensch oder Tier. Ich sehe einen mir unbekannten Gegenstand auf meinem Tisch, einen gewo%hnlichen Feldstein, aber ich habe ihn nie auf meinem Tisch gesehen. Ich sehe einen Stein am Weg; ich bin nicht erstaunt, obgleich ich mich nicht erinnere, gerade ihn schon gesehen zu haben. Ich sehe ein seltsam geformtes Objekt von mir unbekanntem Zweck auf meinem Tisch und bin nicht u%berrascht: es ist schon immer dort gelegen, ich habe nie gewu#t, was es ist und mich nie dafu%r interessiert, es ist mir wohlvertraut. 301. "Nun, hast du das Wort 'Baum' nicht verstanden, wie du s geho%rt hast?--Dann ist eben etwas in dir vorgegangen! " -- Und zwar was? -- Da# ich's verstand. -- Die Frage ist nur: Soll ich vom Verstehen sagen, es sei in mir vorgegangen? Dagegen wehrt sich etwas; und das kann nur bedeuten, da# wir durch diesen Ausdruck das Verstehen mit andern Erscheinungen zusammenstellen und einen Unterschied verwischen, den wir betonen wollen. Aber welchen Unterschied? -- In welchen Fa%llen weigern wir uns denn nicht, zu sagen: es sei etwas beim Ho%ren des Worts in uns vorgegangen? 302. Was mu%#ten wir denn Einem sagen, der uns mitteilte, bei ihm sei das Verstehen ein innerer Vorgang?--Was wu%rden wir ihm erwidern, wenn er sagte bei ihm sei Schachspielen-ko%nnen ein innerer Vorgang? -- Etwa, da# nichts, was in ihm vorgeht, uns interessiert, wenn wir wissen wollen, ob er Schach spielen kann. Und wenn er nun darauf antwortet, es interessiere uns eben doch, was in ihm vorgehe, na%mlich: ob er Schach spielen ko%nne -- so ko%nnten wir ihm nur widersprechen, indem wir ihn an die Kriterien erinnerten, die uns seine Fa%higkeit beweisen wu%rden.[Vgl. PU, S. 18 1b.] 303. Um dich in einer Umgebung auszukennem, mu#t du nicht nul den richtigen Weg von einer Ortschaft zur andern kennen, sondern auch wissen, wohin du gerietest, wenn du diese falsche Wendung na%hmst. Dies zeigt, wie a%hnlich unsere Betrachtungen Wanderungen in einer Landschaft sind, zum Zweck des Anlegens einer Karte. Und es ist nicht unmo%glich, da# eine solche fu%r die Gebiete, die wir begehen, einmal angelegt werden wird. 304. Angenommen, du hast eine besondere Erfahrung beim Verstehen, wie kannst du wissen, da# es die ist, die wir "verstehen" nennen? -- Nun, wie wei#t denn du, da# die Erfahrung, die du hast, die ist, die wir "Schmerz" nennen? -- Das ist etwas anderes--ich wei# es, weil mein spontanes Benehmen in gewissen Situationen das ist, was man den Ausdruck des Schmerzes nennt. 305. Wenn man das Wort Schmerz gebrauchen.lernt' so geschieht es nicht dadurch, da# man erra%t, fu%r welchen der inneren Vorga%nge, beim Hinfallen z.B., dies Wort gebraucht wird. Es ko%nnte ja dann auch das Problem entstehen: welcher meiner Empfindungen wegen ich schreie, wenn ich mich verletze. Und dabei denke ich mir, da# man nach innen zeigt und sich fragt: "Ist es nun diese Empfindung, oder diese?" 306. "Gleichgu%ltig, ob ich der Empfindung den richtigen Namen beigelegt habe, -- ich habe ihr eben einen Namen beigelegt!" -- Aber wie legt man denn etwas, z.B. einer Empfindung, einen Namen bei? Kann man in sich einer Empfindung einen Namen beilegen? Was geschieht da; und was ist das Resultat dieser Handlung? ((Vergl. Bemerkung u%ber das Anha%ngen einer Namenstafel.1)) Wenn man i1a Geiste eine Tu%r zuschlie#t, ist sie dann zugeschlossen? Und welche Konsequenz hat es? Kann dann, im Geiste, niemand herein? 307. "Wie wei#t denn du, da# die Erfahrung, die du hast, dasjenige ist, was wir 'Schmerz' nemmen?" -- Die Erfahrung, die ich habe? Welche? Wie spezifiziere ich sie: fu%r mich, und (fu%r) einen Andern? 308. Denke, wir ko%nnten lernen, was man eine Empfindung, etwa einen 'Schmerz', nennt, und dann lehrte man uns, diese Empfindung auszudru%cken. Was fu%r eine Verbindung mu%#te diese Ta%tigkeit mit der Empfindung haben, um ihr 'Ausdruck hei#en zu ko%nnen?! 309. Denke, Einer wu%#te, erriete, da# ein Kind Empfindungen ha%tte, aber keinerlei Ausdruck fu%r sie. Und nun wollte er das Kind lehren, die Empfindungen auszudru%cken. Wie mu# er eine Handlung mit einer Empfindung verbinden, damit sie ihr Ausdruck wird? 310. Kann er das Kind lehren: "Siehst du, so dru%ckt man etwas aus -- das ist z.B. ein Ausdruck von dem -- und nun dru%ck deinen Schtneiz aus ! " 311. "Verstehen" wird eben nicht so gebraucht, wie ein Empfin- dungswort. 312. Das verwirrende Bild ist dies: da# wir eine Substanz beo- bachten, -- ihre Vera%nderungen, Zusta%nde, Bewegungen; gleich Einem, der die Vera%nderungen und Bewegungen in einem Schmelz- ofen beobachtet. Wa%hrend wir das Verhalten und Benehmen der Menschen beobachten und vergleichen. 313. Das primitive Schmerzbenehmen ist ein Empfindungs-- benehmen; es wird ersetzt durch einen sprachlichen Ausdruck. "Das Wort 'Schmerz' bezeichnet eine Emdfindung" hei#t so viel wie: " 'Ich habe Schmerzen' ist eine Empfindungsa%u#erung." 314. Formen des Benehmens ko%nnen unvergleichbar sein. Und das Wort "Benehmen", wie ich es gebrauche, ist u%berhaupt irrefu%hrend, denn es schlie#t in seiner Bedeutung auch die a%u#ern Umsta%nde -- des Benehmens im engern Sinne -- ein. Kann ich denn von einem Benehmen des Zorns, z.B., und von einem andern der Hoffnung reden? (Es ist leicht, sich einen Orang Utan zornig vorzustellen -- aber hoffend? Und warum ist es so?) [Vgl. PU, S. 174a.] 315. B Wenn mir jemand sagt "Ich sehe jetzt diesen Punkt als Spitze des Dreiecks", so verstehe ich ihn. Aber was mache ich mit diesem Versta%ndnis? Nun, ich kann ihm, z.B., sagen: "Kommt dir das Dreieck jetzt vor, als wa%re es umgefallen, als stu%nde es normalerweise auf der Grundlinie a? Oder erscheint es dir jetzt als Berg mit B als Spitze? Oder als Keil? Oder als 'schiefe Ebene'? Oder als Kegel? Du kannst nun fragen "Worin besteht es: die Figur so sehen?" -- und sozusagen Hypothesen u%ber das machen, was dabei vorgeht. Z.B., Augenbewegungen, oder Vorstellungen, mit denen man das Gesehene supplementiert -- man stellt sich etwa einen Ko%rper vor, der auf der schiefen Ebene heruntergleitet -- etc. Alles das kann geschehen, mu# aber nicht geschehen; und wenn mir jemand mitteilt, er sehe das Dreieck als Keil, z.B., so sagt er mir nicht, wie sich seine Augem bewegt haben, etc. -- Nein; nicht, was da geschieht, ist die Frage, sondern: wie man jene Aussage verwenden kann. Wozu mir z.B. das Verstehen der Mitteilung verhilft. Eine Anwendung wa%re die: Man kann Einem sagen "Schau das Dreieck als Keil an; dann wirst du dich u%ber . . . nicht mehr wundern." Und er sagt darauf vielleicht: 'ja, so kommt es mir natu%rlicher vor." -- Ich habe ihn also durch meine Erkla%rung beruhigt; oder ihm dazu verholfen, da# er nun eine Aufgabe schneller lo%ser: kann. 316. Die Ahnlichkeit eines Gesichts mit einem andern sehen, die Analogie einer mathematischen Form mit einer andern, eine menschliche Gestalt in den Linien eines Vexierbildes, eine Raumform in einer schematischen Zeichnung, "pas" in "ne . . . pas" in dei Bedeutung von "Schritt" ho%ren oder aussprechen--alle diese Erscheinungen sind irgendwie a%hnlich, aber doch auch wieder sehr verschieden. (Eine Gesichtswahrnehmung, eine Geho%rswahrneh- mung, eine Geruchswahrnehmung, eine Bewegungswahrnehmung.) 317. In allen jenen Fa%llen kann man sagen, man erlebe einen Vergleich. Denn der Ausdruck des Erlebnisses ist, da# wir zu einem Vergleich geneigt sind. Zu einer Paraphrase. Es ist ein Erlebnis, dessen Ausdruck ein Vergleich ist. Aber warum ein 'Erlebnis'? Nun, unser Ausdruck ist ein Erlebnisausdruck. -- Weil wir sagen "ich sehe es als . . .", "ich ho%re es als . . ."? Nein; obwohl diese Ausdrucksweise damit zusammenha%ngt. Sie ist aber berechtigdG weil das Sprachspiel den Ausdruck zu dem eines Erlebnisses macht. 318. Ein Erlebnis, das sich in einem Vergleich a%u#ert. -- Um z.B. "je ne sais pas" auf die bewu#te Art zu ho%ren, mu# Einer andere Ausdru%cke, wie "not a thing", kennen. Der Ausdruck des Erlebnisses durch den Vergleich ist eben der Ausdruck, der unmittelbare Ausdruck. Ja, das Pha%nomen, das wir beobachten und das uns interessiert. 319. Wenn nun Einer ' pas ' nicht so ho%ren' erleben' ko%nnte' wenn er nicht verstu%nde, was wir meinen, wenn wir von einem 'so-ho%ren' reden, -- wu%rde der uns auch nicht verstehen, wenn wir ihm erkla%1en, da# "pas" auch in der Verneinung so viel wie "Schritt" gehei#en habe, und wenn wir sagen, es sei analog dem Wort "bi#chen", "bit", "thing" etc.? Aber was sieht der ein, der einsieht, der Gebrauch des Wortes . . . sei dem des Wortes . . . analog? 320- Nun' wozu zeige ich Einem so eine Analogie? Was erwarte ich mir davon? Welche Wirkung hat es? -- Es scheint doch eine Erkla%rung zu sein. Es ist eine Art der Erkla%rung. Man sagtja auch: 'Ja, jetzt versteh ich den Gebrauch dieses Wortes." Man sagt aber auch: "Ich wei#, was du meinst, aber ich kann es nicht so ho%ren." 321. So, wie wir auch heute noch . . ., so haben diese Leute . . ." Wir ko%nnen diesen Gebrauch im Lichtejenes betrachten. Dies karin, z.B., als heuristisches Prinzip dienen. 322. Jedes Wort -- mo%chte man sagen -- kann zwar in verschiedenen Zusammenha%ngen verschiedenen Charakter haben, aber es hat doch immer einen Charakter -- ein Gesicht. Es schaut uns doch an.--Man ko%nnte sich ja wirklich denken, jedes W0rt sei ein kleines Gesicht, das Schriftzeichen ko%nnte ein Gesicht sein. Und man ko%nnte sich auch denken, da# der ganze Satz eine Art Gruppenbild wa%re, so da# der Blick der Gesichter eine Beziehung zwischen ihnen hervorbra%chte: und das Ganze also eine sinnvolle Gruppe ga%be. -- Aber worin besteht die Erfahrung, da# eine Gruppe sinnvoll ist? Und wa%re es zum Verwenden des Satzes notwending. da# man ihn so als sinnvoll empfindet? [PU, S. 181d.] 323. Ist es denn auch gewi#, da# ein Jeder, der unsere Sprache versteht, geneigt wa%re, zu sagen, jedes Wort habe ein Gesicht? Und - das Wichtigste -- zu welcher allgemeinen Tendenz in uns geho%rt diese Neigung? 324. Erstens ist klar, da# die Tendenz, das Wort als etwas intimes, seelenvolles, zu betrachten, nicht immer da ist, oder im gleichen Ma#e da ist. Das Gegenteil des seelenvollen aber ist das maschinenhafte. Wer einen Robot darstellen will, -- wie weicht sein Benehmen von unserm gewo%hnlichen ab? Dadurch, z.B., da# unsere gewo%hnlichen Bewegungen sich nicht, auch nur anna%hernd, mittels geometrischer Begriffe beschreiben lassen. 325. Wu%rde man z.B. von Sa%tzen im Telegrammstil auch den Eindruck des Gruppenbildes erhalten? 326. Der Gefangene hat eine Nummer als Namen. Von ihr wu%rde: niemand sagen, was Goethe von Personennamen sagt. 327. Man hat die Idee, es sei der Sinn des Satzes, zusammengesetzt aus den Bedeutungen seiner Wo%rter. (Gruppenbild.) Wie ist z.B. der Sinn "Ich habe ihn noch immer nicht gesehen" aus den Bedeutungen der Wo%rter zusammengesetzt? 328. Auch das Wort "habe" hat ein Gesicht; denn das Wort "die Habe" hat jedenfalls ein anderes Gesicht. Es fu%hlt sich anders an; also mu#te sich "habe" auch irgendwie anfu%hlen. -- Aber mu# sich "Habe" anders 'anfu%hlen' als "habe"? Wie, wenn jemand mich versicherte, ihm fu%hlten sich diese beiden Wo%rter ganz gleich an? Er sagt z.B.: Ja, das Bindewort und das Zeitwort "sondern", die fu%hlen sich verschieden an; aber nicht "Habe" und "habe". Du%rften wir ihm das nicht glauben? Was wie eine ganz selbstversta%ndliche A%u#erung erschien, die an das Verstehen der Worte gebunden ist, (das) erscheint hier im Licht eines rein perso%nlichen Gefu%hlsausdrucks. Nicht anders, als sagte Einer; die Vokale a und e haben fu%r ihn dieselbe Farbe. Kann ich dem nun sagen: "Du spielst unser Spiel nicht"? 329. Wird hier von dem Feinfu%hligen angenommen, er fu%hle in allen Zusammenha%ngen die beiden Wo%rter "sondern" verschieden? Nein. Nur wenn man sie, experimentell, ausspricht, erwartet man das. 330. Denk dir Menschen, die mit 'a%u#erst komplizierten' Zahl- zeichen rechnen. Diese stellen sich aber dar als Figuren, welche entstehen, wenn man unsere Zahlzeichen aufeinander schreibt. Sie schreiben z.B. bis zur fu%nften Stelle so: Wer ihnen zusa%he, fa%nde es schwer, zu erraten, was sie tun. Und sie ko%nnten es vielleicht selbst nicht erkla%ren. Es kann ja dieses Zahlzeichen, in etwas anderer Schrift geschrieben, seine Erscheinung (fu%r uns) zur Unkenntlichkeit a%ndern. Und was die Leute ta%ten erschiene uns rein intuitiv. [Vgl. Z 699.] 331. Ich sage also: man scha%tzt das psychologische Interesse det: Wenn-Empfindung falsch ein, wenn man sie als selbstversta%ndliches Korrelat der Bedeutung des Wortes ansieht; sie mu# viel mehr in einem anderen Zusammenhang gesehen werden, im Zusammenhang der speziellen Umsta%nde, unter welchen sie auftritt. [Vgl. PU, S . 182c.] 332. Sag: "Es ist schwer, die beiden Dinge zu sondern" und sprich das letzte Wort mit dem Gefu%hl des Bindeworts aus! U%b dich etwa darin im gewo%hnlichen Sprechen, ein Wort mit doppelter Bedeutting mit dem unpassenden Gefu%hl auszusprechen! (Wenn es nicht mit einem unpassenden Ausdruck der Stimme verbunden ist, so schadet es der Versta%ndigung nicht.) 333. Jetzt sag dir: das Bindewort "sondern" sei eigentlich dasselbe wie das Zeitwort (so wie weg = Weg und trotz = Trotz) und sprich den Satz "Es ist nicht besser, sondern schlechter geworden mit "sondern" in der Bedeutung des Zeitworts aus! 334. Bist du auch sicher, da# es ein Wenn-Gefu%hl gibt? Nicht vielleicht mehrere? Hast du versucht, das Wort in sehr verschiedenen Zusammenha%ngen auszusprechen? (Wenn es z.B. den Hauptton des Satzes tra%gt, und wenn ihn das na%chste Wort tra%gt.) [Vgl. PU, S. 181e.] 335. Hat Einer die Wenn-Empf1ndungle, wenn er das Wort "wenn " nicht ausspricht? Es wa%re doch jedenfalls merkwu%rdig, wenn nur diese Ursache die Emlfindung hervorrufen sollte. Hat sich James einmal gefragt, ob, und wo, man sie sonst noch hat? -- Und so ist es u%berhaupt mit der 'Atmospha%re' eines Worts: -- warum sieht man e=s als so selbstversta%ndlich an, da# nur dies Wort diese Atmospha%re hat? [Vgl. PU, S. 182d.] 336. Der Namenszug Goethes mutet mich goetheisch an. Insofern ist er wie ein Gesicht, denn vom Gesicht Goethes ko%nnte ich dasselbe sagen. Es ist wie eine Spiegelung. Geho%rt dieses Pha%nomen zu dem: "ich war schon einmal in derselben Situation"? Oder 'identifiziere' ich die Unterschrift mit der person, indem ich, z.B., die Unterschrift des geliebten Menschen anzuschauen liebe, oder die Unterschrift des Bewunderten eingerahmt auf meinen Schreib-- tisch stelle? (Magie, die mit Bildern, Haaren, etc. getrieben wird.) 337. Die vom Ding untrennbare Atmospha%re, -- sie ist also keine Atmospha%re . Was mit einander innig assoziiert ist, assoziiert wurde, das scheint zusammenzupassen. Aber wie scheint es das? wie a%u#ert sich's, da# es zu passen scheint? Etwa so: Wir ko%nnen uns nicht denken da# der Mann, der so gehei#en, so ausgeschaut, sich so unterschrieben hat, nicht diese Werke, sondern etwa ganz andere (die eines andern gro#en Mannes) hervorgebracht hat ? Wir ko%nnen uns das nicht denken? Versuchen wir's denn? -- [Vgl. PU, S. 183c.] 338. Es ko%nnte so sein: Denk dir, ein Maler wollte ein Bild entwerfen: "Beethoven beim Schreiben der neunten Symphonie". lch ko%nnte mir leicht vorstellen, was etwa auf so einem Bild zu sehen wa%re. Aber wie, wenn Einer darstellen wollte, wie Goethe ausgesehen ha%tte beim Schreiben der neunten Symphonie? Da wu%#te ich mir nichts vorzustellen, was nicht ho%chst unpassend und la%cherlich wa%re. [Vgl. PU, S. 183d.] 339. Schau ein altbekanntes Mo%belstu%ck, am alten Platz, in deinem Zimmer an! "Es ist ein Teil eines Organismus" mo%chtest du sagen. Oder: "Nimm es heraus, und es ist garnicht mehr das, was es war" und dergleichen. Und natu%rlich denkt man da an keine Kausale Abha%ngigkeit eines der Teile von den ubrigen. Eher ist es so: ich ko%nnte diesem Ding einen Namen geben und von ihm etwa aussagen, da# es von seiner Stelle geru%ckt ist, einen Fleck hat, staubig ist etc , wollte ich es aber ganz aus seinen jetzigen Zusammenhang nehmen, so wu%rde ich sagen, es habe aufgeho%rt zu existieren, und ein Andeles sei an seine Stelle getreten. Ja, man ko%nnte auch so fu%hlen: "Es geho%rt alles zu allem." (Interne und externe Relation.) Verru%cke ein Stu%ck und es ist nicht mehr, was es war. Dieser Tisch ist dieser Tisch nur in dieser Umgebung. Alle;s geho%rt zu allem. Hier haben wir die untrennbare Atmospha%re. Und was sagt, der das sagt? Was fu%r eine Darstellungsweise schla%gt er vor? -- Ist es nicht die des gemalten Bildes? -- Wenn z.B. der Tisch sich verschoben hat, malst du ein neues Bild vom Tisch mit seiner Umgebung. " 340. "Ein ganz bestimmter Ausdruck -- dazu geho%rt auch' da#' wenn man das Kleinste an dem Gesicht a%ndert, sich sogleich der Ausdruck a%ndert. 341. Sein Name scheint auf seine Werke zu passen. -- Wie scheint er zu passen? Nun, ich a%u#ere mich etwa so, -- aber ist das alles? -- Es ist, als bildete der Name mit diesen Werken ein solides Ganzes. Sehen wir ihn, so kommen uns die Werke in den Sinn, und denken wir an die Werke, so der Name. Wir sprechen den Namen mit Ehrfurcht aus. 342. Wer das nicht verstu%nde, den wu%rden wir etwa als 'prosaisch' bezeichnen wollen. Und ist das, was der 'Bedeutungsblinde' wa%re? 343. Jede andere Zusammenstellung wu%rde uns unrichtig erscheinen- Durch unsere Gewohnheit werden diese Formen zu einem Para- digma; sie erhalten sozusagen Gesetzeskraft ('die Macht der Gewohnheit ' ?) . 344. Wer die Worte "das Zeichen als Pfeil sehen" nicht verstehen und gebrauchen lernen kann, den nenne ich "bedeutungsblind". Es wird keinen Sinn haben, ihm zu sagen "Du mu#t versuchen, es als Pfeil zu sehen" und man wird ihm so nicht helfen ko%nnen. 345. Wie ist es aber mit so einem Ausdruck: "Als du es sagtest, verstand ich es in meinem Herzen"? Dabei deutet man auch auf's Herz. Und meint man diese Geba%rde etwa nicht?! Freilich meint man sie. Oder ist man sich bewu#t, nur ein Bild zu gebrauchen? Gewi# nicht! [Vgl. PU, S. 178h.] 346. Wenn das Kind sprechen lernt, wann entwickelt es da das 'Bedeutungsgefu%hl'? Interessieren sich die Leute dafu%r, wenn sie es sprechen lehren, seine Fortschritte im Sprechen beobachten? 347. Man kann auch, wenn man ein Tier beobachtet, z.B. einen Affen, der einen Gegenstand untersucht und zerpflu%ckt, sagen: "Man sieht, es geht etwas in ihm vor." Wie merkwu%rdig ist das! Aber nicht merkwu%rdiger, als da# wir sagen: die Liebe, die U%berzeugung sei in unserm Herzen ! 348. Wann und womit fa%ngt es also an, da# der Mensch Bedeu- tungsgefu%hle a%u#ert? In welchen Spielen wird es sich zeigen? 349. Ist nicht die Neigung, einen Bedeutungsko%rper zu denken a%hnlich der, einen Ort des Denkens zu denken? -- Mu%#te jeder Mensch die Neigung haben, zu sagen, er denke im Kopf? -- Es wird ihm dieser Ausdruck als Kind beigebracht. ("Kopfrechnen".) Aber daraus entwickelt sich jedenfalls die Neigung (oder aus ihr entstand der Ausdruck). Jedenfalls -- die neigung ist dann vorhanden. Und so auch die, von einem Bedeutungsko%rper zu reden (oder dergl.), wie immer sie entstanden ist. 350. Reden wir nun auch von einem 'Gefu%hl' des Denkens im Kopf ? Wa%re dies nicht a%hnlich, wie das 'Bedeutungsgefu%hl'? Auch: Kann der nicht denken, der dies Gefu%hl nicht ha%tte? Ja; wer philosophiert oder psychologiert wird vielleicht sagen: "Ich fu%hle, ich denke im Kopf." Aber was das nun hei#t, das wird er nicht sagen ko%nnen. Er wird na%mlich nicht sagen ko%nnen, was das nun fu%r ein Gefu%hl ist; sondern einfach den Ausdruck gebrauchen: er 'fu%hle' ; als sagte er na%mlich "Ich fu%hle diesen Stich hier". Er ist sich also nicht bewu#t, da# hier noch zu untersuchen ist, was sein Ausdruck "ich fu%hle" hier bedeutet, d.h., welche Konsequenzen wir aus dieser A%u#erung ziehen du%rfen. Ob z.B. die, die wir aus der A%u#erung "Ich fu%hle den Stich hier" ziehen wu%rden. 351. Man ko%nnte na%mlich auch sagen: "Ich fu%hle das Steigen der preise im Kopf." Und ist das Unsinn? In :velches Kapitel dei Psychologie aber geho%rte dieses Gefu%hl? Nicht in das von den Sinnesempfindungen, -- es sei denn, Einer sagte "Wenn ich diesen Schmerz im Kopf spu%re, steigen immer die Preise". 352. Ko%nnte nicht Einer sagen: "Ich habe ein Gefu%hl des Ortes beim Denken. Ich kann z.B. den Gedanken . . . einmal im Kopf und einmal im Herzen denken." -- Und wu%rde das zeigen, da# ein Gedanke einen Ort hat? Ich meine: wu%rde es das Erlebnis des Denkens na%her beschreiben? Nicht viel mehr ein neues Erlebnis? "Ich mo%chte sagen: 'ich habe im Kopf gedacht'." 353. Man kann den Befehl befolgen "Denk an gar nichts!", "make your mind a blank!" 354. So wie man die Redensart "im Kopf", in Verbindung mit dem Denken, gelernt hat, so auch die: "das Wort hat diese ('eine') Bedeutung", und alle Phrasen, die damit verwandt sind. Auch die Ausdrucksweise: "diese beiden Wo%rter klingen nur gleich, haben aber sonst nichts mit einander zu tun" und viele a%hnliche. Und das Bedeutungserlebnis folgt eigentlich genau diesen Redewendungen. (Die doch auch eine ga%nzlich andere Form haben ko%nnten -- das franzo%sische "vouloir dire" z.B.) 355. Ist also das Bedeutungserlebnis nur eine Einbildung? Nun, wenn es auch eine Einbildung ist, so ist das Erlebnis dieser Einbildung dadurch nicht weniger interessant. 356. Es ist u%brigens auffallend, da# das Wort "Assoziation" in meinen Betrachtungen eine so geringe Rolle spielt. -- Ich glaube, da# dieses Wort in a%u#erst vager, verschwommener Weise verwendet wird, und fu%r ganz una%hnliche Erscheinungen. 357. Uber einen feinen a%sthetischen Unterschied la%#t sich Vieles sagen -- das ist sehr wichtig. D.h., die erste A%u#erung ist freilich blo# "Dies Wort pa#t, dies nicht", oder dergleichen; aber nun ko%nnen noch alle weit verzweigten Zusammenha%nge ero%rtert werden, die jedes dieser Wo%rter schla%gt. Das hei#t, es ist eben nicht mit jenem ersten Urteil abgetan, sondern es ist das Feld jedes Wortes, worauf's ankomnt. [Vgl. PU, S. 219b.] 358. Warum soll denn das Bedeutungserlebnis wichtig sein?! Er sagt das Wort, sagt, er habe es jetzt in dieser Bedeutung gesagt; dann in jener. Ich sage das Gleiche. Mit dem gewo%hnlichen und wichtigen Gebrauch des Ausdrucks "Ich habe mit dem Wort das gemeint" hat das offenbar nichts zu tun. Was ist also das Merkwu%rdige? Da# wir se etwas sagen? Das ist natu%rlich interessant. Aber das Interesse liegt hier nicht auf dem Begriff der 'Bedeutung' eines Wortes, sondern auf der Reihe a%hnlicher psychologischer Erscheinungen, die, im allgemeinen, mit Wortbedeutung nichts zu tun haben. 359. Es sagt jemand, etwa im Sprachunterricht, "Reden wir u%ber das Wort 'Weiche". Ich frage: "Meinst du das Zeitwort, das Eigenschaftswort, oder das Hauptwort?" -- Er: "Ich meine das Hauptwort." -- Mu# er da, oder mu# ich, ein Bedeutungserlebnis gehabt haben? Nein. Aber, da# uns Vorstellungen bei diesem Gespra%ch vorgeschwebt haben, ist wahrscheinlich. Sie wu%rden etwa die Rolle spielen, wie ein Kritzeln wa%hrend des Sprechens. Wer etwa gewo%hnt wa%re, beim Gespra%ch auf einem Papier zu kritzeln, det wu%rde vielleicht einmal eine Weiche zeichnen, einmal ein Ei, einmal das Wort "Weiche!" schreiben. Und wenn von einer Weiche die Rede wa%re und er zeichnete dabei ein Ei, so ko%nnte ihn das vom Gespra%ch abziehen; zeichnet er aber Schienen, so bleibe er bei der Sache. 360. Inwiefern kann man 'kritzeln' mit dem Spiel der Vorstellungen vergleichen? -- Denk dir Menschen, die von Kind auf bei allen Gelegenheiten, wo wir sagen wu%rden, sie stellen sich etwas vor, Zeichnungen ausfu%hren. Gibt man ihnen dann einen Stift in die Hand, so zeichnen sie mit gro#er Geschwindigkeit. Aber tut denn der gewo%hnliche Mensch nicht etwas ganz A%hnliches? Er zeichnet zwar nicht, aber 'beschreibt seine Vorstellung', d.h., statt zu zeichnen, spricht er. Oder er gebraucht Geba%rden, um z.B. einen Menschen, den er sich vorstellt, darzustellen! Mu# ich denn an- nehmen, da# er diese Beschreibung, diese Geba%rde von etwas abliest? ! Was spricht dafu%r? -- Nun, er sagt etwa "Ich sehe ihn vor mir!" und dann stellt er ihn dar. Aber ha%tte ich ihn, statt diesen Ausdruck, zu sagen gelehrt "Jetzt wei# ich, wie er aussieht", oder "Jetzt kann ich sagen, wie er aussieht", oder 'Jetzt werde ich dir sagen, wie er aussieht", -- so wa%re das gefa%hrliche Bild eliminiert. (Tennis ohne Ball.) 361. Um in die Tiefe zu steigen, braucht man nicht weit zu reisenja, du brauchst dazu nicht deine na%chste und gewo%hnliche Umgebung verlassen. 362. Wie finde ich das 'richtige' Wort? Wie wa%hle ich unter den Worten? Es ist allerdings, als vergliche ich sie nach feinen Unterschieden des Geschmacks. Dies ist zu sehr . . ., dies zu sehr . . .; das ist das Richtige. Aber ich mu# nicht immer beurteilen, erkla%ren, warum dies oder dies Wort nicht stimmt. Es stimmt einfach noch nicht. Ich suche eben weiter, bin nicht befriedigt. Endlich komme ich zur Ruhe, bin befriedigt. So schaut eben das Suchen aus; und so das Finden. [Vgl. PU,S.218h.] 363. "Ich entwickle, was in ihm steckt." -- Wie wei# ich' da# das in ihm war? -- So ist es nicht. Man kann auch nicht fragen: "Wie wei# ich, da# ich das wirklich getra%umt habe?" -- Es steckt in ihm, weil ich sage, da# es in ihm steckt. Oder besser: weil ich geneigt bin, zu sagen. . . . -- Und was ist das fu%r ein seltsames Erlebnis: geneigt sein, zu sagen . . .? Gar keins. 364. Wenn ich aber gestorben wa%re, noch ehe ich das Alles entwickeln konnte, -- wa%re es dann nicht in meinem Erlebnis enthalten gewesen? -- Die Antwort "Nein" auf diese Frage ist falsch; d1e Antwort ' ja" mu# es auch sein. "Nein" wu%rde hei#en: Wenn Einer einen Traum nicht erza%hlt, ist es falsch zu sagen, er habe ihn gehabt. Es wa%re unrichtig zu sagen: "Ich wei# nicht, ob er getra%umt hat; er hat nichts daru%ber gesagt." "Ja" wu%rde hei#en: Er ma hl getra%umt haben, auch wenn er es nicht berichtet. Aber das soll doch keine psychologische Aussage sein! Also, eine logische. 365 . "Kann Einer nicht tra%umen, und es doch niemandem mitteilen?" -- Gewi#: er kann ja tra%umen und es jemandem mitteilen. 366. Wir lesen in einer Erza%hlung, jemand habe einen Traum gehabt und ihn niemandem mitgeteilt. Wir fragen nicht, wie der Autor das erfahren konnte. -- Verstehen wir es nicht, wenn Strachey Vermu- tungen daru%ber anstellt, was die Ko%nigin Viktoria knapp vor ihrem Tode vor sich gesehen haben mag? Freilich -- aber verstanden Leute nicht auch die Frage, wieviele Seelen auf einer Nadelspitze Platz ha%tten? D.h.: die Frage, ob man das nicht versteht, hilft uns hier nicht; wir mu%ssen fragen, was wir mit einem solchen Satz anfangen ko%nnen. -- Da# wir den Satz verwenden, ist klar; wie wir ihn verwen- den, ist die Frage. 367. Da# wir den Satz verwenden, sagt uns noch nichts, weil wir die gewaltigen Verschiedenheiten der Verwendung erkennen. Wir seheri also das Problem im Wie. 368. Nun noch einmal: -- Menschen teilen uns nach dem Erwachen eine Erza%hlung mit; wir lehren sie darauf den Ausdruck "Mir hat getra%umt . . ." und nun folgt die Erza%hlung. Ich frage sie dann manchmal: "Hast du heute nacht etwas getra%umt?" und erhalte manchmal eine bejahende, manchmal eine verneinende Antwort, manchmal eine Traumerza%hlung, manchmal keine. Das ist das Sprachspiel. (Ich habe jetzt angenommen, da# ich selbst nicht tra%ume. Aber ich habe ja auch keine Gefu%hle einer unsichtbaren Gegenwart und Andere haben es, und ich kann sie u%ber ihre Erfahrungen befragen.) Mu# ich nun in diesem Falle eine Annahme daru%ber machen, ob diese Leute ihr Geda%chtnis geta%uscht hat, oder nicht; ob sie wirklich wa%hrend des Schlafs diese Bilder vor sich gesehen haben, oder ob es ihnen nur nach dem Erwachen so vorkommt? Und welchen Sinn hat diese Frage? -- Und welches Interesse?! Fragen wir uns das je, wenn uns Einer einen Traum erza%hlt und wenn nicht, -- ist es, weil wir sicher sind, sein Geda%chtnis werde ihn nicht geta%uscht haben? (Und angenommen, er wa%re ein Mensch mit ganz besonders schlechtem Geda%chtnis!) [Vgl. PU, S. 184a.] 369. Und hei#t das nun, es sei unsinnig, je die Frage zu stellen: ob in der Nacht wirklich der Traum vor sich gegangen sei, oder ob der Traum ein Geda%chtnispha%nomen des Erwachten sei? Es kommt darauf an, was wir damit meinen, d.h.: welche Verwendung wir von dieser Frage machen. Denn machen wir uns dies Bild vom Traum: da# vor des Schlafenden Seele ein Bild schwebt (wie es etwa auf einem Gema%lde dargestellt wa%re), dann hat es natu%rlich Sinn, diese Frage zu stellen. Man fragt damit: Ist es so, oder so--undjedem "so" entspricht ein anderes Bild. [Vgl. PU, S. 184b.] 370. (Denke, jemand fragte: Ist die Struktur des Wassers OH oder H--O--H? Hat es Sinn? -- Wenn du ihm Sinn gibst, hat es Sinn.) 371 . Zuru%ck zu dem Sprachspiel von der Traumerza%hlung: Einer sagt mir einmal "Was ich heute nacht getra%umt habe, werde ich niemandem erza%hlen." Nun, hat das Sinn? Warum nicht?! Soll ich, nach dem, was ich u%ber den Ursprung des Sprachspiels mitgeteilt habe, sagen, es habe keinen Sinn -- da ja das urspru%ngliche Pha%nomen eben die Traum-Erza%hlung war? Durchaus nicht! 372. Eine Eisenbahnstation mit allen ihren Einrichtungen, Telegraph- enstangen und Telegraphendraht, bedeutet fu%r uns ein weitver- zweigtes Verkehrssystem. Aber auf dem Mars findet sich dieses Geba%ude mit allem Drum und Dran, auch mit einem Stu%ck Geleise, und bedeutet dort nichts dergleichen. 373. "Es scheint, der Geist kann dem Wort Bedeutung geben" -- ist das nicht, als sagte ich: "Es scheint, da# im Benzol die C-Atome an den Ecken eines Sechsecks liegen"? Das ist doch kein Schein; es ist eir Bild. [Vgl. PU, S. 184c.] 374. Ich will freilich nicht eine Definition des Worts "Traum" geben, aber doch etwas tun, was dem a%hnlich ist: den Gebrauch des Wortes beschreiben. Meine Frage lautet also ungefa%hr so: "Wenn ich zu einem fremden Stamm mit mir unbekannter Sprache ka%me, und die Leute ha%tten einen Ausdruck, der unserm "ich tra%ume", "er tra%umt", etc. entspricht, -- wie fa%nde ich heraus, da# es so ist; wie wu%#te ich, welche Ausdru%cke ihrer Sprache ich in diese Ausdru%cke der unsern u%bersetzen soll? Denn dies Herausfinden ist ja eben a%hnlich dem, herauszufinden, welches ihrer Worte ich in unser Wort "Tisch" u%bersetzen soll. Ich frage mich da freilich nicht "Wie nennen sie DIES?", indem ich auf etwas zeige. Obwohl ich auch das fragen ko%nnte und dabei etwa auch eine symbolische Darstellung des Traumes, oder eines Tra%umenden deuten ko%nnte. 375. Auch das ist zu sagen: da# das Kind nicht unbedingt so den Gebrauch des Worts "tra%umen" lernen mu#, da# es zuerst blo# eine Begebenheit beim Erwachen berichtet und wir ihm dann die Worte "Mir hat getra%umt" beibringen. Es ist ja auch so mo%glich, da# das Kind den Erwachsenen sagen ho%rt, er habe getra%umt und nun von sich das Gleiche sage und einen Traum erza%hlt. Ich sage nicht: da# das Kind erra%t, was der Erwachsene meint; genug: es gebraucht eines Tages das Wort und gebraucht es unter den Umsta%nden, unter denen wir's gebrauchen. 376. Die Frage ist also eigentlich nicht: "wie lernt er die Verwen- dung des Worts" -- sondern "Wie zeigt sich's, da# er es verwendet, wie wir?" 377. "Ewiges Du%stre steigt herunter."1 -- Kann man sagen: "Nun, es scheint, als ob es herunterstiege"? Haben wir denn eine Halluzination von etwas Du%strem etc.? -- Was macht also diese Worte treffdnd? -- "Wir verstehen sie." Wir sagen, z.B.: 'Ja, ich wei# genau, wie das ist" und nun ko%nnen wir unsere Gefu%hle und unser Benehmen beschreiben. 378. "Wenn du vom Traum, vom Denken, von der Empfindung redest, -- scheinen nicht alle diese Dinge das Geheimnisvolle zu verlieren, was ihr wesentliches Merkmal zu sein scheint?" Warum soll der Traum geheinnisvoller sein als der Tisch. Warum sollen sie nicht beide gleich geheimnisvoll sein? 379. "Das Pha%nomen als Pfeil, oder anders zu sehen, ist doch ein wahrhaftes visuelles Pha%nomen; auch wenn es nicht so handgreiflich ist wie das der Form und Farbe." Wie sollte es kein visuelles Pha%nomen sein?! -- Wer, der davon spricht (au#er wenn er Philosophie oder Psychologie treibt), zweifelt daran? Fragen wir nicht einen Menschen danach und erza%hlen ihm davon, wie von jedem andern Gesichtspha%nomen? Ich will sagen: Reden wir davon etwa mehr zaghaft, mit dem Verdacht, was wir sagen, habe vielleicht keinen klaren Sinn? Gewi# nicht. Aber nun sind dennoch Un- terschiede vorhanden. Die, welche wir durch den Ausdruck "weniger handgreiflich" andeuten. Nur ist es so: Wenn ich Einem zwei Substanzen vorlege, so kann ich sagen: "Fu%hl diese hier an! Findest du nicht auch, da# sie sich weicher angreift?" Und bejaht er es, so sage ich etwa: "Ja, das fu%hle ich auch. Es ist also ein Unterschied zwischen ihnen." (D.h.: ich habe es mir nicht blo# eingebildet.) -- Anders ist es aber mit den psychologischen Pha%nomenen. Wenn ich sage: "Dies ist weniger handgreiflich als jenes" -- na%mlich als zeitloser Satz -- so beruht dies nicht auf einem Koncensus der Urteile, nicht darauf, da# wir Alle das auch fu%hlen (wenn wir das Erlebnis 'betrachten'). 380. Steck das Pha%nomen nicht in die falsche Lade. In ihr schaut es geisterhaft, ungreifbar, befremdend aus. Richtig betrachtet, kommt uns seine 'Ungreifbarkeit' so wenig zum Bewu#tsein, wie die der Zeit, wenn wir ho%ren: "Es ist Zeit zum Mittagessen." (Die Beunruhigung der schlechtsitzenden Einteilung.) 381. "Dieser Kaffee hat gar keinen Geschmack." "Dies Gesicht hat gar keinen Ausdruck." -- Der Gegensatz dazu ist "Es hat einen ganz bestimmten Ausdruck" (obwohl ich nicht sagen ko%nnte, welchen) . An einen starken Ausdruck ko%nnte sich z.B. gleich eine Geschichte knu%pfen. Oder das Suchen nach einer Geschichte. Wenn man vom ra%tselhaften La%cheln der Mona Lisa spricht, so hei#t das doch wohl, da# man sich fragt: In welcher Situation, in welcher Geschichte, ko%nnte man so la%cheln? Und es wa%re also denkbar, da# jemand eine Lo%sung fa%nde; da# er eine Geschichte erza%hlte, und wir uns sagten, 'ja, das ist der Ausdruck, den dieser Charakter hier angenommen ha%tte ". 382. Sich an ein bestimmtes kina%sthetisches Gefu%hl erinnern -- sich an das Gesichtsbild einer Bewegung erinnern. -- Mach die gleiche Bewegung mit dem rechten und dem linken Daumen, und urteile, ob die kina%sthetischen Empfindungen dieselben sind! -- Hast du ein Erinnerungsbild der K.-Empfindung beim Gehen? -- Wenn du mu%de bist, oder Schmerzen hast, Muskelschmerzen, oder ein Brennen der Haut, -- sind die Empfindungen beim Bewegen des Gliedes die gleichen, wie in einem andern Zustand? Aber bist du dann manchmal im Zweifel, ob du jetzt wirklich das Bein gehoben hast, weil das Gefu%hl so ganz anders ist? -- Empf1ndest du die Bewegung wirklich in den Gelenken? 383. Du ho%rst manchmal Einen sagen "Ich stell mir seine Haltung lebhaft vor", oder "seine Stimme"--aber jemals: "Ich stelle mir die K.-Empfindung bei dieser Handbewegung lebhaft vor"?! Und warum nicht? Stellt man sich's vor und sagt's nur nicht? 384. Was sollen wir antworten, wenn uns jemand entgegnet: "Wenn du einem Menschen bei einer Bewegung die Hand (z.B.) fu%hrst, so zeigst du ihm eben damit ein bestimmtes K-Gefu%hl, welches er dann reproduziert, wenn er die Bewegung nun auf Befehl wiederholt"? Und kann man sagen, da# er wohl von dem Gesichtsbild der Bewegung in dieser Weise geleitet werden ko%nne -- aber nicht von einem K-Bild? 385. Wie wichtig ist es, da# es eine bildliche Darstellung der visuellen Bewegung gibt und nichts ihr entsprechendes fu%r die 'kina%sthetische Bewegung'? "Mach eine Bewegung, die so ausschaut!" -- "Mach eine Bewegung, die diesen Klang erzeugt!" -- Mach eine Bewegung, die dieses K-Gefu%hl erzeugt!" Das K-Gefu%hl richtig kopieren, wu%rde in diesem Fall hei#en, die Bewegung dem Augenschein nach richtig wiederholen. 386. Denk dir die Bewegung sehr schmerzhaft, so da# der Schmerz jede andere leise Empfindung an dieser Stelle u%berta%ubte. [Vgl. PU, S. 186d.] 387. Mach eine Bewegung (etwa wie beim Klavierspielen) mit den Fingern; wiederhole sie, aber mit geringerem Ausschlag. Erinnerst du dich, welche der beiden Gefu%hle du gestern bei der ersten Bewegung hattest? Man sagt etwa: "Nein, diese Bewegung hat gestern etwas anders ausgesehen" -- aber auch: "Die Bewegung ist nicht ganz die gleiche -- ich hatte nicht genau dieses K-Gefu%hl"? 388. Denn wir haben natu%rlich Bewegungsgefu%hle und wir ko%nnen sie auch reproduzieren. Besonders, wenn wir eine Bewegung unter den gleichen Umsta%nden, nach nur kurzen Pausen, wiederholen. Man lokalisiert auch die Empfindungen, aber beinahe nie in den Gedanker, zumeist in der Haut. (Blase die Backen auf! wo tust du's, und wo spu%rst du's?) 389. Man ko%nnte das Wachstum der Analyse mit dem Wachsen eines Keims vergleichen. Und in diesem Falle zu sagen "Es steckte schon alles in der Empfindung", oder "es wuchs aus ihr wie aus einem Keim heraus", kommt auf's selbe hinaus. Wieviel ist nun (wahr) daran, da# man zwar eine Armbewegung (z.B.) manchmal nach einem Gesichtsbild reproduziert, aber nicht nach einem kina%sthetischen Bild? 390. Lenkt man den Arm wirklich manchmal nach einer Gesichts- vorstellung? Ich kann nur sagen: Wenn ich nicht sa%he, da# mein Arm sich bewegt hat, nachdem ich, bei abgewandtem Gesicht, u%berzeugt war, ihn bewegt zu haben, wa%re ich verwirrt und wu%rde wohl meinen Augen trauen. Das Sehen kann mich jedenfalls lehren, ob ich die intendierte Bewegung genau ausgefu%hrt habe, z.B., die Stellung erreicht habe, die ich erreichen wollte; das Gefu%hl konnte das nicht. Ich fu%hle wohl, da# ich mich bewege, kann auch ungefa%hr nach dem Gefu%hl urteilen, wie, -- aber ich wei# einfach, welche Bewegung ich gemacht habe, ohne da# man von einem Sinnesdatum der Bewegurig reden ko%nnte, von einem unmittelbaren innern Bild der Bewegung. Und wenn ich sage "Ich we# einfach . . .", so hei#t hier "wissen" so etwas wie "sagen ko%nnen" und ist nicht etwa wieder eine Art inneres Abbild. 391. "Um sagen zu ko%nnen, das Gefu%hl lehre mich, wo jetzt mein Arm steht, oder wie weit ich ihn bewege, mu%#te man Gefu%hle und Bewegungen einander zugeordnet haben. Man mu%#te sagen ko%nnen: 'Wenn ich das Gefu%hl . . . habe, dann steht mein Arm erfahrungsgema%# dort.' Oder auch: Man mu%#te ein Kriterium der Identita%t der Gefu%hle haben, noch au#er demjenigen der ausgefu%hrten Bewegung." Aber ist diese Bedingung, wenn sie u%berhaupt Sinn hat, fu%r das Sehen erfu%llt? Nun, man kann ein Gesichtsbild, z.B., zeichnerisch darstellen. Aber Einem, oder sich selbst, das Gefu%hl geben, das fu%r's Beugen des Arms um 30 charakteristisch sein soll, ohne eben den Arm zu beugen, das kann man nicht. Beuge den Arm ein wenig! Was spu%rst du? -- Eine Spannung, oder dergleichen, hier und dort, und hauptsa%chlich das Reiben meines A%rmels. -- Tu's noch einmal! War das Gefu%hl das Gleiche? Ungefa%hr. Ungefa%hr an den gleichen Stellen. Begleitet dieses Gefu%hl immer diese Bewegung, kannst du's sagen? Nein. Und doch pa#t mir an diesem Argument etwas noch nicht. 392. Denk dir, gewisse Bewegungen erzeugten To%ne und man sagte nun, wir erkennen, wie weit wir den Arm bewegt haben, am Ton, der erklingt. Das wa%re doch mo%glich. (Spielen einer Skale am Klavier.) Aber was fu%r Voraussetzungen mu%ssen dazu erfu%llt sein? Es wu%rde z.B. dazu nicht genu%gen, da# To%ne die Bewegungen begleiten; auch nicht, da# sie oft fu%r a%hnliche Bewegungen a%hnlich sind. Es wa%re auch nicht genu%gend, zu sagen: der Ton musse eben doch fu%r gleiche Bewegungen eine gleiche Qualita%t haben, da er das einzige Sinnesdatum sei, woran wir die Gro%#e der Bewegung erkennen ko%nnen . 393. Aber gibt es fu%r Bewegungsgefu%hle und dergleichen nicht doch eine Art private hinweisende Definition? Ich beuge z.B. einen Finger, und merke mir die Empfindung. Jemand sagt mir nun "Ich werde in deinem Finger auf die und die Weise, aber ohne da# er sich bewegt, gewisse Empfindungen hervorrufen, sag mir, wenn es die ist, die du jetzt beim Beugen des Fingers hast." Ko%nnte ich nun nicht, fu%r meinen eigenen Gebrauch, diese Empfindung "E" nennen, als Kriterium der Identita%t mein Geda%chtnis gebrauchen und nun sagen ' ja, das ist wieder E" etc.? 394. Es wa%re dann auch denkbar, da# ich die Empfindung wiedererkennte, und da# sie auftra%te ohne die Begleitung der U-- berzeugung: die Bewegung habe stattgefunden -- ohne den Bewegungssinn. 395. Ich kann gewi#, z.B., mein Knie mehrere Male hintereinander heben und sagen, ich habe jedesmal die gleiche Empfindung dabei gehabt: Nicht, als ha%tte ich diese Empfindung immer, wenn ich das Knie hebe, noch auch, als ko%nne ich die Bewegung an der Empfindung erkennen, sondern blo#: Ich habe in dieser Reihe von Kniebewegungen dreimal die gleiche, durch die Bewegung hervorgerufene, Empfindung gehabt. Gleich sein hei#t natu%rlich hier dasselbe, wie gleich scheinen. 396. "Ich habe dreimal die gleiche Empfindung gehabt", das beschreibt einen Vorgang in meiner privaten Welt. Aber wie wei# der Andere, was ich meine? Was ich in so einem Falle als "gleich" bezeichne? Er verla%#t sich darauf, da# ich das Wort hier so wie immer gebrauche? Aber was ist in diesem Falle der, dem gewo%hnlichen, analoge Gebrauch? Nein, diese Schwierigkeit ist nicht eine Ku%nstelei; er wei# wirklich nicht, kann nicht wissen, was in diesem Falle gleiche Gegensta%nde sind. 397. Das Beispiel von der Motorwalze mit dem Motor in der Walze ist wirklich noch viel besser und tiefer, als ich erkla%rt habe. Denn, als mir jemand die Konstruktion vorlegte, sah ich wohl gleich, da# sie nicht f nktionieren konnte, da man ja die Walze von au#en he: rollen konnte, auch wenn der 'Motor' nicht in Ta%tigkeit war; aber das sah ich nicht, da# es eine starre Konstruktion und u%berhaupt keine Maschine war. Und hier ist nun eine enge Analogie mit dem Fall der privaten hinweisenden Definition. Denn auch da gibt es, sozusagen, einen direkten und einen indirekten Weg, die Unmo%glichkeit einzusehen. [ Vgl. Z 248.] 398. Ich benannte diese Bewegungsempfindung mit "E". Fu%r den Andern ist sie nun die, welche ich bei dieser Bewegung gehabt habe. Aber fu%r mich? Bedeutet "E" nun etwas anderes? -- Nun, fu%r mich vor einer Minute auf meine Empfindung gezeigt, -- wie kann ich jetzt wieder aufsie zeigen? 399. Aber nimm doch den Fall an, Einer machte eine Reihe von Armbewegungen und sagte dabei: "Die Empfindung, die ich jetzt im Bein habe, nenne ich 'E1' " u.s.f. Spa%ter bei verschiedenen Anla%#en sagt er: 'Jetzt habe ich E." U.s.f. -- Solche A%u#erungen ko%nnten wichtig sein; wenn wir z.B. gewisse physiologische Korrelate zu den Empfindungen beobachten und so aus seinen A%u#erungen Schlu%#e ziehen ko%nnen. 400. Wenn das wahr ist, da# wir die Art und Gro%#e der Bewegung eines Glieds nicht durch das Gefu%hl beurteilen, -- wie wu%rde sich ein Mensch von uns unterscheiden, bei dem es doch der Fall wa%re? Nun, das lie#e sich leicht vorstellen, da# Einer etwa bei verschiedenen Bewegungen verschieden starke, oder verschiedenartige, Schmerz- empfindungen ha%tte. Er wu%rde also etwa sagen: "Dieses Stechen empfinde ich, wenn ich den Arm um circa 90 beuge." 401. Denk dir Einen, der mit der Wu%nschelrute, und zwar nach dem Zug, den sie ausu%bt, die Tiefe einer Quelle bestimmen kann. Er hat das so gelernt: Er ist u%ber Quellen verschiedener Tiefe gegangen und hat sich den Zug gemerkt. (Dies ha%tte man etwa an einer Federwage schlie#t nun vom Zug auf die Tiefe. Das ko%nnte so geschehen, da# er den Zug -- etwa in kg -- angibt und dann auf die Tiefe u%bergeht, vielleicht sogar nach einer Tabelle. Es kann aber auch sein, da# er kein anderes Ma# des Zuges kennt, als die Tiefe der Quelle. Nach einigem U%ben kann er die Tiefe richtig ansagen. U%bt man auf die Rute, etwa durch Gewichte, einen Zug aus, so wird er nun auch sagen "Das zieht, wic eine so und so tiefe Quelle". 402. Es ko%nnte nun aber doch sein, da# er zwar im Stande wa%re, die Tiefe einer Quelle durch den Zug der Rute richtig anzugeben, nicht aber, den Zug der Rute richtig abzuscha%tzen. Ich meine das so: Es ko%nnte sein, da# Wasser in verschiedenen Tiefen unter verschiedenen Umsta%nden gleich stark zieht; und dieser Rutenga%nger sagt nun z.B.: "Diese Quelle ist tiefer als die vorige, sie zieht schwa%cher" -- und ei hat recht: die Quelle liegt wirklich tiefer, aber der Zug, gemessen mit der Federwage, war der gleiche und er hatte sich ihn nicht richtig gemerkt.--Soll ich nun in diesem Fall sagen, er beurteile die Tiefe nach dem Zug? 403. Er wird vielleicht sagen: "Dieser Zug ist der einer Quelle in der Tiefe . . .", indem er diesen Zug gleichsam studiert -- wie man ein Gewicht auf der Hand abwa%gt. Vielleicht aber sagt er "Den Zug = kann ich nicht beurteilen -- das Wasser ist in der Tiefe . . .". In diesem (letzteren) Fall wird man nicht sagen, er beurteile die Tiefe nach dem Zug. (Wenigstens nicht 'bewu#t'.) 404. Angenommen nun, es sagte Einer, er beurteile, wie weit er seinen Arm gebogen habe, an der Sta%rke einer Druckempfindung im Ellbogen. Das hei#t doch: Wenn sie eine gewisse Sta%rke erreicht, so erkennt er daran, da# der Arm bis zu dem Grad gebogen ist. Oder was soll es sonst hei#en: er beurteile den Grad der Beugung nach dem der Druckempfindung ? 405. Ich will sagen: Wie wei# Einer, da# er etwas nach diesemGefu%hl beurteilt? -- Ist es dazu genug, da# er beim Scha%tzen seine Aufmerk- samkeit auf das Gefu%hl richtet? 406. Wenn du nun sagst, es ist dafu%r notwendig, da# Einer angeben ko%nne: "Wenn der Druck so stark ist, dann ist mein Arm um 90o gebeugt" -- dann mu# sich das 'So' der Sta%rke angeben lassen. Andernfalls hei#t, da# man die Beugung nach der Druckempfindung beurteilt, ho%chstens, da# man die Beugung nicht beurteilen kann, wenn man keine (oder nur eine ungemein schwache) Druckemp- 407. Es gibt also verschiedene Fa%lle. Es kann Einer sagen, er beurteile die Beugung nach der Druck-- oder Schmerzempfindung, und dabei Grad der .Empfindung. In keiner Weise angeben ko%-nnen. -- Odereends der Beugung geben. 408. "Wenn ich den Druck so stark spu%re, dann. . . ." -- Hat denn das keinen Sinn? Es ko%nnte sogar jemand sagen, er habe eine ganze Skala von Druckempfindungen. Ich kann mir das wohl denken. Nur wa%re das so wenig eine wirkliche Skala, wie das Bild eines Thermometers ein Thermometer ist. Obwohl es doch in mancher Beziehung gro#e A%hnlichkeit mit ihm hat. 409. Ich gebe die Regeln eines Spiels. Der Andere macht, diesen Regeln ganz entsprechend, einen Zug, dessen Mo%glichkeit ich nicht vorausgesehen hatte, und der das Spiel sto%rt, so wie ich's na%mlich wollte. Ich mu# nun sagen: "Ich habe schlechte Regeln gegeben"; ich mu# meine Regeln a%ndern, oder vielleicht erga%nzen. So habe ich also schon zum Voraus ein Bild des Spiels? In gewissem Sinne: ja! Es war doch z.B. mo%glich, da# ich nicht voraussah, da# eine quadratische Gleichung nicht reelle Lo%sungen haben mu#. Die Regel fu%hrt mich also zu etwas, wovon ich sage: "dieses Bild hatte ich nicht erwartet; ich stellte mir eine Lo%sung immer so vor: . . .". [Vgl. Z 293.] 410. Wie wa%re es, wenn man sagre: "Nicht jedes System von Regeln bestimmt einen Kalku%l." Als Beispiel ga%be man die Division durch o. Denken wir uns na%mlich eine Arithmetik in der sie erlaubt wa%re und daher bewiesen werden ko%nnte, jede Zahl sei gleich der andern. 411 . Wenn Kinder Eisenbahn spielen, -- soll ich sagen, ein Kind, das die Lokomotive nachahmt, werde von einem Andern als Lokomotive gesehen? Es wird im Spiel als Lokomotive aufgefa#t. Denk dir, ich ha%tte einen Erwachsenen die Form [gezeigt, und gefragt "Woran erinnert sie dich", und er ha%tte geantwortet An eine Lokomotive" -- hei#t das, er hat sie als Lokomotive gesehen ? Ich nehme na%mlich das als das typische Spiel des "Etwas als Etwas : sehen" an, wenn jemand sagt "Jetzt sehe ich es als dies, jetzt als das". Wenn er also verschiedene Aspekte kennt und zwar unabha%ngig von irgend einer Verwendung des Angeschauten. Ich mo%chte also so sagen: ich sehe keine Verwendung des Bilds als Zeichen dafu%r an, da# es so, oder sogesehen wird. 412. Verstu%nde ein Kind, was es hei#t, den Tisch 'als Tisch' sehen? Es lernt: "Dies ist ein Tisch, dies eine Bank" etc., und es beherrscht vollkommen ein Sprachspiel, ohne eine Andeutung davon, da# es sich dabei um einen Aspekt handelt. 413. 'ja ein Kind analysiert eben nicht, was es tut." -- Nochmals: von einer Analyse dessen, was geschieht, ist hier nicht die Rede. Blo# von einer Analyse -- und dieses Wort ist sehr irrefu%hrend -- unserer Begriffe. Und unsere Begriffe sind komplizierter als die des Kindes; insofern na%mlich, als unsere Worte eine kompliziertere Verwendung haben als die seinen. 414. "Ich sehe es aber doch so, auch wa%hrend ich's nicht ausdru%cke." Das wu%rde hei#en, was ich sehe a%ndert sich nicht, wenn ich's ausdru%cke. Wenn man fragte: "Hat der Ko%rper dies Gewicht nu1 so lange er gewogen wird?" -- so hie#e das: "A%ndert sich sein Gewicht, wenn wir ihn auf die Wage legen?" Und das ist es natu%rlich garnicht, was wir fragen mo%chten. 415. Erst durch das Pha%nomen des Wechsels des Aspekts scheint der Aspekt vom u%brigen Sehen abgelo%st zu werden. Es ist, als ko%nnte man nach der Erfahrung des Aspektwechsels sagen: "Es gab also da einen Aspekt! " 416. Wenn man den Anstrich eines Dings abkratzt, kann man sagen "Es war also da ein Anstrich".--Wenn aber die Farbe eines Ko%rpers wechselt, -- kann ich sagen "Er hatte also eine Farbe!" -- als wa%re mir dies erstjetzt aufgefallen? Kann man das sagen: Es kam mir erst zum Bewu#tsein, da# das Ding eine Farbe hatte, als sich die Farbe a%nderte? 417. Denk nicht, da# es etwas Seltsames ist, da# du ein Bild an der Wand ra%umlich siehst. Es ist - mo%chte ich sagen - so gewo%hnlich wie es scheint. (Und dies ko%nnte ich zu vielem sagen.) 418. Denk dir, die Dinge in unserer Umgebung -- Tisch, Bu%cher, Stu%hle etc., -- wechselten periodisch sprungweise ihre Farben; ihre Formen blieben gleich. Ko%nnte man da sagen, da# wir uns so erst der Farbe und Form als besonderer Bestandteile bewu#t wu%rden? 419. Wenn ich Feld- und Gartenblumen miteinander vergleiche, so kann ich mir des Unterschieds des Charakters bewu#t werden; aber das sagt nicht, da# ich auch schon fru%her au#er der Blume ihren Charakter wahrgenommen habe, oder da# ich sie doch in irgend- einem Charakter habe wahrnehmen mu%ssen. 420. Mu# ich denn wissen, da# ich mit zwei Augen sehe? Gewi# nicht. Habe ich etwa zwei Gesichtseindru%cke beim gewo%hnlichen Sehen, so da# ich merke, mein dreidimensionaler Gesichtseindruck setze sich aus zwei Gesichtsbildern zusammen? Gewi# nicht. -- Ich kann also die Dreidimensionalita%t nicht vom Sehen trennen. 421. Wenn ich Einen frage "In welcher Richtung schaut fu%r dich ein 'F' und in welcher ein 'J'?" und er antwortet, ein F schaue fu%r ihn immer nach rechts, ein J nach links, -- so hei#t das natu%rlich nicht, da# er beim Anblick eines F immer eine Empfindung der Richtung hat. Das wird klarer, wenn man so fragt: "Wo wu%rdest du einem F ein Aug und eine Nase malen?" -- Wenn man aber nun sagte: "So schaut es also fu%r dich nur so lange in dieser Richtung, als du dies denkst, oder sagst" -- ist das nicht, als fragte man: "Wu%rdest du dem F die Nase nur dann dorthin malen, wenn du sie malst?" -- 422. Sehe ich ein Gesicht immer 'als Gesicht'? Ich habe hier Bu%cher vor mir: Sehe ich sie die ganze Zeit 'als Bu%cher'? Ich meine: Sehe ich sie die ganze Zeit als Bu%cher, wenn ich sie nicht gerade als etwas anderes sehe? Oder sehe ich oft, oder fu%r gewo%hnlich, nur Farben und Formen, ohne besondern Aspekt? (offenbar nein!) Wir sagen Einem: "Wenn das die Grundlinie ist, so ist das die Spitze und das die Ho%he." Oder er mu# die Frage beantworten: "Welches ist die Ho%he des Dreiecks, wenn dies die Grundlinie ist?" Aber wir dringen nicht drauf, da# er das Dreieck so und so sehe. -- Man sagt wohl manchmal "Denk es dir umgelegt!" (oder dergleichen) und man ko%nnte auch sagen "Sieh es umgelegt" und diese Bemerkung ko%nnte helfen; so na%mlich, wie auch eine zeichnerische Erga%nzung des Bildes helfen ko%nnte, die diesen Aspekt nahelegt. 423. Kann ich z.B. sagen: ich sehe den Sessel als Gegenstand, als Einheit? So wie ich sage, ich sehe jetzt das schwarze Kreuz auf wei#em Grund, jetzt aber das wei#e Kreuz auf schwarzem? Wenn man mich fragt "Was hast du da vor dir?" werde ich freilich antworten "Einen Sessel", werde ihn also als Einheit behandeln. Aber kann man nun sagen, ich sa%he ihn als Einheit? Und kann ich die Kreuzfigur anschauen, ohne sie so oder so zu sehen? 424. Wenn ich Einen frage "Was siehst du vor dir?" und er sagt "Was ich vor mir habe, sieht so aus", und nun zeichnet er die Kreuzfigur, -- mu# er sie in irgend einem Aspekt gesehen haben? Hat er sie nicht gesehen, wenn er sie nur zeichnerisch beschreiben kann? Und denk dir, es wu%rde dir sagen "Ich sehe alles eben", -- was wu%rde dir das sagen? Es ko%nnte ja alles eben sehen, und durch eine Intuition wissen, da# es nicht eben ist, und sich dementsprechend benehmen! 426. Wenn das Kind dieses Bild fu%r das und das ha%lt und ich folgere nun "Also sieht es das Bild so" -- was fu%r eine Folgerung ziehe ich? Was sagt mir diese Folgerung? Man wu%rde etwa sagen, ich schlie#e auf die Art des Sinnesdatums, oder Gesichtsbilds; so, als lautete der Schlu#: "Also ist das Bild in seinem Geiste so"; und nun mu%#te man es etwa plastisch darstellen. 427. Ist es denn so: "Ich habe das Zeichen 'E' immer als ein Sigma gelesen; nun sagt mir Einer, es ko%nnte auch ein umgelegtes M sein, und ich kann es jetzt auch so sehen; -- daher habe ich es also fru%her immer als Sigma gesehen"? Ich habe also, hie#e das, nicht nur die Figur E gesehen und sie so gelesen, sondern ich habe sie auch als das gesehen ! 428. "Aber wie konnte ich wissen, da# ich so reagiert ha%tte, wenn du mich gefragt ha%ttest?" -- Wie? Es gibt kein Wie. Aber es gibt Anzeichen dafu%r, da# ich darin recht habe, es zu sagen. 429. Ich will beschreiben, was ich sehe, ich fertige dazu ein Trans- parent an. Aber nun fragt man mich noch "Ist dies vorn und dies hinten?" Also beschreibe ich durch Worte, oder durch ein Modell, was ich vorn, was hinten sehe. Und nun fragt man mich noch "Und siehst du diesen Punkt als Spitze des Dreiecks?" und ich mu# auch das noch beantworten. -- Aber mu# ich darauf eine Antwort haben? - Nimm an, obwohl es nicht wahr ist, da# die Blickrichtung den Aspekt bestimmt. Und in einem Fall ist mein Blick stets auf dem gleichen Punkt des Bilds gerichtet, in einem andern Fall bewegt er sich regelma%#ig nach einem einfachen Gesetz, in einem dritten wandert er regellos u%ber das Objekt hin und her. Wenn wir nun statt einer Beschreibung des Aspekts die der Blickrichtung setzen, wa%re es keine Beschreibung, zu sagen, die Blickrichtung sei regellos, oder unbestimmt? Und das ko%nnte sogar der gewo%hnliche Fall sein. -- Auf die Frage also "Sahst du diesen Punkt als Spitze des Dreiecks?" kann die Antwort sein: "Ich kann keinen bestimmten Aspekt nennen", oder etwa "Ich hab esjedenfalls nicht so gesehen". 430. Was tat u%brigens die Hypothese von der Wichtigkeit der Blick- richtung fu%r uns? -- Sie lieferte uns ein Bild von bestimmter Mannig- faltigkeit. 431. Eigentlich aber ist so eine Theorie die Konstruktion eines psychologischen Modells einer psychologischen Erscheinung. Und daher eines physiologischen Modells. Die Theorie sagt eigentlich: "Es ko%nnte so sein: . . . ." Und der Nutzen der Theorie ist, da# sie einen Begriff illustriert. Sie kann ihn aber besser und schlechter illustrieren; mehr, oder weniger zutreffend. Die Theorie ist also sozusagen eine Notation fu%r diese Art der psychologischen Erscheinung. 432. Wenn wir also die 'Erkla%rung fallen lassen' -- wenn wir sagen, da# uns ja schlie#lich die Erkla%rung gleichgu%ltig ist -- so bleibt eine grammatische Feststellung u%brig. Sie betrifft den Gebrauch det Aussage "Ich sehe nun einen bestimmten Gesichtsausdruck im Bild". 433. Weist das Thema auf nichts au#er sich? Oh ja! Das hei#t aber: -- Der Eindruck, den es mir macht, ha%ngt mit Dingen in seiner Umgebung zusammen -- z.B. mit der Existenz unserer Sprache und ihrer Intonation, das hei#t aber, mit dem ganzen Feld unserer Sprachspiele. Wenn ich z.B. sage: Es 1st, als ob hier ein Schlu# gezogen wu%rde, oder, als ob hier etwas bekra%ftigt wu%rde, oder, als ob dies eine Antwort auf das Fru%here wa%re, -- so setzt mein Versta%ndnis eben die: Vertrautheit mit Schlu%ssen, Bekra%ftigungen, Antworten, voraus. [Vgl. Z 175.] 434. Ein Thema hat nicht weniger einen Gesichtsausdruck, als ein Gesicht. [ Vermischte Bemerkungen, 2. Ausgabe, S . 101 . ] 435. "Die Wiederholung ist notwendig." In wiefern ist sie notwendig? Nun, singe es, so wirst du sehen, da# ihm erst die Wiederholung seine gro#e Kraft gibt. -- Ist es uns denn nicht, also mu%sse hier eine Vorlage fu%r das Thema in der Wirklichkeit existieren, und das Thema ka%me ihr nur dann nahe, entspra%che ihr nur, wenn dieser Teil wiederholt wu%rde? Oder soll ich die Dummheit sagen: "Es klingt eben scho%ner mit der Wiederholung"? Und doch ist da eben kein Paradigma au#erhalb des Themas. Und doch ist auch wieder ein paradigma au#erhalb des Themas: na%mlich der Rhythmus unserer Sprache, unseres Denkens und Empfindens. Und das Thema ist auch wieder ein neuer Teil unserer Sprache, es wird in sie einverleibt; wir lernen eine neue Geba%rde. [VB, S. 101--102.] 436. Das Thema ist in Wechselwirkung mit der Sprache. [VB, S. 102.] 437. 'Eine ganze Welt des Schmerzes liegt in diesen Worten." Wie kann sie in ihnen liegen? -- Sie ha%ngt mit ihnen zusammen. Die Worte sind wie die Eichel, aus der ein Eichbaum wachsen kann. Aber wo ist das Gesetz niedergelegt, wonach aus der Eichel der Baum wa%chst? Nun, das Bild ist durch die Erfahrung unserem Denken einverleibt. [Vgl. VB, S. 102.] hier einen Ort angeben mu%#te, wu%rde ich in die Magengegend zeigen. Bei der Liebe auf die Brust und bei einem Einfall auf den Kopf. 439. "Wo spu%rst du den Kummer?" -- In der Seele.--Was hei#t das nur?--Was fu%r Konsequenzen ziehen wir aus dieser Ortsangabe? Eine ist, da# wir nicht von einem ko%rperlichen Ort des Kummers reden. Aber wir deuten doch auf unsern Leib, als wa%re der Kummer in ihm. Ist das, weil wir ein ko%rperliches Unbehagen spu%ren? Ich wei# die Ursache nicht. Aber warum soll ich annehmen, sie sei ein leibliches Unbehagen? [Vgl. Z 497.] 440. Denke dir folgende Frage: Kann man sich einen Schmerz, etwa von der Qualita%t des rheumatischen Schmerzes, denken, aber ohne O%rtlichkeit? Kann man sich ihn vorstellen ? Wenn du anfa%ngst, daru%ber nachzudenken, so siehst du, wie sehr du das Wissen um den Ort des Schmerzes in ein Merkmal des Gefu%hlten verwandeln mo%chtest, in ein Merkmal eines Sinnesdatums, des privaten Objekts, das vor meiner Seele steht. [Vgl. Z 498.] 441. Ich sage, dem Kummervollen scheine die ganze Welt grau. - Aber was vor seiner Seele stu%nde, wa%re dann nicht Kummer, sondern eine graue Welt; gleichsam die Ursache des Kummers. 442. Etwas als Farbverschiedenheit -- und anderseits als Schatten bei gleicher Farbe wahrnehmen. Ich frage "Hast du die Farbe des Tisches vor dir wahrgenommen, dcn du die ganze Zeit anschaust?" Er sagt 'ja". Aber er ha%-tte den Tisch als "braun" beschrieben, und hat nicht bemerkt, da# sich in seiner gla%nzenden Platte der gru%ne Vorhang spiegelt. -- Hat er nun nicht den gru%nen Gesichtseindruck gehabt? "Ist die Wand vor dir gleichma%#ig gelb?" -- 'Ja". Aber sie ist teils beschattet und schaut beinahe grau aus. - Was sah nun der, der die Wand anschaute? Soll ich sagen, eine gleichma%#ig gelbe Fla%che, die freilich unregelma%#ig beschattet ist? Oder: gelbe und graue Flecken? 443. Es ist eine merkwu%rdige Tatsache, da# wir uns so gut wie nie der Undeutlichkeit der Peripherie unseres Gesichtsfeldes bewu#t sind. W'enn Leute z.B. vom Gesichtsbild reden, denken sie zumeist nicht daran; und wenn man von einer Darstellung des Gesichtseindrucks durch ein Bild redet, so sieht man hierin keine Schwierigkeit. Das ist sehr wichtig. 444. "Was ich wahrnehme, ist DlES -- " und nun folgt eine Form der BESCHREIBUNG. Dies ko%nnte man auch so erkla%ren: Denken wir uns eine direkte U%bertragung des Erlebnisses! -- Aber was ist nun unser Kriterium dafu%r, da# das Erlebnis wirklich u%bertragen wurde? "Nun, er hat einfach dasselbe, was ich habe." -- Aber wie 'hat' er es? [Vgl.Z433.] 445. Denk an die Mannigfaltigkeit der physikalischen Experimente. Wir messen z.B. die Temperatur; aber nur in einer bestimmten allgemeinen Technik ist dieses Experiment eine Messung der Temperatur. -- Interessierte uns also die Mannigfaltigkeit der (physikalischen) Messungen, ich meine der Messungsarten, so interessierte uns die Mannigfaltigkeit der Methoden, der Begriffe. 446. Wie kannst du den Kummer betrachten? Indem du kummervoll bist? Indem du dich durch nichts in deinem Kummer zerstreuen la%#t? Beobachtest du also das Gefu%hl, indem du es hast? Und wenn du jede Ablenkung fern ha%ltst, -- beobachtest du dann eben diesen Zustand? oder den andern, in dem du vor der Beobachtung warst. Beobachtest du also dein Beobachten? 447. Denk, jemand fragte "Was wird alles in der Physik gemessen?" Nun ko%-nnte man aufza%hlen: La%ngen, Zeiten, Lichtsta%rken, Gewichte, etc. Aber ko%nnte man nicht sagen: Du erfa%hrst mehr, wenn du fragst "Wie wird gemessen?", statt "Was wird gemessen?" Tut man dies, mi#t man so, so mi#t man die Temperatur, -- tut man jenes, mi#t man so: eine Stromsta%rke. 448. Aber besteht nicht der Kummer aus allerlei Gefu%hlen? Ist er nicht ein Konglomerat von Gefu%hlen? Ko%nnte man also sagen, er besteht aus den Gefu%hlen A, B, C, etc. -- wie die Granit aus Feldspat, Glimmer und Quartz? -- So sage ich also von dem, er sei kummervoll, der die Gefu%hle . . . hat? Und wie wei# ich, da# er sie hat? Teilt er sie uns mit? 449. Der Kummer ist doch ein seelisches Erlebnis. Man sagt, man erlebe Kummer, Freude, Entta%uschung. Und dann scheinen diese Erlebnisse wirklich zusammengesetzt und u%ber den ganzen Ko%rper verteilt. Das Hochaufatmen der Freude, das Lachen, Jubeln, die Gedanken an das Glu%ck, -- ist nicht das Erleben alles dessen die Freude? Wei# ich also, da# er sich freut, weil er mir mitteilt, er fu%hle sein Lachen, fu%hle und ho%re sein Jubeln, etc. -- oder weil er lacht und jubelt? Sage ich "Ich bin glu%cklich", weil ich alles das fu%hle? 450. Die Worte "Ich bin glu%cklich" sind ein Freude-Benehmen. 451. Und wie kommt es, da# ich -- wie James sagt -- eine Freude- Empfindung habe, wenn ich blo# ein freudiges Gesicht mache; eine Gramempfindung, wenn ein gra%mliches? Da# ich also diese Em findungen hervorrufen kann, indem ich ihren a%u#ern Ausdruck ein Teil des Grams sind? 452. Denk, Einer sagte: "Heb deinen Arm, und du wirst fu%hlen, da# du deinen Arm hebst." Ist das ein Satz der Erfahrung? Und ist es einer, wenn man sagt "Mach ein trauriges Gesicht und du wirst dich traurig fu%hlen"? Oder wollte es hei#en: "Fu%hle, da# du ein trauriges Gesicht machst und du wirst Traurigkeit fu%hlen"? und ist das ein Pla%onasmus? 453. Denk, ich sage: 'ja, es ist wahr: wenn ich ein freundlicheres Gesicht mache, fu%hle ich mich gleich besser." -- Ist das, weil die Gefu%hle im Gesicht angenehmer sind? oder weil es Folgen hat, dies Gesicht zu machen? (man sagt "Kopf hoch! ") 454. Sagt man: "Ich fu%hle mich jetzt viel besser: das Gefu%hl in den Gesichtsmuskeln und um die Mundwinkel herum ist gut"? Und warum klingt das la%cherlich, au#er etwa, wenn man fru%her Schmerzen in diesen Teilen hatte? 455. Vergleicht man auf die gleiche Weise mein Gefu%hl in den Mundwinkeln und seines -- und meinen Gemu%tszustand und seinen? Wie vergleiche ich z.B. meine Druckempfindungen mit den seinen? Wie lerne ich sie vergleichen? Wie vergleiche ich unsere kina%sthetischen Empfindungen, wie setze ich sie zueinander in Beziehung? Und wie die Gefu%hle der Trauer, Freude, etc.? 456. Nun zugegeben -- obwohl es ho%chst zweifelhaft ist -- da# das Muskelgefu%hl des La%chelns ein Bestandteil des Glu%cksgefu%hls ist; aber wo sind die u%brigen Komponenten? -- Nun, in der Brust, im Bauch, etc.! -- Aber fu%hlst du sie wirklich, oder schlie#t du nur, s1e mu%ssen dort sein? Bist du dir wirklich dieser lokalisierten Gefu%hle bewu#t? -- Und wenn nicht, -- warum sollen sie dann u%berhaupt da sein? Warum sollst du sie meinen, wenn du sagst, du fu%hlst dich glu%cklich? 457. Was erst durch einen Akt des Schauens festgestellt werden mu%#te, das hast dujedenfalls nicht gemeint. So wird eben "Trauer", "Freude", etc. nicht verwendet. 458. Warum klingt es seltsam: "Er fu%hlte fu%r eine Sekunde tiefen Kummer"? Weil das so selten vorkommt? Und wie, wenn wir uns Leute da%chten, die dieses Erlebnis oft haben? Oder solche, die oft stundenlang abwechselnd fu%r eine Sekunde schweren Kummer und inniges Glu%ck empfinden. [ Vgl. PU, S. 174c.] 459. "Fu%hlst du nicht jetzt den Kummer . . ." -- ist das, als fragte man: "Spielst du nichtjetzt Schach?" Eigentlich aber war die Frage eine perso%nliche und zeitliche, keine philosophische. [Vgl. PU, S. 174d.] 46o. " 'Ich hoffe . . .' -- die Beschreibung meines Seelenzustands": Das klingt, als schaute ich meine Seele an und beschriebe sie (wie man eine Landschaft beschreibt). Wenn ich nun sage: "Ich hoffe immer wieder, er werde noch zu mir kommen" -- ist das ein Hoffnungs- benehmen? Ist es nicht ebensowenig ein Hoffnungsbenehmen, wie die Worte: "Ich hoffte damals, er werde kommen"? -- Soll ich also nicht sagen, es gebe zwei Arten des Pra%sens von "hoffen"? Die eine, gleichsam, der Ausruf, die andere der Bericht? 461. Aber wenn ich nun jemandem sage "Ich hoffe sehr, er wird zu unserer Versammlung kommen" -- fragt er mich: "Was war das: ein Bericht, oder ein Ausruf?" -- Versteht er mich nicht, wenn er das nicht wei#? Und doch ist es eines, zu sagen "Ich hoffe, er wird kommen" und ein anderes, zu sagen: "Ich verliere die Hoffnung nicht, da# er kommen wird. Oder denke an diesen Ausdruck: "Ich hoffe und bete, da# er kommen mo%ge." 462. "Ich hoffe, er wird kommen" -- ko%nnte man sagen -- bedeutet manchmal so viel wie der Ausruf "Er wird kommen! ", in hoffnungs- vollem Ton gesprochen. Aber von diesem Ausruf mu# es kein Perfektum geben. Ko%nnte man sich nicht eine Sprache denken, in der die u%brigen Formen des Verbums? In der die Menschen, wenn sie doch von der vergangenen Hoffnung reden wollen, sich selbst zitieren; etwa sagen: "Ich sagte 'Er wird gewi# kommen!'." 463. Man ko%nnte sagen: Die Aussage sagt etwas u%ber den Geisteszu- stand, aus der ich auf den Geisteszustand schlie#en kann. (Das klingt du%mmer, als es ist.) Wenn es so ist, dann sagt der Ausdruck des Wunsches "Gib mir diesen Apfel!!" etwas u%ber meinen Geisteszu- stand. Und ist dieser Satz also eine Beschreibung dieses Zustands? Das wird man nicht sagen wollen. ("Off with his head!") 464. Ist der Ruf "Hilfe!" eine Beschreibung meines Geisteszustands? Und ist er nicht der Ausdruck eines Wunsches? Ist er es nicht so sehr, wie irgend einer? 465. Ich sage zu mir selbst: "Ich hoffe und hoffe immer noch, obwohl . . ." -- dabei schu%ttle ich gleichsam u%ber mich selbst den Kopf. Das hei#t etwas ganz anderes als einfach "Ich hoffe . . .!" (Der Unterschied im Englischen zwischen "I am hoping" und "I hope".) 466. Und was beobachtet, der die eigene Hoffnung beobachtet? Was wu%rde er berichten? Verschiedcnes. "Ich hoffte ta%glich, . . . Ich stellte: mir vor. . . . Ich sagte mir jeden Tag. . . . Ich seufzte. . . . Ich ging jeden Tag diesen Weg, in der Hoffnung. . . ." versuche mich an dies und das zu erinnern. 468. Wer sich seiner Hoffnung erinnert, erinnert sich u%brigens deshalb nicht an ein Benehmen, auch nicht notwendigerweise an Gedanken. Er sagt -- er wei# -- er habe damals gehofft. 469. Der Satz "Ich wu%nsche Wein zu trinken" hat ungefa%hr den gleichen Sinn wie "Wein her! " Niemand wird dies eine Beschreibung nennen; ich kann daraus aber entnehmen, da#, der es sagt, darauf erpicht ist, Wein zu trinken, da# erjeden Augenblick zu Ta%tlichkeiten u%bergehen kann, wenn man ihm seinen Wunsch verweigert -- und dies wird man einen Schlu# auf seinen Seelenzustand nennen. 470. Ist "Ich glaube . . ." eine Beschreibung meines Seelenzustands? -- Nun, was ist eine solche Beschreibung? Etwa: "Ich bin traurig", "Ich bin guter Stimmung", vielleicht "Ich habe Schmerzen". 471. Es wa%re verha%ngnisvoll das Moore'sche Paradox fu%r etwas zu halten, was nur im Bereich des Seelischen vorkommen kann. 472. Ich will zuerst sagen, da# man mit der Behauptung "Es wird regnen" dem Glauben daran ebenso ausdru%ckt, wie den Wunsch, Wein zu kriegen, mit den Worten "Wein her!" Man ko%nnte auch so sagen: "Ich glaube, p" hei#t ungefa%hr dasselbe wie "p"; und da# im ersten Satz das Verbum "glaube" und das Pronomen "Ich" stehen, darf uns nicht irren. Wir sehen daraus nur klar, da# die Grammatik von "Ich glaube" sehr verschieden ist von der von "Ich schreibe". Aber wenn ich das sage, sage ich damit nicht, da# hier nicht auch gro#e A%hnlichkeiten bestehen ko%nnen; und ich sage nicht, welche Art die Verschiedenheiten sind. ((Reelle und imagina%re Einheit.)) Bedenk na%mlich, da# es sich um A%hnlichkeiten und Verschie- denheiten von Begriffen, nicht von den Pha%nomenen handelt. 473- Man kann das Seltsame sagen: Ich glaube' es wird regnen hei#t etwas a%hnliches, wie "Es wird regnen", aber "Ich glaubte damals, es werde regnen" nicht etwas a%hnliches wie "Es hat damals geregnet". Aber was hei#t das nun, der erste Satz habe ungefa%hr den gleichen Sinn wie der zweite? Hei#t es, die beiden bra%chten in meinem Geist den gleichen Gedanken hervor? (das gleiche Gefu%hl?) -- [Vgl. pU, S. 190d.] 474. "Ich will so denken, und nicht so." Und 'so' und 'das' sind, so seltsam das klingen mag, nicht scharf voneinander geschieden. 475. Wie du das Wort Gott" verwendest, zeigt nicht, wen dt meinst, sondern was du meinst. [VB, S. 99.] 476. "Aber es mu# doch 'Ich glaubte' eben das in der Vergangenheit hei#en, was 'Ich glaube' in der Gegenwart hei#t!" Es mu# doch eben das fu%r 1 bedeuten, was fu%r 1 bedeutet! Das hei#t garnichts. [Vgl. PU, S. 190d.] 477. Was hei#t es: "Ich glaube, p" sage ungefa%hr dasselbe, wie "p" ? Wenn Einer den ersten und zweiten Satz sagt, reagieren wir ungefa%hr in der gleichen Weise; wenn ich den ersten Satz sage und Einer verstu%nde die Worte "Ich glaube" nicht, wu%rde ich den Satz in der zweiten Form wiederholen, usf. Wie ich auch "Ich wu%nsche, da# du dort hingehst" mit "Geh dort hin! " erkla%ren wu%rde. 478. Moore's Paradox kann man so aussprechen: "Ich glaube p" sagt ungefa%hr dasselbe wie "Ip"; aber "Angenommen, ich glaube p . . ." sagt nicht ungefa%hr dasselbe wie "Angenommen p . . .". Kann man die Annahme, ich wu%nsche etwas, verstehen, ehe man die A%u#erung des Wunsches versteht? -- Das Kind lernt zuerst, den Wunsch a%u#ern, und spa%ter erst, annehmen, es wu%nsche das und das. 479. "Angenommen, ich habe Schmerzen . . ." -- das ist keine Schmerza%u#erung und also kein Schmerzbenehmen. : Das Kind, das das Wort "Schmerz" als Ausruf lernt, das dann anfa%ngt von einem vergangenen Schmerz zu erza%hlen, -- es kann eines scho%nen Tages erza%hlen "Wenn ich Schmerzen habe, kommt de( Arzt". Hat nun in diesem Prozess des Lernens das Wort "Schmerz" seine Bedeutung gea%ndert? Es hat seine Verwendung gea%ndert; abet man mu# sich sehr hu%ten davor, diesen Wechsel zu deuten als einen Wechsel des Gegenstands, der nun dem Wort entspricht. 480- Denk dir' Ich glaube - - - durch eine Malerei dargestellt- We ko%nnte ich mir das vorstellen? Das Bild wu%rde etwa mich zeigen und irgendein Bild in meinem Kopf. Es kommt nicht darauf an, welchen Symbolismus es verwendet. Das Bild dessen, was ich llaube, z.B., da# es regnet -- wird darin vorkommen. Meine Seele wirk vielleicht dieses Bild ergreifen, festhalten, und dergleichen. -- Und nun nehmen wir an, dieses Bild wu%rde als die Behauptung "Es regnet" verwendet. Nun, darin ist noch nichts Seltsames. Soll ich sagen, es sei nun viel an dem Bild a%be~a%ss~? Das mo%chte ich nicht sagen. 481. "Im Grunde genommen beschreibe ich mit diesen Worten den eigenen Geisteszustand, -- aber diese Beschreibung ist hier indirekt eine Behauptung des geglaubten Tatbestandes selbst."--Wie ich, unter Umsta%nden, eine Photographie beschreibe, um so das zu beschreiben, wovon die Photographie eine Aufnahme ist. [Vgl. PU, S. 190e.] 482. Aber wenn diese Analogie Stich hielte, mu%#te ich noch sagen ko%nnen, da# diese Photographie (der Eindruck auf meinen Geist) verla%#lich ist. Ich mu%#te also sagen ko%nnen: "Ich glaube da# es regnet, und mein Glaube ist verla%#lich, also verlasse ich mich at1+ ihn." So, als wa%re mein Glaube eine Art Sinneseindruck. [Vgl. PU, S. 190e . ] 483. Sagst du etwa: "Ich glaube es, und da ich zuverla%#ig bin, wird es wohl so sein"? Das wa%re, als sagte man: "Ich glaube es -- also glaub ich's." 484. Wie man durch die gleiche Ta%tigkeit bald die La%nge des Tisches messen, bald den Ma#stab nachpru%fen, bald den Messenden auf seine Genauigkeit beim Messen pru%fen kann, so kann eine Behauptung mm dazu dienen, mich u%ber ihren Inhalt zu informieren, oder u%ber den Charakter, oder den Seelenzustand des Behauptenden. 485. Man ko%nnte wohl sagen: "Er kommt, aber ich kann es noch immer nicht glauben!" -- "Er kommt! Ich kann's nicht glauben!" = 486. Denk dir einen Ausrufer in einer Station, der plangema%# einen Zu~ anku%ndigt, aber -- vielleicht ohne Grund -- u%berzeugt ist, da# er nickt eintreffen wird. Er ko%nnte anku%ndigen: "Der Zug No. . . . wild um . . . Uhr einfahren. Ich perso%nlich glaube es nicht." 487. Wie wa%re es, wenn ein Soldat milita%rische Meldungen machte, die auf Grund der Beobachtungen berechtigt wa%ren; er fu%gt ihnen aber bei, er glaube, sie seien unrichtig. -- Fragen wir uns nicht, was im Geiste dessen, der so spricht, vor sich gehen kann, sondern, 0b Ande1e: etwas mit dieser Meldung anfangen ko%nnen, und was. 488. Die Meldung ist ein Sprachspiel mit diesen Worten. Es wu%rde Verwirrung erzeugen, wenn wir sagten: Die Worte der Meldung , der gemeldete Satz habe einen bestimmten Sinn, und das Melden, die 'Behauptung', fu%8e diesem noch einen hinzu. So, als ob der Satz, von einem Grammophon ausgesprochen, der reinen Logik angeho%rte, als ob er hier den rein logischen Sinn ha%tte, als ob wir hier den Gegenstand v0r uns ha%tten, den Logiker in die Hand nehmen und betrachten, -- wa%hrend der behauptete, gemeldete Satz das Ding im Handel ist. Wie man sagen kann: Der Botaniker betrachtet eine Rose als PRanze, nicht als Schmuck des Kleides, oder Zimmers, oder als zarte Aufmerksamkeit. Der Satz, will ich sagen, hat keinen Sinn au#erhalb des Sprachspiels. Das ha%ngt damit zusammen, da# er n1cht eine Art Name ist. So da# man sagen ko%nnte: "Ich glaube . . .' -- das ist so" wobei man (in sich etwa) auf das deutet, was dem Satz sein'e Bedeutung gibt. 489. Ist es eine Tautologie, zu melden: "Die Reiter werden sofort eintreffen; und ich glaube es" ? 490. Das Paradox ist dies: Die Annahme kann man so ausdru%cken: "Angenommen, es ginge das in mir und das au#erhalb mir vordie Behauptung aber, es gehe das in mir vor, behauptet: es gehe das au#erhalb mir vor. In der Annahme sind die beiden Sa%tze u%ber dis Innere und das A%u#ere ganz unabha%ngig, in der Behauptung aber nicht. 491- Liegt nun das im Wesen des Begriffs 'glauben ? Gewi#- 492. Denk dir, Einer sagte "Ich wu%nsche, -- will aber nicht, da# mein Wunsch befriedigt werde. -- (Lessing: "Wenn Gott in seiner: Rechten. . . .")1 Kann man also Gott bitten, den Wunsch zu geben, 493. Da scheint es ja also, als wa%re die Behauptung "Ich glaube . . ." nicht die Behauptung dessen, was die Annahme "ich glaube" annimmt! [Vgl. PU, S. 190c.] 494. Sieh's nicht als selbstversta%ndlich an, sondern als etwas seht: Bemerkenswertes, da# die Verben "glauben", "hoffen", "wu%nschen", "beabsichtigen" u.s.w., alle grammatischen Formen aufweisen, die "essen", "reden", "schneiden" auch haben. (Vgl. PU, S. 190h.] 495. Denk, ich wa%re das Zwitterwesen, das aussprechen ko%nnte "Ich glaube nicht, da# es regnet; und es regnet". -- Aber wozu dienen nun diese Worte? Welche Verwendung denke ich mir von ihnen gemacht? "Er kommt. Ich perso%nlich glaube es nicht, aber la# dich das nicht beirren." -- "Er kommt, verla# dich drauf. Ich glaube es nicht; aber la# dich das nicht beirren." Das klingt, als ob zwei Personen aus mir spra%chen; oder als ob eine Instanz in mir dem Andern die Mitteilung machte, er komme, und diese Instanz wu%nscht, der Andere solle dementsprechend handeln, -- wa%hrend eine andere Instanz im gewissen Sinne mein eigenes Verhalten anku%ndi8t. Es ist so, als sa8te man: "Ich wei#, da# diese Handlungsweise falscff ist, wei# aber, ga6 ich so handeln werde." "Er kommt, aber ich glaube es nicht", kann also in einem Sprach-- spiel vorkommen. Oder besser: Es la%#t sich ein Sprachspiel 496. Ein Voltmeter, statt die Spannung durch Zeiger und Zifferblatt anzuzeigen, ko%nnte sie mit Hilfe einer Grammophonplatte aussprechen. Das Instrument sagt etwa, wenn man einen Knopf dru%ckt (es befragt) "Die Spannung betra%gt . . .". Ko%nnte es nun auch Sinn haben, das Voltmeter sagen zu lassen: "Ich glaube, die Spannung betra%gt . . ."~-- So einen Fall kann man sich schon denken. Soll ich nun sagen, das Instrument sage etwas u%ber sich selbst aus, -- oder u%ber die Spannung? Soll ich sagen, das Instrument sage immer etwas u%ber sich selbst aus? Und wenn es z.B. eine ho%here Ablesung der Spannung wiederholen kann: es habe geglaubt, die Spannung sei . . . gewesen? 497. Oder sagen wir's so: Soll ich sagen, ein Voltmeter zeigt etwas u%ber sich selbst an, oder die Spannung? Kann ich nicht beides sagen? Na%mlich jedes unter verschiedenen Umsta%nden? 498. Haben "Hilfe ! " und "Ich brauche Hilfe" verschiedenen Sinn; ist bedeutend betrachten? Hei#t es immer, etwas zu sagen: "Genau genommen war, was ich meinte, nicht 'Hilfe!', sondern 'Ich wu%nsche Hilfe'." Der schlimmste Feind unseres Versta%ndnisses ist hier die Idee, das Bild, eines 'Sinnes' dessen, was wir reden, in unserm Geiste. 499. Die Behauptung "Er wird kommen" spielt nicht auf den Behauptenden an. Aber auch nicht auf die Worte der Behauptung, wa%hrend "er wird kommen' ist ein wahrer Satz" auf die Worte anspielt und den gleichen Sinn hat wie der Satz, der dies nicht tut. 500. Ko%nnte man von dem Sinn der Worte "da# er kommen wird" reden? Denn diese Worte sind recht eigentlich die Frege'sche 'Annahme'. Nun, ko%nnte ich Einem nicht erkla%ren, was dieser Wortausdruck bedeutet? Doch wohl, in dem ich ihm erkla%re, oder zeige, wie er verwendet wird. 501. Die Schwierigkeit wird unu%berwindlich, wenn du denkst, der Satz "Ich glaube . . ." sage etwas u%ber den Zustand meiner Seele aus. Wa%re es so, so mu%#te man das Moore'sche Paradox reproduzieren ko%nnen, we11n man statt u%ber den Zustand der eigenen Seele, etwas u%ber den Zustand des Gehirns etwa aussagte. Der Witz ist aber eben, da# keine Behauptung u%ber den Zustand meines Gehirns (oder wessen immer) der Behauptung, die ich glaube -- "Er wird kommen" z.B. -- gleichkommt. 502. Fassen wir aber nun dennoch die Behauptung "Er glaubt p" als Aussage u%ber seinen Zustand auf, aus der jedenfalls hervorgeht, wie er sich unter gegebenen Umsta%nden verhalten wird! Gibt es denn nun zv so einer Aussage keine erste Person des Pr~-sens? Kann ich denn also nicht von mir selbst aussagen, ich sei jetzt in einem Zustand, in welchem die und die sprachlichen, und anderen, Reaktionen wahrscheinlich sind? A%- hflich ist es jedenfalls, wenn ich sage, "Ich bin jetzt sehr irritabel". A%hnlich ko%nnte ich auch sagen "Ich glaube jetzt jede schlimme Nachricht sehr leicht". 503. Wu%rde nun ein Satz, welcher aussagt, ich -- oder mein Gehirn -- seijetzt in einem so gearteten Zustand, da# ich auf die Frage "Wi1d er kommen" mit ' ja" antworte, und die und die anderen Reaktionen aufweise, -- wu%rde so ein Satz der Behauptung gleich kommen "Er: wird kommen"? Man ko%nnte hier fragen: "Wie denkst du dir denn, da# ich u%bet: diesen meinen Zustand unterrichtet bin? -- Durch Erfahrung etwa? Will ich also, aus der Erfahrung, voraussagen, ich werde jetzt so eine: Frage immer so beantworten, etc.?" Ist es so und mache ich in diesem Sinne die Aussage "ich glaube, er wird kommen" und fu%ge hinzu "und er wird nicht kommen", so ist das nur insofern ein Widerspruch wie etwa dies einer ist: "(ch kann kein viersilbiges Wort aussprechen", oder dies: "Ich kann keinen einzigen deutschen Satz sagen." Wenn die letztere eine Art Widerspruch ist, so ist es doch nicht die Annahme: "Angenommen ich ko%nnte keinen einzigen deutschen Satz: sagen." 504. Da# er das und das glaubt, ergibt sich fu%r uns aus der Beobachtung seiner Person, aber die Aussage "Ich glaube . . ." macht er nicht auf Grund der Selbstbeobachtung. Und darum kann "Ich glaube p" a%quivalent sein der Behauptung von "p". Darum auch die Frage "Ist es so?" dem Satz "Ich mo%chte wissen, ob es so ist". 505. "Dies Gesicht hat einen ganz bestimmten Charakter -- hei#t eigentlich: es lie#e sich viel daru%ber sagen. -- Wann sagt man dies? Was berechtigt einen dazu? Ist es eine bestimmte Erfahrung? Wei# man schon, was man sagen wird; hat man sich's schon im Stillen vorgesagt? Ist die Situation nicht a%hnlich wie die: 'jetzt wei# ich weiter! " 506. Wir kennen Alle den Vorgang des momentanen Wechsels des Aspekts; -- aber wie, wenn man nun fragte: "Hat A den Aspekt a nun fortwa%hrend vor Augen -- wenn na%mlich kein Aspektwechsel eingetreten ist?" Kann der Aspekt nicht, so zu sagen, ~ischer ode:r unbestimmter werden? -- Und wie seltsam, da# ich dasfage! 507. Es gibt so etwas, wie ein Aufflackern des Aspekts. So, wie mnn etwas mit intensiverem und weniger intensivem Ausdruck spielen kann. Mit sta%rkerer Betonung des Rhythmus und der Struktur, bde1 weniger starker. 508. Das als eine Variante von dem sehen, ho%ren. Da ist also den Moment, wo ich beim Anblick von A an B denke, wo dieses Sehen, so zu sagen, akut ist, und dann die Zeit, in der es chronisch ist. 5o9. Das psychologische Pha%nomen nicht erkla%ren, sondern hinnehmen, ist das schwere. -- s 10. "F" als Variation verschiedener Figuren. Wenn ich mir denke, da# in meinem Geist das Paradigma, als dessen Variante ich das Objekt sehe, irgendwie beim Sehen gegenwa%rtig ist, dann ko%nnte es (doch) bald deutlicher, bald undeutlicher gegenwa%rtig sein, und es ko%nnte auch ganz verschwin- den. 511. Denk dir zwei Leute: der eine hat in der Jugend das "F" so gelernt "q " -- der Andere, wie wir, " A ". Wenn nun die Bederu das Wort "Figur" lesen, -- mu# ich sagen, habe ich Grund zu sagen, sie sa%hen Jeder das "F" anders? Offenbar nein. Und ko%nnte es nicht doch sein, da# der Eine von ihnen, wenn er ho%rt, wie der Andere diesen Buchstaben schreiben und lesen gelernt hat, sagt: "So hab ich ihn nie angesehen, sondern immer so"? Und ferner wird es wohl Situationen geben, in denen ich, was einer dieser Leute tut, oder sagt, so erkla%ren werde: "Er betrachtet na%mlich diesen Buchstaben als Variante von. . . ." 512. Das ist sicher, da# man sagen kann: "Ich habe das noch nie so gesehen". Hier ist das "nie" unzweifelhaft. -- Sagst du aber "Ich habe: das immer so gesehen", so ist dies "immer" nicht gleicherma#en sicher. Und daran ist natu%rlich garnichts merkwu%rdiges, wenn man statt "gesehen" "aufgefa#t" sagt. 513. Denke, du wu%#test, da# das Zeichen 3 eine Kombination eines mit einem ist.--Das erinnert an das Traum- pha%nomen, das man in einer Traumerza%hlung mit den Wortea beschreibt: "und ich wu#te, da# . . .". Und es hat auch A%hnlichkeit mit dem, was man "Halluzination" nennt. 514. Es ist, als wa%re in meinem Geist ein Paradigma, eine Vorlage gegenwa%rtig, wenn ich das Zeichen sehe. Aber was fu%r eine Vorlage?? wie sieht sie aus? Doch nicht eben, wie das Zeichen selbst! -- Also wie das Zeichen, so gesehen? -- Aber wie gesehen? Wie soll ich den Aspekt notieren? Nun, wie notieren wir ihn denn; wie versta%ndigen wir uns u%ber ihn? Ich sage etwa: "Das Zeichen, wie ich's sehe, schaut nach rechts." Ich ko%nnte sogar von einer Art visuellen Schwerpunkt reden, -- sagen: Der Schwerpunkt des Zeichens F befindet sich hier. Kaflr1 ich erkla%ren, was ich damit meine? Nein. -- Aber diese meine Reaktion kann ich mit Reaktionen Anderer vergleichen. 515. Bin ich mir stets der Verschwommenheit der Ra%nder meines Gesichtsfelds bewu#t? Soll ich sagen: "Fast nie", oder "Nie" ? 516. In einem andern Gedankenraum -- mo%chte man sagen -- schaut das Ding anders aus. 517. Man ko%nnte sich in der Musik eine Variation auf ein Thema denken, die, etwa ein wenig anders phrasiert, als eine ganz andere Ari der Variation des Themas aufgefa#t werden kann. (Im Rhythmus gibt es solche Mehrdeutigkeiten.) Ja, was ich meine, findet sich wahrscheinlich u%berhaupt immer, wenn eine Wiederholung das Thema in ganz anderem Licht erscheinen la%#t. 518. Kein Aspekt, der nicht (auch) Auffassung ist. 519. Angenommen Einer sagte mir: "Es hat sich jetzt etwas an dem Bild vera%ndert -- ich kann's nicht anders ausdru%cken -- obwohl die Form die gleiche ist wie fru%her. Ich kann nur sagen: fru%her war es ein"e Art , jetzt ist es eine art . Wenn er das sagte, ko%nnte ich nicht doch mi#trauisch sein und bezweifeln, da# er die Figur immer, ununterbrochen, so gesehen und sie nicht nur nie anders aufgefa#t hat? 520. Denk dir, das Kind, wenn es den Buchstaben "R" gelernt hat, sagt uns: "Ich sehe es immer als ein 'R'." Was ko%nnte uns das mitteilen?? --Ja, auch wenn es uns sagte, "Ich sehe es immer als ein 'P' mit einer schiefen Stu%tze", wu%rde uns das nur sagen: so fa#t das Kind es auf, so erkla%rt es sich den Buchstaben, und dergleichen. Erst wenn es vom Wechseln des Aspekts spra%che, wu%rden wir sagen, nun sei e:s jenes Pha%nomen. . . . 521. Sagt Einer "Ich sehe es immer so", so mu# er das "So" angeben. Angeno1nmen, er ta%te das, indem er den Strichen der Figur in einer bestimmten Reihenfolge, oder in einem bestimmten Rhythmus nach- fu%hre. Das wa%re ahnlich, als sagte er uns: "Ich folge der Figur mit den Augen immer so". Und da aonnte es natu%rlich sein, da# ihn sein Geda%chtnis ta%uscht. 522. Sagt er "Ich sehe etzt) die Figur so" und fa%hrt ihr in bestimmter Weise nach, -- so mu%#te das nicht sowohl eine Beschreibung sein, als, sozusagen, dies Sehen selbst. Sagt er aber "Ich habe sie immer so gesehen", so hei#t das, er habe sie nie anders gesehen, und da mag et sich ta%uschen. 523. Nein, das Paradigma schwebte mir nicht sta%ndig vor--aber wenn ich den Wechsel des Aspekts beschreibe, dann geschieht das Hilfe der Paradigmen. 524. "Ich habe es immer so gesehen" -- damit will man eigentlich sagen: "Ich habe es immer so aufgefa#t, und dieser Wechsel des Aspekts hat nie stattgefunden. " 525. Ich habe es nie so gesehen, sondern immer so." Nur ist das allein noch kein Satz. Das Feld fehlt ihm noch. 526. "Ich habe es immer mit diesem Gesicht gesehen. "Aber du mu#t noch sagen, mit welchem. Und sowie du das dazu sagst, ist es nicht mehr als ha%ttest du's immer getan. "Ich habe diesen Buchstaben immer mit einem lra%mlichen Gesicht gesehen." Da kann man fragen: "Bist du sicher, ga# es immer war?" D.h.: ist dir die Gra%mlichkeit immer aufgefallen? 527. Und wie ist es mit dem 'Auffallen'? Findet das in einem Moment statt, oder dauert es an? 528. Wenn ich ihn ansehe, sehe ich immer das Gesicht seines Vaters." Immer? -- Aber dcch nicht nur auf Augenblicae! Dieser Aspekt kann andauern. 529. Denk dir, man sagte: "Ich sehe es jetzt immer in diesem Zusammenhang. " -- 530. Absolutes und relatives Geho%r. Hier ist etwas A%hnliches: Ich ho%re den Ubergang von einem Ton zum andern. Aber nach kurzer Zeit kann ich einen Ton nicht mehr als den ho%heren oder tieferen jener beiden erkennen. Und es mu%#te auch keinen Sinn haben, von einem solchen "Erkennen" zu reden; wenn es na%mlich kein Kriterium des richtigen Erkennens ga%be. 531. Es ist beinahe, als ob das 'Sehen des Zeichens in diesem Zusammenhang' ein Nachhallen eines Gedankens wa%re. [Vgl. PU, S . 212b.] 532. Von einem wirklichen oder gemalten Gesicht zu sagen "Ich habe es immer als Gesicht gesehen", wa%re seltsam; aber nicht: "Es war fu%r mich immer ein Gesicht, und ich habe es nie als etwas andere=s gesehen." 533. Wenn ich z.B. das 2 eir1mal als ein T mit einem hinzuge-- U%gten Strich sehe, so ist es, als ob die Gmppierung sich a%nderte. Fragt man mich aber: "Du hast also fru%her diese Figur immer mit der Gruppierung eines I gesehen?" so ko%nnte ich nicht sagen, es sei so. 534. Wenn Einer sagt: "Ich rede von einem visuellen Pha%nomen, in welchem sich wirklich das Gesichtsbild, na%mlich seine Organisation a%ndert, obwohl Formen und Farben die gleichen bleiben ' -- dann kann ich ihm antworten: "Ich wei#, wovon du redest; ich m~-chte auch das sagen, was du sagst." -- Ich sage also nicht: 'ja, das Pha%no-- men, wovon wir beide reden, ist wirklich ein Wechsel der Organisation . . .", sondern 'ja, dies Reden von dem Wechsel der Organisation, etc. ist die A%u#erung des Erlebnisses, das auch ich me1ne . s35. "Die Organisation des Gesichtsbilds a%ndert sich." -- 'ja, das mo%chte ich auch sagen." - Das ist analog dem, wenn Einer sagte, "Alles um mich kommt mir unwirklich vor" -- und ein Anderer erwidert: 'ja, ich kenne dieses Pha%nomen. Ganz so mo%chte ich's auch ausdru%cken." 536. "Die Organisation des Gesichtsbilds a%ndert sich" hat eben nicht die gleiche Art der Anwendung, wie: "Die Organisation dieses Vereins a%ndert sich." Hier kann ich beschreiben, wie das ist, wenn sich die Organisation unseres Vereins a%ndert. 537. "Es ist mir nie aufgefallen, da# man die Figur so sehen kann": folgt daraus, da# es mir aufgefallen ist, oder da# ich wu#te, da# maa sie so sehen konnte, wie ich sie immer gesehen habe? 538. Ich ho%re einen Ton -- ho%re ich also nicht, wie laut er ist?--Ist es richtig, zu sagen: wenn ich den Ton ho%re, mu%sse ich mir des Grades seiner Lautheit bewu#t sein? -- Anders ist es, wenn seine Sta%rke sich a%ndert. 539. Es wu%rde auf den ersten Blick so erscheinen: Jemand kommt darauf, da# man ein auch als T mit einem Anha%ngsel sehen kann ; er sagt "Jetzt sehe ich's als T, etc.,jetzt wieder als F". Daraus scheint zu folgen, da# er's das zweite mal so sieht, wie er es vor seiner Entdeckung immer gesehen hat. -- Da# also, wenn es Sinn hatte zu sagen, 'jetzt sehe ich's wieder als F", es auch Sinn gehabt ha%tte vor dem Wechsel des Aspekts zu sagen "Ich sehe den Buchstaben immer als F". 540. Wenn ich einen Satz immer in einem und demselben Tonfall geho%rt ha%tte (und oft geho%rt ha%tte), wa%re es richtig, zu sagen, ich mu%sse mir natu%rlich des Tonfalls bewu#t gewesen sein? Wenn das eben dasselbe hei#t wie, ich habe ihn in diesem Tonfall geho%rt und spreche ihn auch immer in diesem Tonfall nach, -- dann bin ich mir des Tonfalls bewu#t. Ich mu# aber wissen, da# es so etwas gibt, w~e einen 'Tonfall', der Tonfall braucht mir nie au~efallen zu sein, ich brauche nie auf ihn gelauscht zu haben. Der Begriff Tonfall mag mir ganz unbekannt sein. Die 'Trennung' des Tonfalls vom Satz braucht sich fu%r mich nicht vollzogen zv haben. Ich habe also kein Sprachspiel mit dem Wort "Tonfall" gelernt. 541. Wenn das Kind die Buchstaben lernt, lernt esja nicht, sie so und nicht anders sehen. Soll ich nun sagen, der Mensch komme spu%te=1 beim Wechsel des Aspekts drauf, da# er einen Buchstaben, z.B. ein R, immer in der gleichen Weise gesehen habe? -- Nun, so konnte es sein, ist aber nicht so. Nein, das sagen wir nicht. Sogar, wenn Einer so etwas salte wie, U%r ihn habe der Buchstabe . . . immer das und das Gesicht geAabt, wu%rde er zugeben, da# er in vielen Fa%llen beim Anblick des Buchstabens nicht an ein Gesicht 'gedacht' habe. 542. Soll ich nun sagen: eine 'Art des Sehens' assoziiere sich fu%r uns mit einem Buchstaben? Gewi# nicht; au#er es hei#t etwas a%hnliche:s wie: ein Gesicht assoziiere sich mit einem Buchstaben. 543. Denk an den Begriff "Schreibwe1se . Man kann sagen Das ist eine interessante Schreibweise des Buchstabens . . ." -- aber versteht also jeder, was "Schreibweise" hei#t, der einen Buchstaben schreiben gelernt hat? Ich meine: Kann Einer die Schreibweise des S beachten, der garnicht wei#, da# es verschiedene Schreibweisen eines Buch- stabens gibt? -- Oder spiele ich hier nur mit Worten? Du darfst nur nicht einen zu engen Begriff des 'Erlebens' haben. Frag dich etwa: Kann der eine Aussprache als vulga-r empfinden, der etwa nie andere Beispiele vor sich hatte? 544. "Diese Schrift ist mir unsympathisch." Kann dem, der gerade: lesen und schreiben lernt, eine Schrift 'unsympathisch' sein? -- Sie kann ihn vielleicht in irgend einem Sinne absto#en. Nur von dem hat es Sinn zu sagen, eine Schrift sei ihm unsympathisch, der sich bereits allerlei Gedanken u%ber eine Schrift machen kann. 545. Wa%re es denkbar, da# u%ber zwei identischen Abschnitten eines Musikstu%cks Anweisungen stu%nden, die uns aufforderten, es beim ersten mal so, beim zweiten mal so zu ho-ren, ohne da6 dies auf den Vortrag irgendeinen Einflu# ausu%ben sollte. Es wa%re etwa da:s Musikstu%ck fu%r eine Spieluhr geschrieben und die beiden gleichen Abschnitte wa%ren in der gleichen Sta%rke und dem gleichen Tempo zv spielen -- nur jedesmal anders aufzufassen . Nun, wenn auch ein Komponist so eine Anweisung noch nie: geschrieben hat, ko%nnte nicht ein Kritiker sie schreiben? Wa%re so eine Anweisung nicht vergleichbar mit einer U%berschrift der Pro-- grammusik ("Tanz der Landleute") ? 546. Nur freilich, wenn ich Einem sage "Ho%re es so", so mu# er nun sagen ko%nnen: 'ja, jetzt versteh ich's; jetzt hat es wirklich Sinn!" (Etwas mu# einschnappen.) 547. Welchen Begriff von der Gleichheit, Identita%t, haben wir? Du kennst die Verwendungen des Wortes "gleich", wenn es sich im gleiche Farben, gleiche Kla%nge, gleiche Formen, gleiche La%ngen, gleiche Gefu%hle handelt, und du entscheidest, ob nun der und der: Fall in diese Familie aufgenommen werden soll, oder nicht. 548. Was ist an der Idee absto#end, da# wir den Gebrauch eines Wortes studieren, Fehler in der Beschreibung dieses Gebrauchs; aufzeigen, u.s.w.? Vor allem fragt man sich: Wie ko%nnte das uns so wichtig sein? Es kommt drauf an, ob man 'falsche Beschreibung' de= nennt, die nicht mit dem sanktionierten Sprachgebrauch u%berein- stimmt, -- oder die, die nicht mit der Praxis des Beschreibenden u%bereinstimmt. Nur im zweiten Fall entsteht ein philosophischer Konflikt. 549. Weniger absto#end ist die Idee: wir machen uns, vom Denken z.B., ein ~lsches Bild. Denn hier sagt man sich: wir haben es doch mindestens mit dem Denken, nicht mit dem Worte "denken", zu tun. Also, wir machen uns vom Denken ein falsches Bild. -- Aber wovon machen wir uns ein falsches Bild; wie wei# ich, z.B., da# du dir von dem ein falsches Bild machst, wovon auch ich mir ein falsches Bild mache? Nehmen wir an, unser Bild des Denkens wa%re ein Mensch, der den Ko fn die Hand stu%tzt und zu sich selber redet. Unsere Frage ist nicht "Ist das ein richtiges Bild?" sondern: "Wie wird dies Bild als Bild des Denkens verwendet?" Nicht: "Wir haben uns ein falsches Bild gemacht" -- sondern: "Wir kennen uns im Gebrauch unseres Bildes, oder unserer Bilder, nicht aus!" Und also nicht im Gebrauch unseres Wortes. 550. Wohl, -- aber dies Wort ist doch nur insofern interessant, als es tatsa%chlich fu%r uns einen ganz bestimmten Gebrauch besitzt, also sich bereits auf eine gewisse Erscheinung bezieht! -- Das ist wahr. Und das hei#t: wir haben es nicht mit einer Verbesserung der grammatischen Konventionen zu tun. -- Aber was hei#t das: "Wir wissen Alle, auf welche Erscheinung sich das Wort 'denken' bezieht"? Hei#t es nicht eben: wir ko%nnen Alle das Sprachspiel mit dem Wort "denken" spielen? Nur erzeugt es Unklarheit, das Denken eine 'Erscheinung, zu nennen; und weitere Unklarheit, zu sagen "wir machen uns von dieser Erscheinung ein falsches Bild". ("Einen falschen Begriff" ko%nnte man schon eher sagen.) 551. Haben wir es mit dem Gebrauch des Wortes "fu%nf" zu tun, so haben wir es, in gewissem Sinne, mit dem zu tun, was dem Worte 'entspricht'; nur ist diese Ausdrucksweise primitiv, setzt eine primitive Auffassung vom Gebrauch eines Wortes voraus. 552. Ein 'Sprachspiel': Man la%#t Einen ein Aroma, z.B. das des Kaffees nach einer Zeichnung wa%hlen. Man sagt ihm: "Kaffee riecht so- und nun befiehlt man ihm diejenige Flu%ssigkeit zu bringen, die so riecht. -- Ich nehme nun an, er bra%chte wirklich die richtige. Ich ha%tte also ein Mittel, durch etwas Zeichenartiges einem Menschen Befehle zu erteilen. ((Zusammenhang mit dem Wesen der Regel, der Technik, der Mathematik, -- der reellen Zahlen z.B.)) Dies ha%ngt auch damit zusammen: ("Die Henne 'ruft' die Ku%chlein zu sich. ' ') 553. "Man kann das Aroma des Kaffees nicht beschreiben." Aber ko%nnte man sich nicht denken, da# man's ko%nnte? Und was mu# man sich dazu vorstellen? Wer sagt "Man kann das Aroma nicht beschreiben", den kann man fragen: " Womit willst du's beschreiben? Mit Hilfe welcher Elemente?" 554. Wir sind auf die Aufgabe garnicht gefa#t, den Gebrauch des Wortes "Denken", z.B., zu beschreiben. (Und warum sollten wir's sein? Wozu ist so eine Beschreibung nu%tze?) Und die naive Vorstellung, die man sich von ihm macht, entspricht garnicht der Wirklichkeit. Wir erwarten uns eine glatte, regelma%#ige Kontour, und kriegen eine zerfetzte zu sehen. Hier ko%nnte man wirklich sagen, wir ha%tten uns ein falsches Bild gemacht. Es ist das beinahe, als ga%be es ein Substantiv, sagen wir "Riese", mit Hilfe dessen man all das ausdru%ckt, was wir mit dem Adjektiv "gro#" sagen. Das Bild, das uns beim Worte "Riese" in den Sinn ka%me, wa%re das eines Riesen. Und nun sollte man unsere seltsame Verwendung des Wortes "gro#", mit diesem Bild vor unsern Augen, beschreiben. [Vgl.Z111.] 555. Macaulay sagt, die Dichtkunst sei eine "nachahmende Kunst" und gera%t natu%rlich sogleich in die gro%#ten Schwierigkeiten mit diesem Begriff. Er will beschreiben; aber jedes Bild, das sich ihm darbietet, ist unzutreffend, so offenbar richtig es auch auf den ersten Blick scheint; und so seltsam es auch scheint, da# man nicht sollte beschreiben ko%nnen, was man so genau versteht. Hier sagt man sich: "Es mu# eben so sein! -- auch wenn ich nicht gleich alle Einwa%nde beiseite schieben kann." 556. Es wa%re doch sehr wohl denkbar, da# Einer sich genau in einer Stadt auskennt, d.h., von jedem Ort der Stadt zu jedem andern mit Sicherheit den ku%rzesten Weg fa%nde, -- und dennoch ganz au#er Stande wa%re, einen Plan der Stadt zu zeichnen. Da# er, sobald er es versucht, nur ga%nzlich Falsches hervorbringt. (Unser Begriff vom 'Instinkt'.) [Vgl. Z 121.] 557. Vor allem fehlt dem, der die Beschreibung versucht, nun jedes System. Die Systeme, die ihm in den Sinn kommen, sind unzurei- chend; und er scheint plo%tzlich in einer Wildnis zu bcfinden, statt in dem wohlangelegten Garten, den er so gut kannte. Es kommen ihm wohl Regeln in den Sinn, aber die Wirklichkeit zeigt nichts als Ausnahmen. 558. Und die Regeln des Vordergrunds machen es uns unmo%glich, die Vordergrund zusammenhalten, sehen wir nur widerliche Ausnahmen, also UnregelmaBigkeit. 559. Sagen wir, es denkejeder, der sinnvoll spricht? Z.B. der Bauende im Sprachspiel No. 2?i Ko%nnten wir uns nicht das Bauen und Rufen der Wo%rter, etc., in einer Umgebung denken, in der wir es mit einem n en "dc nk "i d gi "u-berlegen". [Vgl. Z 98.] 560. "Eine Multiplikation mechanisch ausfu%hren" (ob nun auf dem Papier oder im Kopfe) sagen wir wohl--aber "sich etwas mechanisch u%berlegen", das entha%lt fu%r uns einen Widerspruch. 561. Der Ausdruck, das Benehmen, des Uberlegens. Wovon sagen wir: Es u%berlege sich etwas? Vom Menschen, manchmal vom Tier. (Nicht vom Baum, oder vom Stein.) Ein Zeichen des Uberlegens ist ein Zo%gern im Handeln (Ko%hler). (Nichtjedes Zo%gern.) 562. Denke vom 'U%berlegen' an das 'Versuchen'. An das 'Unter- suchen', an den Ausdruck des Staunens; des Mi#lingens und Gelingens. 563. Was mu# der Mensch nicht alles tun, damit wir sagen, er denke! 564. Er kann nicht wissen, ob ich denke, aber ich wei# es. Was wei# ich? Da# das, was ich jetzt tue, denken ist? Und womit vergleich ich's, um das zu wissen? Und kann ich mich darin nicht irren? Also bleibt nur u%brig: ich wisse, da# ich tue, was ich tue. -- 565- Aber es hat doch Sinn' zu sagen Er wei# nicht' was ich dachte' denn ich habe es ihm nicht gesagt' ! Ist ein Gedanke auch dann 'privat', wenn ich ihn laut im Selbstgespra%ch a%u#ere, wenn mich niemand ho%rt ? "Meine Gedanken kenne nur ich allein." Das hei#t doch ungefa%hr: "Ich kann sie beschreiben, ausdru%cken, wenn ich will." 566. "Meine Gedanken kenne nur ich allein." -- Woher wei#t du das? Erfahrung hat es dich nicht gelehrt. -- Was teilst du uns dadurch mit? -- Du mu#t dich schlecht ausdru%cken. "Nicht doch! Ich denke mir jetzt etwas; sag mir, was es ist!" So war es also doch ein Erfahrungssatz? Nein; denn sagte ich dir, was du dir denkst, so ha%tte ich's doch nur erraten. Ob ich's richtig erraten habe, wie la%#t sich das entscheiden? Durch dein Wort, und gewisse Umsta%nde: Also vergleiche ich dieses Sprachspiel mit einem andern, bei welchem die Mittel der Entscheidung (Verifikation) anders aussehen. 567. "Ich kann hier nicht. . . ." -- Wo kann ich denn? In einem andern Spiel. (Ich kann hier -- im Tennis na%mlich -- den Ball nicht durch's Tor schie#en.) 568. Aber ist nicht ein Zusammenhang zwischen dem grammatischen 'privat sein' der Gedanken und der Tatsache, da# wir im allgemeinen die Gedanken des Andern nicht erraten ko%nnen, ehe er sie ausspricht. Es gibt doch ein Gedankenerraten in dem Sinne, da# Einer mir sagt: "Ich wei#, was du jetzt gedacht hast" (oder "woran du jetzt gedacht hast") und ich zugeben mu#, er habe meine Gedanken richtig erraten. Und dies kommt doch tatsa%chlich sehr selten vor. Ich sitze oft, ohne zu reden, mehrere Minuten lang in meiner Klasse, und Gedanken gehen mir durch den Kopf; aber keiner meiner Ho%rer ko%nnte wohl erraten, was ich bei mir gedacht habe. Es wa%re aber doch auch mo%glich, da# sie Einer erriete und aufschriebe, so als ha%tte ich sie ausgesprochen. Und zeigte er mir das Geschriebene, so mu%#te ich sagen 'Ja, ganz das habe ich mir gedacht". -- Und hier wa%re z.B. die Frale unentscheidbar: ob ich mich auch nicht irre; ob ich wirklich das gedacht hatte, oder nur, von seiner Niederschrift beeinflu#t, mir nun fest einbilde, gcrade dies gedacht zu haben. Und das Wort "unentscheidbar" geho%rt zur Beschreibung des Sprachspiels. 569. Und wa%re nicht auch dies denkbar: Ich sage Einem "Du hast dir jetzt gedacht . . ." -- Er verneint es. Aber ich bleibe fest bei meiner Behauptung, und endlich sagt er: "Ich glaube, du hast recht; ich werde mir das gedacht haben; mein Geda%chtnis wird mich ta%uschen." Und denke nun, da# dies ein ganz gewo%hnliches Vorkommnis wa%re! 570. "Gedanken und Gefu%hle sind privat" hei#t ungefa%hr das gleiche wie "Es gibt Verstellung", oder "Man kann seine Gedanken und Gefu%hle verbergen; ja lu%gen und sich verstellen". Und es ist die Frage, was dieses "Es gibt" und "Man kann" bedeutet. 106 I--566 571. Unter welchen Umsta%nden, bei welchen Anla%ssen, sagt man denn: "Meine Gedanken kenne nur ich"? -- Wenn man auch ha%tte sagen ko%nnen: "Meine Gedanken werde ich dir nicht sagen", oder ' "Meine Gedanken halte ich geheim", oder "Meine Gedanken ko%nnt ihr nicht erraten". 572. Wovon sagt man denn, man kenne es? und in wiefern kenne ich meine Gedanken? Sagt man nicht von dem, man kenne es, was man richtig beschreiben kann? Und kann man das von den eigenen Gedanken sagen? Wenn Einer die Worte die "Beschreibung" des Gedankens nennen will, statt den "Ausdruck" des Gedankens, frage er sich, wie man einen Tisch beschreiben, und wie man die eigenen Gedanken beschreiben lernt. Und das hei#t nur: er sehe zu, wie man die Beschreibung eines Tisches, und wie man die Beschreibung der Gedanken als richtig oder falsch beurteilt; er mo%ge also diese ; Sprachspiele in allen ihren Situationen ins Auge fassen. ,, i 573. "Die Tatsache ist doch, da# der Mensch nur seine eigenen Gedanken kennt." ("Die Tatsache ist doch, da# von meinem eigenen - Denken nur ich wei#.") 574. "Dem Menschen hat es die Natur gegebet, da# er im Geheimen denken kann." Denk dir, man sagt: "Die Natur hat es dem Menschen gegeben, da# er ho%rbar, aber auch unho%rbar, in seinem Geiste, reden kann." Er kann also, hei#t das, dasselbe auf zwei Arten tun. (Als ko%nnte er sichtbar verdauen und unsichtbar verdauen.) Nur ist beim Reden im Geiste das Reden besser verborgen, als ein Vorgang im Innern des Ko%rpers sein kann. -- Wie wa%re es aber, wenn ich redete und alle Andern taub wa%ren? Wa%re da mein Reden nicht ebensogut verborgen? "Im tiefsten Geheimnis des Geistes geht es vor sich." 575. Wer mir sagt, was er gedacht hat, -- hat mir der wirklich gesagt: was er gedacht hat? Mu#te nicht das eigentliche geistige Ereignis unbe- schrieben blciben?--War nicht er das Geheime, -- wovon ich in der Rede dem Andern nur ein Bild gebe? 576. Wenn ich Einem sage, was ich denke, -- kenne ich da meinen Gedanken besser, als meine Worte ihn darstellen? Ist es, als kennte ich einen Ko.rper und zeigte dem Andern nur eine Photographie? : 577. "Dem Menschen ist es gegeben in voller Abgeschlossenheit mit sich selbst zu reden; in einer Absonderung, die weit vollkommener ist, als die eines Einsiedlers." Wie wei# ich, da# dem N. dies gegeben ist? -- Weil er's sagt und zuverla$-. ig ist? -- Und doch sagen wir: "Ich wu%#te gerne, was er jetzt bei sich denkt"; ganz so, wie wir sagen ko%nnten: "Ich wu%#te gerne, was er jetzt in sein Notizbuch schreibt." Ja, man ko%nnte eben das sagen und es, sozusagen, als selbstversta%ndlich ansehen, da# er bei sich das denkt, was er ins Notizbuch eintra%gt. 578. Wu%rden nun Leute, die regelma$ig -- etwa durch Beobachten des Kehlkopfs eines Menschen -- seine Gedanken 'lesen' ko%nnten, -- wu%rden die auch von der ga%nzlichen Einsamkeit des Geistes mit sich . selbst zu sprechen geneigt sein? -- Oder: Wa%ren auch sie geneigt, das Bild von der 'ga%nzlichen Abgeschlossenheit' zu gebrauchen? 579. "Ich mo%chte wissen, worauf er sinnt!" Aber nun stell dir diese -- scheinbar irrelevante -- Frage: "Was ist daran u%berhaupt Interessantes, was 'in ihm', in seinem Geiste, vorgeht -- angenommen, da# etwas . vorgeht?" (Hol's der Teufel, was in ihm vorgeht!) Verborgenheit ist, in der Philosophie, irrefu%hrend. So irrefu%hrend etwa, wie der Vergleich des Suchens nach dem treffenden Ausdruck mit den Bemu%hungen dessen, der eine nur ihm 1 sichtbare Linie genau nachzeichnen will. 581. Was uns verwirrt, ist, da# die Gedanken des Andern zu kennen, von einer Seite besehen, logisch unmo%llich, und von einer andern besehen, psychologisch und physiologisch unmo%glich ist. 582. Ist es nun richtig, zu sagen: da# diese beiden 'Unmo%glichke1ten' so miteinander zusammenha%ngen, da# die psychologische Un- mo%glichkeit (hier) das Bild liefert, das uns (dann) zum Abzeichen des Begriffs 'denken' wird? 583. Man kann nicht sagen: das Schreiben in's Notizbuch, oder das monologische Sprechen, sei dem stummen Denken 'a%-hnlich'; wohl aber kann der eine Vorgang den andern (das Rechnen im Kopf das schriftliche Rechnen, z.B.) fu%r gewisse Zwecke ersetzen. 584. Ko%nnte es Leute geben, die beim Denken immer zu sich selbst murmeln, deren Denken also fu%r Andere zuga%nglich ist? -- 'Ja, aber wir ko%nnten doch nicht wissen, ob sie nicht, au%erdem, stumm bei sich selber denken!" -- Ko%nnte es denn aber nicht sein, da#, dies anzunehmen, ebenso sinnlos wa%re, wie anzunehmen, die Haare dieser Leute da%chten, oder ein Stein da%chte? Mu%#ten wir, hei#t das, wenn dies so wa%re, auch nur auf der1 Gedanken kommen, Einer da%chte, ha%tte Gedanken, in seinem Geist verborgen? 585. "Ich wei# nicht, was du dir denkst. Sag, was du dir denkst! -- Das hei#t etwa: "Rede! " 586. Ist es also irrefu%hrend, von der Seele des Menschen, oder von seinem Geist zu reden? So wenig, da# anz versta%ndlich ist, wenn ich sage: "Meine seele ist mu%de, nicht blo# mein Verstand." Aber sagst du nicht doch, da# alles, was man durch das Wort "Seele" ausdru%cken kann, irgendwie auch durch Worte fu%r Ko%rperliches sich ausdru%cken la%#t? Ich sage es nicht. Aber wenn es auch so wa%re, -- was wu%rde es besagen? Die Worte, so wie auch das, worauf wir bei ihrer 1 Erkla%rung weisen, sind ja nur die Instrumente, und nun kommt's auf ihren Gebrauch an. 587. Unsere Kenntnis verschiedener Sprachen la%#t uns die Philosophie, die in den Formen einer jeden niedergelegt sind, nicht recht ernst nehmen. Dabei sind wir aber blind dafu%r, da# wir (selbst) starke Vorurteile fu%r, wie gegen, gewisse Ausdrucksformen haben; . . da# eben auch diese U%bereinanderlagerung mehrerer Sprachen fu%r uns ein besonderes Bild ergibt. Da# wir, sozusagen, nicht beliebig die eine Form durch eine andere u%berdecken. [Vgl. Z 323.] 588. Du mu#t bedenken, da# es ein Sprachspiel geben kann, 'eine Reihe von Ziffern fortsetzen', in dem keine Regel, kein Regelausdruck je gegeben wird, sondern das Lernen nur durch Beispiele geschieht. So da# die Idee, jeder Schritt sei durch ein Etwas -- eine Art Vorbild -- in unserm Geiste zu rechtfertigen, diesen Leuten ga%nzlich fremd wa%re. [Vgl. Z 295.] 589. Beispiel von den Namen, die nur in Begleitung ihrer Tra%ge1 Bedeutung haben, d.h. nur so verwendet werden. Sie dienen also nur zur Vermeidung des steten Zeigens. Das Beispiel, das mir imme1 wieder vorschwebt, ist die Bezeichnung von Linien, Punkten, Winkeln, in geometrischen Figuren, mit A, B, C, . . . a, b . . . etc. 590. Beim Lesen: Sehen des Wortbilds: "Ich habe das Wort flu%chtig gesehen" -- das ist ein besonderes Erlebnis, la%#t sich nicht durch einen Film darstellen. 591. Denk dir eine Geisteskrankheit, in welcher man Namen nur in Anwesenheit ihrer Tra%ger gebrauchen und verstehen kann. (Vgl. Z 714-] 592. Es ko%nnte von Zeichen ein Gebrauch gemacht werden solcher Art, da# die Zeichen nutzlos wu%rden (da# man sie vielleicht vernichtete) , sobald der Tra%ger aufho%rte zu existieren. In diesem Sprachspiel mu%#te sozusagen der Name den Gegenstand an einer Schnur haben; und ho%rt der Gegenstand auf zu existieren, so kann man den Namen, der mit ihm zusammen gearbeitet hat, wegwerfen. [Vgl. Z 715 .] 593. "Ich beabsichtige dorthin zu gehen": Beschreibung eines Seelen zustands, oder A%u#erung? -- Wenn man sich ein Modell der Seele vorstellt, so ko%nnte der Satz eine Beschreibung des Modells im gegen wa%rtigen Zustand sein. Der Mensch schaut seine Seele an und sagt: . . . Ist es ein gutes, oder ein schlechtes Modell? -- wie wa%re das zu entscheiden? Die Frage ist: Wie wu%rde es als Zeichen verwendet? 594- Ich beabsichtige - - - ko%-nnte man als Aussage verwenden: Ich tue etwas, was dieser Absicht gema%# ist" z.B.: ich packe fu%r die Reise, bereite mich so oder so, durch U%berlegungen oder Handlungen, auf die Reise vor. So ao%nnte man ein Verbum verwenden. Etwa entsprechend dem Ausdruck "Ich handle in der Absicht. . . ." 595. Beschreibung meiner Seelenzusta%nde: des Wechsels von Furcht und Hoffnung z.B. "Am Vormittag war ich voller Hoffnung, dann . . .". Jeder wu%rde das eine Beschreibung nennen. Aber es ist Benehmens gehen ko%nnte. 596. Vergleiche den Ausdruck der Furcht und Hoffnung mit dem des 'Glaubens', das und das werde geschehen. -- Man nennt darum auch Hoffnung und Furcht "Gemu%tsbewegungen", den Glauben (oder das Glauben) aber nicht. 597. Wenn ich sage: Die Absicht, es zu tun, wurde von Stunde zu Stunde sta%- rker" -- dies wird man Beschreibung nennen. Aber dann doch auch dies: "Ich beabsichtigte die ganze Zeit. . . ." Vergleiche nun "Ich glaubte die ganze Zeit an's Gravitations- gesetz" mit "Ich glaubte die ganze Zeit, ein leises Flu%stern zu ho%-ren". Im ersten Fall ist "Glauben" a%hnlich verwendet, wie "Wissen". ('Ha%tte man mich gefragt, so ha%tte ich gesagt. . . .') Im zweiten Fall haben wir eine Ta%tigkeit, ein Vermuten, Lauschen, Zweifeln, etc. Und bezeeichnet auch "glauben" nicht diese Ta%tigkeit, so ist es doch sie, die uns sagen la%#t, wir beschrieben hier einen Seelenzustand oder eine seelische Ta%tigkeit. -- Wir ko%nnten das auch so sagen: Wir machen uns ein Bild des Menschen, der die ganze Zeit llaubt, ein leises Gera%uschzu ho--ren. Aber nicht eines des Menschen, der an die Richtigkeit des Gravitationsgesetzes glaubt. 598. Ich beabsichtige (ko%nnte man sagen) hei#t nicht: "Ich bin dabei, zu beabsichtigen", oder "Ich bin beim Beabsichtigen" (wie man sagt, ich bin beim Zeitungslesen). Wohl aber: "Ich bin dabei, meine Reise= zu planen" etc. Wir haben kein einzclnes Verbum, ko%nnten es aber haben (und vielleicht existiert es wirklich in einer wenig bekannten Sprache), das ausdru%ckt: "in der und der Absicht handeln und denken." 599. "Ich beabsichtige . . ." ist nie eine Beschreibung, aber unter gewissen Umsta%nden la%#t sich eine Beschreibung daraus entnehmen. 6oo. Zu sich selbst reden. "Was geschieht da?" Falsche Frage! Nicht nur kann n1an nicht sagen, was geschieht -- auch nicht: man wisse: nicht, was keschieht -- auch nicht, man wisse nur das und das daru%ber! Aber auch das ist falsch zu sagen: Es ist eben ein spezif1scher Vorgarg, der sich durch nichts beschreiben la%#t, als eben mit diesen Worten. -- Die Begriffe 'Beschreibung' und 'Bericht'. Man sagt: Einer berichtet , er habe zu sich selbst gesagt. . . . In wiefern ist das zu vergleichen dem 'Bericht', er habe z.B. gesagt . . .? Vergegenwa%rtigen wir uns, da# Beschreiben ein sehr speziellcs Sprachspiel ist. -- Wir mu%ssen diese harte Unterlage unserer Begriffe umgraben. 601. Begriffe ko%nnen einen Unfug erleichtern, oder erschweren; begu%nstigen, oder hemmen. [VB , S . 108.] 60 - s, bg' llg- ann hc e1ne r aru g von ' Spezifisches ist, sondern weil das Sprachspiel es ist. : 603. "Man kann einem Menschen nicht erkla%ren, was Rot ist." Wenn man es nun dennoch ko%nnte, -- ist es dann nicht, was wir "rot' nennen? Denken wir uns Menschen, die eine Zwischenfarbe, von Rot und Gelb z.B., durch eine Art bina%ren Dezimalbruch s0 ausdru%cken: R,LLRL u. dergl., wo auf der rechten Seite z.B. Gelb steht, auf der linken Rot. -- Diese Leute lernen schon im Kindergarten, Farbto%ne in dieser Weise beschreiben, nach solchen Beschreibungen Farben auszuwa%hlen, zu mischen, etc. Sie verhielten sich zu uns ungefa%hr, wie Leute mit absolutem Geho%r zu Leuten, denen dies fehlt. Sie ko%nnen tun, was wir nicht ko%nnen. [Vgl. Z 368.] 604. Und hier mo%chte man sagen: "Ist das denn aber auch vorstellbar? Ja, das Benehmen wohl! aber auch der innere Vorgang, das Farberlebnis?" Und was man auf so eine Frage sagen soll, ist schwer zu sehen. Wenn uns Leute mit absolutem Geho%r noch nicht begegnet wa%ren, wu%rde uns die Existenz solcher Leute doch sehr wahrschein- lich vorkommen? [Vgl. Z 369.] ' 605. Wenn Einer sagte "Rot ist zusammengesetzt" -- so ko%nnten wir nicht erraten, worauf er damit anspielt, was er mit diesem Satz wird ' anfangen wollen. Sagt er aber: "Dieser Sessel ist zusammengesetzt", so mo%gen wir zwar nicht gleich wissen, von welcher Zusammen- setzung er spricht, ko%nnen aber gleich an mehr als einen Sinn fu%r seir1e Aussage denken. Was fu%r eine Art von Faktum ist nun dies, worauf ich aufmerksam machte? Jedenfalls ist es ein wichtiges Faktum. -- Uns ist keine Technik gela%ufig, auf die dieser Satz anspielen ko%nnte. [Vgl. Z 338.] 6o6. Wir beschreiben hier ein Sprachspiel, welches wir nicht lernen ko%nnen. [Vgl. Z 339.] 6o7. "Dann mu# etwas ganz anderes in ihm vorgehen, etwas, was wir nicht kennen." -- Das zeilt uns, wonach wir bestimmen, ob 'im Andern' etwas anderes als, oder dasselbe wie, in uns stattfindet. Das zeigt uns, wonach wir die inneren Vorga%nge beurteilen. [Vgl. Z 340.] 608- Rot 1st nicht zusammengesetzt -- und was ist Rot?! -- Da mo%chten wir einfach auf etwas Rotes zeigen; und wir vergessen, da#, wenn jene Aussage einen Sinn haben soll, uns mehr gegeben sein mu#, als die hinweisende Definition. Wir verstehen noch garnicht, was der Sinn eines Satzes von der Form "X ist nicht zusam- mengesetzt" ist, wenn fu%r X ein Wort gesetzt wird, welches den Gebrauch unserer Farbwo%rter hat. 6o9. Es ist Tatsache: "Rot" wird einem nicht durch Worte ohne= Bezug auf ein Farbmuster erkla%rt. Sollte das nicht wichtig sein? 610. "Wie ko%nnte man Rot Einem erkla%ren wollen, da es doch ein bestimmter Sinneseindruck ist, und nur der ihn kennt, der ihn hat (oder gehabt hat) -- und erkla%ren nur hei#en kann: ihn im Ande1n erzeugen ! " -- 611. "Wer absolutes Geho%r hat, mu# ein anderes Tonerlebnis haben, als ich." -- Und Jeder, der absolutes Geho%r hat, das gleiche? Und wenn das nicht, -- warum mu# es ein anderes sein, als das meine? 612. Denk dir, um Einem 'Rot' zu erkla%ren, zeigen wir ihm ein etwas ro%tliches Schwarzbraun, und sagen: "Diese Farbe besteht aus Gelb (wir zeigen reines Gelb), Schwarz (wir zeigen es) und noch einer Farbe, die "rot" hei#t." Darauf sei er nun imstande, aus einer Anzahl von Farbmustern das reine Rot auszuwa%hlen. 613. Und merke wohl: man zeigt nicht auf Rot, sondern auf etwas Rotes. D.h. natu%rlich: der Begriff 'Rot' ist durch's Zeigen nicht bestimmt, und es ist nicht nur mo%glich "Rot" nun als Namen einer ' Form, z.B. zu deuten, sondern auch als Begriffswort, das einem Farbwort viel na%-her steht. 614. Verwendung eines Wortes ist nicht: etwas zu bezeichnen. 615. Kanst du dir vorstellen, was der rot-gru%n Blinde sieht? Kannst du das Bild des Zimmers malen, wie er es sieht? [Vgl. Z 341.] 616. "Wer alles nur grau, schwarz und wei# sa%he, dem mu%#te etwas gegeben werden, damit er wu%#te, was Rot, Gru%n, etc. ist." Und was - mu%#te ihm gegeben werden? Nun, die Farben. Also z.B. dies, und dies, und dies. (Denk dir, z.B., da# farbige Vorbilder in sein Gehirn eingefu%hrt werden mu%#ten, zu den blo# grauen und schwarzen.) Aber mu%#te das geschehen als Mittel zum Zweck des ku%nftigen Handelns? Oder schlie#t eben dies Handeln diese Vorbilder ein? Will ich sagen: "Es mu%#te ihm etwas gegeben werden, denn es ist klar, er ko%nnte sonst nicht . . ." -- oder: Sein sehendes Benehmen entha%lt neue Bestandteile? Auch: was wu%rden wir eine "Erkla%rung des Sehens" nennen? Soll man sagen: Nun, du wei#t doch sonst, was "Erkla%rung" hei#t; verwende diesen Begriff also auch hier! [Vgl. Z 342, 343.] 617. Kann ich sagen: "Schau es an! so wirst du sehen, da# es sich nicht erkla%ren la%#t." -- Oder: "Trinke die Farbe Rot ein, so wirst du sehen, da# sie nicht durch etwas anderes darzustellen ist!"--Und wenn der Andere nun mir beistimmt, zeigt es, da# er dasselbe einge- trunken hat, wie ich? -- Und was bedeutet nun unsee Geneigtheit, dies zu sagen? Rot erscheint uns isoliert dazustehen. Warum? Was ist dieser Schein, diese Geneigtheit wert? [Vgl. Z 344.] 618. Denke an den Satz "Rot ist keine Mischfarbe" und an seine Funktion. Das Sprachspiel mit den Farben ist eben durch das charakterisiert, was wir tun ko%nnen und was wir nicht tun ko%nnen. [Vgl. Z 345.] 619. Rot ist etwas Spezifisches; aber das sehen wir nicht, wenn wir etwas Rotes anschauen. Sondern (wir sehen) die Pha%-nomene, die wir durch das Sprachspiel mit dem Wort "rot" abgrenzen . 620. Rot ist etwas Spezifisches", das mu%#te soviel hei#en wie: "Das ist etwas Spezifisches" -- wobei man auf etwas Rotes deutet. Aber damit das versta%ndlich wa%re, mu%#te man schon unsern Begriff'rot', den Gebrauch jenes Musters, meinen. [Vgl. Z 333.] 621. Wenn du dich u%ber diese Dinge wunderst, wundere dich erst u%ber etwas anderes! Na%mlich daru%ber, was denn Beschreibung und Bericht u%berhaupt leisten. Konzentrierst du darauf dein Verwun- dern, so werden jene andern Probleme schrumpfen. 622. Prima%re Farben. Wenn bei anderen Menschen Farben, die wir Mischfarben nennen, die Rolle unserer prima%ren Farben spielten; wu%rden wir sagen, ihre prima%ren Farben seien z.B. dieses Orange, dieses Blaurot, dieses Blaugru%n, etc.? Hei#t also der Satz "Rot ist eine prima%re Farbe" soviel wie: Rot spielt bei uns die und die Rolle; w:r reagieren auf Rot, Gelb etc. so und so? -- Man denkt meistens nicht so: d.h., "Rot ist eine reine Farbe" ist ein Satz u%ber das 'Wesen' von Rot, die Zeit tritt in ihn nicht ein; man kann sich nicht denken, da# diese Farbe nicht einfach sein ko%nnte. 623. Der Farbenkreis: Die gleichen Absta%nde der prima%ren Farben sind willku%rlich. Ja, die U%berga%nge wu%rden uns vielleicht einen gleichfo%rmilen Eindruck machen, wenn, z.B., der Punkt des reinen Blau dem des reinen Gru%n na%her wa%re, als dem des reinen Rot. Es wa%re sehr merkwu%rdig, wenn die Gleichheit der Absta%nde in der Natur der Dinge la%ge. 624. Ein ro%tliches Gru%n libt es nicht" ist den Sa%tzen verwandt, die wir als Axiome in der Mathematik gebrauchen. [Vgl. Z 346.] 625. Die Menschen za%hlen und rechnen: Beschreibe, was sie da tun! Sollen in dieser Beschreibung auch Sa%tze vorkommen, wie der: "Er verstand nun, wie er die Reihe fortzusetzen hatte" -- oder: "Er ist nun imstande, jede beliebige Multiplikation auszufu%hren"? Und ist der Satz zuzulassen: "Er sah nun im Geist die ganze Zahlenreihe vor sich"? Solche Sa%tze ko%nnen in der Beschreibung vorkommen; aber ko%nnen wir nicht verlangen, da# ihr Gebrauch uns erkla%rt werde; damit uns keine falschen, oder irrelevanten Vorstellungen unter- laufen ? Es ist hier die Frage, fu%r wen wir die Beschreibung geben. Von wem sagen wir, er sei imstande, beliebige Multiplikationen auszufu%hren? Wie kommt man u%berhaupt zu diesem Begriff? Und fu%r wen, unter welchen Umsta%nden, wird diese Beschreibung wichtig se1n? 626. 'Rot ein degeneriertes Gru%n.' Wenn man ein Blatt von Gru%n in's Rote spielen sieht, sagt man, das Gru%n sei kra%nklich und im Roten ganz degeneriert. Man schneidet etwa, wenn man die rote Farbe sieht, immer ein Gesicht. Ko%nnte man nun nicht Rot erkla%ren als die a%u#erste Degeneration von Gru%n? man u%berhaupt auf die Idee; bei welchem Anla# sagt man das? 628. Farben sind etwas Spezifisches. Durch nichts anderes zu erkla%ren." Wie gebraucht man dieses Instrument? -- Beschreibe das Spiel mit Farben! Das Benennen von Farben, das Vergleichen von Farben, das Erzeugen von Farben, den Zusammenhang zwischen Farbe und Licht und Beleuchtunl, den Zusammenhang der Farbe mit dem Auge, der To%ne mit dem Ohr, und unza%hliges andere. Wird sich hier nicht das 'Spezifische' der Farbe zeigen? Wie zeigt man Einem eine Farbe; und wie einen Ton? 629. Wenn wir in Gedanken zu uns selber reden: "Es geschieht etwas; das ist sicher." Aber der Nutzen dieser Worte ist uns in Wirklichkeit ebenso unklar, wie der besondern psychologischen Sa%tze, die wir erkla%ren wollen. 630. Statt des Unzerlegbaren, Spezifischen, Undefinierbaren: die Tatsache, da# wir so und so handeln, z.B., gewisse Handlungen stafen, den Tatbestand so und so feststellen, Befehle geben, Berichte erstatten, Farben beschreiben, uns fu%r die Gefu%hle der Andern interessieren. Das hinzunehmende, gegebene -- ko%nnte man sagen -- seien Tatsachen des Lebens.1 [Vgl. PU, S. 226d.] 631. Wir beurteilen das Motiv einer Tat nach dem, was der Mensch, der sie veru%bt hat, uns sagt, nach dem Bericht von Augenzeugen, nach der Vorgesichte. So beurteilen wir die Motive eines Menschen. Aber das scheint uns nicht auffallend, da# es so etwas wie die 'Beurteilung der Motive' gibt. Da# dies ein ganz eigentu%mliches Sprachspiel ist -- da# der Tisch und der Stein keine Motive haben. Da# es zwar auch die Frage gibt: "Ist das eine zuverla%ssige Art, die Motive eines Menschen zu beurteilen?" -- aber uns schon bekannt sein mu#, was denn u%berhaupt die "Beurteilung von Motiven" hei#t. Es mu# schon eine Technik geben, an die wir hier denken, damit wir von einer Aba%nderung dieser Technik reden ko%nnen, die wir als zuverla%ssigere Beurteilung eines Motivs bezeichnen. [Vgl. PU, S- 224j . ] 632. Man beurteilt die La%nge eines Stabes, und man kann eine Methode suchen und finden, um sie genauer, richtiger, zu beurteilen- Also -- sagt du -- ist, was wir hier beurteilen von der Methode des Beurteilens unabha%ngig, man kann, was La%nge ist, nicht mit Hilfe der Methode der La%ngenbestimmung erkla%ren. Aber wer so denkt, macht einen Fehler. Was fu%r einen Fehler? -- Wie seltsam wa%re es, zu sagen "Die Ho%he des Himalaja ha%ngt davon ab, wie man ihn ersteigt." "Die La%nge immer genauer messen", das mo%chte man damit vergleichen, na%her und na%her an ein Objekt heranzukommen. Aber es ist eben nicht in allen Fa%llen klar, was es hei#e "na%her und na%her an die La%nge des Stabes herankommen". Und man kann nicht sagen: "Du wei#t doch, was die La%nge eines Stabes ist; und du wei#t, was 'sie bestimmen' hei#t; darum wei#t du, was es hei#t 'die La%nge immer genauer bestimmen'. " Was es hei#t, eine genauere Bestimmung der La%nge des Stabes zu suchen, ist unter gewissen Umsta%nden klar, und unter gewissen Umsta%nden nicht klar und bedarf einer neuen Bestimmung. Was "die La%nge bestimmen" hei#t, lernt man nicht dadurch, da# man lernt, was die La%nge ist und was bestimmen ist; sondern die Bedeutung des Wortes La%nge lernt man u.a. dadurch, da# man lernt, was La%ngenbestimmung ist. 'Die La%ngenbestimmung verfeinern' ist eine neue Technik, die unseren La%ngenbegriff modifiziert. [Vgl. PU, S. 225a.] 633. Wenn man einfache Sprachspiele beschreibt zur Illustration, sagen wir, dessen was wir das 'Motiv' einer Handlung nennen, dann werden einem immer wieder verwickeltere Fa%lle vorgehalten, um zu zeigen, da# unsere Theorie den Tatsachen noch nicht entspricht. Wa%hrend verwickeltere Fa%lle eben verwickeltere Fa%lle sind. Handelte= es sich na%mlich um eine Theorie, so ko%nnte man allerdings sagen: Es nu%tzt nichts diese speziellen Fa%lle zu betrachten, sie geben keine= Erkla%rung gerade der wichtigsten Fa%lle. Die einfachen Sprachspiele agehen. sp1e en e1ne ganz andere. Rolle- Sie sind Pole einer 634. "Wie kommt es, da# es mir scheint, da# dieser Farbeindruck, den ich jetzt habe, von mir als das Spezif1sche, Unzerlegbare erkannt wird?" -- Frage stattdessen, wie es kommt, da# wir dies sagen wollen. Und die Antwort darauf ist nicht schwer zu finden. Und es istja atich eine seltsame Frage: warum es uns so 'scheine', als. . . . Denn schon in diesem Ausdruck liegt ein Mi#versta%ndnis. 635. Denke, du solltest beschreiben, wie Menschen das Za%hlen (im Dezimalsystem z.B.) lernen. Du beschreibst, was der Lehrer sagt und tut, und wie der Schu%ler sich daraufhin verha%lt. In dem, was der Lehrer sagt und tut, werden sich z.B. Worte und Geba%rden finden, die den Schu%ler zum Fortsetzen einer Reihe aufmuntern sollen; auch Worte wie "Er kann jetzt za%hlen". Soll nun die Beschreibung, die ich von dem Vorgang des Lehrens und Lernens gebe, au#er den Worten des Lehrers auch mein eilenes Urteil enthalten: der Schu%ler ko%nne: jetzt za%hlen, oder: der Schu%ler habe nun das System der Zahlworte verstanden? Wenn ich so ein Urteil nicht in die Beschreibung aufnehme, -- ist sie dann unvollsta%ndig? und wenn ich es aufnehme, gehe ich u%ber die blo#e Beschreibung hinaus? -- Kann ich mich jer1er Urteile enthalten mit der Begru%ndung: "Das ist alles, was geschieht!" [Vgl. Z 310.] 636. Mu# ich nicht viel mehr fragen: "Was tut die Beschreibung u%berhaupt? wozu dient sie?" -- Was eine vollsta%ndige und eine= unvollsta%ndige Beschreibunl ist, wissen wir allerdings in anderem Zusammenhang. Frage dich: Wie verwendet man die Ausdru%cke "vollsta%ndige" und "unvollsta%ndige Beschreibung" ? Eine Rede vollsta%ndig (oder unvollsta%ndig) wiedergeben. Geho%t dazu auch die Wiedergebe des Tonfalls, des Mienenspiels, der Echtheit oder Unechtheit der Gefu%hle, der Absichten des Redners, der Anstrengung des Redens? Ob das oder jenes fu%r uns zur vollsta%ndigen Beschreibung geho%rt, wird vom Zweck der Beschreibung abha%ngen, davon, was der Empfa%nger mit der Beschreibung anfa%ngt. [Vgl. Z 311-] 637. Der Ausdruck "Das ist alles, was geschieht" grenzt ab, was wir "geschehen" nennen. [Vgl. Z 312.] 638. Mein Urteil "Der Schu%ler kann jetzt za%hlen" gebe ich zu gewissen Zwecken ab. Man gibt ihm daraufhin etwa eine Anstellung. Sagst du "So ist also dies Urteil kein Teil der Beschreibung des Lernens, sondern eine Vorhersage" -- so antworte ich: "Du kannst es so oder so auffassen." Du kannst sagen, du beschriebest den Zustand des Schu%lers. -- 639. Denk dir Rot als den Gipfel aller Farben angesehen. Die besondere Rolle des Dreiklangs in unserer Musik. Unser Un- versta%ndnis fu%r die alten Kirchentonarten. 640. Unter welchen Umsta%nden wu%rde man sagen, diese Menschen fassen alle Farben als Grade einer Eigenschaft auf? 641. Kannst du dir denken, da# wir Blau und Rot immer als die beiden a%u#ersten Pole einer Vera%nderung von Violett ansa%hen? Man ko%nnte dann Rot ein ganz hohes Violett und Blau ein ganz tiefes Violett nennen. 642. Oder denk dir eine Welt, in welcher Farben beinahe immer in regenbogenartigen U%berga%ngen vorka%men. So da# man etwas eine gru%ne Fla%che, wenn sie ausnahmsweise einmal vorkommt als Modifikation eines Regenbogens ansieht. 643. Kann ich denn aber nun sagen, da#, wenn dies die Tatsachen wa%ren, die Menschen diese Begriffe ha%tten? Doch gewi# nicht. Wohl aber dies: Denke nicht, da# unsere Begriffe die einzig mo%glichen, oder vernu%nftigen sind; wenn du dir ganz andere Tatsachen, als die, die uns sta%ndig umgeben, vorstellst, so werden dir andere Begriffe als die unsern natu%rlich erscheinen. [Vgl. pU, S. 230b.] 644. Glaub doch nicht, da# du den Begriff der Farbe in dir ha%ltst, weil du auf ein fa%rbiges Objekt schaust, wie immer du schaust. (So wenig, wie du den Begriff der negativen Zahl besitzt, dadurch, da# du Schulden hast.) [Vgl. Z 332.] 645. Angenommen, wir kennten ein Volk, welches eine ga%nzlich andere Form der Farbaussagen ha%tten, als die unsere: wir nehmen dann meistens an, da# es ein Leichtes ist, diese Leute unsere Ausdrucksform zu lehren. Und da#, wenn sie beide Ausdrucks- formen beherrschen, sie deren Unterschied als unwesentlich anerken- nen werden. (Das Geschlecht unserer Hauptworte.) Ist das so? Mu# es so sein? Denken wir uns, Leute ha%tten fu%r zwei Abschattunlen von Blau zwei verschiedene einfache Namen, und fu%r sie wa%ren die Farben sehr verschieden, die es fu%r uns nicht sind. Wie wu%rde sich das a%u#ern? Und denken wir uns auch das Umgekehrte: da# fu%r ein Volk Rot und Blau nur 'dem Grade nach' verschieden wa%rcn, nicht 'ga%nzlich verschiedene Farben'. Und was wa%ren hierfu%r die Kriterien? Wir sagen, in der Tonleiter kehre nach jc 7 To%nen der gleiche Ton wieder. Was hei#t es: "Wir empfinden ihn als den gleichen"? Ist, da# wir ihn den gleichen nennen, nur ein sprachlicher Zufall? 646. Den Schwachsinnigen stellt man sich unter dem Bild des Degenerierten, wesentlich Unvollsta%ndigen, gleichsam Zerlumpten vor. Also unter dem der Unordnung, statt der primitiveren Ordnung (welches eine weit produktivere Anschauungsart wa%re). (Vgl. Z 372.1 647. Za%hlen, Rechnen, etc., in einem abgeschlossenen System, so wie eine Melodie abgeschlossen ist. Die Leute za%hlen etwa mit Hilfe de1 To%ne einer besonderen Melodie; am Ende der Melodie kommt die Zahlenreihe zu einem Ende -- Soll ich sagen: Es gibt natu%rlich noch weitere Zahlen, nur erkennen diese Leute sie nicht? Oder soll ich sagen: Es gibt noch ein anderes Za%hlen -- das, was wir tun -- und das kennen (tun) jene Leute nicht. 648. Der Begriff des Erlebnisses: A%hnlich dem des Geschehens, des Vorgangs, des Zustands, des Etwas, der Tatsache, der Beschreibung und des Berichts. Hier, meinen wir, stehen wir auf dem harten Urgrund, und tiefer als alle speziellen Methoden und Sprachspiele. Aber diese ho%chst allgemeinen Wo%rter haben ebcn auch eine ho%chst verschwommene Bedeutung. Sie beziehen sich in der Tat auf eine Unmenge spezieller Fa%Ue, aber das macht sie nicht h~-rter, sondern es macht sie eher flu%chtiger. 649. Das Rechnen im Kopf ist vielleicht der einzige Fall, in welchem von der Vorstellung ein regelma%#iger Gebrauch im Alltagsleben gemacht wird. Darum hat es besonderes Interesse. "Aber ich we#, da# etwas in mir vorgegangen ist!" Und was? War es nicht, da# du im Kopf gerechnet hast? -- So ist also das Kopfrechnen doch etwas Spezifisches! Uberlege dir erst: Wie gebraucht man u%berhaupt die Beschreibung "Er rechnet im Kopf", "Ich rechne im Kopf". Die Schwierigkeit, auf die man sto%#t, ist eine Vagheit in den Kriterien fu%r das Stattfinden des geistigen Vorgangs. Lie#e sich die beseitigen? 650. Kann man sich das Kopfrechnen vorstellen ? 651 . Man kann wahrnehmbar rechnen und im Kopf rechnen: Ko%nr1te man im Kopf auch etwas tun, was man wahrnehmbar nicht tun kann, wofu%r es kein wahrnehmbares A%quivalent gibt? Wie wa%re es, wenn Leute fu%r das Kopfrechnen eine Bezeichnung ha%tten, die es nicht unter die Ta%tigkeiten einreihte und schon erst recht nicht unter die des Rechnens? Sie bezeichnen es etwa als ein Ko%nnen. Ich nehme an, sie gebrauchen radikal von dem unsern verschiedene Bilder. 652. Wenn aber nun Einer sagte: "So ist alles, was geschieht, doch, da# er so und so reagiert, sich benimmt" -- so ist hier wieder ein grobes Mi#versta%ndnis. Denn hat also der, welcher erza%hlte "Ich habe die Multiplikation ohne zu schreiben, etc., in irgend einem Sinn gerechnet" -- hat dieser Unsinn geredet, oder etwas Falsches berichtet? Es ist eine andere Sprachverwendung, als die der Beschreibung eines Benehmens. Aber man ko%nnte allerdings fragen: Worin besteht die Wichtigkeit dieser neuen Sprachverwendung? Worin besteht z.B. die, der A%u#erung der Intention? -- 6 "Wi Ei V ll bld ha% d I ia% Deutlichkeit, von Nachbildern z.B.; wa%ren das Vorstellungen, oder wa%ren es Halluzinationen, -- auch wenn er sich der Unwirklichkeit des Gesehenen voll bewu#t ist?" Vor allem: Wie wei# ich, da# e1 Bilder von dieser Deutlichkeit sieht? Er sagt es etwa. Ein Unterschied wa%re der, da# seine Bilder von ihm 'unabha%ngig' sind. Was hei#t das? -- Er ko%nnte sie nicht durch Gedanken verscheuchen. Stelle ich mir z.B. den Tod meines Freundes vor, so kann man mir sagen "Denk nicht daran, denk an etwas anderes"; aber das wu%rde man mir nicht sagen, wenn ich das Ereignis z.B. im Film vor mir sa%he. Und so wu%rde ich dem, der mir in dem angenommenen Fall sagte, denk nicht daran, antworten: "Ich mag daran denken oder nicht, -- ich sehe es." d b hd l h ,,h', "h ,, "h ,' "those", "will", "shall": Regeln fu%r den Gebrauch dieser Wo%rter zu geben, wa%re schwer. Es ist aber mo%glich ihn zu verstehen, soda# du dann geneigt wa%rest, zu sagen: "Wenn man einmal das richtige Gefu%hl fu%r den Sinn dieser Wo%rter hat, dann kann man sie auch anwenden." Man ko%nnte also auch diesen Wo%rtern eine eigen- tu%mliche Bedeutung in der englischen Sprache zuschreiben. Ihr Gebrauch wird sozusagen als eine Physiognomie empfunden. 655. Kopfrechnen auf Befehl. La# dich durch die Kombination bekannter Wo%rter nicht verhindern, das Sprachspiel von Grund auf zu untersuchen. Bedenke, da# man Einen das Kopfrechnen lehrt, indem man ihm befiehlt zu rechnen ! Aber mu%#te das sein? Ko%nnte es nicht sein, da# ich ihm, um ihn zum Kopfrechnen zu bringen, nicht sagen du%rfte "Rechne!", sondern vielleicht: "Tu etwas anderes, aber f1nde das Resultat." Oder: "Schlie# den Mund und die Augen und ru%hr dich nicht, und du wirst die Antwort lernen." Ich will doch sagen, da# man das Kopfrechnen nicht aus dem Gesichtspunkt des Rechnens betrachten mu#, obwohl es wesentlich mit dem Rechnen zusammenha%ngt. ja auch nicht unter dem Gesichtspunkt des 'Tuns'. Denn Tun ist etwa, was man Einem vormacht. 656. Ich will sagen: Es ist nicht notwendig, Reaktionen, die von den unsern verschieden sind, und daher vielleicht anderen Begriffsbildun- gen im tig sind, als Folgen, oder A%u#erungen, ihrer Natur nach verschiedener (innerer) Vorga%nge zu deuten. Es ist nicht notwendig, zu sagen: Hier handelt es sich um verschiedene innere Vorga%nge. 657. Wir haben einerseits seine Fa%higkeit, ohne wahrnehmbares Rechnen Stufen der Rechnung mitzuteilen -- anderseits die A%u#erun- gen, die er zu machen geneigt ist; wie etwa die: "Ich habe in meinem Inneren gerechnet." Die Erscheinungen der ersten Art ko%nnten uns zu einer bildhaften Beschreibung bringen "Es ist, als rechnete er irgendwie und irgendwo, und teilte uns Stufen dieser Rechnung mit". Das, was er zu sagen geneigt ist, ko%nnen wir als Ausdrucksweise unserer Sprache annehmen, oder auch nicht. Wir ko%nnten ihm z.B. sagen: "Du rechnest doch nicht 'in deinem Innern'! Du rechnest uneigentlich. " Und nun sagt er in Zukunft dies. fu%r den Andern wahrnehmbar!" Dies ko%nnte man als typische A%u#erung eines geistig zuru%ckgebliebenen auffassen. 659. Aber wenn wir so mit dem innern Vorgang aufra%umen, -- bleibt nun nur noch der a%u#ere? -- Es bleibt nicht das Sprachspiel der Beschreibung des a%u#ern Vorgangs allein, sondern auch das, welches von der A%u#erung ausgeht. Wie immer auch unsere Ausdrucksweise lautet; wie immer z.B. sie die Beziehung zum 'a%u#ern' Rechnen macht. 660. Wenn dir plo%tzlich ein Thema, eine Wendung, etwas sagt, so brauchst du dir's nicht erkla%ren zu ko%nnen. Es ist dir plo%tzlich auch diese Geste zuga%nglich. [Vgl. Z 158.] 661. Vergleich von Ko%rperlichen Vorga%ngen und Zusta%nden, wie Verdauung, Atmung, etc., mit geistigen, wie Denken, Fu%hlen, Wollen etc. Was ich betonen will, ist gerade die Unvergleich- barkeit. Eher, mo%chte ich sagen, wa%ren die vergleichbaren Ko%rper- zusta%nde: Geschwind~keit der Atmung, Unregelm~~~keit des Herzschlags, Zuverl~#- ~keit der Verdauun8, und dergleichen. Uncl freilich ko%nnte man sagen, da# diese alle kas Verhalten des Ko%rpers charakterisieren. 662- Denk dir einen Stamm von Leuten' d1e n1cht sagen er hat Schmerzen", "wir haben Schmerzen", "in ihm geht das Gleiche vor wie in mir", "diese Leute haben das gleiche seelische Erlebnis" etc.; sondern man redet wohl von einer Seele und von Vorga%ngen in der Seele, sagt aber, man wisse absolut nichts daru%ber, ob zwei Leute, von denen wir etwa sagen, sie ha%tten Schmerzen, wirklich dasselbe haben, oder etwas ganz anderes; und man sagt daher bei ihnen, die Menschen haben etwas Unbekanntes und nun folgt in ihrer Ausdrucksweise eine Bestimmung, die unserem "sie haben Schmerzen" gleichkommt. Diese Leute werden dann auch nicht sagen: "Wenn ich glaube, jemand habe Schmerzen, so glaube ich, es gehe in ihm etwas bestimmtes vor", und dergleichen. Mu# man es aber u%berhaupt so ansehen, da# das Schmerzsignal und die Beschreibung des Schmerzbenehmens eine begriffliche Einheit bilden ? Ich will fragen: "Wo liegt hier das Begriffliche und wo das Pha%nomenale?" Mu# die Sprache eine Schmerza%u#erung enthalten? Denken wir uns Leute mit einer Fingersprache. Oder Leute, die nur schreiben, nicht sprechen. Mu%#ten die den Begriff 'Schmerz' besitzen ? 663. Ist es aber leichter, sich vorzustellen, da# Leute unsern Begriff des Schmerzes nicht haben, als dies, da# sie den Begriff des physikalischen Ko%rpers nicht haben? 664. Es ist eine wichtige Tatsache, da# wir annehmen, es sei immer mo%glich, Menschen, die eine andere Sprache als die unsere besitzen, unsere zu lehren. Darum sagen wir, ihre Begriffe seien die gleichen, w1e unsere. 665. "Du beginnst einen Satz, an dessen letztem Ende das Verbum : steht; du wirst mir doch nicht sagen, da# du den Satz zu sprecher1 anfingst, ohne eine Ahnung davon, was das Verbum sein werde!" -- Und worin besteht die Ahnung? Und wenn nun Einer wirklich keine Ahnung davon ha%tte und doch flie#end Deutsch spra%che! Wie wird man erfahren, ob er diese Ahnung hatte? 666. Inwiefern untersuchen wir den Gebrauch von Wo%rtern? -- Beurteilen wir ihn nicht auch? Sagen wir nicht auch, dieser Zug sei wesentlich, jener unwesentlich? 667. Man kann das Messen mit dem Meterstab beschreiben; wie kann man es begru%nden? Ist der Begriff 'Schmerz' ein Instrument, das der Mensch gemacht hat; und wozu dient es? 668. Ja -- wie kann man Einem befehlen, die und die Worte so zu meinen? Es sei denn, da# man ihm befiehlt, sie so zu verwenden. -- 669. Denke, du mu%#test eine Entscheidung treffen und zwar, indem du auf einen von einer Anzahl von Kno%pfen dru%ckst. Die Entscheidung, die du damit triffst, ist durch ein Wort gekennzeichnet, das auf dem Knopf steht. Es ist dann natu%rlich ga%nzlich gleichgu%ltig, was du beim Anblick dieses Worts erlebst. Ist das Wort z.B. "weiche", so kannst du es als Adjektiv, Substantiv, oder Verbum meinen, die Entscheidung wird dadurch nicht gea%ndert. Und ebenso, wenn du das Wort als Entscheidung aussprichst. Es teilt doch jedenfalls dem Andern dasselbe mit, der auf die Entscheidung wartet. 670. Wie ist es aber, wenn die Entscheidung zweier Deutungen fa%hig ist, und der sie ho%rt, gibt ihr nun eine von ihnen? Er kann das entweder durch sein Handeln tun, oder, sozusagen, in Gedanken. Wa%re aber auf die Entscheidung nicht gleich zu handeln, so ko%nnte e1 sie auch ho%ren und vorla%ufig garnicht deuten. Andererseits aber ko%nnte er auf eine Frage mit einer Deutung antworten. Dies wa%re eine vorla%ufige Reaktion. 671. Es ist eben mo%glich, die Worte einer bestimmten Situation gema%# und also in der und der Bedeutung auszusprechen, und dabei doch eine andere Bedeutung zu denken. So da# die Wortc fu%r mich also, dem Andern unbewu#t, eine eigene Bedeutung haben. 672. Gefragt, werde ich vielleicht diese Bedeutung erkla%ren, und die Erkla%rung hatte mir doch nicht vorgeschwebt. Was hatte also mein Geisteszustand, als ich das doppelsinnige Wort aussprach, mit den Worten der Erkla%rung zu tun? Inwiefern ko%nnen diese Worte ihm entsprechen? Es gibt hier offenbar nicht ein Passen der Erkla%rung zur Erscheinung. 673. Man kann auch einen Ausdruck, wa%hrend man ihn ausspricht, auf eine Weise meinen und gleich darauf retrospektiv auf eine andere. ; 674. Es ist uns, als geho%rten zu dem Wort in seinen zwe Bedeutungen verschiedene Illustrationen; und man ko%nne dem Wort nun wohl eine aus den beiden zusammengesetzte Illustration geber1, dann sei es aber eben nicht eine der beiden dem Worte gema%#en, oder gewohnten. Das hei#t aber natu%rlich nicht, da# immer, wenn man von dem Wort Verwendung macht, eine der beiden Illustrationen anwesend sein mu#, sondern nur, da#, wenn wir das Wort illustrieren, eine der beiden und nicht beide Bilder zu ihm geho%ren. 675. 'Ha%ttest du mich gefragt, so ha%tte ich dir die Antwort gegeben.' Das bezeichnet einen Zustand; aber nicht eine 'Begleitung' meiner Worte. 676. Denke dir, Leute ha%tten die Gewohnheit, wa%hrend des Sprechens zu kritzeln; warum sollte, was sie auf diese Weise wa%hrend des Redens hervorbringen, weniger interessant sein, als begleitende Vorga%nge in ihrem Geist, und warum soll das Interesse an diesen von anderer Art sein? Warum scheint einer dieser Vorga%nge den Worten das ihnen eigene Leben zu geben? 677. Je nachdem er das Wort so oder so gemeint hat, hat er die eine, oder andere Absicht ausgesprochen. Die eine oder andere Absicht gehabt. Und mehr kann man doch u%ber die Wichtigkeit dieses Meinens nicht sagen. Und da scheint es wieder, da# es weniger wichtig ist, was beim Aussprechen des einzelnen Worts ("Bank" z.B.), als was beim, und vor dem, ganzen Satz vor sich gegangen ist. Gleichsam, wie das Gemu%t den ganzen Satz illustriert hat, nicht notwendigerweise das eine Wort. Und doch, so mu%ssen wir uns gleich gestehen, mu# auch die Illustration nicht wichtig sein. Warum soll denn soviel auf sie ar1kommen ? i= Und wie kann sie dem Satz ein bestimmtes Leben geben, wenn d1e= Sprache es ihm nicht gibt? Wie soll sie eindeutiger sein, als die Wortsprache? 7 - mun'h sdt as dntsc e1 en e' .1 1c n1c t nur nac em nach ihr fragen kann und der Antwortende die Bedeutung nicht aus dem Zusammenhang entnimmt. 679. Ist es denn eine Selbstversta%ndlichkeit, da#, wer die ~prache; gebrauchen kann, imstande ist, die Wo%rter, die er versteht, deren Verwendung er versteht, zu erk~-ren? Wir wu%rden freilich seht- erstaunt sein, wenn jemand zwar das Wort "Bank" versteht, aber auf die Frage "was ist eine Bank" uns nicht antworten ko%nnte. Ist es nicht eines, den Satz zu verstehen "Gehen wir ein bi#chen an ; die Sonne" -- und ein anderes, das Wort "Sonne" erkla%ren zn ko%nnen? -- Aber mu# der, der diesen Satz versteht, nicht wissen, wie die Some ausschaut? So wie er, welcher den Satz "Ich habe keine Schmerzen" versteht, z.B. wissen mu#, wie man sich Schmerzen zufu%gen kann, und wie sich Einer, der Schmerzen hat, benimmt, etc. -- 680. Ferner: wenn es mo%glich ist, dem doppeldeutigen Wort durch o%fteres Wiederholen jede 'Bedeutung' zu nehmen, warum sollten nicht manche Menschen, die es ohne Zusammenhang aussprechen, dies fu%r gewo%hnlich ohne ein Gefu%hl einer Bedeutung tun? Oder warum sollten die Menschen so ein Wort nicht mit einer Art zit- ternder Bedeutung aussprechen, wo kein Zusammenhang sie festha%lt? 681. "Was tust du aber, wenn du dem Befehl folgst 'Sag . . . und meine damit . . .'?" -- Du tust nicht etwas Anderes. Aber auch nicht: etwas Spezifisches. 682. Jedenfalls ist das kein Sprachspiel, das man sehr fru%h lernt: ein Wort, isoliert, in der und der Bedeutung aussprechen. Die Grundlage ist offenbar, da# Einer sagt, er kann das Wort . . . aussprechen und dabei eine oder die andere seiner Bedeutungen meinen. Das geht leicht, wenn das Wort zwei Bedeutungen hat; aber kannst du auch das Wort "Agfel" ausslrechen und Tisch damit meinen? -- Ich ko%nnte 683. "Gib ihm diesen Befehl und mein' damit . . .!" "Sag ihm das und mein' damit . . .!" Das wa%re ein merkwu%rdiger Befehl, den man fu%r gewo%hnlich nicht gibt. Oder ich sage Einem "Richte diese Botschaft aus" -- und frage ihn nachher "Hast du sie auch so und so gemeint?". 684. Aber ist dann die Vergangenheitsform der Frage gerechtfertigt? Doch; denn ich setze eine A%nderung der Gesinnung einem jetzt meint, sondern auch, was er gemeint hat. -- Man ko%nnte etwa fragen "Was meinst du? und hast du deine Gesinnung gea%ndert? Wenn auf diese Frage Nein zur Antwort kommt, dann hat er, was die Erkla%rung angibt, auch fru%her gemeint. Ich will sagen: Die Kriterien fu%r das Geschehen in der Ver- 685. Wie soll ich also dieses psychologische Pha%nomen beschreiben? 1 Da# man ein Wort auf Befchl so und so meinen kann? da# man sich einbildet, es so oder so zu meinen? Soll ich sagen, da# das Wort eigentlich ein anderes Wort gebrauchen sollte? Soll ich so ein Wort in Vorschlag bringen? -- Oder ist das gerade das Pha%nomen, da# wir hier das Wort "meinen" gebrauchen, welches wir fu%r einen anderen = Zweck gelernt haben? 686. Ist es ein sehr primitives Sprachspiel, in dem man sagt: Be=i diesem Wort ist mir . . . eingefallen"? [Vgl. PU, S. 218b.] 687. Statt "Ich habe das mit dem Wort gemeint" ko%nnte man at1ch sagen "Das Wort stand fu%r . . .". Und wie konnte denn das Wort, als ich es aussprach, fu%r dies, -- und nicht fu%r jenes, stehen? Und doch hat es gerade diesen Anschein. ; Ist also das gleichsam eine optische Ta%uschung? (So, als spiegelte das Wort den Gegenstand, den die Erkla%rung ihm zuordnet.) Und wenn das eine optische Ta%uschung ist, was verlieren Leute, die diese Ta%uschung nicht kennen? Sie sollten sehr wenig verlieren. 688. Das besondere Erlebnis der Bedeutung ist charakterisiert dadurch, da# wir mit einer Erkla%rung und der Vergangenheitsform reagieren: gerade so, als erkla%rten wir die Bedeutung eines Worts fu% praktische Zwecke. [Vgl. Z 178.] 689. Die Intention mag sich a%ndern und zugleich auch ein Erleb- nisinhalt, aber die Intention war kein Erlebnis. 690. Einer der Grundsa%tze des Beobachtens mu%-#te doch sein, da# ich das Pha%nomen, das ich beobachte, durch meine Beobachtung nicht sto%re. D.h., meine Beobachtung mu# brauchbar sein, anzuwenden auf die Fa%lle, in denen nicht beobachtet wird. 691. Also entspricht diesem Aufzucken 'letzt wei# ich's!" kein besonderes Erlebnis? Nein. -- Denk dir den, der immer auffa%hrt 'jetzt hab ich's!", wenn er nichts hatte; -- was sollen wir von ihm sagen? Welches Erlebnis hatte er? Nicht der besondere 'Erleb nisirmalt' beim Aufzucken libt ihm sein besonderes Interesse, und wenn Einer sagt, er habe in diesem Augenblick alles verstanden, so ist das nicht die Beschreibung eines Erlebnisinhalts. -- Aber warum nicht? -- Ich will unterscheiden zwischen einer Aussage, wie "Ich habe die Formel in diesem Augenblick vor mir gesehen" und einer, wie "Ich habe in diesem Augenblick die Methode erfa#t". Aber nicht, als wollte ich sagen -- "weil man eine Methode nicht in einem Augenblick erfassen kann". Man kann es wohl, es geschieht sehr oft. -- Ich will sagen: " jetzt verstehe ich's' ist ein Signal, nicht eine ' Beschreibung." Und was ist damit getan, da# ich dies sage? Nun, die Aufmerksamkeit wird damit auf den Ursprung so eines Signals gerichtet; die Frage "Wie lernt Einer die Worte jetzt verstehe ich's' und wie, z.B., die der Beschreibung einer Vorstellung?" tritt in den Vordergrund. Denn das Wort "Signal" weist auf einen Vorgang hin, der signalisiert wird. [Vgl. PU, S. 218f.] 692. Es ist freilich die Unbestreitbarkeit, die das Bild begu%nstigt: es wa%re hier etwas beschrieben, was nur wir sehen und nicht der Ande1e= sieht, was also uns nahe und immer zuga%nglich, fu%r den Andern aber verborgen ist, also etwas, was in uns selbst liegt und wir durch Schauen in uns selbst gewahr werden. Und die Psychologie ist nun die Lehre von diesem Innern. ll d # 'A% # ' i d 693. Wenn ich also sagen will, da# unsere 'A%u#erungen', mit denen es die Psychologie zu tun hat, durchaus nicht alle Beschreibungen von Erlebnisinhalten seien, so mu# ich sagen, da#, was man Beschreibun- ' gen von Erlebnisinhalten nennt, nur eine kleine Gruppe jener unbestreitbaren' A%u#erungen sind. Aber durch welche grammatische das was ein Bild wiedergeben kann; e1n Bild in seiner subjektiven Bedeutung, wenn es besagt: "Das sehe ich, -- was immer der Gegenstand sein mag, der diesen Eindruck hervorbringt." Denn der Erlebnisinhalt ist der private Gegenstand. -- - Aber wie kann dann der Schmerz einen solchen Inhalt bilden? -- Eher noch die Temperaturempfindung. Und der Geho%rsinn ist dem Gesicht noch na%her verwandt; -- aber auch schon ganz verschieden. 695. Es ist uns fo%rmlich, als ha%tte der Schmerz einen Ko%rper, als wa%re er ein Ding, ein Ko%rper mit Form und Farbe. Warum? Hat er de Form des schmerzenden Ko%rperteils? Man mo%chte z.B. sagen: "Ich ko%nnte den Schmerz beschreiben, wenn ich nur die no%tigen Worte und Elementarbedeutungen dazu ha%tte." Man fu%hlt: es fehlt einem nur die notwendige Nomenklatur. (James.) Als ko%nnte man die Empfindung sogar malen, wenn nur der Andere diese Sprache verstu%nde. -- Und man kann den Schmerz ja wirklich ra%umlich und zeitlich beschreiben. [Vgl. Z 482.] = 696. Wa%re die Schmerza%u#erung nur ein Schreien und dessen Sta%rke abha%ngig nur von dem vorra%tigen Atem, aber nicht von der Verletzung, -- wa%ren wir dann auch geneigt, den Schmerz als etwas Beobachtetes aufzufassen? 697. Warum denkst du, da# des Andern Schmerz a%hnlich ist, wie seine Gesichtsempfindung? -- Oder so: Warum gruppieren wir Gesicht, Geho%r und Tastempfindung zusammen? Weil wir durch sie 'die : stempf1ndun auf efa#t - d Bewegungen unserer Glieder nicht wirklich nach den Gefu%hlen beurteilen, die diese Bewegungen uns geben? Und warum sollten wir ' die Oberfla%chenbeschaffenheit der Ko%rper so beurteilen, wenn man das von unseren Bewegungen nicht sagen kann? -- Was ist u%berhaupt das Kriterium dafu%r, da# unser Gefu%hl uns dies lehrt? 699 W1e beurte1lt man'. ob d1e Mu%d1gke1t (z-B-) e1n unkla1 700. Man mo%chte sagen "Ich glaube . . ." kann nicht eigentlich das Pra%sens von "Ich glaubte" sein. Oder: man mu%#te ein Verbum so gebrauchen ko%nnen, da# sein Pra%teritum den Sinn von "ich glaubte" hat, sein Pra%sens aber einen andern Sinn, als unser "ich glaube". Oder auch so: Es mu%#te ein Verbum geben, dessen dritte Person in der Gegenwart den Sinn "er glaubt" hat, dessen erste Person aber einen andern als "ich glaube". Aber soll es dann auch ein Verbum geben, dessen erste Person sagt "ich glaube", dessen dritte aber nicht das, was wir mit "er glaubt" meinen? Die dritte Person mu%#te also auch unbestreitbar sein? 701. Wie, wenn Einer sagte: "Ich wei#, es wird nicht regnen, aber ich glaube, es werde regnen"? 702. Was ist den Sinneserlebnissen gemeinsam? -- Die Antwort, da# sie uns die Au#enwelt kennen lehren, ist eine falsche und eine richtige. Sie ist richtig, sofern sie auf ein logisches Kriterium deuten soll. [Vgl. Z 477.] 703. Lie#e sich ein "Ich habe gelogen" denken, das ich aus de1 Beobachtung meines Benehmens erschlie#e? Nur dann, wenn auch der Andere nicht das Gesta%-ndnis "Ich habe gelogen" machen kann. Beschreibt "Ich habe nicht gelogen" ein Erlebnis, oder "Ich habe diese Aussage im guten Glauben gemacht"? -- Du mu#t daran denkem, da# ich seinen guten Glauben nicht nur aus dem und jenem Benehmen erschlie#e, sondern auch sein Wort dafu%r annehme, welches er nicht auf Selbstbeobachtung stu%tzt. 704- Wie kommt es' da# ich aus meiner eigenen Aussage Es wird regnen" nicht entnehmen kann, da# ich dies glaube? Kann ich denn - gar keine interessanten Schlu%#e daraus ziehen, da# ich dies gesagt habe? Sagt der Andere es, so schlie#e ich etwa, er werde einen Schirm mitnehmen. Warum nicht in meinem eigenen Fall? Natu%rlich, die Versuchung ist hier, zu sagen: Im eigenen Falle brauche ich diesen Schlu# nicht aus meinen Worten zu ziehen, weil ic:h ihn aus meinem Seelenzustand, aus meinem Glauben selbst ziehen kann. 705. Warum schlie#e ich nie von meinen Worten auf meine wahrscheinlichen Handlungen? Aus demselben Grunde, aus welchem ich nicht von meinem Gesichtsausdruck auf mein wahrscheinliches Benehmen schlie#e. -- Denn nicht das ist das Interessante, da# ich nicht aus meinem Ausdruck der Gemu%tsbewegungen auf meine ' Gemu%tsbewegung schlie#e, sondern, da# ich aus jenem Ausdruck auch nicht auf mein spa%teres Verhalten schlie#e, wie dies doch die Andern tun, die mich beobachten. [Vgl. Z 576.] 706. Wer philosophiert, macht oft zu einem Wortausdruck die ' falsche, unpassende, Geste. [Vgl. Z 450.] 707. Wenn Einer mich auf der Stra#e trifft und fragt "Wohin gehst du?" und ich antworte "Ich wei# es nicht", so nimmt er an, ich habe keine bestimmte Absicht; nicht, ich wisse nicht, ob ich meine Absicht werde ausfu%hren ko%nnen. (Hebel.)1 [ Vgl. Z 582.] 708. Mein U%ber-Ich ko%nnte von meinem Ich sagen: "Es regnet, und das Ich glaubt es", und ko%nnte fortfahren: "Ich wird also wahrschein- lich einen Schirm mitnehmen." Und wie geht nun das Spiel weiter? 709. Betrachte auch die Aussage: "Ich werde wahrscheinlich . . ." -- wo das, was folgt, eine willku%rliche, keine unwillku%rliche Handlung ist. 71o. Man sagt etwa: "Die U%berzeugungfu%hlt man, man schlie#t auf sie nicht aus den eigenen Worten, oder ihrem Tonfall. Aber was hei#t es: man fu%-hle die U%berzeugung? Wahr ist: Man schlie#t nicht aus den eigenen Worten auf die eigene U%berzeugung; oder auf die Handlungen, die dieser entspringen. [Vgl. PU, S. 191g.] 711. Auf die Frage "Warum schlie#e ich nicht aus meinen Reden aur meine wahrscheinlichen Handlungen" ko%nnte man sagen, es ist hier so, wie ich als Beamter in einem Ministerium auf die wahrschein- lichen Entschlu%#e desselben nicht aus den offiziellen A%u#erungen schlie#e, da mir ja der Ursprung, die Genesis dieser A%u#erungen und der Entschlu%#e bekannt ist. -- Zu vergleichen wa%re dieser Fall dem, da# ich Selbstgespra%che fu%hre, vielleicht sogar schriftlich, die mich zu meinen lauten A%u#erungen im Gespra%ch mit Andern fu%hren; und nun sage ich: ich werde doch auf mein ku%nftiges Verhalten nicht aus diesen A%u#erungen schlie#en, sondern aus den viel verla%#licheren Dokumenten meines Innenlebens. 712. Ich wei# doch, wenn ich zornig bin, ich brauche es doch nicht aus meinem Benehmen lernen. -- Aber schlie#e ich aus meinem Zo1n auf eine wahrscheinliche Handlung? Man ko%nnte das, glaube ich, auch so sagen: Ich verhalte mich zu meinen Handlungen nicht 713. Wenn ich Einem sage "Ich wei#, da# du so handeln wirst", so ist das beste Mittel, um diese Vorhersage wahr zu mache11, das, den Andern zu der Handlung zu u%berreden. 714- Wenn ich Einem sage Du wirst jetzt deine Hand heben ' so kann diese Voraussage Grund genug dafu%r sein, da# sie nicht in Erfu%llung geht; es sei denn, sie sei ein Befehl und der Andere respektiere ihn. 715. "Es regnet und ich glaube, da# es regnet. -- Zum Wettet: gewendet sage ich, da# es regnet; dann, zu mir selbst gewendet, da# ich dies glaube. -- Aber was tue ich denn, wenn ich mich zu mi1 wende, was beobachte ich? Denk dir, ich sage "Es regnet und ich glaube, da# es bald aufho%ren wird" -- wende ich mich denn beim zweiten Teil der Aussage zu mir selbst? --Ja, wenn ich herausfinden will, ob er das llaubt, dann mu# ich mich zu ihm wenden, ihn beobachten. Und wenn ich, was ich glaube, durch Beobachtung erfahren wollte, mu%#te ich meine Handlungen beobachten, ganz wie im anderen Fall die seinen. Warum nun beobachte ich sie nicht? Sind sie fu%r mich nicht interessant? Sie sind es scheinbar nicht. Ich frage einen Andern, der mich beobachtet hat, fast nie, ob er den Eindruck hat, ich glaube das und das: na%mlich um auf diese Weise auf meine Handlungen in der Zukunft schlie#en zu ko%nnen. Warum sollte denn ein wirklich guter Beobachter aus meinen Reden und Handlungen nicht mein Verhalten richtiger voraussagen ko%nnen, als ich es vermag? Aber vielleicht werde ich nur dann so handeln, wie er's voraussieht, wenn er's mir nicht voraussagt. 716. Wenn ich sage "Ich erinnere mich, ich glaubte . . - ' so fral dich nicht "An welche Tatsache, an welchen Vorgang hat er sick erinnert?" (das wurde schon festgestellt) -- sondern frag: "Was ist der Zweck dieser Rede, wie wird sie verwendet?" 717. Der Gesichtssinn, der Geho%rsinn, der Tastsinn ko%nnen auslassen, so da# ich blind, taub, etc. bin; aber was entspra%che dem im Bereich der Intention? Und wie bena%hme sich ein Mensch ohne Vorstellung? Oder eine1, der nicht traurig und lustig sein kann? 718. "Die Hoffnung ist auf die Zukunft gerichtet" -- aber gibt es ein Gefu%hl, das mit dem der Hoffnung identisch, aber auf die Gegenwa1t oder Vergangenheit gerichtet ist? Sozusagen dieselbe seelische Bewelung, aber mit einem andern Gegenstand? Frage dich: was wa%re hier als das Kriterium der Gleichheit der Seelenbewegungen anzusehen? Damit verbunden: "Ist das Aufschrecken 'Jetzt kann ich's' ein besonderes, spezifisches, Aufschrecken ?" 719. Auch wenn ich zuga%be, da# ich mehr von meinem eigenen Glauben wei#, als von dem des Andern, so mu%#te ich dann doch sagen, da# ich eben das von mir wissen kann, was ich vom Andern wei#, wenn auch noch viel mehr. -- So mu%#te ich also, wenn es auch u%berflu%ssig wa%re, ein Verbum auf mich so anwenden ko%nnen, wie das Wort "glauben" auf den Andern. Was hindert mich daran? 720. Der Begriff der Welt des Bewu#tseins. Wir bevo%lkern einen Raum mit Eindru%cken. 721. "Die ideale Uhr wu%rde einfach immer auf die Zeit jetzt zeigen." Ha%ngt auch mit der Sprache zusammen, die nur meine Eindru%cke im gegenwa%rtigen Augenblick beschreibt. Verwandt die Uraussage, die nur ein unartikulierter Laut ist. (Driesch.) Der ideale Name, der das Wort "dieses" ist. 722. Ich mo%chte von einem Stammbaum der psychologischen Begriffe reden. (Ist hier eine A%hnlichkeit mit einem Stammbaum der verschiedenen Zahlbegriffe ?) 723. Die Schwierigkeit des Verzichtens auf jede Theorie: Man mu# das und das, was so offenbar unvollsta%ndig erscheint, als etwas Vollsta%ndiges auffassen. 724. Die Angst borgt die Bilder der Furcht. "I have the feeling of impending doom." 725. Was ist aber der Inhalt, der Bewu#tseinsinhalt der Angst? Die Frage ist falsch gestellt. 726. Ein Bild (Vorstellungsbild, Erinnerungsbild) der Sehnsucht." Man denkt, man habe schon alles damit getan, da# man von einem 'Bild' redet; denn die Sehnsucht ist eben ein Bewu#tseinsinhalt, und dessen Bild ist etwas, was ihm (sehr) a%hnlich ist, wenn auch undeutlicher als das Original. Und man ko%nnte ja wohl von Einem, der die Sehnsucht auf dem Theater spielt, sagen, er erlebe, oder habe, ein Bild der Sehnsucht: na%mlich nicht als Erkla%rung seines Handelns, sondern zu seinet: Beschreibung. [Vgl. Z 655 .] 727. Wu%rde ich aber nicht doch sagen, da# der Schauspieler etwas der wirklichen Sehnsucht A%hnliches erlebt? Ist eben nicht doch etwas an dem, wasJames sagt: da# die Gemu%tsbewegung aus den Gefu%hlen des Ko%rpers besteht, und daher, wenigstens teilweise, durch willku%rliche Bewegungen reproduziert werden kann? 728. Ist, die Mundwinkel hinunterziehen, so unangenehm, so traurig, und sie hinaufziehen, so angenehm? Was ist es, was so schrecklich an der Furcht ist? Das Zittern, der schnelle Atem, das Gefu%hl in den Gesichtsmuskeln? -- Wenn du sagst: "Diese Furcht, diese Un-- gewi#heit ist schrecklich! " -- ko%nntest du fortsetzen: "Wenn nur dieses Gefu%hl im Magen nicht wa%re!"? 132 I--720 729. Der Ausdruck "Diese Angst ist schrecklich!" ist a%hnlich einem Aufsto%hnen, einem Schrei. Gefragt "Warum schreist du?" -- wu%rden wir aber nicht auf den Magen, die Brust, etc. zeigen, wie im Falle des Schmerzes; sondern vielleicht auf das, was uns Angst macht. 730. Wenn die Angst furchtbar ist, und wenn ich in ihr mir meiner Atmung bewu#t bin und einer Spannung in meinen Gesichts- muskeln, -- sagt das, da# diese Gefu%hle mir furchtbar sind? Ko%nnten sie nicht sogar eine Linderung bedeuten? [Vgl. Z 499.] 731. Vergleiche Furcht und Angst mit Sorge. 732. Und was ist das fu%r eine Beschreibung: "Ewiges Du%stere steigt herunter . . ."? So ko%nnte man einen Schmerz beschreiben; ja sogar malen. 733. Ist nicht der 'Inhalt' das, womit man den Empfindungsraum bevo%lkert? Das, was in Raum und Zeit sich wandelt, vorgeht. Wenn man etwa zu sich selbst spricht, so wa%ren es die vorgestellten Laute (und etwa Gefu%hle im Kehlkopf, oder dergleichen). 734. Ist Lu%gen ein bestimmtes Erlebnis? Nun, kann ich denn jemandem sagen "Ich werde dich jetzt anlu%gen" und es dann tun? [Vgl. Z 189.] 735. Inwiefern ist mir die Lu%ge bewu#t, wa%hrend ich lu%ge? Nur insofern, als sie mir nicht spa%ter erst zum Bewu#tsein kommt, und ich doch spa%ter wei#, da# ich gelogen habe. Das sich-der-Lu%ge- bewu#t-sein ist ein Ko%-nnen. Dem widerspricht nicht, da# es charakteristische Gefu%hle des Lu%gens gibt. [Vgl. Z 190.] 736. Das Wissen wird eben nicht in Worte u%bersetzt, wenn es sich a%u#ert. Die Worte sind keine U%bersetzung eines Andern, welches vor ihnen da war. [Vgl. Z 191.] 737. Man sagt "Ich merke an seinem Ton, da# er nicht glaubt, was er spricht", oder ich nehme es an, weil er sich im allgemeinen als unzuverla%#ig erwiesen hat. Wie kann ich das auf mich anwenden? Kann ich z.B. aus meinem Ton schlie#en, da# ich wahrscheinlich nicht meinen Worten gema%# handeln werde? (Und doch tut's der Andere.) Oder kann ich es aus meiner fru%heren Unzuverla%#igkeit schlie#en? Das Letztere schon eher. Aber ich beurteile den Ton meiner Stimme garnicht, wie den des andern. Ja, wenn ich mich spa%ter, etwa in einem Sprechfilm, sehen ko%nnte, wu%rde ich vielleicht sagen "Ich traue mir nicht recht". 738. Vor allem aber: ich scheine doch einen Ersatz fu%r alle solche Konjekturen zu haben, einen, der sicherer ist als sie. Ich we# doch, da# ich nicht glaube, was ich sage, und das gibt mir doch den besten Grund -- mo%chte ich sagen -- zur Annahme, da# ich nicht meinen Worten gema%# handeln werde. Ja; ich habe eben eine Absicht meine Handlungen betreffend. 739. "Ich wei# doch, da# ich lu%ge! Was brauche ich aus meinem Ton, etc., Schlu%#e zu ziehen?" -- Aber so ist es nicht. Denn die Frage ist: Kann ich aus jenem 'Wissen' die gleichen Schlu%#e, auf die Zukunft z.B., ziehen, kann ich von ihm die gleiche Anwendung machen, wie von den beobachteten Zeichen? 740- Und ist denn die Absicht immer ganz klar? Ich sage z-B- Es wird scho%n werden" -- halb, weil ich es glaube, halb, weil ich den Andern tro%sten will. 741. Hintergedanken. "Ich kenne die meinen, vermute d1e se1nen- Aber welches lnteresse, welche Wichtigkeit, haben seine Hinter- gedanken fu%r mich? (Nun, u%berlege es dir.) Und das 'Wissen' meiner Hintergedanken spielt nun wirklich dieselbe Rolle fu%r mich, wie die Vermutung der seinen fu%r ihn. 742. 'Nach sich selbst urteilen.' Das gibt's natu%rlich. Und ich schlie#e auch manchmal, da# der Andere Schmerzen hat, weil er sich so benimmt, wie ich in diesem Falle. 743. Mann ko%nnte sagen: Sage ich dir meine Hintergedanken, so teile ich dir gerade das mit, was du vermutest, wenn du die Hinter- gedanken vermutest. D.h.: wenn du die Hintergedanken, sozusagen, als aktives Prinzip vermutest, und ich a%u#ere sie, so kannst du meine A-- u#erung unmittelbar zur Beschreibung jenes Agens gebrauchen. Meine A%u#erung erkla%rt gerade das, was er erkla%ren will. Verhalten schlie#en, wenn ich ohnehin wei#, was ich glaube?" Und wie a%u#ert sich's, da# ich wei#, was ich glaube? A%u#ert es sich nicht darin: da# ich eben von meinen Worten nicht auf mein Verhalten schlie#e? Das ist die Tatsache. 745. Warum schlie#e ich nicht aus meinem Ton darauf, da# ich nicht wirklich von dem u%berzeugt bin, was ich sage? oder auf all das, worauf man aus diesem Letzteren schlie#t? -- Und antwortet man "Weil ich meine U%berzeugung kenne" -- so ist die Frage "Wie zeigt sich das?" Soll ich nun sagen: "Darin, da# ich nicht daran zweifle, was sie ist"? 746. Die Kenntnis des Metrums. Wer das Metrum kennt, ho%rt es anders. 747. Es gibt sorgenvolle Gedanken, aber nicht zahnschmerzvolle. 748. Ich pfeife jetzt einen Ton, aber auch jetzt eine Melodie. 749. Wir sagen nicht: "Ich sehe wu%tend aus; ich hoffe nur, ich werde keine Gewalttat begehen." Die Frage ist aber nicht: "Wie k0mmt das ?" 750. Die Psychologie des Urteils. Denn auch das Urteil hat seine Psychologie. Es ist wichtig, da# man sich denken kann, da# jedes Urteil mit dem Worte "Ich" beginnt. "Ich urteile, da#. . . ." So ist also jedes Urteil eines u%ber den Urteilenden? Insofern nicht, als ich nicht will, da# die Hauptkonsequenzen u%ber mich gezogen werden, sondern u%ber den Gegenstand des Urteils. Sage ich "Es regnet", so will ich im allgemeinen nicht, da# man antworte: "Also so scheint es dir". "Wir reden vom Wetter , ko%nnte ich sagen, "nicht von mir". 751. "Warum aber ist die Verwendung des Zeitworts 'glauben', seine Grammatik, in so seltsamer Weise zusammengesetzt?" Nun, sie ist nicht seltsam zusammengesetzt. Seltsam nur, wenn man sie mit der des Wortes "essen" etwa vergleicht. 752. "Was er wohl jetzt tun wird" sale ich, indem ich ihm zusehe. Sehe ich mir auch zu, und sage "Was ich wohljetzt tun werde"? 753. Denke, ich bewegte mich in einem Zimmer, und ha%tte einen Lichtschirm vor meinen Augen, auf welchem ich mich sehe, wie ein Beobachter mich sehen wu%rde. Ich schaue, wa%hrend ich mich in der1 Zimmer bewege, stets nur auf den Schirm und beobachte auf ihm mein Tun. -- Was wa%re nun der Unterschied zwischen den beiden Fa%llen: (a) Ich werde durch das, was ich auf dem Lichtschirm sehe, gelenkt, wie durch das normale Sehen meiner Umgebung--(b) Ich bewege mich unwillku%rlich und beobachte mich wie einen Fremden. Aber fu%hle ich meine Bewegung nicht? -- Aber geschieht mir dies Gefu%hl nicht, wie jeder andere Sinneseindruck? 754. Nun gut: das kina%sthetische ist ein anderes, ein besonderes Gefu%hl. -- Aber so ist Geruch, Geho%r, etc. -- Warum macht das einen solchen Unterschied? "Innervationsgefu%hl" -- das dru%ckt aus, was man sagen mo%chte: Da# es wie ein Impuls ist. Aber ein Gefu%hl wie ein Impuls? Was ist denn ein Impuls? Ein physikalisches Bild. Das Bild eines Sto#es. 755. Was ist der Unterschied zwischen diesen Beiden: Einer Linie unwillku%rlich folgen--Einer Linie mit Absicht folgen. Was ist der Unterschied zwischen diesen Beiden: Eine Linie mit Bedacht und gro#er Aufmerksamkeit nachziehen--Aufmerksam beo- bachten, wie meine Hand einer Linie folgt. [Vgl. Z 583.] 756. Gewisse Unterschiede sind leicht anzugeben. Einer liegt im Voraussehen dessen, was die Hand tun wird. [Vgl. Z 584.] 757. Ist "Ich tue mein Mo%glichstes" die A%u#erung eines Erlebnisses? -- Ein Unterschied: Man sagt "Tue dein Mo%glichstes!" [Vgl. Z 581.] 758. Sagt man: "Gib dir dieses Muskelgefu%hl!"? Und warum nicht? -- "Dieses"? -- Welches?--Aber kann ich mir nicht ein bestimmtes Muskelgefu%hl geben, indem ich eben meinen Arm bewege? -- Versuch's! Beweg deinen Arm, -- und frag dich, welches Gefu%hl du dir hervorgerufen hast. Sagte mir Einer "Beug deinen Arm und ruf dir das charakter- istische Gefu%hl hervor" und ich beuge meinen Arm, so mu%#te ich ihn nun fragen: "Welches Gefu%hl hast du gemeint? Eine leichte Spannung im Bizeps, oder ein Gefu%hl in der Haut an der Innenseite des Ellbogengelenks?" Ja, ich ko%nnte, wenn mir Einer eine Bewegung befiehlt, sie machen, und dann die Empfindungen, die sie hervorbringt, und ihren besonderen Ort beschreiben (der beinahe nie das Gelenk wa%re). Und ich mu%#te oft auch sagen, ich habe nichts empfunden. Nur darf man das nicht mit der Aussage verwechseln, es sei gewesen, als wa%re mein Arm gefu%hllos. 759. Liest du die Seite willku%rlich? Und worin besteht hier der Akt? -- Es kann Einer auf Befehl lesen, und zu lesen aufho%ren. Man kann sich auch auf Befehl etwas vorstellen. Sich z.B. in der Vorstellung ein Gedicht aufsagen, eine Rechnung machen. Fu%hlst du's, beim Vorstel- len, ob du dir etwas willku%rlich oder unwillku%rlich vorstellst? Man kann sich auf Befehl Gedanken hervorrufen, Vorstellungen hervorrufen, -- aber auch, und das ist etwas anderes, auf Befehl etwas denken, sich etwas vorstellen. 760. Vorstellungen, ko%nnte man sagen, sind willku%rlich, Nachbilder unwillku%rlich. 761. Unwillku%rlich ist, z.B., die Bewegung, die man nicht hindern kann; oder die, von der man nichts wei#; oder, die geschieht, wenn man seine Muskeln geflissentlich schlaff la%#t, um die Bewegung nicht zu beeinflu#en. 762. Frage ich mich, wenn ich, z.B., den Andern essen sehe, ob er es willku%rlich oder unwillku%rlich tut? Man sagt vielleicht, ich nehme eben an, da# es willku%rlich geschieht. Was nehme ich an; da# er es fu%hlt? Und auf bestimmte Weise fu%hlt? 763. Wie wei# ich, ob das Kind willku%rlich oder nicht willku%rlich i#t, trinkt, geht, etc.? Frage ich es, was es fu%hlt? Nein; essen, wie Jeder i#t, ist willku%rlich. 764. Wenn Einer uns nun sagte, er esse unwillku%rlich, -- welche Evidenz wu%rde mich dies glauben machen? [Vgl. Z 578.] 765. Wenn ich, um mein Aug zu schu%tzen, die Hand plo%tzlich hebe, -- ist die Bewegung willku%rlich? -- undfu%hle ich sie anders, als eine willku%rliche ? 766. Der Begriff der 'Anstrengung'. Fu%hlst du die Anstrengung? Freilich fu%hlst du sie. Aber machst du sie nicht auch? -- Was sind die Zeichen der Anstrengung? Ich hebe ein schweres Gewicht mit gro#er Anstrengung. Meine Muskeln sind gespannt, mein Gesicht zusam- mcngekniffen, mein Atem angehaltcn--aber tue ich das: geschieht es mir nicht blo#? Wie wa%r's, wenn es mir nur gescha%he? Wie unterschiede sich der Fall von dem des Wollens? Wu%rde ich etwa anders reden? Wu%rde ich sagen: "Ich wei# nicht, was mir geschieht: meine Muskeln sind gespannt, mein Gesicht etc. etc."? Und sagte ich: "Nun, so entspann deine Muskeln", so wu%rde er antworten "Ich kann nicht". Aber wie, wenn mir Einer sagte: "Ich fu%hle, da# ich tun mu#, was ir mer ich tue", und da# er sich dabei benimmt, wie jeder Andere? 767. Ist nicht, zu sagen, das kina%sthetische Gefu%hl zeige mir die gemachte Bewegung an, analog der Ansicht, ein Merkmal des Schmerzes zeige mir seinen Ort an? 768. Wenn Einer den Schmerz durch ein Farbenbild darstellen wollte, -- wu%rde er in das Bild ein vokales Zeichen aufnehmen? Und weshalb nicht? 769. Ist nicht die Empfindung das Ma# der Anstrengung? D.h.: Wenn ich sage "Ich ziehe jetzt sta%rker", merke ich das am Grad der Empfindung? Und was ist dagegen zu sagen? Man sagt Einem "Streng dich mehr an!" -- nicht, damit er mehr empfindet, sondern mehr leistet. 770. Warum fu%hlt man, man ko%nne eine Tastempfindung (ihren Inhalt) beschreiben, malen, nicht aber eine Bewegungs- oder Posi- tionsempfindung? 771. Kannst du z.B. sagen, deine Positionsempfindung sei schwach oder stark? Und deine Empfindungen bei der Bewegung eines Gliedes ko%nnen zwar sta%rker oder schwa%cher (oder abwesend) sein, aber das ist keine Wahrnehmung der Bewegung. 772. Bewegungsempfindungen -- das sind Empfindungen, die durch Bewegungen hervorgerufen werden -- ko%nnen z.B. Schmerzen sein. Wie wei# man, da# es nicht diese Bewegungsempfindungen sind, die uns lehren, wie wir uns bewegen? Was wa%re ein Zeichen dafu%r, da# es so ist? 773. Ist es nicht eine wichtige Tatsache, da# das Theater uns Farben - und To%ne vorfu%hrt, aber nicht Tastempfindungen? Man ko%nnte sich etwa die Verwendung von Geru%chen und von Temperatur- empfindungen vorstellen, aber nicht die von Tastempfindungen. 774. Einer, der mit augenscheinlicher Sorgfalt eine Nadel einfa%delt und uns sagt, er tue es unwillku%rlich. Wie ko%nnte er diese Aussage rechtfert1 .. i -- d das kann man auch vermuten. (Grammatische Bemerkung-) 776. Willku%rlich sind gewisse Bewegungen mit ihrer normalen Umgebung von Absicht, Lernen, Versuchen, Handeln. Bewegungen, 138 I--767 von denen es Sinn hat, zu sagen, sie seien manchmal willku%rlich, manchmal unwillku%rlich, sind Bewegungen in einer speziellen Umgebung. [Vgl. Z 577.] 777. Eine Kategorie psychologischer Erscheinungen (Tatsachen) wa%ren die 'Keime'. Aber dies Wort kann ebenso leicht der Ausdruck eines Mi#versta%ndnisses sein, wie das Wort "Tendenzerlebnis" (James). Das Wort "Brettspiel-Zug" charakterisiert auch nicht eine Art der Bewegung. 778. U%bersetzen von einer Sprache in die andere ist eine mathe- matische Aufgabe, und das U%bersetzen eines lyrischen Gedichts z.B. in eine fremde Sprache ist ganz analog einem mathematischen Problem. Denn man kann wohl das Problem stellen "Wie ist dieser Witz (z.B.) durch einen Witz in der andern Sprache zu u%bersetzen", d.h. zu ersetzen; und das Problem kann auch gelo%st sein; aber eine Methode, ein System, zu seiner Lo%sung gab es nicht. [Vgl. Z 698.] 779. Du wei#t, da# du lu%gst; du wei#t es, wenn du lu%gst. Eine innere Stimme, ein Gefu%hl, sagt es mir? Ko%nnte dies Gefu%hl mich nicht ta%uschen? Sagt es mir immer eine Stimme? Und wann spricht sie? Die ganze Zeit? -- Und wie wei# ich, da# ich ihr trauen kann? 780. Eine Lu%ge hat eine besondere Umgebung. Es gibt da vor allem ein Motiv. Eine Veranlassung. 781. Das Bewu#tsein des Lu%gens ist von der Kategorie des Bewu#t- seins der Absicht. 782. Vergi# nicht: Gesicht, Geho%r, Geruch, Geschmack, etc., sind Empfindungen nur, weil diesen Begriffen etwas gemeinsam ist--wie man Bohrer, Mei#el, Axt, Knallgasgebla%se, zusammennehmen ko%nnte, weil ihnen gewisse Funktionen gemeinsam sind. ,, 783- ' Der Schmerz' der Ton' der Geschmack, Geruch' hat eine bestimmte Farbe." Was hei#t das? (Qualita%t. Eigenschaftswort.) , Eine Farbe kann gru%nlich sein, oder bla%ulich -- es gibt ein Gemisch von Farben; und so auch ein Gemisch von Geru%chen, Kla%ngen, Geschma%cken; qualitative Zwischenstufen. Wie unterscheidet man qualitative von quantitativen Zwischenstufen, ich meine, von Stufen der 'Intensita%t'? Noch auszuhalten -- nicht mehr auszuhalten, das sind z.B. Grade der Intensita%t. Denke, jemand fragte: "Wie kann ich wissen, da#, was 139 I--777 ich als verschiedene Grade, der Lautheit z.B., empfinde, der Andere nicht als verschiedene Qualita%ten, vergleichbar verschiedenen Farben, empfindet?" -- Vergleiche die Reaktion auf eine A%nderung der Sta%rke mit der auf eine A%nderung der Qualita%t. 784. Ich fu%hle meinen Arm und, seltsamerweise, mo%chte ich nun sagen: ich fu%hle ihn im Raum in bestimmter Lage; als wa%re na%mlich das Ko%rpergefu%hl in einem Raum in der Form des Arms verteilt, so da# ich, um es darzustellen, den Arm, etwa in Gips, in seiner richtigen Lage darstellen mu%#te. [Vgl. Z 480.] 785. Denk dir, eine Bleistiftspitze wu%rde an irgendeiner Stelle mit meiner Haut in Beru%hrung gebracht, so kann ich sagen, ich fu%hle, wo sie ist. Aber fu%hl' ich, u'o ich sie fu%hle? "Wie wei#t du, da# die Spitze jetzt deinen Schenkel beru%hrt?" -- "Ich fu%hle es". Dadurch, da# ich die Beru%hrung fu%hle, wei# ich ihren Ort; aber soll ich darum von einem Ortsgefu%hl reden? Und wenn es kein Ortsgefu%hl gibt, warum mu# es ein Gefu%hl der Lage geben? 786. Ja, es ist seltsam. Mein Unterarm liegt jetzt horizontal und ich mo%chte sagen, da# ich das fu%hle; aber nicht so, als ha%tte ich ein Gefu%hl, das immer mit dieser Lage zusammengeht (als fu%hlte man etwa Blutleere, oder Plethora) -- sondern, als wa%re eben das 'Ko%rpergefu%hl' des Arms horizontal angeordnet oder verteilt, wie etwa ein Dunst oder Staubteilchen an der Oberfla%che meines Armes so im Raume verteilt sind. Es ist also nicht wirklich, als fu%hlte ich die Lage meines Arms, sondern als fu%hlte ich meinen Arm, und das Gefu%hl ha%tte die und die Lage. D.h. aber nur: ich wei# einfach, wie er liegt -- ohne es zu wissen, weil. . . . Wie ich auch wei#, wo ich den Schmerz empfinde -- es aber nicht wei#, weil. . . . [Vgl. Z 481.] 787. Betrachte: -- "Es ist nicht wahr' da# ich immer das Falsche glaube. Z.B. es regnet jetzt, und ich glaube es." Man ko%nnte von ihm sagen: Er spricht wie zwei Menschen. 788. Warum habe ich Zweifel u%ber seine Absicht, aber nicht u%ber die meine? Inwiefern kenne ich unzweifelhaft meine Absicht? Was ist, sozusagen, der Nutzen davon, da# ich meine Absicht wei#? Was na%mlich ist der Nutzen, die Funktion, der Absichtsa%u#erung? Wann, na%mlich, ist es eine Absichtsa%u#erung? Doch, wenn die Tat ihr folgt, wenn sie eine Vorhersage ist. Ich mache die Vorhersage, dieselbe, die der Andere aus der Beobachtung meines Verhaltens macht, ohne diese Beobachtung. 140 I--784 789. Wenn es sich um ein 'Gefu%hl der Unwirklichkeit' handelt, sind wir geneigt, zu sagen: "Alles, was ich wei#, ist, da# Menschen oft unter gewissen Umsta%nden sagen, sie fu%hlten, es sei alles um sie 'unwirklich'. Wir wissen natu%rlich auch, welchen Gebrauch dieses Worts die Leute gelernt hatten, und noch einiges u%ber ihre anderweitigen A%u#erungen. Mehr wissen wir nicht." -- Warum reden wir nicht auch so, wenn es sich um die A%u#erung der Lust, der U%berzeugung, der Willku%rlichkeit und Unwillku%rlichkeit von Bewegungen handelt? 790. Was sollte ich Einem antworten, der mir sagt, er fu%hle die Lage und Bewegung seiner Glieder, ihm sage ein Gefu%hl ihre Stellung und Bewegung? Soll ich sagen, er lu%ge, oder er irre sich, oder soll ich ihm glauben? Ich mo%chte ihn fragen, wie ihn ein Gefu%hl diese Lage, z.B., lehrt. Oder besser: wie er wei#, da# sein Gefu%hl ihn das lehre. 791. (Man sagt das Gewo%hnliche, -- mit der falschen Geba%rde.) [Vgl. Z 451-] 792. Erinnere dich hier wieder an das Gefu%hl ohne Rechtfertigung und, dem Anscheine nach, ohne Grund, eine gewisse Ortschaft mu%sse in der Richtung liegen. Wu%rde uns dies Gefu%hl nicht zumeist ta%uschen, ' so wu%rde man hier von einem gefu%hlsma%#igen Wissen reden. Und die Quellen dieses Gefu%hls lassen sich nur vermuten, oder erfahrungsma%#ig feststellen. 793. Das Wichtigste ist hier dies: es besteht ein Unterschied; man merkt den Unterschied, 'der ein kategorischer ist' -- ohne sagen zu ko%nnen, worin er besteht. Das ist der Fall, in dem man gewo%hnlich sagt, man erkenne den Unterschied eben durch Introspektion. [Vgl. Z 86.] 794. Und doch klingt es zuviel wie ein Appell an die Introspektion, wollte ich sagen: "Pru%fe dich doch -- ob du wirklich die Lage deiner Glieder nach Gefu%hlen in ihnen bestimmst!" -- Und es wa%re auch falsch, denn die Frage ist eben: Wie wu%rde sich das zeigen, wenn Einer es ta%te? Denn wenn er nach einer Selbstpru%fung mich versicherte, es sei so, oder es sei nicht so, -- wie wei# ich, ob ich ihm trauen darf; ich meine, ob er mich auch richtig verstanden hat. Oder auch: Wie pru%fe ich, ob ich ihn verstehe? 141 I--789 795- Es sagt mir Einer: Ich wei# nicht, wie ich meine Finger bewege, aber ich wei#, wenn ich sie spreize durch das Gefu%hl in meinen Schwimmha%uten." Hier mu%#te man fragen: Kannst du also den Befehl "Spreiz deine Finger" mit geschlossenen Augen nicht ohne weiteres ausfu%hren? 796. Wir fu%hlen unsere Bewegungen. Ja, wirfa%hlen sie wirklich; die Empfindung ist nicht a%hnlich einer Geschmacksempfindung, oder einer Hitzeempfindung, sondern einer Tastempfindung: der Empfindung, wenn Haut und Muskeln gedru%ckt, gezogen, verschoben werden. [Vgl. Z 479.] 797. Wie kann ich bei meinen Bewegungen die Leitung des Bewegungsgefu%hls brauchen? denn wie kann ich, ehe die Bewegung angefangen hat, aus all den Muskeln die aussuchen, die mir das richtige Bewegungsgefu%hl geben werden? -- Wenn es ein Problem ist "Wie wei# ich, wenn ich die Bewegung nicht sehe, da# sie, und wie= weit sie, stattgefunden hat?" -- warum ist es dann kein Problem: "Wie wei# ich u%berhaupt, wie die, sagen wir, befohlene Bewegung einzuleiten ist? (Russell machte daru%ber einmal eine falsche Bemerkung.) 798. Ich kann, z.B., sagen, da# ich jetzt wei#, da# mein Finger gebogen ist, da# ich aber keinerlei Gefu%hl in ihm habe; jedenfalls aber keines, das ich besonders mit dieser Stellung assoziiere. Wenn man mich also fragte: "Spu%rst du irgend etwas, wovon du sagen willst, du wu%rdest es in der gestreckten Lage, nicht fu%hlen; oder geht dir ein Gefu%hl ab, welches in der andern Lage vorhanden wa%re?" -- so mu%#te ich mit Nein antworten. 799. "Ist Vergnu%gen eine Empfindung?" (I. A. Richards). Das hei#t also etwa: Ist Vergnu%gen so etwas, wie ein Ton, oder ein Geruch?-- Aber ist ein Ton so etwas wie ein Geruch? Inwiefern? 800. Wer fragt, ob Vergnu%gen eine Empfindung ist, unterscheidet wahrscheinlich nicht zwischen Grund und Ursache, denn sonst f1ele ihm auf, da# man an etwas Vergnu%gen hat, was nicht hei#t, da# dies ' Etwas eine Empfindung in uns verursacht. [Vgl. Z 507.] 801. Aber Vergnu%gen geht doch jedenfalls mit einem Gesichtsaus- druck zusammen, und den sehen wir zwar nicht an uns selbst, aber spu%ren ihn doch. Und versuch einmal u%ber etwas sehr Trauriges nachzudenken mit dem Gesichtsausdruck strahlender Freude! [Vgl. Z 508.] 142 I--795 802. Es ist ja mo%glich, da# die Dru%sen des Traurigen ande1s sezernieren, als die des Fro%hlichen; auch, da# diese Sekretion die, oder eine, Ursache der Trauer ist. Aber folgt daraus, da# die Trauer eine durch diese Sekretion hervorgerufene Empfindung ist? [Vgl. Z 509.] 803. Aber der Gedanke ist hier: "Du fu%hlst doch die Trauer--also mu#t du sie irgendwo fu%hlen; sonst wa%re sie eine Chima%re." Aber wenn du das denken willst, rufe dir nur die Verschiedenheit von Sehen und Schmerz ins Geda%chtnis. Ich fu%hle den Schmerz in der Hand--und die Farbe im Auge? So wie wir hier ein Schema verwenden wollen, statt blo# das wirklich Gemeinsame zu notieren, machen wir uns ein falsch vereinfachtes Bild unserer Begriffswelt. Es ist so, als sagten wir, alle Pflanzen im Garten ha%tten Blu%ten, alle= Blu%tenbla%tter -- Fru%chte -- Samen. [Vgl. Z 510.] 804. Ein Geruch kann ho%chst angenehm sein. Ist das Angenehme an ihm nur eine Empfindung? Dann wu%rde also die Empfindung der Annehmlichkeit den Geruch begleiten. Wie aber wu%rde sie sich auf ihn beziehen? Freilich der Ausdruck der Annehmlichkeit ist seiner Art nach a%hflich dem Ausdruck einer Empfindung, insbesondere des aber nicht zahnschmerzliche. was sie sei, mu# man doch merken, wenn man sie hat! -- (Und warum besonders, wenn man sie hat, und nicht, wenn man sie nicht hat?) Merkst du auch das Wesen der Eins, wenn du einen Apfel i#t, und das Wesen der Null, wenn du keinen i#t? 805. Willku%rlichkeit ha%ngt mit Absichtlichkeit zusammen. Und daher auch mit Entschlu#. Man entschlie#t sich nicht zu einem Herzkrampf und hat ihn nun. 806. Man ruft sich ein Niesen, oder einen Hustenanfall hervor, aber nicht eine willku%rliche Bewegung. Und der Wille ruft das Niesen nicht hervor und auch nicht das Gehen. [Vgl. Z 579.] 807. Em konkret ha%lt, was man nur anzuschauen braucht, um es zu erkennen; das, was wirklich da ist. (Die Sache, nicht ihr Abgesandter.) 808. "Ich wei#, ob ich meiner U%berzeugung gema%#, oder ihr entgegen rede." So ist die U%berzeugung das Wichtige. Im Hinter- grund meiner A%u#erungen. Welches starke Bild. Man ko%nnte U%berzeugung und Rede malen ("aus der tiefsten Brust"). Und doch, wie wenig zeigt dieses Bild! 143 I--802 809. "Der Geruch ist herrlich!" Ist ein Zweifel daru%ber, da# der Geruch es ist, der herrlich ist? So ist es eine Eigenschaft des Geruches? -- Warum nicht? Es ist eine Eigenschaft der Zehn durch Zwei teilbar zu sein, und auch, die Zahl meiner Finger zu sein. Es ko%nnte aber eine Sprache geben, in der die Leute nur die Augen schlie#en und sagen "Oh, dieser Geruch!" und es keinen Subjekt- Pra%dikat-Satz gibt, der dem Ausruf a%quivalent ist. Das ist eben eine 'spezifische' Reaktion. [Vgl. Z 551 .] 810. Ist das, wovon er sagt, er habe es, und wovon ich sage, ich habe es, ohne da# wir dies aus irgendeiner Beobachtung erschlie#en, -- ist es dasselbe, wie das, was wir aus der Beobachtung des Benehmens des Andern und aus seiner U%berzeugungsa%u#erung entnehmen? [Vgl. Z 574-] 811. Kann man sagen: Ich schlie#e, da# er handeln wird, wie er zu handeln beabsichtigt? [Vgl. Z 575.] 812. Ich schlie#e auf die Folgen seiner U%berzeugung aus dem Ausdruck seiner U%berzeugung; aber nicht auf die Folgen meiner U%berzeugung aus ihrem Ausdruck. 813. Denk dir einen Beobachter, der, gleichsam automatisch, seine Beobachtung ausspricht. Ja, er ho%rt sich reden, nimmt aber sozusagen keine Notiz davon. Er sieht, da# der Feind herannaht und meldet es, beschreibt es, aber wie eine Maschine. Wie wa%re das? Nun, er handelt nicht seiner Beobachtung gema%#. Man ko%nnte von ihm sagen, er spreche aus, was er sieht, aber er glaube es nicht. Es dringe, sozusagen, in ihn nicht ein. 814. Warum schlie#e ich aus meinen eigenen Worten nicht auf einen Zustand, aus dem Worte und Handlungen entspringen? Ich schlie#e, vor allem, aus meinen Worten nicht auf meine wahrscheinlichen Handlungen. 815- Gefragt Wirst du so handeln? -- u%berlege ich mir Gru%nde und Gegengru%nde. 816. Aber bedenke: "Ich nehme doch manchmal des Andern Wort, -- so mu%#te ich doch zum mindesten manchmal auch das meine dafu%r nehmen, da# ich der und der U%berzeugung bin. Wenn ich aber, quasi automatisch, meine Beobachtung berichte, so hat dieser Bericht mit meiner U%berzeugung garnichts zu tun. Wohl aber ko%nnte ich mir, 144 I--809 oder meinem beobachtenden Ich, ebenso vertrauen, wie das ein Anderer tut. Ich ko%nnte also sagen: "Ich sage 'es regnet', da wird es wohl so sein." Oder: "Der Beobachter in mir sagt 'es regnet', und ich bin geneigt, ihm zu glauben." -- Ist es denn nicht so -- oder a%hnlich -- wenn ein Mensch sagt, Gott habe zu ihm, oder durch seinen Mund, gesprochen? 817. Die wichtige Einsicht ist, da# es ein Sprachspiel gibt, in welchem ich, automatisch, eine Mitteilung mache, die von den Andern ganz so behandelt werden kann, wie eine nicht automatische--nur da# hier von einem 'Lu%gen' nicht die Rede sein wird--eine Mitteilung, die ich selbst wie die eines Dritten empfangen kann. Die 'automatische' Aussage, Meldung, etc., ko%nnte man auch ein 'Orakel' nennen. -- Das hei#t aber freilich, da# sich das Orakel nicht der Worte "ich glaube . . ." bedienen du%rfte. 818. Wo steht denn in der Logik, da# eine Behauptung nicht im Trance gemacht werden darf?! 819. "Schaue ich hinaus, so sehe ich, da# es regnet; schaue ich in dieser Mitteilung anfangen? das, was diese Annahme annimmt, behaupte, -- so spaltet sich, sozusagen, meine Perso%nlichkeit. "Dann spaltet sich meine Perso%nlichkeit" hei#t: Dann spiele ich nicht mehr das gewo%hnliche Sprachspiel, sondern ein anderes. 821. "Die Worte 'Es regnet' sind in seine Seele geschriebcn" -- dies soll so viel hei#en wie (d.h. ersetzbar sein durch) "Er glaubt, da# es regnet". "Die Worte 'Es regnet' sind in meine Seele geschrieben" - hei#'t etwa soviel wie: "Ich kann mich von dem Glauben nicht befreien, da# . . .", "Die Idee hat von mir Besitz ergriffen, da# . . ."- Bedenke na%mlich, da# die Worte "Ich glaube, es regnet" und "Es du%rfte regnen" DAS GLEICHE sagen ko%nnen: insofern na%mlich, als es in gewissen Zusammenha%ngen keinen Unterschied macht, welchen der beiden Sa%tze wir verwenden. (Und befreie dich von der Idee, da# den einen ein anderer geistiger Vorgang begleitet, als den anderen!) Die beiden Sa%tze ko%nnen das Gleiche sagen, obwohl dem ersten ein "Ich glaube . . ." und "Er glaubt . . ." etc. entspricht, dem zweiten nicht. Der erste ist eben mit einem andern Begriffgebildet. D.h.: um zu sagen, da# es vielleicht regnet, brauchen wir den Begriff "glauben" nicht, obschon wir ihn dazu verwenden ko%nnen. Der 145 I--817 Begriff, ein Satz sei Einem 'in die Seele geschrieben , ist nun ein dritter Begriff, der sich in der Anwendung zum Teil mit den andern deckt, zum Teil nicht. Ich will sagen, da# man zur Bildung der Aussage "Es du%rfte . . ." den 'seltsamen' Begriff 'glauben' nicht braucht, obwohl man ihn dazu gebrauchen kann . 822. Bedenke auch: 'Es du%rfte regnen und es regnet' hei#t nichts, und ebenso 'Es du%rfte regnen und es regnet nicht'. Dagegen kann man sagen 'Es scheint zu regnen und es regnet' und auch 'Es scheint . . . und es regnet nicht'. Und 'Es scheint zu regnen' kann den gleichen Sinn haben, wie 'Es du%rfte regnen'. 823. Wie wei# ich, ich sei im Glauben: . . .? Schaue ich in mich? Ja, nu%tzt es mir irgendetwas, wenn ich mich beobachte? Nun, ich ko%nnte mich etwa fragen: "Um wieviel wu%rde ich in diesem Falle wetten?" 824. Verstellung, Schmerzen heucheln. Es besteht nicht einfach darin, da# man die A%u#erung des Schmerzes von sich gibt, ohne Schmerzen zu haben. Es mu# ein Motiv des Heuchelns da sein, also eine Situation, die nicht ganz einfach zu beschreiben ist. Sich krank und schwach stellen, um den Helfenden dann zu u%berfallen. -- "Aber es ist doch da ein innerer Unterschied!" Natu%rlich; nur ist "innerer" hier eine gefa%hrliche Metapher. -- Aber der 'Beweis', da# ein innerer Unterschied vorliegt, ist ja, da# ich gestehen kann, ich habe geheuchelt. Ich gestehe eine Absicht. 'Folgt' daraus, da# die Absicht etwas Inneres war? , . , , 825. Das 'wirklich Unendliche' ist ein 'blo#es Wort'. Besser wa%re, zu sagen: dieser Ausdruck schafft vorla%ufig blo# ein Bild, -- das noch in der Luft ha%ngt; dessen Anwendung du uns noch schuldig bist. [Vgl. Z 274.] 826. Eine unendlich lange Kugelreihe, ein unendlich langer Stab. Denk dir, davon sei in einer Art Ma%rchen die Rede. Welche Anwendung ko%nnte man, wenn auch nur fiktiv, von diesem Begriff machen? Die Frage sei jetzt nicht: Kam es so etwas geben? Sondern: Was stellen wir uns vor? La# also deiner Einbildung wirklich die Zu%gel schie#en! Du kannst es jetzt haben, wie du willst. Du brauchst nur zu sagen, wie du's willst. Mach also nur ein Wortbild; illustrier es, wie du willst -- durch Zeichnungen, durch Vergleiche, etc.! Du kannst also, gleichsam, eine Werkzeichnung anfertigen. Und nun ist noch die Frage, wie nach ihr gearbeitet werden kann. [Vgl. Z 275.] 146 I--822 827. "Wie aber kann der menschliche Geist der Wirklichkeit voranfliegen, und selbst das Unverifizierbare denken?" -- Warum sollen wir nicht das Unverifizierbare reden? Wir machten es ja selbst unverif1zierbar. Es wird ein falscher Schein erzeugt? Und wie kann es auch nur so scheinen? Willst du denn nicht sagen, da# dies so auch nicht eininal eine Beschreibung ist? Nun, dann ist es also kein falscher Schein, sondern vielmehr einer, der uns der Orientierung beraubt. So da# wi1 eben fragen: Wie ist es mo%glich? [Vgl. Z 259.] 828. So wie das Wort ausgesprochen war, wu%nschte ich, ich ha%tte es nicht gesagt. -- Wie bezog sich mein Wunsch auf das ausgesprochene Wort? Ich fu%hlte, da# das Wort unpassend war, sobald ich es ausgesprochen hatte. Aber die Zeichen, an die ich mich erinnere, waren nur wie leise Andeutungen. Kleinigkeiten, aus denen ich die Absicht, den Wunsch, etc., etwa ha%tte erraten ko%nnen. Es gibt Schamanla%sse -- Situationen -- und Schambenehmen. Sowie es Erwartungsanla%sse und Erwartungsbenehmen gibt. 829. Wenn eine Katze vor dem Mauseloch lauert -- nehme ich an, sie Wenn ein Ra%uber auf sein Opfer wartet, -- geho%rt dazu, da# er an diesen Menschen denkt? Mu# er sich dabei dies und jenes u%berlegen? Vergleiche den, der dies zum ersten Mal tut, mit Einem, der es schon unza%hlige Male getan hat! (Lesen.) 830. Es ko%nnte ein Verbum geben, welches bedeutet: die Absicht durch Worte, oder andere Zeichen, laut, oder in Gedanken, aussprechen. Dies Zeitwort wa%re nicht gleichbedeutend unserem "beabsichtigen". Es ko%nnte ein Verbum geben, welches bedeutet: einer Absicht gema%# handeln; und dieses wa%re auch nicht gleichbedeutend mit "beabsichtigen" . Wieder ein anderes ko%nnte bedeuten; u%ber eine Absicht bru%ten; oder, sie im Kopfe hin und her wa%lzen. [Vgl. Z 49.] 831. Wenn ich meinen Kaffee bereite, so beabsichtige ich, ihn zu trinken. Wenn ich ihn nun ohne diese Absicht bereitete -- mu%#te da eine Begleitung dieser Handlung FEHLEN? Geht wa%hrend des normalen Tuns irgendetwas vor sich, was es als Tun in dieser Absicht charakterisiert? Wenn man mich aber fragte, ob ich ihn zu trinken beabsichtige, und ich antwortete "ja freilich!" -- wu%rde ich etwas u%ber meinen gegenwa%rtigen Zustand aussprechen? 147 I--827 So reagiere ich in diesem Falle; und das la%#t sich aus meineie Reaktion entnehmen. 832. Man kann einen Glauben, Wunsch, eine Furcht, Hoffnung, Zuneigung einen Zustand des Menschen nennen; wir ko%nnen auf diesen Zustand bei unserm Betragen gegen diesen Menschen rechnen, aus seinem Zustand auf seine Reaktionen schlie#en. Und sagt Einer "Ich war all diese Zeit im Glauben . . .", "Ich hegte Zeit meines Lebens den Wunsch . . .", etc., so berichtet er von einem Zustand, einer Einstellung. -- Sagt er aber "Ich glaube, er kommt" (oder einfach "Da kommt er") oder "Ich wu%nsche, da# du kommst' ' (oder einfach "Bitte komm!") dann handelt er, spricht er, jenem Zustand gema%#, berichtet nicht, er befinde sich in ihm. Aber wenn das richtig wa%re, dann sollte es doch eine gegenwa%rtige Form jener Berichte geben, also einerseits, z.B., die Au#erung "Ich glaube . . .", anderseits einen Bericht "Ich bin im Glauben . . ." Und A%hnliches fu%r den Wunsch, die Absicht, Furcht, etc. 833. Jemand ko%nnte erza%hlen: "Ich erinnere mich meines Zustands in jenen Jahren sehr genau; wenn immer man mich fragte . . antwortete ich . . .; das war meine Einstellung." 834. Es gibt ein Ekelreaktion, in mir und im Andern, es gibt atich Ekelgefu%hle. Und darin gleichen sich Ekel, Furcht, Zuneigung, u.a.; aber nicht Hoffnung, Glaube, u.a. 835. Gram wiederholt sich unabla%#ig den traurigen Gedanken. Ein Gedanke kann traurig, ekelerregend, entzu%ckend sein, etc.; wie aber zeigt der Ausdruck, da# es kieser Gedanke ist, auf den wir so reagieren? Wie wehrt man einen Gedanken ab? 836- Soll ich den ganzen Bereich des Psychologischen den des 'Erlebens' nennen? Also etwa alle psychologischen Verben 'Erleb- nisverben' ('Erlebnisbegriffe'). Ihr Charakteristikum ist dies, da# ihre dritte Person auf Grund von Beobachtungen ausgesprochen wird, nicht aber die erste. Jene Beobachtung ist Beobachtung des Benehmens. Eine Unterklasse der Erlebnisbegriffe sind die 'Erfah- 148 I--832 rungsbegriffe'. 'Erfahrungen' haben Dauer, einen Verlauf; sie ko%nnen gleichfo%rmig, oder ungleichfo%rmig verlaufen. Sie haben Intensita%t. Eine Unterklasse der 'Erfahrungen' sind die 'Eindru%cke'. Eindru%cke haben ra%umliche und zeitliche Beziehungen zueinander. Es gibt Mischeindru%cke. Z.B. Gemische von Geru%chen, Farben, Kla%ngen. 'Gemu%tsbewegungen' sind 'Erlebnisse', aber sind nicht 'Erfahrungen'. (Beispiele: Trauer, Freude, Gram, Entzu%cken.) Und man ko%nnte unterscheiden 'gerichtete Gemu%tsbewegung' und 'ungerichtete Gemu%tsbewegungen'. Die Gemu%tsbewegung hat Dauer; sie hat keinen Ort; sie hat charakteristische Erfahrungen und Gedanken; sie hat einen charakteristischen mimischen Ausdruck. Denken ist Reden unter bestimmten Umsta%nden, und anderes, was ihm entspricht. Gemu%tsbewegungen fa%rben Gcdanken. Eine Unterklasse der 'Erleb- nisse' sind die Formen der 'U%berzeugung'. (Glauben, Gewi#heit, Zweifel, etc.) Ihr Ausdruck ist ein Ausdruck von Gedanken. Sie sind nicht 'Fa%rbungen' von Gedanken. Die gerichteten Gemu%tsbewe- gungen ko%nnte man auch "Stellungnahmen" nennen. Auch U%berra- schung und Schreck sind Stellungnahmen, und auch Bewunderung, Genu#. 837. Wohin geho%rt aber Erinnerung und wohin Aufmerksamkeit? Man kann sich in einem Augenblick einer Situation, oder Begebenheit erinnern. Insofern ist also der Begriff des Erinnerns a%mnlich dem des augenblicklichen Verstehens, sich Entschlie#ens. 838. Mein Benehmen ist eben manchmal Gegenstand meiner Beo- bachtung, aber doch selten. Und das ha%ngt damit zusammen, da# ich mein Benehmen beabsichtige. Selbst wenn der Schauspieler im Spiegel seine eigenen Mienen beobachtet, oder der Musiker genau auf jeden Ton seines Spiels merkt und ihn beurteilt, so geschieht es doch, um seine Handlung danach zu richten. [Vgl. Z 591.] 839. Was hei#t es z.B., da# Selbstbeobachtung mein Handeln, meine Bewegungen, unsicher macht? Ich kann mich nicht unbeobachtet beobachten. Und ich beobachte mich nicht zu dem gleichen Zweck, wie den Andern. [Vgl. Z 592.] 8 W i Ki d i Z mit den Fu%#en stampft und heult, -- wer wu%rde sagen, es ta%te dies unwillku%rlich? Und warum? Warum nimmt man an, es ta%te dies nicht unwillku%rlich? Was sind die Zeichen des willku%rlichen Handelns? Gibt es solche Zeichen? -- Was sind denn die Zeichen der unwillku%rlichem Handlung. Sie folgt Befehlen nicht, wie die willku%rliche Handlung. Es gibt ein "Komm her!", "Geh dort hin!", "Mach diese Armbewegung!"; aber nicht "La# dein Herz schnell gehen! " [Vgl. Z 593 .] 149 I--837 841. Es gibt ein bestimmtes Zusammenspiel von Bewegungen, Worten, Mienen, wie den A%u#erungen des Unwillens, oder der Bereitschaft, die die willku%rlichen Bewegungen des normalen Menschen charakterisieren. Wenn man das Kind ruft, so kommt es nicht automatisch: Es gibt da, z.B. die Geba%rde "Ich will nicht!" Oder das freudige Kommen, den Entschlu# zu kommen, das Fortlaufen mit den Zeichen der Furcht, die Wirkungen des und seine Wirkungen. [Vgl. Z 594.] 842. Eine Melodie ging mir durch den Kopf. War es willku%rlich, oder unwillku%rlich? Eine Antwort wa%re: Ich ha%tte es auch lassen ko%nnen, sie mir innerlich vorzusingen. Und wie wei# ich das? Nun, weil ich mich fu%r gewo%hnlich unterbrechen kann, wenn ich will. 843. Wie ko%nnte ich mir beweisen, da# ich meinen Arm willku%rlich bewegen kann? Etwa, indem ich mir sage "Ich werde ihn jetzt bewegen" und er sich nun bewegt? Oder soll ich sagen "Einfach, indem ich ihn bewege"? Aber wie wei# ich, da# ich's getan habe und er sich nicht durch Zufall bewegt hat? Fu%hle ich's am Ende doch? Und wie, wenn mich meine Erinnerung an fru%here Gefu%hle ta%uschte, und es also garnicht die richtigen ma#gebenden Gefu%hle waren?! (Und welches sind die richtigen?) Und wie wei# denn der Andere, ob ich den Arm willku%rlich bewegt habe? Ich werde ihm vielleicht sagen "Befiehl mir, welche Bewegung du willst, und ich werde sie machen, um dich zu u%berzeugen". -- Und was fu%hlst du denn in deinem Arm? "Nun, das Gewo%hnliche." Es ist nichts Un- gewo%hnliches an den Gefu%hlen, der Arm ist z.B. nicht gefu%hllos (wie wenn er 'eingeschlafen' wa%re). [Vgl. Z 595 .] 844. Eine Bewegung meines Ko%rpers, von der ich nicht wei#, da# sie stattfindet, oder stattgefunden hat, wird man unwillku%rlich nennen. -- Wie ist es aber, wenn ich blo# versuche ein Gewicht zu heben, eine Bewegung also nicht stattfindet? Wie wa%re es, wenn Einer sich unwillku%rlich anstrengte, ein Gewicht zu heben? Unter welchen Umsta%nden wu%rde man dies Verhalten 'unwillku%rlich' nennen? [Vgl. Z 596.] 845. Kann nicht die Ruhe ebenso willku%rlich sein, wie Bewegung? Kann das Unterlassen der Bewegung nicht willku%rlich sein? Welch besseres Argument gegen ein Innervationsgefu%hl? [Vgl. Z 597.] 846. "Dieser Blick war nicht beabsichtigt" hei#t manchmal: "Ich wu#te nicht, da# ich so geschaut habe", oder "Ich wollte nichts damit sagen". 150 I--841 847. Es sollte uns nicht so selbstversta%ndlich vorkommen, da# uns das Geda%chtnis den vergangenen innern Vorgang ebenso zeigt, wie den vergangenen a%u#ern. 848. Vorstellung ist willku%rlich, Erinnerung unwillku%rlich, sich etwas ins Geda%chtnis rufen aber willku%rlich. 849. Was fu%r ein merkwu%rdiger Begriff 'versuchen', 'trachten' ist; was man alles 'zu tun trachten' kann! (Sich erinnern, ein Gewicht heben, aufmerken, an nichts denken.) Aber dann ko%nnte man auch sagen: Was fu%r ein merkwu%rdiger Begriff 'tun' ist! Welches sind die Verwandtschaftsbeziehungen zwischen 'Reden' und 'Denken', Verwandtschaftsbeziehungen zwischen den Zahlenarten.) (Vgl. Z 598.] 850. Man zieht ganz andere Schlu%sse aus der unwillku%rlichen liche Bewegung. [Vgl. Z 599.] 851. Aber wie wei# ich, da# diese Bewegung willku%rlich war? -- Ich ,, 852. "Ich ziehe so stark, als ich kann." Wie wei# ich das? Sagt es mie mein Muskelgefu%hl? Die Worte sind ein Signal; und sie haben eine Funktion. Aber erlebe ich denn nichts? Erlebe ich denn nicht etwas? etwas Spezifisches? Ein spezifisches Gefu%hl der Anstrengung und des Nicht-weiter-ko%nnens, des Anlangens an der Grenze? Freilich, aber diese Ausdru%cl en nicht mehr, als "Ich ziehe so stark, als ich kann". [Vgl. Z 601.] 853. Es ist aber doch wichtig, da# es alle diese Paraphrasen gibt! Da# man die Sorge mit den Worten beschreiben kann "Ewiges Du%stere steigt herunter". Ich habe vielleicht die Wichtigkeit dieses Paraphrasierens nie genu%gend betont. Man stellt die Freude dar durch ein lichtumflossenes Gesicht, durch Strahlen, die von ihm ausgehen. Natu%rlich hei#t das nicht, da# Freude und Licht einander a%hnlich sind; aber wir assoziieren -- gleichgu%ltig warum -- die Freude mit dem Licht. Es ko%nnte ja sein, da# diese Assoziation dem Kind, wenn es sprechen lernt, beigebracht 151 I--847 wird, da# sie nicht natu%rlicher ist, als der Klang der Wo%rter selbst--genug, da# sie besteht. ("Beethoven" und Beethovens Werke.) [Vgl. Z 517.] 854. Die Trauer dem bleigrauen Himmel a%hnlich?! Und wie kann man das herausfinden? Indem man den Trauernden und den Himmel betrachtet? Oder sagt es der Trauernde? Und ist es dann nur fu%r seine Trauer wahr, oder fu%r die Trauer einesJeden? 855. Wenn aber nun Einer sagt, seine Trauer gleiche einer grauen Wolke, -- soll ich es glauben, oder nicht? -- Man ko%nnte ihn fragen, ob sich die beiden in etwas gleichen, in einer bestimmten Hinsicht. (Wie z.B. zwei Gesichter; oder wie ein plo%tzlicher starker Schmerz einem Aufflammen.) Man kann Beziehungen -- interne Beziehungen und Zusammenhange -- dessen angeben, was man bei verschiedenen Eindru%cken 'Intensita%ten' nennt. 856. 'a ist zwischen b und c, und dem b na%her als dem c', dies ist eine charakteristische Relation zwischen Empfindungen gleicher Art. D.h., es gibt z.B. ein Sprachspiel mit 6em Befehl "Erzeuge eine Empfindung zwischen dieser und dieser, und der ersten na%her als der zweiten! " Und auch: "Nenne zwei Empfindungen, zwischen welchen diese liegt." [Vgl. Z 360.] 857. Und da ist es wichtig, da# man z.B. bei Gmu "Schwarz und Wei#" zur Antwort kriegen wird; bei Violett "Blau und Rot", bei Rosa "Rot und Wei#", etc.; aber nicht bei Olivegra%n "Rot und Gru%n". [Vgl. Z 361.] 858. Woran erkennt man, da# der Ausdruck der Freude nicht der Ausdruck eines Ko%rperschmerzes ist? (Eine wichtige Frage.) 859. Woher wei# man, da# der Ausdruck des Genusses nicht der einer Empfindung ist? 860. Eine Figur als dies oder als jenes ansprechen. Sprichst du die Figur immer, wa%hrend du sie siehst, als dies oder das an? Freilich: gefragt, was diese Figur vorstellt, wu%rde ich immer sagen: "Einen Hasen";1 aber ich bin mir dessen so wenig sta%ndig bewu#t, wie dessen, da# dies hier ein wirklicher Tisch ist. Denn spreche ich ein Bild immer als das Bild dieses Gegenstandes an, dann auch jeden Gegenstand als Ding dieses bestimmten Gebrauches, etc. 861. Wenn Einer zum erstenmal merkt, da# das Bild doppeldeutig ist, ko%nnte er etwa mit dem Ausruf reagieren: "Ah, ein Hase!" etc.; aber er wu%rde doch, wenn er nun das Bild dauernd in einem Aspekt sieht, nicht ununterbrochen ausrufen wollen "Ah, ein . . . !" 862. Ich will sagen, da# der natu%rliche, primitive, Ausdruck des Erlebnisses des Aspekts so ein Ausruf wa%re, es ko%nnte auch ein Aufleuchten der Augen sein. (Es fa%llt mir etwas auf!) 863. Wenn ich sage, ich sehe diese Figur dauernd rot, so hei#t das, da# die Beschreibung, sie sei rot -- die Beschreibung in Worten oder durch ein Bild -- dauernd, ohne A%ndcrung, richtig ist; im Gegensatz also zu dem Falle, in welchem sich die Figur a%ndert. -- Die Versuchung ist ja eben, den Aspekt mit den Worten zu beschreiben "Ich sehe es so" ohne auf etwas zu zeigen. Und wenn man ein Gesicht mit seiner Blickrichtung als Pfeil beschreibt, so will man sagen: "Ich sehe dies: und nicht dies: 864. Dem dauernden Sehen als entspricht dann, da# diese Beschreibung, ohne A%nderung, die richtige ist und das hei#t nur, da# der Aspekt nicht gewechselt wurde. 865. Talk of hallucination! -- Was ko%nnte es seltsameres geben, als - da# uns der punkt, das Auge, Richtung zu haben scheint! 866. Wenn ich u%ber den Gesichtsausdruck dieser Figur nachdenke, -- wie mache ich's, u%ber den Ausdruck von und nicht von nachzudenken? 867. Wenn ich u%ber den Gesichtsausdruck dieser Figur nachdenke, ihn betrachte -- wie mach ich's: den Ausdruck von zu betrachten, nicht den von Und dieser Symbolismus hat, glaube ich, schon alles in sich. 868. Es ist doch, als sa%he man das Bild: einmal, zusammen mit einer Gruppe von Bildern, ein andermal mit einer andern. Was hei#t hier: "Es ist als sa%he man"? Dies hei#t etwas Ahnliches wie: dieser Vorgang ko%nnte den tatsa%chlichen vertreten, ha%tte die rechte 'Multiplizita%t'. 869. Es ist -- im Gegensatz zu Ko%hler -- gerade eine Bedeutung, die ich sehe. 870. Man ko%nnte sagen, man erlebe die Bereitscftzu eine1 bestimmten Gruppe von Gedanken. (Den Keim zu ihnen.) 871. Es ist, als ka%me das Bild in einer Lage (oder in einer andern) zur Ruhe. Als ko%nnte es in der Tat fluktuieren, und dann mit bestimmten Akzenten zur Ruhe kommen. wirklich, als wa%ren nun die Striche zu dieser und nicht einer andern Form zusammengeschossen. Oder als wa%ren sie in diese und nicht in die andere Hohlform gefallen. Und doch mu# es sich uns nur darum handeln, den tatsa%chlichen Ausdruck unseres Erlebnisses, den ich ja mit allen diesen Bildern nur paraphrasiere, zu beschreiben; zu sagen, was das Wesentliche dieses Ausdrucks ist. 872. Ko%nnte einer die Figur so, oder so sehen, der nicht von ihr zu Erkla%rungen etc. fortschreiten ko%nnte? Ko%nnte sie also jemand so und so sehen, der nicht wu%#te, wie Tierko%pfe ausschauen, was ein Auge ist, etc.? Und damit meine ich natu%rlich nicht: "Wa%re ein solcher im Stande, das zu tun, wu%rde es ihm gelingen?" Sondern: "Bedarf es dazu nicht dieser Begriffe?" 873. Ich sehe das Bild eines Pferdes: ich wei# nicht nur, es sei ein Pferd, sondern auch, da# das Pferd la%uft. Ich kann also nicht nur das Bild raumlich verstehen, sondern ich wepi auch, was das Pferd jetzt im Begriffe ist zu tun. Denk dir, Einer sa%he ein Bild einer Reiterattacke , wu%#te aber nicht, da# die Pferde nicht in ihren diversen Stellungen ' stehen bleiben! Es handelt sich hier aber nicht um eine Erklarung dieses Verstehens, etwa dadurch, da# man behauptet, der Betrachtende mache kleine Laufbewegungen, oder fu%hle Laufinnervationen. Welchen Grund hat man zu Annahmen dieser Art, au#er den, es 'mu%sse' so sein? b " h d l f d laufen!" -- Damit will ich doch nicht nur sagen "Ich wei#, da# dies ein laufendes Pferd vorstellt". Man will damit etwas anderes sagen. Denk dir, jemand reagierte auf so ein Bild mit einer Handbewegtng und dem Ausrufe "Hui!". Sagt das nicht ungefa%hr dasselbe wie: er she das Pferd laufen? Er ko%nnte auch ausrufen "Es la%uft!" und das wa%re nicht die Feststellung, es laufe, noch die, es scheine zu laufen. So Mitteilung zu machen, sondern es ist eine Reaktion, in der sich die Leutefinden. 875. Verstehen ist a%hnlich dem Weiterwissen, also einem Ko%nnen: aber "Ich verstehe", so wie "Ich wei# weiter", ist eine A%u#erung, ein Signal. 876. Ich kann ein Wort adjektivisch, oder substantivisch erleben. Wei# ich, ob Jeder, ob Viele, mit denen ich rede, diese Erlebnisse haben? Wa%re es wichtig, um zu wissen, was sie meinen? 877. Es war mir nicht aufgefallen, da# in beiden Bildern die gleiche Kontur vorkam, denn ich hatte sie in einem Bild so aufgefa#t, im andern so . Erst auf dem Umweg einer U%berlegung sah ich ein, da# es die gleiche Kontur war. -- Ist das ein Beweis: ich ha%tte jedesmal etwas Anderes gesehen? -- Es ist wichtig, da# die beiden Aspekte mit einander unvertrag lich sind. 878. Ist denn der Gesichtsausdruck etwas Optisches? Ich ko%nnte mir ein Bild denken, dessen Ausdruck doppeldeutig wa%re. Und das ich etwa deshalb in einer anderen Umgebung nicht wiedererkennen wu%rde. Ich sage dann etwa: "Ach ja, das sind dieselben Linien: aber sie sehen hier ganz anders aus." Und ich sehe ja wirklich, da# das Bild -- und das Bild -- das gleiche= ist. Ich erkenne es nicht nur, sagen wir, durch Messung! 879. Ich sehe, sagst du, zwei verschiedene Gesichtsobjekte, die nur etwas miteinander gemeinsam haben. Denn du betonst damit nut: gewisse Analogien auf Kosten anderer. Aber dieses Betonen mu# nun noch grarnmatisch gerechtfertigt werden. . 880. Wie ist es mo%glich, da# das Auge, dieser Mnkt, in einer Richtung blickt? -- "Sieh, wie er blickt!" (Und dabei 'blickt' man selbst.) Aber man sagt und tut das nicht in einem fort, wa%hrend man das Bild betrachtet. Und was ist nun dieses "Sieh, wie er blickt!" -- ist es der Ausdruck einer Empfindung ? 881. Ich ha%tte nie daran gedacht, die beiden Bilder so zur Deckung zu bringen, sie so zu vergleichen. Denn sie legen eine andere Vergleichs-- weisc nahe. Das Bild hat mit dem Bild auch nicht die leiseste A%hnlichkeit, mo%chte man sagenobwohl sie kongruent sind. 882. 'jetzt wei# ich we1ter -- ich sehe, da# das eine Stirn ist und ffls ein Schnabel. Diese Linie ist stirnhaft, dieser Punkt augenhaft. Aber wie kann der Gesichtseindruck einer Linie stirnhaft sein? Und was ist es , das mich sagen la%#t, der Gesichtseindruck selber sei es, der diese= Eigenschaft hat? -- Nun, da# es kein Gedanke, keine Deutung ist, da# es Dauer hat, wie der Gesichtseindruck. 883. Versuchen wir zu beschreiben, da# Menschen Absichten haben! Beschreibung? Frage dich dies: Welchen Zweck soll sie dienen? 884. Man kann sehr 'deutlich' zu sich selber in der Vorstellung reden, wenn man dabei die Information der Rede durch Summen (be=1 geschlossenen Lippen) wiedergibt. Auch Kehlkopfbewegungen hel- fen. Aber das Merkwu%rdige ist ja eben, da# man die Rede dann in de=( Vorstellung ho%rt, und nicht blo#, sozusagen ihr Skelett, im Kehlkopf fa%hlt. [Vgl. PU, S. 220e.] 885. Es ist dem 'Vorstellen' wesentlich, da# zu seiner A%u#erung die Begriffe der Sinneswahrnehmung verwendet werden. (Der Satz "lch ho%re und ich ho%re nicht . . ." ko%nnte als Ausdruck der Geho%rsvor- stellung gebraucht werden. Eine Verwendung fu%r die Form des Widerspruchs.) Ein Hauptmerkmal, das Vorstellung vom Sinnesein- Vorstellende sich zur Vorstellung nicht beobachtend verha%lt, also dies, da# die Vorstellung willku%rlich ist. 886. Stelle dir ein Gespra%ch vor, dessen einer Partner du selbst bist so zwar, da# du selbst in der Vorstellung redest. Was du selb1t sprichst, wirst du wahrscheinlich in deinem Ko%rper (Kehlkopf Brust) spu%ren. Das aber beschreibt nur, definiert nicht, die Ta%tigke=1i des Redens in der Vorstellung. 887. Das Gefu%hl des Unheimlichen. Wie zeigt es sich? Die Dauer s eines 'Gefu%hls'. Wie, z.B., sieht eine Unterbrechung des Gefu%hls ans? Wa%re es, z.B., mo%glich, abwechselnd eine Sekunde es zu haben, un wieder nicht zu haben? Ist nicht unter seinen Merkmalen auch eine charakteristische Art des Verlaufs (Beginns und Endes), die es z.B von einer Sinneswahrnehmung unterscheidet? 888. Das Sprechen der Musik. Vergi# nicht, da# ein Gedicht, wen auch in der Sprache der Mitteilung abgefa#t, nicht im Sprachspiel der Mitteilung verwendet wird. Ko%nnte man sich nicht denken, da# Einer, der Musik nie gekanni hat und zu uns kommt und jemand einen nachdenklichen Chopi spielen ho%rt, da# der u%berzeugt wa%re, dies sei eine Sprache und man wolle ihm nur den Sinn geheimhalten. In der Wortsprache ist ein starkes musikalisches Element. (Em Seufzer, der Tonfall der Frage, der Verku%ndigung, der Sehnsucht, alle die unza%hligen Gesten des Tonfalls.) [Vgl. Z 160, 161.] 889. "Man suche nichts hinter den Pha%nomenen; sie selbst sind die Lehre." (Goethe.) 890. Ich beobachte sein Gesicht genau. Warum? Was lehrt es mich? das? Nun, wenn ich seine Stimmung kennen lerne, so ist es, wie wenn ich den Zustand eines Ko%rpers (seine Temperatur, z.B.) kennen lernte; ich kann mancherlei Schlu%#e daraus ziehen. Und darum beobachte ich im gleichen Fall mein eigenes Gesicht nicht. Bec- bachtete ich mich, so wa%re mein Gesicht nicht mehr ein verla%#licher Index; und ich ko%nnte auch, wenn es dies fu%r einen Andern wa%re, keine Schlu%#e aus ihm ziehen. 891. Sich eines Gedar1kens scha%men. Scha%mt man sich dessen, da# man den und den Satz zu sich selbst in der Vorstellung gesproche=n hat? eine Wurzel. [Vgl. Z 656.] 892. Der Gedanke stand in diesem Augenblick vor meiner Seele." -- Und wie? -- "Ich hatte dieses Bild." -- So war das Bild der Gedanke? Nein; denn ha%tte ich Einem blo# das Bild mitgeteilt, so ha%tte er nicht den Gedanken erhalten. [Vgl. Z 239.j 893. Das Bild war der Schlu%#el. Oder es erschien doch als Schlu%#el. [Vgl. Z 240.] 894. Wie unterscheiden sich Gesichtseindru%cke von Geho%rsein- dru%cken? -- Soll ich antworten: "Das la%#t sich nicht sagen; aber wer sieht und ho%rt, wei#, da# sie t0tal verschieden sind"? Ko%nnte man sic denken, da# bei einem Menschen ein bestimmter Gesichtseindruck derselbe wa%re, wie ein bestimmter Geho%rseindruck? so da# er diese einen Eindruck durch's Auge und durch's Ohr erhalten ko%nnte) Wu%rde dieser etwa auf ein Bild zeigen und einen Ton am Klavie anschlagen und uns sagen, diese beiden seien identisch? Und wu%rden wir ihm das glauben? Und warum nicht? Wu%rden wir ihm glauben da# die 'Affektion der Seele' in beiden Fa%llen dieselbe sei? Und wem wir's glaubten, wie ko%nnten wir das Faktum verwenden? 895. Der Stammbaum der psychologischen Pha%nomene: Nicht Exaat-- heit strebe ich an, sondern Ubersichtlichkeit. (Vgl. Z 464.] 896. Was das Bu%ndel der 'Sinneseindru%cke' zusammenha%lt, sind ihre Relationen zu einander. Das, was 'rot' ist, ist auch 'su%#' und 'hart' und 'kalt', und 'klingt', wenn man es anschla%gt. In dem Sprachspiel mit "Dies ist rot" (hart, etc.). Unsere U%bereinstimmung ist dem Sprachspiel wesentlich. Anders ist es aber mit "angenehm", "un-- angenehm", ' ' scho%n" , "ha%#lich" . Schmerz ist in mancher Weise analog den u%brigen Sinneseindru%cken, in mancher Weise verschieden. Es gibt einen Gesichtsausdruck, Ausrufe, Geba%rden des Schmerzes (wie der Freude), Zeichen der Ablehnung, einen Empfang, der fu%r den Schmerz, aber nicht einen, der fur die Empfindung Rot charakteristisch ist. Bitterkeit ist dain dem Schmerz verwandt. Man ko%nnte sich einen Druck ohne Sinnesorgan denken. Es ko%nnte Einer ho%ren, und so ziemlich alle Sprachspiele mit den Wo%rtern fu%r Geho%rseindru%cke lernen, ohne Ohren zu haben, und ohne da# man wei#, 'womit' er ho%rt. Da# man mit den Ohren ho%rt, zeigt sich ja verha%ltnisma%#ig sehr selten. Ja es ko%nnte sein, da# Einer ho%rt, wie wir Alle, und man erst spa%ter darauf kommt, da# seine Ohren taub sind. Der tnhalt der Erlebnisse. Man mo%chte sagen "So sehe ich Rot", "So ho%re ich den Ton, den du anschla%gst", "So fu%hle ich Vergnu%gen", "So empfinde ich Trauer", oder auch "Das empfindet man, wenn man traurig ist; das, wenn man sich freut", etc. Man mochte eine Welt, analog der physikalischen, mit diesen So und Dps bevo%lkern. Das hat aber nur dort Sinn, wo es ein Bild des Erlebten gibt, worauf man bei diesen Aussagen zeigen kann. 897. Wenn nur Einer einmal eine Ko%rperbewegung gemacht ha%tte, -- ko%nnte die Frage sein, ob sie willku%rlich oder unwillku%rlich war? 898. "Wenn ich mich anstrenge, tue ich doch etwas, habe doch nicht blo# eine Empfindung." Und so ist es auch; denn man befiehlt Einem: "Streng dich an!" und er kann die Absicht a%u#ern "Ich werde mich jetzt anstrengen". Und wenn er sagt "Ich kann nicht mehr!" -- so hei#t das nicht "Ich kann das Gefu%hl in meinen Gliedern -- den Schmerz, z.B., -- nicht la%nger ertragen". -- Andererseits aber leidet man unter der Anstrengung, wie unter Schmerzen. "Ich bin ga%nzlich erscho%pft" -- wer das sagte, sich aber so frisch bewegte, wie je, den wu%rde man nicht verstehen. [Vgl. Z 589.] 899. Der Aspekt ist dem Willen unterworfen. Ich kann etwas nicht rot sehen, wenn es mir blau erscheint, und es hat keinen Sinn, zu Aspekt (wenigstens bis zu einem gewissen Grade) willku%rlich ist, scheint ihm wesentlich zu sein, wie auch der Vorstellung, da# sie es ist. Ich meine: die Willku%rlichkeit scheint mir (aber warum?) nicht nur eine Zutat zu sein; als sagte man "Diese Bewegung la%#t sich, erfahrungsgema%#, auch so hervorbringen". D.h.: Es ist wesentlich, da# man sagen kann "Sieh es jetzt so an!" und "Stell dir vor . . .!" Denn das ha%ngt damit zusammen, da# uns der Aspekt nichts u%ber die 'a%u#ere Welt lehrt'. Man kann die Worte "rot" und "blau" lehren, indem man sagt "Dies ist rot und nicht blau"; aber man kann Einem nicht die Bedeutung von "Figur" und "Grund" lehren, indem man auf eine doppeldeutige Figur zeigt. [Vgl. PU, S. 21 3e.] 900. Wir lernen nicht Vorstellungen kennen und spa%ter erst, sie mit unserm Willen zu lenken. Und natu%rlich ist es u%berhaupt ganz falsch zu denken, wir lenkten sie, sozusagen, mittels unseres Willens. Als regerte der Wille sie, wie Befehle Menschen regieren ko%nnen. Als wa%re also der Wille ein Einflu#, eine Kraft, oder auch: eine prima%1e Handlung, die dann die ursache der wahrnehmbaren a%u#eren Handlungen ist. 901. Ist es richtig, zu sagen: was eine Handlung zu einer willku%rlichen macht, sind die psychischen Erscheinungen, in denen sie ein8ebettet liegt? (Die psychologische Umgebung.) Sind, z.B., meine normalen Gehbewegungen "willku%rlich" in einem nicht-potentiellen Sinn? 902. Ein Kind stampft mit den Fu%#en im Zorn: ist es nicht willku%rlich? Und wei# ich irgendetwas von seinen Bewegungsemp-- findungen, wenn es dies tut? Im Zorn stampfen ist willka%rlich. Kommen, wenn man gerufen wird, in der gewo%hnlichen Umgebung, ist willku%rlich. Unwillku%rliches Gehen, Spazierengehen, Essen, Sprechen, Singen wa%re (ein) Gehen, Essen, Sprechen, etc. in erer abnormalen Umgebung. Z.B., bewu#tlos: wenn man im u%brigen handelt, wie in der Narkose; oder wenn die Bewegung vor sich geht, und man wei# nichts von ihr, sobald man die Augen schlie#t; oder wenn man die Bewegung nicht einstellen kann, so sehr man sich auch bemu%ht; etc. 903. Keine Annahme scheint mir natu%rlicher, als da# dem Assoziieren, oder Denken, kein Prozess im Gehirn zugeordnet ist; sc? da# es also unmo%glich wa%re, aus Gehirnsprozessen Denkprozesse abzulesen. Ich meine das so: Wenn ich rede, oder schreibe, so geht, Gedanken zugeordnetes System von Impulsen von meinem Gehirn aus. Aber warum sollte das System sich weiter in zentraler Richtung fortsetzen? Warum soll nicht, sozusagen, diese Ordnung aus dem Chaos entspringen? Der Fall wa%re a%hnlich dem -- da# sich gewisse Pflanzenarten durch Samen vermehrten, so da# ein Same immer nichts in dem Samen der Pflanze, die aus ihm wird, entspricht; so da# es unmo%glich ist, aus den Eigenschaften, oder der Struktur des Samens, auf die der Pflanze, die aus ihm wird, zu schlie#en, -- da# man dies uur aus seiner Geschichte tun kann. So ko%nnte also auch aus etwas ganz Amorphem ein Organismus, sozusagen ursachelos, werden; und es ist kein Grund, warum sich dies nicht mit unserem Gedanken, also mit unserem Reden oder Schreiben etc. wirklich so verhalten sollte. [Vgl. Z608.] 9o4. Es ist also wohl mo%glich, da# gewisse psychologische Pha%nomene physiologisch nicht untersucht werden konnen, weil ihnen physiologisch nichts entspricht. [Vgl. Z 609.] 905. Ich habe diesen Mann vor Jahren gesehen; nun sehe ich ihn wieder, erkenne ihn, erinnere mich seines Namens. Und warum mu# es nun fu%r dies Erinnern eine Ursache in meinem Nervensystem geben? Warum mu# irgendetwas, was immer, in irgendeiner form dort aufgespeichert worden sein? Warum mu# er eine Spur hinterlassen haben? Warum soll es keine psychologische Gesetzma%#igkeit geben, der keine physiologische entspricht? Wenn das unsere Begriffe von der Kausalita%t umsto%#t, dann ist es Zeit, da# sie umgesto#en werden. [Vgl.Z610.] 906. Das Vorurteil fu%r den psycho-physischen parallelismus ist auch eine Frucht der primitiven Auffassung der Grammatik. Denn, wenn man Kausalita%t zwischen psychologischen Erscheinungen zula%#t, die nicht physiologisch vermittelt ist, so meint man damit ein Zugestehen, es existiere eine Seele neben dem Ko%rper, ein geisterhaftes Seelenwesen. [Vgl. Z. 611.] 907. Mu# das Verbum "ich glaube" eine Vergangenheitsform haben ? Nun, wenn wir statt "Ich glaube, er kommt" immer sagten "Er du%rfte kommen" (oder dergleichen), aber dennoch sagten "Ich habe geglaubt . . ." -- so ha%tte das Verbum "glauben" keine Gegenwart. Es ist charakteristisch fu%r die Art und Weise, wie wir gewohnt sind, die Sprache zu betrachten, da# wir glauben, es mu%sse am Ende doch Gleichfo%rmigkeit, Symmetrie, bestehen; statt, umgekehrt, dafu%r zu halten, sie konne nicht bestehen. 908. Denk dir diese Erscheinung: Wenn ich will, da# jemand sich einen Text merkt, den ich ihm vorspreche, so da# er ihn mir spa%ter wiederholen kann, mu# ich ihm ein Papier und einen Bleistift geben; und wa%hrend ich spreche, schreibt er Striche, Zeichen auf das Papier; soll er spa%ter den Text reproduzieren, so folgt er jenen Strichen mit den Augen und sagt den Text her. Ich nehme aber an, sei:e Aufzeichnung sei keine Schrift, sie ha%nge nicht durch Regeln mit den Worten des Textes zusammen; und doch kann er ohne diese Aufzeichnung den Text nicht reproduzieren; und wird an ihr etwas gea%ndert, wird sie zum Teil zersto%rt, so bleibt er beim 'Lesen' stecken, oder spricht den Text unsicher, oder unzuverla%#ig, oder kann die Worte u%berhaupt nicht finden. -- Das lie#e sich doch denken! -- Was ich die 'Aufzeichnung' nannte, wa%re dann keine Wiedergabe des Textes, nicht eine U%bersetzung sozusagen in einem anderen Sym- bolismus. Der Text wa%re nicht in der Aufzeichnung niedergelegt. Und warum sollte er in unserm Nervensystem niedergelegt sein? [Vgl. Z 612.] ~. Warum soll nicht ein Naturgesetz einen Anfangs-- und einen Endzustand eines Systems verbinden, den Zustand zwischen beiden aber u%bergehen? (Nur denke man nicht an Wirkung!) [Vgl. Z 613.] 910. Was man eine A%nderung in den Begriffen nennt, ist natu%rlich nicht nur eine A%nderung im Reden, sondern auch eine im Tun. 911. Die Terminologie sieht man, die Technik ihrer Anwendung sieht man nicht. 912- Man sagt Er scheint furchtbare Schmerzen zu haben , anch wenn man keinerlei Zweifel hat, da# der Schein nicht tru%gt. Warum sagt man nicht "Ich scheine furchtbare Schmerzen zu haben", denn dies mu%#te zum mindesten auch Sinn haben? Bei einer Theaterprobe ko%nnte ich das sagen; und ebenso "Ich scheine die Absicht zu haben . . .", etc. etc. Jeder wird sagen: "Natu%rlich sage ich das nicht; weil ich we#, ob ich Schmerzen habe." Es interessiert mich fu%r gewo%hiich nicht, ob ich Schmerzen zu haben scheine; denn die Schlu%#e, die ich aus diesem Eindruck beim Andern ziehe, ziehe ich fu%r mich selbst nicht. Ich sage nicht: "Ich sto%hne furchtbar, ich mu# zum Arzt gehen"; wohl aber "Er sto%hnt firchtbar, er mu# . . .". 161 I--908 913. Wenn dies keinen Sinn hat: "Ich wei#, da# ich Schmerzen habe" -- noch dies: "Ich fu%hle meine Schmerzen", -- dann hat es auc:h keinen Sinn zu sagen: "Ich ku%mmere mich nicht um mein eigenes Sto%hnen, weil ich we#, da# ich Schmerzen habe" -- oder "weil meine Schmerzenfuhle". Wohl aber ist es wahr: "Ich ku%mmere mich nicht um mein S to%hnen. ' ' 914. Ich schlie#e aus der Beobachtung seines Benehmens, da# er zum Arzt mu#; aber ich ziehe diesen Schlu# fu%r mich nicht aus de1 Beobachtung meines Benehmens. Oder vielmehr: ich tue auch dies manchmal, aber nicht in analogen Fa%llen. [Vgl. Z 539.] 915. Es hilft hier, wenn man bedenkt, da# es eine primitive Reaktion ist, die schmerzende Stelle des Andern zu pflegen, zu behandeln, und nicht nur die eigene -- also auf des Andern Schmerzbenehmen zu achten, wie auch, auf das eigene Schmerzbenehmen nicht zu achten. [Vgl.Zs40.] 916. Was aber will hier das Wort "primitiv" sagen? Doch wohl, dafl die Verhaltungsweise uorsprachlich ist: da# ein Sprachspiel auf ihr beruht, da# sie das Prototyp einer Denkweise ist und nicht- das Ergebnis des Denkens. [Vgl. Z 541.] 917. "Falsch aufgeza%umt" kann man von einer Erkla%rung sagen, wie dieser: wir pflegten den Andern, weil wir nach Analogie des eigenen Falles glaubten, auch er habe ein Schmerzerlebnis. -- Statt zu sagen Lerne also aus diesem besondern Kapitel unseres Betragens -- aus diesem Sprachspiel -- welche Funktion in ihm "Analogie" und "Glauben" haben. [Vgl. Z 542.] 918. "Wie kommt es, da# ich den Baum aufrecht sehe, auch wenn ich meinen Kopf zur Seite neige, und also das Netzhautbild das eines schiefstehenden Baums ist?" Wie kommt es also, da# ich den Baum auch unter diesen Umsta%nden als einen aufrechten anspreche? -- "Nun, ich bin mir der Neigung meines Kopfes bewu#t, und bringe also die no%tige Korrektur an der Auffassung meiner Gesichts- eindru%cke an." -- Aber hei#t das nicht, Prima%res mit Sekunda%rem verwechseln? Denk dir, wir wu%#ten gar nichts von der innern Beschaffenheit des Auges, -- wu%rde dies Problem u%berhaupt auf tauchen? Wir bringen ja hier, in Wahrheit keine Korrekturen an, dies ist ja blo# eine Erkla%rung. Wohl--aber da nun die Struktur des Auges einmal bekannt ist, -- wie k0mmt es, da# wir so handeln, so reagieren? Aber mu# es hier eine physiologische Erkla%rung geben? Wie, wenn wir sie auf sich beruhen lie#en? -- Aber so wu%rdest du doch nicht sprechen, wenn du das Verhalten einer Maschine pru%ftest! -- Nun, wer sagt, da# in diesem Sinne das Lebewesen, der tierische Leib, eine Maschine ist? -- [Vgl. Z 614.] 919. Man kann eine Vera%nderung eines Gesichts merken und mit den Worten beschreiben, das Gesicht habe einen ha%rteren Ausdruck angenommen, -- und doch nicht im Stande sein, die A%nderung mit ra%umlichen Begriffen zu beschreiben. Dies ist ungeheuer wichtig. - Vielleicht sagt nun jemand: wer das tut, beschreibe eben nicht die Vera%nderung des Gesichts, sondern nur der Wirkung auf ihn selbst; aber warum sollte dann eine Beschreibung durch Form- und Farbbegriffe nicht auch dies sein? 920. Mann kann auch sagen "Er machte dieses Gesicht", oder "Sein Gesicht vera%nderte sich so", indem man's nachmacht, -- und ist wieder nicht im Stande, die Vera%nderung anders zu beschreiben. ((Es gibt eben viel mehr Sprachspiele, als Carnap und Andere sich tra%umen lassen.)) 921. Das Bewu#tsein, da# . . ., kann mich in der Arbeit sto%ren; das Wissen nicht. 922. Wie wei# ich, da# ein Hund etwas dauernd ho%rt, dauernd einen Gesichtseindruck empfa%ngt, Freude, Furcht, Schmerz empfindet? Was wei# ich von den 'Erlebnisinhalten' eines Hundes? 923. Sind die farben wirklich Geschwister? Sind sie nur der Farbe nach verschieden, nicht auch der Art nach? Sind Gesicht, Geho%1, Geschmack wirklich Geschwister ? Suche nicht nur nach A%hnlichkeiten um einen Begriff zu recht- fertigen, sondern auch nach Zusammenha%ngen. Der Vater u%bertra%gt seinen Namen auf den Sohn, auch wenn dieser ihm ganz una%hnlich ist. 924. Vergleiche einen furchtbaren Schreck und einen plo%tzlichen heftigen Schmerz. Es ist die Schmerzempfindung, die furchtbar ist, - aber ist es die Schreckempfindung? Wenn jemand in meiner Gegenwart hinstu%rzt, -- ist das nur die Ursache einer ho%chst unangenehmen augenblicklichen Empfindung in mir? Und wie la%#t sich diese Frage beantworten? Klagt der, der den schrecklichen Vorfall berichtet, u%ber die Empfindungen, das Stocken des Aters, etc.? Wenn man Einem u%ber den Schreck hinweghelfen will, -- behandelt man den Ko%rper? Beruhigt man den Erschrockenen nichi vielmehr u%ber das Ereignis, die Veranlassung? 925. Wer im Studierzimmer sich die Trauer vormacht, der wird sich allerdings leicht der Spannungen in seinem Gesicht bewu#t werden. Aber trauere wirklich, oder folge einer trauriffien Handlung im Film, und frag dich, ob du dir deines Gesichts bewu#t warst. [Vgl. Z 503.] 926. Ein Zusammenhang zwischen den Stimmungen und Sinnesen- dru%cken ist, da# wir die Stimmungsbegriffe zur Beschreibung von Sinneseindru%cken und Vorstellungen benu%tzen. Wir sagen von einem Thema, einer Landschaft, sie seien traurig, fro%hlich, etc. Aber viel wichtiger ist es natu%rlich, da# wir das menschliche Gesicht, die Handlung, das Benehmen, durch alle Stimmungsbegriffe beschreiben. [Vgl.Z505.] 927. Das Bewu#tsein in des Andern Gesicht. Schau ins Gesicht des Andern und sieh das Bewu#tsein in ihm und einen bestimmten Bewu#tseinston. Du siehst auf ihm, in ihm, Freude, Gleichgu%ltigkeit, Interesse, Ru%hrun, Dumpfheit, usf. Das Licht im Gesicht des Andem. Schaust du in %ic'h, um den Grimm in seinem Gesicht zu erkennen. Er ist dort so deutlich, wie in deiner eigenen Brust. (Und was will man nun sagen? Da# das Gesicht des Andern mich zur Nachahmung anregt, und da# ich also kleine Bewegungen und Muskelspannungen im eigenen empfinde, und die Summe dieser meine? Unsinn. Uns1nn, -- denn du machst Annahmen, statt blo# zu beschreiben. Wem hier Erkla%rungen im Kopfe spuken, der ver nachla%ssigt es, sich auf die wichtigsten Tatsachen zu besinnen.) [Vgl Z 220.] 928. Das Wissen, die Meinung haben keinen Gesichtsausdruck. E1 gibt wohl einen Ton, eine Geba%rde der U%berzeugung, aber nur, wenn etwas in diesem Ton, mit dieser Geba%rde, gesagt wird. 929. "Das Bewu#tsein ist so deutlich in seinem Gesicht und Benehmen, wie in mir selbst." [Vgl. Z 221.] 930. Was hie#e es, mich darin irren, da# er eine Seele, Bewu#tsein, habe? und was hie#e es, da# ich mich irre und selbst keines habe? Was hie#e es, zu saffen "Ich bin nicht bei Bewu#tsein".--Aber wei# ich nicht doch, da# Bewu#tsein in mir ist? -- So wei# ich's also, und doch hat die Aussage, es sei so, keinen Zweck? Und wie merkwu%rdig, da# man lernen kann, sich in dieser Sach'e mit andern Leuten zu versta%ndigen! [Vgl. Z 394.] 931. Einer kann sich bewu#tlos stellen; aber auch bewu#t? [Vgl. 395-] 932. Wie wa%re es, wenn jemand allen Ernstes sagte, er wisse wirklich nicht, ob er tra%ume oder wache? -- Kann es diese Situation geben: Einer sagt "Ich glaube, ich tra%nme jetzt ; wirklich wacht er bald danach auf, erinnert sich an jene A%u#erung im Traum und sagt "So hatte ich wirklich recht!"--Dies,e Erza%hlung kann doch nur hei#en: Einer habe getra%umt, er ha%tte gesagt, er traume. Denke, ein Bewu#tloser sagte (etwa in der Narkose) "Ich bin im Bewu#tsein" -- wu%rden wir sagen "Er mu# es wissen"? Und wenn Einer im Schlaf spra%che "Ich schlafe", -- wu%rden wir sagen "Er hat ganz recht"? Spricht Einer die Unwahrheit, der mir sagt: "Ich bin nicht bei Bewu#tsein"? (Und die Wahrheit, wenn er's bewu#tlos sagt? Und wie, wenn ein Papagei sagte "Ich verstehe kein Wort", oder ein Grammophon "Ich bin blo# eine Maschine"?) [Vgl. Z 396.] 933. Denke, in einem Tagtraum lie#e ich mich sprechen "Ich phantasiere blo#", wa%re das wahr? Denke, ich schreibe so eine Phantasie, oder Erza%hlung, einen phantasierten Dialog, und in ihm sage ich "Ich phantasiere"--aber, wenn ich es aufschreibe, -- wie zei tsich's, da# diese Worte Worte der Phantasie sind und da# ich nicht aus der Phantasie herausgetreten bin? Wa%re es nicht wirklich mo%glich, da# der Tra%umende, sozusagen aus dem Traun1 heraustretend, im Schlaf spra%che "Ich tra%ume"? Es ware wohl denkbar, da# so ein Sprachspiel existierte. Dies ha%ngt mit dem Problem des 'Meinens' zusammen. Denn ich kann im Dialog schreiben "Ich bin gesund" und es nicht meinen, obwohl es wahr ist. Die Worte geho%ren zu diesem und nicht zu jenem Sprachspiel. [Vgl. Z 397.] 934. 'Wahr' und 'Falsch' im Traum. Ich tra%ume, da# es regnet uud da# ich sage "Es regnet"--anderseits: Ich tra%ume, da# ich sage "Ich tra%ume". [Vgl. Z 398.] 935. Hat das Verbum "tra%umen" eine Gegenwartsform? Wie lernt diese der Mensch gebrauchen? [Vgl. Z 399.] 936. Ein Sprachspiel analog einem Fragment eines andern. Ein Raum in begrenzte Stu%cke eines Raums projiziert. 937. Angenommen, ich ha%tte eine Erfahrung, a%hnlich einem Erwachen, bea%nde mich dann in einer ganz andern Umgebung, mit Leuten, die mich versichern, ich habe geschlafen. Angenommen ferner, ich bliebe dabei, ich habe nicht getra%umt, sondern ati irgendeine Weise au#erhalb meines schlafenden Ko%rpers gelebt. Welche Funktion hat diese Behauptung? [Vgl. Z 400.] 938. "Ich habe Bewu#tsein', das ist eine Aussage, an der kein Zweifel mo%glich ist." Warum soll das nicht das Gleiche sagen wie dies: " 'Ich habe Bewu#tsein' ist kein S atz"? Man ko%nnte auch so sagen: Was schadet es, da# Einer sagt, "Ich habe Bewu#tsein" sei eine Aussage, die keinen Zweifel zulasse? Wie komme ich mit ihm in Widerspruch? Nimm an, jemand sagte mir dies, -- warum soll ich mich nicht gewo%hnen, ihm nichts darauf zu antworten, statt etwa einen Streit anzufangen? Warum soll ich seine Worte nicht behandeln, wie sein Pfeifen oder Summen? [Vgl. Z 4011 939. "Nichts ist so gewi#, wie, da# mir Bewu#tsein eignet." Warum soll ich es dann nicht auf sich beruhen lassen? Diese Gewi#heit ist wie eine gro#e Kraft, deren Angriffspunkt sich nicht bewegt, die also keine Arbeit leistet. (Vgl. Z 402.] 940. Einer wirft im Wu%rfelspiel etwa 5, dann 4 und sagt "Ha%tte ich blo# statt der 5 eine 4 geworfen, so ha%tte ich gewonnen"! Die Bedingtheit ist nicht physikalisch, sondern nur mathematisch, denn man ko%nnte antworten: Ha%ttest du zuerst 4 geworfen, -- wer wei#, was du danach geworfen ha%ttest!" [Vgl. Z 678.] 941. Sagst du nun "Die Verwendunff des Konjunktivs beruht auf dem Glauben an ein Naturgesetz" -- so kann man entgegen: "Sie beruht nicht auf diesem Glauben; sie und dieser Glaube stehen auf gleicher Stufe." [Vgl. Z 679.] 942. Das Schicksal steht im Gegensatz zum Naturgesetz. Das Naturgesetz will man ergru%nden, und verwenden, das Schicksal nicht. [Vgl. Z 680; VB, S. 119-] 943. Der Begriff des 'Fragments'. Es ist nicht leicht, die Verwendung dieses Worts auch nur beilaufig zu beschreiben. 944. Wenn wir den Gebrauch eines Wortes beschreiben wollen, -- ist es nicht a%hnlich, wie wenn man ein Gesicht portra%tieren will? Ich sehe es deutlich; der Ausdruck dieser Zu%ge ist mir wohl bekannt; und sollte ich's malen, ich wu%#te nicht, wo anfangen. Und mache ich wirklich ein Bild, so ist es ga%nzlich unzula%nglich. -- Ha%tte ich eine Beschreibung vor mir, ich wu%rde sie erkennen; vielleicht auch FehlEe: in ihr merken. Aber, da# ich das kann, sagt nicht, da# ich die Beschreibung selber ha%tte geben ko%nnen. 945. Zwei Gegensta%nde 'geho%ren zusammen'. Man lehrt ein Kind, Dinge 'ordnen', man begleitet die Ta%tigkeit mit den Worten "Diese geho%ren zusammen". Das Kind lernt diesen Ausdruck auch. Es ko%nnte die Dinge auch mit Hiife dieser Worte und gewisser Geba%rden ordnen. Die Worte ko%nnen aber auch blo#e Begleitung des Tuns sein. Ein Sprachspiel. Denk dir ein solches Spiel ohne Worte, aber mit der Begleitung einer zu den Handlungen passenden Musik gespielt. 940%. "Leg es hier hin" -- wobei ich mit dem Finger den Platz bezeichne--dies ist eine absolute Ortsangabe. Und, wer sagt, der Raum sei absolut, mo%chte als Argument dafu%r vorbringen: "Es gib doch einen Ort: Hier." [Vgl. Z 713.] 947. Das 'Erleben der A%hnlichkeit'. Denke an das Sprachspiel: "A%hnlichkeiten erkennen", oder "A%hnlichkeiten angeben", od"e: "Dinge nach ihrer A%hnlichkeit ordnen". Wo ist hier das besonder Erlebnis? der besondere Erlebnisinhalt, nach dem man fahndet? 948. Die Dauer der Empfindung. Vergleiche die Dauer eine Tonempfindung mit der Dauer der Tastempfindung, die dich lehri, da# du eine Kugel in der Hand ha%ltst; und mit dem "Gefu%hl", da dich lehrt, da# deine Knie gebogen sind. Und hier haben wir wiedet einen Grund, warum wir von der Empfindung der Positur sage mo%chten, sie habe keinen Inhalt. [Vgl. Z 478.] 949. Philosophische Untersuchungen: begriffliche Untersuchungen Das Wesentliche der Metaphysik: da# ihr der Unterschied zwischen sachlichen und begrifflichen Untersuchungen nicht klar ist. Di metaphysische Frage immer dem Anscheine nach eine sachlicne, obschon das Problem ein begri~iches ist. [Vgl. Z 458.] 950. Was aber tut eine begriffliche Untersuchung? Ist sie eine de Naturgeschichte der menschlichen Begriffe? -- Nun, Naturgeschichte beschreibt, sagen wir, Pflanzen und Tiere. Aber ko%nnte es nicht sein da# Pflanzen in allen Einzelheiten beschrieben worden wa%ren, und nun erst jemand daherka%me, der Analogien in ihrem Baue sieht, die man fru%her nicht gesehen hatte? Da# er also eine neue Ordnung in diesen Beschreibungen herstellt. Er sagt z.B.: "Vergleiche nicht diesen Teil mit diesem; sondern vielmehr mit jenem! " (Goethe wollte so etwas tun) und dabei spricht er nicht notwendigerweise von Abstammung; dennoch aber k~-nnte die neue Anordnung auch der wissenschaftlichen Untersuchung eine neue Richtung geben. Er sagt "Sieh es so an!" -- und das kann nun verschiedenerlei Vorteile und Folgen haben. 951. Warum za%hlen wir? Hat es sich als praktisch erwiesen? Haben wir unsere Begriffe, z.B. die psychologischen, weil es sich als vorteilhaft erwiesen hat? -- Und doch haben wir gewisse Begriffe eben deswegen, haben sie deswegen eingefu%hrt. [Vgl. Z 700.] 952. Man sollte nicht glauben, es sei eine Vereinfachung, das Sehen mit einem Auge in Betracht zu ziehen, statt des Sehens mit beiden Augen; wenn man na%mlich daru%ber klar ist, da# man das Sehen nicht in den Augen spu%rt. Die Idee des visuellen Gegenstands ist vieL schwerer fu%r das zweia%ugige Sehen durchzufu%hren. Denn was ist das zweia%ugige 'Gesichtsbild ? 'Das Portrait dessen, was man wirklicht sieht', 'des visuellen Eindrucks selbst'. 953. Es kommt einem vor: Wenn ich nur die rechten Farben und Dinge zur Verfu-gung ha%tte, ko%nnte ich genau darstellen, was ich sehe- Und so ist es ja bis zu einem Punkt wirklich. Und jener Bericht = dessen, was ich vor mir habe, und die Beschreibung dessen, was ich sehe, haben die gleiche Form. -- Aber sie lassen z.B. ganz das Gesichtsfeld und jeden Aspekt des Gesehenen. 954. Ist nun, was du anschaust, eine gro#e Tafel, oder ebene Wand mit einer Figur darauf, so wird als eine genaue Beschreibung ein Bild . dieser Figur gelten ko%nnen. Ist die Figur z.B. 2, was kann man mehr wollen, als da# sie genau abgezeichnet wird; und doch gibt es noch eine ganz andere Beschreibung, die in dem Abzeichnen nicht steckt. So auch, wenn die Figur ein Gesicht ist. 955. Was in einem Sinne eine geringe Ungenauigkeit der Beschrei- bung ist, ist in einem andern Sinne eine gro#e. 956. Aktiv und Passiv. Kann man es befehlen, oder nicht? Dies scheint vielleicht eine weithergeholte Unterscheidung, ist es aber nicht. Es ist a%hnlich wie: "Kann man sich (logische Mo%glichkeit) dazu entschlie#en, oder nicht?" -- Und das hei#t: Wie ist es von Gedanken, Gefu%hlen, etc. umgeben? [Vgl. Z 588.] 957. Wie wu%rde eine Gesellschaft von lauter tauben Menschen aussehen? Wie, eine Gesellschaft von 'Geistesschwachen'? WicXtige frage! Wie, also, eine Gesellschaft, die viele unserer gewo%hnlichen Sprachspiele nie spielte? [Vgl. Z 371.] 958. Sich einer Gleichheit von Farben in einem Bild bewu#t sein, oder dessen, da# diese Farbe dunkler ist als jene. Bin ich mir beim Ho%ren dieses Stu%cks die ganze Zeit bewu#t, da# es von . . . ist? Wann ist man sich einer Tatsache bewu#t? 959. Liebe is kein Gefu%hl. Liebe wird erprobt, Schmerzen nicht. [Vgl. Z 504.] 96o. Ich sehe etwas in verschiedenen Zusammenh~'ngen. (Ist dies dem Vorstellen nicht verwa11dter als dem Sehen?) $1. Es ist, als ha%tte man an das Gesehene einen Begriff herange- bracht, den man nun mitsieht. Der zwar selbst kaum sichtbar ist, aber doch einen ordnenden Schleier u%ber die Gegensta%nde breitet. 962. Was siehst du?" (Sprachspiel.)--"Was siehst du wirklich?" 963. Stellen wir uns das Sehen ra%tselhaft vor! ohne jederle:: physiologische Erkla%rung. -- $4. Auf die Frage "Was siehst du?" kommen verschiedenerlei Beschreibungen zur Antwort. -- Wenn Einer nun sagt: "Ich sehe doch den Aspekt, die Organisation, ebenso gut wie Formen und Farben" -- was soll das hei#en? Da# man das alles zum 'Sehen' rechnet? oder, da# hier doch die gro--#te A%hnlichkeit besteht? -- Und was kann ich dazu sagen? Ich kann A%hnlichkeiten und Una%hnlichkeiten aufzeigen. 965. Ko%nnte man es nicht fu%r Wahnsinn halten, wenn ein Mensch eine Zeichnung als Portrait des N.N. erkennt und ausruft "Das ist Herr N.N.!" -- "Er mu# verru%ckt sein", sagt man von ihm, "Er sieht ein Stu%ck Papier mit schwarzen Strichen darauf und ha%lt das fu%r einen Menschen!" 966. Das 'Sehen der Figur als . . .' hat etwas Okkultes, etwa Unbegreifliches. Man mo%chte sagen: "Es hat sich etwas gea%ndert und es hat sich nichts gea%ndert."--Aber versuche es nicht zu erkla%ren Betrachte lieber das u%brige Sehen auch als Okkult. 967. Der Ausdruck jener Erfahrung ist und bleibt: "Ich sehe es al Berg", "Ich sehe es als Keil", "Ich sehe es mit dieser Basis und dieser Spitze, aber umgefallen", etc. Und die Wo%rter "Berg", "Keil" "Basis", "umgefallen", sind ja auch nur Striche, oder Laute -- mit ein Uerwendung . 968. Denk an eine Darstellung eines Gesichts von vorn und im Profi zugleich, wie in manchen modernen Bildern. Eine Darstellung, in d eine Bewegung, eine A%nderung, ein Schweifen des Blicks mitein bezogen ist. Stellt so ein Bild das, was man sieht, nicht eigentlich dar? 969. "Ich verzeihe dir." Kann man sagen "Ich bin damit bescha%ft1g dir zu verzeihen"? Nein. Aber das hei#t nicht, da# es nicht eine Vorgang gibt, den man auch "verzeihen" nennen ko%nnte -- aber n1cht so nennt -- ich meine, das Austragen des innern Streites, der zu Verzeihen fu%hren kann. 970. Ich mo%chte sagen: Es gibt Aspekte, die hauptsa%chlich vo Gedanken und Assoziationen bestimmt sind, und andere, die '(e: optisch' sind, und automatisch eintreten und wechseln, beinahe wi Nachbilder. 971- Das, was Ko%hler1 nicht behandelt, ist die Tatsache, da# man di Figur 2 so oder so ansehen kann, da# der Aspekt, wenigstens bis einem gewissen Grade, dem Willen untersteht. 972. Ich kann auf den Verlauf meiner Schmerzen achten; aber nicl ebenso auf den meines Glaubens, oder Wissens. [Vgl. Z 75.] 973. Das Beobachten der Dauer kann ununterbrochen, oder unte: brochen sein. Wie beobachtest du dein Wissen, deine Meinungen? und anderer- seits, ein Nachbild, einen Schmerz? Gibt es ein ununterbrochenes Beobachten meiner Fa%higkeit, die Multiplikation . . . auszufu%hren? (Vgl.Z76,77.] 974. ((Zur Nr 971)) Das ko%nnte man daraus erkla%ren, da# der Aspekt mit der Augenbewegung zusammenha%ngt. Funktion. ((wichtig)) 976. Da# der Aspekt dem Willen untersteht, ist nicht eine, seir: Wesen selbst nicht beru%hrende, Tatsache. Denn wie wa%re es, wenn wir Dinge willku%rlich rot oder gru%n sehen ko%nnten? Wie wu%rde man dann die Wo%rter "rot und "gru%n" anwenden lernen? Es ga%be dann vor allem nicht einen 'roten Gegenstand', ho%chstens einen, den man leichter rot als gru%n sieht. 977. Ist nicht, was Ko%hler sagt, ungefa%hr: "Man ko%nnte etwas nichi fu%r das oder das halten, wenn man es nicht als das oder das sehen ko%nnte"? Beginnt ein Kind damit, etwas so oder so zu sehen, ehe e=1 lernt, es fu%r das oder das zu halten? Lernt es zuerst die Frage beantworten "Wie siehst du das?" und dann erst "Was ist das?" -- 978. Kann man sagen, es mu# imstande sein, den Sessel visuell als Ganzes aufzufassen, um ihn als Ding erkennen zu ko%nnen? -- Fasse :c:h jenen Sessel visuell als Ding auf, und welche meiner Reaktionen zeigen das? Welche Reaktionen eines Menschen zeigen, da# er etwas als Ding erkennt, und welche, da# er ctwas als ein Ganzes, dinglich, sieht? 979. Man ko%nnte es sich so vorstellen: Man pru%ft, in welcher Weise ein Kind ebene Figuren abbildet, wenn man es keine Abbildungsari gelehrt hat, und wenn es ra%umliche Gegensta%nde noch nie gesehen hat. 980. Ich lerne beschreiben, was ich sehe; und da lerne ich alle mog. lichen Sprachspiele. -- 981. Nicht "Wie kann ich, was ich sehe, beschreiben?" -- sondern: "Was nennt man 'Beschreibung des Gesehenen'?" Und die Antwort auf diese Frage ist: "Sehr Verschiedenes." 982. Ko%hler1 sagt, nur sehr wenige Menschen sa%hen von selbst d Ziffer 4 in der Zeichnung und das ist gewif wahr. Wie unterschiede sich nun ein Mensch von dem normal Menschen, der in seiner Beschreibung ebener Figuren, oder wenn e sie kopiert, darin radikal von der Norm abweicht, da# er bein Kopieren und Beschreiben andere 'Einheiten' verwendet? D.h., wi wird sich dieser auch noch in anderen Dingen von den normale: Menschen unterscheiden? 983. Ein Mensch ko%nnte hohe zeichnerische Begabung haben, ic meine die Begabung, Gegensta%nde, ein Zimmer z.B., sehr gena1 abzuzeichnen, und ko%nnte dabei doch immer wieder kleine Fehl gegen den Sinn machen; so da# man sagen ko%nnte "Er fa#t ei1ne Gegenstand nicht als Gegenstand auf". Er wu%rde z.B. nie eine Fehler machen, wie der des Maler Klecksel, der zwei Augen im Prc)f malt. Sein Wissen wu%rde ihn nie verfu%hren. 984. Der verfu%hrerische Begriff ist: "die vollstandige Beschreibun dessen, was man sieht." 985. Eliminiere dir immer das private Objekt, indem du annimms Es a%ndere sich fortwa%hrend; du merkst es aber nicht, weil dich de:: Geda%chtnis fortwa%hrend ta%uscht. [Vgl. PU, S. 207e.] 986. "Wer etwas sieht, sieht irgendetwas Bestimmtes" -- aber d hei#t eben nichts. Es ist, als wollte man sagen: Wenn auch keine Darstellung de Gesichtseindruck gleicht, so gleicht er doch sich selber. 987. Es ko%nnte doch Einer auf die Frage "Was siehst du hier?" d Figur richtig nachzeichnen, auf die Frage aber "Siehst du eine " mi Nein antworten, obwohl er sie doch selbst beim Nachzeichne gebildet hat. 988. Was teile ich dem mit, dem ich die Mitteilung mache, ich se das Ornament jetzt so? (Seltsame Frage.) -- Das hei#t doch: " welchem Sprachspiele findet dieser Satz Verwendung?" -- "W fangen wir mit diesem Satz an?" 989. Nehmen wir an, gewisse Aspekte wa%ren durch die Auge bewegung erkla%rbar: Dann mo%chte man sagen, diese wa%ren re optischer Natur; und es mu%#te also fu%r sie eine Beschreibung gebe die sich nicht der Analogien aus anderen Gebieten bedienen m&# Dann mu%#te man also den Befehl "Sieh dies als . . .!" durch d ersetzen ko%nnen: "La# den Blick so und so wandern", oder ei1 a%hnlichen. 990. Aber es ist eben nicht wahr, da# eine Erfahrung, nachweisbar mit der Augenbewegung zusammenha%ngt, vc1n : erzeugt werden kann, darum durch eine Folge von Gesichtsbilde beschrieben werden kann. (Etwa so wenig, wie der, welcher sich einen Ton vorstellt, sich ei Folge von Luftsto%#en vorstellt.) 991. Halte die Zeichnung eines Gesichts verkehrt und du kannst d Ausdruck des Gesichts nicht erkennen. Vielleicht kannst du auch sehe da# es lacht, aber doch nicht genau, wie es lacht. Du ko%nntest Lachen nicht nachahmen, oder seinen Charakter genauer beschre1be: Und doch kann das umgekehrte Bild den Gegenstand ho%chst gen darstellen. [Vgl. PU, S. 198f.] 992. Man mu# da bedenken, da# das so-Sehen eine a%hnlic Wirkung haben kann wie ein Vera%ndern des Gesehenen, z.B. dc ein Setzen von Klammern, ein Unterstreichen, Zusammenfassen die oder jene Art, etc., und da# das so-Sehen in dieser Weise we mit dem Vorstellen A%hnlichkeit hat. Niemand wird doch leugnen, da# ein Unterstreichen, ein Set von Klammern, dem Erkennen einer A%hnlichkeit gu%nstig sein kann. 993. Es ist doch klar, da# nur der, welcher das doppeldeutige Bild1 Hasen sieht, den Gesichtsausdruck des Hasen wird nachahm ko%nnen. Sieht er das Bild also auf diese Weise, so wird ihm d: ermo%glichen eine gewisse A%hnlichkeit zu beurteilen. 994. Man wird auch gewisse Dimensionen nur dann richtig scha%tz wenn man das Bild aufdiese Weise sieht. 995. Bedenke, da# man sagen kann: "Du mu#t diese Melodie ho%ren, und dann auch entsprechend spielen ." 996. Ko%nnte es nicht Menschen geben, die nicht im Kopf rechn und nicht leise lesen lernen ko%nnen, dabei aber sonst intellig1en Menschen wa%ren und in keinem Sinne 'schwachsinnig'? 997. Es ist kein Zweifel, da# man einen Aspekt oft durch ei Augenbewegung, durch eine Bewegung des Blicks, hervorruft. 998. Aber wie seltsam! mo%chte man sagen -- wenn man eine Art de Zusammensetzung entdecken kann, -- wie ist es mo%glich, sie auch sehen?--Wie ist es mo%glich, mit einem Schlage zu wissen, was ma sagen will? Ist dies nicht ebenso merkwu%rdig? 999. Ist denn die Erscheinung des Aspekts seltsamer, als mein Erinnerung an eine bestimmte wirkliche Person, von der ich e Erinnerungsbild habe? Ja, es ist sogar eine A%hnlichkeit zwische beiden. Denn man fragt sich auch hier: Wie ist es mog. lich, da# ich vor ihm ein Vorstellungsbild habe und es keinen Zweifel daran gibt, da es sein Bild sei? 1000. Die Philosophie lo%st ein Problem oft nur, indem sie sagt: Hie ist so wenig eine Schwierigkeit, wie da. Nur also, indem sie ein Problem heraufbeschwo%rt, wo fru%he keines war. Sie sagt: "Ist es nicht ebenso merkwu%rdig, da# . . ." und la%#t e damit bewenden. 1001. Wie befolgt man den Befehl "Stell dir Herrn N vor!"? Wi wei# man, da# der Befehl befolgt wurde? Wie wei# Einer, da# er ihn befolgt hat? Wozu ist der Zustand der Vorstellung hier nu%tze? -- Ic will sagen, es verhalte sich a%hnlich beim Sehen eines Aspekts. 1O02. Ich sehe es (das Schachbrett) jetzt so. Es ist, als ha%ttest du mi diese schematische Zeichnung gegeben. Z.B. Die Figur, als welche ich die andere sehe, ist doch nicht eindeut1g bestimmt. 1003. Denk dir ein Dreieck im Film um den Punk schwingend darestellt und dann stehen bleibend. Und nun ko%nnte e sein, als wirke kiese zeitliche Umgebung noch im Bild des zur Ruh gekommenen Dreiecks. "Ha%ngend" mo%chte ich sagen. Aber entspricht dem nichts? Doc gewi#! Aber das hei#t nur, da# ich nicht lu%ge, und da# der Ausdncl des Aspekts eine Verwendung hat. " Welche Anwendung?!" mu#t d dich immer fragen. 1004. Man ko%nnte die Schachbrettzeichnung als Werkzeichnung betrachten, nach welcher Stu%cke herzustellen sind, die das Schachbret ergeben. Man kann diese Zeichnung nun auf verschiedene Weise verwenden; und man kann sie auch auf verschiedene Weise, solche Verwendungen entsprechend, sehen . 1005. Denke, man erkla%rte, das so, da# der Aspekt durch ver schiedene, dem visuellen Bild superponierte Vorstellungen und Erinnerungen entstehe. Natu%rlich interessiert mich diese Erkla%run nicht als Erkla%rung, sondern als logische Mo%glichkeit, also begrifflich (mathematisch). 1006. "Das Gru%ne, was ich dort sehe, ist blattha~. Diese Dinge dor augenhaf." (Welche Dinge sind es?) - 1007. Es scheint hier das Objekt des Sehens zu sein, was nicht Objek des Sehens sein kann. Als sagte man, man sehe To%ne. (Aber man sagt ja wirklich, man sehe einen Vokal gelb, oder braun.) 1008. Wie ko%nnte denn Assoziation ein Dauerzustand sein? Wi ko%-nnte ich denn fu%-nf Minuten lang diese Art von Gegenstand m diesen Linien assoziieren? 1009. Was u%berzeugt mich denn, da# der Andere ein gewo%hnliche Bild dreidimensional sieht? -- Da# er's sagt? Unsinn--wie we#i denn, was er mit dieser Versicherung meint? Nun, da# er sich darin auskennt; die Ausdru%cke auf das Bild verwendet, die er auf den Raum anwendet; sich vor eine Landschaftsbild benimmt, wie vor einer Landschaft, etc. etc. 1010. Ich kann von ihm nie wissen, ob er wirklich sieht. Nun, dan kann ich's von mir natu%rlich auch nicht wissen. Denn wie wei# ch, da# ich jetzt das Gleiche so nenne, wie fru%her, und da# ich da Gleiche "gleich" nenne ? 1011. Nun, wie sieht es alles in der dritten Person aus? Und was fu% die dritte Person gilt, gilt dann, so seltsam das scheinen mag, auch f~r die erste. 1012. Denk dir eine physiologische Erkla%rung dafu%r, da# ich eine (A) als Variation des andern (B) sehe. Es ko%nnte sich zeigen, daO wenn ich A als B sehe, auf meiner Retina gewisse Vorga%ng stattfinden, die sich sonst zeigen, wenn ich wirklich B sehe. Und di ko%nnte nun manches in meinem Benehmen erkla%ren. Man ko%nnte zE3 sagen, da# ich mich darum beim Anblick von A benehme, als sa%he ich B, wie ich's gewo%hnlich nicht tue, wenn ich A nicht als B sehe. Abe1 diese Erkla%rung meines Benehmens ist fu%r uns u%berflu%ssig. Ich nehme das Benehmen eben so hin, wie einen Vorgang auf der Retina, ode im Gehirn. Ich will sagen: Die physiologische Erkla%rung ist zuerst scheinba: eine Hilfe, zeigt sich aber dann als blo#er Katalysator der Gedanken. Ich fu%hre sie nur ein, um sie gleich wieder los zu werden. 1013. Denk nur ja nicht, du wu%#test im Vorhinein, was "Zustand des Sehens" in diesem Falle bedeutet! La# dich die Bedeutung dutc:h den Gebrauch LEHREN. 1014. Ha%tte ich mir das Pha%nomen der Vorstellung erkla%ren ko%nnen, 1 wenn mir gesagt worden wa%re: es sa%he Einer mit offenen Ange:n etwas, was nicht vor ihm ist, und zugleich auch, was vor ihm ist, und es wa%ren die beiden Gesichtsobjekte einander nicht im Wege?! 1015. Und es wa%re nun natu%rlich ganz falsch, zu sagen: "Und doch geschieht das Seltsame" oder "das Unglaubliche". Vielmehr ist eber:, was geschieht, nicht seltsam und nur falsch als Seltsames gesehen. 1016. Die alte Ansicht von der Rolle der Anschauung in dte1 Mathematik. Ist diese Anschauung eben das Sehen der Komplexe in verschiedenen Aspekten? 10n1terscheiden? en pe ten e1n pt1sc e v Da# sie von einander sehr verschieden sind, ist klar: Es tritt z.B. in ihre Beschreibung manchmal die Tiefdimension ein, manchmal nicht, manchmal ist der Asgekt eine bestimmte 'Gruppierung', wenn man aber Striche als Gesicht sieht, so hat man sie nicht nur visuell zu e Gruppe zusammengefa#t; man kann die schematische Zeichnung eines Wu%rfels als offene Kiste, oder als soliden Ko%rper sehen, auf de=r Seite liegend, oder stehend; die Figur kann nicht nur atjf zwei, sondern auf sehr viele verschiedene Arten gesehen werden. 1018. Man ha%ngt Bilder, Photographien auf von Landschaften, Innenra%umen, Menschen, und betrachtet sie nicht, wie Werkzeich- nungen. Man liebt, sie anzusehen, wie die Gegensta%nde selbst; man la%chelt die Photographie an, wie den Menschen, den sie zeigt. WL1 lernen nicht, eine Photographie verstehen, wie eine Blaupause. -- Es wa%re freilich mo%glich, da# wir eine Abbildungsart erst mit Mu%he verstehen lernen mu%ssen, um sie spa%ter als natu%rliches Bild gebrauchen zu ko%nnen. Dies mu%hsame Lernen wa%re spa%ter nur noch Gesch1cXie:, und das Bild wu%rden wir nun ebenso betrachten, wie jetzt unsere Photographie. 1019. Es ko%nnte doch auch Menschen geben, die Photographien nicht, wie wir, verstu%nden, sa%hen; die zwar verstu%nden, da# auf diese Weise ein Mensch dargestellt werden kann, die seine Formen auch ungefa%hr nach einer Photographie beurteilen ko%nnten, die aber das Bild doch nicht als Bild sa%hen. Wie wu%rde sich das a%u#ern? Was wu%rden wir als A%u#erung dessen betrachten?? Das ist vielleicht nicht leicht zu sagen. Diese Leute ha%tten vielleicht nicht Freude an Photographien wie wir. Sie wu%rden nicht sagen "Schau, wie er la%chelt!" und dergleichen; sie wu%rden eine Person oft nicht gleich nach dem Bild erkennen; mu%#ten die Photographie lesen lernen und lesen; sie ha%tten Schwierigkeiten, zwei gute Aufnahmen desselben Gesichts als B1lde:1 etwas verschiedener Stellungen zu erkennen. 1020. Wenn mir Einer sagte, er habe die Figur eine halbe Stunde lang ohne Unterbrechung als umgekehrtes F gesehen, so mu%#te ich annehmen, er habe fortwa%hrend an diese Interpretation gedacht, sich damit besch~fi~t. 1021. Es ist, als wa%re der Aspekt etwas, was nur aufleuchtet, aber nicht stehen bleibt; und doch mu# dies eine begr~iche Bemerkung sein, keine psychologische . 1022. Beim Umschnappen des Aspekts erlebt man die zweite Phase in akuter Weise (entsprechend etwa dem Ausruf "Ach, es ist ein . . .!") und hier besch~fi~t man sich ja mit dem Aspekt. Im chronischen Sinne ist er nur die Art und Weise, wie wir die Figur wieder und wieder behandeln. 1023. Ding' und 'Hintergrund' sind visuelle Begriffe, wie rot und rund -- will Ko%hler sagen. Die Beschreibung des Gesehenen schlie#t die Angabe, was Ding und was Hintergrund ist, nicht weniger ein, als die Angabe der Farbe und der Form. Und die Beschreibung ist ebenso unvollsta%ndig, wenn nicht gesagt wird, was Ding, was Grund ist, wie sie es ist, wenn Farbe oder Form nicht angegeben wurden. (ch sehe das eine ebenso unmittelbar, wie das andere -- will man sagen. Und was ist dagegen einzuwenden? Zuerst: wie sich das erkennen la%#t, ob durch Introspektion, und ob Alle darin u%bereinstimmen mussen Denn es handelt sich offenbar um die Beschreibung des subjekt1 Gesehenen. Aber wie lernt man nur, das Subjektive durch Wc? wiedergeben? Und was ko%nnen uns diese Worte bedeuten? Denk, statt um Worte handelte sich's um zeichnerische Wied gabe; und den Wo%rten "dinglich" und dergleichen entspra%che dieser Wiedergabe die Reihenfolge, Ordnung, in der wir die Zei nung anfertigen. (Ich nehme an, wir ko%nnten au#erordentlich ras zeichnen.) Und nun sagte jemand: "Zur Darstellung des Gesehene geho%rt die Reihenfolge ebenso, wie Farben und Formen." -- W hie#e das? Man kann wohl sagen: Es gibt Gru%nde, zum zeichnerisch Beschreiben des Gesehenen nicht nur das gezeichnete Bild, sonde auch die Phrasierung beim Zeichnen zu rechnen. Es geho%rten die Reaktionen des Beschreibenden irgendwie zusammen. In gewisse Beziehung geho%ren sie zusammen, in anderer nicht. 1024. Denkt man an Stro%me in der Netzhaut (oder dergleichen), mo%chte man sagen: "Also ist der Aspekt so gut 'gesehen', wie Fc? und Farbe." Aber wie konnte uns denn so eine Hypothese zu dies U%berzeugung helfen? Nun, sie kommt der Tendenz entgegen, hier 1 sagen, wir sa-hen zwei verschiedene Gebilde. Aber diese Tenden wenn sie zu begru%nden ist, mu# ihren Grund woanders haben. 1025. Der Ausdruck des Aspekts ist der Ausdruck einer Auffassu (also einer Behandlungsweise, einer Technik); aber gebraucht , Beschreibung eines Zustands. 1026. Wenn es scheint, es wa%re fu%r eine solche logische Form ke1 Platz, so mu#t du sie in einer andern Dimension aufsuchen. We hier kein Platz ist, so ist er eben in einer andern Dimension. [Vgl. 1027. In diesem Sinne ist auch auf der Zahlenlinie nicht fu%r Zahlen Platz. Und das hei#t doch: Die Anwendung eines imagina%r Zahlbegriffs ist grundverschieden von der des Begriffs der Anzar etwa; verschiedener, als die mathematischen Operationen allein offenbaren. Man mu# also, um Platz fu%r sie zu gewinnen, zu ih1e Anwendung hinuntersteigen und dann finden sie einen, sozusag ungeahnt, verschiedenen Platz. [Vgl. PU, S. 201 a.] 1028. Wenn diese Konstellation fu%r mich stets und sta%ndig ein Gesic ist, dann habe ich damit keinen Aspekt bezeichnet. Denn das hel da# ich ihr immer als Gesicht begegne, sie als Gesicht behandle; wa%rend das Eigentu%mliche des Aspekts ist, da# ich etwas in ein hineinsehe. So da# man sagen ko%nnte: ich sehe etwas, was garnicht da ist, was nicht in der Figur liegt, so da# es mich u%berrascht, da# ich 's sehen kann (mindestens, wenn ich spa%ter daru%ber reflektiere). 1029. Wenn das Sehen eines Aspekts einem Gedanken entspricht, dann kann es nur in einer Welt von Gedanken ein Aspekt sein. 1030. Wenn ich einen Aspekt beschreibe, so setzt die Beschreibung Begriffe voraus, die nicht zur Beschreibung der Figur selbst geho%ren. 1031. Ist es nicht merkwu%rdig, da# man bei der Beschreibung eines Gesichtseindrucks so ungemein selten das Wandern des Blicks in die Beschreibung einbezieht?! Es wird so gut wie nie einbezogen, wenn der Gegenstand klein, z.B. ein Gesicht ist; obgleich doch auch da de1 Blick fortwa%hrend in Bewegung ist. 1032. Der Aspekt kann plo%tzlich wechseln und es folgt dem Wechsel dann ein neues Betrachten. Man ist sich, z.B., des Gesichtsausdrticks bewu#t, betrachtet ihn. 1033. Ich kann z.B. eine Photographie anschauen und mich mit dem Ausdruck des Gesichts bescha%ftigen, ihn mir sozusagen zu GemDi fu%hren, ohne mir, oder einem Andern, dabei etwas zu sagen. Ich lasse die Augen der Photographie zu mir sprechen. Ich sehe das Bild vielleicht zum ersten mal, als wirkliches Gesicht. 'Gehe auf den Ausdruck ein.' Frage nicht "Was geht dabei vor?", sondern "Was tnt man mit dieser A%u#erung?" 1034. Wir werden uns des Aspekts nur im Wechsel bewu#t. Wie wenn sich Einer nur des Wechselns der Tonart bewu#t ist, aber kein absolutes Geho%r hat. 1035. Wenn man das Mittelmeer auf der Karte bei anderer Kolorierung nicht erkennt, so zeigt das nicht, da# hier wirklicX ein anderer visueller Gegenstand vorliegt. (Ko%hlers Beispiel.)1 Es ko%nnte das ho%chstens einen plausiblen Grund fu%r eine bestimmtce Ausdrucksweise abgeben. Es ist eben nicht das Gleiche, zu sagen "Das zeigt, da# hier wirklich zweierlei gesehen wird" -- und "Unter diese1: Umsta%nden wa%re es besser, von 'zwei verschiedenen Gesichts- objekten' zu reden". 1036. Da# man einen Aspekt durch Gedanken hervorrufen kann, is a%u#erst wichtig, obwohl es das Hauptproblem nicht lo%st. ja, es ist, als wa%re der Aspekt ein unartikulierter Fortklang eine Gedankens. 1037. Ich ho%re zwei Leute reden, verstehe nicht, was sie sagen, ho%r aber das Wort "Bank". Nun nehme ich an, sie spra%chen von Geld. (Das kann sich als richtig oder unrichtig herausstellen.) Habe ic damit das Wort "Bank" in der Bedeutung geho-rt? Anderseits: Es spricht Einer in einer Art Spiel doppeldeutig Wo%rter ohne Zusammenhang; ich ho%re "Bank" und ho%re es in jem Bedeutung. Es ist beinahe, als wa%re dies letztere ein wertlose U%berbleibsel des ersten Vorgangs. 1038. Warum soll nicht die u%berwa%ltigende Neigung, ein gewisse Wort in unserer A%u#erung zu gebrauchen, bestehen? Und wan- sollte dies Wort nicht dennoch irrefu%hrend sein, wenn wir u%ber unse Erlebnis nachdenken ? Ich meine: Warum sollen wir nicht "sehen" sagen wollen, obwo der Vergleich mit dem Sehen in mancher Weise nicht stitnml Warum sollen wir nicht von einer Analogie beeindruckt sein, zu Nachteil aller Verschiedenheiten. Aber darum kann man sich au nicht auf die Worte der Au#erung berufen. Die physiologische Betrachtung verwirrt hier nur. Weil sie vof dem logischen, begrifflichen Problem ablenkt. 1039. Die Verwirrung in der Psychologie ist nicht damit zu erklu%ren da# sie eine "junge Wissenschaft" ist. Ihr Zustand ist mit dem de Physik, z.B., in ihrer Fru%hzeit garnicht zu vergleichen. Eher mit den gewissen Zweige der Mathematik. (Mengenlehre.) Es besteht d na%mlich einerseits eine gewisse experimentelle Methode, andersei Begriffsverwirrung, so wie in manchen Teilen der Mathemati Begriffsverwirrung und Beweismethoden. Wa%hrend man aber in d Mathematik ziemlich sicher sein kann, da# ein Beweis vo Wichtigkeit sein wird, auch wenn er noch nicht recht verstande, ist man in der Psychologie der Fruchtbarkeit der Experiment durchaus nicht sicher. Vielmehr besteht in ihr Problematisches, n1 Experimente, die man fu%r die Methode der Lo%sung der Problem ansieht, auch wenn sie an dem, was uns beunruhigt, ganz vc1 beigehen. [Vgl. PU, S. 232a.] 1040. Man ko%nnte dazu verfu%hrt werden zu glauben, es ga%be ei: bestimmte Art und Weise, wie man Jahreszahlen ausspricht, eine bestimmten Tonfall oder dergleichen. Denn eine Zahl, etwa ei: Hausnummer, wie 1854 kann fu%r mich etwas Jahreszahlhaftes an sich haben. Man ko%nnte glauben, unser Erlebnis sei das einer bestimmte Einstellung des Geistes, die ihn fu%r eine bestimmte Ta%tigkeit bere macht; zu vergleichen also der Stellung des Ko%rpers vor dem Sprung. Hier ist ein sehr verlockender Irrtum. Es ist Erfahrungstatsache, daO diese Stellung eine ha%ufige, oder zweckma%#ige Vorbereitung fu%r dies Ta%tigkeit ist. Wir aber haben nicht gelernt, da# dies Gefu%hl, d:e;se Erfahrung, eine zweckdienliche Vorbereitung der und der Anwen dung der Figur, Zahl, etc. ist. Ausdru%cke wie "Es ist, als zitterte in dem Erlebnis bereits die ku%nftige Verwendung", "Es ist, al innervierten wir schon die Muskeln zu dieser bestimmten Ta%tigke1c", etc. etc. sind nur paraphrasierte A%u#erungen des Erlebnisses. (Als sagt man "Die Liebe zu . . . glu%ht mir im Herzen.") -- Hier haben w:r u%brigens eine Andeutung des Ursprungs der Innervationsempfindung die das Bewu#tsein des Willenakts ausmachen soll. 1041. Ich sage beim Erkennen eines Menschen: "Jetzt seh ich's -- es sind dieselben Zu%ge, nur . . ." -- und es folgt eine Beschreibung der tatsa%chlichen Vera%nderungen. -- Denk dir, ich sagte "Das Gesicht is runder, als es war" -- soll ich sagen, es ist eine Eigentu%mlichkeit des Gesichtsbildes, des Gesichtseindrucks, die mir das zeigt? Freilich, ma wird sagen: "Nein; hier kommt ein Gesichtsbild in eine Erinnerung zusammen." Aber wie kommen diese zusammen? Ja -- es ist als ob hie zwei Bilder verglichen wu%rden. Aber es werden nicht zwei Bilde: verglichen; und wu%rden sie's, so mu%#te man noch immer eines als da des fru%heren Gesichts anerkennen. 1042. Ich kann doch sagen: Ich sehe, da# diese Figur in jener enthalten ist, kann sie aber nicht darin sehen. Diese Beschreibung p#t wohl fu%r diese Figur, aber doch kann ich die Figur nicht de Beschreibung gema%# sehen . Und "sehen" hei#t hier auch nicht "mit einem Schlag erkennen". Denn es ko%nnte wohl sein, da# jemand nicht im Stande wa%re, auf ersten Blick die eine Figur in der andern zu sehen, da# er dies aber ko%nnte, nachdem er das Enthaltensein, sozusagen stu%ckweise, erkanni ha%tte. 1043. Teile ich ihm mittels der beiden Bilder mit, die eine Figur se der andern enthalten, oder, ich erkenne, da# es so sei, so teile ich ihm damit nicht mit, ich sehe die eine in der andern. Worin liegt de1 Unterschied der beiden Mitteilungen? (Ihr Wortausdruck mu# sich nicht unterscheiden.) 1044. Ich kann die Figur nicht als Vereinigung von und sehen, die zusammengeschoben sind, da# sie sich halb u%berdecken, so da# das mittlere schwarze Feld gleichsam doppelt gilt. Wenn nun Einer sagte, er ko%nne die Figur so sehen, ko%nnte ich dies nicht verstehen? Ko%nnte ich es glauben? Sollte ich sagen, dies sei mo%glich -- auch wenn mir derlei noch nie vorgekommen ist? Mu%#te ich sagen "Du meinst eben mit 'so-sehen' etwas anderes als ich" Und wenn ich es anna%hme, was wu%#te ich nun, was ko%nnte ich damit anfangen? (Eine physiologische Verwendung ist natu%rlich wieder vorstellbar.) 1045. Hierher geho%rt die Frage "Was wu%rde mir Einer mitteilen, der sagte, er ko%nne ein regelma%#iges 50-Eck als solches sehen"? W1e wu%rde man seine Aussage pru%fen? Was als Pru%fung gelten lassen? Mir scheint, es ko%nnte nun sein, da# man gar nichts als Besta%tigung dieser Aussage annehmen wu%rde. 1046. "Fu%r mich ist es jetzt dieses Ornament." Das "dieses" mu# erkla%rt werden durch Hinweis auf eine Klasse von Ornamenten. Mati kann etwa sagen "Es sind wei#e Ba%nder auf etwas Schwarzem". Ja -- anders ist es nicht zu erkla%ren. Obgleich man sagen mo%chte: "Es m6 doch einen einfacheren Ausdruck fu%r das geben, was ich sehe!" Und vielleicht gibt es ihn auch. Denn vor allem ko%nnte man den Ausdrt1ck "hervortreten" benu%tzen. Man kann sagen "Diese Teile treten hervor". Und nun kann man sich ja eine primitive Reaktion eines Menschen denken, der dies nicht durch Worte ausdru%ckt, sondern etwa auf die 'hervortretenden' Teile mit dem Finger und einer besondern Geba%rde deutet. Aber dieser primitive Ausdruck wa%re damit noch nicht uivalent dem Wortausdruck "wei#es Bandorn ment". 1047. Es wa%re aber auch das mo%glich: da# eine gro#e Menge von Ausdru%cken, Begriffen, fu%r jemand in diesem Fall ganz 8leichbedeu tend wa%ren. Und sollte man in diesem Fall sagen, der beschriebene Aspekt sei rein optisch? 1048. Es ist aber die Frage: warum die primitive Reaktion des Deutens mit dem Finger ein Ausdruck des so-Sehens genannt werden soll. Ohne weiteres wird man sie doch so nicht nennen ko%nnen. Nur wenn sie sich mit andern Ausdru%cken vereinigt. 1049. Denke, es dru%ckte Einer das so-Sehen immer durch eine Erinnerung aus! Er sagte z.B., jetzt erinnere ihn die Figur an dies, jetzt an jenes, was er einmal gesehen habe. Was ko%nnte ich mit dieser Mitteilung anfangen ? Kann mich etwas eine halbe Stunde lang an diesen Gegenstand erinnern? Es sei denn, da# ich mich mit dieser Erinnerung bescha%ftige 1050. Wenn es sich nun so verha%lt, da# es ein Bedeutungserlebnis zwar gibt, dies aber etwas nebensa%chliches ist, -- wie kann es dann sc sehr wichtig scheinen? Kommt das daher, da# dies Pha%nomen einer gewissen primitiven Deutung unserer Grammatik (Sprachlogik) entgegenkommt? So wie man sich oft vorstellt, es mu%sse die Erinnerung an ein Ereignis ein inneres Bild sein, und wie ja so ein Bild manchmal wirklich existiert. 1051. Wie verschwommen auch mein Gesichtsbild sein mag, so mu# es doch eine bestimmte Verschwommenheit haben, so mu# es doch ein bestimmtes Gesichtsbild sein. Das hei#t wohl, es mu# einer genau passenden Beschreibung fa%hig sein, wobei eben die Beschreibung die gleiche Va8heit haben mu%sse, wie das Beschriebene. -- Aber nun wirf einen Blick auf das Bild und gib eine in diesem Sinne passende Beschreibung! Diese Beschreibung sollte eigentlich ein Bild, eine Zeichnung sein! Aber hier handelt sich's eben nicht um eiu1e verschwommene Kopie eines verschwommenen Bildes. Was wir sehen, ist in ganz anderm Sinne unklar. Und ich glaube, die Lust, v0n einem privaten Gesichtsobjekt zu reden, ko%nnte einem vergehen, wenn man o%fter an dies Gesichtsbild da%chte. Die Abbildungsweise, die sonst mo%glich ist, ist eben hier nicht mo%glich. 1052. Wenn ich sage "Er hat sich im Park auf die Bank gesetzt", so ist es freilich schwierig, dabei an eine Geldbank zu denken, sich ein'e vorzustellen; aber das beweist nicht, da# man sich sonst eine andere Bank vorgestellt ha%tte. Es ko%nnte uns z.B. leicht fallen, wa%hrend des Redens gewisse Bilder zu zeichnen, die der Rede entsprechen, und sehr schwer, dabei Bilder zu zeichnen, die der Absicht, oder dem Zusammenhang der Rede zuwider sind. Aber das wu%rde nicht beweisen, da# wir beim Reden immer zeichnen. 1053. Wenn ich jetzt beim U%berlegen dieser Frage allein den Satz ausspreche "Du mu#t das Geld in die Bank legen" und ihn so undso meine, -- hei#t das, da# in mir beim Aussprechen des Satzes das Gleiche vorgeht, wie wenn ich den Satz bei einer wirklichen Gelegenheit jemand in dieser Bedeutung sage? Was ko%nnte so eine Annahme rechtfertigen? Ho%chstens, da# ich danach sage "lch habe das Wort . . . jetzt in der Bedeutung . . . gemeint". Und hier handelt sich's doch um eine Art optischer Ta%uschung! Denn, was mich im praktischen Gebrauche zu dieser Feststellung berechtigt, ist ja nicht ein das Sprechen begleitender Vorgang. Wenn auch Vorga%nge das Sprechen begleiten ko%nnen, die auf diese Bedeutung hinweisen. (Die Richtung des Blicks z.B.) 1054. Die Schwierigkeit ist, sich unter den Begriffen der 'psy chologischen Erscheinungen' auszukennen. Sich unter ihnen zu bewegen, ohne immer wieder gegen ein Hindernis anzurennen. D.h., man mu# die Verwandtschaften und Unterschiede det Begriffe beherrschen. Wie Einer den U%bergang von jeder Tonart in jede beherrscht, von der einen in die andere modul1ert. 1055. "Ich habe jetzt das Wort . . . in der Bedeutung . . . aus- auszusprechen? Wer sagt "Ich habe jetzt das Wort in der Bedeutung isolieri gesprochen", der spielt ein ga%nzlich anderes Sprachspiel, als der, welcher mir mitteilt, er habe mit dem Wort in jenem Bericht, ode1 Befehl, das gemeint. Und nun ist es also wesentlich, oder unwesentlich, da# er auch im ersten Falle das Wort "meinen" gebraucht. Ist es wesentlich, dann ist dies erste Sprachspiel sozusagen eine Spiegelung des zweiten. Etwa, wie die Schachpartie auf der Bu%hne eine Spiegelung einer wirklichen Schachpartie genannt werden ko%nnte. 1056. Schach in der Vorstellung mit dem Andern spielen: Beide Spieler spielen in der Vorstellung und stimmen miteinander darin u%berein, dieser habe gewonnen, dieser verloren. Sie ko%nnen dann Beide aus dem Geda%chtnis die Partie u%bereinstimmend reproduzieren, sie aufschreiben, erza%hlen. -- Denke Tennis so gespielt. Es wa%re mo%glich. Nur natu%rlich keine U%bung fu%r die Muskeln. (Obwohl sich auch das denken lie#e.) Wichtig ist, da# man auch beim 'Tennis in der Vorstellung' wird sagen ko%nnen "Es ist mir gelungen, den Ball . . .". 1057. Ich ko%nnte doch von einer Schachpartie tra%umen, der Traum hat mir aber vielleicht nur einen Zu des Spiels gezeigt. Dennoch ha%tte ich getra%umt: ich habe eine ScXachpartie gespielt. Man wird dann sagen "Du hast sie nicht wirklich gespielt, du hast es getra%umt". Warum sollte man nicht auch sagen "Du hast das Wort nicht w1rklich so gemeint, du hast es nur getra%umt"? 1058. Vor Gericht, z.B., ko%nnte die Frage ero%rtert werden, wie Einer ein Wort gemeint habe, und es kann auch aus gewissen Tatsachen geschlossen werden, er habe es so gemeint. Es ist eine Frage de1 Absicht. Ko%nnte aber auch jenes andere getra%umte Meinen diese Wichtigkeit haben? [Vgl. PU, S. 214e.] 1059. Aber wie ist es: Wenn ich ein Gedicht, oder ausdrucksvolle Pr sa lese, besonders wenn ich sie laut lese, so geht doch beim Lesen etwas vor, was nicht vorgeht, wenn ich die Sa%tze nur ihrer Information wegen u%berfliege. Ich kann doch, z.B., einen Satz mehr, oder weniger eindringlich lesen. Ich bemu%he mich den Ton genau zu treffen. Dabei sehe ich oft ein Bild, gleichsam eine (llustration, vc)1 mir. Ja ich kann auch einem Wort einen Ton verleihen, der seine Bedeutung, beinahe als wa%re das Wort ein Bild, hervortreten la%#t. Man ko%nnte sich selbst eine Schreibweise denken, in der gewisse Wo%rter durch bildlich Zeichen ersetzt und so hervorgehoben werden. Ja dies geschieht manchmal, wenn wir ein Wort unter- streichen, oder es im Satz fo%rmlich auf ein Postament stelleti. ((". . . there lay a something. . . .")) [Vgl. PU, S. 214g.] 1060. Wenn ich beim ausdrucksvollen Lesen dies Wort ausspreche, so ist es sozusagen mit seiner Bedeutung angefu%llt. Und nun ko%nnte man fragen: "Wie kann das sein?" [Vgl. PU, S. 215a.] 1o61. "Wie kann das sein, wenn Bedeutung das ist, was du glaubst?" Der Gebrauch eines Wortes kann das Wort nicht begleiten, ode1 anfu%llen. Und nun kann ich antworten: Mein Ausdruck war bildlich gebraucht. -- Aber das Bild dra-ngte sich mir auf ch will sagen: Das Wort war von seiner Bedeutung erfu%llt. Wie ich dazu komme, das sagen zu wollen, lie#e sich vielleicht erkla%ren. Warum aber soll ich dann nicht auch 'sagen wollen': ich habe das Wort (isoliert) in dieser Bedeutung ausgesprochen? [Vgl. PU, S. 215a.] 1062. Warum soll mich eine bestimmte Technik der Verwendung de1 Worte "Bedeutung", "meinen" und anderer nicht dazu fu%hren, diese Worte sozusagen in einem bildlichen, uneigentlichen Sinne zu gebrauchen? (So wie ich sage, der Laut e ist gelb.) Ich meine aber nicht: es sei ein Intum -- ich habe das Wort nicht wirklich in diese1 Bedeutung ausgesprochen, sondern mir's nur eingebildet. Nicht so ist es. Ich birde mir ja auch nicht blo# ein, es werde im "Nathan": Schach gespielt. 1063. Das Denken in den Begriffen physiologischer Vorga%nge ist fBr die Klarstellung der begrifflichen Probleme in der Psychologie ho%chst gefa%hrlich. Das Denken in physiologischen Hypothesen spiegelt nns manchmal falsche Schwierigkeiten, manchmal falsche Lo%sungen vor. Die beste Kur dagegen ist der Gedanke, da# ich garnicht wei#, ob de Menschen, die ich kenne, wirklich ein Nervensystem haben. 1o64. Der Fall der 'erlebten Bedeutung' ist verwandt dem des Sehens einer Figur als dies, oder jenes. Wir mu%ssen diese begriffliche Verwandtschaft beschreiben; da# eigentlich beidemal das Gleiche vorliege, sagen wir nicht. 1o65. Wenn du dein F so schreibst , meinst du es als 'verschobenes' F, oder als Spiegel-F? -- Willst du, da# es nach rechts oder da# es nach links schaue? -- Die zweite Frage bezieht sich offenbar nicht auf einen Vorgang, der das Schreiben begleitet. Bei der erster1 Frage k~-nnte man so einen Vorgang denken. 1o66. "Ich sehe, da# das Kind den Hund anru%hren will, sich aber nicht recht traut." Wie kann ich das sehen? -- Ist diese Beschreibung des Gesehenen auf gleicher Stufe mit einer Beschreibung sich bewegender Formen und Farben? Liegt ein Deuten vor? Nun, bedenke, daM dnja auch einen Menschen nachmachen kannst, der etwas angreifen mo%chte, sich aber nicht traut! Und was du nachmachst ist doch ein Benehmen . Aber du wirst dies Benehmen charakteristisch vielleicht nur in einem weiteren Zusammenhang nachahmen ko%nnen. 1067. Man wird auch sagen ko%nnen: Was diese Beschreibung sagt, wird sich irgendwie in der Bewegung und dem u%brigen Benehmen des Kindes, aber auch in der ra%umlichen und zeitlichen Umgebung, ausdru%cken. 1068. Soll ich nun aber sagen, da# ich die Furchtsamkeit in diesem Benehmen -- oder den Gesichtsausdruck -- eigentlich 'sehe'? Warum nicht? Aber damit ist ja der Unterschied zweier Begriffe des Wahrgenommenen nicht geleugnet. Ein Bild des Gesichts ko%nnte die Gesichtszu%ge sehr genau, den Ausdruck aber nicht richtig wiedergeben; es ko%nnte aber auch der Ausdruck a%hnlich sein und de Zu%ge nicht gut getroffen. "A%hnlicher Ausdruck" fa#t Gesichter ganz anders zusammen, als "a%hnliche Anatomie". 1069. Die Frage ist natu%rlich nicht: "Ist es richtig, zu sagen 'ich sehe sein schlaues Blinzeln'?" Was sollte daran richtig oder falsch sein, au#er der Gebrauch der deutschen Sprache? Wir werden auch nicht sagen: "Der naive Mensch hat ganz recht, wenn er sagt, er sahe den Gesichtsausdruck' ' ! 1070. Anderseits mo%chte man aber sagen: Wir ko%nnen doch den Ausdruck, die Schu%chternheit des Benehmens, etc. nicht in demselben Sinne 'sehen', wie die Bewegung, die Formen und Farben. Was ist nun daran? (Physiologisch ist die Frage natu%rlich nicht zu beantwor- ten.) Nun, man sagt eben von der Bewegung und auch von der Freude des Hundes, man sa%he sie. Schlie#t man die Augen, so kann man weder das eine noch das andere sehen. Sagt man aber von dem, er habe alles gesehen, was zu sehen ist, der die Bewegung des Hundes auf irgendeine Weise genau im Bilde wiedergeben ko%nnte, dann mu%#te der die Freude des Hundes nicht erkennen. Ist also die ideale Darstellung des Gesehenen die photographisch (metrisch) genaue Wiedergabe im Bild, dann ko%nnte man sagen wollen: "ich sehe die Bewegung, und merke irgendwie die Freude." Aber bedenke doch, in welcher Bedeutung wir das Wort "sehen" gebrauchen lernen. Wir sagen doch gewi#, wir sehen diesen Menschen, diese Blume, wa%hrend unser Gesichtsbild -- die Farben und Formen -- sich stetig und zwischen den weitesten Grenzen a%ndern. Nun, so gebrauchen wir eben das Wort "sehen". (Glaub nicht, du kannst einen bessern Gebrauch dafu%r fiden, -- einen pha%nomenologischen ! ) 1071. Lerne ich nun die Bedeutung des Wortes "traurig" -- auf's Gesicht angewendet -- ganz so, wie die Bedeutung von "rund" oder "rot"? Nein, nicht ganz so, aber doch a%hnlich. (Ich reagiere ja auch anders auf die Traurigkeit des Gesichts, als auf die Ro%te.) 1072. Schau eine Photographie an; frag dich, ob du nur die Verteilung von dunklern und hellern Flecken, oder auch den Gesichtsausdruck siehst! Frag dich, was du siehst: Wie wa%re es leichter darzustellen: durch eine Beschreibung jener Verteilung von Flecken, oder durch die Beschreibung eines menschlichen Kopfes; und wenn du nun vom Gesicht sagst, es la%chle, -- ist es leichter, die entsprechende Lage und Form der Gesichtsteile zu beschreiben, oder selbst zu la%cheln? 1073. 'Was ich sehe, kann nicht der Ausdruck sein, weil das Erkennen des Ausdrucks von meinem Wissen, meiner Kenntnis des menschlichen Benehmens im allgemeinen, abha%ngt." Aber ist dies nicht blo# eine geschichtliche Feststellung? 1074. Ist es hier, als na%hme ich eine 'vierte Dimension' wahr? Nun,ja und nein. Seltsam ist es aber eben nicht. Woraus du lernen sollst, da# das nicht seltsam ist, was einem beim Philosophieren so vorkommt. Wir nehmen an: das Wort . . . mu%#te doch eigentlich so gebraucht werden (dieser Gebrauch fa%llt uns als Prototyp ein) und dann finden wir den normalen Gebrauch ho%chst seltsam. 1075. "Was ich eigentlich sehe, mu# doch das sein, was in mir durch Einwirkung des Objekts zustandekommt." -- Das, was in mir zustandekommt, ist dann so etwas wie ein Abbild, etwas, was man selbst wieder anschauen, vor sich haben ko%nnte. Beinahe so etwas w1e eine Materialisation . Und diese Materialisation ist etwas Ra%umliches und mu# sich ganz in ra%umlichen Begriffen beschreiben lassen. Sie kann dann zwar la%cheln, aber der Begriff der Freundlichkeit geho%rt nicht zu ihrer Darstellung, sondern ist dieser Darstellung fremd (wenn er ihr auch dienen kann). [Vgl. PU, S. 199g-] 1076. Wer z.B. imstande wa%re, dieses Bildnis genau zu kopieren, -- sollte ich von dem nicht sagen, er sa%he alles, was ich sehe? Und er mu%#te den Kopf garnicht als Kopf, oder als etwas Ra%umliches ansprechen; und wenn auch das, so brauchte ihm der Ausdruck nichts zu sagen. Und wenn dieser nun zu mir spricht, -- sollte ich sagen, ich sehe mehr, als der Andere? Ich ko%nnte es sagen. 1077. Aber ein Maler kann doch ein Auge malen, da# es starrt; so 1nu# also sein Starren sich durch die Verteilung der Farbe auf der Fla%che beschreiben lassen. Aber wer es malt, mu# diese Verteilung nicht beschreiben konnen. 1078. Verstehen eines Musikstu%cks -- Verstehen eines Satzes. Man sagt, ich verstehe eine Redeweise nicht wie ein Einheimischer , wenn ich zwar ihren Sinn kenne, aber, z.B., nicht wei#, was fu%r eine Klasse von Leuten sie verwenden wu%rde. Man sagt in so einem Falle, ich kenne die genaue Schattierung der Bedeutung nicht. Wenn man aber nun da%chte, man empfa%nde beim Aussprechen des Wortes etwas anderes, wenn man diese Schattierung kennt, so wa%re dies wieder unrichtig. Aber ich kann z.B. unza%hlige U%berga%nge machen, die der Andere nicht machen kann. 1079. Man mo%chte doch sagen: "Das Seelenleben des Menschen la%#t sich garnicht beschreiben; es ist so ungemein kompliziert und voll vor: kaum greifbaren Erlebnissen. Es gleicht gro#enteils einem Brauen 188 farbiger Nebel, in dem jede Form nur Durchgang zu anderen Formen, zu anderen Durchga%ngen ist. -- Ja, nimm nur das visuelle Erlebnis! Dein Blick wandert beinahe unaufho%rlich; wie ko%nntest du es beschreiben?" -- Und doch beschreibe ich's! -- "Aber das ist nur eine ganz rohe Beschreibung, sie beschreibt dein Erlebnis eigentlich nur in den gro%bsten Zu%gen." -- Aber ist dies eben nicht, was ich Beschreibung meines Erlebnisses nenne? Wie komme ich denn zum Begriffeiner Art Beschreibung, die ich unmo%glich geben kann? 1080. Denk, du blickst auf stro%mendes Wasser. Das Bild der Oberfla%che a%ndert sich fortwa%hrend. Lichte und Dunkelheiten tauchen u%berall auf und verschwinden. Was wu%rde ich eine 'genaue Beschreibung' dieses Gesichtsbildes nennen? Ich wu%rde nichts so nennen. Sagt Einer, er la%#t sich nicht beschreiben, so kann man antworten: Du wei#t nicht, was eine Beschreibung zu nennen wa%1e . Denn die genaueste Photographie, z.B., wu%rdest du nicht als genaue Darstellung deines Erlebnisses anerkennen. Genauigkeit gibt es in diesem Sprachspiel nicht. (Na%mlich so, wie ein Ro%ssel nicht im Damespiel.) 1081. Die Beschreibung des Erlebnisses beschreibt nicht einen Gegenstand. Sie kann sich der Beschreibung eines Gegenstands bedienen. Und dieser Gegenstand ist manchmal der, welchen man anschaut, manchmal (Photographie) nicht. Der Eindruck -- mo%chte ich sagen -- sei kein Gegenstand. 1082. Wir lernen Gegensta%nde beschreiben, und dadurch, in anderm Sinne, unsere Empfindungen. 1083. Ich schaue in das Okular eines Instruments und zeichne, oder male ein Bild dessen, was ich sehe. Wer es ansieht, kann sagen: "Also so schaut es aus" -- aber auch "Also so erscheint es dir". Ich ko%nnte das Bild eine Beschreibung des Angeschauten, aber auch eine Beschreibung meines Gesichtseindrucks, nennen. 1084. "Der Eindruck ist verschwommen" -- 'also ist der Gegenstand in meinem Bewu#tsein verschwommen'. 1085. Den Eindruck kann man nicht betrachten, darum ist er kein Gegenstand. (Grammatisch.) Denn man betrachtet den Gegenstand nicht, um ihn zu a%ndern. (Das ist ei entlich, was Leute damit meinen: die Gegensta%nde existierten 'unabha%ngig von uns'.) 189 1086. "Der Sessel ist der gleiche, ob ich ihn betrachte oder nicht" -- das mu%#te nicht wahr sein. Menschen werden oft verlegen, wenn man sie anschaut. "Der Sessel fa%hrt fort zu existieren, ob ich ihn anschaue oder nicht." Das ko%nnte ein Erfahrungssatz, oder es ko%nnte grammatisch aufzufassen sein. Man kann aber auch einfach an den begrifflichen Unterschied zwischen Sinneseindruck und Objekt dabe1 denken. [Vgl. Z 427.] 1087. Deutsche Hauptwo%rter in kleinem Druck bei gewissen moder- nen Dichtern. Ein deutsches Hauptwort in kleinem Druck sieht fremdartig aus, man mu# es aufmerksam lesen, um es zu erkennen. Es soll uns neu vorkommen, als ha%tten wir es jetzt zum ersten Mal gesehen. -- Was aber interessiert mich daran? Dies, da# der Eindruck zuerst nicht genauer beschrieben werden kann, als durch Worte wie "seltsam", "ungewohnt". Spa%ter erst folgen sozusagen Analysen des Eindrucks. (Die Reaktion des Zuru%ckschreckens vor dem seltsam geschriebenen Wort.) 1088- Wir lehren Einen die Bedeutung des Wortes unheimlich ' indem wir es mit einem gewissen Benehmen in gewissen Situationen in Zusammenhang bringen (aber nicht: das Benehmen so nennen) . Er sagt nun in solchen Situationen, es sei ihm unheimlich; und einmal auch, das Wort "ghost" habe etwas Unheimliches. -- Inwiefern war das Wort "unheimlich" von Haus aus die Bezeichnung eines Gefu%hls? Wenn Einer davor zuru%ckscheut, in ein dunkles Zimmer zu gehen, warum soll ich dies und A%hnliches die A%u#erung eines Gefu%hls nennen? Denn "Gefu%hl" la%#t uns ja doch an Empfindung ur1d Sinneseindruck denken, und dies wieder sind die Gegensta%nde, die unsere Seele unmittelbar vor sich hat. ((Ich will hier einen logischen Schritt machen, der mir sehr schwer fa%llt.)) 1089. "Was wei# ich von den Gefu%hlen des Andern, und was wei# ich von den meinen?" hei#t, da# die Erfahrung, als Gegenstand aufgefa#t, aus der Betrachtung herausfiele. 1090. Kann denn etwas merkwu%rdiger sein, als da# der Rhythmus des Satzes fu%r sein genaues Versta%ndnis von Wichtigkeit sein soll! 1091. Es ist, als teilte uns der etwas mit, der den Satz als Mitteilung ausspricht, aber auch der Satz als blo#es Beispiel. 1092. Es ist ja klar, da# die Beschreibungen der Eindru%cke die Form der Beschreibung 'a%u#erer' Gegensta%nde haben -- mit gewissen Abweichungen. (Einer gewissen Vagheit, z.B.) Oder auch: Soweit die Beschreibung des Eindrucks der Beschreibung eines Gegenstandes gleichsieht, ist sie eine Beschreibung eines Gegenstandes der Wahrnehmung. (Darum sollte die Be- trachtung des zweia%ugigen Sehens den einigerma#en beunruhigen, der vom visuellen Gegenstand redet.) 1093. "Das Denken ist ein ra%tselhafter Vorgang, von dessen vollem Versta%ndnis wir noch weit entfernt sind." Und nun stellt man Experimente an. Offenbar, ohne sich bewu#t zu sein, worin das Ra%tselhafte des Denkens fu%r uns liegt. Die experimentelle Methode tut etwas; da# sie das Problem nicht lo%st, schiebt man darauf, da# sie noch in ihren Anfa%ngen liegt. Es ist, als wollte man durch chemische Experimente feststellen, was Materie, und was Geist ist. 1094. Wer den Gesichtseindruck beschreibt, beschreibt die Ra%nder des Gesichtsfelds nicht. Ist dies eine Unvolkommenheit unserer Beschreibungen? Schlie#e ich das linke Auge und drehe dann die Augen, soweit ich nur kann nach rechts, so sehe ich 'aus dem Augenwinkel' noch einen Gegenstand aufgla%nzen. Ja, ich ko%nnte eine beila%ufige Beschreibung von diesem Eindruck geben. Ich ko%nnte auch eine Zeichnung von ihm herstellen, und sie wu%rde vielleicht Dunkelheiten und einen dunkeln, verlaufenden Rand zeigen: aber richtig verstehen, verwen- den ko%nnte nur der dies Bild, der wei#, in welcher Situation es zu verwenden ist. D.h.: er ko%nnte nun auch ein Auge schlie#en, soweit wie mo%glich nach rechts schauen, und sagen, auch er habe diesen Eindruck, oder: der seine weiche von meinem Bild in dieser oder jener Weise ab. 1095. Da# wir mit gewissen Begriffen rechnen, mit andern nicht, zeigt nur, wie verschiedener Art die Begriffswerkzeuge sind (wie wenig Grund wir haben, hier je Einfo%rmigkeit anzunehmen). [Vgl. Z 347.] 1096. Turings 'Maschinen'. Diese Maschinen sind ja die Menschen, welche kalkulieren. Und man ko%nnte, was er sagt, auch in Form von Spielen ausdru%cken. Und zwar wa%ren die interessanten Spiele solche, bei denen man gewissen Regeln gema%# zu unsinnigen Anweisungeio gelangt. Ich denke an Spiele a%hnlich dem "Wettrennspiel". Man erhielte etwa den Befehl "Setze auf die gleiche Art fort", wenn dies keinen Sinn ergibt, etwa, weil man in einen Zirkel gera%t; denn jener Befehl hat eben nur an gewissen Stellen Sinn. (Watson.) 1o97. Eine Variante des Cantor schen Diagonalbeweises: N = F (k,n) sei die Form der Gesetze fu%r die Entwicklung von Dezimalbru%chen. N ist die n-te Dezimalstelle der k-ten Entwicklung. Das Gesetz der Diagonale ist dann: N = F(n,n) = Def. F ' (n). Zu beweisen ist, da# F '(n) nicht eine der Regeln F(k,n) sein kann. Angenommen, es sei die 1o0ste. Dann lautet die Regel zur Bildung vonF'(1) F(1,1) von F '(2) F (2, 2) etc. aber die Regel zur Bildung der 10osten Stelle von F '(n) wird F(100, 100); d.h., sie sagt uns nur, da# die 100ste Stelle sich selber gleich sein soll, ist also fu%r n = 100 keine Regel. Die Spielregel lautet "Tu das Gleiche, wie . . .!" -- und im besondern Fall wird sie nun "Tu das Gleiche, wie das, was du tust!" [Vgl.Z694.] 1098. Der Begriff des 'Ordnens' der Rationalzahlen z.B. und der 'Unmo%glichkeit', die Irrationalzahlen so zu ordnen. Vergleiche das mit dem, was man 'Ordnen' von Ziffern nennt. Gleicherma#en der Unterschied zwischen dem 'Zuordnen' einer Ziffer (oder Nu#) 2u einer andern und dem 'Zuordnen' aller ganzen Zahlen zu den geraden Zahlen; etc. U%berall Begriffsverschiebungen. [Vgl. Z 707.] 1099. Die Beschreibung des subjektiv Gesehenen ist nahe oder entfernt verwandt der Beschreibung eines Gegenstands, aber funktio-- niert nicht als Beschreibung eines Gegenstands. Wie vergleicht man Gesichtsempfindungen? Wie vergleiche ich meine mit des Andern Gesichtsempfindungen? [Vgl. Z 435.] 1100. Das menschliche Auge sehen wir nicht als Empfa%nger, es scheint nicht etwas einzulassen, sondern auszusenden. Das Oh1 empfa%ngt; das Auge blickt. (Es wirft Blicke, es blitzt, strahlt, leuchtet.) Mit dem Auge kann man schrecken, nicht mit dem Ohr, der Nase. Wenn du das Auge siehst, so siehst du etwas von ihm ausgehen. Du siehst den Blick des Auges. [Vgl. Z 222.] 1101- Wenn du nur von deinen physiologischen Vorurteilen wegkommst, wirst du garnichts daran finden, da# das Blicken des Auges auch gesehen werden kann." Ich sage ja auch, ich sehe den Blick, den du dem Andern zuwirfst. Und wollte man mich verbessern und sagen, ich sa%he ihn eigentlich nicht, so hielte ich das fu%r e1ne Dummheit. Anderseits habe ich mit meiner Redeweise nicht etwas zugegeben, und ich widerspreche dem, der mir sagt, ich sa%he den Blick 'geradeso' wie die Gestalt und Farbe des Auges. Denn das 'naive Sprechen', d.h. unsere naive, normale, Ausdrucks- weise, entha%lt ja keine Theorie des Sehens -- zeigt dir keine Theorie, sondern nur einen Begriffdes Sehens. [Vgl. Z 223.] 1102. Und wenn Einer sagt "Ich sehe eigentlich nicht das Blicken, sondern nur Formen und Farben", -- widerspricht der der naiven Ausdrucksweise? Sagt er, der war im Unrecht, der sagte, er habe= meinen Blick wohl gesehen, gesehen, da# dieses Menschen Augen starren, ins Leere blicken, etc.? Doch gewi# nicht. Was wollte also der Purist tun? Will er sagen, es sei richtiger, hier ein anderes Wort statt des Wortes "sehen" zu gebrauchen? Ich glaube, er will nur auf eine Scheide zwischen Begriffen aufmerksam machen. Wie stellt denn das Wort "sehen" die Wahrnehmung zusammen? Ich meine: es kann sie zusammennehmen als Wahrnehmungen mit dem Auge; denn wir spu%ren ja das Sehen nicht im Auge. Aber eigentlich scheint der, der auf der Richtigkeit unserer normalen Ausdrucksweise besteht, zu sagen: da# im Gesichtseindruck das alles enthalten sei; da# das subjektive Auge sowohl Form als Farbe, als Bewegung, als Ausdruck und Blick (Richtung nach au#en) habe. Da# man den Blick, sozusagen, nicht w0anders spu%rt. Aber das hei#t nicht: 'woanders als in den Augen', sondern: woanders als im Gesichtsbild. Aber wie wa%re es denn, wenn's anders wa%re? Etwa so, da# ich sagte: "Ich sehe in diesem Auge= die und die Formen, Farben, Bewegungen, -- das hei#t, es blickt jetzt freundlich", als zo%ge ich also einen Schlu#. -- Man ko%nnte also sagen= Der Ort des wahrgenommenen Blickes ist das subjektive Auge, das Gesichtsbild des Auges, selber. 1103. Vor allem kann ich mir sehr wohljemand denken, der zwar ein Gesicht ho%chst genau sieht, es z.B. genau portra%tieren kann, abeie seinen la%chelnden Ausdruck nicht als La%cheln erkennt. Zu sagen, sein Sehen sei mangelhaft, fa%nde ich absurd. Und zu sagen, da# sein subjektiver Gesichts egenstand eben nicht la%chle, obwohl er alle Farben und Formen des meinen hat, ebenso absurd. 1104. D.h.: wir ziehen hier eine begriffliche Grenze (und sie hat mit physiologischen Meinungen nichts zu tun). 1105. Der Glanz, oder die Spiegelung: Wenn ein Kind malt, so wird es diese nie malen. Ja es ist beinahe verblu%ffend, da# sie durch die gewo%hnlichen O%l- oder Wasserfarben dargestellt werden ko%nnen. [Vgl. Z 370.] 193 I--1102 1106. Wer sieht, da# jemand die Hand ausstreckt, um etwas zu beru%hren, sich aber davor scheut, der sieht doch, in einem gewissen Sinne, dasselbe wie Einer, der die Bewegung der Hand in allen Einzelheiten nachahmen, oder durch Zeichnungen darstellen kann, sie aber nicht so zu deuten vermag. 1107. Wenn jemand sagt: Die Form, die Farbe, die Organisation, der Ausdruck, sind doch alle, offenbar, (fu%r jeden Unvoreingenom- menen) Eigenschaften, Zu%ge, des subjektiv Gesehenen, des unmittel- baren Gesichtsobjekts, -- so verra%t ihn hier das Wort "offenba1" "Offenbar" ist es darum, weil's Jeder zugibt; und er gibt es nur durch den Sprachgebrauch zu. Man begru%ndet also hier einen Satz durch ein Bild. 1 Wenn Einer sagt: Die Form, die Farbe, die Organisation, der Ausdruck, sind doch alle, offenbar, Eigenschaften des unmittelbar Gesehenen (meines Gesichtsobjekts) -- so stu%tzt er seine Meinung auf ein Bild. -- Denn, wenn Einer 'zugibt', alles dies sei eine Eigenschaf seines unmittelbaren Gesichtsobjekts, -- was teilt er uns mit? Wenn der z.B. zu einem Andern sagt "Es geht mir auch so", was kann ich nu daraus schlie#en? (Wie, wenn diese volle U%bereinstimmung auf einem Mi#versta%ndnis beruhte?) 1108. Jenes Bild ist ja nur eine lllustration zur Methodologie unsere Sprache. Wenn wir wirklich Alle geneigt sind, dies Bild treffend zu finden, so hat dies etwa psychologisches Interesse, ersetzt aber ein begriffliche Untersuchung nicht. 1 109. "Methodologie" kann man zweierlei nennen: Eine Beschrei bung der Ta%tigkeiten, die man, z.B., "Messen" nennt, einder: Zweig der menschlichen Naturgeschichte, der uns die Begriffe de Messens, der Genauigkeit, etc. in ihren Varianten versta%ndlich machen wird; oder aber einen Zweig der angewandten Physik, di Lehre davon, wie man am besten (genauesten, bequemsten, etc.) d und das unter den und den Umsta%nden mi#t. [Vgl. PU, S. 225a.] 1110. Ich sage ihm "A%ndere deine Einstellung so: . . " -- er tut e und nun hat sich etwas in ihm gea%ndert. 'Etwas'? Seine Einstellung h sich gea%ndert; und diese A%nderung kann man nun beschreiben. D Einstellung 'etwas in ihm' zu nennen, ist irrefu%hrend. Es ist, a ko%nnten wir nun dunkel ein Etwas sehen, oder fu%hlen, was sicl gea%ndert hat und 'die Einstellung' genannt wird. Wa%hrend alles kla zu Tage liegt, -- die Worte "eine neue Einstellung" aber eben richt eine Empfindung bezeichnen. 1. Wie sieht die Beschreibung einer 'Einstellung' aus? Man sagt z.B.: "Sieh von diesen Flecken ab und auch von dieser kleinen Unregelma%#igkeit, und schau es als Bild eines . . . an!" "Denk dir das weg! Wa%r's dir auch ohne dieses . . . unangenehm?" Man wird doch sagen, ich a%ndere mein Gesichtsbild -- wie durch Blinzeln, oder Weghalten eines Details. Dieses "Absehen von . . ." spielt doch eine ganz a%hnliche Rolle, wie etwa die Anfertigung eines neuen Bildes. [Vgl. Z 204.] 1112. Nun wohl, -- und das sind gute Gru%nde dafu%r, zu sagen, wir ha%tten durch unsre Einstellung unsern Gesichtseindruck gea%ndert. D.h., es sind (dies) gute Gru%nde, den Begriff 'Gesichtseindruck' so zu begrenzen. [Vgl. Z 205.] 1113. Das Wort "Organisation" vertra%gt sich sehr gut mit dem Begriff 'Zusammengeho%rigkeit'. Es scheint hier eine Reihe einfacher Modifikationen des Gesichtseindrucks zu geben, die alle eigentlich 'optisch' sind. Man kann aber eben in verschiedenen Aspekten noch ganz andere Dinge tun, als Teile trennen und zusammennehmen, oder unterdru%cken und hervorheben. 1114. Ich kann doch etwas bestimmtes, eine bestimmte Eigen- tu%mlichkeit des Vorgangs des Kopierens einer Zeichnung "zusam- menfassen" nennen. Ich kann dann sagen, Einer fasse bei der zeichnerischen Wiedergabe -- oder bei der Beschreibung, die Figur so zusammen, organisiere sie so. (Freilich ha%tte es damit in manchen Fa%llen Schwierigkeiten; z.B. im Fall Hase-Ente.) 1115. Man sagt nun: Ich kann Striche beim Kopieren zusammen- nehmen, aber auch blo# durch die Aufmerksamkeit. A%hnlich, wie ich im Kopfe, so wie auf dem Papier, rechnen kann. 1116. Kann die Gestaltpsychologie die verschiedenen Organisationen, die sich ins unorganisierte Gesichtsbild einfu%hren lassen, klassifizieren; kann sie die mo%glichen Arten der Modifikationen, die die Gestal- tungsfa%higkeit unseres Nervensystems hervorrufen kann, ein fu%r allemal angeben? Wenn ich den Punkt als Auge sehe, das in dieser Richtung schaut, -- in welches System von Modifikationen pa#t dieser Aspekt? (System von Formen und Farben.) 1117. Es ist z.B. irrefu%hrend, glaube ich, wenn Ko%hler1 die spontanen Aspekte der Figur damit beschreibt: die Striche, die in einem Aspekt zum gleichen Arm geho%ren, geho%ren nun zu verschiedenen Armen. Das klingt, als handelte es sich hier wieder u1n ein Zusammennehmen dieser Radien. Wa%hrend doch die Radien, die fru%her zusammengeho%rten, auch jetzt zusammengeho%ren; nur umgrenzen sie einmal einen 'Arm', einmal einen Zwischenraum. 1118. Ja, du kannst wohl sagen: Zur Beschreibung dessen, was du siehst, deines Gesichtseindrucks, geho%rt nicht blo#, was die Kopie zeigt, sondern auch die Angabe z.B., du sa%hest dies 'solid', das andere 'als Zwischenraum'. Es kommt eben hier darauf an, was wir wissen wollen, wenn wir Einen fragen, was er sieht. 1119. "Aber ich kann doch offenbar im Sehen Elemente (Striche z.B.) zeusammennehmen!" Aber warum nennt man es "zusammen- nehmen"? Warum braucht man hier ein Wort -- wesentlich -- das schon eine andere Bedeutung hat? (Es ist hier natu%rlich wie im Fall des Wortes "Kopfrechnen".) [Vgl. Z 2o6.] 1120. Wenn ichJemandem sage: "Nimm diese Striche (oder anderes) zusammen!" was wird er tun? Nun, Verschiedenes, je nach den Umsta%nden. Vielleicht soll er sie zu zwei und zwei za%hlen, ode1 in eine Lade legen, oder anblicken, etc. [Vgl. Z 207.] 1121. Ist denn die Zeichnung selber, die du ansiehst, organisiert? Und wenn du sie so und so 'organisiert' siehst, siehst du da mehr, als vorhanden ist? 1122. Organisiere diese Dinge!" -- Was hei#t das? Etwa: "ordne sie". Es ko%nnte hei#en: bring Ordnung in sie, -- oder auch: lein dich unter ihnen auskennen, lerne sie beschreiben; lerne sie durch ein System, durch eine Regel, beschreiben. 1123. Die Frage ist wieder: Was teile ich Einem durch die Worte mit "Ich nehme jetzt die Striche mit dem Blick so zusammen"? Man kann diese Frage auch so stellen: Zu welchem Zweck sage ich Einem "Nimm diese Striche mit dem Blick so zusammen!" -- Es ist hiet= wieder eine A%hnlichkeit mit der Aufforderung "Stell dir das vor!" 1124. Jedem Denken kleben die Eierschalen seines Ursprungs an. Man kennt es dir an, im Kampf womit du aufgewachsen bist. Welche Anschauungen die deinen gezeugt; von welchen du dich dann hast losmachen mu%ssen. 1125- Das Bild organ1s1ert s1ch unter unserm B 1ck nicht- 1126. Es ist vielleicht wichtig, zu bedenken, da# ich eine Figur heute so sehen, auffassen, kann, morgen anders, und kein 'Umschnappen' stattgefunden haben mu#. Ich ko%nnte z.B. eine Illustration in einem Buch heute so auffassen und gebrauchen, morgen der gleicher1 Illustration auf einer spa%teren Seite begegnen, wo sie anders aufzufassen ist, ohne da# ich merke, da# es wieder die gleiche Figur ist. 1127. Ko%nnte Einer seine Zuverla%#igkeit dartun, indem er sagte: ' "Es ist wahr; und sieh', ich glaube es! " 1128. Ko%nnte man sagen: es spiegelt sich eine Auffassung, eine Technik, im Erleben? Was doch nur hei#t: Wir verwenden den Ausdruck, den wir fu%r eine Technik gelernt haben, in einem Erlebnisausdruck (nicht: als Bezeichnung eines Erlebnisses). 1129. Warum soll denn eine Sprechweise nicht fu%r ein Erlebnis verantwortlich sein? 1130. Ha%tte es einen Sinn, einen Komponisten zu fragen, ob man eine Figur so oder so ho%-ren soll, wenn das nicht auch hei# t, ob man sie= auf diese, oder jene Weise spielen soll? 1131. Erinnerung: "Ich sehe uns noch an jenem Tisch sitzen." -- Aber habe ich wirklich das gleiche Gesichtsbild -- oder eines von denen, welche ich damals hatte? Sehe ich auch gewi# den Tisch und meinen Freund vom gleichen Gesichtspunkt wie damals, also mich selbst nicht?--Mein Erinnerungsbild ist nicht Evidenz jener vergangenen Situation; wie eine Photographie es wa%re, die, damals aufgenommen , mir jetzt bezeugt, da# es damals so war. Das Erinnerungsbild und die Erinnerungsworte stehen aufgleicher Stufe. [Vgl. Z 650.] 1132. Warum sollte man nicht sich selbst widersprechende Sa%tze ausschlie#en: nicht, weil sie sich selbst widersprechen, sondern weil sie nutzlos sind? Oder so: Darum, weil sie sich selbst widersprechen, braucht man sie ja nicht wie etwas Unreines scheuen; man schlie#e sie aus, weil sie zu nichts brauchen sind. 1133. Du mu#t mit der Vorstellung Ernst machen, da# es ja wirklich in einer Sprache ein Wort geben ko%nnte, welches Schmerzbenehmen, und nicht Schmerz, bezeichnet. 1134. Er fragt "Was hast du mit dem Wort gemeint?" -- Ich beantworte die Frage und setze hinzu: "Ha%ttest du mich fru%her gefragt, so ha%tte ich das gleiche geantwortet; meine Antwort war nicht eine Deutung, die mir jetzt eingefallen ist." So war sie mir schon fru%her eingefallen? Nein. -- Und wie konnte ich dann sagen: "Ha%ttest du mich fru%her gefragt, so ha%tte ich . . ."? Woraus schlo# ich es? Ans garnichts. Was teile ich ihm mit, wenn ich diesen Konditional ausspreche? Etwas, was manchmal von Wichtigkeit sein kann. 1135. Er wei# z.B. jetzt, da# keine Sinnesa%nderung in mir vor- gegangen ist. Es macht auch Unterschied, ob ich antworte, ich ha%tte die Worte 'nur so vor mich hin gesagt', ohne etwas mit ihnen zu meinen; oder, ich habe den und den mit ihnen gemeint. Es ha%ngt manches davon ab. Es ist auch nicht gleichgu%ltig, ob jemand mir sagt "Ich liebe sie", weil ihm die Worte eines Gedichts im Kopf herumgehen, oder ob er's sagt, mir seine Liebe zu gestehen. 1136. Ist es aber nicht sonderbar, da# es so eine Reaktion, so ein Gesta%ndnis der Intention gibt? Ist es nicht ein ho%chst merkwu%rdiges Sprachinstrument? Was ist eigentlich merkwu%rdig daran? Nun, -- es ist schwer vorstellbar, wie der Mensch diesen Wortgebrauch lernt. Er ist gar so subtil. [Vgl. Z 39.] 1137. Aber ist er wirklich subtiler, als der der Worte "Ich habe mir ihn vorgestellt", z.B.? Ja, merkwu%rdig, sonderbar, ist jede solche Sprachverwendung, wenn man nur auf die Betrachtung der Beschreibungen physikalischer Gegensta%nde eingestellt ist. [Vgl. Z 40. ]